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Gesundheit

Keine Zeit für Heimbewohner

NASSAU Das schreckliche Ergebnis. 40 Infizierte und 2 Tote. Doch wie konnte es dazu kommen?

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Keine Zeit für die Bewohner - so sieht es fast überall in Pflegeeinrichtungen aus

NASSAU Wie soeben das Gesundheitsamt des Rhein-Lahn-Kreises mitteilte, bestätigte sich, dass  40 Bewohner der Pflegeeinrichtung “Haus Hohe Lay” in Nassau positiv auf das Corona Virus getestet wurden (Der BEN Kurier berichtete). Am gestrigen Abend verschärfte sich die Lage. Notarzt und Rettungsdienst mussten herbeigerufen werden. Ein Bewohner wurde tot aufgefunden.

Weitere Bewohner befanden sich im schlechten Zustand. Die Schnelleinsatzgruppe (SEG) wurde hinzugezogen. Besonders brisant: Einige Hausbewohner waren dehydriert. Durch den sofortigen Einsatz von Infusionslösungen konnten diese weitestgehend stabilisiert werden.

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Laut dem diensthabenden Arzt, Dr. Hans Jaeger, konzentriert sich der Infektionsherd auf eine Station.

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Verzweifelte Angehörige von Bewohnern haben sich an den BEN Kurier gewendet. Uns wurden im Detail Vorgänge genannt, die den möglichen Ausbruch erklären. Wir sind diese aktuell noch am überprüfen.

Fraglich ist schon jetzt, wie es zu diesem massiven Hot Spot kommen konnte? Und da muss man auch die Mitarbeiter schützen. Fakt ist, dass ein möglicher dementer Bewohner nicht 24 Stunden überwacht werden kann, ob und wieviel Flüssigkeit er zu sich genommen hat. Natürlich sollen die Einwohner im öffentlichen Raum Masken tragen doch wie lässt sich das in der Praxis vollziehen?

Und letztlich wissen wir alle, welche Personalnot in Krankenhäusern und Altenheimen vorherrscht. Selbst die tägliche Körperpflege wird für die Pflegenden zu einem Marathon. Und das dieses so ist, liegt letztlich nicht so sehr an den Einrichtungen. In Deutschland muss jeder Betrieb profitabel arbeiten. In den 70er und 80er Jahren lag der Schwerpunkt nicht nur in der “Verwahrung” oder nötigsten Pflege der Heimbewohner. Der persönliche Kontakt und das Zwischenmenschliche spielten eine große Rolle.

Doch all dieses fiel den Sparmaßnahmen im Gesundheitssektor zum Opfer. Heute sind die jungen Altenpflegekräfte desillusioniert. Der Zeitplan ist straff organisiert. Körperpflege, Essensausgabe, medizinische Vorgaben (Tabletten, Blutdruck messen usw,) sowie die umfangreiche Dokumentation gehören zum Alltag. Da bleibt kaum noch Zeit für ein kurzes Gespräch.

Und gerade dieses frustriert die aufopferungsvoll arbeitenden Kräfte. Es sollte niemand glauben, dass das ihrem Berufsethos entspricht. Sie würden sich gerne Zeit für die Bewohner nehmen. Dank Personalknappheit aber ein unmögliches Unterfangen.

Doch was heißt Personalnot? Mehr Personal würde kaum mehr Zeit für die Bewohner bedeuten.  Denn in den Vorgaben des Gesundheitssystems ist das nicht vorgesehen. Pflege und beste medizinische Versorgung soll unter Hochdruck gewährleistet werden aber nicht mehr.

Doch gehört zur Lebensqualität nicht auch das persönliche Gespräch? Zeit für die Bewohner? Und seien Sie sich sicher. Genau dieses wünschen sich auch die überlasteten examinierten Kräfte und Helfer. Nichts würden sie lieber tun.

In skandinavischen Ländern sieht das der Staat vor. Und genau das muss ein Teil der Wertschätzung gegenüber den Bewohner und Pflegenden sein.

Es gibt für die Angestellten die Möglichkeit eine Überlastungsanzeige an den Träger zu schreiben. Ob eine solche an die Stiftung Diakoniewerk Friedensware in Bad Ems oder an die Pflegedienstleitung erfolgte ist uns nicht bekannt. In einem solchen Fall wird der Arbeitgeber informiert, dass die ordnungsgemäße Erfüllung der Arbeitsleistung gefährdet ist, und Schäden zu befürchten sind.

Schlussendlich zeigt sich besonders in der Corona Pandemiezeit, das viel zu spät das Augenmerk auf unsere Generation X  gerichtet wurde. Es gab noch vor einem Jahr, kaum eine öffentliche Lobby für die Angestellten und Bewohner solcher Heime. Spätestens nach der Gesundheitskrise muss der Staat überlegen was ihnen die Würde unserer älteren Menschen in Heimsituationen Wert ist.

Und das geht nur durch deutlich bessere Arbeitsbedingungen und weitaus mehr Personal. Nur so wird der Beruf in Pflegeeinrichtungen attraktiv.

 

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Gesundheit

Til kämpft sich ins Leben zurück: Ehemaliger Koblenzer Patient trifft nach 22 Jahren seine Retter

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Foto: GK-Mittelrhein | Kerstin Macher

KOBLENZEr ist ein Kämpfer!“ Damit meint Frank Simonis seinen Sohn Til, den er liebevoll anschaut, als er mit ihm, Ehefrau Astrid und Tochter Lea im Kemperhof, dort wo Til zur Welt kam, zu Besuch ist. Gemeinsam sind die vier einen beeindruckenden Weg gegangen.

Til kommt am 4. Mai 2002 in der 28. Schwangerschaftswoche als Frühchen zur Welt. Diese Kinder hatten bereits vor 22 Jahren gute Überlebenschancen. Doch Til entwickelte plötzlich unter intensivierter Beatmung einen beidseitigen Lungenriss mit Herz-Kreislaufversagen“, erklärt Dr. med. Thomas Hoppen, der die Familie 2024 zum Wiedersehen im Kemperhof trifft.

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Als meine Frau mich anrief und sagte, was passiert ist, war für mich klar: Til schafft das, der ist ein Kämper“, erinnert sich Vater Frank. Doch so sicher war das keinesfalls. „Ohne ein eingespieltes Team, das schnell und effizient reagiert, hätte die Geschichte ganz anders ausgehen können“, weiß Hoppen. Wichtig war, dass gleich mehrere Behandlungen nahezu parallel verliefen: die sofortige kontinuierliche Wiederbelebung mit Überdruckbeatmung und Herzdruckmassage, die Notfallmedikamentengabe und die Versorgung beider Lungen mit Schläuchen durch die Haut bis in den Lungenspalt, damit sich beide Lungen wieder entfalten konnten.

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Das Besondere: „Die Lungen sind bei so kleinen Kindern winzig, aber definitiv lebenswichtig für den Atemgasaustausch – also vor allen Dingen für die Versorgung mit lebenswichtigem Sauerstoff. Da gilt es, dran zu bleiben und nicht nach zehn Minuten zu sagen ,wir schaffen das nicht‘ “, erläutert der Facharzt für Pädiatrische Intensivmedizin.

Als Til dieses Jahr die Geschichte noch einmal hört und neben ihm Hebamme Christine und Arzt Thomas zur Seite stehen, ist er überwältigt. „Das ist einfach Wahnsinn“, sagt er. „Ich freue mich so unglaublich, dass ich das Team jetzt kennenlernen darf.“

Das Team hat Til nach der Reanimation noch weitere rund zehn Wochen begleitet. „Wir waren damals sehr erleichtert und überglücklich, dass es unser Til geschafft hat. Und gleichzeitig war es eine sehr aufwühlende und kräftezehrende Zeit“, erinnert sich Mutter Astrid. „Da hätten wir uns damals auch gewünscht, wenn andere Familien von ihren Erlebnissen erzählt hätten. Das bewegt uns, auch heute noch nach so langer Zeit, anderen Mut zu machen“, sagt die Familie.

Geschichten wie diese sind kein Alltag, aber in einem Perinatalzentrum Level 1, wie es der Kemperhof ist, kommen jährlich eine Reihe von Frühgeborenen zur Welt. „In unserem Zentrum sind Fachärzte mit spezieller Zusatzweiterbildung für Geburtshilfe und Perinatalmedizin sowie für Neonatologie rund um die Uhr erreichbar. Auf der neonatologischen Intensivstation haben wir mindestens sechs Intensivpflegeplätze und entsprechend ausgebildetes Personal, sodass eine optimale Versorgung gesichert ist“, betont Chefarzt Privatdozent Dr. med. Thomas Nüßlein.

Er und das gesamte Team haben sich sehr gefreut, dass Til zu Gast war. „Es war auch für mich sehr bewegend. Tils Geschichte zeigt auch, wie enorm wichtig es ist, dass möglichst viele für den Notfall geschult sind – nicht nur im Krankenhaus“, betont Hoppen. Deshalb bietet er auch seit Jahren im Kemperhof regelmäßig Notfalltrainings mit Kinder-Simulationspuppen an. „Jeder sollte an seinem Können arbeiten und regelmäßig an einem solchen Kurs teilnehmen.“

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Gesundheit

Rechtsextreme Parolen sind mit Pflegeberuf unvereinbar: Caritasverband und katholische Altenhilfe setzen ein Zeichen

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Foto: Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn e.V. | Holger Pöritzsch

RHEIN-LAHN |WESTERWALD Die Mitglieder des Verbandes katholischer Altenhilfe in Deutschland machen klar: Pflege ist vielfältig und international. Menschenfeindlichkeit und die Verbreitung rechtsextremer Parolen sind mit dem Pflegeberuf unvereinbar.  Die Mitgliederversammlung des Verbandes katholischer Altenhilfe in Deutschland (VKAD) hat kürzlich eine Resolution verabschiedet, die sich klar zu Demokratie und Mitmenschlichkeit in den Einrichtungen und Diensten der Altenhilfe bekennt. Der Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn e.V. unterstützt diese Haltung aus voller Überzeugung.

Pflege bedeutet Fürsorge und Zusammenhalt, nicht Spaltung

Caritasdirektorin Stefanie Krones sagt: „Die Europawahl und die Kommunalwahlen haben gezeigt, dass wir unermüdlich für demokratische Werte und für Mitmenschlichkeit einstehen müssen. Als Träger sozialer Dienstleistungen für Menschen mit Unterstützungs- und Pflegebedarf sind wir eine Säule der Daseinsvorsorge in unserem Land. Wir stehen für Fürsorge und Zusammenhalt, nicht Spaltung.“

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Gemeinsam stehen die katholischen Einrichtung und Dienste für die Würde jedes einzelnen Menschen ein. Das gilt auch für die Mitarbeitenden und Auszubildenden, die aus vielen verschiedenen Nationen kommen und unsere Gemeinschaft bereichern. Stefanie Krones betont: „Unseren internationalen Azubis bieten wir in der Region nicht nur einen Ausbildungsplatz, sondern auch eine wirkliche Heimat.“

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Die Verbreitung rechtsextremer Parolen ist mit einem Dienst in den katholischen Einrichtungen und Diensten unvereinbar

„Unsere Mitglieder machen deutlich, dass die Verbreitung rechtsextremer Parolen – dazu gehören insbesondere Rassismus und Antisemitismus – mit einem haupt- oder ehrenamtlichen Dienst in den katholischen Einrichtungen und Diensten unvereinbar ist.“ Caritasdirektorin Stefanie Krones ist aktiv im Vorstand des VKAD und hat die Resolution mit verfasst.

Der Verband katholischer Altenhilfe in Deutschland e.V. (VKAD) vereint rund 500 Träger der katholischen Langzeitpflege in Deutschland. Der bundesweit tätige Fachverband innerhalb des Deutschen Caritasverbandes vertritt die Interessen seiner Mitglieder durch politische Lobbyarbeit, Öffentlichkeitsarbeit und fachliche Expertise.
Der Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn e.V. ist ein modernes und zukunftsorientiertes Sozialunternehmen mit vielfältigen Arbeitsbereichen und mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden einer der größten Anbieter sozialer Dienstleistungen in der Region.

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Gesundheit

Eine Erfolgsgeschichte: Das KS Medical in Nassau feierte sein drittes Fest!

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NASSAU Zum nunmehr dritten Mal feierte das KS Medical Center in Nassau ein großes Fest und das ist ein richtig gutes Zeichen, denn beim ersten Mal ist es eine Premiere, beim zweiten Mal, eine Wiederholung und beim dritten Mal eine feste Veranstaltung und so darf man sich schon jetzt auf die gesundheitlichen Fortschritte am Standort für 2025 freuen.

Bei Würstchen und kalten Getränken durften die zahlreichen Besucher das komplette medizinische Center erkunden. In den unteren Etagen befindet sich die PuraVita mit ihren Arbeitstherapien für Menschen mit psychischer Einschränkung. Bei einem herrlichen Cocktail kam man mit den Mitarbeitern ins Gespräch und durfte parallel große Handwerkskunst der Heimbewohner bestaunen. So geht es zurück in den ersten Arbeitsmarkt.

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Gleichzeitig feierte auch 2nd Chance mit seinem Restpostenmarkt sein 2-jähriges Jubiläum. Ebenfalls eine Erfolgsgeschichte, doch bleiben wir ein wenig beim Gesundheitsstandort. »Wir haben vor vier Jahren das ehemalige Marienkrankenhaus übernommen und zum Gesundheitsstandort ausgebaut«, teilt der ansässige Allgemeinmediziner Dr. Thomas Klimaschka mit. »Mittlerweile ist das KS Medical Center zu Zweidritteln belegt.«

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Neben der Gemeinschaftspraxis im Nassauer Land und der PuraVita ist auch eine Physiotherapiepraxis im Haus, eine psychiatrische Institutsambulanz mit Tagesklinik, dazu ist der Gastroenterologe Dr. Münzel aus Bad Ems einen Tag die Woche vor Ort und zusätzlich gibt es noch eine Heilpraktikerin in den Räumlichkeiten.

So ist das KS Medical längst zu einem vollwertigen medizinischen Versorgungszentrum geworden, das vom Angebot mittelfristig noch weiter ausgebaut wird. Gerade durch solche vorhandenen Angebote können weggefallene Therapien des geschlossenen Paracelsus-Krankenhauses in bad Ems zu Teilen aufgefangen werden, ohne dass die Menschen bis nach Koblenz oder weiter fahren müssen.

Schon jetzt darf man sich auf das Fest im kommenden Jahr freuen, denn bis dahin wird sich das KS Medical in Nassau weiter gut entwickeln. Eine schöne Erfolgsgeschichte.

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