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Koblenz

Wie die Tafel das Leben für Bedürftige ein Stückchen besser macht

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Foto; Michaela Cetto | Büro Josef Oster

KOBLENZ Klirrend kalt ist es an diesem Märzmorgen an der alten Gärtnerei des Klosters Schönstatt in Koblenz-Metternich. Früh auf den Beinen zu sein, macht Basti nichts aus. Er trägt Handschuhe, eine selbstgehäkelte Beanie-Mütze und eine royalblaue Arbeitsjacke, die ihn als Teil des Teams der Tafel Koblenz ausweist. Hier oben ist das Lager des Vereins, der seit fast 24 Jahren in Koblenz und der Region aktiv ist. Basti ist seit 2017 dabei. „Damals hab‘ ich einen Bundesfreiwilligendienst absolviert“, erzählt er. „Und das hat mir so gut gefallen, dass ich dabeigeblieben bin.“ Mit 260 weiteren ehrenamtlichen Mitarbeitern engagiert sich der 38-Jährige für bedürftige Menschen und bringt ihnen unter anderem jede Woche einen vollgepackten Korb mit gespendeten Lebensmitteln direkt ins Haus. Basti kennt das Leben am Rand der Gesellschaft.

An diesem Morgen teilt er sich die Schicht mit Norbert (Bildhauer), und sie haben Verstärkung: Der CDU-Bundestagsabgeordnete Josef Oster und der JU-Vorsitzende Philip Rünz stehen parat, um mitanzupacken. Der Abgeordnete hatte das Tafel-Lager im Dezember besucht und versprochen, wiederzukommen. „Ich bin Fan dieser engagierten Leute“, sagt er. „Es ist mir eine Herzensangelegenheit, mein Versprechen zu halten.“ Titel, Funktionen und Nachnamen werden die beiden Politiker auf der Tour verlieren. Bei der Tafel ist man per du, auf einer Augenhöhe mit Mitstreitern und mit den Kunden.

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Unterwegs zum Rand der Gesellschaft

Die Ladefläche des Lieferwagens ist bereits am Abend zuvor gefüllt worden. „Wir schauen immer, dass die Grundnahrungsmittel drin sind“, erklärt Basti. „Was Frisches wie Obst und Gemüse, Milch und Molkereiprodukte, Haltbares wie Nudeln und vielleicht was Süßes oder was zu knabbern.“ Bei den Lebensmitteln handelt es sich um Spenden von Supermärkten – einwandfreie Ware, die aus verschiedenen Gründen aussortiert wird, etwa weil sie aus einer bestimmten Aktion übrig ist oder weil das Mindesthaltbarkeitsdatum in Kürze abläuft. Eine Box ist glutenfrei gepackt für einen Allergiker, eine andere rein vegetarisch. „Natürlich achten wir auch auf diese Kundenwünsche.“

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Bäckereien und Supermärkte der Region spenden regelmäßig Lebensmittel an die Tafel. Foto: Michaela Cetto | Büro Josef Oster

Was noch fehlt, ist Brot. Das holt die Truppe bei Bäcker Karls in Weißenthurm ab, der die nicht verkauften Backwaren des Vortags für die Tafel sammelt. Josef packt Misch- oder Körnerbrot in die Körbe. Heute gibt’s sogar Berliner, für jeden Haushalt zwei. Zusammen mit den Bruchkeksen, die das Tafelteam in der Feinbäckerei Rünz in Mülheim-Kärlich bekommt, wird der Kaffeetisch der Kunden an diesem Nachmittag reich gedeckt sein.

Wie die Tafel Koblenz das Leben für Bedürftige ein Stückchen besser macht

Die Donnerstagstour führt durch Rübenach, Neuendorf, Lützel, Metternich, 15 Adressen stehen auf der Liste. Josef und Basti klingeln an einer Haustür an einer stark befahrenden Straße. Eine Frau mittleren Alters öffnet, schaut nicht rein in den Korb. Es ist das erste Mal, dass sie von der Tafel beliefert wird. Sie kennt weder Basti noch einen der Politiker, zahlt schüchtern ihre zwei Euro, dankbar, aber peinlich berührt, und schließt schnell die Tür hinter sich. In anderen Haushalten wird das Team bereits sehnsüchtig erwartet, die Hand am Aufdrücker.

Es sind die Menschen, die nicht in der Lage sind, zu den Ausgabestellen der Tafel zu kommen. Sie sind alt und gebrechlich oder krank, beeinträchtigt. Manche Wohnungen sind aufgeräumt, auch ein wenig dekoriert. Andere zeugen von bitterer Einsamkeit und Langeweile. Tristes, strukturloses Alltagsgrau, das weder Zigaretten noch Alkohol zu vertreiben vermögen.

MdB Josef Oster begleitet Basti und Norbert auf einer Tour durch Koblenz. Foto: Michaela Cetto | Büro Josef Oster

Auf nackten Beinstümpfen kommt G. zur Tür. Er freut sich über Basti, den er schon gut kennt, und über Josef, den er sofort reinbittet in sein Reich, das ihm – Tisch, Stühle, Schränke auf halber Höhe – alles bietet, was er zum Leben braucht. „Wollt ihr euch setzen? Was trinken?“ Basti klopft ihm auf die Schulter, fragt, wie’s ihm geht, sie lachen über einen Witz, den nur die beiden verstehen. „Heute ist ein guter Tag.“

Das findet auch Josef. Als er nach vier Stunden die blaue Tafeljacke wieder auszieht, ist er dankbar für diese besondere Erfahrung. Vor allem aber ist er dankbar für den außerordentlichen Einsatz der Ehrenamtler, die seit mehr als zwei Jahrzehnten die Tische jener Menschen decken, denen es nicht so gut geht. Und die immer auch ein bisschen Licht und Herzenswärme dabeihaben. „Das hat mich berührt“, gesteht er. „Und ich verstehe jetzt, warum sich die Leute hier so gern engagieren. Man fühlt sich gleich, wie in einer Familie.“ Basti nickt.

MdB Josef Oster begleitet eine Tour

Wer sich für die Arbeit der Tafel Koblenz interessiert, mithelfen oder spenden möchte, kann sich mit Peter Bäsch, Tel. 0160 9666 3022, E-Mail info@tafel-koblenz.info oder mit Rainer Bach, Tel. 0151 52377535, in Verbindung setzen.

Tafel-Fakten

Die Tafel Koblenz wurde im Jahr 2000 von dem noch heutigen Vorsitzenden Peter Bäsch und einigen Mitstreitern gegründet. Damals klapperten die Ehrenamtler mit Privatfahrzeugen die Supermärkte ab. Mittlerweile verfügt das Team über einen stolzen Fuhrpark von sechs Lieferwagen und betreibt insgesamt elf Ausgabestellen, fünf davon allein in Koblenz. Weitere Ausgabestellen sind in Bendorf, Lahnstein, Urmitz, Vallendar, beim Jobcenter Jugend und beim Fairteiler Foodsharing. Außerdem beliefert die Tafel zweimal in der Woche Menschen, die nicht zu den Ausgabestellen kommen können und zwölf soziale Einrichtungen in der Region. Die 260 Helferinnen und Helfer versorgen aktuell 1100 Bedarfsgemeinschaften mit circa 5000 Menschen mit Lebensmitteln, die sonst vernichtet werden würden. (Text: Michaela Cetto/Büro Josef Oster)

 

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Koblenz

Gericht hat entschieden: Gnadenhof in der Eifel muss Hunde abgeben

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KOBLENZ Das Oberverwaltungsgericht Koblenz hat heute in seiner Entscheidung bekannt gegeben, dass es grundsätzlich dem erstinstanzlichen Urteil vor dem Verwaltungsgericht Koblenz beipflichtet und das Urteil bestätigt. Das Verwaltungsgericht teilte seinerzeit mit, dass es auf dem Gnadenhof in Harscheid Mängel gegeben habe. Bei einem Besuch des Veterinäramtes mit der Polizei im Oktober 2023 sollen Hunde verfilztes fell gehabt haben, und angetrocknet Kot und Urin in einem Einzelbereich festgestellt worden sein. Das Verwaltungsgericht Koblenz war davon überzeugt, dass es sich um eine andauernde Vernachlässigung der Tiere im Pflegebereich handeln würde. Dazu sollen auch die Krallen der Tiere nicht hinlänglich gekürzt worden sein.

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In einem Eilrechtsschutzverfahren bestätigte nun das Oberverwaltungsgericht Koblenz die Einschätzung des Verwaltungsgerichtes Koblenz. Im Beschluss wird ausgeführt, dass das Verwaltungsgericht Koblenz zutreffend feststellte, dass es bei Vorortkontrolle mit amtstierärztlichen Feststellungen erhebliche tierschutzrechtliche Verstöße gegeben hätten (siehe oben). Außerdem wären die nicht aneinander gewöhnten Hunde entgegen der tierschutzrechtlichen Vorgaben gemeinsam untergebracht worden. Auch beißender Geruch von Urin und Kot wäre seinerzeit festgestellt worden.

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Grund genug für das Oberverwaltungsgericht Koblenz, das erstinstanzliche Urteil zu bestätigen und der Hundebesitzerin aufzuerlegen, sich bis auf fünf Hunde von allen 61 Tieren zu trennen. Das Aus für den Gnadenhof in der Eifel. Auch wir haben uns vom BEN Kurier den Gnadenhof in Harscheid angesehen und durften sämtliche Räume betreten. Unsaubere Zustände oder ungepflegte Tiere konnten wir nicht feststellen. Das Oberverwaltungsgericht Koblenz bestätigte die erstinstanzliche Einschätzung des Verwaltungsgerichtes Koblenz, ohne sich selber vor Ort zu erkundigen oder erneut einen neutralen Tiersachverständigen mit der Begutachtung zu beauftragen.

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So reichte eine amtstierärztliche Vorortkontrolle für eine Beweiswürdigung dem Gericht aus, um das Urteil zu bestätigen. Dabei hatte gerade dieser Fall viel Aufsehen erregt. In den sozialen Medien hatten sich vereinzelte sogenannte Hater-Gruppen gegen die Betreiberin des Gnadenhofes gebildet. Dabei soll es laut der Hausinhaberin Anrufe unter ihrem Namen bei Ärzten, Anwälten oder Veranstaltern gegeben haben, um ihr zu schaden. Unter anderem war sie nominiert für einen Preis bei der Bitburger Brauerei. Die soll einen Brief unter dem Namen der Betreiberin des Gnadenhofes erhalten haben, worin mitgeteilt wurde, dass sie auf den Preis verzichten würde.

Besonders in der jüngsten Vergangenheit hat der Gnadenhof der 61 Tiere viel Zuspruch erfahren. Doch beim Oberverwaltungsgericht in Koblenz war nun Schluss: Ein Ende des Betriebes für die Tiere ist kaum noch aufzuhalten.

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Koblenz

Am Rande der Gesellschaft: Unsichtbare Menschen sichtbar machen

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KOBLENZ Seit 1991 war Markus Fröhlich für den Caritasverband Koblenz aktiv, die erste Zeit im Migrationsdienst. In den vergangenen 27 Jahren war die Koblenzer Neustadt 20 sein berufliches zuhause. Das in dezentem Gelb gehaltene Gebäude gegenüber des Kurfürstlichen Schlosses ist eine wichtige Anlaufstelle für wohnungslose Menschen. „Die Unterstützung von Frauen und Männern ohne Wohnsitz ist eine ureigene Caritas-Aufgabe“, sagt Markus Fröhlich. „Es ist unser Auftrag, für diese Menschen da zu sein, ihnen ein Stück Heimat zu geben.“

Neben der Fachberatung in Kombination mit der aufsuchenden Sozialarbeit und den Einzelfallhilfen nach § 67 SGB Xll gibt es einen Tagesaufenthalt mit täglichem Frühstücksangebot und regelmäßigem Mittagessen, Sanitärbereiche für Frauen und Männer, eine Kleiderkammer, eine ärztliche Kontaktstelle in Kooperation mit „MediNetz Koblenz e. V.“ sowie eine Clearingstelle Krankenversicherung. „Wertschätzung und Würde stehen an erster Stelle“, berichtet der 63-jährige Diplom-Sozialarbeiter, der bei jeder sich bietenden Gelegenheit das Engagement des achtköpfigen Teams hervorhebt. „Uns war und ist es wichtig, unseren Klienten und Gästen einen Schutzraum zu bieten und in existenziellen Notlagen bestmöglich zu unterstützen.“ Täglich kommen ca. 50 Menschen in die Anlaufstelle der Caritas. Aktuell sind dort 110 Frauen und Männer postalisch gemeldet, die keinen vertraglich abgesicherten Wohnraum haben. Im Jahresschnitt finden ca. 500 wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen Rat und Unterstützung.

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Lobbyarbeit für Menschen am Rande unserer Gesellschaft

Teamarbeit wird nicht nur in der Neustadt 20 großgeschrieben. Gemeinsam mit den Akteuren des Koblenzer Arbeitskreises für Menschen ohne Wohnung war Markus Fröhlich ein leidenschaftlicher Kämpfer, um Frauen und Männern am Rande unserer Gesellschaft eine Stimme zu geben. „Es hat sich viel getan. Es war für mich eine große Freude und Herausforderung, dass ich die Unterstützungsangebote für Menschen in prekären Lebenssituationen aktiv konzipieren und mitgestalten konnte“, sagt Markus Fröhlich. „Wohnungslose Menschen haben keine große Lobby und demzufolge enorme Probleme, bezahlbaren und menschenwürdigen Wohnraum zu finden.“ In diesem Kontext geht der Caritasverband ebenfalls voran. In den oberen Stockwerken der Neustadt 20 gibt es seit vielen Jahren zehn assistierte Wohneinheiten für insgesamt 16 Personen, die Mieten entsprechen den Regelsätzen im Bürgergeldbezug. „Wir bedanken uns bei Herrn Fröhlich für die stetige Weiterentwicklung unserer Angebote in der Neustadt“, sagt Achim Meis, Leiter Soziale Dienste bei der Koblenzer Caritas. „Er hat unseren Leitsatz Engagiert für Menschen mit Leben gefüllt.“

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Leitung der Anlaufstelle wird in gute Hände übergeben

Die Arbeit war für Markus Fröhlich nicht nur ein Beruf, sondern eher eine Berufung und Herzensangelegenheit. Im Mai beginnt für den Familienvater aus Hatzenport die Freistellungsphase im Rahmen der Altersteilzeit. „Seine“ Neustadt 20 konnte er in gute Hände übergeben. Mit Julian Sommer übernimmt ein langjähriger Teamkollege die Leitung der Fachberatungsstelle und wird auch in Zukunft dafür sorgen, dass Menschen, die oft unsichtbar in unserer Gesellschaft leben, sichtbar werden.

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Koblenz

Ehemaliger Geschäftsführer der Lebenshilfe muss sich am 13. Mai vor dem Koblenzer Landgericht verantworten!

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Foto: BEN Kurier

KOBLENZ/NASTÄTTEN Fünf Verhandlungstage hat das Koblenzer Landgericht gegen den ehemaligen Geschäftsführer der Lebenshilfe Rhein-Lahn angesetzt. Eröffnet wird diese am 13. Mai um 9 Uhr. Die Staatsanwaltschaft wirft dem ehemaligen Geschäftsführer der insolventen Lebenshilfe Rhein-Lahn Untreue in 251 Fällen in einem besonders schweren Fall begangen zu haben, indem er sich, unberechtigt auf Kosten der gemeinnützigen Einrichtung, insbesondere privat E-Bikes gekauft und sich hohe Geldbeträge der Lebenshilfe Rhein-Lahn verschafft haben soll.

62 Taten sollen möglicherweise sogar nach bereits erfolgter Zahlungsunfähigkeit der Einrichtung geschehen sein. In dem Fall wird dem Angeklagten tateinheitlich ein Bankrott durch Beiseiteschaffen von Vermögen zur Last gelegt. Durch die 251 angeklagten Taten soll der ehemalige Geschäftsführer unrechtmäßig in den privaten Besitz von rund 598.000 Euro gekommen sein.

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In 25 Fällen wird dem Angeklagten vorgeworfen, dass er die Sozialversicherungsbeiträge in Höhe von rund 29.000 Euro nicht an die gesetzlichen Krankenkassen entrichtet hatte. Auch den Insolvenzantrag hätte er nach Eintritt der Zahlungsunfähigkeit nicht gestellt und dadurch den Tatbestand der Insolvenzverschleppung erfüllt.

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