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Blaulicht

Rettung von oben: Wo jeder Fehler das Leben kosten kann

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KOBLENZ Abgestürzt auf dem Rheinsteig, eingeklemmt im Aufzug, hilflos auf dem Hausdach – es gibt viele Situationen, bei denen die neue Einheit Höhenrettung der Berufsfeuerwehr Koblenz zum Einsatz kommen kann. Letztgenannte erlebten Hunderte Menschen im Juli 2021 im Ahrtal. Die Flutkatastrophe ist ein Grund dafür, warum die Facheinheit in der Feuerwache 2 in Koblenz eingerichtet wurde. Wie viel Arbeit und hartes Training dahintersteckt, das erlebte der CDU-Bundestagsabgeordnete Josef Oster jetzt bei einem Besuch des Teams auf dem Niederberg.

Übungstag in der Wache 2: Der sechsköpfige Trupp sieht auf den ersten Blick gar nicht nach Feuerwehr aus: rote Overalls, Kopfhörer und schnittige Helme sind nicht nur das „Markenzeichen“ der Höhenrettung, sondern vor allem hochfunktional. Die Anzüge und Helme sind leichter, müssen weniger vor Funken und Flammen schützen, sondern vor allem Bewegung erlauben. Das „Mickey Mouse“-Headset ermöglicht einfache und unaufgeregte Kommunikation zwischen allen Teammitgliedern. „So ein Einsatz erfordert größte Konzentration jedes einzelnen“, erklärt Meik Maxeiner, Leiter des Amtes für Brand- und Katastrophenschutz. Bei Rettung in Höhe oder Tiefe muss jeder Knoten, jeder Handgriff sitzen, sonst wird es für Opfer und Retter sehr schnell sehr gefährlich. Die richtigen Anschlagpunkte für die Seile finden und doppelte Sicherungen sind da genauso essenziell wie 100-prozentige Verlässlichkeit. So ein Übungstag schult nicht nur den Umgang mit Technik und Material, sondern auch das gegenseitige Vertrauen.

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Heute geht’s nicht in die Höhe, sondern in die Tiefe. Ein hilfloser Patient liegt in einem steckengebliebenen Aufzug – am Übungsturm in Niederberg ist das ein Modell aus Holz. Das ist übrigens gar kein abwegiges Szenario. „Im Schnitt wird die Feuerwehr pro Jahr zu etwa 50 steckengebliebenen Aufzügen gerufen“, berichtet Meik Maxeiner.

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Eine spannende Übungseinheit erlebte der CDU-Bundestagsabgeordnete Josef Oster (links) in der Feuerwache 2 in Koblenz Niederberg mit
(von links): Janosch Seyl, Übungsleiter Florian Zerfas, Wachhabender Andreas Griebel, Felix Schunck, Holger Hübinger, Philipp Berens,
Ordnungsamt-Azubi Tim Schönhals und Amtsleiter Meik Maxeiner. Foto: Philip Rünz

Das Opfer spielt heute ein Azubi des Ordnungsamtes, der ein zweiwöchiges Praktikum in der Wache absolviert. Sein erster Tag auf dem Niederberg verlangt ihm Vertrauen und Geduld ab. Die Proberettung dauert mehr als eine Stunde – eine Stunde, in der Anschlagpunkte gefunden und Seile gespannt werden, in der das Opfer auf einer Trage gesichert und durch eine kleine Öffnung bugsiert wird, in der sich der Retter Flaschenzüge baut, um den Patienten und sich selbst aus dem Schacht zu hieven. Nicht alles läuft reibungslos – dafür wird schließlich geübt. Den Überblick behält Einsatzleiter Florian Zerfas, der den interessierten Bundestagsabgeordneten über jeden Schritt auf dem Laufenden hält.

29 Höhenretter stehen mittlerweile parat, 24 Stunden am Tag ist solch ein sechsköpfiger Trupp einsatzbereit, um nicht nur in Koblenz, sondern im ganzen nördlichen Rheinland-Pfalz Menschen zu bergen. Das Land hat zwei Windenhubschrauber bestellt, die im Lauf des nächsten Jahres auf dem Flugplatz in Winningen bei der Polizeihubschrauberstaffel stationiert werden. Ob es schwierig war, willige Feuerwehrleute für die Spezialeinheit in luftiger Höhe zu finden, will Josef Oster wissen. „Nein“, sagt Zerfas entschieden und spricht nicht nur für sich selbst. Jeder Koblenzer Berufsretter muss sich in einem bestimmten Gebiet spezialisieren. Mindestens 80 Ausbildungsstunden müssen jedes Jahr nachgewiesen werden, sonst verfällt die Qualifikation. Dazu Gesundheits- und Belastbarkeitschecks.

Krafttraining und Teambuilding gehören ebenfalls zum Alltag in der Feuerwache 2. Ein Streifzug durch das Gebäude mit Fuhrpark, Büros, Versammlungsräumen, Küche, Schlafzimmern und Aufenthaltsbereichen vermittelten dem Bundestagsabgeordneten einen guten Überblick, wie eine 24-Stunden-Schicht hier abläuft. 90 Schichten schiebt jeder Retter im Jahr. Für die Rund-um-die-Uhr-Bereitschaft samt Back-Ups im Krankheitsfall braucht’s eine 48-Stunden-Woche, die ohne Murren hingenommen wird.

Josef Oster, der auch wegen seiner 16-jährigen Erfahrung als Verbandsgemeinde-Bürgermeister eine besondere Nähe zur Feuerwehr hat, zeigte sich beeindruckt von der Arbeit und dem Teamgeist in der Feuerwache 2 und dankte für die lehrreiche Demonstration. „Es ist ein wirklich gutes Gefühl, eine solche Mannschaft im Rücken zu haben“, sagt er. Keine Frage, dass er als Wahlkreisabgeordneter die Koblenzer Truppe stets im Blick behält und seine Erfahrung und Erkenntnisse aus der Heimat in Berlin einbringt.

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In der Lahn versunkenes Boot erfolgreich geborgen!

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Foto: Verbandsgemeinde Diez

DIEZ Infolge von Hochwasser auf der Lahn war Anfang Januar ein Boot von seiner Anlegestelle zunächst auf den Lahnradweg geschwemmt worden und dort liegengeblieben – kurz darauf jedoch war es infolge von sturmbedingtem Wind und Wellengang wieder in die Lahn zurück gespült worden und ist dort schließlich versunken.

Am 23. April gelang dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt die Bergung. Das Boot war zwar nicht mehr zu sehen, aber es war an einem dicken Tau befestigt und ist während der zurückliegenden Wochen glücklicherweise an Ort und Stelle geblieben.

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Zunächst kamen Taucher zum Einsatz, um zu prüfen, in welcher genauen Position sich das Boot befindet. Mit luftgefüllten Hebesäcken wurde dem Boot dann der nötige Auftrieb verschafft und es gelang schließlich mit Unterstützung durch den Schwimmgreifer „Greif“ vom Wasser- und Schifffahrtsamt Koblenz, es wieder an die Wasseroberfläche zu bringen. Ganz offensichtlich ist der Rumpf unbeschädigt geblieben und das Boot war zumindest noch soweit schwimmfähig, dass es vom Schwimmgreifer bis in den Diezer Hafen gezogen werden konnte. Der Leiter der Außenstelle des WSA in Diez, Bernd Lambertus, war mit dem Verlauf der Bergungsarbeiten sehr zufrieden, auch wenn die Aktion deutlich mehr Zeit in Anspruch nahm als vorgesehen.

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Ob das Boot noch aus eigener Kraft fahren kann, ist unklar – der Motor dürfte nach so langer Zeit unter Wasser defekt sein. Die Kosten für die Bergung hat eigentlich der Bootseigentümer zu tragen. Dieser ist zwar bekannt, aber derzeit nicht ausfindig zu machen.

In der Lahn versunkenes Boot erfolgreich geborgen! | Foto: Verbandsgemeinde Diez
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So geht Gemeinschaft: Die Jugendfeuerwehr in Dessighofen

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DESSIGHOFEN Viele Sportvereine in der Region beklagen Nachwuchsmangel. In Zeiten virtueller Realität mit Handys und Spielekonsolen, rückt die gemeinschaftliche Freizeitgestaltung immer mehr in den Hintergrund. Nicht so bei der Jugendfeuerwehr in Dessighofen. Sieben junge Menschen im Altern von 10 bis 16 Jahren treffen sich regelmäßig mit den Jugendwart Daniel Schaab und dem Jugendgruppenleiter Luca Bingel zu Aktivitäten und Übungen rund um die Feuerwehr. Mitten drin der Dornholzhäuser Wehrführer Florian Schmidt, der ebenfalls die Jugend rund um Dessighofen, Schweighausen, Geisig, Oberwies und Dornholzhausen mitbetreut.

Dabei geht es nicht nur um spannende Erfahrungen mit dem schweren Gerät, sondern auch um gemeinsame Zeit bei Ausflügen oder auch einmal bei Vorführungen des Erlernten mitten im Dorf. Nachwuchssorgen rund um die Jugendfeuerwehr Dessighofen? Immerhin sind fünf der sieben Kinder und Jugendlichen weiblich. Und dennoch brauchen auch die kleinen Gemeinden zukünftige, neue Feuerwehrleute. Dafür wurde jetzt eine Fahrzeugshow organisiert, bei dem die Kleinsten so einiges Wissenswertes zu den ehrenamtlichen Helfern erfahren durften.

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Die Neugierde beim Nachwuchs wurde geweckt und erste Neumitglieder gewonnen. Dabei ist schon die Jugendfeuerwehr, ähnlich wie beim erwachsenen Pedanten, viel mehr als nur eine Interessengemeinschaft oder ein gemeinsames Hobby. Es ist schon bei den Jugendlichen ein Treff weit über die Feuerwehr hinaus. So beginnen Freundschaften für lange Zeit oder sogar für ein Leben lang. Das hat etwas.

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Wehrleiter der VG Nastätten legt Amt nieder: Schwere Vorwürfe gegen mehrere Wehrführer!

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Foto: BEN Kurier

NASTÄTTEN Der Nastätter Wehrleiter Stephan Allmeroth hat seinen Abschied zum 30. Juni 2024 bekannt gegeben. Gerne hätte er seine volle Amtszeit beendet, doch die Ereignisse der vergangenen Monate ließen ihn umdenken Aus einem uns vorliegenden Schreiben des Wehrleiters Allmeroth an die Verbandsgemeinde Nastätten geht hervor, dass an einem Konzept für den Fahrzeugbedarfsplan gearbeitet wurde, der in der letzten Sitzung des Arbeitskreises im erarbeiteten Planstand den politischen Vertretern vorgestellt wurde.

Laut Stephan Allmeroth soll es im Anschluss eine Entwicklung gegeben haben, die er als Wehrleiter nicht vertreten kann. Er schreibt an die Verbandsgemeinde: »Hinter meinem Rücken fanden Gespräche von zwei bis drei Wehrführern aus dem Arbeitskreis mit politischen Vertretern statt, mit dem Ziel die im Arbeitskreis demokratisch und mehrheitlich beschlossene Empfehlung in eine andere Richtung zu lenken. Eine solche intrigante Vorgehensweise ärgert mich maßlos und ist ebenso keine gute Entwicklung, wie die nicht vorhandene Gesprächsbereitschaft dieser Kameraden.«

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Weiter teilt er mit: »Diese Entwicklung, mit einem fehlenden Rückhalt für die Wehrleitung und der immer persönlicher werdende Verlauf, haben in mir diesen Entschluss reifen lassen, dass solch ein arbeitsintensives Ehrenamt wie das des Wehrleiters, ohne die Basis einer vertrauensvollen, wertschätzenden Zusammenarbeit nicht mehr möglich ist. Dies ist daher mit meiner persönlichen Lebenseinstellung nicht mehr vereinbar! Gerne hätte ich mich persönlich von Euch verabschiedet, jedoch wurde meiner Forderung nach einer Wehrführerdienstversammlung zur Aussprache in diesem Thema, nicht stattgegeben.

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Für die Zukunft würde ich mir für das doch so wichtige Ehrenamt Feuerwehr wieder mehr Zusammenhalt und Kameradschaft wünschen. Die heutige Ellenbogenmentalität und das egoistische Verhalten (Kirchturmdenken) dürfen hier keinen Platz finden, der Blick muss auf die gesamte Feuerwehr der Verbandsgemeinde gerichtet werden, um alle gleichermaßen nach vorne zu entwickeln. Denn nur gemeinsam bekommen wir die in der Zukunft folgenden Herausforderungen, als eine Feuerwehr gemeistert. Ihr werdet mich auch künftig in der Feuerwehr der VG Nastätten antreffen, jedoch wieder in der Mannschaft! Denn diese Leidenschaft Feuerwehr ist und bleibt die richtige Entscheidung, seine Freizeit sinnvoll für seine Mitmenschen einzusetzen.«

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