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VG Bad Ems-Nassau

…und ihr habt alle „Heil“ geschrien! – Die Lebensgeschichte des Bad Emser Juden Bernhard Strauß

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…und ihr habt alle „Heil“ geschrien! - Die Lebensgeschichte des Bad Emser Juden Bernhard Strauß - Autor: Wilfried Dieterichs

BAD EMS Vor 80 Jahren, am 20. Januar 1942, trafen sich 15 führende Vertreter der nationalistischen Reichsregierung und hohe SS-Funktionäre zur berüchtigten „Wannsee-Konferenz“. Es war der Auftakt zum geplanten Holocaust. Drei Monate später folgten die ersten Massendeportationen in das Vernichtungslager Auschwitz, damit begann der millionenfache Mord an europäischen Juden. Seit Jahrzehnten beschäftigt sich der Geschichtsforscher und Autor Wilfried Dieterichs mit der jüngeren Vergangenheit. Nach intensiven Recherchen dokumentiert er nun das dramatische Leben des Juden Bernhard Strauß. Ein Mensch aus unserer Mitte, mit Stärken und Schwächen, der sieben Jahre seines Lebens in fünf Konzentrationslagern verbrachte – und dabei auch die Hölle von Auschwitz überstanden hat.

Nach dem mehrfach beschriebenen Schicksal der in der hessischen Tötungsanstalt Hadamar ermordeten Brüder Willi (14) und Horst Strauß (12 Jahre) wurde nun auch der Leidensweg ihres Vaters akribisch aufgearbeitet. Bernhard Strauß hat den Holocaust überlebt, er ist ein besonders tragisches Beispiel der Judenverfolgung: Im Rahmen der Massenverhaftungen zur so genannten “Juni-Aktion” 1938 hatte ihn die Gestapo aus seiner Heimatstadt Bad Ems in Zwangshaft verschleppt. Er ging im wahren Wortsinn durch die Hölle und überlebte fünf Konzentrationslager (Sachsenhausen, Groß Rosen, Auschwitz, Mittelbau Dora, Bergen Belsen). Sieben Jahre (2509 Tage) verbrachte er hinter Stacheldraht, bevor ihn britische Soldaten im Mai 1945 befreiten. Dazu entstand eine detaillierte Biografie, wie sie bisher auch den Angehörigen von Bernhard Strauß nicht bekannt gewesen ist.

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Goldene Hochzeit 1981 – Bernhard Strauß

Nach umfangreichen Recherchen in deutschen, polnischen und russischen Archiven, durch Einsicht in Lagerakten und Prozessprotokolle, nach Gesprächen mit Zeitzeugen und Auswertung eines Tonbandinterviews mit dem Betroffenen kann nun ein fast lückenloser Lebenslauf seit seiner Geburt veröffentlicht werden. Von einer unbeschwerten Jugend bis zur Verschleppung und Versklavung im Nationalsozialismus, sowie der Jahre danach. Eigene Erinnerungen und Berichte von Mitgefangenen dokumentieren den Lageralltag, wie Strauß ihn erlebt hat. Beim Einsatz in barbarischen Todeskommandos, in Steinbrüchen, bei den berüchtigten Baukolonnen in Auschwitz-Monowitz, als Versuchsobjekt während stundenlanger Zwangsmärsche für die Schuhindustrie, aber auch zum Stollenbau und Montageeinsatz für die Fernwaffe V2 in einer unterirdischen Raketenfabrik. Sie erinnern an das Leben und Sterben in überfüllten Baracken, an seine Rettung vor dem Transport in eine Vernichtungsanstalt, an stundenlange Todesmärsche bei Tiefsttemperaturen und zum Schluss seiner Odyssee an das Dahinvegetieren zwischen ungezählten Leichen in Bergen Belsen.

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Ergänzt wird die Dokumentation durch zeitnahe Ereignis- und Stimmungsberichte aus dem Alltag von Bernhard Strauß vor und während des Zweiten Weltkriegs. Sie beschreibt aber auch, wie er danach erfahren musste, dass Vergangenheitsbewältigung für viele ein Fremdwort blieb, und Täter von damals erneut sein Leben und das der Mitmenschen bestimmten. Der Titel der Biografie „…und Ihr habt alle Heil geschrien“ entstand aus einem Satz, den Bernhard Strauß bei Rechtfertigungsversuchen seiner Gesprächspartner mehrfach äußerte.

Das Buch erscheint demnächst im Rhein-Mosel-Verlag 

Der Autor Wilfried Dieterichs

1940 in Koblenz geboren, seit 1945 in Bad Ems aufgewachsen, Berufsweg: Feinmechaniker, Zeitsoldat, Studium mit Abschluss zum Maschinenbautechniker, daneben freiberufliche Tätigkeit für Tageszeitungen in Süddeutschland und Frankreich (Elsass), dann endgültiger Wechsel zur Presse und Volontariat bei der Rhein-Zeitung. Nach der fachlichen Ausbildung unter anderem in leitenden Positionen für verschiedene regionale und überregionale Tageszeitungen, verbunden mit zahlreichen Auslandsaufenthalten (unter anderem Reisereportagen aus Südamerika und den Amazonasregionen, aus Australien, USA, Ostasien und Borneo). Mit dem Ende des Vietnamkrieges (1975) als Journalist in fast allen Krisengebieten weltweit tätig, seit den Siebziger Jahren aber auch intensiv mit zeitgeschichtlichen Themen der jüngeren deutschen Vergangenheit beschäftigt.

Für sein spektakuläres Buch „DIE STADT – Bad Ems 1914-1964” hat Wilfried Dieterichs 20 Jahre lang recherchiert: Materialien in Archiven wurden gesichtet, alte Akten, Zeitungen, Bücher sowie ungezählte, z. Teil bisher verschollen geglaubte Film- und Tondokumente ausgewertet. Ergänzt wurde die Arbeit durch Gespräche und Korrespondenzen mit dem geschilderten Geschehen nahestehenden und daran beteiligten Zeitzeugen im In-und Ausland – unter anderem in Australien, Frankreich, Israel, USA, Neuseeland, Argentinien, Russland, Großbritannien, Polen, Belgien, Luxemburg und Kanada. Wichtigste Quellen sind Funde im Nationalarchiv (NARA) Washington, in der Library of Congress (Washington) in amerikanischen und russischen Militärarchiven (Washington, Moskau), im französischen Besatzungsarchiv in Colmar, in britischen und belgischen Einrichtungen sowie im Bundesarchiv Koblenz und in seinen Außenstellen. Intensive Recherchen erfolgten auch in den Landesarchiven Koblenz und Wiesbaden, sowie in diversen lokalen Einrichtungen – bei denen das Bad Emser Stadtarchiv eine herausragende Stellung einnimmt.

Am Ende dieser faktenreichen Spurensuche stehen Ergebnisse, die weit über die Orts- und Regionalgrenzen hinaus von besonderer zeitgeschichtlicher Bedeutung sind.

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VG Bad Ems-Nassau

ALDI macht den Weg frei: Rossmann in Nassau in den Startlöchern

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NASSAU Große Vorfreude beim Nassauer Stadtbürgermeister Manuel Liguori: Der Rossmann Drogeriemarkt steht in den Startlöchern und wird in Zukunft auf dem ALDI Markt Gelände entstehen. Gerade für den Standort ein wichtiger Schritt und Signal für die Menschen in Nassau, denn bisher mussten sie für Drogerieartikel entweder in den Verbrauchermarkt REWE gehen oder für ein Vollsortiment in dem Bereich nach Bad Ems oder Nastätten fahren. Damit soll demnächst Schluss sein.

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Für den ALDI Projektmanager Manuel Schlapp ist die Kooperation mit Rossmann eine logische Erweiterung und ein klares Signal für die Zukunftsorientierung in der Stadt. Seit langem gibt es Kooperationen mit dem Drogeriediscounter. Jetzt soll eine neue Filiale mit rund 680 Quadratmeter Verkaufsfläche auf dem ALDI Gelände in der Bahnhofstraße entstehen. Wann der Spatenstich sein wird, ist noch nicht klar. Sicher ist jedoch, dass das Projekt zügig umgesetzt werden soll. Vor Ort trafen sich die Verantwortlichen von ALDI mit dem Stadtbürgermeister Manuel Liguori und dem LBM, der die Zufahrtswege für das neue Konzept prüfen muss.

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Und so wird eine Sache wieder rund. Dort der Lebensmitteldiscounter ALDI, daneben eine Drogeriekette und in unmittelbarer Nähe eine Bäckerei im Bahnhofsgebäude. Ökologisch eine sinnvolle Entscheidung für den Einkauf mit kurzen Wegen.

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Gesundheit

Glückwunsch: Plastische Chirurgie in Bad Emser Paracelsus-Klinik eröffnet

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BAD EMS Für Dr. Donya Heinrich ein großer Schritt. Von der plastischen Chirurgie in Lahnstein wagte sie nun den Schritt in die Selbständigkeit und eröffnete ihre eigene Praxis im Gebäude der Paracelsus-Klinik in Bad Ems und das könnte ein erstes kleines Signal für die Wiederbelebung des Standortes in der Kurstadt sein. Neben dem Zahnarzt Dr. Blum und der Praxis für Gastroenterologie und Kardiologie füllen sich jetzt die Räumlichkeiten mit der ästhetischen Chirurgie.

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Wer an plastische Behandlungen denkt, vermutet dahinter zunächst Verschönerungen für Menschen mit großen Geldbeutel, doch das ist falsch. Auch Kassenpatienten sind häufige Patienten oder Gäste in den neu gestalten Räumen in der Paracelsus-Klinik. Mal geht es um die Behandlung eines Muttermals, abstehenden Ohren, Handschmerzen oder auch um die Entfernung von Hautkrebs. Alles Leistungen, die von Dr. Donya Heinrich erbracht werden. Dabei endet auch die plastische Chirurgie nicht beim Fettabsaugen oder der Brustvergrößerung.

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Dazu zählen auch chirurgische Behandlungen nach Unfällen vom Gesicht, über die Hände bis hin zu den Füßen. Und wer dann doch den Körper schönheitschirurgisch behandeln lassen möchte, der darf sich natürlich auch an die klassischen Falten heranwagen. Nicht immer muss es direkt ein Facelift sein. Hyaloron- oder Botoxspritzen gehören zum Alltag der klassischen ästhetischen Verfahren. Kleinere chirurgische Eingriffe werden ambulant in zwei modernen Operationssälen in den Räumlichkeiten der Praxis durchgeführt. Größere Operationen führt Dr. Donya Heinrich im Paulinenstift in Nastätten durch.

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Dabei wurde eines am Ende recht deutlich: Bad Ems ist nicht Düsseldorf und die Preise der Schönheitschirurgie sind durchaus preiswert und heute nicht mehr nur ein Luxusvergnügen. Ein reines Frauenvergnügen, mit dem sich die Männer dann schmücken dürfen? Schon lange nicht mehr. Auch die Herren der Schöpfung haben längst erkannt, dass sie ihren potenziellen Marktwert durch kleine Eingriffe steigern können und das Altern nicht nur die Damen betrifft.

Der Bad Emser Stadtbürgermeister Oliver Krügel gratulierte Dr. Donya Heinrich zur Eröffnung der plastischen Chirurgie

Und wenn es einmal soweit ist, sollte man sich in die Hände von erfahrenen Ärzten begeben. Dr. Donya Heinrich studierte von 2002 Medizin an der Universität in Heidelberg und erlangte dort ihren Doktorgrad. 2010 bildete sie sich weiter in der Allgemein- und Viszeralchirurgie bevor es zur Unfallchirurgie und Notfallmedizin ging. 2013 wechselte die Ärztin in die Koblenzer Klinik für Plastische- und Handchirurgie.  Dort erlangte sie auch den Facharzttitel der Platischen- und Handchirurgie bevor sie von 2017 an die Sektion Plastische- und Handchirurgie am St. Elisabeth-Krankenhaus in Lahnstein leitete und Koblenz aesthetics gründete.

Nebenbei erhielt sie nach Prüfung in Brüssel die europäische Zusatzqualifikation zur europäischen Fachärztin für plastische Chirurgie. Nebenbei arbeitete sie bei Auslandseinsätzen in verschiedenen Kliniken und engagiert sich noch heute im humanitären Bereich bei Humanity First in Benin in Westafrika. Ein beeindruckender Lebenslauf der verheirateten Mutter von zwei Töchtern. Dank der Lahnsteinerin wird der Gesundheitsstandort Bad Ems wieder gestärkt. Termin kann man direkt über die Webseite https://www.plastische-aesthetische-chirurgie-bad-ems.de vereinbaren oder telefonisch unter 02603-9683900.

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Politik

Aufruf zur Nutzung von Flusswärme in Rheinland-Pfalz: Bad Ems als Vorreiterstadt?

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Foto: Dirk Schmidt (Celsius auf Wikivoyage) | Foto Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en

BAD EMS Im Zuge der aktuellen Diskussion um nachhaltige Energieversorgung und Klimaschutz hat  die Unabhängige Liste Bad Ems-Nassau einen Appell in einem offenen Brief an die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer gerichtet . Basierend auf vielversprechenden Ergebnissen der Studie “Wärmepumpen an Fließgewässern” aus Bayern (https://www.vbew.de/presse/presseinformationen/detailansicht/default-08b856020a), sieht der Verein ein großes Potenzial zur Nutzung von Flusswärme auch in Rheinland-Pfalz.

Die Unabhängige Liste Bad Ems-Nassau schlägt in dem offenen Brief vor, dass die Studienergebnisse aus Bayern evaluiert und eigene Studien in Auftrag gegeben werden, um das Potenzial der Flusswärme in Rheinland-Pfalz zu untersuchen. Insbesondere möchte die UL BEN Bad Ems als Pilotstadt vorschlagen, um die Ressourcen des Flusses “Lahn” zu nutzen und daraus Energie zu gewinnen.

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Laut dem Schreiben verfügt Bad Ems bereits über ein bestehendes Wasserkraftwerk, das sich optimal dazu eignen soll, den benötigten Strom für den Wärmetauscher bereitzustellen. »Als Vorreiterstadt für innovative Energiekonzepte (das Rathaus nutzt die Wärme aus den ehemaligen Bergwerkstollen) könnte Bad Ems eine bedeutende Rolle bei der Umsetzung nachhaltiger Lösungen für die Wärmeversorgung spielen«, teilen die Initiatoren mit.

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»Wir sind überzeugt, dass die Nutzung von Flusswärme nicht nur ökologisch sinnvoll ist, sondern auch wirtschaftliche und soziale Vorteile für unsere Gemeinden mit sich bringt. Daher möchten wir Sie ermutigen, sich aktiv für die Evaluierung und Umsetzung dieses vielversprechenden Konzepts einzusetzen.«

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