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Gesundheit

Entschuldigung – Ich bin psychisch krank

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Entschuldigung, ich bin psychisch krank

RHEIN-LAHN Betroffene scheuen sich noch immer davor offen mit dem Thema umzugehen. Es kommt einem Coming out gleich darüber zu sprechen. Zu hören sind Standardfloskeln wie: „Warum bläst du Trübsal? Die Sonne scheint doch.“

Oder einfach nur: „Stell dich doch nicht so an. So ein bisschen traurig ist doch jeder mal.“

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Aber ein Mensch mit Depressionen ist nicht einfach nur traurig. Es gibt eine Vielzahl von Auslösern. Vielleicht liegt es am Hirnstoffwechsel. Serotonin und/oder Noradrenalin sind nicht mehr in der richtigen Konzentration vorhanden.

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Was sagen wir Betroffenen mit einer Zwangsstörung, Panikattacken, Borderline oder einer Schizophrenie? Alle Erkrankungen haben eine Ursache und/oder einem Auslöser.

Kein Mensch sucht es sich aus, plötzlich in der Ecke der Randgruppe der psychisch Erkrankten zu leben. Wo bekommt man Hilfe? Wem kann man sich öffnen? Kann man es überhaupt jemanden erzählen? Was denkt die Familie oder die Freunde? Was passiert wenn es die Nachbarn erfahren oder sogar die Arbeitskollegen? Ist man dann noch ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft? Fragen über Fragen.

Psychisch Erkrankte haben Angst vor Ausgrenzung

Viele Menschen verstecken sich hinter einer Maske und funktionieren für die Gesellschaft. Sie reden mit niemandem und zeigen nach Außen nicht wie es ihnen wirklich geht. Und dabei versinken die Betroffenen immer tiefer in ihrer Erkrankung.

Man sieht eine psychische Krankheit nicht und man kann sie auch oft nicht erklären. Oft entschuldigen sich Betroffene. Warum? Weshalb wird es nicht genauso akzeptiert wie ein Beinbruch oder ein Bandscheibenvorfall?

Dann gäbe es Verständnis und Unterstützung. Solche sind konventionell zu behandeln. Man bricht sich das Bein, wird operiert, schont sich, macht Physiotherapie und ist wieder gesund.

Und psychisch Kranke? Sie verkriechen sich und verstehen nicht weshalb sie so anders sind. Vielleicht müssen sie sich nur zusammenreißen.

Oder ein paar Pillen gegen Schwermut? Wäre es doch nur so einfach.  Niemand möchte irre sein. Abgestempelt. Und dennoch sind psychische Beschwerden zur Volkskrankheit Nummer Eins geworden.

Für die Betroffenen eine schwierige Situation. Oftmals fehlt der Antrieb sich Hilfe zu suchen. Einen ambulanten Psychotherapeuten zu finden ist ein schwieriges Unterfangen. Ein regelrechtes Glücksspiel. Neun Monate Wartezeit auf einen freien Therapieplatz sind keine Seltenheit.

In dringenden Fällen gibt es die Möglichkeit sich stationär in eine Akutklinik zu begeben. Sinnvoll ist dieses zum Beispiel bei suizidalen Gedanken. Zusätzlich gibt es die reguläre klinische Therapie und auch Tageseinrichtungen.

Lange Wartezeiten auf Therapieplätze

Und genau hier stoßen Betroffene an ihre Grenzen. Die Angst vor Ausgrenzung spielt ebenso eine Rolle wie die Bagatellisierung des eigenen Empfindens. Frei nach dem Motto: :“ich bin ja nur ein wenig traurig. Das wird schon wieder…..“

Für die heutige Leistungsgesellschaft steht die Funktionalität eines Menschen im Vordergrund. Häufig fehlt selbst im nahen Umfeld die Akzeptanz, dass eine psychische Erkrankung mehr als ein Massenphänomen ist.

Erst wenn wir lernen, das Tabu der Ausgrenzung zu brechen, wir die Gesellschaft mit der nötigen sensiblen Aufmerksamkeit und Toleranz auf die Erkrankten reagieren.

Es sollte zu einer Selbstverständlichkeit werden, dass diese Volkskrankheit in unserer Welt angekommen ist. Und wir müssen darüber reden dürfen. Hinschauen und nicht wegsehen. Der Umgang mit Krankheiten oder auch kritischen Themen zeichnet eine Öffentlichkeit aus. Welche Gesellschaft möchten wir sein?

Anmerkung: Betroffene im Rhein-Lahn-Kreis erhalten Hilfen in stationären oder teilstationären Einrichtungen (z.B. Elisabeth Krankenhaus Lahnstein), Selbsthilfegruppen wie z.B. Wolkenschieber (shg-wolkenschieber.de), psychologischen Beratern, Psychotherapeuten usw. Bei der kassenärztlichen Vereinigung erhält man dazu Listen.

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Gesundheit

Til kämpft sich ins Leben zurück: Ehemaliger Koblenzer Patient trifft nach 22 Jahren seine Retter

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Foto: GK-Mittelrhein | Kerstin Macher

KOBLENZEr ist ein Kämpfer!“ Damit meint Frank Simonis seinen Sohn Til, den er liebevoll anschaut, als er mit ihm, Ehefrau Astrid und Tochter Lea im Kemperhof, dort wo Til zur Welt kam, zu Besuch ist. Gemeinsam sind die vier einen beeindruckenden Weg gegangen.

Til kommt am 4. Mai 2002 in der 28. Schwangerschaftswoche als Frühchen zur Welt. Diese Kinder hatten bereits vor 22 Jahren gute Überlebenschancen. Doch Til entwickelte plötzlich unter intensivierter Beatmung einen beidseitigen Lungenriss mit Herz-Kreislaufversagen“, erklärt Dr. med. Thomas Hoppen, der die Familie 2024 zum Wiedersehen im Kemperhof trifft.

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Als meine Frau mich anrief und sagte, was passiert ist, war für mich klar: Til schafft das, der ist ein Kämper“, erinnert sich Vater Frank. Doch so sicher war das keinesfalls. „Ohne ein eingespieltes Team, das schnell und effizient reagiert, hätte die Geschichte ganz anders ausgehen können“, weiß Hoppen. Wichtig war, dass gleich mehrere Behandlungen nahezu parallel verliefen: die sofortige kontinuierliche Wiederbelebung mit Überdruckbeatmung und Herzdruckmassage, die Notfallmedikamentengabe und die Versorgung beider Lungen mit Schläuchen durch die Haut bis in den Lungenspalt, damit sich beide Lungen wieder entfalten konnten.

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Das Besondere: „Die Lungen sind bei so kleinen Kindern winzig, aber definitiv lebenswichtig für den Atemgasaustausch – also vor allen Dingen für die Versorgung mit lebenswichtigem Sauerstoff. Da gilt es, dran zu bleiben und nicht nach zehn Minuten zu sagen ,wir schaffen das nicht‘ “, erläutert der Facharzt für Pädiatrische Intensivmedizin.

Als Til dieses Jahr die Geschichte noch einmal hört und neben ihm Hebamme Christine und Arzt Thomas zur Seite stehen, ist er überwältigt. „Das ist einfach Wahnsinn“, sagt er. „Ich freue mich so unglaublich, dass ich das Team jetzt kennenlernen darf.“

Das Team hat Til nach der Reanimation noch weitere rund zehn Wochen begleitet. „Wir waren damals sehr erleichtert und überglücklich, dass es unser Til geschafft hat. Und gleichzeitig war es eine sehr aufwühlende und kräftezehrende Zeit“, erinnert sich Mutter Astrid. „Da hätten wir uns damals auch gewünscht, wenn andere Familien von ihren Erlebnissen erzählt hätten. Das bewegt uns, auch heute noch nach so langer Zeit, anderen Mut zu machen“, sagt die Familie.

Geschichten wie diese sind kein Alltag, aber in einem Perinatalzentrum Level 1, wie es der Kemperhof ist, kommen jährlich eine Reihe von Frühgeborenen zur Welt. „In unserem Zentrum sind Fachärzte mit spezieller Zusatzweiterbildung für Geburtshilfe und Perinatalmedizin sowie für Neonatologie rund um die Uhr erreichbar. Auf der neonatologischen Intensivstation haben wir mindestens sechs Intensivpflegeplätze und entsprechend ausgebildetes Personal, sodass eine optimale Versorgung gesichert ist“, betont Chefarzt Privatdozent Dr. med. Thomas Nüßlein.

Er und das gesamte Team haben sich sehr gefreut, dass Til zu Gast war. „Es war auch für mich sehr bewegend. Tils Geschichte zeigt auch, wie enorm wichtig es ist, dass möglichst viele für den Notfall geschult sind – nicht nur im Krankenhaus“, betont Hoppen. Deshalb bietet er auch seit Jahren im Kemperhof regelmäßig Notfalltrainings mit Kinder-Simulationspuppen an. „Jeder sollte an seinem Können arbeiten und regelmäßig an einem solchen Kurs teilnehmen.“

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Gesundheit

Rechtsextreme Parolen sind mit Pflegeberuf unvereinbar: Caritasverband und katholische Altenhilfe setzen ein Zeichen

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Foto: Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn e.V. | Holger Pöritzsch

RHEIN-LAHN |WESTERWALD Die Mitglieder des Verbandes katholischer Altenhilfe in Deutschland machen klar: Pflege ist vielfältig und international. Menschenfeindlichkeit und die Verbreitung rechtsextremer Parolen sind mit dem Pflegeberuf unvereinbar.  Die Mitgliederversammlung des Verbandes katholischer Altenhilfe in Deutschland (VKAD) hat kürzlich eine Resolution verabschiedet, die sich klar zu Demokratie und Mitmenschlichkeit in den Einrichtungen und Diensten der Altenhilfe bekennt. Der Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn e.V. unterstützt diese Haltung aus voller Überzeugung.

Pflege bedeutet Fürsorge und Zusammenhalt, nicht Spaltung

Caritasdirektorin Stefanie Krones sagt: „Die Europawahl und die Kommunalwahlen haben gezeigt, dass wir unermüdlich für demokratische Werte und für Mitmenschlichkeit einstehen müssen. Als Träger sozialer Dienstleistungen für Menschen mit Unterstützungs- und Pflegebedarf sind wir eine Säule der Daseinsvorsorge in unserem Land. Wir stehen für Fürsorge und Zusammenhalt, nicht Spaltung.“

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Gemeinsam stehen die katholischen Einrichtung und Dienste für die Würde jedes einzelnen Menschen ein. Das gilt auch für die Mitarbeitenden und Auszubildenden, die aus vielen verschiedenen Nationen kommen und unsere Gemeinschaft bereichern. Stefanie Krones betont: „Unseren internationalen Azubis bieten wir in der Region nicht nur einen Ausbildungsplatz, sondern auch eine wirkliche Heimat.“

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Die Verbreitung rechtsextremer Parolen ist mit einem Dienst in den katholischen Einrichtungen und Diensten unvereinbar

„Unsere Mitglieder machen deutlich, dass die Verbreitung rechtsextremer Parolen – dazu gehören insbesondere Rassismus und Antisemitismus – mit einem haupt- oder ehrenamtlichen Dienst in den katholischen Einrichtungen und Diensten unvereinbar ist.“ Caritasdirektorin Stefanie Krones ist aktiv im Vorstand des VKAD und hat die Resolution mit verfasst.

Der Verband katholischer Altenhilfe in Deutschland e.V. (VKAD) vereint rund 500 Träger der katholischen Langzeitpflege in Deutschland. Der bundesweit tätige Fachverband innerhalb des Deutschen Caritasverbandes vertritt die Interessen seiner Mitglieder durch politische Lobbyarbeit, Öffentlichkeitsarbeit und fachliche Expertise.
Der Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn e.V. ist ein modernes und zukunftsorientiertes Sozialunternehmen mit vielfältigen Arbeitsbereichen und mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden einer der größten Anbieter sozialer Dienstleistungen in der Region.

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Gesundheit

Eine Erfolgsgeschichte: Das KS Medical in Nassau feierte sein drittes Fest!

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NASSAU Zum nunmehr dritten Mal feierte das KS Medical Center in Nassau ein großes Fest und das ist ein richtig gutes Zeichen, denn beim ersten Mal ist es eine Premiere, beim zweiten Mal, eine Wiederholung und beim dritten Mal eine feste Veranstaltung und so darf man sich schon jetzt auf die gesundheitlichen Fortschritte am Standort für 2025 freuen.

Bei Würstchen und kalten Getränken durften die zahlreichen Besucher das komplette medizinische Center erkunden. In den unteren Etagen befindet sich die PuraVita mit ihren Arbeitstherapien für Menschen mit psychischer Einschränkung. Bei einem herrlichen Cocktail kam man mit den Mitarbeitern ins Gespräch und durfte parallel große Handwerkskunst der Heimbewohner bestaunen. So geht es zurück in den ersten Arbeitsmarkt.

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Gleichzeitig feierte auch 2nd Chance mit seinem Restpostenmarkt sein 2-jähriges Jubiläum. Ebenfalls eine Erfolgsgeschichte, doch bleiben wir ein wenig beim Gesundheitsstandort. »Wir haben vor vier Jahren das ehemalige Marienkrankenhaus übernommen und zum Gesundheitsstandort ausgebaut«, teilt der ansässige Allgemeinmediziner Dr. Thomas Klimaschka mit. »Mittlerweile ist das KS Medical Center zu Zweidritteln belegt.«

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Neben der Gemeinschaftspraxis im Nassauer Land und der PuraVita ist auch eine Physiotherapiepraxis im Haus, eine psychiatrische Institutsambulanz mit Tagesklinik, dazu ist der Gastroenterologe Dr. Münzel aus Bad Ems einen Tag die Woche vor Ort und zusätzlich gibt es noch eine Heilpraktikerin in den Räumlichkeiten.

So ist das KS Medical längst zu einem vollwertigen medizinischen Versorgungszentrum geworden, das vom Angebot mittelfristig noch weiter ausgebaut wird. Gerade durch solche vorhandenen Angebote können weggefallene Therapien des geschlossenen Paracelsus-Krankenhauses in bad Ems zu Teilen aufgefangen werden, ohne dass die Menschen bis nach Koblenz oder weiter fahren müssen.

Schon jetzt darf man sich auf das Fest im kommenden Jahr freuen, denn bis dahin wird sich das KS Medical in Nassau weiter gut entwickeln. Eine schöne Erfolgsgeschichte.

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