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Lahnstein

Zum Holocaust-Gedenktag: “Steh zu den Dingen, an die du glaubst”

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Schülerinnen der Realschulen plus Bad Ems und Lahnstein stellten die Widerstandsgruppe „Die weiße Rose“ vor und verdeutlichten deren Gründe, sich für die Opfer der Nationalsozialisten einzusetzen.

FRIEDRICHSEGEN Am 27. Januar gedenken Menschen in ganz Deutschland der Opfer des Nationalsozialismus. Die evangelische Gesamtkirchengemeinde Frücht-Friedrichssegen feierte im Vorfeld zum Gedenktag einen interreligiösen Gottesdienst unter jüdischer Beteiligung. Pfarrerin Antje Müller, gleichzeitig Referentin des evangelischen Dekanats Nassauer Land für Ökumene, und Wolfgang Elias Dorr als Vertreter jüdischen Glaubens gedachten der Opfer des nationalsozialistischen Regimes.

„Steh zu den Dingen, an die du glaubst“ – In christlich-jüdischem Gottesdienst in Friedrichssegen an Opfer des Holocaust erinnert

Der Fokus lag dieses Mal auf den Mitgliedern des Widerstandskreises „Die Weiße Rose“. Deren Schicksale und Beweggründe zum Widerstand stellten zwei Jugendliche der Realschulen plus Bad Ems und Lahnstein und Lehrer David Schmidl vor.

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Die sechs Mitglieder des engsten Kreises der Weißen Rose wurden hingerichtet, weil sie unter anderem mit Flugblättern versuchten, ihre Landsleute wachzurütteln und die Diskriminierung, Deportation und Vernichtung jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger nicht länger hinzunehmen. Schon lange bevor auf der Wannsee-Konferenz im Januar 1942 die so genannte „Endlösung“ – der durchgeführte Mord an sechs Millionen Jüdinnen und Juden sowie die geplante Vernichtung des polnischen Volkes – verabredet wurde, war der Weißen Rose klar, dass sie dem entgegenwirken mussten.

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Hans und Sophie Scholl, Alexander Schmorell, Willi Graf, Kurt Huber und Christoph Probst wollten „das böse Gewissen“ sein. Kraft dazu gab ihnen ihr Glaube, ihre Überzeugung, dass Gott Nächstenliebe möchte. Das verdeutlichten die beiden Teenager in ihren Vorträgen anhand biographischer Daten und Zitate. Sehr eindrücklich zitierten sie unter anderem Sophie Scholl, die sich sehr bewusst war, dass die allermeisten ihrer Landsleute nicht so mutig sein würden wie sie und ihre Mitstreiter: „Steh zu den Dingen, an die du glaubst. Auch, wenn du allein dort stehst.“

Dorr verlas einen Text, der aus jüdischer Sicht die Verluste zusammenfasst, mit denen der millionenfache Mord einherging: Menschen, die mit anderen gelacht und geweint haben, Menschen, die gottesfürchtig und anständig waren, Menschen, die weise und geistreich waren, Menschen, „die Gottes Namen auf der Erde geheiligt haben“. Dies knüpfte an Sophie Scholl an, die gelernt hatte, zu sehen, wo Menschen Hilfe brauchen. Hannelore Syre, Stephan Witt und Horst Gerdemann bereicherten den Gottesdienst mit Orgelspiel, Gitarre und Gesang und hatten passend zum Thema Musikstücke jüdischer Komponisten gewählt wie „Eli Eli Lama sabachthani“ von Yoselle Rosenblatt und „Ma towu“ von Louis Lewandowski. Auch das „Von guten Mächten“ Bonhoeffers, der ebenfalls 1945 von den Nazis ermordet wurde, durfte nicht fehlen.

Der Gedenktag anlässlich der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau am 27. Januar 1945 wurde 1996 vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog eingeführt. Zu den Opfern der Nationalsozialisten zählen Millionen Menschen jüdischen Glaubens, Homosexuelle, politisch Andersdenkende, Sinti und Roma, Zeugen Jehovas, Menschen mit Behinderung und psychischen Erkrankungen, Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter, Kriegsgefangene und viele andere, die nicht zur nationalsozialistischen Weltanschauung „passten“. Ihnen und denen, die sich für sie einsetzten, wie beispielsweise die Weiße Rose, gilt der Gedenktag.

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Lahnstein

Neueröffnung der Bäckerei Kugel: Ein Familienunternehmen kehrt zurück nach Lahnstein

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Foto: Eva Dreiser | Stadtverwaltung Lahnstein

LAHNSTEIN Seit März gibt es wieder ein vertrautes Schild in Lahnstein: Die Bäckerei Kugel hat in der Bahnhofstraße ihre Türen geöffnet. Früher schon einmal hier ansässig, kehren Laura und Klaus Kugel nun mit ihren traditionell handwerklich hergestellten Backwaren zurück. Und hier wird nicht nur auf Qualität und Geschmack geachtet, sondern auch auf den Ursprung der Zutaten. Das Getreide stammt aus regionalem Anbau in Heimbach-Weis, ist Bioland zertifiziert und wird in der dortigen Stammfiliale selbst vermahlen.

Ein Teil ihrer Philosophie ist es, einen positiven Beitrag zur Gemeinschaft zu leisten. Daher werden überschüssige Backwaren regelmäßig gespendet. Zur Neueröffnung der Bäckerei Kugel überreichte Oberbürgermeister Lennart Siefert einen Blumenstrauß. Im Gespräch mit Siefert erzählte das Paar, wie herzlich es in Lahnstein wieder aufgenommen wurde, was die Rückkehr zu den Wurzeln noch schöner mache. Auch sind viele ihrer früheren Mitarbeiter nun erneut bei ihnen angestellt.

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Ich freue mich, dass es wieder eine Bäckerei Kugel in Lahnstein gibt“, so OB Siefert. „Hier gehen Tradition und Innovation Hand in Hand!“

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Neueröffnung der Bäckerei Kugel: Ein Familienunternehmen kehrt zurück nach Lahnstein | Foto: Eva Dreiser | Stadtverwaltung Lahnstein
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Lahnstein

Lahnsteiner Schüler ist spitze in Mathe und Chemie

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Foto: Johannes-Gymnasium Lahnstein

LAHNSTEIN Thorben Weinhold besucht die 9. Klasse des Privaten Johannes-Gymnasiums in Lahnstein und steht kurz vor dem „Triple“ in den mathematisch-naturwissenschaftlichen Wettbewerben in Rheinland-Pfalz. Thorben errang am 13.03.2024 bei der Landesrunde Rheinland-Pfalz/Saarland des Schülerwettbewerbs „Chemie-die stimmt!“ den 1. Platz in der Klassenstufe 9. Durch seine hervorragenden Leistungen in den ersten beiden Runden hat er sich nun für die 3. Runde der Länder Niedersachsen, Nordrhein-Westphalen, Rheinland-Pfalz und des Saarlandes qualifiziert und nimmt vom 04.06. bis 07.06.2024 an einem dreitätigen Auswahlseminar in Münster teil.

Am 12. April wurde Thorben dann beim Landeswettbewerb Mathematik zum Landessieger gekürt. Er hat die Jury mit seinen mathematischen Leistungen sehr beeindruckt und konnte diese im Rahmen eines 3-tägigen Workshops an der Universität Kaiserlautern unter Beweis stellen. Am 25. und 26.04.2024 nimmt nun Thorben Weinhold zusammen mit seinen Mitschülern Enjo Westphal und Gero Hanrath am Landesfinale Schüler experimentieren mit ihrer Forschungsarbeit zur Balkonaufzuchtstation in der Sparte Biologie teil. „Wir drücken den drei Jungs die Daumen für das Landesfinale – die Leistungen von Thorben Weinhold sind schon mit den beiden Erstplatzierungen mehr als außergewöhnlich“ – so der stolze Schulleiter Rudolf Loch – „ein Landessieg bei Schüler experimentieren wäre dann tatsächlich das Triple“.

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Lahnstein

Niemals vergessen: Grüne Lahnstein besuchen die Gedenkstätte Hadamar!

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Foto: Bündnis 90/ die Grünen Lahnstein

HADAMAR An der Gedenkfahrt am Sonntag, den 07.04, nahmen auch interessierte Bürgerinnen und Bürger teil. Zur Teilnahme an der Fahrt war öffentlich eingeladen worden.  Die Idee für den Besuch kam im Zuge der jüngsten Entwicklungen rund um das Erstarken rechten Gedankengutes in der Gesellschaft auf. Ziel war es, allen Opfern der nationalsozialistischen Verbrechen und insbesondere denen der „Euthanasie“ zu gedenken. Zudem sollte die Teilnahme an dem Besuch dazu anregen, sich mit dem nationalsozialistischen Unrecht auseinanderzusetzen.

Die Gedenkstätte Hadamar hat eine besondere Bedeutung als Ort des Gedenkens und der Erinnerung an die Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“. In den Jahren 1941 bis 1945 wurden hier fast 15.000 Menschen ermordet. Zu den Opfern gehörten psychisch Erkrankte und Menschen mit Behinderung. Die Gedenkstätte hat auch den Zweck, über die damaligen Geschehnisse aufzuklären. Von Januar bis August 1941 wurden im Keller der Anstalt über 10.000 Kinder, Frauen und Männer mit Kohlenmonoxid in einer als Duschraum getarnten Gaskammer ermordet. Der Abbruch der Gasmorde 1941 bedeutete nicht das Ende der NS-„Euthanasie“-Verbrechen. Ab August 1942 wurde das Morden fortgesetzt, diesmal bspw. durch überdosierte Medikamente und Hungerkost. Während dieser Zeit kamen noch einmal 4.500 Menschen ums Leben.

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Das grausame Vorgehen dauerte bis zum Kriegsende im März 1945 an. Unter den Opfern der zweiten Mordphase befanden sich Anstaltspatienten und -patientinnen, durch den Bombenkrieg verwundete Menschen, Kinder, Tuberkulosekranke, Zwangsarbeiter sowie psychisch Kranke. Die Taten zeigen das Ausmaß der Grausamkeit, das im Namen der Ideologie des Nationalsozialismus begangen wurde. Die Exkursion beinhaltete neben der Führung auch einen Workshop mit Biografiearbeit.

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Die Anwesenden zeigen sich betroffen von dem erfahrungsreichen Tag, aber auch dankbar für die Arbeit der Gedenkstätte. Durch das Engagement haben alle die Möglichkeit, sich ein Bild von den Verbrechen, welche unter dem Vorzeichen der nationalsozialistischen Ideologie geschahen, zu machen und dadurch die Sensibilität für die Wahrung der Menschenwürde und der daraus folgenden Rechte zu stärken. Das Fazit der Gruppe ist, dass nur Erinnerung und Aufklärung sicherstellen können, dass sich solche Verbrechen nie wiederholen und eine entsprechende Ideologie nicht mehr Staatsdoktrin werden kann. „Nie wieder“, wie es in den letzten Monaten häufig heißt, bedeutet daher nicht nur, sich gegen den Anstieg rechtsextremer Ideologien und Rassismus einzusetzen, sondern auch die Aufarbeitung der Vergangenheit zu fördern und die Menschenwürde und die Menschenrechte in der Gesellschaft zu schützen. Die Gedenkstätte Hadamar ist ein Ort, an dem dieser Einsatz gelebt wird und an dem gegen das Vergessen angekämpft wird. Insbesondere wollen die Grünen der Workshopleiterin und Gedenkstättenmitarbeiterin Frau Kabs danken.

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