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Gesundheit

„Ich lasse mich nicht von der Krankheit bestimmen“

Leben mit Diabetes – Pascal findet als Kind Hilfe im Kemperhof

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„Ich lasse mich nicht von der Krankheit bestimmen“

KOBLENZIch kann mich noch genau an den Tag erinnern. Es war der 21. Oktober 2011. Ich war damals acht Jahre alt und wir saßen beim Mittagessen. Nachdem ich schon in den Tagen davor unglaublich viel Durst hatte und ich beim Essen ungefähr drei Liter getrunken hatte, gingen bei meiner Mutter die Alarmglocken an. Sie hat meinen Zuckerwert gemessen und der Hausarzt hat uns sofort in den Kemperhof verwiesen.“ Pascal May ist heute 19 Jahre alt. Er hat Diabetes mellitus Typ 1, wie auch sein Vater.

Im Kemperhof gibt es ein zertifiziertes Diabeteszentrum für Kinder und Jugendliche. „Hier arbeitet ein kompetentes Team aus ärztlichen Kollegen, Diabetesberatern, speziell geschulten Pflegekräften und Psychologen Hand in Hand und kümmert sich um die jungen Patienten“, erläutert Dr. med. Ilona Weis, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin, Neonatologie, Diabetologie DDG, Pädiatrische Ernährungsmedizin. „Für mich war das im Kemperhof wie ein Abenteuer“, erzählt Pascal. „Zwei Wochen war ich mit meiner Mutter da. Alle waren unheimlich nett. Ich habe gelernt, mich zu spritzen und mein Essen zu berechnen.“ Das Leben des kleinen Jungen hatte sich von heute auf morgen verändert. Aber er kam mit der großen Umstellung gut klar.

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„Ich war immer sehr selbstständig und wollte alles allein machen. Da hatte ich auch kein Problem, im Restaurant das T-Shirt hochzuziehen und mir eine Spritze zu setzen“, grinst er. Fünf bis sieben Spritzen pro Tag waren es. Dazu kam genauso oft das „blutige“ Zucker messen. Tapfer und diszipliniert lebte er damit. Zwei Jahre später kam die erste große Entlastung – eine Insulinpumpe. Dafür kam er wieder stationär in die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin zur Neueinstellung und Pumpenschulung. „Eine Insulinpumpe ist ein kleines elektronisches Gerät, das über einen dünnen Schlauch (Katheter) dem Körper das erforderliche Insulin zuführt. Der Katheter kann an verschiedenen Körperstellen wie Bauch, Oberschenkel oder Gesäß subkutan sitzen, also im Unterhautfettgewebe. Die Insulinpumpe wird am Gürtel oder in der Tasche getragen. Durch ständige Insulinabgabe wird der Grundbedarf an Insulin abgedeckt. Das für die Mahlzeiten erforderliche Insulin wird über einen sogenannten Bolus per Knopfdruck abgegeben. Für die Kinder und ihre Familien ist die Pumpentherapie eine große Erleichterung, da sie nicht mehr mehrmals täglich Insulin spritzen müssen“, erklärt Oberärztin Dr. med. Ilona Weis.

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Den zweiten großen Fortschritt gab es 2017. Mit 14 Jahren bekommt Pascal einen Sensor, um den Zucker zu messen. Wieder erhält er dabei professionelle Unterstützung im Kemperhof. Rund eine Woche ist er mit seiner Mutter auf Station, um sich mit dem Gerät vertraut zu machen. Der Sensor wird am Oberarm aufgeklebt. Mit ihm ist ein Messfaden verbunden, der im Unterhautfettgewebe den Zuckerwert misst. Der Sensor wird mit einem Lesegerät abgescannt. „Leider hat es anfangs nicht so gut funktioniert wie erhofft. Aufgrund von teilweise zu hohen Abweichungen konnte ich den Sensor nicht immer nutzen“. Mittlerweile hat die Technik enorme Fortschritte gemacht. Der Sensor ist geblieben, aber seit vergangenem Jahr steuert der junge Mann vom Niederwerth seine Blutzuckermessung über sein Smartphone. Dabei wird kontinuierlich gemessen und der Zuckerverlauf der letzten acht Stunden angezeigt. „Das funktioniert Bombe“, freut sich Pascal. Dieses Jahr hat er in Bendorf sein Abitur gemacht. Im Oktober hatte er seinen letzten Besuch im zertifizierten Diabeteszentrum für Kinder und Jugendliche am Kemperhof. „Leider!“, sagt er aus voller Überzeugung. „Ich bin jetzt zu alt. Ich wünschte, ich könnte länger hingehen. Alle drei Monate war ich hier zur Kontrolle. Die Betreuung war immer super.“ Ab jetzt muss er zu einem Facharzt und sich selbst um Termine kümmern.

Und wie lebt es sich grundsätzlich mit der Krankheit? „Ich habe so gut wie keine Einschränkung. Natürlich tut es manchmal weh, den Katheter zu wechseln oder es nervt, den Sensor auszutauschen, aber andere Leute haben weitaus schlimmeres. Ich lasse die Krankheit nicht meinen Tagesablauf bestimmen. Dank der guten Betreuung im Kemperhof habe ich schon früh gelernt, den Zucker zu steuern. Da muss man schonmal streng zu sich selbst sein, beispielsweise auf Schokolade abends verzichten, aber ich komme wirklich gut damit klar. Man kann alles schaffen – man muss nur den richtigen Weg finden!“

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Gesundheit

Neue Kraft tanken beim Caritas-Oasentag: Auszeit für Angehörige von Menschen mit Behinderung

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WESTERWALD/RHEIN-LAHNLasten ablegen – aufatmen und neue Kraft tanken“, lautet wieder das Motto beim diesjährigen Oasentag, zu dem Eltern und Angehörige von Menschen mit Behinderung eingeladen sind. Gastgeber beim Oasentag 2023 sind der Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn, das Referat „Seelsorge für Menschen mit Behinderung im Bistum Limburg“ sowie die DACB (Diözesanarbeitsgemeinschaft der Angehörigenvertretungen in Caritaseinrichtungen der Behindertenhilfe). Er findet statt am Samstag, 3. Juni, von 8.30 bis 17 Uhr im Familienferiendorf in Hübingen.

Vielen Eltern behinderter (auch erwachsener) Kinder fällt es schwer, sich dem Alltag zu entziehen. Sie fühlen sich häufig unter Druck und nicht selten überschreiten sie die Grenzen der eigenen Belastbarkeit. „Der Oasentag soll dabei helfen, einmal den Alltag hinter sich zu lassen, gemeinsam mit anderen neue Kraft zu schöpfen und Erfahrungen auszutauschen“, erläutert Rainer Lehmler, Referent für Gemeindecaritas beim Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn, Sinn und Zweck der Veranstaltung.

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Das Familienferiendorf Hübingen liegt in landschaftlich reizvoller Umgebung und bietet dank barrierefreiem Zugang den geeigneten Rahmen für diesen Oasentag. Begleitet werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer den gesamten Tag über von Ingrid Rössel-Drath, Referentin Angehörigenvertretung in der Pflege und Behindertenhilfe beim Caritasverband für die Diözese Limburg, sowie Rainer Lehmler vom Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn. Mit einem gemeinsamen Frühstück geht es um 8.30 Uhr im Speisesaal des Familienferiendorfes los. Danach sind die Teilnehmer eingeladen, ihre Lasten abzulegen und einen Neuanfang zu wagen, und nach dem Mittagessen geht es ab 14 Uhr mit verschiedenen kreativen Workshop-Angeboten weiter. Nach einem spirituellen Abschluss (16 Uhr) steht schließlich ein offener Ausklang bei Kaffee und Kuchen für die Oasentag-Teilnehmenden auf dem Programm.

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Für Angehörige mit Behinderung wird eine kostenlose inhaltliche Freizeitgestaltung durch erfahrene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angeboten. Ein Kostenbeitrag in Höhe von 15 Euro pro Erwachsenem bzw. 10 Euro pro Kind/Jugendlichem unter 18 Jahren schließt Verpflegung und Getränke bereits ein.

Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, wird um baldige Anmeldung gebeten, Anmeldeschluss ist der 22. Mai. Weitere Infos und Anmeldungen bei Rainer Lehmler, Caritas-Zentrum, Philipp-Gehling-Straße 4, in Montabaur, Telefon 02602/160669, E-Mail: rainer.lehmler@cv-ww-rl.de.

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Gesundheit

Defibrillator-Einweisung im Rathaus in Gutenacker

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GUTENACKER Am 24.03.2023 zeigte Dominik Richter (Bereitschaftsleiter DRK OV Katzenelnbogen) den Teilnehmern in einem Lehrgang den Umgang und die Handhabung mit einem Defibrillator auch AED genannt. Sehr ausführlich erklärte Herr Richter warum ein AED eingesetzt werden kann.

Bei der Defibrillation wird ein elektrischer Schock (oft als Gegenschock bezeichnet) verwendet, um ein stillgestandenes Herz wieder zu starten oder um einen unregelmäßigen Rhythmus kurzzeitig zu stoppen, damit das Herz dann wieder normal schlagen kann. AEDs sind für Personen ohne medizinische Notfallausbildung konzipiert. Wenn Sie jemanden sehen, der Anzeichen eines Herzstillstands aufweist, rufen Sie sofort die 112 an und lassen jemand den nächsten AED suchen. Führen Sie sofort eine Wiederbelebung durch, bis der AED verfügbar ist.

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Im Anschluss an den theoretischen Teil der AED-Einweisung durften die Teilnehmer einen Defibrillator anwenden und Maßnahmen zur Wiederbelebung durchführen.

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Defibrillator-Einweisung im Rathaus in Gutenacker

Nachdem alle praktisch mit dem AED geübt hatten , bedankte sich der Ortsbürgermeister Udo Meister bei Herr Richter für die interessante und ausführliche Defibrillator-Einweisung (Pressemitteilung: Udo Meister, Ortsbürgermeister in Gutenacker).

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Gesundheit

Hoffen bis zum Schluss: Demo für den Erhalt der Paracelsus-Klink in Bad Ems!

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BAD EMS Rund 140 Demonstranten folgten dem Aufruf der 1. Beigeordneten des Kreises Gisela Bertram, dem Verbandsbürgermeister Uwe Bruchhäuser und dem Band Emser Stadtbürgermeister Oliver Krügel.  Auf dem Parkplatz vor der Paracelsus-Klinik protestierten die Anwesenden, gegen die mögliche Schließung des Krankenhauses. Nach dem sich der die Hufeland-Klinik aus dem Interessenten-Rennen verabschiedet hatte, bleibt nun nur noch die Hoffnung auf das bürgernahe Krankenhaus mit der gGmbH. Ob diese jedoch erfüllt werden kann, bleibt abzuwarten.

Aufgeben möchte man jetzt noch nicht. Der Bundestagsabgeordnete Josef Oster hat sich schriftlich an den Gesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach gewendet und auf die schwierige Situation hingewiesen. In der kommenden Woche wollen die erste Beigeordnete Gisela Bertram, der Verbandsbürgermeister Uwe Bruchhäuser und der Stadtbürgermeister Oliver Krügel bei der Landesregierung in Mainz vorsprechen und gleichzeitig für die mittlerweile gegründete gemeinnützige GmbH werben.

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Die Problematik ist klar: Die neu gegründete Gesellschaft mit Dr. Krausbeck als Geschäftsführer benötigt eine Anschubfinanzierung. Mit 25.000 Euro Stammkapital ist die Sicherheit für das Land gering. Und besonders zum beginn werden Millionen benötigt für die Aufrechterhaltung des Betriebes. Denn zunächst dauert es einige Zeit, bis fällige Krankenhausrechnungen bezahlt werden. Diese Zeit muss überbrückt werden.

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Ob das Land Rheinland-Pfalz auf den Zug aufspringen wird und das Experiment »bürgernahes Krankenhaus« unterstützen wird, bleibt abzuwarten. Dazu sagte Gisela Bertram anmerkend: »Wer nicht kämpft, hat schon verloren.« Wohl wahr.

Für die 270 Beschäftigten rennt die Zeit davon. Schon in Kürze dürften die Kündigungen seitens der Paracelsus-Kliniken in ihren Briefkästen liegen. Einige Chirurgen aus dem Haus sollen sich bereits um neue Arbeitgeber in anderen Krankenhäusern bemüht haben. Ob die Angestellten des Hauses weiter abwarten, ist fraglich. Gutes Fachpersonal wird in anderen Krankenhäusern dringend benötigt. Bewerber laufen offene Türen ein. Schwierig wird es jedoch für Hilfskräfte und jene, welche bereits eine bestimmte Altersgrenze erreicht haben. Sie werden unter Umständen die großen Verlierer sein, wenn es die gemeinnützige Gesellschaft mit dem bürgernahen Krankenhaus nicht geben sollte.

Und eines wurde heute auch klar. Nur knapp über 140 Personen folgten dem Aufruf zur Demonstration gegen die Schließung des Krankenhauses am Bad Emser Standort. Während der Aufschrei in den sozialen Medien durchaus präsent wahrgenommen wurde, war das Interesse am direkten Protest erstaunlich gering. Es gibt jedoch einen engen Schulterschluss zwischen der Politik, den Angestellten und Protestierenden. Einen solchen parteiübergreifenden Konsens erlebt man sonst eher selten.

Nun gilt es den Strohhalm aufzugreifen und die letzte Hoffnung, bevor das Schiff untergehen könnte, nicht zu verlieren. Und diese heißt dem Konzept von Dr. Reisinger, Dr. Krausbeck und Frau Dir. Simons einmal eine Chance zu geben, denn diese hatten sie bisher nicht erhalten. Und es bedeutet auch, dass sich die Porterhousegruppe mit dem verantwortlichen Felix Happel endlich einmal einlenkt im Sinne des Gesundheitsstandortes Bad Ems. Immerhin tragen diese die Hauptverantwortung für den möglichen Untergang des Krankenhauses. Nur wenn all dieses gelingt und ein ernsthafter Wille da ist, gibt es den berühmten Funken Hoffnung, der zu einer Flamme werden kann. Ansonsten wird diese nun endgültig erlöschen.

 

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