Connect with us

Gesundheit

Gesundheitsminister Hoch: Medizinische Notfallversorgung im Rhein-Lahn-Kreis ist gesichert! Ernsthaft?

Veröffentlicht

am

Gesundheitsminister Hoch: Medizinische Notfallversorgung im Rhein-Lahn-Kreis ist gesichert! Ernsthaft?

BAD EMS Der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Clemens Hoch teilte in einem Interview mit einem regionalen Printmedium mit, dass er die Notfallversorgung im Rhein-Lahn-Kreis nach einer möglichen Schließung der Bad Emser Paracelsus-Klinik nicht gefährdet sehen würde. Auch für die Bewohner der Kurstadt würde sich kaum etwas ändern. Durch die Schließung der Klinik würde sich die Anfahrtszeit zum nächstgelegenen Notfallkrankenhaus lediglich von 8 Minuten auf 8 Minuten und 40 Sekunden erhöhen. Da stellt sich folgende Frage: Welche Klinik wurde klammheimlich in 8,6 Minuten Fahrtzeit von der Kurstadt errichtet, von der bis heute keiner weiß Herr Gesundheitsminister Clemens Hoch?

In 8,6 Minuten in der Notaufnahme? Bitte vormachen, Herr Gesundheitsminister!

Wir haben uns einmal in einem fiktiven Notfall an der Bad Emser Wilhelmsallee die Fahrzeiten zum nächstgelegenen Akutkrankenhaus angesehen. 24,5 Kilometer ist das Nastätter Paulinenstift entfernt. Um das in 8,6 Minuten zu erreichen, muss der Rettungswagen knapp 170km/h im Schnitt fahren. Natürlich ohne in Kurven abzubremsen oder jemals die Geschwindigkeit zu verringern. Nicht viel besser wird es auf dem Weg nach Koblenz. Für das Brüderkrankenhaus müsste der Rettungswagen mit immerhin noch 120,4 km/h fahren (17,4km), 137,08 km/h im Schnitt bis zum Kemperhof und 168,92 (24,4km) bis ins Bundeswehrlazarett. Gemütliche 116,31 km/h würden reichen für das Evangelische Stift in Koblenz, sofern keine Kurve oder Auto dem entgegensteht.

Anzeige

Schauen wir einmal in die andere Richtung. Um das Diezer Krankenhaus (31,6 km) in 8,6 Minuten zu erreichen, müsste der Rettungswagen eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 218km/h erreichen. Mit 144 km/h geht es nach Montabaur. Für Lahnstein würden gemütliche 87 km/h ausreichen, wenn diese denn eine Notaufnahme hätten.

Anzeige

Und wie wäre es mit der Bad Emser Paracelsus Klinik? In 8 Minuten 40 Sekunden? Da dürfte der Rettungswagen im ersten Gang den Berg hochfahren, denn es würden 18km/h ausreichen, um in der vorgegebenen Zeit die Klinik zu erreichen. Gerne lassen wir uns eines Besseren belehren, Herr Gesundheitsminister und sie dürfen vorführen, wie Sie mit ihrem Privatwagen in 8,6 Minuten die Kliniken vom Ausgangspunkt Bad Ems erreichen werden. Möglich wäre das ausschließlich mit einer örtlich ansässigen dauerhaften Rettungshubschrauberstaffel, aber die gibt es nicht.

Auch für die ländliche medizinische Infrastruktur sieht der Gesundheitsminister keine Gefährdung. Ein Rettungswagen wird bestellt und rechtzeitig erscheint ein Notarzt. In Rheinland-Pfalz ist vorgeschrieben, dass binnen 15 Minuten ein Rettungswagen vor Ort sein muss. Damit zählt Rheinland-Pfalz mit Niedersachsen und Brandenburg zu den Schlusslichtern vor Thüringen. Medizinisch wünschenswert wären 10 Minuten bis zum Eintreffen des Rettungswagens.

Ob diese Zeiten immer eingehalten werden können, im ländlichen Rhein-Lahn-Kreis Raum ist fraglich. Nicht grundlos haben sich in vielen kleineren Gemeinden die Ersthelfergruppen First-Responder organisiert, um die Zeit bis zur Ankunft der beruflichen Sanitäter zu überbrücken. Nicht selten müssen die Rettungskräfte bereits heute weit entlegene Kliniken anfahren. Oftmals melden sich die Notaufnahmen der Krankenhäuser wegen Überlastung  ab. Noch unterhält die Bad Emser Paracelsus-Klinik eine solche Notfallstation.  Am 31. März soll damit Schluss sein.

Für den Gesundheitsminister Clemens Hoch gibt es keinen kalten Strukturwandel in der Region Rhein-Lahn. Zuletzt hätten 250 Mitarbeiter in der Kurstadtklinik etwa 3800 Patienten betreut. Das entspräche lediglich 10 am Tag. Das medizinische Angebot wäre nicht mehr gefragt und die Belegungszahlen sollen unwirtschaftlich gewesen sein.   Planbare Eingriffe wurden vielfach in Wunschkliniken vollzogen und das wäre eben nicht das Bad Emser Krankenhaus gewesen. Dieser Vergleich hinkt. Am Nastätter Paulinenstift sind rund 140 Mitarbeiter beschäftigt. Diese betreuen jährlich ca. 2400 teil – und stationäre Patienten. Der Unterschied liegt darin, dass die Klinik im Blauen Ländchen Bestandsschutz hat.

Geriatrische Notfallpatienten müssten ins Koblenzer Stift-Krankenhaus. Doch was ist, wenn die Notaufnahme wegen Überlastung geschlossen ist?

Ein geriatrischer Notfallpatient wurde bisher spezialisiert, vorzugsweise im Bad Emser Klinikum behandelt. In Zukunft müssen Patienten aus dem Rhein-Lahn-Kreis auf die weit entfernten Lahn-Dill Kliniken in Braunfels oder das Stiftkrankenhaus in Koblenz ausweichen. Eine gesicherte Notfallversorgung für den Rhein-Lahn-Kreis dürfte anders aussehen.

Die medizinische Zukunft für die Bewohner in der Region ist fraglich. Bereits heute sind zahlreiche Hausarztpraxen überlastet und nehmen keine Regelpatienten mehr auf. Es fehlen die sprichwörtlichen Landärzte. Für den rheinland-pfälzischen Gesundheitsminister ist das kein Problem. Er spricht von einer Rund-um-die-Uhr Anlaufstelle für eine erste medizinische Notfalleinschätzung.  Zusätzlich bevorzugt er eine Bereitschaftsdienstzentrale oder auch Notaufnahme, die es bekanntlich demnächst in Bad Ems nicht mehr geben soll. Besonderes Augenmerk legt er auf die telefonische Erstberatung der kassenärztlichen Vereinigung unter 116 117. Nach einer telefonischen Einschätzung müsste sich kein Patient mehr unnötig auf den Weg zu einer Notaufnahme machen und dort stundenlang auf eine Diagnose warten.

In Bezug auf die medizinische Versorgung der Menschen im Rhein-Lahn-Kreis setzt Clemens Hoch auf die Gesundheitsreform von Herrn Lauterbach doch genau das ist ein Widerspruch. Dort geht es insbesondere um Vorhalteleistungen und Versorgungsstufen. Das Klinikum in Bad Ems musste dauerhaft Personal vorhalten, um die Notfallaufnahme besetzen zu können. Das soll in Zukunft gesondert finanziell honoriert werden. Zusätzlich soll es Krankenhäuser zur Grundversorgung geben, für grundlegende Eingriffe. All das traf auf die Klinik in Bad Ems zu und nun wird sie geschlossen?

Lauterbach war maßgeblich verantwortlich für die Einführung der Fallpauschalen – Jetzt die Kehrtwende?

Zusätzlich kümmerte sie sich auch noch um die Regel- und Schwerpunktversorgung. Eine Doppelmoral. Während es in anderen Bundesländern durchaus üblich ist, dass Krankenhäuser vor der Schließung von Landkreisen oder Bundesländern gekauft werden, gibt es dafür in Rheinland-Pfalz keine Gesetzesgrundlage.

Ob öffentlicher Personennahverkehr, städtische Immobilien, Krankenhäuser, Bahn, Telekommunikation oder Energieversorger: Vor einer Privatisierung war die Euphorie oft groß. Weg mit der Beamtengemütlichkeit hin zur freien Marktwirtschaft, doch die Realität hat die Enthusiasten längst eingeholt. Zunächst sollte es eine wegweisende Krankenhausversorgung geben. Klamme Stadt- oder Landeskassen wurden entlastet und ein möglicher Investitionsstau aufgehoben. Viel blieb nicht von der Anfangseuphorie: Vielfach wurden Bereiche nach kurzer Zeit ausgelagert und Personal ausgedünnt. In Bad Ems sah es nicht viel besser aus. Die Klinikzimmer entsprachen dem Charme der 90er Jahre, mit Röhrenfernsehern, kein W-LAN und genauso wenigen Wahlleistungen. Während die medizinische Versorgung durchaus auf hohem Niveau war, mussten die Patienten auf vielfachen Komfort verzichten. In der heutigen Dienstleistungszeit durchaus ein Kriterium. Die Mahlzeiten waren dürftig und entsprachen kaum dem Standard. All das konnte selbst mit hoch engagierten Personal und fantastischen Ärzten kaum ausgeglichen werden. Große Hoffnungen setzte man seinerzeit auf den Betreiber der Paracelsus-Kliniken. Es folgten vollmundige Versprechen, aber nur wenige nötige Investitionen in den Standort.

Dabei hätte das Hospital durchaus eine Chance verdient gehabt. Motiviertes Personal, eine gute Anbindung und hervorragende Ärzte: das waren die besten Voraussetzungen, wenn man denn gewollt hätte. Seit Jahrzehnten schreitet die Privatisierung von Kliniken aus öffentlich-rechtlicher Hand an freie Unternehmen voran. 2004 wurde mit dem Krankenhaus-Modernisierungsgesetz unter Bundeskanzler Gerhard Schröder in weiteren Formen die Privatisierung vorangetrieben. Das merkten die schlechter gestellten Patienten bei den Zuzahlungen für Medikamente, bei Vorsorgeuntersuchungen und Zusatzversicherungen. Nicht selten sind einige Vorsorgeuntersuchungen kostenpflichtig. Wer gesünder und sicherer leben wollte, musste den Griff ins eigene Portemonnaie wagen. Nicht jeder konnte sich das leisten.

Bereits 2003 wurde in Deutschland die Fallpauschale für Krankenhäuser eingeführt. Federführend war der heutige Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Damit sollte erreicht werden, dass die Krankenkassenbeiträge stabil blieben und vor allem aber, dass die Klinikbetreiber in einem finanziellen Wettbewerb gegeneinander antraten. Viele haben das nicht überlebt. Und heute spricht der gleiche Karl Lauterbach von der nun kommenden größten Reform seit 20 Jahren im Gesundheitswesen. Auf dem Weg bis dorthin dürften noch so einige Krankenhäuser auf der Strecke bleiben.

Während in zahlreichen Bundesländern die SPD vehement für den Erhalt der Kliniken kämpft und sogar über die zwangsweise Rekommunalisierung nachdenkt, kommt nur wenig Hilfreiches von der Mainzer Landesregierung. Offenbar wurde der Gesundheitsstandort Bad Ems und der Rhein-Lahn-Kreis aufgegeben. Für die Zukunft der Notfallversorgung im Rhein-Lahn-Kreis sieht es düster aus. Rettungswagenfahrer werden noch häufiger wegen ausgelasteter Notaufnahmen verzweifelt nach erreichbaren Kliniken suchen.  Bereits im Herbst wird die B42 in Lahnstein zu Teilen gesperrt. Die Bad Emser müssen für ihren Weg auf die Arbeit nach Koblenz über die Denzer Heide fahren. Ein enormer Umweg.  Und auch dort soll es zu keinen Engpässen in der Notfallversorgung kommen? Die Realität ist längst eine andere.

Print Friendly, PDF & Email
Teilen Sie mit anderen
Weiterlesen
2 Kommentare

2 Comments

  1. Grein

    9. Februar 2023 at 12:28

    Dem Schließungsbericht zur Para Bad Ems entnehme ich bedauerlicherweise keinerlei , auch nicht kürzeste
    Stellungnahme oder keinen Kampfesbericht des neuen SPD-Landtagsabgeordneten und SPD- Stadtbürgermeister zu Nassau !
    Hatte er als SPD-Mann einen intensiven Termin bei seinem SPD-Landtagsfraktionsvorsitzenden gehabt
    oder eine SPD-Fraktionssitzung zu diesem schrecklichen Thema beantragt , mit welchem Ergebnis , mit welchen Gründen ?
    Hat er der Schließung zugestimmt ?
    Hat er als SPD-Mann bei SPD-Minister Hoch mit welchen Argumenten keinen Erfolg einfahren können ?

    • Redaktion

      9. Februar 2023 at 13:20

      Es gab eine viel beachtete Stellungnahme der Stadt Nassau. Herr Manuel Liguori ist bekanntermaßen Stadtbürgermeister in Nassau.

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Gesundheit

Lahnsteiner „Jerusalems Apotheke“ schließt nach 156 Jahren

Veröffentlicht

am

von

Foto: Bernd Geil | Stadtverwaltung Lahnstein

LAHNSTEIN In der Hochstraße, gegenüber der Katholischen Kirche St. Martin, befindet sich Lahnsteins älteste Apotheke. Wer sie betritt, fühlt sich in eine andere Zeit versetzt – die gesamte Einrichtung mit Registrierkasse gleicht einem Museum. Seit 1963 im Besitz der Familie Schlosser, wird sie Ende des Monats altersbedingt schließen. Aus diesem Anlass wird an deren lange Geschichte erinnert.

Wer im 19. Jahrhundert eine Apotheke eröffnen wollte, musste die Genehmigung bei seinem Landesherrn einholen. In nassauischer Zeit gab es keine Apotheke in Lahnstein. Wer Medikamente brauchte, musste nach Braubach fahren, wo seit 1818 in der damals nassauischen Amtsstadt eine Apotheke nachweisbar ist.

Anzeige

1865 trat der Gemeinderat von Oberlahnstein mit der Bitte an die Regierung heran, dass auch Oberlahnstein eine Apotheke erhalte. Die Regierung in Wiesbaden beauftragte daraufhin den Apotheker Friedrich Wilhelm, der seit 1851 die Braubacher Apotheke betrieb, eine solche in Oberlahnstein zu errichten. Nach einigem Zögern richtete er am 1. Januar 1868 im heutigen Salhof eine Filialapotheke ein, da er Braubach nicht verlassen wollte. Das rasche Wachstum der Stadt Oberlahnstein veranlasste ihn dann doch, 1869 ganz überzusiedeln und in einem Neubau eine Apotheke zu eröffnen. Diese befand sich an der Ecke Westallee / Adolfstraße und wurde noch im gleichen Jahr vom königlich-preußischen Oberpräsidium zu einer selbstständigen Apotheke erhoben.

Anzeige

Ab 1888 führte sein gleichnamiger Sohn Dr. Friedrich Wilhelm die Apotheke und verlegte sie 1901 an den heutigen Standort. Dazu kaufte er zwei alte Gebäude an der Hochstraße und im Blankenberg, ließ sie abreißen und errichtete das geräumige Anwesen. 1906 verkaufte Dr. Wilhelm die Apotheke dem Apotheker Heinrich Sonderkamp aus Euskirchen, der sie wiederum 1910 an Wilhelm Jerusalem verkaufte. Insofern ist die „Jerusalems Apotheke“, wie sie heute noch nach ihrem damaligen Besitzer heißt, die älteste Apotheke von Lahnstein.

Die Ausstattung stammt unverändert aus dem Jahr 1925, als der Kundenbereich umgebaut, in Holz getäfelt und mit wertvollem Delfter Porzellan ausgestattet wurde. Zwar wurde die Einrichtung am 11. November 1944 durch eine vor dem Haus niedergehende Bombe zerstört, doch blieb das zu Anfang des Krieges im Keller sichergestellte Porzellan erhalten und wurde 1949 wieder eingeräumt.

1963 übernahm Max Schlosser die Apotheke, der seit 1957 angestellt war und der Vater der heutigen Inhaberin ist. Nach Schlossers Tod 1972 wurde die Apotheke an Diethelm Gilles verpachtet. 1978 übernahm Schlossers Tochter Doris die Apotheke, die sie bis heute betreibt.

Das Team von 1986 in historischer Kleidung (Foto: Doris Schlosser)

Die alte Einrichtung ist erhalten geblieben, der Kundenbereich traditionell wie vor 100 Jahren. Einige Eigenpräparate werden auf Wunsch noch hergestellt, ausgefallene Rezepturen und Teemischungen nehmen einen relativ breiten Raum ein. Nach wie vor ziehen die rote Backsteinfassade, die bleiverglasten Blumenfenster, die vielen Standgefäße und Schubladen die Blicke der Kunden an. Auch in den Nebenräumen gibt es jede Menge Altertümchen zu sehen, wie ein ausgedientes Destilliergerät, Apothekerschränke, Gefäße oder alte broschierte Bücher mit Rezepturen.

2019 feierte Doris Schlosser mit ihrem Team den 150. Geburtstag der Jerusalem-Apotheke. Nun hört sie altersbedingt auf. Die Kunden werden sie vermissen, aber die Apotheke wird als Museum weiterleben. Doris Schlosser, zugleich Besitzerin des Gebäudes Hochstraße 17, steckt voller Ideen. Die Apotheke mit der historischen Einrichtung möchte sie auch zukünftig der Nachwelt präsentieren. Sie denkt auch an Führungen und kleine Veranstaltungen.

Print Friendly, PDF & Email
Teilen Sie mit anderen
Weiterlesen

Gesundheit

Boys’Day bei der Caritas: Neue Horizonte entdecken!

Veröffentlicht

am

von

Foto: Caritas Westerwald/Rhein-Lahn

RHEIN-LAHN/WW Unter dem Motto „Jetzt kommst Du“ findet am Donnerstag, 25. April, der bundesweite Boys’Day statt. Beim sogenannten „Jungen-Zukunftstag“ haben männliche Jugendliche erneut die Gelegenheit, Berufsfelder zu erkunden, in denen Männer bisher weniger präsent sind, insbesondere in Bereichen wie Erziehung, Soziales und Gesundheit. Der Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn und zahlreiche katholische Kindertagesstätten in der Region beteiligen sich wieder an diesem Tag und laden Schüler ab der 7. Klasse ein, verschiedene Berufe sowie den Alltag in sozialen Einrichtungen beim Boys’Day kennenzulernen.

Schüler können am 25. April zahlreiche soziale Berufe und Einrichtungen kennenlernen – Anmeldungen jetzt möglich

Der erste Boys’Day fand 2011 statt und wurde in Anlehnung an den erfolgreichen Girls’Day ins Leben gerufen. Der Tag erweitert den Blick der Jungen auf ihre berufliche Zukunft. Sie lernen Ausbildungsberufe und Studienfächer kennen, die immer noch von Geschlechterklischees geprägt sind. An diesem Tag erkunden die Jungen vielfältige Tätigkeiten im Gesundheits-, Pflege- oder Erziehungsbereich. Soziale Einrichtungen und Bildungsinstitutionen öffnen ihre Türen und ermöglichen den Schülern einen erlebnisreichen Praxistag.

Anzeige

Auch der Caritasverband nimmt gerne am Boys’Day teil“, betont Rainer Lehmler, Referent für Gemeindecaritas beim Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn, und weist darauf hin, dass eine Reihe von Caritas-Einrichtungen sowie katholische Kindertagesstätten Plätze für interessierte Schüler anbieten. Im Rahmen des Boys’Days können die Jungen nicht nur in verschiedene Berufe hineinschnuppern, sondern erhalten auch die Gelegenheit, sich über Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten zu informieren.

Anzeige

Die Plätze sind begrenzt; um Anmeldung wird bis spätestens 19. April direkt bei den teilnehmenden Einrichtungen gebeten. Eine Liste mit sämtlichen Caritas-Einrichtungen und katholischen Kindertagesstätten, die am Boys’Day 2024 teilnehmen, findet man unter https://ogy.de/cu80. Weitere Fragen rund um den Boys‘Day beim Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn beantwortet Rainer Lehmler, Referent für Gemeindecaritas, telefonisch unter 02602/160669 oder per E-Mail an rainer.lehmler@cv-ww-rl.de. Weitere Informationen gibt es außerdem auf der offiziellen Boys’Day-Homepage unter www.boys-day.de.

Print Friendly, PDF & Email
Teilen Sie mit anderen
Weiterlesen

Gesundheit

Krebs ist ein Arschloch: Benefizkonzert in Dausenau für 15-jährige Lorena

Veröffentlicht

am

von

Foto: privat

DAUSENAU “Krebs ist ein Arschloch”, schrieb die 15-jährige Lorena aus Obernhof in den sozialen Medien auf ihrem Facebook Account. Im Herbst 2023 bekam die Schülerin die niederschmetternde Diagnose Krebs. Wir trafen Lorena im November 2023 im Häckers Grand Hotel in Bad Ems. Auf der einen Seite fand eine Karnevalsveranstaltung statt, im anderen Saal ein Benefizevent zu Gunsten des Hospizes in Nassau. Wir glaubten seinerzeit noch, dass Krebs für ein junges Mädchen keineswegs das Ende bedeuten muss. Wir sprachen ihr Mut zu und meinten, dass das alles schon nicht so schlimm werden würde.

Lorena lief eine einzelne Träne über das Gesicht. Vielleicht wusste Lorena damals schon, wie schlecht es tatsächlich um sie stand und dass wir uns irren sollten. Im November 2023 eröffnete sie auf Facebook ihren Block und wollte anderen Menschen mit gleicher Diagnose Mut machen.

Anzeige

Lorena: Sobald ein Funken Hoffnung da ist, kommt ein Geko um die Ecke und nimmt Sie mir

Alles fing im Sommer 2023 mit einfachen Rückenschmerzen an. Damals ging sie davon aus, dass sie es vielleicht mit dem Sport übertrieben hätte. Nichts Ungewöhnliches für einen 15-jährigen Teenager. Der Hausarzt stellte eine kleine, knotenähnliche Verdickung fest. Auch da macht man sich vermutlich erst einmal nur geringe Sorgen. Bei Abszessen ist so etwas nicht ungewöhnlich. Doch genau dieser Knubbel wuchs enorm schnell und die Schmerzen für Lorena wurden unerträglich. Durch ein MRT wurde die niederschmetternde Diagnose Knochenkrebs festgestellt. MPNST, ein äußerst seltener und aggressiver Nervenscheidentumor.

Anzeige

Für einen erwachsenen Menschen, der gelebt hat, eine psychisch kaum aushaltbare Belastung. Etwas scheinbar Endgültiges, doch wie soll ein Kind darauf reagieren, das noch nicht gelebt hat? Krebs ist ein Arschloch. Lorena hat so recht. Im Dezember 2023 besuchte sie noch einmal ihre Mitschüler in Lahnstein. Noch einmal etwas Normalität und Alltag und dennoch auch ein Abschied. Vor der großen Operation ging es in Kino, zu MC Donald und im Anschluss zu den geliebten Pferden.

video
play-sharp-fill

In der Klinik in Marburg dekorierte sie mit ihrer Mutter Tatjana das Krankenzimmer um. Auf dem Fenstersims adventliche Weihnachtsmänner und mitten drin ihr großer Dinosaurier. Ein klein wenig Zuhause in einer bedrückenden Umgebung. Dinosaurier sind eine weitere Leidenschaft der 15-Jährigen. Es gibt die Mama-Saurus, den Papa-Saurus und natürlich die beiden Dino-Geschwister. Alles war vorbereitet für die Operation, doch es sollte anders kommen. Nach der Anamnese, Aufklärung zur Operation und einer weiteren Computertomografie wurde die Mutter Tatjana alleine zum Gespräch mit dem Arzt gebeten während Lorena im Zimmer warten sollte. Nach einer Zeit kam die Mutter tränenerstickt in das Zimmer der 15-Jährigen. Der Tumor war in der kurzen Zeit enorm gewachsen und inoperabel. Trotz einem internationelen Treffen von spezialisierten Ärzten gab es keine Aussicht auf eine erfolgreiche Entfernung des Krebsgeschwürs.

Trotz geringer Chancen auf eine konventionelle Behandlung mit der Chemotherapie, entschlossen sich die Fachärzte zu dem Schritt, in der Hoffnung, dass der Tumor schrumpft und dadurch später vielleicht eine Operation möglich wird.  Die ersten Chemotherapien verkraftete Lorena noch recht gut. Mutig schnitt sie ihre Haare ab, bevor diese überhaupt ausfallen konnten. Aufgeben war keine Option. Die nächsten Behandlungen zerrten sehr an den Kräften von Lorena. Müdigkeit, Appetitlosigkeit und Übelkeit waren die Folgen, dazu starker Gewichtsverlust.

Weihnachten und Neujahr durfte die Schülerin bei ihrer Familie verbringen, bevor sie Mitte Januar mit einer schweren Entzündung wieder ins Krankenhaus nach Koblenz musste. Die Schmerzen dürfte da längst unerträglich für Lorena gewesen sein. Unterstützende starke Opiate wie Morphium helfen, aber sie trüben auch die Sinne. Für die Eltern Tatjana und Marco eine traumatische Erfahrung. Einerseits müssen sie Stärke und Zuversicht gegenüber Lorena ausstrahlen und andererseits sehen sie ihr geliebtes Kind leiden. Für die beiden eine Achterbahnfahrt, die nicht enden möchte. Dazu noch zwei weitere Kinder, die lebensfrohe Eltern erwarten, auch wenn sie abends heimlich in die Bettdecke weinen, damit es die Kinder nicht merken.  Stets weiter funktionieren, auch wenn man innerlich längst zerbrochen ist.

Marco ist Soldat bei der Bundeswehr. Er ist beruflich darauf trainiert, gut überlegte Entscheidungen zu treffen, doch auf den Krebs seiner Tochter hat ihn keiner vorbereitet. Gedanken gänzlich auszuschalten, ist unmöglich. Eine stetige Angst, dass während der Arbeitszeit eine erneute Hiobsbotschaft kommt. Viele Menschen zerbrechen an so etwas mit ihren Kindern und teilen in dem Moment das gleiche Schicksal. Tatjana arbeitete im Häckers Grand Hotel in Bad Ems. Das ist nicht mehr möglich. Sie kümmert sich liebevoll in Vollzeit um Lorena. 10 Tage lang saß sie Tag und Nacht am Krankenbett ihrer Tochter. Unzählige Tränen wurden vergossen. Wie erträgt man das als Familie?

Ende Januar gab es einen ersten Hoffnungsschimmer. Die Chemotherapie hatte soweit angeschlagen, dass der Tumor nicht weiter gewachsen war. Mittlerweile wo die schmächtige Schülerin nur noch 40kg. Ein wenig Aufatmen. Hoffnung. Dank dem Rewe Pebler in Nassau durfte Lorena mit ihrem Papa, Großvater und VIP Karten im Gepäck, ein Spiel von Borussia Dortmund im Westfalenstadion besuchen. Der Bundesligatrainer Edin Terzic nahm sich Zeit für die Krebserkrankte und unterhielt sich mit ihr auf der Trainerbank am Spielfeldrand.

Die Anteilnahme für Lorena ist gigantisch. Der Heeresmusikkorps Koblenz spielte Lorena ein Ständchen, der Dausenauer Dartverein sammelte Geld für die Familie bei einem Benefizspiel, Jannik Freestyle besuchte die 15-Jährige im Krankenhaus und jetzt gab es die von Bodo Wieseler initiierte Spendenveranstaltung, wo rund 1550 Euro zusammen kamen. Alle halfen mit. Jörg Kaffine von der Hexenküche in Bad Ems spendete gleich einmal 100 Frikadellen für den Verkauf. Über GofundMe wurde hier eine Spendenaktion ins Leben gerufen, die bisher knapp 15.000 Euro einbrachte. Das reicht nicht. Der Vater arbeitet situationsbedingt nicht mehr in Vollzeit und die Mutter kümmert sich ausschließlich um die meist bettlägrige Lorena.

Mittlerweile wird die 15-Jährige palliativ versorgt, um ihr die Schmerzen zu nehmen. Auch der Hospizdienst unterstützt die Schülerin. Das ist nicht das Ende der Reise. Es gibt Hoffnung. Der Tumor hat nicht mehr viele aktive Zellen. Die Ärzte wollen nun doch die Operation wagen. Dafür soll die stark Abgemagerte zunächst 8 Kilogramm in vier Wochen an Gewicht zunehmen, was bei einer zeitgleich verlaufenden Chemotherapie schwierig ist. Aufgeben ist für die Familie und Lorena niemals eine Option und so darf die Geschichte, mit Hoffen und Bangen, mit Lorenas Anfangsspruch enden: Krebs ist ein Arschloch.

Print Friendly, PDF & Email
Teilen Sie mit anderen
Weiterlesen

Trending

×

Hallo.

Klicke auf den Button um uns eine WhatsApp Nachricht zu senden oder sende uns eine Mail an redaktion@ben-kurier.de

× Whats App zum BEN Kurier