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Gesundheit

20 Jahre Selbsthilfegruppe Wolkenschieber

BAD EMS Der BEN Kurier führte mit dem Begründer und Leiter der größten Selbsthilfegruppe in Rheinland-Pfalz für psychisch erkrankte Menschen ein Interview. Schnell wurde klar: „Der Bedarf an freien Therapieplätzen ist enorm.“

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Die SHG-Wolkenschieber feiern ihr 20-jähriges Bestehen

BAD EMS Der BEN Kurier führte mit dem Begründer und Leiter der größten Selbsthilfegruppe in Rheinland-Pfalz für psychisch erkrankte Menschen ein Interview. Schnell wurde klar: „Der Bedarf an freien Therapieplätzen ist enorm.“ Selbsthilfegruppen leisten erstaunliches. Durch den  Erfahrungsaustausch finden Betroffene Halt und können oftmals ihre Lebenssituation stabilisieren. Und dennoch ist die staatliche Lobby für solche Angebote gering.

Hallo Herr Minnemann. Sie können ruhig Jason sagen. Okay. Du hast eine Selbsthilfegruppe für psychisch erkrankte Menschen gegründet. Wie kam es dazu? Ich erfuhr damals, dass ich an Multiple Sklerose leide. Eine niederschmetternde Diagnose die mein Leben erschütterte. Alles was man so plante war Makulatur. Und in solchen Phasen ist es nicht unüblich, dass diese durch Depressionen begleitet werden. So war es auch bei mir. Gerne hätte ich mich mit ebenfalls Betroffenen ausgetauscht aber da gab es keine Selbsthilfegruppen die einem im Erfahrungsaustausch ein wenig Angst hätten nehmen können. Und so kam ich im Oktober 2000 auf die Idee selber eine solche Selbsthilfegruppe zu gründen. Dabei ging es natürlich vorrangig um die psychischen Belange und nicht um die Multiple Sklerose.  Ich lernte eine Diplom Sozialpädagogin von der Caritas kennen. Diese griff meine Idee auf und unterstützte mich im Aufbau der Selbsthilfegruppe. Unter anderem stellte sie mir auch Räumlichkeiten zur Verfügung. Im Gemeindeblättchen der Stadt Weißenthurm annoncierte ich das Angebot der neuen Gruppe und schon kamen die ersten Anfragen. Ja. und ab da an startete ich in den Caritas Räumlichkeiten in Weißenthurm. 

Ging es Dir damals besser? Ich hatte mich mit der Multiple Sklerose arrangiert. Sie war halt da. Aber. Meine Depressionen waren Geschichte. ich hatte eine neue Aufgabe die mich forderte. Dass diese Berufung einmal mein Beruf werden sollte, konnte ich seinerzeit noch nicht erahnen.

Es war damals bestimmt ein Riesenansturm auf die Selbsthilfegruppe? Oje (*lacht). Überhaupt nicht. Es ging ganz bescheiden los. Gerade einmal fünf Leute meldeten sich. Aber das war egal. Ein Anfang war geschaffen. Wir trafen uns alle 14 Tage in Weißenthurm. Und besonders diese Zeit war für mich sehr wertvoll. Eine Zeit des Lernens. 

Eine Zeit zum Lernen? Wie meinst Du das Jason? Na ja.  Für mich war alles Neuland. Ich saß dort mit den Leuten in kleiner Runde und sollte diese Gruppe anleiten. Dabei hatte ich keinerlei Erfahrungen mit so etwas. Aber ich war wissbegierig und wurde mutiger. Ich stellte Fragen und hörte zu. Die Menschen erzählten mir und der Gruppe von Ihrem Alltag und ihren psychischen Problemen. Ich konnte viel für mich mitnehmen. Und ich merkte welche Eigendynamik solch eine Gemeinschaft prägt. Es ist wie eine Welle die durch das gemeinsame Gespräch und die Fähigkeit zuzuhören, Lösungen erarbeitet. Es ist eine sehr spannende Erfahrung für mich gewesen.

Und Heute bist Du ein alter Hase? Alt und wieso Hase? (*grinst). Ich nenne es lieber einen erfahrenen Leiter und Mentor. Aber auch ich lerne noch immer dazu. 

Zu mindestens hast Du Deinen Humor nicht verloren. Es gibt doch bestimmt nichts zum Lachen in solchen Gruppen. Was für Patienten behandelt Ihr? Zunächst einmal sind das keine Jammergruppen. Natürlich wird trotz der ernsten Thematik gelacht. Und das ist auch verdammt gut so. Und es sind auch keine Patienten sondern Betroffene. Patienten dürfen sie in einer Klinik sein aber nicht in einer Selbsthilfegruppe. Da sind wir alle gleich. Und bei den Diagnosen in den einzelnen Gruppen geht es quer durch die Bank. Von Depressionen über Angststörungen, sozialen Phobien, selbstverletzenden Verhalten, Zwangsstörungen bis hin zu Borderlinern. Auch trockene Alkoholiker oder ehemalige Drogenabhängige holen sich die nötige Stabilität bei den Wolkenschiebern.

Psychisch Kranke haben keine Lobby

Wie kam es zu dem Namen Wolkenschieber? Ich sah mir gerade die Wetternachrichten mit dem Kachelmann an…..  Dein ernst? Nein (*lacht). Psychische Erkrankungen sind wie eine Wolkenwand. Und Selbsthilfegruppen können einem durch so manchem Regen helfen oder zeigen wie man darin klar kommt. So manche Male verschwindet der Nebel gänzlich. Darum fand ich das Synonym Wolkenschieber perfekt für eine solche Selbsthilfegruppe.

Ja. Das passt. Es heißt, dass die Wolkenschieber eine der größten Selbsthilfegruppen in Deutschland wären? Das weiß ich nicht. Das kannst Du wahrscheinlich besser beurteilen wie ich. Für Rheinland-Pfalz könnte es zutreffend sein. In Koblenz gibt es in der Bethesda Stiftung aktuell 10 Gruppen, zwei in Weißenthurm und eine ganz neue in der Rhein Mosel Fachklinik. Und natürlich nicht zu vergessen die bald beginnende Gruppe in Bad Ems. Insgesamt dürften es damit etwa 180 betreute Personen sein.

Und wer leitet diese Gruppen? Mentoren moderieren die Gespräche.  Sie achten darauf dass die Gruppenregeln eingehalten werden und sind gleichzeitig Ansprechpartner für die Betroffenen.

Sind die Mentoren Psychologen? Nein. Glücklicherweise nicht. Das wäre auch kontraproduktiv. Mentoren sind ehemalige oder teilweise noch immer selbst betroffene Menschen. Dabei sind diese soweit gefestigt, dass sie eine solche Aufgabe übernehmen können. Der Vorteil liegt einfach darin, dass die Mentoren sich viel tiefer in die Situation hineindenken können. Keine bloße Theorie.

Werden in der Selbsthilfe nicht belastende Dinge erzählt? Wie gehen diese Mentoren damit um? Natürlich erfahren die Mentoren, aber auch die ganze Gruppe, belastendes aus dem Leben der Beteiligten. Nur so können Erfahrungen  ausgetauscht werden. Viele erkennen sich in der Problematik wieder oder konnten bereits Lösungen erarbeiten die sie wiederum teilen. Die Mentoren werden besonders unterstützt.  Diplom Sozialpädagogen und ich halten viermal im Jahr Supervisionen ab. Die Gruppenleiter haben dort die Möglichkeit der Selbstreflexion. Schwierigkeiten in der Gruppe und belastende Ereignisse werden erörtert.  Zusätzlich haben wir alle vier Wochen Mentorentreffen. Da tauschen wir uns internen Erfahrungen aus.

Mich würde noch etwas zu den Mentoren interessieren. Wie viele arbeiten für die Wolkenschieber und wie genau leiten diese die Gruppen? Aktuell sind es 13 Mentoren. In einer sogenannten Befindlichkeitsrunde bekommt jeder Betroffene die Möglichkeit das Erlebte der vergangenen 14 Tage darzustellen. Es geht um eine Momentaufnahme. Die Mentoren hinterfragen das Eine oder Andere. Manche benötigen etwas mehr Zeit. Bei introvertierten Betroffenen versucht der Mentor genauer hinzuschauen. Nach dieser Eingangsrunde entwickeln sich häufig von alleine die Themen. Wie erwähnt, leben die Gruppen von der Eigendynamik und dem Erfahrungsaustausch. Es ist für die Mentoren stets eine Gradwanderung jedem genügend Raum und Zeit zu geben. 

Selbsthilfegruppen sind Kliniken nicht gleichgestellt.

Kann man einfach bei den Wolkenschieber vorbeikommen? Nein. Das geht leider nicht. Zunächst bedarf es einem telefonischen Vorgespräch. Oder einer E-Mail über unsere Webseite. Ich versuche in so einem Gespräch den Leidensdruck und die Diagnosen zu klären.

Das heißt, dass Teilnehmer vorab eine psychiatrische Diagnose haben müssen? Nicht unbedingt. Mir reicht es aus, den aktuellen Stand zu wissen. Daraus ergeben sich vielfach bereits anzunehmende Diagnosen. Es ist ja so, dass Betroffene oftmals lange Wartezeiten auf eine ambulante psychiatrische Therapie haben. Daran änderte sich bis heute wenig. Auch wenn der Gesetzgeber sagt, dass jeder kurzfristig Anspruch auf eine ärztliche Versorgung hat, so ist das in der Realität völlig anders. Wartezeiten von bis zu einem Jahr oder mehr sind keine Seltenheit. Selbst die kassenärztliche Vereinigung kommt an ihre Grenzen. Der Idealfall wäre es, wenn diese einen Therapeuten mit freien Kapazitäten vermitteln. Doch die Wahrheit ist ernüchternd. In der Regel bekommen die Betroffenen eine Liste zugesendet, auf der sämtliche Psychotherapeuten im Umkreis verzeichnet sind. Und genau diese haben meist keine freien Therapieplätze da sie von allen abgearbeitet wurden. Häufig ist nur ein Anrufbeantworter erreichbar. Nicht selten mit dem Text, dass im selben Jahr keine Patienten mehr aufgenommen werden. Und sollte ein Betroffener doch einmal Glück haben, sind die Entfernungen zu den Psychotherapeuten enorm. Einfache Fahrtstrecken von 60 Kilometer und mehr sind keine Seltenheit. Dieses hält der Gesetzgeber für zumutbar.  In der Praxis kaum haltbar. Denn es setzt voraus, dass jeder Hilfesuchende mobil ist.

Und was ist mit den Kliniken im Umkreis? Diese stellen Angebote. Im Bereich Koblenz ist es in erster Linie die Rhein-Mosel Fachklinik und für den Rhein – Lahn – Kreis das Elisabeth Krankenhaus in Lahnstein. Aber….. Auch dort gibt es Wartezeiten. Nicht jeder Erkrankte möchte stationär behandelt werden. Und selbst wenn, dann muss er mit guten sechs bis acht Wochen Wartezeiten rechnen. Oftmals sogar deutlich länger. Und bei den Tageskliniken sieht es ähnlich aus. Letztlich gibt es noch die psychiatrischen Institutsambulanzen. Diese sind für Patienten da, die aktuell dringenden Bedarf haben aber keinen Therapeuten finden. Doch so viel besser sieht es bei denen auch nicht aus. Auch dort muss mit Wartezeiten gerechnet werden. Letztlich bleiben nur noch die Akutstationen. Doch wer nicht gerade suizidal gefährdet ist oder zum Beispiel  einen psychotischen Schub hat, steht vor verschlossener Tür. Aus meiner Sicht ist dieses ein großes Dilemma im Gesundheitssystem. Es fehlen zahlreiche ambulante Therapieplätze. 

Gibt es einen Grund dafür? Ja. Den gibt es. Psychiatrische Erkrankungen sind im Verlaufe der vergangenen zwanzig Jahre massiv gestiegen. Wir sind in einer schnelllebigen Zeit. Hoher Leistungsdruck. Wir müssen in der Gesellschaft funktionieren. Das Ergebnis sind Burnout, Depressionen und so weiter. Die Seele leidet und ist zur Volkskrankheit Nummer eins geworden. Jedoch die Zahl der zugelassenen Therapeuten blieb lange Zeit konstant. Der Bedarf konnte nicht mehr gedeckt werden. Zwar wird der Bereich heute massiv ausgebaut aber die Maßnahmen kommen spät. Wenn nicht sogar zu spät.

Und wie sieht das bei Euch aus mit Wartezeiten? Tja….. 2019 war eine Katastrophe. Es gab einen kompletten Aufnahmestop. Für mich war das eine belastende Zeit. Menschen mit akuter Problematik abweisen zu müssen da die Gruppen voll waren. Die Situation hat sich etwas entspannt. Und dennoch gibt es Anwartschaften zwischen drei bis sechs Monaten. Ich sehe aber Licht am Horizont. Wir öffnen gerade neue Gruppen. Wie zum für den Rhein-Lahn-Kreis in Bad Ems. Da sind sogar noch ein paar wenige Plätze frei. 

Müssen die Betroffenen in den Gruppen etwas über sich erzählen? Eine Selbsthilfegruppe lebt vom Erfahrungsaustausch. Und jeder möchte davon profitieren. Sich selber reflektieren. Doch jeder Mensch ist anders. Zu Beginn starten die neuen Wolkenschieber meistens in der Auffanggruppe. Dort haben sie die Möglichkeit den Ablauf in einer Selbsthilfegruppe kennenzulernen. So einige sind eher introvertiert und hören zu. Auch das wird akzeptiert. In der Regel ist es so, dass jeder irgendwann einmal etwas über sich erzählt. Was er sagen mag, bleibt demjenigen überlassen.

Wie setzen sich die Gruppen zusammen? Wie eben erwähnt, starten wir in den Auffanggruppen. Dort versuchen wir nach etwa fünf Teilnahmen für die jeweiligen Betroffenen die passenden und dauerhaften Gruppen zu finden.  Dieses hat durchweg weniger etwas mit dem Krankheitsbild zu tun wie mit der harmonischen Gruppenbild. Es muss für alle Beteiligten passen. Darauf achten wir. Es gibt auch zwei Gruppen für Psychiatrie erfahrene Patienten. Wegen dem hohen Bedarf finden diese wöchentlich statt. Neulinge, mit einem aktuellen Burnout oder einer Depression, wären in solchen Gruppen vielleicht überfordert. Andererseits könnten sie auch von dem Erfahrungsschatz profitieren. Das ist stets eine Gradwanderung für die Mentoren welche die neuen Wolkenschieber einschätzen. 

Also sind die Gruppen nicht nach Krankheitsbild gegliedert? Richtig. Das hat sich bewährt. 

Wie sieht es denn mit der Schweigepflicht aus? Ein wichtiger Aspekt. Jeder Betroffene unterliegt der Schweigepflicht. Es werden ja teilweise sehr private Sachen in den jeweiligen Gruppen erzählt. Und somit muss jeder Teilnehmer auch eine Schweigepflichtserklärung unterschreiben. Würde ein Teilnehmer gegen dieses Gebot verstoßen, wäre er raus. Und Weiterungen sind nicht ausgeschlossen. Da gäbe es meinerseits keine Toleranz. ich muss aber sagen, dass das bisher hervorragend funktionierte.

Wie oft treffen sich die Wolkenschieber? Alle 14 Tage und zwei Stunden. Das ist in sämtlichen Gruppen gleich. 

Die SHG-Wolkenschieber feiern ihr 20-jähriges Bestehen

Wie ist das Verhältnis zwischen den Wolkenschiebern? Das ist eine spannende Sache. Innerhalb der Gruppen entwickeln sich häufig Freundschaften. Die Schnittpunkte des Lebens verbinden. Manche denken, dass sie alleine auf der Welt anders sind. Dabei kann anders richtig gut sein. Und sie sehen, dass es da noch einige mehr gibt die vor den gleichen Schwierigkeiten stehen wie sie selber. Zusätzlich gibt es auch alle vier Wochen einen Wolkenschieber Stammtisch in wechselnden Pubs oder Restaurants. Somit kommt auch der übergreifende Kontakt außerhalb der Gruppen Zustande. Natürlich sind die Teilnahmen freiwillig wie so alles bei den Wolkenschiebern.

Das heißt, Du bekommst kein Geld von den Betroffenen? Wie finanzieren sich die Wolkenschieber? Ja. Das stimmt. Die Teilnahme kostet nichts. Die Wolkenschieber finanzieren sich durch Fördergelder der AOK. Die Bethesda Stiftung stellt Räumlichkeiten zur Verfügung. Genauso wie die Rhein-Mosel-Fachklinik und der VfL Bad Ems. Ohne die Unterstützungen für Raummieten, Fixkosten, Büro und Supervisionen, würde es nicht funktionieren.

Leitest Du noch selber eine Gruppe? Bis 2018 betreute ich Gruppen in Andernach. 18 Jahre sind eine sehr lange Zeit und auch ausreichend. Im Notfall springe ich ein. Doch bei den Wolkenschiebern kümmere ich ich um administrative Aufgaben.

Und was machst Du beruflich? Ich habe meine Berufung zum Beruf gemacht. Nach dem Studium zum psychologischen Berater, biete ich intensive Einzelgespräche oder auch Paarberatungen in Krisen an.

Aktuell gibt es immer noch die Corona Einschränkungen. Wie seid ihr damit umgegangen? Schwierig. Zu Beginn des Lock Down mussten wir uns etwas einfallen lassen. Wochenlang waren sämtliche Treffen nicht möglich. Besonders Für die Betroffenen eine Katastrophe. Für viele waren die 14-tägigen Treffen die einzigen Kontakte zur Aussenwelt. Für Teilnehmer mit sozialen Phobien ein unhaltbarer Zustand. Und da zeigte sich wieder wie toll unsere Mentoren sind. In den Watsappgruppen oder über Videokonferenzen wurden Sitzungen abgehalten. Das war natürlich nicht mit den realen Treffen vergleichbar. Mittlerweile entspannte sich die Situation. In einigen Städten finden wieder regelmäßige Treffen statt. Andere Standorte sind noch immer geschlossen. Und besonders in dieser schwierigen Zeit mussten wir erkennen, wie klein die Lobby für Selbsthilfegruppen ist.

In Krisen gemeinsam statt einsam Lösungen erarbeiten – das sind die Wolkenschieber

Wie meinst Du das? Tanzschulen, Fitnessstudios und auch Tageskliniken in den Krankenhäusern wurden geöffnet. Dort stehen vorrangig finanzielle Interessen. Doch Selbsthilfegruppen wurden vom Staat in der Coronakrise überhaupt nicht beachtet. Es gab keinerlei Programme. Selbsthilfegruppen sind Kliniken nicht gleichgestellt. Und es zeigt auch, dass Menschen mit Depressionen etc. keine Lobby haben. Dabei wäre es durchaus möglich gewesen, unter Beachtung der Corona Schutzmaßnahmen, die Gruppenabende abzuhalten. Einerseits schätzen Kliniken und Ärzte die stabilisierende Wirkung von Selbsthilfegruppen. Wartezeiten zu stationären oder ambulanten Therapien werden überbrückt. Andererseits wird das Angebot als Selbstverständlichkeit betrachtet anstatt eigene medizinische Plätze auszubauen. Und gerade in der Coronakrise erlebten wir für die Betroffenen große Rückschläge. Therapien wurde unterbrochen. Die Menschen wurden erneut instabil. Kleine Schritte sind für psychisch erkrankte Menschen oft Siebenmeilenstiefel. Und diese Wege zu gehen ist oft eine schmerzhafte Erfahrung. Und all jenes müssen sie jetzt erneut durchleben.

In Krisen gemeinsam statt einsam

Wie war es für Dich während der Coronazeit? Anders wie erwartet. Auch ich konnte keine Vor-Ort Sitzungen mehr anbieten. Kurzerhand entschloss ich mich die Gespräche per Videokonferenz abzuhalten. Und das Angebot wurde intensiv genutzt. Für mich gab es keine Einbußen. Im Gegenteil. Eine Win-Win Situation für die Betroffenen  und mich.

Dieses Jahr wären die Wolkenschieber 20 Jahre alt geworden……? Ja. Ich sehe das mit einem lachenden und weinenden Auge. Die Freude über das Erlebte und den großen Rückhalt ist enorm. Doch der Wermutstropfen ist da. Wir wollten dieses besondere Jubiläum mit den Bürgermeistern, Förderverein und sämtlichen Wolkenschieber groß feiern. Doch Corona hat uns da einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht. Bekanntlich ist verschoben nicht aufgehoben. Wir werden einen neuen Termin finden.

Lieber Jason. Der BEN Kurier dankt Dir für dieses tolle Interview und wünscht Dir weiter viel Erfolg bei deiner so wichtigen Tätigkeit. 

Wer Hilfe zur Selbsthilfe sucht, ist bei den Wolkenschiebern gut aufgehoben. Unter dem Motto „Aktives Leben lernen,“ finden die regelmäßigen Treffen der SHG-Wolkenschieber in Weißenthurm, Andernach, Koblenz und demnächst Bad Ems statt. Erkundigen können Sie sich über die webseite www.shg-wolkenschieber.de   Dort finden Sie auch ein Kontaktformular.

Vorgespräche führt Herr Minnemann unter der Telefonnummer 0177-616 6615

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Gesundheit

LandarztPlus: Neue Praxis in Welschneudorf eröffnet

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Foto: BBT | Tom Neumann

WELSCHNEUDORF Das Konzept „LandarztPlus“ schreibt das nächste Kapitel seiner Erfolgsgeschichte: Nach der erfolgreichen Etablierung der niedergelassenen Hausarztpraxis im Montamedicum am Brüderkrankenhaus in Montabaur wurde zum 1. Januar die erste Praxis außerhalb der Kreisstadt eröffnet. In Welschneudorf haben die BBT-Gruppe und die Verbandsgemeinde Montabaur eine bestehende Hausarzt-Praxis in das MVZ integriert und damit eine wichtige Perspektive für die Versorgung im ländlichen Raum geschaffen. Noch in diesem Jahr wird die Praxis in modernisierte Räumlichkeiten in den Ortskern von Welschneudorf umziehen (ehemaliger Westerwälder Hof).

Eigentlich hatte sich ja abgezeichnet, dass wir hinter uns die Türen zuschließen.“ Christian Hartz, niedergelassener Hausarzt in Welschneudorf (Westerwaldkreis) war ursprünglich davon ausgegangen, dass es der Praxis so gehen würde wie vielen anderen Praxen in der Region, die keine Nachfolge finden für in den Ruhestand gehende Mediziner. In Welschneudorf ist das jetzt anders, weil sich die BBT-Gruppe, zu der auch das Katholische Klinikum Koblenz · Montabaur gehört, und die Verbandsgemeinde Montabaur mit dem gemeinsamen Hausarzt MVZ LandarztPlus nun auch in der ehemaligen Praxis von Hausarzt Dr. med. Ulrich Wachter und Christian Hartz engagieren. Wachter ist nun im wohlverdienten Ruhestand, Hartz bleibt weiterhin als Mediziner aktiv, die Praxis wird nun aber von der BBT-Gruppe und der Verbandsgemeinde betrieben. Ein Modell, dass bereits in Montabaur mit der Fortführung der ehemaligen Praxis des Ärzte-Ehepaares Bellut im Montamedicum am Brüderkrankenhaus sehr gut funktioniert hat.

Strukturen erhalten, wo sie hingehören“

Es ist klasse, dass wir jetzt auch in den Ortsgemeinden tätig werden“, sagte Ulrich Richter-Hopprich, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Montabaur, bei einer kleinen Feierstunde in den Räumlichkeiten der Praxis in der Arzbacher Straße in Welschneudorf. „Wir erhalten damit Strukturen genau dort, wo sie auch hingehören: in der Mitte der Dorfgemeinschaft. Wir haben schon bei der ersten LandarztPlus-Praxis, die wir vor wenigen Jahren in Montabaur etabliert haben, gesehen: Es wäre eine gewaltige Versorgungslücke entstanden, wenn die Praxis der Eheleute Bellut einfach geschlossen worden wäre. Wir versorgen dort heute viele Menschen, die sonst keine Versorgung mehr erhalten hätten.“

In Montabaur sind wir mit der LandarztPlus-Praxis damals mitten in der Corona-Pandemie gestartet“, erinnert sich Jérôme Korn-Fourcade, Leiter der BBT-Region Koblenz-Saffig, zu der auch das Katholische Klinikum mit seinen drei Betriebsstätten gehört. „Was das Praxisteam dort seither geleistet hat, kann man gar nicht hoch genug einschätzen. Für uns als BBT-Gruppe ist es nun ein ganz besonderes Ereignis, abseits der Kreisstadt in einer Ortsgemeinde die dortige Versorgung zu erhalten wo sie ansonsten vermutlich weggebrochen wäre. Das macht uns sehr stolz und froh, soll aber auch nur der Anfang sein. Der demographische Wandel und die Fachkräfte-Situation spornen uns an, die nächsten wichtigen Schritte zu gehen. Es war von Beginn an Teil unserer Vision, delegierbare Leistungen an Medizinische Fachangestellte und Physician Assistant zu übertragen und die Standorte über Telemedizin zu vernetzen und weiterzuentwickeln. Montabaur und Welschneudorf dürfen gerne nur der Anfang sein.“

Der Bedarf ist groß

Wie wichtig der Erhalt von Praxen im ländlichen Raum ist, zeigt sich auch am Tag der Feierstunde, als sich noch kurz zuvor eine lange Schlange wartender Patientinnen und Patienten vor der Praxistüre bildet. „Der Bedarf ist sehr groß“, sagt Christian Hartz, der bereits seit 1992 als Allgemeinmediziner in der Praxis aktiv ist. Das Praxisteam um ihn herum – sie alle sind nun ebenfalls Teil der LandarztPlus-Praxis – ist zum großen Teil schon länger als 30 Jahre mit dabei. Ein großer Gewinn für den Standort, dass so viel Erfahrung und Wissen erhalten bleibt. Und neue Ärzte oder Ärztinnen, die zukünftig das Team verstärken sollen und zumeist deutlich jünger sein werden, können von dieser Erfahrung bei ihrem Start in der LandarztPlus-Praxis nur profitieren.

Es gehört zu unserer Aufgabe als Verbandsgemeinde, nicht alles auf ein Zentrum wie Montabaur hin zu organisieren, sondern in allen Richtungen eine Grundversorgung herzustellen“, betonte Ulrich Richter-Hopprich. „Das gilt für Geschäfte und Schulen genauso wie für die Arztpraxen, die wichtiger Teil der Grundversorgung sind. Mit der Praxis in Welschneudorf stärken wir die hausärztliche Versorgung in den Elbertgemeinden und im Buchfinkenland.“

Medizinischen Fortschritt gemeinsam angehen“

Wir machen ja nicht nur Krankenhaus“, erklärte Korn-Fourcade das Engagement der BBT-Gruppe. „Wir machen Gesundheitsversorgung – und die denken wir komplett. Ambulante Versorgung wird immer wichtiger werden. Die Versorgungskette wird durchlässiger werden. Die allgemeinmedizinische Versorgung gehört ebenso dazu wie die fachärztliche und die stationäre Versorgung im Krankenhaus sowie die anschließende Überleitung in Versorgungsangebote, die wir zum Beispiel in unserem Therapiezentrum anbieten. Wir sind der Verbandsgemeinde dankbar, dass sie uns als Partner ausgesucht hat und wir den medizinischen Fortschritt hier in der Region gemeinsam gestalten.“

Hintergrund:

Die LandarztPlus Montabaur gGmbH ist eine Initiative zur langfristigen Sicherung der hausärztlichen Versorgung in ländlichen Regionen. Organisatorisch entsteht ein Netzwerk von Hausarztpraxen in und um Montabaur in der Trägerschaft eines Medizinischen Versorgungszentrums mit mehreren Filialpraxen. Träger sind die Barmherzigen Brüder Trier gGmbH sowie die Verbandsgemeinde Montabaur.

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Gesundheit

Im Notfall schnell informiert: Gemeindeschwester kommt mit neuen Notfalldosen im Gepäck

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Foto: Jonas Breithaupt

NASTÄTTEN Im Notfall müssen den Hilfeleistenden in kürzester Zeit die wichtigsten Informationen vorliegen, um die Situation sicher und fachgerecht einschätzen zu können. Dazu zählen zum Beispiel Notfall- oder Impfpass, Medikamentenplan, Patientenverfügung oder Vorsorgevollmacht, die meist an unterschiedlichen Orten in der Häuslichkeit aufbewahrt werden. Manchmal schier unmöglich für Rettungskräfte alle Informationen schnell herauszufinden.

Eine Lösung kann die Notfalldose sein. Sie ist im Kühlschrank platziert und enthält die wichtigsten Gesundheitsinformationen und Hinweise zum Aufbewahrungsort der Dokumente. Ausgestattet mit zwei Aufklebern, die am Kühlschrank und an der Innenseite der Wohnungstür angebracht werden können, sind die Notfalldosen für die Rettungskräfte in jedem Haushalt leicht auffindbar.

Die Gemeindeschwesterplus in der Verbandsgemeinde Nastätten wurde durch die freundliche Unterstützung der Apollonia von Ehr Stiftung mit neuen Notfalldosen für Seniorinnen und Senioren in der Verbandsgemeinde Nastätten ausgestattet. Bei den präventiven Hausbesuchen der Gemeindeschwesterplus, mit der jederzeit ein Termin vereinbart werden kann, soll gemeinsam besprochen und ausgefüllt werden, welche Informationen und Unterlagen für den Notfall bereitgestellt werden.

In Kombination mit einer Notfallmappe sollen Seniorinnen und Senioren für den Ernstfall gerüstet werden. Nicht jedem gelingt es in einer Notfallsituation alle wichtigen Angaben zum Gesundheitszustand zu machen. Gerade in einer solchen Stresssituation kann es passieren, dass wichtige Details vergessen werden. „Wir hoffen, dass wir mit der Notfalldose in Kombination mit der Notfallmappe einen kleinen Teil dazu beitragen können, Seniorinnen und Senioren besser auf eine Notfallsituation vorzubereiten und Hilfeleistenden die Informationsbeschaffung zu erleichtern“, teilt Kreisgesundheitsmanagerin Johanna Breithaupt mit.

Gemeindeschwesterplus ist ein Programm des Landes Rheinland-Pfalz und zielt darauf ab, dass ältere Menschen möglichst lange selbständig Zuhause leben können. Elvira Pikullik berät als Fachkraft Gemeindeschwesterplus Seniorinnen und Senioren in der Verbandsgemeinde Nastätten auf Wunsch über alltagsbegleitende Angebote und Hilfen, hat ein offenes Ohr für Sorgen, Wünsche und Bedarfe und informiert über Freizeit- und Teilhabeangebote.

Sie erreichen Frau Pikullik unter der Telefonnummer: 06772 96 974 96. Die Bürozeiten sind: Mo-Do. 7.30 Uhr-16 Uhr, Fr. 7.30 Uhr- 15 Uhr. Das Angebot der Gemeindeschwesterplus ist kostenfrei und wird in der Verbandsgemeinde Nastätten durch das Land Rheinland-Pfalz sowie durch die Apollonia von Ehr Stiftung gefördert. Kommunal verantwortlich für das Programm Gemeindeschwesterplus ist das Kreisgesundheitsmanagement im Gesundheitsamt des Rhein-Lahn-Kreises.

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Gesundheit

Direktorium im Nastätter Paulinenstift erhält Verstärkung

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Foto: GK-Mittelrhein | Jutta Münch

NASTÄTTEN Jonas Wilbert und Dr. med. Zlatko Neckov freuen sich: Seit 1. Januar haben der Kaufmännische und der Ärztliche Direktor Unterstützung bekommen. Roman Waldorf steht ihnen als neuer Pflegedirektor zur Seite. Bisher war die Position des Pflegedirektors von Jonas Wilbert mit übernommen worden.

Zu dritt im Team: Roman Waldorf ist neuer Pflegedirektor in Nastätten

Der Kaufmännische Direktor ist mittlerweile auch für das St. Elisabeth in Mayen zuständig und wird nun durch den Eintritt von Roman Waldorf entlastet. Roman Waldorf ist gelernter Krankenpfleger und war zuvor sechs Jahre im ebenfalls zum Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein gehörenden Heilig Geist in Boppard tätig.

Neben seinen bisherigen Funktionen als pflegerischer Leiter der Wundmedizin, der Zentralen Notaufnahme und der Intensivstation war er seit über einem Jahr bereits kommissarischer Pflegedirektor in Boppard. Waldorf hat mehrere Weiterbildungen erfolgreich absolviert und ist zudem Supervisor und Mediator.

Derzeit studiert er berufsbegleitend Organisationswissenschaften. „Ich bin hier sehr gut aufgenommen worden und freue mich sehr darauf, hier am Standort alle Mitarbeitenden kennenlernen zu dürfen. Das Paulinenstift ist ein sehr modernes Krankenhaus mit familiärer Atmosphäre – das gefällt mir. Ich gebe mein Bestes, um den Patienten und Mitarbeitenden ein guter Pflegedirektor zu sein.“

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