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Wenn Demenzkranke aus Pflegeheimen in die Psychiatrie abgeschoben werden

RHEIN-LAHN Demenz und Alzheimer sind schreckliche Krankheiten. Für Betroffene ist es der Abschied von sich selber und den nahen Verwandten. Das Wissen, in naher Zukunft sich selber und andere nicht mehr erkennen zu dürfen, ist in seiner Tragik kaum vorstellbar. Für die Angehörigen ist es ebenfalls vielfach kaum ertragbar. Ein geliebter Mensch wird gehen, obwohl er physisch da ist. Die Erkrankungen sind nicht heilbar. Medikamente können den Verlauf mildern und verlangsamen doch das Ende ist unausweichlich.
Zu Beginn ist es ein schleichender Prozess. Mal fällt einem der Name nicht mehr ein, Sachen werden verlegt, erlernte Abläufe können nicht mehr wiedergegeben werden. Später wird die Umgebung fremd und es fällt den Betroffenen immer schwerer, komplexe und auch normale Sätze im Zusammenhang abzubilden.
Stellen sie sich den Ehemann oder die Ehefrau vor. Möchten sie ihren langjährigen Partner verlieren? Wohl kaum. Auch wenn der oder die Geliebte sich verändert, so ist vieles noch immer vertraut. Ein schmerzhafter Weg und Prozess. Anfangs glaubt man häufig, dass man diese Reise gemeinsam begehen könnte, doch das geht nicht lange gut. Vielfach hängt es vom Verlauf der Krankheit ab. Mal schreitet sie schneller voran, mal lässt sie einem etwas mehr Zeit doch verabschieden kann man sich nicht wirklich. Es passiert einfach. Jeden Tag verschwindet etwas mehr.
Die Diagnose Demenz oder Alzheimer ist ein Todesurteil auf Raten
Gerne sagt man, dass es die Erinnerungen sind, welche bleiben doch diese wird Menschen mit Demenz- oder Alzheimererkrankungen genommen. Was bleibt da noch. Als Partner möchte man gemeinsam schmunzeln können, nicht alleine weinen und sich zusammen über etwas vergangenes amüsieren können. Doch das geht irgendwann nicht mehr. Der Verlauf der Erkrankung, kann weder rückgängig gemacht, noch gestoppt werden. Ein unausweichliches Ende.
Ist die Krankheit weit fortgeschritten, wird der Betroffene kaum noch im Zusammenhang reden können. Eine einfache Unterhaltung ist nicht möglich. Vielfach werden die Erkrankten inkontinent. Sogar das Essen und Trinken wird verlernt, so als würde man sich zum kindlichsten Geschöpf zurückentwickeln. Spätestes zu diesem Zeitpunkt, kann man als Angehöriger kaum noch alleine das Haus verlassen. Stets muss jemand in der Nähe des Erkrankten bleiben. Mal möchte dieser das Haus verlassen, ohne dass er die Umgebung noch erkennen könnte oder er wird aus der Sicht von Gesunden, irrationale Sachen tun.
Einen geliebten Menschen in einem Pflegeheim betreuen zu lassen, ist ein schwieriger Schritt. In einer Kirche haben sich die Paare oft geschworen: “Bis das der Tod uns scheidet”, doch in Wahrheit ist es die Demenz eines Betroffenen. Und in dem Augenblick wird uns sehr bewusst, dass der vorhandene Körper nur die vielbeschworene Hülle ist. Wir erkennen, dass wir uns in den Geist verliebten und keineswegs in den Umschlag der adonischen Hülle.
99% aller Gesundheitspfleger kümmern sich aufopferungsvoll um die Betroffenen! Hier geht es um die wenigen anderen Einzelschicksale
Jeder Angehörige wünscht sich, dass sein Partner, Vater oder Mutter, in einem Pflegeheim bestmöglich betreut wird. In den Niederlanden gibt es eine Art Demenzstadt. Eine tolle Geschichte. Die Betroffenen können sich dort, unabhängig vom Stadium der Erkrankung, frei bewegen. Alles ist auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten. So etwas wird man in Deutschland kaum finden. Je nach Schweregrad, werden Demenzkranke meist auf geschützten Stationen untergebracht. Geschützt bedeutet, dass es ein abgeschlossener Bereich ist, aus dem die Menschen nicht einfach entfliehen können. Die Stationstür ist verschlossen.
In den abgeschlossenen Bereichen dürfen sich die Bewohner in der Regel frei bewegen. Es gibt sogar Pflegeheime, die Katzen als zusätzliche Therapietiere zugelassen haben. Demenz bedeutet zu Beginn Vergangenheit. Die Gegenwart ist nicht mehr präsent aber lange zurück liegende Ereignisse sind im Gedächtnis zunächst noch vorhanden. Später können auch diese nicht mehr ausgedrückt werden.
Ein an Demenz erkrankter Mensch, reagiert für Gesunde gesehen völlig irrational. Sachen werden verlegt, Namen spielen keine Rolle mehr und man muss erfahren, dass man irgendwann nicht mehr erkannt wird. Auch in den Pflegeheimen ist es für alle Beteiligten keine einfache Situation. Um eine optimale Betreuung zu gewährleisten, müsste es bei vereinzelten Patienten eine 1:1 Betreuung geben doch die gibt es nicht. Vom Kostenfaktor her ist das nicht realisierbar. Für Betroffene mit einer einer mittelschweren Demenz, sind Pflegeheime durchaus ein lebenswerter Raum. Die Mitarbeiter auf den Stationen versuchen die kognitiven, noch vorhandenen, Fähigkeiten der Betroffenen zu stimulieren. Bei Gesellschaftsspielen, Musik und Bewegung wird lange versucht, die Lebensqualität zu erhalten.
Demenzerkrankte werden in geschlossenen Psychiatrien geparkt mit falschen Diagnosen – wehren können sie sich nicht
Auf einer geschützten Station, sind die Betroffenen eingesperrt. Normalerweise gehen die Pfleger täglich mit den Bewohnern in einen zum Haus gehörenden Park oder ähnliches doch am tatsächlich stattfindenden gesellschaftlichen Leben, nehmen die Betroffenen nicht mehr teil. Pfleger auf einer Demenzstation zu sein bedeutet, dass man auch eine idealistische Aufgabe übernommen hat. Der Personalschlüssel ist höher aber nicht ausreichend. Die Aufgaben fordernd und vielfältig.
Vieles ist bei den Betroffenen nicht mehr möglich. Es beginnt bei der Körperhygiene. Es ist keine Seltenheit, dass die Erkrankten inkontinent werden oder auch einmal mit den eigenen Exkrementen spielen. Für die Pfleger in den Heimen Alltag. Sogar das Essen und Trinken gelingt nicht mehr. Zunächst hilft man sich mit Schnabeltassen aus, doch später schaffen es Erkrankten teilweise nicht mehr, das Behältnis zum Mund zu führen. Demenz und Alzheimer sind Todesurteile. Die Lebenserwartung bei Alzheimer sind 3 bis 5 Jahre und bei Demenz 5 bis 7 Jahre.
Die Gesundheitspfleger in den Heimen geben ihr Bestes zum Wohl der Menschen. Aufopferungsvoll kümmern sie sich um die Betroffenen. In sehr wenigen Fällen ist es aber anders und die Zahlen steigen. Uns sind geprüfte Fälle bekannt, die durchaus erschrecken. So kam es in einem heim dazu, dass ein Betroffener etwa eine Woche lang keine Körperhygiene erfahren durfte. Dadurch war er im Intimbereich dermaßen entzündet, dass ihm das Laufen schwerfiel. Zwar räumte das Heim die Versäumnisse ein, doch darf es erst gar nicht dazu kommen.
Aus den Gerontopsychiatrien hört man immer häufiger, dass Pflegeheime Erkrankte einweisen lassen, ohne dass anlassbezogen überhaupt eine solche hätte erfolgen dürfen. Solche Einweisungen erfolgen häufig direkt vor dem Wochenende, wenn der Personalschlüssel in den Pflegeheimen besonders gering ist. Schwer an Demenz erkrankte Menschen oder schwierige Bewohner, werden dann in die Psychiatrien überwiesen. Als Grund wird meist eine Eigen- oder Fremdgefährdung prognostiziert, doch diese ist häufig falsch.
Eingesperrt in sogenannten Pflegestühlen! Die Betroffenen können weder aufstehen oder sich selbständig befreien
Demenzerkrankte haben vielfach ein verändertes Zeitgefühl. Besonders in den Abendstunden werden diese unter Umständen etwas aggressiver, wenn die Nachtruhe beginnt. Nicht selten wandern Erkrankte durch die Nacht und schlafen sehr wenig. Auch kann es bei der körperlichen Pflege zu Schwierigkeiten kommen. Nicht alle Betroffenen können sich mehr mit Worten ausdrücken. So kann es durchaus in der Situation passieren, dass ein Betroffener in eine aggressive Abwehrhaltung kommt. Besonders schwierig wird es dann, wenn nicht speziell geschultes Pflegepersonal mit der Situation umgehen kann. Studien haben gezeigt, dass Verständnis, Empathie und Mitgefühl in den Aktionen oft hilfreich sind. Widerspruch oder sogar Korrektur fördern Aggression bei Demenzerkrankungen und sind therapeutisch kontraindiziert.
Somit landen zahlreiche Demenzerkrankte im besten Fall in einer Geronto- oder auch geschlossenen Psychiatrieabteilung. Uns ist ein Fall bekannt, wo es in einem Pflegeheim angeblich zu einer Fremdgefährdung gekommen sein sollte. Der Vorfall lag vier Wochen zurück. Der Psychiatrie gegenüber wurde das nicht mitgeteilt. Da diese eine Akutklinik ist, gingen die Verantwortlichen von einem Vorfall am gleichen- oder Vortag aus. So wurde es auch den zugerufenen Richter erklärt. Bei einer solchen Einweisung geht es auch um eine freiheitsentziehende Maßnahme. Die Betroffenen können sich teilweise nicht ausdrücken und somit auch nicht wehren. Ein Richter wird somit das unterschreiben, was ihm auf der Einweisung des Arztes geschildert wurde.
Bei Alzheimer kann das Gehirn bis zu 20 Prozent seiner Masse verlieren
In dem uns bekannten Fall, hatte der Arzt lediglich auf Aussage der Pflegekräfte gehandelt. Im Sinne des Patienten ist das nicht. Eine wochenlang zurückliegender Vorfall rechtfertigt nicht die Einweisung unter falschen Tatsachen in eine psychiatrische Akutklink!
In dem uns bekannten Fall ging die Odyssee noch weiter. In der geschlossenen psychiatrischen Klinik erhielt der Betroffene das hoch umstrittene Medikament Risperidon. Laut der Stiftung Gesundheitswissen, ist der Schaden durch das Medikament durchaus höher wie der Nutzen. Das Medikament soll gegen Aggressionen helfen. Bei einem hochbetagten Patienten ohne körperliche Kräfte kaum angemessen. In sechs Studien wurden auf die besonders erhöhten Sturzrisiken als Nebenwirkung hingewiesen. Außerdem wäre es zu vermehrten Todesfällen gekommen. Dennoch wird dieses Medikament bevorzugt in zahlreichen Psychiatrien an Demenzerkrankte ausgegeben.
In dem uns bekannten Fall, kam es tatsächlich zu einer massiven Sturzverletzung des Demenzerkrankten. Gangunsicher fiel er auf den Kopf und zog sich zahlreiche Prellungen und Blutergüsse zu. Auf die Frage hin, ob die Klinik bei der Verabreichung solcher Medikamente eine 1:1 Betreuung durchführen würde, wurde verneint. Das könnte man aus Personalmangel nicht. Das Risiko des Sturzes wurde bewusst in Kauf genommen.
Sedierende Medikamentenvergabe in Psychiatrien
Zusätzlich erhielt er die Psychopharmakas Quentiapin (Seroquel), Mirtazapin und zum Bedarf Tavor. Ein hochdosierter sedierender Medikamentencocktail bestehend aus Antidepressiva, dabei ist dieser Mensch nicht depressiv. Letztlich wurde der Betroffene in einen sogenannten Pflegestuhl fixiert, aus dem er nicht mehr selbständig herauskommen konnte. Ein verschlossener Tisch hinderte ihm am aufstehen. Begründet wurde der Vorgang damit, damit er sich keine weiteren Sturzverletzungen zuziehen konnte.
Bis zu acht Stunden und mehr verbringen Betroffene unter Umständen in solchen Stühlen. Davon wissen vielfach Angehörige nicht von oder es wird verharmlost. In einer Psychiatrie ist ein richterlicher Beschluss für einen solchen Vorgang nötig. Glücklicherweise wurde dieser nach Intervention der Angehörigen nicht erteilt. “Wir können den Patienten nicht durchgehend beobachten”, teilte die zuständige Ärztin mit. Das ist richtig. Doch weshalb riskiert man, ohne Kontaktaufnahme mit den Angehörigen, einen solchen Sturzgefahr erhöhenden Medikamentencocktail ohne die Sicherheit gewährleisten zu können? Eine Antwort darauf gab es nicht.
Mittlerweile ist der Betroffene zurück in sein ursprüngliches Pflegeheim, nachdem die Fehleinweisung geklärt werden konnte. Einzelfall? Leider nein! 99% der Pflegeheime arbeiten sehr sorgsam und fürsorglich mit dem dementen Bewohnern. Den Pflegern muss die größte Hochachtung zuteilwerden. Doch leider gibt es auch die anderen Einrichtungen. Dort muss den betreuenden Familien ausdrücklich angeraten werden, sich genauer zu erkundigen. Bei einer Generalvollmacht oder einer Betreuung durch die Familie, haben sie Anspruch auf Einsicht in die Medikamentenlisten. Tagesprotokolle usw. Eine nicht abgesprochene sedierende Medikamentenvergabe oder freiheitsentziehende Maßnahme im verschlossenen Pflegestuhl kann durchaus eine strafrechtliche Relevanz haben. Sie sind das Sprachrohr ihres betroffenen Erkrankten. Nur Sie können für ihn im Einzelfall kämpfen und das sollten Sie auch tun.
Der Betroffene kann sich vielfach nicht mehr ausdrücken und ist angewiesen auf die Hilfe und Obacht der Angehörigen. Diese sind das Sprachrohr der Demenzerkrankten
Und sie werden für ihren Einsatz belohnt, denn ganz weg ist der Mensch nicht. Alle seine liebenswerten Gesten sind da. Auf bestimmte Sätze reagieren viele Erkrankte immer noch. Vielleicht gibt es auf ein: “Ich liebe Dich”, ein lächeln oder auf ein streicheln sogar ein danke. Man muss nur genau hinsehen, dann ist der Mensch noch da, wenn man ihn denn sehen möchte.
Das System in Deutschland für Demenzkranke ist verbesserungswürdig. Nicht alles lässt sich mit einem Personalschlüssel oder Kostenfaktor erklären. Hier wird es Zeit für ein politisches Umdenken. Viele der Betroffen blicken auf eine Lebensleistung zurück. Wie gut ein Staat funktioniert sehen wir daran, wie wir unsere alten Menschen behandeln und da ist noch viel Luft nach oben. Nicht nur das angesprochene niederländische Modell zeigt, dass es anders gehen könnte. Auch in Skandinavien gibt es bessere Ansätze. Diese sind kostenintensiv, aber eine Wertschätzung an die Menschen mit Demenzerkrankung. Wann denken wir endlich um?
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Ausgeglichener Haushalt im Kreis: Millionen Mehreinnahmen sorgten für Unverständnis in einigen Fraktionen

BAD EMS Eigentlich eine richtig gute Nachricht: Der Kreishaushalt für das Jahr 2023 ist ausgeglichen und geht mit einem prognostizierten Überschuss, mit über 6000 EUR ins Rennen. Doch genau das wurde zwar wohlwollend von den verschiedenen Kreistagsfraktionen aufgenommen, aber auch kontrovers von den einzelnen Kreistagsfraktionen im großen Saal des Bad Ems Emser Kreishauses diskutiert. Dabei ging es weniger darum, dass der zu verabschiedende Haushalt für 2023 mit einem positiven Ergebnis präsentiert wurde, sondern es sorgte vielmehr für Unmut, dass im vergangenen Jahr noch mit einem herben Verlust gerechnet wurde. Und genau dieser Haushalt wurde von der ADD nicht genehmigt.
Günter Groß (CDU): »Das ist ein Wunder. Auf wunderbare Weise wurden Millionen gefunden. Hat man sich beim ersten Entwurf verrechnet?«
Unverständnis äußerte der stellvertretende CDU-Kreisfraktionsvorsitzende Günter Groß: »Das ist ein Wunder. Auf wunderbare Weise wurden Millionen gefunden. Hat man sich beim ersten Entwurf verrechnet? Eine Erklärung dazu gab es bisher nicht. Nur Zahlen in Tabellen. Welche Zahlen stimmen denn jetzt. Sind die nur aufgefallen, weil der Haushalt nicht genehmigt wurde oder wären diese auch aufgefallen, bei einem positiven Bescheid von der ADD? Wir hätten uns beim letzten Entwurf all die Einsparungen ersparen können. Eine vertrauenswürdige Zusammenarbeit sieht anders aus. Was können wir in Zukunft denn noch glauben?«
Dabei hätte man sich durchaus auch freuen dürfen. Einen ausgeglichenen Haushalt präsentieren zu können für den Kreis gab es schon lange nicht mehr. Grund ist die Schlüsselzuweisung des kommunalen Finanzausgleichs, der sich seit Januar 2023 an den tatsächlichen Ausgaben des Kreises orientiert. 8,5 Millionen spült der in die Kassen des Haushalts. Der große Restbetrag ergibt sich auch Zuschüssen und Kostenerstattungen, die im Jahr 2022 erwartet worden sind, aber noch nicht abgerechnet wurden. Auch das Sparen beim Heizen schlägt sich mit rund 500.000 EUR im Haushaltsplan nieder.
Carsten Göller (SPD): »Da muss man auch einen Dank an die Kämmerer im Kreis aussprechen. Die haben richtig gute Arbeit geleistet.«
Ob man das bereits 2022 alles wusste? Laut dem stellvertretenden SPD-Kreisfraktionsvorsitzenden Carsten Göller nicht: »Damals wusste man das noch nicht. Und da muss man auch einen Dank an die Kämmerer im Kreis aussprechen. Die haben richtig gute Arbeit geleistet. Jetzt können wir einen ausgeglichenen Haushalt präsentieren, aber spätestens im Dezember 2023 könnte er wieder unausgeglichen sein.«
Damit dürfte Carsten Göller richtig liegen. Die Aufstellung eines Haushaltes für einen Kreis ist ein wenig der Blick in die berühmte Glaskugel. Unvorhersehbare Ereignisse können den schnell zunichtemachen. Und somit könnte Ende Dezember 2023 eine Korrektur nötig werden.
Jutta Niel (Bündnis 90/Die Grünen): »8,5 Millionen hätten auffallen müssen! Ich erwarte in der Zukunft eine andere Vorgehensweise!«
Auch die Bündnis 90/Die Grünen Kreisfraktionsvorsitzende Jutta Niel bemängelte den Haushaltsplan: »8,5 Millionen hätten auffallen müssen! Ich erwarte in der Zukunft eine andere Vorgehensweise!« Für die Fraktion der Bündnis 90/Die Grünen ging es auch um die Beschäftigung einer Klimaschutzmanagerin. Mit einem negativen Haushalt war die Forderung danach schwer durchzusetzen. Nun wurden gänzlich andere Zahlen präsentiert.
Alexander Heppe (AFD): »Die Kreisumlage hätte nie erhöht werden dürfen, wenn man von den neuen Zahlen gewusst hätte.«
Auch der Kreisvorsitzende der AFD Rhein-Lahn Alexander Heppe zeigte wenig Verständnis zu den neu präsentierten Zahlen für den Kreishaushalt 2023: »Die Kreisumlage hätte nie erhöht werden dürfen, wenn man von den neuen Zahlen gewusst hätte.«
Ähnlich sah es auch die Fraktion der FWG: »Das ist ein geschönter Haushalt. Alle Verbesserungen wurden eingerechnet und sämtliche Verschlechterungen kleingerechnet. Unter den Voraussetzungen hätten wir der Umlagenerhöhung nie zugestimmt. Die Gemeinden müssen es nun bezahlen.«
Jörg Denninghoof (Landrat): »Hätten wir die Kreisumlage nicht erhöht, kämen wir weiterhin auf ein Defizit von rund 1,5 Millionen Euro und damit wäre der Haushalt nicht genehmigungsfähig.«
Der Landrat Jörg Denninghoff entgegnete: »Ein Haushalt ist immer eine Wette um die Zukunft. Es gab seinerzeit eine Softwareumstellung. Die Kämmerer konnten daraufhin die Zahlen neu berechnen. Hätten wir die Kreisumlage nicht erhöht, kämen wir weiterhin auf ein Defizit von rund 1,5 Millionen Euro und damit wäre der Haushalt nicht genehmigungsfähig.« Schlussendlich betonte der SPD Kreisfraktionsvorsitzenden Carsten Göller: »Ein großes Lob an die Arbeit der Verwaltung. Wir dürfen jetzt nicht zum Opfer des eigenen Erfolgs werden.«
Der Kreisfraktionsvorsitzenden der Freien Wähler Lennart Siefert bemängelte, dass man unnötigerweise viel Zeit in den alten Haushaltsentwurf gesteckt hatte: »Bauchschmerzen macht der Weg. Wir hätten uns genau diesen Weg sparen können.«
Und am Schluss wurde auch eines deutlich klar: Bisher stand man allzu deutlich im Würgegriff der ADD. Alles musste eingespart und heruntergerechnet werden, um überhaupt einen halbwegs genehmigungsfähigen Haushalt präsentieren zu können. Das war im ersten Anlauf nicht gelungen, doch muss das überhaupt sein? Nun sieht glücklicherweise alles ein wenig anders aus. Dank der KFA-Schlüsselzuweisungen, Einsparungen im Energiebereich und zu erwartende Erträge bei Zuschüssen und Kostenerstattungen aus dem Jahre 2022, darf der Kreis mit einem ausgeglichenen Haushalt positiv in die Zukunft sehen. Ob das Ergebnis im Dezember 2023 tatsächlich erreicht werden kann, muss abgewartet werden und dennoch sind dramatische Abweichungen aktuell nicht erkennbar.
Vergessen werden darf nicht, dass die KFA-Schlüsselzuweisungen nicht das Ende vom Lied sind. Möglicherweise müssen diese im kommenden Jahr erneut angepasst werden. Der Haushalt ist beschlossene Sache inklusive Umlagenerhöhung. Wie könnte man auch einen ausgeglichenen Haushalt ablehnen? Das wollte dann anscheinend keine der Kreistagsfraktionen. Während sich die FWG, AFD und CDU bei der Abstimmung enthielten, gaben 24 Ja-Stimmen dem Kreishaushalt grünes Licht.
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Windens neue Baumstraße: Esskastanien als Allee gesetzt

WINDEN Gerüstet mit Harke, Fäustel und Spaten trafen sich Jung und Alt am Sportlerheim. 260 Esskastanien warten darauf, angepflanzt zu werden. Zwei Wochen zuvor bereits hatten Forstarbeiter rund um den Aussichtturm 12.500 junge Bäume angepflanzt, darunter etliches Nadelholz, der „Brotbaum“ der Ortsgemeinde. Verschiedene Nadelbaumarten wie Küstenfichte, Douglasie und Weißtanne wurden gesetzt.
In Europa ist die aus Nordamerika stammende Douglasie die wichtigste nicht heimische Baumart, die sich in vielen Ländern der Erde bewährt hat. Zwei Prozent der gesamten Waldfläche Deutschlands nimmt die Douglasie ein. Das entspricht einer Fläche von 218.000 Hektar. Die größte deutsche Douglasienwaldfläche befindet sich mit 52.000 Hektar in Rheinland-Pfalz. Ab einem Alter von 15 bis 40 Jahren ist die Douglasie blühfähig. Sie bildet Zapfen mit einer Länge von vier bis zehn Zentimeter. Sobald die Zapfen ihre Reife erreicht haben, fallen sie als Ganzes ab. Die bisher größte gefundene Douglasie ist 133 Meter hoch und der mit Abstand größte stehende Baum weltweit. Douglasien können bis zu 400 Jahre alt werden. Nun wird diese Nadelholzsorte auch in Winden verstärkt angepflanzt, in der Hoffnung, dass die Tannenarten und die Douglasie besser mit der Trockenheit zurecht kommen als die bisher heimische Fichte. Im geschützten Bereich der Umzäunung sind junge Laubbäume wie Buche, Bergahorn, Esche, Sommerlinde, Feldahorn, Kirschbäume, Trauben-und Stieleiche und Erle angepflanzt worden.
Die Idee der Waldallee hatte der Windener Revierförster Johannes Giesler, die Umsetzung der Allee übernahmen zwei Dutzend Naturfreunde. Unter Leitung von Willi Bausch-Weis vom Forstamt Lahnstein wurden die jungen Esskastanienbäume in die Erde gebracht. Zum guten Abschluss gab es noch zwei schmackhafte Eintopfsuppen aus Ritas Küche.
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Hausärztliche Versorgung in Nastätten: Markus Abts übernimmt allgemeinmedizinische Praxis

NASTÄTTEN Zum 1. April eröffnet der Facharzt für Allgemeinmedizin, Markus Abts, seine Praxis in Nastätten. Dabei übernimmt der 59-Jährige sowohl den Arztsitz als auch die Räumlichkeiten des hausärztlichen Teils des Gesundheitszentrums Nastätten von Martin Mengringhaus in der Römerstraße 7. Die Idee war bei einem Runden Tisch mit Vertreterinnen und Vertretern der Verbandsgemeinde, der Stadt, der Ärzteschaft und der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz (KV RLP) im Februar entstanden und wurde direkt umgesetzt.
Nachdem sich Martin Mengringhaus und Markus Abts über die Übernahme der Praxis einig waren, hat der Zulassungsausschuss in Rheinland-Pfalz gestern grünes Licht für das Vorhaben gegeben. Somit kann es für Abts ab April in der Römerstraße 7 in Nastätten losgehen. Der Allgemeinmediziner, der die MVZ Galeria Med GmbH mit mehreren Standorten betreibt, übernimmt nicht nur die Räumlichkeiten von Mengringhaus. Auch ein Teil des Praxisteams und der Arzt Miguel Palacios werden bleiben und unter dem neuen Chef arbeiten. „So müssen sich die Patientinnen und Patienten nur an ein neues Gesicht gewöhnen“, sagt Markus Abts.
Wobei die eine oder der andere den Mediziner vielleicht sogar schon kennt. Denn seit Mai 2021 führt er eine Praxis in der Nastättener Bahnhofstraße 6. Der Facharzt für Allgemeinmedizin, der Weiterbildungen in den Bereichen Palliativmedizin, Geriatrie und Akupunktur absolviert hat, freut sich auf seine neue Aufgabe: „Mir ist es wichtig, dass die hausärztliche Versorgung im Blauen Ländchen gesichert ist und keine Patientin und kein Patient ohne Versorgung dasteht.“
Martin Mengringhaus weiter als Gynäkologe tätig
Vor gut drei Jahren hatte der Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Martin Mengringhaus, der in der Bahnhofstraße 6 in Nastätten ein gynäkologisches Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) betreibt, eine Nebenbetriebsstätte für die hausärztliche Versorgung in der Römerstraße 7 eingerichtet. Dort hatte er drei Allgemeinmediziner angestellt und zwei junge Kollegen zu Fachärzten in Allgemeinmedizin weitergebildet. Zwei der drei hausärztlich tätigen Kollegen gehen nun in den Ruhestand. Die beiden jungen Kollegen orientierten sich fachlich und räumlich in andere Bereiche um, sodass das Aufrechterhalten der Praxis in dieser Form nicht mehr möglich war.
„Daher bin ich froh, dass ich mit Markus Abts einen allgemeinmedizinisch tätigen Kollegen gefunden habe, der die Praxis übernimmt. Die Patientinnen und Patienten werden weiter versorgt und ich kann mich wieder auf meine Kernkompetenz, die Gynäkologie, fokussieren“, informiert Martin Mengringhaus, der den gynäkologischen Teil seines MVZ in der Bahnhofstraße in
Nastätten weiterführen wird.
Gemeinsam für eine gute Patientenversorgung „Wir freuen uns vor allem für die Patientinnen und Patienten, dass sich diese Lösung so schnell ergeben hat und der Praxisbetrieb ohne Unterbrechung weiterlaufen kann“, sagt Jens Güllering, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Nastätten. Dies sei nur möglich gewesen, da alle Beteiligten an einem Strang gezogen und dem
gemeinsamen Ziel, der bestmöglichen Patientenversorgung, oberste Priorität eingeräumt hätten, betont Stadtbürgermeister Marco Ludwig.
Neben der Kommune hatte sich auch die KV RLP dafür eingesetzt, zeitnah eine Lösung zu finden. „Es ist einfach wichtig, im Gespräch zu bleiben und konstruktiv zusammenzuarbeiten. So
haben wir alle unseren Beitrag geleistet. Wir wünschen Markus Abts einen guten Start in seiner neuen Praxis in Nastätten“, so Melitta Fechner, Zulassungs- und Kooperationsberaterin bei der KV RLP.
Bereits als im Jahr 2019 einige Praxen in der Region kurzfristig geschlossen wurden, hatten sich die Beteiligten zusammengetan und gemeinsam eine Lösung gefunden, um den Bürgerinnen und Bürgern eine gute medizinische Versorgung vor Ort zu bieten.
Interessierte Patientinnen und Patienten können bei Markus Abts ab sofort Termine vereinbaren. Telefonisch ist das unter der Nummer 06772 9698090 möglich. Alternativ kann dafür die E-Mail-Adresse info@galeriamed.de genutzt werden. Für Akuterkrankte bietet die Praxis eine offene Sprechstunde an. Weitere Informationen sind auf der Website galeriamed.de hinterlegt.
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