Gesundheit
Wir im Rhein-Lahn: Die Psychiatrie im Elisabeth Krankenhaus in Lahnstein

LAHNSTEIN Wie betrachten Sie das Leben? Ist es für Sie ein Spaziergang den sie jeden Tag genießen können oder gleicht es eher einem Marathon in einer Hochleistungsgesellschaft? Während die einen davon überzeugt sind, dass das Leben wunderschön ist, sehen es andere wie ein lebenslanges Sterben von Geburt an.
Den Blick auf die kleinen und vielen schönen Wunder der Welt zu richten ist nicht immer leicht. Innehalten…. Können Sie das? Den einen Augenblick ganz fest halten oder zerrinnt er ihnen sprichwörtlich wie der Sand zwischen den Fingern?
Ein Spaziergang kann was wunderschönes sein. Vielleicht ein besonderes Gespräch zu Zweit. Ein Weggefährte für immer oder auch nur für eine gewisse Zeit. Im Laufe der Zeit kommen wir an Kreuzungen und müssen uns entscheiden, ob wir den Weg mit unserem Gefährten gemeinsam weitergehen wollen oder ob die Gabelung ein Neuanfang sein wird.

Chefarzt der psychiatrischen Abteilung Dr. Arian Mobascher im Interview mit dem BEN Kurier
Sind Sie schon einmal einen Teil der Wegstrecke alleine gelaufen und wie war das für Sie? Beängstigend oder konnten sie alles andere um sich herum anders und neu wahrnehmen?
Die Gesellschaft verlangt, dass wir funktionieren. Wir sind stark und rennen und rennen…. Niemals stehenbleiben
Spazierengehen oder rennen? Am Ende ist es heute wohl doch eher der sprichwörtliche Marathon des Lebens den wir beschreiten müssen. Die Gesellschaft verlangt, dass wir funktionieren. Wir sind stark und rennen und rennen…. Niemals stehenbleiben. Und dann gibt es genau die Menschen, die mit dem rasenden Tempo nicht mehr mithalten können und wollen. Etwa 11.000 Personen nehmen sich jährlich das Leben. Gründe können Schicksalsschläge wie Trauer, Herzschmerz, Existenzängste und vieles mehr sein.
Liebeskummer und Trauer sind dafür sicherlich gute Beispiele. Die Gedanken fliegen einem zu und die Brust wird von einem tonnenschweren Stein erdrückt. Steuern kann man das nicht sondern nur aushalten und das ist schwer ertragbar. Brechen wir uns ein Bein, so gehen wir zu Chirurgen und wissen ganz genau, dass es in wenigen Wochen oder Monaten wieder heilen wird. Wir können wieder gehen, fast so, als wäre nichts geschehen. Ein paar kleine Narben erinnern uns an den Unfall, doch wie ist es mit der Seele oder dem sprichwörtlich gebrochenen Herzen?
Wir sprachen mit dem Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie im Elisabeth Krankenhaus in Lahnstein.
Im Erdgeschoss des Hospitals begrüßte mich Dr. med. Arian Mobascher zu einem Interview. Wie stellt man sich einen Psychologen vor? Jeder hat da wahrscheinlich seine ureigensten Vorstellungen und Klischees im Kopf. Das berühmte Schubladendenken. Am ehesten würde man denken, sehr langsam redend und nicht zu vergessen die berühmte Patientencouch. Doch nichts davon passte zu den vorgefertigten Gedanken.
Ich betrat ein karges Büro mit Schreibtisch und einem Besuchertisch. Mir gegenüber ein hochgewachsener sportlicher Mann Anfang 50, den man eher beim Berlin Marathon vermuten würde wie in einer Psychiatrie. Während ich Platz nahm, schlug der Psychiater seine Beine übereinander. Heimlich nahm ich das einzige erfüllte Stereotyp dankend zur Kenntnis.
BEN Kurier „Lieber Herr Dr. Mobascher. Wie viele Patienten können Sie in der Psychiatrie im Elisabeth Krankenhaus Lahnstein betreuen und was bedeutet Grundversorger im Rhein-Lahn-Kreis?“
Dr. Mobascher“ In der Psychiatrie heißt das nicht Grund – sondern Pflichtversorger, da wir die pflichtversorgende Klinik für den Rhein-Lahn-Kreis sind. Das bedeutet, wenn eine akute psychiatrische Situation besteht, dann sind wir der erste Ansprechpartner und sind in der Aufnahmepflicht. Im stationären Bereich haben wir im Krankenhausplan 60 Betten ausgewiesen. Dieses gilt für die Psychiatrie und Psychotherapie. Die 60 Betten unterteilen sich in die offene allgemeine, psychotherapeutische und geschützte Station. Zusätzlich haben wir noch 20 tagesklinische Plätze.“
BEN Kurier Zusätzlich gibt es in der Psychiatrie des St. Elisabeth Krankenhauses in Lahnstein auch eine sogenannte PIA. Was ist ist das?
Dr. Mobascher Eine PIA ist die psychiatrische Institutsambulanz. Dabei handelt es sich um ein krankenhausnahes multiprofessionelles ambulantes Versorgungsangebot, für psychisch schwer erkrankte Patienten. Dort werden Menschen behandelt, die im Versorgungssystem nicht unterkommen. Auch wenn wir jemanden schwerer Erkrankten stationär entlassen, und er hat niemanden und kann nicht monatelang auf einen Therapielatz warten, dann machen wir ein Angebot in unserer psychiatrischen Institutsambulanz.
Viele Betroffene stehen vor der Problematik, dass die Wartezeit, auf einen ambulanten Psychotherapieplatz, sehr lang ist. Teilweise warten diese mehr als sechs Monate auf ein Behandlungsangebot. Und genau dort kommt bei schweren Fällen die psychiatrische Institutsambulanz im Elisabeth Krankenhaus in Lahnstein ins Spiel damit die Wartezeit überbrückt werden kann.

In der Tagesklinik wird auch rhythmisches Trommeln angeboten. Foto von links: Gesundheitspfleger Ulf-Martin Mai, Dr. med.Arian Mobascher,
Bei alledem muss die Begrifflichkeit des Psychiaters und Psychotherapeuten unterschieden werden. Psychiater haben Medizin studiert und beschäftigen sich hauptsächlich mit der Funktionsweise und den Erkrankungen des menschlichen Körpers. Diese haben gelernt, die Ursachen mit Medikamenten zu behandeln. Nach dem Medizinstudium folgt eine mehrjährige Fachausbildung in der Psychiatrie und Psychotherapie. Nach bestandener Prüfung gelten sie als Psychiater und können auch als ärztliche Psychotherapeuten arbeiten. Psychiater dürfen in die Klinik einweisen, therapeutische Gespräche führen und auch Medikamente, wie Antidepressiva, verschreiben.
Psychologen sind keine Psychiater und auch keine Ärzte
Psychologen wiederum sind keine Psychiater und auch keine Ärzte. Sie studieren die Psychologie und beschäftigen sich mit dem Lernen, Verhalten, Gefühlen und Gedanken der Menschen. Erst nach einer Zusatzausbildung sind sie zur eigenverantwortlichen Ausübung der Psychotherapie zugelassen.
Jährlich erkranken nach Angaben der Stiftung Deutsche Depressionshilfe mehr als 5,3 Millionen Menschen an einer Depression. Das seelische Leiden ist die häufigste Ursache der jährlich rund 11.000 Suizide. Manchmal reichen schon zwei bis drei Behandlungstage aus, um den Patienten in einer akuten Phase zu stabilisieren, teilte Dr. Mobascher im Interview mit. Der Durchschnitt des psychiatrischen Aufenthalts im Elisabeth Krankenhaus in Lahnstein liegt jedoch bei 20 Tagen.
BEN Kurier „Wie lange dauert in der Regel eine stationäre geplante psychiatrische Therapie im Elisabeth-Krankenahus in Lahnstein?“
Dr. Mobascher „Bei einer stationären oder tagesklinischen Behandlung, gehen wir in der Regel von vier bis sechs Wochen Aufenthalt aus. Wir haben kein festes Format, wie in einer Reha-Klinik, wo bereits am Aufnahmetag der Entlassungstag feststeht. Dieses hängt vom Einzelfall ab. Dazu gehört die medikamentöse Einstellung des Patienten und die psychotherapeutische Behandlung. Im Anschluss empfehlen wir oft eine ambulante Psychotherapie. Die genaue Aufenthaltsdauer hängt letztendlich vom Behandlungsverlauf ab.“
Können Sie sich vorstellen, freiwillig eine psychiatrische Therapie zu machen? Was werden die Familie und die Nachbarn von Ihnen denken? Genau das beschäftigt viele Betroffene. Viele leiden über Monate oder Jahre bis sie bereit sind, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Elisabeth Krankenhaus Lahnstein (Copyright: Elisabeth Krankenhaus Lahnstein)
Kommen wir zurück zu einem Chirurgen oder besser noch zu einem Onkologen auf der Suche nach Metastasen. Nicht viel anders ist es bei Dr. Mobascher. Auch er benötigt einer kristallklaren und messerscharfen Verstand um sich fokussiert auf das Wesentliche konzentrieren zu können: „Das Krebsgeschwür der Seele.“
Dieses gilt es zu finden. Unwesentliche Informationen werden aussortiert um den Ursprung des Leidens zu finden. Fällt ihnen etwas auf? Genau. Gar nicht so viel anders wie physisches Leiden.
Kennen Sie das, wenn sie eine neue Gruppe betreten und keinen Menschen kennen? Ist Ihnen das unangenehm oder sind sie eher der Draufgänger und suchen das Gespräch? Ein wenig Unsicherheit ist sicherlich normal. Wie wird man angesehen und mögen einen die Menschen? Anders ist es, wenn sie die Situation restlos überfordert.
Die Angst davor etwas falsches zu sagen oder vielleicht beim Reden zu erröten stellt Menschen mit einer sozialen Phobie vor großen Herausforderungen. Eine Party ist oftmals undenkbar. Menschen mit sozialen Phobien möchten einerseits unsichtbar sein und wünschen sich nichts mehr, wie in der Gruppe angenommen zu werden. Sie sitzen abseits und denken, dass andere sie als lächerlich oder merkwürdig empfinden. Stellen Sie sich vor, dass sie kein Wort herausbekommen, obwohl sie zu gerne einmal reden würden. Unvorstellbar? Nicht für Menschen mit sozialen Phobien. Für sie ist es Alltag. Ein Gespräch mit einem Verkäufer oder sogar eine mögliche Reklamation ist für die betroffenen Personen eine Tortur. Von einem gesellschaftlichen Leben kann kaum eine Rede sein. Nicht selten gehen soziale Phobien mit Depressionen einher.
Hatten Sie schon einmal so richtig Angst? Wahrscheinlich schon. Doch Menschen mit einer Angststörung können kaum ein normales Leben führen. Vielleicht kennen sie das beklemmende Gefühl in der Menschenmasse? Einige mögen genervt reagieren und andere möchten nur noch heraus. Für viele Betroffene mit Angststörungen ist der Besuch eines Einkaufscenters, Weihnachtsmarktes oder die Fahrt über die Autobahn undenkbar. Ein Konzertbesuch mit Freunden bleibt ein ewiger Wunschtraum. Das Ergebnis ist nicht selten die soziale Ab- und Ausgrenzung. „Mit dem oder der kann man ja nichts unternehmen…“, würde es im Umfeld heißen. Das ist zu anstrengend mit so einer Person……..
Wie wäre es mit einem Trauma? Dafür müssen sie keineswegs im Krieg gewesen sein um ein solches zu erleiden
Wie wäre es mit einem Trauma? Dafür müssen sie keineswegs im Krieg gewesen sein um ein solches zu erleiden. Vieles beginnt im Kindesalter. Vernachlässigung, sexuelle Übergriffe oder körperliche Gewalt sind nicht selten Gründe für eine traumatische Erfahrung die noch im Erwachsenenalter Einfluss auf die Psyche haben kann. Der Werdegang eines Kindes kann durch traumatische Erfahrungen nachhaltig negativ beeinflusst werden. Die psychiatrische Abteilung des Elisabeth-Krankenhauses in Lahnstein bietet keine spezielle Traumatherapie an, aber sie ist die erste Anlaufstation für betroffene Menschen im Rhein-Lahn-Kreis um eine allgemeine uns stabilisierende Therapie durchlaufen zu können.
Ähnlich verhält es sich mit Menschen die emotional-instabil erkrankt sind. Das sagt Ihnen nichts? Besser bekannt ist es unter dem Begriff Borderline. Sie denken nun bestimmt an selbstverletzende Menschen mit aufgeritzten Armen oder? Erwischt! Dieses Bild ist in der Allgemeinheit vorherrschend dabei ist die Erkrankung vielfältiger. Nicht jeder Betroffene verletzt sich physisch. Doch fast jeder „Borderliner“ hat ein gestörtes Selbstbild und eine fehlerhafte Körperwahrnehmung. Sie leiden unter der massiven Angst vor dem Alleinsein und leben häufig instabile Beziehungen. In spezialisierten Fachkliniken wird für Betroffene eine DBT (Dialektisch-Behaviorale) Therapie angeboten.
„Himmel hoch jauchzend, zu Tode betrübt.“ Sicherlich kennen Sie dieses berühmte Goethe Zitat. Heute wird es häufig Menschen der bipolaren Störung zugeschrieben und das nicht grundlos. In extremen Hochphasen sind die Betroffenen überschwänglich, begeisternd aber auch reizbar und sprunghaft. Begleitet wird dieses durch eine innere Unruhe. In der gegensätzlichen Phase sind sie hochgradig depressiv, leiden unter Selbstzweifel und durchleben Ängste.
Nicht zu vergessen den Narzissmus. Dabei handelt es sich um Menschen die einen ausgeprägten Egoismus, Arroganz und Selbstsüchtigkeit an den Tag legen. Nicht selten sind diese durchaus erfolgreich im Beruf oder auch der Politik. Erst wenn sie scheitern, wird aus dem Narzissmus eine echte Krankheit die häufig von Depressionen begleitet wird.
Dr. Mobascher „Ein Narzisst ist ein anspruchsvoller Patient. Zunächst einmal ist es so, dass Narzissten keinen Leidensdruck haben.
BEN KURIER Kann man einen Narzissten behandeln?
Dr. Mobascher „Ein Narzisst ist ein anspruchsvoller Patient. Zunächst einmal ist es so, dass Narzissten keinen Leidensdruck haben. Oft setzen sie sich erfolgreich im Beruf durch. Wenn es dann aber einmal nicht gut läuft, für einen Narzissten, dann kann dieser durchaus anfällig für Depressionen sein. Wenn er seinen eigenen Erwartungen nicht mehr gerecht wird, kann er suizidal gefährdet sein.Narzissmus alleine wäre nicht unbedingt ein Fall für die Psychiatrie. Kommen Depressionen hinzu, könnte es zu einer klinisch-therapeutschen Behandlung kommen.“
BEN Kurier Sie haben auch eine geschützte Station. Sind dort alle mit richterlichen Beschluss?
Dr Mobascher Über 90% der Patienten sind freiwillig auf der geschützten Station. Nur selten bedarf es eines richterlichen Beschlusses.
BEN Kurier Werden alle Patienten mit Medikamenten behandelt?
Dr. Mobascher Nein. Die medikamentöse Behandlung ist in manchem Fällen begleitend indiziert. Auch wenn diese unterstützende Behandlung angezeigt ist, entscheidet der Patient alleine darüber, ob er diese nehmen möchte oder nicht. Beim Krankheitsbild der Schizophrenie helfen Medikamente häufig sehr gut. Neuroleptika lindern die Symptome und beugen Rückfällen vor. Zwangsmedikationen gibt es allenfalls mit richterlicher Anordnung auf der geschützten Station. Doch auch dort ist dieses die seltene Ausnahme.
BEN Kurier Sie haben neben der allgemeinen und psychotherapeutischen Station auch eine Tagesklinik. Was ist dort anders?
Dr Mobascher In der Tagesklinik sind die Patienten, denen eine ambulante therapeutische Behandlung nicht ausreicht, aber soweit den Alltag meistern können, dass sie nicht stationär behandelt werden müssen. Manchmal kommt es vor, dass ehemalige stationäre Patienten zur Stabilisierung in die Tagesklinik wechseln bevor sie entlassen werden.
Für viele Patienten ist der Weg in die psychiatrische Therapie kein leichter Weg. Sie haben das Gefühl auf dem Marathon des Lebens versagt zu haben.
Für viele Patienten ist der Weg in die psychiatrische Therapie kein leichter Weg. Sie haben das Gefühl auf dem Marathon des Lebens versagt zu haben. Nicht selten kommt es zu falschen Vorstellungen und Erwartungen. Einerseits möchten die Patienten, dass ihnen der Leidensdruck genommen wird und andererseits erwarten einige Betroffene, dass ein Schalter umgelegt wird doch genau diesen gibt es nicht.
Therapie heißt verstehen und das kann verdammt weh tun. Fast alle Patienten kommen mit einer Vorgeschichte oder Auslöser. Zunächst einmal gibt es ein dokumentiertes Aufnahmegespräch mit einem Gesundheitspfleger.
Diese Mitarbeiter der Psychiatrie in der Klinik Lahnstein sind speziell geschult für solche Patienten. Auch wenn diese sensibel vorgehen, ist es vielfach für die Patienten kein einfaches Erstgespräch.
Aktuell sind rund 30 pflegende Mitarbeiter für die Betroffenen in den einzelnen Stationen vor Ort. Dazu kommen noch Ärzte, Ergotherapeuten, Sozialarbeiter, Physiotherapeuten, Psychotherapeuten und Psychologen, welche auf den einzelnen Stationen die Behandlungspläne für jeden einzelnen Patienten in der Gruppe besprechen.
Ehemalige Patienten sprechen von einer Käseglocke unter der sie sich ausprobieren durften und dieser Vergleich hinkt nicht. Stellen sie sich den Menschen mit sozialen Phobien vor, der auf eine Gruppe fremder Menschen trifft. Der Betroffene, der Angst hat vor Ablehnung und plötzlich in einer solchen Konstellation erfährt, dass er nicht alleine ist.
Oder nehmen wir den Patienten mit Angststörungen. Unter der Käseglocke lernt er „beschützt“ in einen großen Einkaufsmarkt zu gehen. Das hört sich für sie leicht an und ist bestenfalls ein lästiges Übel? Für sie schon, für den psychisch erkrankten Menschen eine unfassbare Herausforderung.
Das Therapieangebot auf den psychiatrischen Stationen in Lahnstein ist groß – Neben den individuellen Therapeutengesprächen gibt es u.a. kognitives Training, Ergotherapie, Achtsamkeitstraining, Zeitgeschehen, Rhythmisches Trommeln und soziales Kompetenztraining
Das Therapieangebot auf den psychiatrischen Stationen in Lahnstein ist groß. Zunächst einmal gibt es Strukturen. Der Morgen beginnt stationär mit einem Morgenspaziergang. Nichts besonderes? Für Menschen denen jeder Antrieb für das Leben fehlt, ist schon die Regelmäßigkeit ein großer Erfolg.
Weitere Therapieangebote, neben den individuellen Therapeutengesprächen, sind kognitives Training, Ergotherapie, Achtsamkeitstraining, Zeitgeschehen, Rhythmisches Trommeln und natürlich soziale Kompetenz. Ein wenig wird die Uhr angehalten und wir schauen dem Treiben des Marathons etwas zu.
In dem Moment muss niemand mehr rennen und keiner hat versagt. Doch dieses zu verstehen ist in unserer Leistungsgesellschaft schwierig. Den Normen muss entsprochen werden.
BEN Kurier „Was ist eigentlich mit suchtkranken Menschen?“
Dr. Mobascher „Dieses werden zunächst auf der geschützten Station behandelt. Da geht es um die Entgiftung vom Suchtstoff. Das erfolgt in der Regel innerhalb von 10 bis 15 Tagen. Bei einer qualifizierten Entgiftung mit psychotherapeutischen Ansatz haben wir etwas mehr zeitlichen Spielraum.“
BEN Kurier „Sie haben auch Sozialarbeiter im Haus. Helfen diese beim Umgang mit Ämtern oder zeigt man ihnen wie sie diese Vorgänge selber leisten können?“
Dr. Mobascher Selbstmanagement kann ein Thema in der Psychotherapie sein. Der Sozialdienst spricht mit den Patienten um zu schauen, was akutes organisiert werden muss oder wo Hilfen angebracht sind. Der Sozialdienst unterstützt bei dem was man kann und bespricht mit dem Behandlungsteam wo weitere Hilfen nötig sind. Im Einzelfall wird mit dem Patienten auch die Möglichkeit der gesetzlichen Betreuung besprochen, wenn dieser die Unterstützung wünscht.
Wer mit der Vorstellung in die Klinik geht, dass der Liebesschmerz oder die Trauer um einen geliebten Menschen geheilt wird, der wird mit dem gleichen Schmerz das Hospital wieder verlassen. Diesen Schalter kann kein Psychotherapeut der Welt umlegen. Doch wenn ein Patient sich auf die Therapie einlässt und aktiv mitarbeitet, wird er mit dem Ursachen und Gefühlen umgehen können.
Viele Menschen mit psychischen Beschwerden sind hoch sensibel
Viele Menschen mit psychischen Beschwerden sind hoch sensibel. Und nicht wenige besitzen überaus hohe empathische Werte. Zu gerne werden sie als die gestrandeten und gescheiterten der Gesellschaft angesehen, doch genau das Gegenteil ist der Fall.
Zu gerne werden Betroffene mit schizophrener Erkrankung als Irre und Dumme abgestempelt, doch genau das Gegenteil ist häufig der Fall. Die Zeitung Spiegel (Wissenschaft) schrieb in einer Ausgabe, dass das Genialische, die herausragende Schattenseite des Versinken in die Nacht des Wahnsinns sei, in die Gedankenfluten der Schizophrenie. Ähnlich sah es schon Friedrich Nietzsche in der Götzen-Dämmerung oder der Dichter Wilhelm Heinrich Wackenroder.
Kommen wir zurück auf die Psychotherapie im Elisabeth Krankenhaus in Lahnstein. Das Erproben in der Gruppe ist ein wichtiger Bestandteil der Therapie. Jeder lernt neue Schritte zu gehen, wenn er denn möchte, und bekommt dabei Unterstützung durch die Pfleger, Therapeuten usw.
Dieser Weg ist schwierig. Stellen Sie sich einmal vor, dass sie plötzlich die Kupplung auf der rechten Seite im Auto wiederfinden würden. Das muss erst einmal im Gedächtnis ankommen und verstanden werden, weil es unlogisch erscheinen mag. Oft sind es viele kleine Schritte, die letztendlich zum Erfolg führen.
Ein Mensch mit schweren Depressionen wird nach der Therapie nicht zwangsläufig freudestrahlend der Welt begegnen, aber er kann vielleicht besser mit seinen Gefühlen umgehen. Den meisten Patienten kann geholfen werden.
Am Ende einer Therapie werden in einem Entlassungsgespräch die Zukunftspläne erörtert, damit der Betroffene wieder eigenständig leben kann
Am Ende einer Therapie werden in einem Entlassungsgespräch die Zukunftspläne erörtert, damit der Betroffene wieder eigenständig leben kann. Vier bis sechs Wochen hören sich sehr lang an für eine Therapie, dabei ist die Zeit nicht immer ausreichend. Manchmal werden Aufenthalte um etwa zwei Wochen verlängert, doch danach ist in der Regel Schluss da die Krankenkassen meist weitere Kostenzusagen ablehnen. So kann es in sehr seltenen Fällen vorkommen, dass ein Patient entlassen werden muss ohne das gewünschte Behandlungsergebnis erreicht zu haben.
Schlussendlich dürfen wir für den Rhein-Lahn-Kreis ein durchaus positives Fazit ziehen. Wenn die Seele leidet, steht ein hoch motiviertes Team von Pflegern, Ärzten, Psychologen, Psychiatern und Sozialarbeitern den Menschen in der Region an der Seite und das ist keineswegs selbstverständlich. Um einen solchen Beruf auszuüben muss man über hohe empathische Werte verfügen. Nur so kann man sich in die Situation der Patienten hineinversetzen und vielleicht ein Stück weit mitzufühlen.
Der BEN Kurier dankt dem Elisabeth Krankenhaus in Lahnstein und dem Chefarzt der psychiatrischen Abteilung, Herrn Dr. med. Arian Mobascher, für den Einblick in die Klinik und das Interview.
Gesundheit
Neue Kraft tanken beim Caritas-Oasentag: Auszeit für Angehörige von Menschen mit Behinderung

WESTERWALD/RHEIN-LAHN „Lasten ablegen – aufatmen und neue Kraft tanken“, lautet wieder das Motto beim diesjährigen Oasentag, zu dem Eltern und Angehörige von Menschen mit Behinderung eingeladen sind. Gastgeber beim Oasentag 2023 sind der Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn, das Referat „Seelsorge für Menschen mit Behinderung im Bistum Limburg“ sowie die DACB (Diözesanarbeitsgemeinschaft der Angehörigenvertretungen in Caritaseinrichtungen der Behindertenhilfe). Er findet statt am Samstag, 3. Juni, von 8.30 bis 17 Uhr im Familienferiendorf in Hübingen.
Vielen Eltern behinderter (auch erwachsener) Kinder fällt es schwer, sich dem Alltag zu entziehen. Sie fühlen sich häufig unter Druck und nicht selten überschreiten sie die Grenzen der eigenen Belastbarkeit. „Der Oasentag soll dabei helfen, einmal den Alltag hinter sich zu lassen, gemeinsam mit anderen neue Kraft zu schöpfen und Erfahrungen auszutauschen“, erläutert Rainer Lehmler, Referent für Gemeindecaritas beim Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn, Sinn und Zweck der Veranstaltung.
Das Familienferiendorf Hübingen liegt in landschaftlich reizvoller Umgebung und bietet dank barrierefreiem Zugang den geeigneten Rahmen für diesen Oasentag. Begleitet werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer den gesamten Tag über von Ingrid Rössel-Drath, Referentin Angehörigenvertretung in der Pflege und Behindertenhilfe beim Caritasverband für die Diözese Limburg, sowie Rainer Lehmler vom Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn. Mit einem gemeinsamen Frühstück geht es um 8.30 Uhr im Speisesaal des Familienferiendorfes los. Danach sind die Teilnehmer eingeladen, ihre Lasten abzulegen und einen Neuanfang zu wagen, und nach dem Mittagessen geht es ab 14 Uhr mit verschiedenen kreativen Workshop-Angeboten weiter. Nach einem spirituellen Abschluss (16 Uhr) steht schließlich ein offener Ausklang bei Kaffee und Kuchen für die Oasentag-Teilnehmenden auf dem Programm.
Für Angehörige mit Behinderung wird eine kostenlose inhaltliche Freizeitgestaltung durch erfahrene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angeboten. Ein Kostenbeitrag in Höhe von 15 Euro pro Erwachsenem bzw. 10 Euro pro Kind/Jugendlichem unter 18 Jahren schließt Verpflegung und Getränke bereits ein.
Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, wird um baldige Anmeldung gebeten, Anmeldeschluss ist der 22. Mai. Weitere Infos und Anmeldungen bei Rainer Lehmler, Caritas-Zentrum, Philipp-Gehling-Straße 4, in Montabaur, Telefon 02602/160669, E-Mail: rainer.lehmler@cv-ww-rl.de.
Gesundheit
Defibrillator-Einweisung im Rathaus in Gutenacker

GUTENACKER Am 24.03.2023 zeigte Dominik Richter (Bereitschaftsleiter DRK OV Katzenelnbogen) den Teilnehmern in einem Lehrgang den Umgang und die Handhabung mit einem Defibrillator auch AED genannt. Sehr ausführlich erklärte Herr Richter warum ein AED eingesetzt werden kann.
Bei der Defibrillation wird ein elektrischer Schock (oft als Gegenschock bezeichnet) verwendet, um ein stillgestandenes Herz wieder zu starten oder um einen unregelmäßigen Rhythmus kurzzeitig zu stoppen, damit das Herz dann wieder normal schlagen kann. AEDs sind für Personen ohne medizinische Notfallausbildung konzipiert. Wenn Sie jemanden sehen, der Anzeichen eines Herzstillstands aufweist, rufen Sie sofort die 112 an und lassen jemand den nächsten AED suchen. Führen Sie sofort eine Wiederbelebung durch, bis der AED verfügbar ist.
Im Anschluss an den theoretischen Teil der AED-Einweisung durften die Teilnehmer einen Defibrillator anwenden und Maßnahmen zur Wiederbelebung durchführen.

Defibrillator-Einweisung im Rathaus in Gutenacker
Nachdem alle praktisch mit dem AED geübt hatten , bedankte sich der Ortsbürgermeister Udo Meister bei Herr Richter für die interessante und ausführliche Defibrillator-Einweisung (Pressemitteilung: Udo Meister, Ortsbürgermeister in Gutenacker).
Gesundheit
Hoffen bis zum Schluss: Demo für den Erhalt der Paracelsus-Klink in Bad Ems!

BAD EMS Rund 140 Demonstranten folgten dem Aufruf der 1. Beigeordneten des Kreises Gisela Bertram, dem Verbandsbürgermeister Uwe Bruchhäuser und dem Band Emser Stadtbürgermeister Oliver Krügel. Auf dem Parkplatz vor der Paracelsus-Klinik protestierten die Anwesenden, gegen die mögliche Schließung des Krankenhauses. Nach dem sich der die Hufeland-Klinik aus dem Interessenten-Rennen verabschiedet hatte, bleibt nun nur noch die Hoffnung auf das bürgernahe Krankenhaus mit der gGmbH. Ob diese jedoch erfüllt werden kann, bleibt abzuwarten.
Aufgeben möchte man jetzt noch nicht. Der Bundestagsabgeordnete Josef Oster hat sich schriftlich an den Gesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach gewendet und auf die schwierige Situation hingewiesen. In der kommenden Woche wollen die erste Beigeordnete Gisela Bertram, der Verbandsbürgermeister Uwe Bruchhäuser und der Stadtbürgermeister Oliver Krügel bei der Landesregierung in Mainz vorsprechen und gleichzeitig für die mittlerweile gegründete gemeinnützige GmbH werben.
Die Problematik ist klar: Die neu gegründete Gesellschaft mit Dr. Krausbeck als Geschäftsführer benötigt eine Anschubfinanzierung. Mit 25.000 Euro Stammkapital ist die Sicherheit für das Land gering. Und besonders zum beginn werden Millionen benötigt für die Aufrechterhaltung des Betriebes. Denn zunächst dauert es einige Zeit, bis fällige Krankenhausrechnungen bezahlt werden. Diese Zeit muss überbrückt werden.
Ob das Land Rheinland-Pfalz auf den Zug aufspringen wird und das Experiment »bürgernahes Krankenhaus« unterstützen wird, bleibt abzuwarten. Dazu sagte Gisela Bertram anmerkend: »Wer nicht kämpft, hat schon verloren.« Wohl wahr.
Für die 270 Beschäftigten rennt die Zeit davon. Schon in Kürze dürften die Kündigungen seitens der Paracelsus-Kliniken in ihren Briefkästen liegen. Einige Chirurgen aus dem Haus sollen sich bereits um neue Arbeitgeber in anderen Krankenhäusern bemüht haben. Ob die Angestellten des Hauses weiter abwarten, ist fraglich. Gutes Fachpersonal wird in anderen Krankenhäusern dringend benötigt. Bewerber laufen offene Türen ein. Schwierig wird es jedoch für Hilfskräfte und jene, welche bereits eine bestimmte Altersgrenze erreicht haben. Sie werden unter Umständen die großen Verlierer sein, wenn es die gemeinnützige Gesellschaft mit dem bürgernahen Krankenhaus nicht geben sollte.
Und eines wurde heute auch klar. Nur knapp über 140 Personen folgten dem Aufruf zur Demonstration gegen die Schließung des Krankenhauses am Bad Emser Standort. Während der Aufschrei in den sozialen Medien durchaus präsent wahrgenommen wurde, war das Interesse am direkten Protest erstaunlich gering. Es gibt jedoch einen engen Schulterschluss zwischen der Politik, den Angestellten und Protestierenden. Einen solchen parteiübergreifenden Konsens erlebt man sonst eher selten.
Nun gilt es den Strohhalm aufzugreifen und die letzte Hoffnung, bevor das Schiff untergehen könnte, nicht zu verlieren. Und diese heißt dem Konzept von Dr. Reisinger, Dr. Krausbeck und Frau Dir. Simons einmal eine Chance zu geben, denn diese hatten sie bisher nicht erhalten. Und es bedeutet auch, dass sich die Porterhousegruppe mit dem verantwortlichen Felix Happel endlich einmal einlenkt im Sinne des Gesundheitsstandortes Bad Ems. Immerhin tragen diese die Hauptverantwortung für den möglichen Untergang des Krankenhauses. Nur wenn all dieses gelingt und ein ernsthafter Wille da ist, gibt es den berühmten Funken Hoffnung, der zu einer Flamme werden kann. Ansonsten wird diese nun endgültig erlöschen.
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Kräber Halina
30. Januar 2022 at 23:35
Depression…. ein sehr aktuelles Thema. Gerade haben wir eine liebe Person verloren, die an Depression schwer erkrankt ist. Vielleicht zu spät erkannt oder von der Umgebung zu leicht genommen.