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Rhein-Lahn-Kreis

Wie eine Lierschiederin Haus und Hof verlieren wird – Unfassbare Story

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Weitere Firmen in Zossen im Gebäude Marktplatz 7-8 (Foto: Märkische Allgemeine Zeitung)
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LIERSCHIED Mehr wie vier Monate recherchierte der BEN Kurier intensiv für die folgende Geschichte. Frühzeitig versuchte eine Düsseldorfer Anwaltskanzlei, mit Drohgebärden und Einschüchterungsversuchen, den folgenden Artikel auf Biegen und Brechen zu verhindern. Und das ist verständlich denn das Ergebnis der langwierigen Recherche liest sich wie ein unfassbar schlechter Krimi.

Und das sind unsere Protagonisten: Eine Kirche, die wie eine Sekte agiert, eine Erbenermittlung, welche die Frau um Haus und Hof bringen wird und ein ehemaliger Ehemann der die Familie einsperrte und sich Jesus nennt. Verrückt? Sicherlich! Aber die nun folgende wahre Story sprengt das Unfassbare…..

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Blicken wir einmal in die 90er Jahre auf ein junges und (noch) glückliches Ehepaar zurück. Alles schien so perfekt zu sein. Vier gemeinsame Kinder und ein schönes, wenn auch vollfinanziertes, Einfamilienhaus in der kleinen Ortsgemeinde Lierschied.

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Reinhard tritt der Alt-Apostolischen Kirche bei und glaubte der wahrhaftige Jesus zu sein

Finanziell ging es ihnen nicht schlecht. Jana betreute die Kinder und ging nebenbei ihrer künstlerischen Tätigkeit nach und ihr Mann Reinhard war beruflich ein erfolgreicher Klavierbauer. Eine perfekte Idylle wie man sie aus zahlreichen kitschigen Telenovelas her kennt.

Über 100 Firmen sind in dem kleinen Haus in Zossen gemeldet (Foto: Märkische Allgemeine Zeitung)

Doch nach der Jahrtausendwende änderte sich alles. Ihr Mann Reinhard war seinerzeit keineswegs ein gottesfürchtiger Mensch gewesen. Der religiöse Glauben spielte in der Familie lediglich eine untergeordnete Rolle.

Und das wäre vermutlich auch so geblieben, wenn ihr Mann nicht in die Fänge der Alt-apostolischen Kirche (AAG) geraten wäre. Diese Gemeinde ist eine Abspaltung von der Neuapostolischen Kirche. Sie nennen sich Propheten, Apostel oder auch einmal Priester. Nach dem 2ten Weltkrieg hatten sie weniger als 40 Mitglieder. Zeitweilig wurde diese in Teilen von Deutschland gänzlich aufgelöst. Mitte der 70er Jahre erstarkte sie wieder und umfasst heute wieder geschätzte fünf Gemeinden um den Stamm-Apostel Hans-Georg Richter.

Anfangs besuchte Reinhard nur selten die Veranstaltungen der Alt-apostolischen Kirche. Doch immer wenn er nach Hause kam, war er wie ausgewechselt, wie uns Jana berichtete. Er wirkte nachdenklich aber auch euphorisiert. Und er versuchte seine Begeisterung mit der Familie zu teilen.

Eingang des Hauses Marktplatz 7-8 in Zossen (Foto: Märkische Allgemeine Zeitung)

Zunächst fand die Ehefrau den Lebenswandel ihres Mannes nur befremdlich, doch umso häufiger er mit den Propheten und Aposteln der Alt-apostolischen Gemeinde zu tun hatte, desto mehr veränderte er sich. Reinhard versuchte seine Familie zu bekehren. Er sprach vom wahrhaftigen Teufel und glaubte daran, der personalisierte Jesus zu sein.

Immer häufiger trafen sich Anhänger der Alt-apostolischen Gemeinde im Hause der jungen Familie und versuchte diese für ihren Glauben zu begeistern. Doch die Mutter war zu diesem Schritt nicht bereit.

Ex-Mann sperrte die Kinder und Frau ins Haus ein

Reinhard veränderte sich immer mehr. Er wurde aggressiv, schrie seine Kinder und Frau an und es kam zu ersten Handgreiflichkeiten.  Wer war dieser Mann? Jana erkannte ihren Gatten nicht mehr wieder. Den Kampf der glücklichen Telenovela Familie hatte sie längst verloren. Und ihren Mann? Der gehörte längst der Alt-apostolischen Gemeinde. Ihn konnte sie nicht mehr retten, aber ihre Kinder.

Auch die Fränkische Immobiliengesellschaft mbH und Emrich Erbenermittlung sind im Haus in Zossen gemeldet

Und diese mussten erst noch durch die Hölle gehen bevor es besser werden sollte. Ihr Mann sperrte die Frau und Kinder über Wochen im Haus ein. Jana beschrieb dem BEN Kurier gegenüber, welche Ängste sie und die Kinder durchlebten. Doch dafür gibt es keine richtigen Worte. Zusammengekauert in einem kleinen Raum. Horchend ob der Mann die Treppe hinunterkommt. Flucht? Mit Kleinkindern?

Innerlich schmiedete sie waghalsige Pläne für einen Ausweg. Es vergingen Wochen bevor sie endlich die Flucht mit den Kindern wagen konnte. Reinhard schlief offenbar tief und fest. Auf leisen Sohlen packte Sie das Nötigste und floh mit den vier Kindern durch das Fenster.

All dieses könnte schon Stoff für einen kleinen Krimi sein. Ein wenig ausschmücken würde reichen für einen abendfüllenden Thriller. Mann gerät in die Fänge einer obskuren Kirchengemeinde, Frau flieht mit den Kindern usw. Schon nicht schlecht doch es sollte noch viel schlimmer kommen.

Ex-Mann zahlte über Jahre keinen Unterhalt oder Raten für das gemeinsame Haus

Gehen wir einen kleinen Schritt weiter in die Zukunft nach dem Entkommen aus dem Haus. Der Mann verließ endlich das gemeinsame Heim und Jana zog mit den Kindern wieder ein.

Und raten Sie einmal wie es um die gemeinsamen Raten für das vollfinanzierte Haus stand?  Sie liegen absolut richtig. Nichts zahlte er für das gemeinsame Haus. Und den Unterhalt für die gemeinsamen Kinder? Sie können es sich denken.  Und wie wäre es mit ein wenig Sarkasmus? Auf wunderliche Weise geriet der Mann in eine schwierige finanzielle Situation. An dem Tag, wo er für die leiblichen Kinder Unterhalt bezahlen sollte, verringerte der Arbeitgeber das Gehalt von Reinhard, von 3000 EUR netto auf 2000 EUR netto. Natürlich nur ein Zufall oder?

Weitere Firmen in Zossen im Gebäude Marktplatz 7-8 (Foto: Märkische Allgemeine Zeitung)

Bis zum heutige Tage zahlte der Ex – Mann unserer Jana keinen einzigen Cent Unterhalt. Mittlerweile läuft ein Strafverfahren in der Sache gegen Reinhard, welches von der Staatsanwaltschaft Koblenz unter dem Aktenzeichen 2010 Js 65339/20 erfasst wurde.

Raten für das Haus? Die finanzierte, seit dem Auszug vom Ex-Mann, ausschließlich die Ehefrau. Wir reden hier vom Jahre 2008. Die rechtskräftige Scheidung erfolgte 2011. Somit sprechen wir über 12 Jahre, in denen Jana völlig alleine für den Unterhalt der Kinder und die hohen Raten des Hauses aufkam.

Gelder für nötige Reparaturen am Gebäude waren nicht drin. Es entstand Unterhaltungsstau. Und das Leben unserer Probandin war keineswegs einfach. Ihr Ex-Mann war der Hauptverdiener gewesen.

Jana stand ohne alles da. Ein Schicksal, welches sie mit vielen alleinstehenden Müttern teilt. Aber sie gab nie auf. Im Gegenteil. Wieder einmal kämpfte sie vehement gegen ihr Schicksal an. Sie versuchte ihren Kinder mit dem Nötigsten zu versorgen. Ihnen sollte es gut gehen. Sie sollten nicht merken, wie schlecht es ihnen finanziell ging. Jana gönnte sich nichts mehr. An jeder möglichen Ecke für sich sparte sie ein. So etwas gibt es nicht in Deutschland? Da ist Jana leider kein Einzelfall. So einige Mütter leben nach einer Trennung am Existenzminimum. Natürlich gibt es Arbeitsämter und Tafeln aber auch Scham und Selbstverzicht.

Als Künstlerin, musste Jana sich erst einen Namen machen. So verkaufte sie auf einschlägigen Trödelmärkten ein wenig Kleinkunst um den Lebensunterhalt zu sichern. Heute braucht Jana das nicht mehr. Sie hat sich einen Namen in der regionalen und überregionalen Kunstszene gemacht. Das ist das Ergebnis einer langen und entbehrlichen Reise.

Mit Reinhard hatte sie keinen Kontakt mehr. Er ist mehr oder minder untergetaucht. Eine postalische Adresse gab es in Wiesbaden. Mittlerweile wohnt er in Neukieritsch. Schreiben beantwortete er nicht. Auch den Kontakt zu den Kindern brach er 2008 ab. Keine Weihnachts- oder Geburtstagskarte. Nichts.  Damit hatten sich die Kinder und Jana längst abgefunden. Doch im Februar 2020 holte sie die Vergangenheit wieder ein.

Fränkische Immobiliengesellschaft mbH kaufte hälftigen Hausanteil

An diesem Tag erreichte sie von einem Herrn Thomas E. eine folgenschwere E-Mail. Dieser teilte Jana mit, dass eine Fränkische Immobilien GmbH in Gründung (i.Gr.), den hälftigen Hausanteil von Reinhard gekauft habe und sich der Grundbucheintrag ändern würde.

Doch wie war das möglich? Ihr Ex-Mann versuchte bereits 2011 seinen Hausanteil zu verkaufen. Genau das konnte er nicht denn er zahlte weder Abtrag noch durchgängigen Unterhalt. Eine Teilungsversteigerung wäre auch im Hinblick des Familienschutzes unmöglich gewesen. Spätestens dann wären die Ansprüche gepfändet worden.

Somit wendete er sich wohl an eine Erben Ermittlung E. GmbH, welche sich im Internet als große Firma präsentierte. Weshalb er sich an die Erben-Ermittlung herantrat, ist unklar.

Wir haben uns die Fränkische Immobilien GmbH und die Erben-Ermittlung einmal genauer angesehen. Beide Firmen haben den Sitz in Zossen an der gleichen Adresse (Marktplatz 7-8). Wurde die Fränkische Immobilien GmbH womöglich nur zu dem Zweck gegründet, um die Immobilienanteile von Reinhard zu erwerben?

Fränkische Immobiliengesellschaft ist in Zossen gemeldet – Einem haus mit mehr als 100 Firmen – Zossen ist bekannt für Briefkastenunternehmen – Eine beliebte Steueroase

Wir haben uns den Firmensitz genauer angesehen. Zossen gilt als Steueroase für Firmen. Bis Anfang des Jahres galt in der brandenburgischen Kleinstadt nur der gesetzliche Mindestsatz von 7 Prozent. Dieser wurde zwischenzeitlich leicht angehoben auf 9 Prozent. In der Nachbarmetropole Berlin werden 14 Prozent fällig. Die Nachforschungen des NDR (ARD) in der TV Sendung Panorama zeigte, dass die Steuertricks möglicherweise nicht immer legal sind. Den Beitrag der ARD finden sie hier.

Die Märkische Allgemeine Zeitung half dem BEN Kurier bei den umfangreichen Recherchen zu der Erbenermittlung E. und Fränkische Immobilien GmbH.

Vor Ort schaute man sich etwas genauer das Gebäude am Marktplatz 7-8 an. Ein kleines Haus mit asiatischer Imbissstube und….. mehr als 100 Firmen. Sie haben richtig gelesen. An der Geschäftsadresse Marktplatz 7-8 haben mehr wie 100 Firmen ihren Sitz gemeldet.

Darunter auch die Erben-Ermittlung E., E. Vermögensverwaltung, E. Verwaltung GmbH und die besagte Fränkische Immobiliengesellschaft mbH (Bild Kopierrechte Märkische Allgemeine Zeitung). Doch wie passt ein Hauptsitz eines fränkischen Unternehmens in Brandenburg zusammen?

Suchen wir nach dem Sitz in Zossen, finden wir erneut die Erben-Ermittlung E. GmbH mit Angabe einer Telefonnummer aber diese deutet auf die Erben-Ermittlung E. GmbH in Hemhofen (Vorwahl: 09195) bzw. Adelsdorf.

Der BEN Kurier hatte mehrere Tests bei der E. Ermittlung in Zossen gemacht. Mal ging es um die Abgabe von Unterlagen oder auch das Paket, welches in der brandenburgischen Kleinstadt am Firmensitz der Fränkischen Immobiliengesellschaft mbH abgegeben werden sollte. Teilweise wurde das Telefonat sofort beendet bzw. mitgeteilt, dass Unterlagen in Zossen nicht zugestellt werden können.

Am Firmensitz in Zossen war nie jemand erreichbar

In dem mit mehr als 100 Firmen besetzten kleinem Gebäude am Marktplatz 7-8 in Zossen, befindet sich auch ein Büroschild zu der E. Erbenermittlung und Fränkischen Immobiliengesellschaft mbH. Antreffen konnte man dort über einen wochenlangen Zeitraum niemanden.

Doch kommen wir einmal zurück zu der ursprünglichen Geschichte. Unsere Hausbesitzerin erhielt ein Schreiben eines Herrn Thomas E.. Dieser Thomas E. ist Laut unseren Recherchen, 1928 in der Gemeinde Obereidisch in Siebenbürgen (Rumänien) geboren und im Oktober 2017 verstorben.

Laut der Webseite, ee-erbenermittlung.de, gründete ein Thomas E. 2003 im fränkischen Hemhofen das Unternehmen. Über 100 Mitarbeiter sollen im Unternehmen beschäftigt sein bzw. für dieses arbeiten. Auf dem Bild der Homepage findet sich ein Portrait des Herrn Thomas E..

Doch dieser Thomas E. konnte Jana kaum geschrieben haben. Somit handelte es sich wohl vielmehr um Georg Thomas E., der vorher unter dem Namen Georg E. in zahlreichen Berichten auf google zu finden ist. Laut den uns vorliegenden Unterlagen, kaufte dieser Georg Thomas E., über die sich in Gründung befindliche Fränkische Immobiliengesellschaft, per Notarvertrag am 03.02.2020, den hälftigen Hausanteil von Reinhardt, zum Preis von 37.500 EUR ab.

Diesen Anteil bot er Jana zum Rückkauf mit mehr als 100% Aufschlag an. Da diese ablehnte, beantragten die Anwälte der Fränkischen Immobiliengesellschaft mbH die Teilungsversteigerung.  Dazu ließ das Unternehmen durch die Firma Re/Max – Sattler Immobilien in St. Goarshausen(Arne Sattler), ein Verkehrswertgutachten erstellen, welches erstaunlich hoch ausgefallen war. Zweifel kamen auf. Das Koblenzer Gericht verfügte ein neues Gutachten, welches den Hauswert voraussichtlich deutlich niedriger einstufen wird.

Würden Sie ein Haus kaufen, welches sie nie gesehen haben? Die Fränkische Immobiliengesellschaft mbH tat genau dieses. Zum Zeitpunkt des Erwerbs des Anteils vom Ex-Mann unserer Jana, gab es weder ein Verkehrswertgutachten noch ähnliches.

War dem Käufer bekannt, dass Reinhard über Jahre hinweg keine Tilgung zum Haus beigetragen hatte? Oder das er keinen Unterhalt für die gemeinsamen Kinder mit Jana zahlte? Gab es einen Zusammenhang mit der Alt-apostolischen Kirche und der Fränkischen Immobiliengesellschaft mbH? All diese Fragen stellten wir in einer schriftlichen Presseanfrage Herrn Georg Thomas E.. Geantwortet hat uns die besagte Düsseldorfer Anwaltskanzlei mit dem Hinweis, dass sie keine Fragen für ihren Klienten beantworten möchte.  Im Gegenteil. Man teilte uns mit, dass man rechtliche Schritte prüfen werde, sofern wir berichten.

Reinhard zahlte vom Erlös des Hausanteils weder Unterhalt noch die offenen Hausraten

Natürlich haben auch wir versucht festzustellen, wie die Verbindung zwischen Reinhard und der Immobiliengesellschaft bzw. Herrn Georg Thomas E. zustande kam. Verbindungen zwischen der Alt-apostolischen Kirche und dem Käufer konnten nicht belegt werden.

Besonders auskunftsfreudig zeigte sich keiner der Beteiligten. Die Presseanfrage an Reinhard blieb ebenso unbeantwortet wie die an den Vorsitzenden der Alt-apostolischen Kirche. Hans-Georg Richter gründete 2007, mit den Aposteln Uwe Jacob und Ingolf Schulz, die Alt-apostolische Kirche in Deutschland.  Ob diese Gelder von Reinhard erhalten haben, konnte nicht geklärt werden. Ist Schweigen wirklich Gold?

Am Ende bleibt eine Zossener Firma, die unter Umständen rechtlich nicht zu beanstanden ist. Die moralische Bewertung ist möglicherweise eine völlig andere. Dazu eine Alt-apostolische Kirche, die ein Schweigegelübde vorzieht und natürlich ein Ex-Ehemann, der gegen christliche Regeln verstößt. Doch wie passt das alles zusammen? Gar nicht…… Und die Moral von der Geschichte? Eine völlig unmoralische Geschichte wo ein vielleicht unzureichendes Recht über die Moral siegen könnte….

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1 Comment

1 Comments

  1. Edgar Breid

    5. August 2021 at 10:39

    Liebe Jana,
    alles liest sich wirklich wie ein Krimi, obwohl es absolute Realität ist.
    Ich wünsche Dir und Deinen Kindern viel Kraft bei der Bewältigung dieses Komplexes und hoffe auf einen positiven Ausgang für Euch!
    Liebe Grüße und bleibt gesund.
    Edgar Breid

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VG Nastätten

Oktobermarkt Miehlen: Drei Tage Ausnahmezustand im Blauen Ländchen Tausende Besucher feiern den wohl größten Umzug im Rhein-Lahn-Kreis

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Foto: BEN Kurier
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MIEHLEN Wenn Miehlen feiert, dann richtig. Drei Tage lang herrschte Ausnahmezustand in der kleinen Gemeinde im Blauen Ländchen. Der traditionelle Oktobermarkt lockte wieder Tausende Besucher an, mit Kirmes, Musik, Rummel und einem Umzug, der längst der Größte in der Region ist.

Bereits am Freitagabend wurde das Festzelt zur Partymeile. »Heute Abend ist hier Livemusik mit Bounce«, berichtete Bärbel Christ, Vorsitzende des Marktausschusses Miehlen. »Unser Team besteht aus vielen Ehrenamtlichen, die sich um alles kümmern, vom Aufbau über Werbung bis hin zur Kerbejugend. So läuft die Kerb reibungslos.«

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Ein Fest für die ganze Familie

Am Samstag und Sonntag zeigte sich Miehlen von seiner besten Seite. Sonne, milde Temperaturen und fröhliche Gesichter prägten das Bild. »Das Bier schmeckt, das Wetter ist trocken, einfach ein sehr gelungener Oktobermarkt 2025«, freute sich Kevin Hermes von Hermes Elektrotechnik.

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Auch Ortsbürgermeister André Stötzer war begeistert: „Wir haben ein tolles Programm mit vielen Highlights, vom Riesenrad bis zur Typisierungsaktion für Leukämie. Unser Festzug ist mittlerweile einer der größten in der Region.“ Am Kerbesonntag erreichte der Oktobermarkt seinen Höhepunkt: Rund 25 Wagen und Fußgruppen zogen durch die Straßen, ein farbenfrohes Spektakel, das selbst in Karnevalshochburgen Eindruck machen würde.

Mit dabei waren die Motorradfreunde Miehlen, die Kerbejugend, Gruppen aus Holzhausen und Singhofen, die »Echte Fründe« aus Dachsenhausen, zwei Spielmannszüge sowie der Fanfarenzug Koblenz-Karthause. Auch die Kinder der Mühlbachschule liefen begeistert mit.

Besonderes Aufsehen erregten die Highland Games Gruppe Hainau, die stilecht Baumstämme hievte, sowie die Theatergruppe Die Mühlbacher, die mit einer Aerobic-Show im Stil der 80er-Jahre begeisterte. Die Damen von Swish kamen kurzerhand als Basketballkörbe, der MGV trat als Tauchergruppe auf, und die Jungen Bouwe rollten mit einem Formel-1-Wagen durch die Menge. Dazu gab es Musik vom Spielmannszug Singhofen und viele kreative Ideen mehr, sogar ein Monopoly-Wagen war zu sehen.

„Wir fühlen uns einfach wohl in Miehlen“

»Unser Volksfest ist wie jedes Jahr großartig«, freute sich Cedric Crecilius von der Jungen Union Rhein-Lahn. »Das Wetter hat gehalten, was will man mehr? In Miehlen fühlt man sich einfach wohl.« Marktmeister Marcus Neurohr lobte das Engagement hinter den Kulissen: „Wir kümmern uns um alles, von den Fahrgeschäften über die Stände bis zur Sicherheitsabnahme. Während des gesamten Festes sind wir ständig im Einsatz.

Ob Breakdance, Autoscooter oder Riesenrad, der Vergnügungspark ließ keine Wünsche offen. Entlang der Straßen reihten sich Marktstände mit regionalen Produkten, Süßigkeiten und deftigen Speisen. Im Festzelt sorgten die Mühlbachtaler um Lokalmatador Juchi für ausgelassene Stimmung. Und selbst nach drei Tagen Feiern war die Stimmung ungetrübt. »Alles friedlich, alles fröhlich«, hieß es unisono von den Veranstaltern.

Nach dem Fest ist vor dem Fest

Kaum ist der letzte Ton verklungen, blicken viele schon nach vorn: »Am 23. Oktober geht’s weiter, dann feiern wir in Nastätten«, kündigte Marktmeister Silas Villmann an. »Heute Miehlen, in zwei Wochen das Blaue Ländchen wieder im Ausnahmezustand!«

Der Miehlener Oktobermarkt 2025 zeigte einmal mehr, was ehrenamtliches Engagement und Dorfgemeinschaft bewirken können: Ein Fest voller Lebensfreude, Tradition und Herzblut. made in Miehlen.

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Gesundheit

„Ich stehe allein da“: Patient verzweifelt nach Schließung des MVZ Galeria Med in Nastätten Leser schildert seine vergebliche Suche nach der eigenen Patientenakte

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NASTÄTTEN Nachdem das Medizinische Versorgungszentrum Galeria Med in Nastätten zum 1. Oktober seine Türen geschlossen hat, beginnt für viele ehemalige Patienten ein Spießrutenlauf. Während die Kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz (KV RLP) den Wegfall der Praxis mit einem mobilen Arztmobil zu überbrücken versucht, bleiben viele Betroffene ohne Zugang zu ihren medizinischen Unterlagen – und damit ohne wichtige Informationen für ihre weitere Behandlung.

Wie schwierig die Lage tatsächlich ist, zeigt ein Schreiben eines Bürgers aus der Verbandsgemeinde Nastätten, der sich hilfesuchend an den BEN Kurier gewandt hat. Er fühlt sich im Stich gelassen, von allen Seiten.

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»Die neue Praxis, die mich übernehmen möchte, benötigt meine Patientenakte. Doch niemand kann mir sagen, wo sie ist oder wie ich sie bekomme«, schildert der Mann seine Erfahrung. »Die KV konnte mir telefonisch nicht helfen, der Insolvenzverwalter ist im Urlaub, und das verbliebene Personal weiß von nichts. Ich solle mich gedulden.«

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Auch die elektronische Patientenakte (e-PA), die eigentlich eine digitale Lösung bieten soll, hilft ihm nicht weiter. „In meiner neuen Praxis funktioniert das System noch nicht„, so der Betroffene. „Man hätte mir mit der E-Mail des Insolvenzverwalters weiterhelfen können, aber die hatte ich schon, ohne zu wissen, dass es sich um den Insolvenzverwalter handelt.

Nach Informationen des BEN Kuriers ist die rechtliche Lage kompliziert: Bei einer Praxisinsolvenz geht das Eigentum an den Patientenakten grundsätzlich an den Insolvenzverwalter über, der für deren sichere Verwahrung und spätere Herausgabe zuständig ist. Doch die Kommunikation zwischen Verwalter, KV und Nachfolgepraxen scheint in diesem Fall nicht immer zu funktionieren.

Verzweifelt wandte sich der Patient erneut direkt an die KV, doch auch dort stieß er auf eine Mauer der Zuständigkeiten. »Die KV erklärte mir, sie könne nichts tun. Der Insolvenzverwalter sei zuständig, aber der war nicht erreichbar. Ich habe mehrfach angerufen, doch niemand wusste etwas.« Weiter monierte der Bürger die öffentliche Kommunikation der Praxis und der jetzigen Verantwortlichen: »In der Amtsblattausgabe Blaues Ländchen aktuell vom 8. Oktober steht, man solle sich telefonisch an die Praxis oder an die KV wenden. Aber die Praxis ist längst geschlossen, und die KV verweist auf fehlende Möglichkeiten. Wie soll das gehen?«

Inzwischen hat er zwar einen Termin im Arztmobil der KV erhalten, doch die Skepsis bleibt: »Ich bin gespannt, wie das funktionieren soll, wenn man dort keine Einsicht in meine bisherigen Befunde hat. So kann doch keine durchgehende Behandlung stattfinden.«

Sein Fazit fällt ernüchternd aus: „Es ist traurig, dass man als Patient nach so einer Insolvenz völlig auf sich allein gestellt bleibt. Ein bisschen mehr Verantwortung, Organisation und Transparenz wäre wünschenswert – für alle, die einfach nur ärztliche Hilfe brauchen.“ Der Fall zeigt beispielhaft, wie schwierig die Situation für viele Betroffene derzeit ist.
Während die Praxis geschlossen und die Abläufe ungeklärt sind, bleibt für die Patienten vorerst nur die Hoffnung, dass sich bald eine Lösung für den Zugang zu ihren Unterlagen findet.

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VG Bad Ems-Nassau

Wenn Heimat schmeckt: Genussmarkt im Limeskastell begeistert Besucher

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POHL Zum fünften Mal lockte der Genussmarkt „Lokal & Lecker“ am vergangenen Wochenende zahlreiche Besucher in das Limeskastell. Mehr als 1500 Gäste strömten auf das Gelände und ließen sich an den rund 25 Ständen von der kulinarischen und handwerklichen Vielfalt der Region begeistern.

Ob Honig mit Nussgeschmack oder Blaubeere vom Imker aus Pohl, Wein vom Weingut Massengeil-Beck aus Obernhof oder das inzwischen legendäre Kaküpurasa der Familie Heymann aus Dornholzhausen, die Auswahl war groß und spiegelte eindrucksvoll das Motto »Lokal & Lecker« wider. Auch Ziegenkäse, selbstgemachter Eierlikör und kunsthandwerkliche Erzeugnisse fanden großen Zuspruch bei den Besuchern.

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Organisator Uli Pebler aus Nassau zeigte sich sichtlich zufrieden mit der Resonanz: »Alle, die heute hier im Limeskastell sind, heiße ich herzlich willkommen. Wir haben den fünften Markt hier und ich bin begeistert über die Besuchszahl. Das Wetter spielt mit, und die Vielfalt der Stände ist großartig. Von der Kreativwerkstatt der Stiftung Scheuern über regionale Weingüter bis hin zu einem römischen Gastmahl mit 14 Gängen, hier ist für jeden etwas dabei.«

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Auch Uwe Bruchhäuser, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bad Ems-Nassau, ließ es sich nicht nehmen, über den Markt zu schlendern: »Ich bin jedes Jahr hier und schaue mir gerne an, was es Neues gibt. 25 Aussteller sind vertreten, und ich werde mir gleich noch einen Kürbis kaufen, um zu Hause eine Suppe zu machen. Mein Dank gilt den Organisatoren, die hier Jahr für Jahr eine so tolle Veranstaltung auf die Beine stellen.«

Für ein besonderes Erlebnis sorgte das »römische Gastmahl«, bei dem Besucher in die kulinarische Welt der Antike eintauchen konnten. Eine »Cena«, wie das traditionelle römische Festmahl genannt wird, bestand aus mehreren Gängen mit typischen Zutaten und Gewürzen jener Zeit – frisch zubereitet und mit historischen Erläuterungen serviert.

Mit einem Augenzwinkern zeigte sich auch Landrat Jörg Denninghoff als echter Genießer. Nachdem er eine Flasche Eierlikör gekauft hatte, verstaute er sie kurzerhand in seiner Jacke. »Ich brauche jetzt noch eine Tasche, damit das Ganze etwas professioneller aussieht«, sagte er schmunzelnd.

Auch für Kinder war gesorgt: Der Ponyhof aus Schweighausen bot Ponyreiten an, was bei den kleinen Gästen besonders beliebt war. Prof. Thomas Steffen vom Förderkreis Limeskastell Pohl zog am Nachmittag ein positives Fazit: »Wir haben zwar etwas bedecktes Wetter, aber einen hervorragenden Besuch. Ich schätze rund 1500 Gäste. Unsere Aussteller sind gut gelaunt und zufrieden. Die Besucher sind begeistert von der Vielfalt der Produkte.«

So endete der Genussmarkt im Limeskastell Pohl mit zufriedenen Gesichtern, vielen regionalen Spezialitäten und der Vorfreude auf das kommende Jahr. Schon jetzt steht fest: Am zweiten Sonntag im Oktober 2026 heißt es wieder „Lokal & Lecker“ im Limeskastell Pohl.

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