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Gesundheit

Protest in Lahnstein: Ärzte, Mitarbeiter und KV fordern ein Ende der Budgetierung von Ärzten

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Protest in Lahnstein: Ärzte, Mitarbeiter und KV fordern ein Ende der Budgetierung von Ärzten

LAHNSTEIN Für die Ärzte und deren Mitarbeiter sowie die kassenärztliche Vereinigung ist das Maß endgültig voll. Sie verlangen ein sofortiges Ende der Budgetierung von Arztleistungen und das nicht ohne guten Grund. 1993 wurde in Lahnstein unter der CDU geführten Kohl-Regierung mit Billigung der SPD-Opposition das Gesundheitsstrukturgesetz (GS) erlassen. Damit sollten die Ausgaben unter anderem für ärztliche Behandlungen sowie Arznei- und Heilmittel gedeckelt werden, um die Finanzlage der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) zu stabilisieren. Das Ergebnis war verheerend: Ärzte und Psychotherapeuten erhalten bis heute keine volle Vergütung für erbrachte Leistungen.

In Rheinland-Pfalz sind im vergangenen Jahr rund 10 Millionen Behandlungen bei Fachärzten durchgeführt worden. 10% ihrer Leistungen wurden nicht bezahlt. Das bedeutet, dass rund 1 Million Behandlungen unbezahlt blieben oder das 270 Fachärzte umsonst arbeiten. Um es noch drastischer darzustellen: Mit den Zahlen werden in Rheinland-Pfalz jährlich etwa 350.000 Patienten umsonst behandelt. Im Schnitt müssen Fachärzte damit jährlich etwa 5 Wochen kostenlos arbeiten. Gerecht?

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Täglich bedeutet es 183.000 EUR an nicht bezahlter Leistungen oder 978.624.248,65 EUR bis Ende Dezember 2023. Eine knappe Milliarde Euro. Wahnsinn. Doch genau diesen Verzicht verlangt der Staat bis heute. Können sie sich vorstellen, als Arbeitgeber fünf Wochen umsonst zu arbeiten und trotzdem ihre Mitarbeiter zu bezahlen? Jetzt gingen mehrere Hundert Ärzte und deren Mitarbeiter zurück an den Ort zum Protest, wo das Gesetz beschlossen wurde: nach Lahnstein.

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Doch wie kommt es zu der kuriosen Regelung? Hier die komplette schwierige Regelung: Eine Praxis niedergelassener Vertragsärzte finanziert sich vor allem aus zwei Einnahmequellen: aus der Vergütung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und aus der Gebührenordnung für Ärzte, die die Abrechnung außerhalb der vertragsärztlichen Versorgung regelt. Darunter fallen die Selbstzahler, die privat versichert sind sowie Patienten, die individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) in Anspruch nehmen wollen.  Die gesetzlichen Krankenkassen stellen für die ambulante Versorgung ihrer Versicherten einen bestimmten Betrag je Quartal zur Verfügung, die sogenannte Gesamtvergütung.

Die Höhe steht zum größten Teil schon zu Beginn eines Jahres fest. Das Geld geht nicht direkt von den Krankenkassen an die Praxen, sondern an die einzelnen Kassenärztlichen Vereinigungen (KV).

Einheitlicher Bewertungsmaßstab als Grundlage

Zunächst reicht der Arzt quartalsweise für alle im jeweiligen Quartal behandelten Patienten eine Abrechnung bei der zuständigen KV ein. Die Grundlage für die Abrechnung bildet der Einheitliche Bewertungsmaßstab (EBM). Er ist eine Art Katalog und umfasst einen Großteil der Leistungen, die niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten mit den gesetzlichen Krankenkassen bundesweit abrechnen können. Daneben gibt es noch in geringem Umfang regionale Vereinbarungen wie zum Beispiel die Schutzimpfungen.

Die Leistungen de EBM haben keine feste Vergütung in Euro, sondern sind in Punkten bewertet. Die Bewertung der Leistungen in Punkten legt ein Bewertungsausschuss für das gesamte Bundesgebiet fest. Die Bewertung liegen die Praxiskosten je Leistung sowie der Zeitaufwand des Arztes zugrunde. Viele Leistungen sind in der Häufigkeit begrenzt, zum Beispiel hausärztliche Gespräche. Zudem sind viele Leistungen im EBM über eine Quartalspauschale abgegolten, unabhängig davon, wie oft ein Patient in die Praxis kommt.

Im Umkehrschluss bedeutet das, dass ein Arzt sich in Zukunft vielleicht zweimal überlegen muss, ob er einen Patienten aufnimmt, der häufig in die Praxis kommt oder nicht. Desto beratungsintensiver oder mit bereits abgegoltenen Quartalspauschalen, kann das finanziell für den behandelnden Arzt ein Bumerang werden. Anders ist es bei Privatpatienten. Dort hat der behandelnde Arzt die Gewissheit, dass er seinen Leistungen nach entlohnt wird. Damit fördert der Staat eine Zweiklassengesellschaft.

Seit 2009 steht hinter jeder Leistung nicht nur eine Punktzahl, sondern ein fester Euro-Wert. Dieser Euro-Wert kommt zustande, indem die den Einzelleistungen zugeordneten Punkte mit einem jährlich auf Bundesebene weiterentwickelten Orientierungswert multipliziert werden. Der Orientierungswert ist der hierbei zugrunde gelegte Umrechnungsfaktor der Punktzahl in den Euro-Betrag.

Großteil der Leistungen gedeckelt

Ein Großteil der ambulanten Leistungen wird aus den morbiditätsbedingen Gesamtvergütung (MGV) honoriert. Diese ist für das jeweilige Quartal gedeckelt. Je mehr Leistungen die abrechnen, desto geringer ist die Vergütung der einzelnen Leistungen. Dies bildet sich über einen geringeren Punktwert ab. Hat der einzelne Vertragsarzt oder Psychotherapeut eine bestimmte Leistungsmenge im Quartal überschritten, so wird der bereits quotierte Punktwert für die Leistungen über dem Budget nochmals abgesenkt. Dadurch werden die Leistungen mit einem geringeren Umrechnungsfaktor als dem Orientierungswert vergütet. Das bedeutet, es können nicht alle abgerechneten Leistungen zu den Preisen vergütet werden, die im EBM stehen.

Zwar richtet sich die Gesamtvergütung in der ambulanten Versorgung nach dem Orientierungspunktwert, der nach Morbiditäts- und Demografie-Entwicklung sowie unter Anwendung des Zeitscheibenmodells fortentwickelt wird. Der Budgetdeckel besteht aber weiterhin. Die durch die Budgetierung nur unvollständige Vergütung der ohnehin durch die Gebührenordnung begrenzten EBM-Leistungen bedeutet, dass nur ein Teil der für den reinen Betrieb und die Leistungserbringung anfallenden Kosten der Praxis erstattet wird und die Ärzte keine adäquate Vergütung für ihre persönlich erbrachten Leistungen erhalten. Die Praxen erfahren erst mehrere Monate später, welche Vergütung sie für ihre erbrachten Leistungen bekommen. Eine planbare Praxisführung ist somit kaum möglich, die Aufnahme neuer Patienten wird nicht adäquat honoriert.

Ein Teil der erbrachten, aber seitens der gesetzlichen Krankenkassen nicht vergüteten Leistungen bleibt schlichtweg unterfinanziert und muss von den Praxen aus der eigenen Tasche oder durch andere Leistungen wie zum Beispiel Privatpatient quersubventioniert werden.

Und somit darf man sich kaum noch wundern, wenn Praxen weniger Patienten aufnehmen und schon gar keine, die einen erhöhten Betreuungsbedarf haben oder nur noch Privatpatienten. Damals gab es viele Ärzte und das Gesetz mag für die damalige Zeit ihre Berechtigung gehabt haben, doch heute ist die Situation anders. Immer weniger Ärzte solle immer mehr Patienten behandeln, doch unter den Bedingungen kaum lukrativ. So vergrault man sich die Ärzte.

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Physiotherapie Stephan Sperlich eröffnet zum 01. Oktober Praxis in Nastätten: Glückwunsch!

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NASTÄTTEN Am 01. Oktober eröffnet Stephan Sperlich mit seiner Frau die Physiotherapie-Praxis im Johannesweg 5 in Nastätten. Für ihn geht damit ein lang gehegter Traum in Erfüllung. Seit 24 Jahren arbeitet Stephan Sperlich in seinem Traumberuf und somit ist die Selbständigkeit für ihn mehr Berufung als nur ein Beruf. Zu Recht präsentiert er und seine Frau die neue und moderne Praxis im Johannesweg. Am 30. September von 10 bis 18 Uhr gibt es einen Tag der offenen Türe für alle Besucher.

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Noch bevor die Praxis eröffnete, gab es bereits Anfragen von Patienten. Am Anfang hat man da durchaus die Möglichkeit, noch ohne größere Wartezeiten einen Termin zu bekommen, doch das wird sich schnell ändern. Immerhin ist der Physiotherapeut im Kreis für seine hervorragende Arbeit bekannt.

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Terminvereinbarungen mit der Praxis per Tel: 06772-964 29 46 oder per Mail unter praxis@sperlich-physio.de

Der erste Gratulant war natürlich der Stadtbürgermeister Marco Ludwig. Er freut sich über das erweiterte medizinische Angebot in seiner Stadt. Nastätten hat das Glück, nicht nur eine Klinik zu haben, sondern auch noch zahlreiche gute Ärzte. Keine Selbstverständlichkeit mehr in den Verbandsgemeinden des Rhein-Lahn-Kreises.  Überall wird nach Fachärzten und medizinischem Personal händeringend gesucht. Und somit wünscht man der Physiotherapie-Praxis Sperlich einen guten Start und im Sinne der Selbständigkeit: Hals- und Beinbruch.

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Gesundheit

Vorpremiere im Kino-Center Nastätten: Film “Wochendrebellen” mit Bürgermeistern des Kreises und dem Thema sensorische Inklusion!

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NASTÄTTEN Das Kino-Center Nastätten, in Zusammenarbeit mit dem Landrat Jörg Denninghoff, präsentierte am Mittwoch eine exklusive Vorpremiere des bewegenden Films “Wochenendrebellen”. Dieses besondere Event wurde von Landrat Jörg Denninghoff und Kinoinhaber Ralf Holl zum Anlass genommen, um das Thema sensorische Inklusion in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken.

“Wochenendrebellen” erzählt die Geschichte eines autistischen Jungen auf der Suche nach seinem Lieblingsfußballverein. Der Film veranschaulicht einfühlsam die Bedürfnisse von Menschen mit Autismus und beleuchtet gleichzeitig die Herausforderungen, die in Familie, Schule und im Alltag auftreten können. Berührungen, Geräusche und zwischenmenschliche Interaktionen, die von Nichtautisten oft unbemerkt bleiben, werden von Menschen mit Autismus oder ADHS intensiver wahrgenommen, was zu Überforderung in scheinbar alltäglichen Situationen führen kann. Der Film zeigt auch, wie sich selbst der Vater des Jungen zunächst von seinem eigenen Kind zurückzieht, aber durch gemeinsame Stadionbesuche eine Annäherung und ein tieferes Verständnis zueinander findet.

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Vorpremiere im Kino-Center Nastätten: Film “Wochenendrebellen” mit Bürgermeistern des Kreises und dem Thema sensorische Inklusion

 In diesem Zusammenhang wurden die Bürgermeister*Innen des Rhein-Lahn Kreises, Vorstände von Vereinen sowie Vertreter der Lebenshilfe Limburg e.V., der Stiftung Scheuern und des Vereins gemeinsam zusammen e.V. zur Vorpremiere eingeladen. Im Anschluss an die Filmvorführung erhielten die Gäste einen Einblick in das Thema sensorische Inklusion von Rebecca Lefèvre vom Projekt “Stille Stunde”. Sie betonte die Tatsache, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit in jedem Dorf ein Mensch mit ADHS oder Autismus lebt. Diese Menschen fühlen sich isoliert, viele verlassen selten das Haus und haben Schwierigkeiten beim Einkaufen oder im sozialen Umgang, ausschließlich, weil sie, wie Jason im Film, die Menschen nicht verstehen und Schwierigkeiten mit dem Umgang haben.

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Rebecca Lefèvre ermutigte die Bürgermeister*Innen, das Thema sensorische Inklusion in ihren Gemeinden zu fördern. Dazu gehören Maßnahmen wie die Schaffung von Veranstaltungen mit Rückzugszonen, die Zusammenarbeit mit Gewerbevereinen und die Registrierung der „Stillen Angebote“ in der Datenbank (www.stille-stunde.de) sowie die lokale Aufklärung über dieses wichtige Thema.

“Es dauert manchmal Jahre, bis ich einen Klienten so weit habe, dass er ohne Angst und Anspannung in ein Geschäft gehen kann”, erklärt Anna Ring von der Lebenshilfe e.V. Die Aufklärungsarbeit durch den Film “Wochenendrebellen” und das Projekt “Stille Stunde” sind von unschätzbarem Wert für die betroffenen Menschen und deren Angehörige.

Angelina Bergmann, Mutter eines autistischen Sohnes, zeigte sich dankbar für das Interesse und die Unterstützung der Anwesenden. “Der Film ist zwar harmlos verglichen mit unserem Alltag, dennoch ist es wichtig, dass darüber gesprochen wird. Jetzt hoffe ich, dass auch gehandelt wird.”

Das Kino-Center Nastätten und der Landrat Jörg Denninghoff setzen sich weiterhin dafür ein, die Herausforderungen und Bedürfnisse von Menschen mit Autismus und ADHS stärker in den Fokus der Gesellschaft zu rücken und Maßnahmen zur sensorischen Inklusion in der Region zu fördern. In Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe e.V. werden Sonderveranstaltungen für Betroffene in reizarmer Umgebung angeboten.

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Sie gehört zu den Besten: Hufeland Klinik in Bad Ems vom Focus-Magazin ausgezeichnet!

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BAD EMS 2020 verkaufte die Stadt Bad Ems die Hufeland-Klinik an die Maybach-Medical GmbH in Stuttgart (wir berichteten hier) und schon heute gibt es einen Grund zum Feiern: Das Magazin Focus kürte die Reha-Klinik zu einem Top-Krankenhaus 2024 im Bereich der Lungentherapie. Damit wurde dem Haus eine überdurchschnittliche Behandlungs- und Strukturqualität attestiert. Dazu gehören ein besonders breites Therapieangebot, starke Hygienestandards und Erfolg bei der Wiedereingliederung in das Berufsleben von Rehabilitanden.

Durchgeführt wurde die deutschlandweite Klinikbewertung von dem Rechercheinstitut FactField im Auftrag des Magazins Focus. Einbezogen wurde dabei die Meinungen von Fachärzten, die Einschätzung externer Fachleute und die Bewertungen von Patientenportalen. Außerdem wurden die Serviceangebote und Qualitätsdaten überprüft und bewertet.

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Nach dem Aus der Paracelsus-Klinik ein durchaus erfreulicher, aber vorübergehender Wermutstropfen für den Gesundheitsstandort der Kurstadt. Die Hufeland-Klinik beweist erneut, dass sie zu Recht zu den Besten in Deutschland gehört, aber es ist eine fachbezogene Spezialklinik und kein Akutkrankenhaus. Für die Menschen in der Region rund um die Kurstadt bleiben die Sorgen. Schnell erreicht keiner mehr ein regionales Notfall-Krankenhaus. Im Notfall bleiben nur noch die weiter gelegenen Kliniken übrig und ob die bei den aktuell widrigen Verkehrssituationen rund um Lahnstein rechtzeitig erreichbar sind, ist durchaus fraglich.

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Protest in Lahnstein: Ärzte, Mitarbeiter und KV fordern ein Ende der Budgetierung von Ärzten

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Protest in Lahnstein: Ärzte, Mitarbeiter und KV fordern ein Ende der Budgetierung von Ärzten

LAHNSTEIN Für die Ärzte und deren Mitarbeiter sowie die kassenärztliche Vereinigung ist das Maß endgültig voll. Sie verlangen ein sofortiges Ende der Budgetierung von Arztleistungen und das nicht ohne guten Grund. 1993 wurde in Lahnstein unter der CDU geführten Kohl-Regierung mit Billigung der SPD-Opposition das Gesundheitsstrukturgesetz (GS) erlassen. Damit sollten die Ausgaben unter anderem für ärztliche Behandlungen sowie Arznei- und Heilmittel gedeckelt werden, um die Finanzlage der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) zu stabilisieren. Das Ergebnis war verheerend: Ärzte und Psychotherapeuten erhalten bis heute keine volle Vergütung für erbrachte Leistungen.

In Rheinland-Pfalz sind im vergangenen Jahr rund 10 Millionen Behandlungen bei Fachärzten durchgeführt worden. 10% ihrer Leistungen wurden nicht bezahlt. Das bedeutet, dass rund 1 Million Behandlungen unbezahlt blieben oder das 270 Fachärzte umsonst arbeiten. Um es noch drastischer darzustellen: Mit den Zahlen werden in Rheinland-Pfalz jährlich etwa 350.000 Patienten umsonst behandelt. Im Schnitt müssen Fachärzte damit jährlich etwa 5 Wochen kostenlos arbeiten. Gerecht?

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Täglich bedeutet es 183.000 EUR an nicht bezahlter Leistungen oder 978.624.248,65 EUR bis Ende Dezember 2023. Eine knappe Milliarde Euro. Wahnsinn. Doch genau diesen Verzicht verlangt der Staat bis heute. Können sie sich vorstellen, als Arbeitgeber fünf Wochen umsonst zu arbeiten und trotzdem ihre Mitarbeiter zu bezahlen? Jetzt gingen mehrere Hundert Ärzte und deren Mitarbeiter zurück an den Ort zum Protest, wo das Gesetz beschlossen wurde: nach Lahnstein.

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Doch wie kommt es zu der kuriosen Regelung? Hier die komplette schwierige Regelung: Eine Praxis niedergelassener Vertragsärzte finanziert sich vor allem aus zwei Einnahmequellen: aus der Vergütung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und aus der Gebührenordnung für Ärzte, die die Abrechnung außerhalb der vertragsärztlichen Versorgung regelt. Darunter fallen die Selbstzahler, die privat versichert sind sowie Patienten, die individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) in Anspruch nehmen wollen.  Die gesetzlichen Krankenkassen stellen für die ambulante Versorgung ihrer Versicherten einen bestimmten Betrag je Quartal zur Verfügung, die sogenannte Gesamtvergütung.

Die Höhe steht zum größten Teil schon zu Beginn eines Jahres fest. Das Geld geht nicht direkt von den Krankenkassen an die Praxen, sondern an die einzelnen Kassenärztlichen Vereinigungen (KV).

Einheitlicher Bewertungsmaßstab als Grundlage

Zunächst reicht der Arzt quartalsweise für alle im jeweiligen Quartal behandelten Patienten eine Abrechnung bei der zuständigen KV ein. Die Grundlage für die Abrechnung bildet der Einheitliche Bewertungsmaßstab (EBM). Er ist eine Art Katalog und umfasst einen Großteil der Leistungen, die niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten mit den gesetzlichen Krankenkassen bundesweit abrechnen können. Daneben gibt es noch in geringem Umfang regionale Vereinbarungen wie zum Beispiel die Schutzimpfungen.

Die Leistungen de EBM haben keine feste Vergütung in Euro, sondern sind in Punkten bewertet. Die Bewertung der Leistungen in Punkten legt ein Bewertungsausschuss für das gesamte Bundesgebiet fest. Die Bewertung liegen die Praxiskosten je Leistung sowie der Zeitaufwand des Arztes zugrunde. Viele Leistungen sind in der Häufigkeit begrenzt, zum Beispiel hausärztliche Gespräche. Zudem sind viele Leistungen im EBM über eine Quartalspauschale abgegolten, unabhängig davon, wie oft ein Patient in die Praxis kommt.

Im Umkehrschluss bedeutet das, dass ein Arzt sich in Zukunft vielleicht zweimal überlegen muss, ob er einen Patienten aufnimmt, der häufig in die Praxis kommt oder nicht. Desto beratungsintensiver oder mit bereits abgegoltenen Quartalspauschalen, kann das finanziell für den behandelnden Arzt ein Bumerang werden. Anders ist es bei Privatpatienten. Dort hat der behandelnde Arzt die Gewissheit, dass er seinen Leistungen nach entlohnt wird. Damit fördert der Staat eine Zweiklassengesellschaft.

Seit 2009 steht hinter jeder Leistung nicht nur eine Punktzahl, sondern ein fester Euro-Wert. Dieser Euro-Wert kommt zustande, indem die den Einzelleistungen zugeordneten Punkte mit einem jährlich auf Bundesebene weiterentwickelten Orientierungswert multipliziert werden. Der Orientierungswert ist der hierbei zugrunde gelegte Umrechnungsfaktor der Punktzahl in den Euro-Betrag.

Großteil der Leistungen gedeckelt

Ein Großteil der ambulanten Leistungen wird aus den morbiditätsbedingen Gesamtvergütung (MGV) honoriert. Diese ist für das jeweilige Quartal gedeckelt. Je mehr Leistungen die abrechnen, desto geringer ist die Vergütung der einzelnen Leistungen. Dies bildet sich über einen geringeren Punktwert ab. Hat der einzelne Vertragsarzt oder Psychotherapeut eine bestimmte Leistungsmenge im Quartal überschritten, so wird der bereits quotierte Punktwert für die Leistungen über dem Budget nochmals abgesenkt. Dadurch werden die Leistungen mit einem geringeren Umrechnungsfaktor als dem Orientierungswert vergütet. Das bedeutet, es können nicht alle abgerechneten Leistungen zu den Preisen vergütet werden, die im EBM stehen.

Zwar richtet sich die Gesamtvergütung in der ambulanten Versorgung nach dem Orientierungspunktwert, der nach Morbiditäts- und Demografie-Entwicklung sowie unter Anwendung des Zeitscheibenmodells fortentwickelt wird. Der Budgetdeckel besteht aber weiterhin. Die durch die Budgetierung nur unvollständige Vergütung der ohnehin durch die Gebührenordnung begrenzten EBM-Leistungen bedeutet, dass nur ein Teil der für den reinen Betrieb und die Leistungserbringung anfallenden Kosten der Praxis erstattet wird und die Ärzte keine adäquate Vergütung für ihre persönlich erbrachten Leistungen erhalten. Die Praxen erfahren erst mehrere Monate später, welche Vergütung sie für ihre erbrachten Leistungen bekommen. Eine planbare Praxisführung ist somit kaum möglich, die Aufnahme neuer Patienten wird nicht adäquat honoriert.

Ein Teil der erbrachten, aber seitens der gesetzlichen Krankenkassen nicht vergüteten Leistungen bleibt schlichtweg unterfinanziert und muss von den Praxen aus der eigenen Tasche oder durch andere Leistungen wie zum Beispiel Privatpatient quersubventioniert werden.

Und somit darf man sich kaum noch wundern, wenn Praxen weniger Patienten aufnehmen und schon gar keine, die einen erhöhten Betreuungsbedarf haben oder nur noch Privatpatienten. Damals gab es viele Ärzte und das Gesetz mag für die damalige Zeit ihre Berechtigung gehabt haben, doch heute ist die Situation anders. Immer weniger Ärzte solle immer mehr Patienten behandeln, doch unter den Bedingungen kaum lukrativ. So vergrault man sich die Ärzte.

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Physiotherapie Stephan Sperlich eröffnet zum 01. Oktober Praxis in Nastätten: Glückwunsch!

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NASTÄTTEN Am 01. Oktober eröffnet Stephan Sperlich mit seiner Frau die Physiotherapie-Praxis im Johannesweg 5 in Nastätten. Für ihn geht damit ein lang gehegter Traum in Erfüllung. Seit 24 Jahren arbeitet Stephan Sperlich in seinem Traumberuf und somit ist die Selbständigkeit für ihn mehr Berufung als nur ein Beruf. Zu Recht präsentiert er und seine Frau die neue und moderne Praxis im Johannesweg. Am 30. September von 10 bis 18 Uhr gibt es einen Tag der offenen Türe für alle Besucher.

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Noch bevor die Praxis eröffnete, gab es bereits Anfragen von Patienten. Am Anfang hat man da durchaus die Möglichkeit, noch ohne größere Wartezeiten einen Termin zu bekommen, doch das wird sich schnell ändern. Immerhin ist der Physiotherapeut im Kreis für seine hervorragende Arbeit bekannt.

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Terminvereinbarungen mit der Praxis per Tel: 06772-964 29 46 oder per Mail unter praxis@sperlich-physio.de

Der erste Gratulant war natürlich der Stadtbürgermeister Marco Ludwig. Er freut sich über das erweiterte medizinische Angebot in seiner Stadt. Nastätten hat das Glück, nicht nur eine Klinik zu haben, sondern auch noch zahlreiche gute Ärzte. Keine Selbstverständlichkeit mehr in den Verbandsgemeinden des Rhein-Lahn-Kreises.  Überall wird nach Fachärzten und medizinischem Personal händeringend gesucht. Und somit wünscht man der Physiotherapie-Praxis Sperlich einen guten Start und im Sinne der Selbständigkeit: Hals- und Beinbruch.

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Vorpremiere im Kino-Center Nastätten: Film “Wochendrebellen” mit Bürgermeistern des Kreises und dem Thema sensorische Inklusion!

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NASTÄTTEN Das Kino-Center Nastätten, in Zusammenarbeit mit dem Landrat Jörg Denninghoff, präsentierte am Mittwoch eine exklusive Vorpremiere des bewegenden Films “Wochenendrebellen”. Dieses besondere Event wurde von Landrat Jörg Denninghoff und Kinoinhaber Ralf Holl zum Anlass genommen, um das Thema sensorische Inklusion in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken.

“Wochenendrebellen” erzählt die Geschichte eines autistischen Jungen auf der Suche nach seinem Lieblingsfußballverein. Der Film veranschaulicht einfühlsam die Bedürfnisse von Menschen mit Autismus und beleuchtet gleichzeitig die Herausforderungen, die in Familie, Schule und im Alltag auftreten können. Berührungen, Geräusche und zwischenmenschliche Interaktionen, die von Nichtautisten oft unbemerkt bleiben, werden von Menschen mit Autismus oder ADHS intensiver wahrgenommen, was zu Überforderung in scheinbar alltäglichen Situationen führen kann. Der Film zeigt auch, wie sich selbst der Vater des Jungen zunächst von seinem eigenen Kind zurückzieht, aber durch gemeinsame Stadionbesuche eine Annäherung und ein tieferes Verständnis zueinander findet.

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Vorpremiere im Kino-Center Nastätten: Film “Wochenendrebellen” mit Bürgermeistern des Kreises und dem Thema sensorische Inklusion

 In diesem Zusammenhang wurden die Bürgermeister*Innen des Rhein-Lahn Kreises, Vorstände von Vereinen sowie Vertreter der Lebenshilfe Limburg e.V., der Stiftung Scheuern und des Vereins gemeinsam zusammen e.V. zur Vorpremiere eingeladen. Im Anschluss an die Filmvorführung erhielten die Gäste einen Einblick in das Thema sensorische Inklusion von Rebecca Lefèvre vom Projekt “Stille Stunde”. Sie betonte die Tatsache, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit in jedem Dorf ein Mensch mit ADHS oder Autismus lebt. Diese Menschen fühlen sich isoliert, viele verlassen selten das Haus und haben Schwierigkeiten beim Einkaufen oder im sozialen Umgang, ausschließlich, weil sie, wie Jason im Film, die Menschen nicht verstehen und Schwierigkeiten mit dem Umgang haben.

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Rebecca Lefèvre ermutigte die Bürgermeister*Innen, das Thema sensorische Inklusion in ihren Gemeinden zu fördern. Dazu gehören Maßnahmen wie die Schaffung von Veranstaltungen mit Rückzugszonen, die Zusammenarbeit mit Gewerbevereinen und die Registrierung der „Stillen Angebote“ in der Datenbank (www.stille-stunde.de) sowie die lokale Aufklärung über dieses wichtige Thema.

“Es dauert manchmal Jahre, bis ich einen Klienten so weit habe, dass er ohne Angst und Anspannung in ein Geschäft gehen kann”, erklärt Anna Ring von der Lebenshilfe e.V. Die Aufklärungsarbeit durch den Film “Wochenendrebellen” und das Projekt “Stille Stunde” sind von unschätzbarem Wert für die betroffenen Menschen und deren Angehörige.

Angelina Bergmann, Mutter eines autistischen Sohnes, zeigte sich dankbar für das Interesse und die Unterstützung der Anwesenden. “Der Film ist zwar harmlos verglichen mit unserem Alltag, dennoch ist es wichtig, dass darüber gesprochen wird. Jetzt hoffe ich, dass auch gehandelt wird.”

Das Kino-Center Nastätten und der Landrat Jörg Denninghoff setzen sich weiterhin dafür ein, die Herausforderungen und Bedürfnisse von Menschen mit Autismus und ADHS stärker in den Fokus der Gesellschaft zu rücken und Maßnahmen zur sensorischen Inklusion in der Region zu fördern. In Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe e.V. werden Sonderveranstaltungen für Betroffene in reizarmer Umgebung angeboten.

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Sie gehört zu den Besten: Hufeland Klinik in Bad Ems vom Focus-Magazin ausgezeichnet!

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BAD EMS 2020 verkaufte die Stadt Bad Ems die Hufeland-Klinik an die Maybach-Medical GmbH in Stuttgart (wir berichteten hier) und schon heute gibt es einen Grund zum Feiern: Das Magazin Focus kürte die Reha-Klinik zu einem Top-Krankenhaus 2024 im Bereich der Lungentherapie. Damit wurde dem Haus eine überdurchschnittliche Behandlungs- und Strukturqualität attestiert. Dazu gehören ein besonders breites Therapieangebot, starke Hygienestandards und Erfolg bei der Wiedereingliederung in das Berufsleben von Rehabilitanden.

Durchgeführt wurde die deutschlandweite Klinikbewertung von dem Rechercheinstitut FactField im Auftrag des Magazins Focus. Einbezogen wurde dabei die Meinungen von Fachärzten, die Einschätzung externer Fachleute und die Bewertungen von Patientenportalen. Außerdem wurden die Serviceangebote und Qualitätsdaten überprüft und bewertet.

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Nach dem Aus der Paracelsus-Klinik ein durchaus erfreulicher, aber vorübergehender Wermutstropfen für den Gesundheitsstandort der Kurstadt. Die Hufeland-Klinik beweist erneut, dass sie zu Recht zu den Besten in Deutschland gehört, aber es ist eine fachbezogene Spezialklinik und kein Akutkrankenhaus. Für die Menschen in der Region rund um die Kurstadt bleiben die Sorgen. Schnell erreicht keiner mehr ein regionales Notfall-Krankenhaus. Im Notfall bleiben nur noch die weiter gelegenen Kliniken übrig und ob die bei den aktuell widrigen Verkehrssituationen rund um Lahnstein rechtzeitig erreichbar sind, ist durchaus fraglich.

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