Connect with us

Gesundheit

Dr. Philipp Born sprach in der von Kunhardt Akademie über mentale Stärke

Veröffentlicht

am

Michael von Kunhardt (links) und Dr. Philipp Born Vortrag Philipp Born

DEHRN Motivierende Selbstgespräche, konstruktiver Umgang mit Niederlagen, die Kraft der Pausen und wie ein mentaler Anker in der Sporttasche hilft: Die mentale Stärke auf dem Tennisplatz stand im Mittelpunkt eines anschaulichen und spannenden Vortrags, den der Sportwissenschaftler und Ex-Bundesliga-Tennisprofi Dr. Philipp Born am Samstag in der von Kunhardt Akademie in Dehrn gehalten hat.

Mentale „Teflonschicht“ und Selbstgespräche verhelfen zu “big points”

Der Co-Referent überzeugte mit seinem lebendigen und vielfältigen Vortrag die TeilnehmerInnen, die in der von Kunhardt Akadmie in Präsenz oder online an der Ausbildung zum Sportmentalcoach teilnahmen. Born ist Dozent für Tennis an der Deutschen Sporthochschule in Köln, spielt aktiv bei den Herren 30 in der Bundesliga und ist in der Tennis-Szene als Sportwissenschaftler, Trainer und Spieler bekannt. Er sei „quasi auf dem Tennisplatz aufgewachsen“, verriet er mit Blick auf seine tennisbegeisterte Familie.

Anzeige

Sein Thema „Mentale Stärke im Sport am Beispiel Tennis“ präsentierte er mit einer sehr guten Mischung aus sportwissenschaftlichen Studienergebnissen und vielen Insights aus dem Profitennis. So konnte er mentale Prozesse, die – nicht nur im Tennis – Sport permanent ablaufen und häufig den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachen, besonders nachvollziehbar machen.

Anzeige

Die Anekdoten reichten von eigenen Erlebnissen über typische Rituale und Verhaltensmuster bei Tennisgrößen wie der selbstsicheren Venus Wiliams, Roger Federer – der während seiner Jugend zu Wutausbrüchen auf dem Tennisplatz neigte -, Angelique Kerber bis zurück zum emotionalen Björn Borg. Das legendäre YouTube-Video „Tommy Haas talking to himself“ zeige die Kraft der Selbstgespräche auf dem Court und sei ein typisches Beispiel dafür, wie wichtig es im Tennis ist, sein eigener Coach zu werden – denn auf dem Platz ist das Coachen von außen verboten. Eine weitere Eigenheit des Tennissports: Erst in den höheren Ligen gibt es offizielle Schiedsrichter – vorher muss man also auch die Fähigkeit entwickeln, Konflikte zu lösen, wenn eine Spielsituation unterschiedlich bewertet wird.

Grundsätzliche könne mentale Stärke auf mehreren Ebenen entwickelt und genutzt werden: „Sie kann auf Situationen bezogen sein oder auf die eigene Persönlichkeit“, so Born. Eine Teilnehmerin sprach in Bezug auf mentale Stärke davon „sich eine Art Teflonschicht zuzulegen“. Born sprach von einer Art „Schutzmauer“. So könne man den Umgang mit Niederlagen aktiv üben, Resilienz entfalten, ebenso wie die Fähigkeit, ruhig und konzentriert zu bleiben. Hier seien die zahlreichen Pausen während eines Tennismatches sehr hilfreich. Natürlich gehe es dabei um einen ständigen Wechsel von Anspannung und Entspannung – gleichzeitig könne man die Pausen wunderbar nutzen, um sich selbst mental immer wieder neu zu stärken. „Man kennt die Tennisspielerinnen und -spieler, die ein Handtuch über dem Kopf haben in den Pausen: sie schaffen sich kurz eine eigene Welt.“

Philipp Born selbst hat sich einige wichtige Stichpunkte als „mentalen Anker“ auf einen Zettel notiert, den er bei Bedarf sofort aus seiner Sporttasche ziehen kann, um sich im Handumdrehen wieder mental zu stärken. Auch das physische Wegdrehen vor einer herausfordernden Situation auf dem Platz sei häufig zu beobachten: „Auch hier geht es darum, mit Stress und Druck gut klarzukommen und in einen eigenen Flow zu kommen“, so der Tennis-Experte. Da gerade im Profisport „nur gute Spielerinnen und Spieler auf dem Platz sind“, werde viel „im Kopf“ gewonnen und so sei es eben durchaus möglich, trotz körperlicher Müdigkeit ein Spiel zu gewinnen, wenn man mental stark bleibe.

„Jeder Punkt wird im Tennis einzeln gespielt, es geht darum, nie aufzugeben.“ Das Wissen, dass 70 Prozent der Punkte beim Tennis durch Fehler entstehen, nicht durch das aktive positive Können, helfe dabei, sich noch mehr zu konzentrieren: „Jeder Fehler hat eine Konsequenz und zählt – das ist anders als bei einem Fehlpass im Fußball beispielsweise.“ Der Fokus müsse darauf liegen, die „big points“ zu machen und mit situativen Niederlagen während eines Spiels mental stark umgehen zu können. Als aktuelles Beispiel nannte er den Sieg von Novak Djokovic, der im Finale der French Open zwei Sätze zurücklag und nach vier Stunden doch souverän mit 3:2 Sätzen gesiegt hat.

Durch Fragen zu eigenen Erlebnissen mit mentaler Stärke, aber auch über Zitate von Tennisstars, die die TeilnehmerInnen vorlasen, kam Philipp Born schnell in einen wunderbar persönlichen und angeregten Dialog mit dem Publikum, das seinen Vortrag teils in Präsenz oder via Zoom verfolgte.

Abschließend gab er ihnen als konkrete Tipps mit auf den Weg, sich selbst oder dem Sportler, der gecoacht wird, das Visualisieren zu vermitteln: Durchhaltevermögen, Bewegungsabläufe aber auch die Vorfreude auf das Siegegefühl helfe, die entsprechenden körperlichen oder geistigen Areale dann im Ernstfall schneller anzusteuern. Außerdem empfahl er sportliches „Journaling“, also Tagebuchschreiben mit Bezug auf Trainingserfolge, körperliche und mentale Erlebnisse und Entwicklungen.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer – allen voran Akademieleiter Michael von Kunhardt aus Diez –  dankten dem sympathischen Tennisexperten, der sich im Anschluss noch viel Zeit für den persönlichen Austausch in der Akademie nahm.

Hintergrundinfos:

Die aktuelle Ausbildung zum Sportmental-Coach in der von Kunhardt Akademie hatte folgende Themen:
1) Steigerung der Motivation
2) Stärkung des Selbstvertrauens
3) Widerstände & Blockaden überwinden
4) Permanente Weiterentwicklung
5) Visionen & Ziel
Die Ausbildungsblöcke für Sportzmentalcoaches sind thematisch in sich geschlossen, ein Einstieg ist so jederzeit möglich.
Momentan sind die Seminare, die sich jeweils über drei Tage verteilen, hybrid organisiert: in Präsenz in der von Kunhardt Akademie in Dehrn oder via Zoom. Die nächste Ausbildung findet vom 9. bis 11. Juli statt. Weitere Informationen gibt es unter www.vonkunhardt.de/akademie oder per Mail an office@vonkunhardt.de

Print Friendly, PDF & Email
Teilen Sie mit anderen
Weiterlesen
Zum Kommentieren klicken

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Gesundheit

Stationäres Hospiz und Ambulante Hospizdienste Rhein-Lahn wollen kooperieren

Veröffentlicht

am

von

Foto: Christine Vary

RHEIN-LAHN Es sind zwei Vereine, die sich im Rhein-Lahn-Kreis ganz besonders um Menschen an ihrem Lebensende kümmern: Der Förderverein Stationäres Hospiz Rhein-Lahn, der für den Bau des Hospizes in Nassau verantwortlich zeichnet, und die seit 25 Jahren bestehenden Ambulanten Hospizdienste Rhein-Lahn, die Sterbende ehrenamtlich begleiten.

Die beiden Schwestervereine wollen künftig eng zusammenarbeiten. Das ist das Ergebnis eines Gespräches, zu dem im Büro der Ambulanten Hospizdienste in Nassau deren Vorsitzende Oana Wöll mit Dr. Martin Schencking, dem Vorsitzenden des Fördervereins Stationäres Hospiz Rhein-Lahn, sowie mit der Hospizkoordinatorin und demnächst Hospizleiterin Hanne Benz zusammenkam.

Anzeige

Zwei Vereine: ein gemeinsames Anliegen

Wie Dr. Schencking berichtete, werden bereits am 1. Oktober 2024 die ersten Patientinnen und Patienten im G. u. I. Leifheit Hospiz aufgenommen werden. Bis dahin ist noch viel zu tun und vor allem sind noch viele Spenden erforderlich. Inzwischen ist das Leitungsteam gefunden und schon die Hälfte des Pflegepersonals verpflichtet. Es gab, so Schencking, viele Initiativbewerbungen von Hospiz- und Palliativschwestern mit hoher Expertise.

Anzeige

Man setzte auf die Mitwirkung der ehrenamtlichen Hospizbegleiterinnen und -begleiter im stationären Hospiz und freue sich auf die Zusammenarbeit, sagte Hanne Benz. Näheres über die Zusammenarbeit soll ein Kooperationsvertrag regeln, der jetzt in Vorbereitung ist. Kooperationsvereinbarungen haben die Ambulanten Hospizdienste bereits mit dem Georg-Vömel-Haus in Bad Ems, dem Altenheim in Kamp-Bornhofen und Hohe Lay in Nassau, der Fliedner-Stiftung in Katzenelnbogen, den Heimen Scheuern und dem SAPV-Team in Nastätten. Ansonsten besuchen die Ehrenamtler Schwerstkranke in der Häuslichkeit oder auch im Krankenhaus.

Print Friendly, PDF & Email
Teilen Sie mit anderen
Weiterlesen

Gesundheit

Hausarztversorgung in der VG Loreley gesichert: Molitor übernimmt Hausarztpraxis in St. Goarshausen

Veröffentlicht

am

von

Foto: Verbandsgemeinde Loreley

ST. GOARSHAUSEN Nach 40-jähriger Tätigkeit als Allgemeinmediziner in St. Goarshausen schließt Klaus-Peter Michel zum 31. März seine Praxis. Die Patientinnen und Patienten werden jedoch weiterversorgt. Die seit über 20 Jahren existierende Hausarztpraxis Rheinstraße aus Nastätten wird unter Leitung von Manuel Molitor eine Zweigpraxis in der Loreleystadt öffnen. Basis dafür ist die konstruktive Zusammenarbeit zwischen der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz (KV RLP) und der Verbandsgemeinde (VG) Loreley. „Ich freue mich, dass wir heute mit der KV RLP und dem Team der Praxis Molitor den Menschen in der VG Loreley eine solche positive Nachricht über die erfolgreiche Zusammenarbeit geben können, wo sich viele Menschen völlig verständlich um deren ärztliche Versorgung in unserer Heimat Gedanken machen“, so Mike Weiland. Dass dieser Tag exakt auf den 15. März 2024 fällt – und damit exakt 4 Jahre nach seiner Wahl zum Bürgermeister der Verbandsgemeinde Loreley – zeigt aber auch, dass man gerade bei diesem Thema, obwohl es eigentlich nicht Aufgabe einer Verbandsgemeinde ist, einen langen Atem braucht, wenn man etwas für die Region bewegen will.

An ein neues Gesicht und an eine neue Adresse müssen sich die bisherigen Patientinnen und Patienten von Klaus-Peter Michel zwar gewöhnen, die gute Nachricht jedoch ist: Auch nach der Praxisschließung zum 31. März wird es in St. Goarshausen weiterhin eine gute hausärztliche Versorgung geben. Die Inhaber und Betreiber der Hausarztpraxis Rheinstraße in Nastätten Olga und Manuel Molitor sowie Susanne Schmelzeisen eröffnen voraussichtlich zum 1. Juli in der Bahnhofstraße 18 in St. Goarshausen eine Zweigpraxis. Diese wird Manuel Molitor, seit neun Jahren niedergelassener Facharzt für Innere Medizin, führen.

Anzeige

Motivation: Gute Versorgung der Menschen

Ich wohne selbst seit 15 Jahren in der VG Loreley. Durch meine fast 15-jährige Tätigkeit als Feuerwehrarzt der Verbandsgemeinde und als aktiver Feuerwehrmann kenne ich hier viele und möchte mich gerne auch beruflich einbringen. Mir ist es wichtig, dass die Menschen medizinisch gut versorgt sind“, beschreibt der 50-Jährige seine Motivation. Er sei dazu von vielen Mitbürgerinnen und Mitbürgern angesprochen worden – auch von VG-Bürgermeister Mike Weiland. Als die Idee Gestalt annahm, sorgte Mike Weiland innerhalb kürzester Zeit für passende Praxisräume. In einer ehemaligen Apotheke wird gerade fleißig umgebaut. Auch die KV RLP war gleich mit an Bord. Die Zulassungs- und Kooperationsberaterin Melitta Fechner kannte Molitor bereits und rief sie an. „Wir haben Herrn Molitor die verschiedenen Möglichkeiten aufgezeigt und ihn dabei unterstützt, zeitnah die entsprechenden Anträge zu stellen. Auch mit Herrn Weiland bestand in den letzten Jahren immer wieder Kontakt, sodass von Beginn an alles Hand in Hand gehen konnte. Es ist überaus wichtig, gut mit den Kommunen vor Ort zusammenzuarbeiten“, weiß Fechner. Dafür hat die KV RLP unter anderem eine Beratungsstelle für Kommunen eingerichtet und bietet regelmäßig Veranstaltungen zum Austausch an.

Anzeige

 „Vor gut drei Jahren habe ich einen den Runden Tisch Gesundheit initiiert, um mit den in diesem Bereich Tätigen im stetigen Dialog zu bleiben. Außerdem haben wir einen Imagefilm gedreht, der zeigt, wie lebenswert unsere VG ist“, informiert Weiland.

Werbeaktionen der VG zeigen Wirkung

Mit der Verbandsgemeinde Loreley hat die KV RLP eine engagierte Partnerin, die sich sehr für eine gute medizinische Versorgung in der Region einsetzt. „Vor gut drei Jahren habe ich einen den Runden Tisch Gesundheit initiiert, um mit den in diesem Bereich Tätigen im stetigen Dialog zu bleiben. Zudem haben wir einen Imagefilm gedreht, der zeigt, wie lebenswert unsere VG ist“, informiert Weiland. Der dritte Baustein ist eine Werbekampagne, die unter dem Motto „Dort arbeiten, wo andere Urlaub machen.“ gezielt Ärztinnen und Ärzte anspricht. Dazu hat die VG mehrere großflächige Banner in den Gemeinden ausgehängt. Das zeigt Wirkung: „Mich haben schon einige Ärztinnen und Ärzte aufgrund der Aktion angesprochen. Für eine Ärztin, die ich Herrn Molitor vermitteln konnte, war dies der Anstoß nach St. Goarshausen zu kommen,“, verrät Weiland und berichtet, dass das Netzwerk der Verbandsgemeinde kontinuierlich wächst. Die Medizinerin wird nun zum 1. Juli bei Manuel Molitor ihre Weiterbildung beginnen und ihn in der Zweigpraxis unterstützen. „Mit Ärztinnen und Ärzten in Weiterbildung haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht“, sagt der allgemeinmedizinisch tätige Internist. Ein Kollege beende bald seine Weiterbildung und steige als angestellter Arzt in die Praxis in Nastätten ein. Daher sei es an der Zeit für die nächste Kandidatin.  

Einschreibetag“ am 6. April

Sie soll Manuel Molitor zusammen mit einer Medizinischen Fachangestellten ab Juli in St. Goarshausen unterstützen. Geplant ist, die Praxis montags und freitags zu öffnen. Aber was tun die bisherigen Patientinnen und Patienten von Klaus-Peter Michel bis dahin? „Sie sind in unserer Praxis in der Rheinstraße 5 bis 7 in Nastätten herzlich willkommen. Von Anfang April bis Ende Juni müssten sie den Weg von rund 14 Kilometern auf sich nehmen. Ab Juli sind wir dann auch in St. Goarshausen tätig“, so Molitor. „Voraussetzung ist allerdings, dass wir die Renovierungsarbeiten bis zu diesem Zeitpunkt abgeschlossen haben.“ Damit Molitor und sein Team optimal arbeiten können, bittet er die Patientinnen und Patienten, sich bis zur Schließung der Praxis Michel mit den nötigen Medikamenten einzudecken, sich eine Liste der Dauerdiagnosen ausstellen und ihren Medikamentenplan aushändigen zu lassen. „Wir planen, am Samstag, dem 6. April, in unserer Praxis in Nastätten einen Einschreibetag zu machen. Dann können alle, die zu uns wechseln möchten, ohne Termin vorbeikommen. Genaue Informationen werden wir kurz vorher in den lokalen und sozialen Medien sowie im Amtsblatt veröffentlichen“, so der Mediziner. Wer schon jetzt mehr über Manuel Molitor und sein Team erfahren möchte, kann sich auf der Praxis-Website unter www.praxisrheinstrasse.de ein Bild machen.

Print Friendly, PDF & Email
Teilen Sie mit anderen
Weiterlesen

Gesundheit

Glückwunsch: Lillian Care eröffnet erste Hausarztpraxis in Nastätten

Veröffentlicht

am

von

NASTÄTTEN Das Heidelberger Start-UP Lillian Care hat in Nastätten seine erste Hausarztpraxis eröffnet. Das Unternehmen will die Arbeit in ländlichen Hausarztpraxen attraktiver machen. Dazu gehört einer hoher Telemedizin-Anteil mit einer neuen Aufgabenaufteilung.

Der CEO und Co-Founder von Lillian Care Linus Drop wirbt für Hausärzte auf dem Land. Dabei sollen die Ärzte nicht die ganze Woche vor Ort sein, sondern können tageweise im Home-Office arbeiten. Geplant ist eine Hausärztekette. Den Anfang machte jetzt der Standort in Nastätten mit einer hybriden Lösung. Für Linus Drop ist die Telemedizin nicht die Gesamtlösung, aber ein entscheidender innovativer Ansatz in der Hausärzteversorgung im ländlichen Raum.  Doch wie genau funktioniert das, wenn der Arzt nicht ständig vor Ort ist?

Anzeige

Physician Assistants sind vergleichbar mit Arztassistenten

Das Rad wurde hier nicht neu erfunden. In skandinavischen Ländern ist es durchaus üblich, dass sogenannte Nurses oder auch Physician Assistants die erste Diagnose vor Ort in den Behandlungsräumen machen. Physician Assistants sind vergleichbar mit Arztassistenten. Sie haben allesamt eine vereinfachte medizinische Ausbildung auf Bachelorniveau und dürfen vom Arzt delegierte Aufgaben übernehmen. Sie sollen in der Zusammenarbeit den Arzt unterstützen und entlasten. Während sich das Konzept in den USA seit Jahrzehnten bewährte, gibt es die Zulassung zum Physician Assistant in Deutschland seit 2016. Dennoch bleibt es ausschließlich Ärzten mit Approbation vorbehalten, Leistungen, die besondere Fachkenntnisse erfordern, ausschließlich höchstpersönlich zu erbringen und da kommt die Telemedizin ins Spiel.

Anzeige

Sollte der Arzt nicht vor Ort sein, kann der Patient direkt in der Praxis per Monitor Face to Face mit dem Mediziner sprechen. Auch soll es möglich sein, von Zuhause Termine per Telemedizin zu vereinbaren. Eine voll digitale Klinik, die sich aber nicht den Bedürfnissen auf dem Land verwehrt. Im Gegenteil. Auch Hausbesuche soll es nach dem Mitbegründer und CEO Markus Liesmann geben. Gerade für Altenheimbewohner und für immobile Patienten ein gewichtiges Argument.

Sechs Mitarbeiter haben in der Lillian Care Praxis im Johannesweg 5 in Nastätten einen neuen Arbeitsplatz gefunden

Doch für wen ist eine solche Praxis tatsächlich geeignet? Für alle oder nur für junge Menschen, welche die Digitalität für sich in Anspruch nehmen? Der Schriftverkehr läuft überwiegend per E-Mail ab. Gerade für ältere Patienten durchaus ein Hindernis. Dafür soll es eine Lösung mit einer einheitlichen Mailadresse geben. Wer die Praxis betritt, findet einige Hinweisschilder mit QR-Codes auf der Theke. Von der Datenschutzbestimmung bis erste Patientenanamnese, alles digital per Tablet. Dabei muss keiner der Patienten befürchten, dass sie ohne Technik Know-how alleine dastehen werden. Die medizinischen Fachangestellten sind besonders für ältere Menschen geschult und helfen auf herkömmlichen Weg weiter. Moderne und Bekanntes vereint. Eine interessantere Kombination.

Für den Nastätter Bürgermeister Marco Ludwig ein erneuter Freudentag, denn als er 2019 das Amt des Stadtoberhauptes von seinem CDU-Vorgänger Joachim Rzeniecki übernahm, sah es in der Ärzteversorgung gar nicht so gut aus. So musste der junge Amtsnachfolger die Arme hochkrempeln um den Gesundheitsstandort zu dem zu machen, was er heute ist. Neben einem Augenarzt und der neuen Hausarztpraxis hat sich auch ein weiterer Physiotherapeut in Nastätten niedergelassen. Zusätzlich gibt es auch mit dem Paulinenstift eine der wenigen Krankenhäuser im Rhein-Lahn-Kreis in der Stadt.

»Ein guter Tag für Nastätten und ein guter Tag für die Region«, führt Marco Ludwig aus. »Es war ein langer Akt und ein Zusammenspiel mit der Kommunalpolitik, damit das hier entstehen konnte. Damit hat sich die Gesundheitsversorgung in Nastätten noch einmal deutlich verbessert.«

Ähnlich sieht es auch der Verbandsbürgermeister Jens Güllering: »Es gibt kaum ein wichtiges Thema für die Menschen wie die regionale Gesundheitsversorgung und ich bin sehr froh und glücklich, dass es wieder einmal gelungen ist, hier eine weitere Praxis anzusiedeln.«

Print Friendly, PDF & Email
Teilen Sie mit anderen
Weiterlesen

Trending

×

Hallo.

Klicke auf den Button um uns eine WhatsApp Nachricht zu senden oder sende uns eine Mail an redaktion@ben-kurier.de

× Whats App zum BEN Kurier