Gesundheit
Wir im Rhein-Lahn: Die Psychiatrie im Elisabeth Krankenhaus in Lahnstein

LAHNSTEIN Wie betrachten Sie das Leben? Ist es für Sie ein Spaziergang den sie jeden Tag genießen können oder gleicht es eher einem Marathon in einer Hochleistungsgesellschaft? Während die einen davon überzeugt sind, dass das Leben wunderschön ist, sehen es andere wie ein lebenslanges Sterben von Geburt an.
Den Blick auf die kleinen und vielen schönen Wunder der Welt zu richten ist nicht immer leicht. Innehalten…. Können Sie das? Den einen Augenblick ganz fest halten oder zerrinnt er ihnen sprichwörtlich wie der Sand zwischen den Fingern?
Ein Spaziergang kann was wunderschönes sein. Vielleicht ein besonderes Gespräch zu Zweit. Ein Weggefährte für immer oder auch nur für eine gewisse Zeit. Im Laufe der Zeit kommen wir an Kreuzungen und müssen uns entscheiden, ob wir den Weg mit unserem Gefährten gemeinsam weitergehen wollen oder ob die Gabelung ein Neuanfang sein wird.

Chefarzt der psychiatrischen Abteilung Dr. Arian Mobascher im Interview mit dem BEN Kurier
Sind Sie schon einmal einen Teil der Wegstrecke alleine gelaufen und wie war das für Sie? Beängstigend oder konnten sie alles andere um sich herum anders und neu wahrnehmen?
Die Gesellschaft verlangt, dass wir funktionieren. Wir sind stark und rennen und rennen…. Niemals stehenbleiben
Spazierengehen oder rennen? Am Ende ist es heute wohl doch eher der sprichwörtliche Marathon des Lebens den wir beschreiten müssen. Die Gesellschaft verlangt, dass wir funktionieren. Wir sind stark und rennen und rennen…. Niemals stehenbleiben. Und dann gibt es genau die Menschen, die mit dem rasenden Tempo nicht mehr mithalten können und wollen. Etwa 11.000 Personen nehmen sich jährlich das Leben. Gründe können Schicksalsschläge wie Trauer, Herzschmerz, Existenzängste und vieles mehr sein.
Liebeskummer und Trauer sind dafür sicherlich gute Beispiele. Die Gedanken fliegen einem zu und die Brust wird von einem tonnenschweren Stein erdrückt. Steuern kann man das nicht sondern nur aushalten und das ist schwer ertragbar. Brechen wir uns ein Bein, so gehen wir zu Chirurgen und wissen ganz genau, dass es in wenigen Wochen oder Monaten wieder heilen wird. Wir können wieder gehen, fast so, als wäre nichts geschehen. Ein paar kleine Narben erinnern uns an den Unfall, doch wie ist es mit der Seele oder dem sprichwörtlich gebrochenen Herzen?
Wir sprachen mit dem Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie im Elisabeth Krankenhaus in Lahnstein.
Im Erdgeschoss des Hospitals begrüßte mich Dr. med. Arian Mobascher zu einem Interview. Wie stellt man sich einen Psychologen vor? Jeder hat da wahrscheinlich seine ureigensten Vorstellungen und Klischees im Kopf. Das berühmte Schubladendenken. Am ehesten würde man denken, sehr langsam redend und nicht zu vergessen die berühmte Patientencouch. Doch nichts davon passte zu den vorgefertigten Gedanken.
Ich betrat ein karges Büro mit Schreibtisch und einem Besuchertisch. Mir gegenüber ein hochgewachsener sportlicher Mann Anfang 50, den man eher beim Berlin Marathon vermuten würde wie in einer Psychiatrie. Während ich Platz nahm, schlug der Psychiater seine Beine übereinander. Heimlich nahm ich das einzige erfüllte Stereotyp dankend zur Kenntnis.
BEN Kurier „Lieber Herr Dr. Mobascher. Wie viele Patienten können Sie in der Psychiatrie im Elisabeth Krankenhaus Lahnstein betreuen und was bedeutet Grundversorger im Rhein-Lahn-Kreis?“
Dr. Mobascher“ In der Psychiatrie heißt das nicht Grund – sondern Pflichtversorger, da wir die pflichtversorgende Klinik für den Rhein-Lahn-Kreis sind. Das bedeutet, wenn eine akute psychiatrische Situation besteht, dann sind wir der erste Ansprechpartner und sind in der Aufnahmepflicht. Im stationären Bereich haben wir im Krankenhausplan 60 Betten ausgewiesen. Dieses gilt für die Psychiatrie und Psychotherapie. Die 60 Betten unterteilen sich in die offene allgemeine, psychotherapeutische und geschützte Station. Zusätzlich haben wir noch 20 tagesklinische Plätze.“
BEN Kurier Zusätzlich gibt es in der Psychiatrie des St. Elisabeth Krankenhauses in Lahnstein auch eine sogenannte PIA. Was ist ist das?
Dr. Mobascher Eine PIA ist die psychiatrische Institutsambulanz. Dabei handelt es sich um ein krankenhausnahes multiprofessionelles ambulantes Versorgungsangebot, für psychisch schwer erkrankte Patienten. Dort werden Menschen behandelt, die im Versorgungssystem nicht unterkommen. Auch wenn wir jemanden schwerer Erkrankten stationär entlassen, und er hat niemanden und kann nicht monatelang auf einen Therapielatz warten, dann machen wir ein Angebot in unserer psychiatrischen Institutsambulanz.
Viele Betroffene stehen vor der Problematik, dass die Wartezeit, auf einen ambulanten Psychotherapieplatz, sehr lang ist. Teilweise warten diese mehr als sechs Monate auf ein Behandlungsangebot. Und genau dort kommt bei schweren Fällen die psychiatrische Institutsambulanz im Elisabeth Krankenhaus in Lahnstein ins Spiel damit die Wartezeit überbrückt werden kann.

In der Tagesklinik wird auch rhythmisches Trommeln angeboten. Foto von links: Gesundheitspfleger Ulf-Martin Mai, Dr. med.Arian Mobascher,
Bei alledem muss die Begrifflichkeit des Psychiaters und Psychotherapeuten unterschieden werden. Psychiater haben Medizin studiert und beschäftigen sich hauptsächlich mit der Funktionsweise und den Erkrankungen des menschlichen Körpers. Diese haben gelernt, die Ursachen mit Medikamenten zu behandeln. Nach dem Medizinstudium folgt eine mehrjährige Fachausbildung in der Psychiatrie und Psychotherapie. Nach bestandener Prüfung gelten sie als Psychiater und können auch als ärztliche Psychotherapeuten arbeiten. Psychiater dürfen in die Klinik einweisen, therapeutische Gespräche führen und auch Medikamente, wie Antidepressiva, verschreiben.
Psychologen sind keine Psychiater und auch keine Ärzte
Psychologen wiederum sind keine Psychiater und auch keine Ärzte. Sie studieren die Psychologie und beschäftigen sich mit dem Lernen, Verhalten, Gefühlen und Gedanken der Menschen. Erst nach einer Zusatzausbildung sind sie zur eigenverantwortlichen Ausübung der Psychotherapie zugelassen.
Jährlich erkranken nach Angaben der Stiftung Deutsche Depressionshilfe mehr als 5,3 Millionen Menschen an einer Depression. Das seelische Leiden ist die häufigste Ursache der jährlich rund 11.000 Suizide. Manchmal reichen schon zwei bis drei Behandlungstage aus, um den Patienten in einer akuten Phase zu stabilisieren, teilte Dr. Mobascher im Interview mit. Der Durchschnitt des psychiatrischen Aufenthalts im Elisabeth Krankenhaus in Lahnstein liegt jedoch bei 20 Tagen.
BEN Kurier „Wie lange dauert in der Regel eine stationäre geplante psychiatrische Therapie im Elisabeth-Krankenahus in Lahnstein?“
Dr. Mobascher „Bei einer stationären oder tagesklinischen Behandlung, gehen wir in der Regel von vier bis sechs Wochen Aufenthalt aus. Wir haben kein festes Format, wie in einer Reha-Klinik, wo bereits am Aufnahmetag der Entlassungstag feststeht. Dieses hängt vom Einzelfall ab. Dazu gehört die medikamentöse Einstellung des Patienten und die psychotherapeutische Behandlung. Im Anschluss empfehlen wir oft eine ambulante Psychotherapie. Die genaue Aufenthaltsdauer hängt letztendlich vom Behandlungsverlauf ab.“
Können Sie sich vorstellen, freiwillig eine psychiatrische Therapie zu machen? Was werden die Familie und die Nachbarn von Ihnen denken? Genau das beschäftigt viele Betroffene. Viele leiden über Monate oder Jahre bis sie bereit sind, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Elisabeth Krankenhaus Lahnstein (Copyright: Elisabeth Krankenhaus Lahnstein)
Kommen wir zurück zu einem Chirurgen oder besser noch zu einem Onkologen auf der Suche nach Metastasen. Nicht viel anders ist es bei Dr. Mobascher. Auch er benötigt einer kristallklaren und messerscharfen Verstand um sich fokussiert auf das Wesentliche konzentrieren zu können: „Das Krebsgeschwür der Seele.“
Dieses gilt es zu finden. Unwesentliche Informationen werden aussortiert um den Ursprung des Leidens zu finden. Fällt ihnen etwas auf? Genau. Gar nicht so viel anders wie physisches Leiden.
Kennen Sie das, wenn sie eine neue Gruppe betreten und keinen Menschen kennen? Ist Ihnen das unangenehm oder sind sie eher der Draufgänger und suchen das Gespräch? Ein wenig Unsicherheit ist sicherlich normal. Wie wird man angesehen und mögen einen die Menschen? Anders ist es, wenn sie die Situation restlos überfordert.
Die Angst davor etwas falsches zu sagen oder vielleicht beim Reden zu erröten stellt Menschen mit einer sozialen Phobie vor großen Herausforderungen. Eine Party ist oftmals undenkbar. Menschen mit sozialen Phobien möchten einerseits unsichtbar sein und wünschen sich nichts mehr, wie in der Gruppe angenommen zu werden. Sie sitzen abseits und denken, dass andere sie als lächerlich oder merkwürdig empfinden. Stellen Sie sich vor, dass sie kein Wort herausbekommen, obwohl sie zu gerne einmal reden würden. Unvorstellbar? Nicht für Menschen mit sozialen Phobien. Für sie ist es Alltag. Ein Gespräch mit einem Verkäufer oder sogar eine mögliche Reklamation ist für die betroffenen Personen eine Tortur. Von einem gesellschaftlichen Leben kann kaum eine Rede sein. Nicht selten gehen soziale Phobien mit Depressionen einher.
Hatten Sie schon einmal so richtig Angst? Wahrscheinlich schon. Doch Menschen mit einer Angststörung können kaum ein normales Leben führen. Vielleicht kennen sie das beklemmende Gefühl in der Menschenmasse? Einige mögen genervt reagieren und andere möchten nur noch heraus. Für viele Betroffene mit Angststörungen ist der Besuch eines Einkaufscenters, Weihnachtsmarktes oder die Fahrt über die Autobahn undenkbar. Ein Konzertbesuch mit Freunden bleibt ein ewiger Wunschtraum. Das Ergebnis ist nicht selten die soziale Ab- und Ausgrenzung. „Mit dem oder der kann man ja nichts unternehmen…“, würde es im Umfeld heißen. Das ist zu anstrengend mit so einer Person……..
Wie wäre es mit einem Trauma? Dafür müssen sie keineswegs im Krieg gewesen sein um ein solches zu erleiden
Wie wäre es mit einem Trauma? Dafür müssen sie keineswegs im Krieg gewesen sein um ein solches zu erleiden. Vieles beginnt im Kindesalter. Vernachlässigung, sexuelle Übergriffe oder körperliche Gewalt sind nicht selten Gründe für eine traumatische Erfahrung die noch im Erwachsenenalter Einfluss auf die Psyche haben kann. Der Werdegang eines Kindes kann durch traumatische Erfahrungen nachhaltig negativ beeinflusst werden. Die psychiatrische Abteilung des Elisabeth-Krankenhauses in Lahnstein bietet keine spezielle Traumatherapie an, aber sie ist die erste Anlaufstation für betroffene Menschen im Rhein-Lahn-Kreis um eine allgemeine uns stabilisierende Therapie durchlaufen zu können.
Ähnlich verhält es sich mit Menschen die emotional-instabil erkrankt sind. Das sagt Ihnen nichts? Besser bekannt ist es unter dem Begriff Borderline. Sie denken nun bestimmt an selbstverletzende Menschen mit aufgeritzten Armen oder? Erwischt! Dieses Bild ist in der Allgemeinheit vorherrschend dabei ist die Erkrankung vielfältiger. Nicht jeder Betroffene verletzt sich physisch. Doch fast jeder „Borderliner“ hat ein gestörtes Selbstbild und eine fehlerhafte Körperwahrnehmung. Sie leiden unter der massiven Angst vor dem Alleinsein und leben häufig instabile Beziehungen. In spezialisierten Fachkliniken wird für Betroffene eine DBT (Dialektisch-Behaviorale) Therapie angeboten.
„Himmel hoch jauchzend, zu Tode betrübt.“ Sicherlich kennen Sie dieses berühmte Goethe Zitat. Heute wird es häufig Menschen der bipolaren Störung zugeschrieben und das nicht grundlos. In extremen Hochphasen sind die Betroffenen überschwänglich, begeisternd aber auch reizbar und sprunghaft. Begleitet wird dieses durch eine innere Unruhe. In der gegensätzlichen Phase sind sie hochgradig depressiv, leiden unter Selbstzweifel und durchleben Ängste.
Nicht zu vergessen den Narzissmus. Dabei handelt es sich um Menschen die einen ausgeprägten Egoismus, Arroganz und Selbstsüchtigkeit an den Tag legen. Nicht selten sind diese durchaus erfolgreich im Beruf oder auch der Politik. Erst wenn sie scheitern, wird aus dem Narzissmus eine echte Krankheit die häufig von Depressionen begleitet wird.
Dr. Mobascher „Ein Narzisst ist ein anspruchsvoller Patient. Zunächst einmal ist es so, dass Narzissten keinen Leidensdruck haben.
BEN KURIER Kann man einen Narzissten behandeln?
Dr. Mobascher „Ein Narzisst ist ein anspruchsvoller Patient. Zunächst einmal ist es so, dass Narzissten keinen Leidensdruck haben. Oft setzen sie sich erfolgreich im Beruf durch. Wenn es dann aber einmal nicht gut läuft, für einen Narzissten, dann kann dieser durchaus anfällig für Depressionen sein. Wenn er seinen eigenen Erwartungen nicht mehr gerecht wird, kann er suizidal gefährdet sein.Narzissmus alleine wäre nicht unbedingt ein Fall für die Psychiatrie. Kommen Depressionen hinzu, könnte es zu einer klinisch-therapeutschen Behandlung kommen.“
BEN Kurier Sie haben auch eine geschützte Station. Sind dort alle mit richterlichen Beschluss?
Dr Mobascher Über 90% der Patienten sind freiwillig auf der geschützten Station. Nur selten bedarf es eines richterlichen Beschlusses.
BEN Kurier Werden alle Patienten mit Medikamenten behandelt?
Dr. Mobascher Nein. Die medikamentöse Behandlung ist in manchem Fällen begleitend indiziert. Auch wenn diese unterstützende Behandlung angezeigt ist, entscheidet der Patient alleine darüber, ob er diese nehmen möchte oder nicht. Beim Krankheitsbild der Schizophrenie helfen Medikamente häufig sehr gut. Neuroleptika lindern die Symptome und beugen Rückfällen vor. Zwangsmedikationen gibt es allenfalls mit richterlicher Anordnung auf der geschützten Station. Doch auch dort ist dieses die seltene Ausnahme.
BEN Kurier Sie haben neben der allgemeinen und psychotherapeutischen Station auch eine Tagesklinik. Was ist dort anders?
Dr Mobascher In der Tagesklinik sind die Patienten, denen eine ambulante therapeutische Behandlung nicht ausreicht, aber soweit den Alltag meistern können, dass sie nicht stationär behandelt werden müssen. Manchmal kommt es vor, dass ehemalige stationäre Patienten zur Stabilisierung in die Tagesklinik wechseln bevor sie entlassen werden.
Für viele Patienten ist der Weg in die psychiatrische Therapie kein leichter Weg. Sie haben das Gefühl auf dem Marathon des Lebens versagt zu haben.
Für viele Patienten ist der Weg in die psychiatrische Therapie kein leichter Weg. Sie haben das Gefühl auf dem Marathon des Lebens versagt zu haben. Nicht selten kommt es zu falschen Vorstellungen und Erwartungen. Einerseits möchten die Patienten, dass ihnen der Leidensdruck genommen wird und andererseits erwarten einige Betroffene, dass ein Schalter umgelegt wird doch genau diesen gibt es nicht.
Therapie heißt verstehen und das kann verdammt weh tun. Fast alle Patienten kommen mit einer Vorgeschichte oder Auslöser. Zunächst einmal gibt es ein dokumentiertes Aufnahmegespräch mit einem Gesundheitspfleger.
Diese Mitarbeiter der Psychiatrie in der Klinik Lahnstein sind speziell geschult für solche Patienten. Auch wenn diese sensibel vorgehen, ist es vielfach für die Patienten kein einfaches Erstgespräch.
Aktuell sind rund 30 pflegende Mitarbeiter für die Betroffenen in den einzelnen Stationen vor Ort. Dazu kommen noch Ärzte, Ergotherapeuten, Sozialarbeiter, Physiotherapeuten, Psychotherapeuten und Psychologen, welche auf den einzelnen Stationen die Behandlungspläne für jeden einzelnen Patienten in der Gruppe besprechen.
Ehemalige Patienten sprechen von einer Käseglocke unter der sie sich ausprobieren durften und dieser Vergleich hinkt nicht. Stellen sie sich den Menschen mit sozialen Phobien vor, der auf eine Gruppe fremder Menschen trifft. Der Betroffene, der Angst hat vor Ablehnung und plötzlich in einer solchen Konstellation erfährt, dass er nicht alleine ist.
Oder nehmen wir den Patienten mit Angststörungen. Unter der Käseglocke lernt er „beschützt“ in einen großen Einkaufsmarkt zu gehen. Das hört sich für sie leicht an und ist bestenfalls ein lästiges Übel? Für sie schon, für den psychisch erkrankten Menschen eine unfassbare Herausforderung.
Das Therapieangebot auf den psychiatrischen Stationen in Lahnstein ist groß – Neben den individuellen Therapeutengesprächen gibt es u.a. kognitives Training, Ergotherapie, Achtsamkeitstraining, Zeitgeschehen, Rhythmisches Trommeln und soziales Kompetenztraining
Das Therapieangebot auf den psychiatrischen Stationen in Lahnstein ist groß. Zunächst einmal gibt es Strukturen. Der Morgen beginnt stationär mit einem Morgenspaziergang. Nichts besonderes? Für Menschen denen jeder Antrieb für das Leben fehlt, ist schon die Regelmäßigkeit ein großer Erfolg.
Weitere Therapieangebote, neben den individuellen Therapeutengesprächen, sind kognitives Training, Ergotherapie, Achtsamkeitstraining, Zeitgeschehen, Rhythmisches Trommeln und natürlich soziale Kompetenz. Ein wenig wird die Uhr angehalten und wir schauen dem Treiben des Marathons etwas zu.
In dem Moment muss niemand mehr rennen und keiner hat versagt. Doch dieses zu verstehen ist in unserer Leistungsgesellschaft schwierig. Den Normen muss entsprochen werden.
BEN Kurier „Was ist eigentlich mit suchtkranken Menschen?“
Dr. Mobascher „Dieses werden zunächst auf der geschützten Station behandelt. Da geht es um die Entgiftung vom Suchtstoff. Das erfolgt in der Regel innerhalb von 10 bis 15 Tagen. Bei einer qualifizierten Entgiftung mit psychotherapeutischen Ansatz haben wir etwas mehr zeitlichen Spielraum.“
BEN Kurier „Sie haben auch Sozialarbeiter im Haus. Helfen diese beim Umgang mit Ämtern oder zeigt man ihnen wie sie diese Vorgänge selber leisten können?“
Dr. Mobascher Selbstmanagement kann ein Thema in der Psychotherapie sein. Der Sozialdienst spricht mit den Patienten um zu schauen, was akutes organisiert werden muss oder wo Hilfen angebracht sind. Der Sozialdienst unterstützt bei dem was man kann und bespricht mit dem Behandlungsteam wo weitere Hilfen nötig sind. Im Einzelfall wird mit dem Patienten auch die Möglichkeit der gesetzlichen Betreuung besprochen, wenn dieser die Unterstützung wünscht.
Wer mit der Vorstellung in die Klinik geht, dass der Liebesschmerz oder die Trauer um einen geliebten Menschen geheilt wird, der wird mit dem gleichen Schmerz das Hospital wieder verlassen. Diesen Schalter kann kein Psychotherapeut der Welt umlegen. Doch wenn ein Patient sich auf die Therapie einlässt und aktiv mitarbeitet, wird er mit dem Ursachen und Gefühlen umgehen können.
Viele Menschen mit psychischen Beschwerden sind hoch sensibel
Viele Menschen mit psychischen Beschwerden sind hoch sensibel. Und nicht wenige besitzen überaus hohe empathische Werte. Zu gerne werden sie als die gestrandeten und gescheiterten der Gesellschaft angesehen, doch genau das Gegenteil ist der Fall.
Zu gerne werden Betroffene mit schizophrener Erkrankung als Irre und Dumme abgestempelt, doch genau das Gegenteil ist häufig der Fall. Die Zeitung Spiegel (Wissenschaft) schrieb in einer Ausgabe, dass das Genialische, die herausragende Schattenseite des Versinken in die Nacht des Wahnsinns sei, in die Gedankenfluten der Schizophrenie. Ähnlich sah es schon Friedrich Nietzsche in der Götzen-Dämmerung oder der Dichter Wilhelm Heinrich Wackenroder.
Kommen wir zurück auf die Psychotherapie im Elisabeth Krankenhaus in Lahnstein. Das Erproben in der Gruppe ist ein wichtiger Bestandteil der Therapie. Jeder lernt neue Schritte zu gehen, wenn er denn möchte, und bekommt dabei Unterstützung durch die Pfleger, Therapeuten usw.
Dieser Weg ist schwierig. Stellen Sie sich einmal vor, dass sie plötzlich die Kupplung auf der rechten Seite im Auto wiederfinden würden. Das muss erst einmal im Gedächtnis ankommen und verstanden werden, weil es unlogisch erscheinen mag. Oft sind es viele kleine Schritte, die letztendlich zum Erfolg führen.
Ein Mensch mit schweren Depressionen wird nach der Therapie nicht zwangsläufig freudestrahlend der Welt begegnen, aber er kann vielleicht besser mit seinen Gefühlen umgehen. Den meisten Patienten kann geholfen werden.
Am Ende einer Therapie werden in einem Entlassungsgespräch die Zukunftspläne erörtert, damit der Betroffene wieder eigenständig leben kann
Am Ende einer Therapie werden in einem Entlassungsgespräch die Zukunftspläne erörtert, damit der Betroffene wieder eigenständig leben kann. Vier bis sechs Wochen hören sich sehr lang an für eine Therapie, dabei ist die Zeit nicht immer ausreichend. Manchmal werden Aufenthalte um etwa zwei Wochen verlängert, doch danach ist in der Regel Schluss da die Krankenkassen meist weitere Kostenzusagen ablehnen. So kann es in sehr seltenen Fällen vorkommen, dass ein Patient entlassen werden muss ohne das gewünschte Behandlungsergebnis erreicht zu haben.
Schlussendlich dürfen wir für den Rhein-Lahn-Kreis ein durchaus positives Fazit ziehen. Wenn die Seele leidet, steht ein hoch motiviertes Team von Pflegern, Ärzten, Psychologen, Psychiatern und Sozialarbeitern den Menschen in der Region an der Seite und das ist keineswegs selbstverständlich. Um einen solchen Beruf auszuüben muss man über hohe empathische Werte verfügen. Nur so kann man sich in die Situation der Patienten hineinversetzen und vielleicht ein Stück weit mitzufühlen.
Der BEN Kurier dankt dem Elisabeth Krankenhaus in Lahnstein und dem Chefarzt der psychiatrischen Abteilung, Herrn Dr. med. Arian Mobascher, für den Einblick in die Klinik und das Interview.
Gesundheit
Sag mal „Aaaaaah“: Kinderarztpraxen in der Krise

KOBLENZ Ins Gummibärchenglas durfte er nicht greifen, der CDU-Bundestagsabgeordnete Josef Oster. Aber er musste auch nicht sonderlich tapfer sein beim Besuch der Kinderärzte in der Bahnhofstraße in Koblenz. Tapferkeit ist eine Tugend, mit der vielmehr das Personal und damit auch die Eltern ausgestattet sein sollten. Denn die Praxen in den Städten und auf dem Land sind am Limit. Einen Kinderarzt zu finden, der die Betreuung eines neuen kleinen Patienten übernimmt, ist heute eine echte Herausforderung.
Das berichten Mütter und Väter, die nach Koblenz oder ins Umland ziehen oder solche, deren Kinderarzt gerade in Rente gegangen oder aus anderen Gründen die Praxis geschlossen hat. Eltern nehmen teils lange Anfahrten von bis zu 50 Kilometern in Kauf. Das weiß auch Dr. Martin Schwenger, der mit seinen Kolleginnen und Kollegen täglich den ganz normalen Wahnsinn wuppt: „Heute hatten wir 127 Kinder“, erzählt er. „Ein normaler Montag.“ Der Wochenanfang ist immer besonders arbeitsreich.
Keine Termine für neue Patienten – CDU-Bundestagsabgeordneter Josef Oster spricht mit Fachleuten in Koblenz
Von Lappalien, die eigentlich keinen Arztbesuch erfordern, über Routineuntersuchungen bis hin zu schweren Krankheitsfällen reicht die Palette. „Im Schnitt behandeln wir locker 500 Patienten pro Woche – ohne Notdienst.“ Letzteren muss jede Praxis im Verbund von Koblenz und der Region mindestens einmal im Monat übernehmen. „Wir können nicht alle auffangen, die einen Kinderarzt suchen.“ Nicht alle Eltern nehmen eine Absage hin. Da wird geschimpft oder gar gedroht.
Das Problem sehen Schwenger und sein Team im System. „Es gibt zu wenig Fachpersonal.“ Das betreffe nicht nur die Mediziner selbst, sondern auch Helferinnen und Co. Auch in Kliniken würden Kinderbetten abgebaut, weil Personal fehle. „Der Beruf für Medizinische Fachangestellte muss dringend attraktiver gemacht werden“, ist Schwenger überzeugt – nicht nur finanziell. Klare Sache, dass sich die Belastungen fürs Personal verschärfen, wenn weniger Fachleute in den Praxen und Krankenhäusern zur Verfügung stehen.
„Ich werde mich im Rahmen meiner Arbeit in Berlin weiterhin dafür einsetzen, dass Eltern nicht vor geschlossenen Praxistüren stehen“, versprach Josef Oster.
Gesundheit
Stadt Nassau und Haus Hohe Lay: Partnerschaft für die Teilhabe älterer Bürger am Stadtgeschehen

NASSAU In der letzten Woche stattetet Stadtbürgermeister Manuel Liguori dem neuen Einrichtungsleiter, Herrn Jens Antony, im Haus Hohe Lay einen Antrittsbesuch ab. Im Rahmen eines konstruktiven Gesprächs betonten beide ihre Absicht, die bereits bestehende gute Zusammenarbeit zu vertiefen und ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger verstärkt am Stadtgeschehen teilhaben zu lassen.
Herr Jens Antony, Sozialpädagoge und Sozialarbeiter, übernahm kürzlich die Position des Einrichtungsleiters im Haus Hohe Lay. Gemeinsam mit Bürgermeister Liguori und Frau Christina Burkard, Pflegedienstleiterin, wurde der Antrittsbesuch genutzt, um Ideen und Visionen für eine noch engere Kooperation zwischen der Stadt Nassau und dem Alten- und Pflegeheim zu besprechen.
Das Hauptaugenmerk des Gesprächs lag auf dem Wunsch, ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger stärker in das Stadtgeschehen einzubeziehen. Beide Seiten waren sich einig, dass es wichtig ist, den älteren Generationen die Möglichkeit zu bieten, aktiv am sozialen und kulturellen Leben der Stadt teilzunehmen. Dies soll nicht nur ihre Lebensqualität steigern, sondern auch die Verbindung zwischen den Generationen fördern.
Herr Antony äußerte sich positiv über die Initiative des Stadtbürgermeisters und betonte, wie wichtig es sei, eine unterstützende und integrative Umgebung für die älteren Bewohner zu schaffen. Die Teilnahme von Frau Christina Burkard, Pflegedienstleiterin, unterstreicht das Engagement der Einrichtung für eine ganzheitliche und bedürfnisorientierte Betreuung der Bewohner.
Die Stadt Nassau und das Haus Hohe Lay freuen sich auf eine weiterhin fruchtbare Zusammenarbeit, die das Wohlbefinden der älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger fördert und ihre Teilhabe am städtischen Leben ermöglicht.
Gesundheit
Medizinische Fachschaft Mainz organisiert Spendenaktion für Ärzte ohne Grenzen

MAINZ Während die vorweihnachtliche Zeit mit ihrem besonderen Flair Einzug hält, stehen viele Menschen weltweit vor enormen Herausforderungen durch Konflikte, wirtschaftliche Instabilität und Klimawandel. Angesichts der mehr als 340 Millionen in Not lebenden Menschen und über 100 Millionen Geflüchteten, will die Fachschaft Medizin Mainz handeln.
Um einen Beitrag zu leisten, lädt die Fachschaft Medizin Mainz zur Benefizveranstaltung für Ärzte ohne Grenzen am 2. Dezember von 10-16 Uhr im Off in Mainz (ehemals Gutleut, Ludwigsstraße 4, 55116 Mainz) ein. Die Veranstaltung bietet die Gelegenheit, in angenehmer Runde Second-Hand-Kleidung zu erwerben, wobei alle Spenden Ärzte ohne Grenzen e. V. Deutschland zugutekommen.
Für Kleiderspenden steht MLP Mainz (Ludwigsstraße 1, 55116 Mainz; Mo-Do von 9 – 18 Uhr und Fr von 9 – 15 Uhr) bereit.
Wir freuen uns auf Ihre Unterstützung, um gemeinsam etwas für die in Not Geratenen zu bewirken und die Arbeit von Ärzte ohne Grenzen zu fördern. Für Rückfragen stehen die Organisatoren gerne bereit. Kontakt: Organisator: Fachscha- Medizin Mainz Klinik Kontaktperson: Dr. Dr. Lena Katharina Müller-Heupt Lena_Katharina.Mueller@unimedizin-mainz.de Telefon: 01638916842
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Kräber Halina
30. Januar 2022 at 23:35
Depression…. ein sehr aktuelles Thema. Gerade haben wir eine liebe Person verloren, die an Depression schwer erkrankt ist. Vielleicht zu spät erkannt oder von der Umgebung zu leicht genommen.