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Gesundheit

Haarausfall stoppen – dafür impotent? Der verrückte Selbsttest im BEN Kurier – Lesen!

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Haarausfall stoppen - dafür impotent? Der verrückte Selbsttest im BEN Kurier - Lesen!

DORNHOLZHAUSEN Kennen Sie das? Nein! Sie doch nicht. Ich rede von uns Männern. Am besten so Mitte 40 oder Anfang 50. Denn genau da beginnt meistens der erblich bedingte Haarausfall. Bei mir ging es mit Anfang 40 los. Zunächst einmal siehst Du es auf einem Foto im Schwimmbad. Nasse Haare und… eine Glatze. Na gut. Haare geföhnt und alles war wieder gut. Später geht man nicht mehr zum Frisör. Wozu auch? Das kann ja auch die Frau machen.

Bei jedem Haarschnitt fragte ich besorgniserregt wie es oben auf dem Kopf aussehen würde. Und die Antwort war stets die Gleiche: “Alles super Schatz.” Genauso war es fünf Jahre lang. Außer das Schatz vielleicht. Aber der Rest stimmte. Und ich wollte ihr auch glauben.

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Mit Ende 40 konnte ich nicht sagen, dass ich weniger Haare hatte. Im Gegenteil. Es wurden sogar mehr. Nur an anderen Stellen. Mein Leben lang nutzte ich einen Nassrasierer. Seit kurzem findet sich im Bad auch ein Trockenrasierer für die widerspenstigen Nasenhaare. Früher schaute ich mitleidig auf ältere Menschen, denen Haarbüschel aus den Ohren wuchsen. Und heute? Sie können es sich wahrscheinlich denken. Die Nassrasur dauert keine 5 Minuten aber das Entfernen der Nasen- und Ohrenhaare bringt den Trockenrasierer an seine Leistungsgrenze.

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Bei einem türkischen Friseur, brennen sie einem die Ohrenhaare mit einem kleinen Feuerstäbchen weg. Auch dieses ist ein Grund, weshalb ich keinen Friseur mehr besuche. Die Gefahr, seinen Laden in Brand zu setzen, ist einfach zu groß. Und das war es schon? Nein. Natürlich nicht. So manch ein Kaninchen in Dornholzhausen blickt bewundernd auf meine Hobbit-Fellfüße. Auch das ist neu. Älter werden kann wirklich spannend sein.

Mit Anfang 20 steht der Bauchnabel fast nach außen. Mitte 30 entfernen wir Männer die ersten Bauchnabelfussel. Und mit 50? Bestenfalls holen wir ganze Wollknäuel heraus oder den einen oder anderen Tennisball.

Doch kommen wir einmal auf das eigentliche Problem zurück. Kurz vor meinem 50 Geburtstag, teilte mir meine geliebte Frau bei einem zu vollen Glas Wein mit, dass sie sich schon öfters vorgestellt hatte, wie ich wohl mit Glatze aussehen würde…. Zum ersten Mal erklärte sie mir, dass es immer schwieriger wäre mir die Haare zu schneiden weil diese so dünn geworden wären. Ich für meinen Teil war der Illusion erlegen, dass sie deshalb immer länger brauchte, weil meine Haare wieder von alleine wuchsen. Sie wiederum teilte mir mit, dass die Haare so dünn wären, dass die Schere sie nicht mehr packen könnte.

Eigentlich hätte ich es ahnen können. Wussten Sie das Elstern sich selber im Spiegelbild erkennen? Faszinierend. Denn genau so ein Vogel kreiste stundenlang bei uns im Garten über meinen Kopf und ergötzte sich im Spiegelbild meiner Glatze, die ich seinerzeit laut meiner geliebten Frau gar nicht hatte.

Sie müssten einmal meine Schwager kennenlernen. Mitte 30 begann bei ihm der Haarausfall. Wir Männer spenden tröstende Worte und sind innerlich natürlich total gehässig. Den hat es getroffen, mich nicht.

Während sich auch bei mir, ganz allmählich das Haar lichtete, fingen bei ihm die Haare wieder an zu wachsen. Zeitweilig sah er aus wie eine haarige Mischung aus Beyonce und Tina Turner. Mich hat das richtig wütend und neidisch gemacht. Kennen sie noch Rapunzel? So einige Male stelle ich mir vor, wie mein Schwager oben auf der Burg stehen würde und ich ihm zurufe: “Komm… Lass mal dein Haar herunter….”. Unten würde ich warten, bis sein lange Mähe herunterrapunzeln würde, um es dann genüsslich mit einem Streichholz anzuzünden. Habe ich natürlich nicht gemacht.

Mit Ende 40 teilte mein Schwager das Geheimnis seines mysteriösen Haarwuchses mit mir. Und genau da ist der nächste Scheidepunkt eines Männerlebens. Mit Mitte 40 beginnen wir über Gesundheitsprobleme zu reden. Früher saß man in der Diskothek und schätzte die Körbchengröße der vorbeilaufenden Frauen oder unterhielt sich über das kommende Fußballspiel. Und heute? Nierensteine, Prostatavergrößerung und Haarwuchs.

Irgendetwas beim Altern stimmt nicht. In jungen Jahren rennen wir ins Fitnessstudio um unseren Attraktivitätswert zu steigern. Genau zu einer Zeit wo man es eigentlich gar nicht nötig hat. Und sobald man über 50 ist, und es eigentlich nötig hätte, versteckt man lieber Tennisbälle im Bauchnabel. Verkehrte Welt. Gott scheint echt Humor zu haben.

Kommen wir zurück auf das Wundermittel meines Schwagers. Haben Sie schon einmal etwas von Finasteride gehört? Ursprünglich war es einmal ein Mittel, was zur Heilung bei gutartigen Prostatavergrößerungen eingesetzt wurde. Später stellte sich heraus, dass das Präparat den erblich bedingten Haarausfall stoppen konnte. Sogar der Haarwuchs sollte wieder angeregt werden. Frauen, mit Haarausfall, bekommen Finasteride auf Rezept. Männer müssen es selber bezahlen. So viel zur Gleichberechtigung.

Zu meinem 50ten Geburtstag bekam ich eine 3-Monatspackung des Wundermittels geschenkt. Täglich eine kleine Pille und gaaaanz viele Haare lautete die Devise. Schon nach sechs Wochen, sollten erste Ergebnisse zu sehen sein. Ich war gespannt. Nebenwirkungen? Wahrscheinlich Haare, denn die Packungsbeilage hatte ich nicht gelesen. Wozu auch? Schließlich fährt man auch mit der Achterbahn um das Abenteuer zu genießen oder?

In der ersten Woche geschah rein gar nichts. In der zweiten Woche ebenso wenig außer dass ich begann im Spiegel nach ersten Haarstoppeln zu suchen. Manchmal fand ich auch welche direkt nach der Gesichtsrasur. Auch nach vier Wochen war das Ergebnis gleich null. Nach sechs Wochen glaubte ich erste Haare auf meinen, nicht mehr ganz so kahlen, Schädel zu fühlen. Nach sieben Wochen hatte ich Gewissheit. Einige Haarstoppel schmückten bereits wieder meine Kopfhaut. Ich träumte von Haarfärbemitteln, Mittelscheitel und Gel. Wäre da nicht eine winzige Kleinigkeit gewesen, wäre der Traum auch in Erfüllung gegangen.

Wenn Sie jetzt Anfang 20 sein sollten, dürften sie keine Probleme beim Wasserlassen haben. Im Jugendalter machte man sich noch einen Sport daraus, wie weit man pinkeln konnte. Da hat man sprichwörtlich die Vögel vom Himmel geholt. Oder man konnte mindestens das Pissoir aus 20 Meter Entfernung treffen. Mitte 30 ist das auch noch ganz nett. Der Urinstrahl geht zwar nicht mehr in die Höhe aber immerhin trifft man noch das Becken. Mit Anfang 50 steht man direkt über der Toilette und trifft trotzdem nur den Boden davor. Das ist erstaunlich.

Wussten Sie eigentlich, dass es im Schnitt 16 Sekunden dauert bevor man die Blase entleeren kann? Seitdem ich das weiß, stehe ich mit der Stoppuhr im Bad. Schaffe ich es innerhalb der 16 Sekunden, ist der Tag gerettet. Manchmal lese ich zur Ablenkung die Inhaltsstoffe von Duschgelen oder Parfümen durch. Ein andere Mal denke ich an die Haarpracht von Donald Trump doch meistens hilft all das nicht. Übrigens, auch Donald Trump ist tatsächlich ein großer Fan von Finasteride und nimmt das Produkt seit langer Zeit. Ob er sich einmal die Packungsbeilage durchgelesen hatte? Wahrscheinlich nicht denn das Medikament hat so einige unerfreuliche Nebenwirkungen.

Wissen Sie was eine erektile Dysfunktion ist? Ich schon. Das ist so eine unbedeutende Nebenwirkung von  Finasteride. Auch bekannt unter Impotenz. Das Problem ist, dass nach Absetzung des Medikamentes auch die Haare wieder ausfallen. Somit muss man sich entscheiden zwischen Sex und Haarpracht. Schwierig.

Habe ich erzählt, dass ich Fußball spiele? Kürzlich, bei einem Auswärtsspiel, fasste mich ein Mitspieler scherzhaft an die Brust. Meine Nippel standen zentimeterweit und kerzengerade heraus. Auch das ist eine kleine Nebenwirkung von Finasteride. Die Brust wächst. Gibt es eigentlich Sport-BHs für Männer? Ich weiß es nicht. Sicherlich eine Marktlücke für die über 50-jährigen oder mindestens für die Finasteride Enthusiasten.

Und letztlich warnt die Packungsbeilage vor Depressionen und Suizidgedanken. Diese werden wahrscheinlich durch Impotenz und Brustwachstum hervorgerufen, vermute ich. Dennoch gab es auch eine gute Nachricht. Die Impotenz würde nicht dauerhaft anhalten. Im Durchschnitt hielten die Probleme nur 1348 Tage an. Das beruhigt. Ich hatte Glück. Durch die nur kurzfristige Einnahme, erledigte sich das Thema von selber.

Ob die versprochenen Nebenwirkungen, wie Suizidgedanken, jeden treffen? Offenbar nicht, wie wir am Beispiel von Donald Trump sehen. Nur so lässt es sich erklären, dass er trotz prächtiger Mähne, den Absprung vom Abgrund nicht wagte. Sei es drum. 50 ist schon ein sehr wunderliches Alter und altern braucht Mut. Nun heißt es Abschied nehmen. Vom Stehpinkler zum Toilettensitzer, von der wehenden Haarpracht zur Kojakglatze und von der glatten Männerbrust hin zu Körbchengröße 80C.

Anmerkung: Dieses ist ein satirischer Text mit ernsthaften Hintergrund. Den Test gab es tatsächlich.

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  1. Jan Pfefferkorn

    12. Oktober 2021 at 22:13

    Sehr genial geschrieben!👍👍 Top!! 🔝🔝

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Gesundheit

Lahnsteiner „Jerusalems Apotheke“ schließt nach 156 Jahren

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Foto: Bernd Geil | Stadtverwaltung Lahnstein

LAHNSTEIN In der Hochstraße, gegenüber der Katholischen Kirche St. Martin, befindet sich Lahnsteins älteste Apotheke. Wer sie betritt, fühlt sich in eine andere Zeit versetzt – die gesamte Einrichtung mit Registrierkasse gleicht einem Museum. Seit 1963 im Besitz der Familie Schlosser, wird sie Ende des Monats altersbedingt schließen. Aus diesem Anlass wird an deren lange Geschichte erinnert.

Wer im 19. Jahrhundert eine Apotheke eröffnen wollte, musste die Genehmigung bei seinem Landesherrn einholen. In nassauischer Zeit gab es keine Apotheke in Lahnstein. Wer Medikamente brauchte, musste nach Braubach fahren, wo seit 1818 in der damals nassauischen Amtsstadt eine Apotheke nachweisbar ist.

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1865 trat der Gemeinderat von Oberlahnstein mit der Bitte an die Regierung heran, dass auch Oberlahnstein eine Apotheke erhalte. Die Regierung in Wiesbaden beauftragte daraufhin den Apotheker Friedrich Wilhelm, der seit 1851 die Braubacher Apotheke betrieb, eine solche in Oberlahnstein zu errichten. Nach einigem Zögern richtete er am 1. Januar 1868 im heutigen Salhof eine Filialapotheke ein, da er Braubach nicht verlassen wollte. Das rasche Wachstum der Stadt Oberlahnstein veranlasste ihn dann doch, 1869 ganz überzusiedeln und in einem Neubau eine Apotheke zu eröffnen. Diese befand sich an der Ecke Westallee / Adolfstraße und wurde noch im gleichen Jahr vom königlich-preußischen Oberpräsidium zu einer selbstständigen Apotheke erhoben.

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Ab 1888 führte sein gleichnamiger Sohn Dr. Friedrich Wilhelm die Apotheke und verlegte sie 1901 an den heutigen Standort. Dazu kaufte er zwei alte Gebäude an der Hochstraße und im Blankenberg, ließ sie abreißen und errichtete das geräumige Anwesen. 1906 verkaufte Dr. Wilhelm die Apotheke dem Apotheker Heinrich Sonderkamp aus Euskirchen, der sie wiederum 1910 an Wilhelm Jerusalem verkaufte. Insofern ist die „Jerusalems Apotheke“, wie sie heute noch nach ihrem damaligen Besitzer heißt, die älteste Apotheke von Lahnstein.

Die Ausstattung stammt unverändert aus dem Jahr 1925, als der Kundenbereich umgebaut, in Holz getäfelt und mit wertvollem Delfter Porzellan ausgestattet wurde. Zwar wurde die Einrichtung am 11. November 1944 durch eine vor dem Haus niedergehende Bombe zerstört, doch blieb das zu Anfang des Krieges im Keller sichergestellte Porzellan erhalten und wurde 1949 wieder eingeräumt.

1963 übernahm Max Schlosser die Apotheke, der seit 1957 angestellt war und der Vater der heutigen Inhaberin ist. Nach Schlossers Tod 1972 wurde die Apotheke an Diethelm Gilles verpachtet. 1978 übernahm Schlossers Tochter Doris die Apotheke, die sie bis heute betreibt.

Das Team von 1986 in historischer Kleidung (Foto: Doris Schlosser)

Die alte Einrichtung ist erhalten geblieben, der Kundenbereich traditionell wie vor 100 Jahren. Einige Eigenpräparate werden auf Wunsch noch hergestellt, ausgefallene Rezepturen und Teemischungen nehmen einen relativ breiten Raum ein. Nach wie vor ziehen die rote Backsteinfassade, die bleiverglasten Blumenfenster, die vielen Standgefäße und Schubladen die Blicke der Kunden an. Auch in den Nebenräumen gibt es jede Menge Altertümchen zu sehen, wie ein ausgedientes Destilliergerät, Apothekerschränke, Gefäße oder alte broschierte Bücher mit Rezepturen.

2019 feierte Doris Schlosser mit ihrem Team den 150. Geburtstag der Jerusalem-Apotheke. Nun hört sie altersbedingt auf. Die Kunden werden sie vermissen, aber die Apotheke wird als Museum weiterleben. Doris Schlosser, zugleich Besitzerin des Gebäudes Hochstraße 17, steckt voller Ideen. Die Apotheke mit der historischen Einrichtung möchte sie auch zukünftig der Nachwelt präsentieren. Sie denkt auch an Führungen und kleine Veranstaltungen.

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Gesundheit

Boys’Day bei der Caritas: Neue Horizonte entdecken!

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Foto: Caritas Westerwald/Rhein-Lahn

RHEIN-LAHN/WW Unter dem Motto „Jetzt kommst Du“ findet am Donnerstag, 25. April, der bundesweite Boys’Day statt. Beim sogenannten „Jungen-Zukunftstag“ haben männliche Jugendliche erneut die Gelegenheit, Berufsfelder zu erkunden, in denen Männer bisher weniger präsent sind, insbesondere in Bereichen wie Erziehung, Soziales und Gesundheit. Der Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn und zahlreiche katholische Kindertagesstätten in der Region beteiligen sich wieder an diesem Tag und laden Schüler ab der 7. Klasse ein, verschiedene Berufe sowie den Alltag in sozialen Einrichtungen beim Boys’Day kennenzulernen.

Schüler können am 25. April zahlreiche soziale Berufe und Einrichtungen kennenlernen – Anmeldungen jetzt möglich

Der erste Boys’Day fand 2011 statt und wurde in Anlehnung an den erfolgreichen Girls’Day ins Leben gerufen. Der Tag erweitert den Blick der Jungen auf ihre berufliche Zukunft. Sie lernen Ausbildungsberufe und Studienfächer kennen, die immer noch von Geschlechterklischees geprägt sind. An diesem Tag erkunden die Jungen vielfältige Tätigkeiten im Gesundheits-, Pflege- oder Erziehungsbereich. Soziale Einrichtungen und Bildungsinstitutionen öffnen ihre Türen und ermöglichen den Schülern einen erlebnisreichen Praxistag.

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Auch der Caritasverband nimmt gerne am Boys’Day teil“, betont Rainer Lehmler, Referent für Gemeindecaritas beim Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn, und weist darauf hin, dass eine Reihe von Caritas-Einrichtungen sowie katholische Kindertagesstätten Plätze für interessierte Schüler anbieten. Im Rahmen des Boys’Days können die Jungen nicht nur in verschiedene Berufe hineinschnuppern, sondern erhalten auch die Gelegenheit, sich über Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten zu informieren.

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Die Plätze sind begrenzt; um Anmeldung wird bis spätestens 19. April direkt bei den teilnehmenden Einrichtungen gebeten. Eine Liste mit sämtlichen Caritas-Einrichtungen und katholischen Kindertagesstätten, die am Boys’Day 2024 teilnehmen, findet man unter https://ogy.de/cu80. Weitere Fragen rund um den Boys‘Day beim Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn beantwortet Rainer Lehmler, Referent für Gemeindecaritas, telefonisch unter 02602/160669 oder per E-Mail an rainer.lehmler@cv-ww-rl.de. Weitere Informationen gibt es außerdem auf der offiziellen Boys’Day-Homepage unter www.boys-day.de.

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Gesundheit

Krebs ist ein Arschloch: Benefizkonzert in Dausenau für 15-jährige Lorena

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Foto: privat

DAUSENAU “Krebs ist ein Arschloch”, schrieb die 15-jährige Lorena aus Obernhof in den sozialen Medien auf ihrem Facebook Account. Im Herbst 2023 bekam die Schülerin die niederschmetternde Diagnose Krebs. Wir trafen Lorena im November 2023 im Häckers Grand Hotel in Bad Ems. Auf der einen Seite fand eine Karnevalsveranstaltung statt, im anderen Saal ein Benefizevent zu Gunsten des Hospizes in Nassau. Wir glaubten seinerzeit noch, dass Krebs für ein junges Mädchen keineswegs das Ende bedeuten muss. Wir sprachen ihr Mut zu und meinten, dass das alles schon nicht so schlimm werden würde.

Lorena lief eine einzelne Träne über das Gesicht. Vielleicht wusste Lorena damals schon, wie schlecht es tatsächlich um sie stand und dass wir uns irren sollten. Im November 2023 eröffnete sie auf Facebook ihren Block und wollte anderen Menschen mit gleicher Diagnose Mut machen.

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Lorena: Sobald ein Funken Hoffnung da ist, kommt ein Geko um die Ecke und nimmt Sie mir

Alles fing im Sommer 2023 mit einfachen Rückenschmerzen an. Damals ging sie davon aus, dass sie es vielleicht mit dem Sport übertrieben hätte. Nichts Ungewöhnliches für einen 15-jährigen Teenager. Der Hausarzt stellte eine kleine, knotenähnliche Verdickung fest. Auch da macht man sich vermutlich erst einmal nur geringe Sorgen. Bei Abszessen ist so etwas nicht ungewöhnlich. Doch genau dieser Knubbel wuchs enorm schnell und die Schmerzen für Lorena wurden unerträglich. Durch ein MRT wurde die niederschmetternde Diagnose Knochenkrebs festgestellt. MPNST, ein äußerst seltener und aggressiver Nervenscheidentumor.

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Für einen erwachsenen Menschen, der gelebt hat, eine psychisch kaum aushaltbare Belastung. Etwas scheinbar Endgültiges, doch wie soll ein Kind darauf reagieren, das noch nicht gelebt hat? Krebs ist ein Arschloch. Lorena hat so recht. Im Dezember 2023 besuchte sie noch einmal ihre Mitschüler in Lahnstein. Noch einmal etwas Normalität und Alltag und dennoch auch ein Abschied. Vor der großen Operation ging es in Kino, zu MC Donald und im Anschluss zu den geliebten Pferden.

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In der Klinik in Marburg dekorierte sie mit ihrer Mutter Tatjana das Krankenzimmer um. Auf dem Fenstersims adventliche Weihnachtsmänner und mitten drin ihr großer Dinosaurier. Ein klein wenig Zuhause in einer bedrückenden Umgebung. Dinosaurier sind eine weitere Leidenschaft der 15-Jährigen. Es gibt die Mama-Saurus, den Papa-Saurus und natürlich die beiden Dino-Geschwister. Alles war vorbereitet für die Operation, doch es sollte anders kommen. Nach der Anamnese, Aufklärung zur Operation und einer weiteren Computertomografie wurde die Mutter Tatjana alleine zum Gespräch mit dem Arzt gebeten während Lorena im Zimmer warten sollte. Nach einer Zeit kam die Mutter tränenerstickt in das Zimmer der 15-Jährigen. Der Tumor war in der kurzen Zeit enorm gewachsen und inoperabel. Trotz einem internationelen Treffen von spezialisierten Ärzten gab es keine Aussicht auf eine erfolgreiche Entfernung des Krebsgeschwürs.

Trotz geringer Chancen auf eine konventionelle Behandlung mit der Chemotherapie, entschlossen sich die Fachärzte zu dem Schritt, in der Hoffnung, dass der Tumor schrumpft und dadurch später vielleicht eine Operation möglich wird.  Die ersten Chemotherapien verkraftete Lorena noch recht gut. Mutig schnitt sie ihre Haare ab, bevor diese überhaupt ausfallen konnten. Aufgeben war keine Option. Die nächsten Behandlungen zerrten sehr an den Kräften von Lorena. Müdigkeit, Appetitlosigkeit und Übelkeit waren die Folgen, dazu starker Gewichtsverlust.

Weihnachten und Neujahr durfte die Schülerin bei ihrer Familie verbringen, bevor sie Mitte Januar mit einer schweren Entzündung wieder ins Krankenhaus nach Koblenz musste. Die Schmerzen dürfte da längst unerträglich für Lorena gewesen sein. Unterstützende starke Opiate wie Morphium helfen, aber sie trüben auch die Sinne. Für die Eltern Tatjana und Marco eine traumatische Erfahrung. Einerseits müssen sie Stärke und Zuversicht gegenüber Lorena ausstrahlen und andererseits sehen sie ihr geliebtes Kind leiden. Für die beiden eine Achterbahnfahrt, die nicht enden möchte. Dazu noch zwei weitere Kinder, die lebensfrohe Eltern erwarten, auch wenn sie abends heimlich in die Bettdecke weinen, damit es die Kinder nicht merken.  Stets weiter funktionieren, auch wenn man innerlich längst zerbrochen ist.

Marco ist Soldat bei der Bundeswehr. Er ist beruflich darauf trainiert, gut überlegte Entscheidungen zu treffen, doch auf den Krebs seiner Tochter hat ihn keiner vorbereitet. Gedanken gänzlich auszuschalten, ist unmöglich. Eine stetige Angst, dass während der Arbeitszeit eine erneute Hiobsbotschaft kommt. Viele Menschen zerbrechen an so etwas mit ihren Kindern und teilen in dem Moment das gleiche Schicksal. Tatjana arbeitete im Häckers Grand Hotel in Bad Ems. Das ist nicht mehr möglich. Sie kümmert sich liebevoll in Vollzeit um Lorena. 10 Tage lang saß sie Tag und Nacht am Krankenbett ihrer Tochter. Unzählige Tränen wurden vergossen. Wie erträgt man das als Familie?

Ende Januar gab es einen ersten Hoffnungsschimmer. Die Chemotherapie hatte soweit angeschlagen, dass der Tumor nicht weiter gewachsen war. Mittlerweile wo die schmächtige Schülerin nur noch 40kg. Ein wenig Aufatmen. Hoffnung. Dank dem Rewe Pebler in Nassau durfte Lorena mit ihrem Papa, Großvater und VIP Karten im Gepäck, ein Spiel von Borussia Dortmund im Westfalenstadion besuchen. Der Bundesligatrainer Edin Terzic nahm sich Zeit für die Krebserkrankte und unterhielt sich mit ihr auf der Trainerbank am Spielfeldrand.

Die Anteilnahme für Lorena ist gigantisch. Der Heeresmusikkorps Koblenz spielte Lorena ein Ständchen, der Dausenauer Dartverein sammelte Geld für die Familie bei einem Benefizspiel, Jannik Freestyle besuchte die 15-Jährige im Krankenhaus und jetzt gab es die von Bodo Wieseler initiierte Spendenveranstaltung, wo rund 1550 Euro zusammen kamen. Alle halfen mit. Jörg Kaffine von der Hexenküche in Bad Ems spendete gleich einmal 100 Frikadellen für den Verkauf. Über GofundMe wurde hier eine Spendenaktion ins Leben gerufen, die bisher knapp 15.000 Euro einbrachte. Das reicht nicht. Der Vater arbeitet situationsbedingt nicht mehr in Vollzeit und die Mutter kümmert sich ausschließlich um die meist bettlägrige Lorena.

Mittlerweile wird die 15-Jährige palliativ versorgt, um ihr die Schmerzen zu nehmen. Auch der Hospizdienst unterstützt die Schülerin. Das ist nicht das Ende der Reise. Es gibt Hoffnung. Der Tumor hat nicht mehr viele aktive Zellen. Die Ärzte wollen nun doch die Operation wagen. Dafür soll die stark Abgemagerte zunächst 8 Kilogramm in vier Wochen an Gewicht zunehmen, was bei einer zeitgleich verlaufenden Chemotherapie schwierig ist. Aufgeben ist für die Familie und Lorena niemals eine Option und so darf die Geschichte, mit Hoffen und Bangen, mit Lorenas Anfangsspruch enden: Krebs ist ein Arschloch.

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