Rhein-Lahn-Kreis
Wie eine Lierschiederin Haus und Hof verlieren wird – Unfassbare Story
LIERSCHIED Mehr wie vier Monate recherchierte der BEN Kurier intensiv für die folgende Geschichte. Frühzeitig versuchte eine Düsseldorfer Anwaltskanzlei, mit Drohgebärden und Einschüchterungsversuchen, den folgenden Artikel auf Biegen und Brechen zu verhindern. Und das ist verständlich denn das Ergebnis der langwierigen Recherche liest sich wie ein unfassbar schlechter Krimi.
Und das sind unsere Protagonisten: Eine Kirche, die wie eine Sekte agiert, eine Erbenermittlung, welche die Frau um Haus und Hof bringen wird und ein ehemaliger Ehemann der die Familie einsperrte und sich Jesus nennt. Verrückt? Sicherlich! Aber die nun folgende wahre Story sprengt das Unfassbare…..
Blicken wir einmal in die 90er Jahre auf ein junges und (noch) glückliches Ehepaar zurück. Alles schien so perfekt zu sein. Vier gemeinsame Kinder und ein schönes, wenn auch vollfinanziertes, Einfamilienhaus in der kleinen Ortsgemeinde Lierschied.
Reinhard tritt der Alt-Apostolischen Kirche bei und glaubte der wahrhaftige Jesus zu sein
Finanziell ging es ihnen nicht schlecht. Jana betreute die Kinder und ging nebenbei ihrer künstlerischen Tätigkeit nach und ihr Mann Reinhard war beruflich ein erfolgreicher Klavierbauer. Eine perfekte Idylle wie man sie aus zahlreichen kitschigen Telenovelas her kennt.
Doch nach der Jahrtausendwende änderte sich alles. Ihr Mann Reinhard war seinerzeit keineswegs ein gottesfürchtiger Mensch gewesen. Der religiöse Glauben spielte in der Familie lediglich eine untergeordnete Rolle.
Und das wäre vermutlich auch so geblieben, wenn ihr Mann nicht in die Fänge der Alt-apostolischen Kirche (AAG) geraten wäre. Diese Gemeinde ist eine Abspaltung von der Neuapostolischen Kirche. Sie nennen sich Propheten, Apostel oder auch einmal Priester. Nach dem 2ten Weltkrieg hatten sie weniger als 40 Mitglieder. Zeitweilig wurde diese in Teilen von Deutschland gänzlich aufgelöst. Mitte der 70er Jahre erstarkte sie wieder und umfasst heute wieder geschätzte fünf Gemeinden um den Stamm-Apostel Hans-Georg Richter.
Anfangs besuchte Reinhard nur selten die Veranstaltungen der Alt-apostolischen Kirche. Doch immer wenn er nach Hause kam, war er wie ausgewechselt, wie uns Jana berichtete. Er wirkte nachdenklich aber auch euphorisiert. Und er versuchte seine Begeisterung mit der Familie zu teilen.
Zunächst fand die Ehefrau den Lebenswandel ihres Mannes nur befremdlich, doch umso häufiger er mit den Propheten und Aposteln der Alt-apostolischen Gemeinde zu tun hatte, desto mehr veränderte er sich. Reinhard versuchte seine Familie zu bekehren. Er sprach vom wahrhaftigen Teufel und glaubte daran, der personalisierte Jesus zu sein.
Immer häufiger trafen sich Anhänger der Alt-apostolischen Gemeinde im Hause der jungen Familie und versuchte diese für ihren Glauben zu begeistern. Doch die Mutter war zu diesem Schritt nicht bereit.
Ex-Mann sperrte die Kinder und Frau ins Haus ein
Reinhard veränderte sich immer mehr. Er wurde aggressiv, schrie seine Kinder und Frau an und es kam zu ersten Handgreiflichkeiten. Wer war dieser Mann? Jana erkannte ihren Gatten nicht mehr wieder. Den Kampf der glücklichen Telenovela Familie hatte sie längst verloren. Und ihren Mann? Der gehörte längst der Alt-apostolischen Gemeinde. Ihn konnte sie nicht mehr retten, aber ihre Kinder.
Und diese mussten erst noch durch die Hölle gehen bevor es besser werden sollte. Ihr Mann sperrte die Frau und Kinder über Wochen im Haus ein. Jana beschrieb dem BEN Kurier gegenüber, welche Ängste sie und die Kinder durchlebten. Doch dafür gibt es keine richtigen Worte. Zusammengekauert in einem kleinen Raum. Horchend ob der Mann die Treppe hinunterkommt. Flucht? Mit Kleinkindern?
Innerlich schmiedete sie waghalsige Pläne für einen Ausweg. Es vergingen Wochen bevor sie endlich die Flucht mit den Kindern wagen konnte. Reinhard schlief offenbar tief und fest. Auf leisen Sohlen packte Sie das Nötigste und floh mit den vier Kindern durch das Fenster.
All dieses könnte schon Stoff für einen kleinen Krimi sein. Ein wenig ausschmücken würde reichen für einen abendfüllenden Thriller. Mann gerät in die Fänge einer obskuren Kirchengemeinde, Frau flieht mit den Kindern usw. Schon nicht schlecht doch es sollte noch viel schlimmer kommen.
Ex-Mann zahlte über Jahre keinen Unterhalt oder Raten für das gemeinsame Haus
Gehen wir einen kleinen Schritt weiter in die Zukunft nach dem Entkommen aus dem Haus. Der Mann verließ endlich das gemeinsame Heim und Jana zog mit den Kindern wieder ein.
Und raten Sie einmal wie es um die gemeinsamen Raten für das vollfinanzierte Haus stand? Sie liegen absolut richtig. Nichts zahlte er für das gemeinsame Haus. Und den Unterhalt für die gemeinsamen Kinder? Sie können es sich denken. Und wie wäre es mit ein wenig Sarkasmus? Auf wunderliche Weise geriet der Mann in eine schwierige finanzielle Situation. An dem Tag, wo er für die leiblichen Kinder Unterhalt bezahlen sollte, verringerte der Arbeitgeber das Gehalt von Reinhard, von 3000 EUR netto auf 2000 EUR netto. Natürlich nur ein Zufall oder?
Bis zum heutige Tage zahlte der Ex – Mann unserer Jana keinen einzigen Cent Unterhalt. Mittlerweile läuft ein Strafverfahren in der Sache gegen Reinhard, welches von der Staatsanwaltschaft Koblenz unter dem Aktenzeichen 2010 Js 65339/20 erfasst wurde.
Raten für das Haus? Die finanzierte, seit dem Auszug vom Ex-Mann, ausschließlich die Ehefrau. Wir reden hier vom Jahre 2008. Die rechtskräftige Scheidung erfolgte 2011. Somit sprechen wir über 12 Jahre, in denen Jana völlig alleine für den Unterhalt der Kinder und die hohen Raten des Hauses aufkam.
Gelder für nötige Reparaturen am Gebäude waren nicht drin. Es entstand Unterhaltungsstau. Und das Leben unserer Probandin war keineswegs einfach. Ihr Ex-Mann war der Hauptverdiener gewesen.
Jana stand ohne alles da. Ein Schicksal, welches sie mit vielen alleinstehenden Müttern teilt. Aber sie gab nie auf. Im Gegenteil. Wieder einmal kämpfte sie vehement gegen ihr Schicksal an. Sie versuchte ihren Kinder mit dem Nötigsten zu versorgen. Ihnen sollte es gut gehen. Sie sollten nicht merken, wie schlecht es ihnen finanziell ging. Jana gönnte sich nichts mehr. An jeder möglichen Ecke für sich sparte sie ein. So etwas gibt es nicht in Deutschland? Da ist Jana leider kein Einzelfall. So einige Mütter leben nach einer Trennung am Existenzminimum. Natürlich gibt es Arbeitsämter und Tafeln aber auch Scham und Selbstverzicht.
Als Künstlerin, musste Jana sich erst einen Namen machen. So verkaufte sie auf einschlägigen Trödelmärkten ein wenig Kleinkunst um den Lebensunterhalt zu sichern. Heute braucht Jana das nicht mehr. Sie hat sich einen Namen in der regionalen und überregionalen Kunstszene gemacht. Das ist das Ergebnis einer langen und entbehrlichen Reise.
Mit Reinhard hatte sie keinen Kontakt mehr. Er ist mehr oder minder untergetaucht. Eine postalische Adresse gab es in Wiesbaden. Mittlerweile wohnt er in Neukieritsch. Schreiben beantwortete er nicht. Auch den Kontakt zu den Kindern brach er 2008 ab. Keine Weihnachts- oder Geburtstagskarte. Nichts. Damit hatten sich die Kinder und Jana längst abgefunden. Doch im Februar 2020 holte sie die Vergangenheit wieder ein.
Fränkische Immobiliengesellschaft mbH kaufte hälftigen Hausanteil
An diesem Tag erreichte sie von einem Herrn Thomas E. eine folgenschwere E-Mail. Dieser teilte Jana mit, dass eine Fränkische Immobilien GmbH in Gründung (i.Gr.), den hälftigen Hausanteil von Reinhard gekauft habe und sich der Grundbucheintrag ändern würde.
Doch wie war das möglich? Ihr Ex-Mann versuchte bereits 2011 seinen Hausanteil zu verkaufen. Genau das konnte er nicht denn er zahlte weder Abtrag noch durchgängigen Unterhalt. Eine Teilungsversteigerung wäre auch im Hinblick des Familienschutzes unmöglich gewesen. Spätestens dann wären die Ansprüche gepfändet worden.
Somit wendete er sich wohl an eine Erben Ermittlung E. GmbH, welche sich im Internet als große Firma präsentierte. Weshalb er sich an die Erben-Ermittlung herantrat, ist unklar.
Wir haben uns die Fränkische Immobilien GmbH und die Erben-Ermittlung einmal genauer angesehen. Beide Firmen haben den Sitz in Zossen an der gleichen Adresse (Marktplatz 7-8). Wurde die Fränkische Immobilien GmbH womöglich nur zu dem Zweck gegründet, um die Immobilienanteile von Reinhard zu erwerben?
Fränkische Immobiliengesellschaft ist in Zossen gemeldet – Einem haus mit mehr als 100 Firmen – Zossen ist bekannt für Briefkastenunternehmen – Eine beliebte Steueroase
Wir haben uns den Firmensitz genauer angesehen. Zossen gilt als Steueroase für Firmen. Bis Anfang des Jahres galt in der brandenburgischen Kleinstadt nur der gesetzliche Mindestsatz von 7 Prozent. Dieser wurde zwischenzeitlich leicht angehoben auf 9 Prozent. In der Nachbarmetropole Berlin werden 14 Prozent fällig. Die Nachforschungen des NDR (ARD) in der TV Sendung Panorama zeigte, dass die Steuertricks möglicherweise nicht immer legal sind. Den Beitrag der ARD finden sie hier.
Die Märkische Allgemeine Zeitung half dem BEN Kurier bei den umfangreichen Recherchen zu der Erbenermittlung E. und Fränkische Immobilien GmbH.
Vor Ort schaute man sich etwas genauer das Gebäude am Marktplatz 7-8 an. Ein kleines Haus mit asiatischer Imbissstube und….. mehr als 100 Firmen. Sie haben richtig gelesen. An der Geschäftsadresse Marktplatz 7-8 haben mehr wie 100 Firmen ihren Sitz gemeldet.
Darunter auch die Erben-Ermittlung E., E. Vermögensverwaltung, E. Verwaltung GmbH und die besagte Fränkische Immobiliengesellschaft mbH (Bild Kopierrechte Märkische Allgemeine Zeitung). Doch wie passt ein Hauptsitz eines fränkischen Unternehmens in Brandenburg zusammen?
Suchen wir nach dem Sitz in Zossen, finden wir erneut die Erben-Ermittlung E. GmbH mit Angabe einer Telefonnummer aber diese deutet auf die Erben-Ermittlung E. GmbH in Hemhofen (Vorwahl: 09195) bzw. Adelsdorf.
Der BEN Kurier hatte mehrere Tests bei der E. Ermittlung in Zossen gemacht. Mal ging es um die Abgabe von Unterlagen oder auch das Paket, welches in der brandenburgischen Kleinstadt am Firmensitz der Fränkischen Immobiliengesellschaft mbH abgegeben werden sollte. Teilweise wurde das Telefonat sofort beendet bzw. mitgeteilt, dass Unterlagen in Zossen nicht zugestellt werden können.
Am Firmensitz in Zossen war nie jemand erreichbar
In dem mit mehr als 100 Firmen besetzten kleinem Gebäude am Marktplatz 7-8 in Zossen, befindet sich auch ein Büroschild zu der E. Erbenermittlung und Fränkischen Immobiliengesellschaft mbH. Antreffen konnte man dort über einen wochenlangen Zeitraum niemanden.
Doch kommen wir einmal zurück zu der ursprünglichen Geschichte. Unsere Hausbesitzerin erhielt ein Schreiben eines Herrn Thomas E.. Dieser Thomas E. ist Laut unseren Recherchen, 1928 in der Gemeinde Obereidisch in Siebenbürgen (Rumänien) geboren und im Oktober 2017 verstorben.
Laut der Webseite, ee-erbenermittlung.de, gründete ein Thomas E. 2003 im fränkischen Hemhofen das Unternehmen. Über 100 Mitarbeiter sollen im Unternehmen beschäftigt sein bzw. für dieses arbeiten. Auf dem Bild der Homepage findet sich ein Portrait des Herrn Thomas E..
Doch dieser Thomas E. konnte Jana kaum geschrieben haben. Somit handelte es sich wohl vielmehr um Georg Thomas E., der vorher unter dem Namen Georg E. in zahlreichen Berichten auf google zu finden ist. Laut den uns vorliegenden Unterlagen, kaufte dieser Georg Thomas E., über die sich in Gründung befindliche Fränkische Immobiliengesellschaft, per Notarvertrag am 03.02.2020, den hälftigen Hausanteil von Reinhardt, zum Preis von 37.500 EUR ab.
Diesen Anteil bot er Jana zum Rückkauf mit mehr als 100% Aufschlag an. Da diese ablehnte, beantragten die Anwälte der Fränkischen Immobiliengesellschaft mbH die Teilungsversteigerung. Dazu ließ das Unternehmen durch die Firma Re/Max – Sattler Immobilien in St. Goarshausen(Arne Sattler), ein Verkehrswertgutachten erstellen, welches erstaunlich hoch ausgefallen war. Zweifel kamen auf. Das Koblenzer Gericht verfügte ein neues Gutachten, welches den Hauswert voraussichtlich deutlich niedriger einstufen wird.
Würden Sie ein Haus kaufen, welches sie nie gesehen haben? Die Fränkische Immobiliengesellschaft mbH tat genau dieses. Zum Zeitpunkt des Erwerbs des Anteils vom Ex-Mann unserer Jana, gab es weder ein Verkehrswertgutachten noch ähnliches.
War dem Käufer bekannt, dass Reinhard über Jahre hinweg keine Tilgung zum Haus beigetragen hatte? Oder das er keinen Unterhalt für die gemeinsamen Kinder mit Jana zahlte? Gab es einen Zusammenhang mit der Alt-apostolischen Kirche und der Fränkischen Immobiliengesellschaft mbH? All diese Fragen stellten wir in einer schriftlichen Presseanfrage Herrn Georg Thomas E.. Geantwortet hat uns die besagte Düsseldorfer Anwaltskanzlei mit dem Hinweis, dass sie keine Fragen für ihren Klienten beantworten möchte. Im Gegenteil. Man teilte uns mit, dass man rechtliche Schritte prüfen werde, sofern wir berichten.
Reinhard zahlte vom Erlös des Hausanteils weder Unterhalt noch die offenen Hausraten
Natürlich haben auch wir versucht festzustellen, wie die Verbindung zwischen Reinhard und der Immobiliengesellschaft bzw. Herrn Georg Thomas E. zustande kam. Verbindungen zwischen der Alt-apostolischen Kirche und dem Käufer konnten nicht belegt werden.
Besonders auskunftsfreudig zeigte sich keiner der Beteiligten. Die Presseanfrage an Reinhard blieb ebenso unbeantwortet wie die an den Vorsitzenden der Alt-apostolischen Kirche. Hans-Georg Richter gründete 2007, mit den Aposteln Uwe Jacob und Ingolf Schulz, die Alt-apostolische Kirche in Deutschland. Ob diese Gelder von Reinhard erhalten haben, konnte nicht geklärt werden. Ist Schweigen wirklich Gold?
Am Ende bleibt eine Zossener Firma, die unter Umständen rechtlich nicht zu beanstanden ist. Die moralische Bewertung ist möglicherweise eine völlig andere. Dazu eine Alt-apostolische Kirche, die ein Schweigegelübde vorzieht und natürlich ein Ex-Ehemann, der gegen christliche Regeln verstößt. Doch wie passt das alles zusammen? Gar nicht…… Und die Moral von der Geschichte? Eine völlig unmoralische Geschichte wo ein vielleicht unzureichendes Recht über die Moral siegen könnte….
Gesundheit
Millionen für den Erhalt: Wie geht es mit dem Paulinenstift weiter?
NASTÄTTEN Lange Zeit fieberten die Menschen mit dem Paulinenstift, bis der Rhein-Lahn-Kreis die erhoffte Nachricht verkünden konnte: Das Krankenhaus in Nastätten hat eine Zukunft. Wirklich daran gezweifelt hatte kaum jemand, denn die Klinik im Blauen Ländchen ist vom Land als bedarfsnotwendig eingestuft und ihr Verbleib daher nahezu alternativlos.
Bereits frühzeitig versuchte Landrat Jörg Denninghoff, die Sorgen der Bevölkerung und insbesondere der Mitarbeiter zu zerstreuen. Mit großer Anstrengung aller politischen Fraktionen konnte schließlich eine Lösung gefunden werden: Das Paulinenstift bleibt erhalten – zumindest vorläufig. Als Träger bleibt das Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein (GKM) an Bord. Allerdings hat diese Entscheidung einen hohen Preis. Der Rhein-Lahn-Kreis hat sich mit der getroffenen Vereinbarung Zeit erkauft – zu einem hohen Preis, aber einem unerlässlichen. Ein vollständiger Verzicht auf den Träger war in der aktuellen Situation kaum möglich.
Die Idee eines eigenständigen Kreiskrankenhauses hätte womöglich noch höhere Kosten verursacht, denn aktuell profitiert das Paulinenstift von der zentral gesteuerten Verwaltung des Klinikverbundes. Ein Kreiskrankenhaus hätte erst eine eigene Struktur aufbauen müssen, wodurch Einsparpotenziale wie ein zentralisierter Einkauf weggefallen wären. Zudem wären zusätzliche Personalkosten für Verwaltung, Logistik und Verpflegung angefallen.
Hohe Kosten für den Fortbestand
Mehr als drei Millionen Euro jährlich fordert der Klinikverbund, um das Defizit des Paulinenstifts auszugleichen. Solche Verluste sind kein Einzelfall: Zahlreiche kleine Kliniken in Deutschland kämpfen mit finanziellen Schwierigkeiten und werden in Verbünden erhalten, um die Grundversorgung der Bevölkerung sicherzustellen.
Nach der Schließung der Paracelsus-Klinik in Bad Ems und der Reduzierung vieler Abteilungen im Elisabeth-Krankenhaus in Lahnstein, das heute nur noch eine Psychiatrieabteilung unterhält, ist die stationäre Gesundheitsversorgung im Rhein-Lahn-Kreis bereits stark ausgedünnt. Umso wichtiger ist der Fortbestand des Paulinenstifts, das als modernes Krankenhaus einen zentralen Pfeiler der medizinischen Versorgung bildet.
Ein Kreiskrankenhaus bleibt eine schöne, aber teure Vision. Solche Einrichtungen gibt es zwar, sie sind aber die Ausnahme – und die Bürger müssten bereit sein, die damit verbundenen Mehrkosten zu tragen. Daher bleibt der einzig realistische Weg, einen neuen Krankenhausträger zu finden, auch wenn es dafür kaum Bewerber geben dürfte.
Ein Krankenhaus mit langer Tradition
Das Paulinenstift hat eine beeindruckende Geschichte. Bereits 1857 wurde die Stiftung auf Anregung der Herzogin Pauline von Nassau gegründet. Von Beginn an lag der Fokus auf der Pflege kranker und älterer Menschen. 1896 wurde ein Diakonissen-Mutterhaus errichtet, bevor 1904 der Grundstein für das heutige Paulinenstift gelegt wurde.
In den 1960er-Jahren entstand auf dem heutigen Gelände ein neues Krankenhaus. Seit 2003 ist das Paulinenstift in verschiedene Klinikverbünde integriert, zuletzt 2014 durch die Fusion mit dem GKM Mittelrhein. Heute sind rund 150 Mitarbeiter in Nastätten beschäftigt. Jährlich werden dort etwa 3.000 Patienten stationär und rund 9.700 ambulant behandelt. Das Leistungsspektrum umfasst Innere Medizin, Chirurgie, Akutgeriatrie, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Frauenheilkunde, Palliativmedizin und Notfallmedizin.
Polikliniken als mögliche Zukunftsoption
Gesundheitsminister Clemens Hoch betonte die Bedeutung des Paulinenstifts für die Bevölkerung, stellte jedoch klar, dass es sich langfristig nur als sogenanntes Level-1-Krankenhaus halten könnte. Das bedeutet, dass das Paulinenstift eine erste Anlaufstelle für die Behandlung bleibt, während komplexere Eingriffe in spezialisierte Kliniken der Umgebung verlagert würden.
Dabei fiel auch der Begriff der Poliklinik, eine Struktur, die in Ostdeutschland noch weit verbreitet ist. Polikliniken sind medizinische Einrichtungen, die vorrangig der ambulanten Versorgung von Patienten dienen und somit eine Alternative zur klassischen Krankenhausstruktur bieten könnten. In Anbetracht der begrenzten 60 Betten des Paulinenstifts wäre dies eine Option, die in Zukunft weiter untersucht werden muss.
Finanzielle Probleme und intransparente Entscheidungen
Die wirtschaftliche Lage des GKM hat sich in den vergangenen Jahren dramatisch verschlechtert. Schwindelerregende Verluste in zweistelliger Millionenhöhe prägten die Bilanzen. In einem internen Gutachten wurden plötzlich die Standorte Boppard und Nastätten als Kostenfaktoren identifiziert. Die Empfehlung: Schließung dieser Häuser.
Doch waren diese Kliniken tatsächlich die Hauptverursacher der Verluste? Wohl kaum. Vielmehr gibt es bis heute keine vollständige Aufklärung über die genauen Ursachen des finanziellen Desasters. Stattdessen setzte das GKM auf Verschwiegenheit und verpflichtete den Rhein-Lahn-Kreis zu einer Stillschweigeerklärung. Dies bedeutet, dass den Bürgern Informationen vorenthalten wurden, obwohl sie durch Kreisumlagen und Steuern letztlich für die finanzielle Rettung aufkommen müssen. Besonders brisant: Die Hauptgesellschafter des GKM sind der Kreis Mayen-Koblenz und die Stadt Koblenz – trotzdem fehlt eine transparente Offenlegung der Zahlen.
Kostenübernahme als einzig gangbare Lösung
Nach langen Verhandlungen entschied sich der Rhein-Lahn-Kreis, die Kosten für das Paulinenstift – zunächst bis Ende 2025 – zu übernehmen. Doch welche Bedingungen wurden dabei gestellt? Die Transparenz ließ zu wünschen übrig. Zeitweise wirkte es, als solle lediglich ein finanzielles Loch gestopft werden, ohne die wahren Ursachen der Misere offenzulegen.
Obwohl der Kreis nun jährlich Millionen zahlt, bleibt fraglich, ob das Paulinenstift tatsächlich die prognostizierten Verluste verursacht. Falls die realen Kosten niedriger ausfallen, stellt sich die Frage: Bekommt der Kreis dann Geld zurück? Die Antwort dürfte wohl negativ ausfallen.
Fehlendes Interesse an der wirtschaftlichen Stärkung des Standorts
Hinzu kommt, dass das GKM bislang kaum Interesse zeigte, das Paulinenstift wirtschaftlich zu stärken. Statt rentabler Abteilungen oder profitabler Fachbereiche in Nastätten zu etablieren, wurden solche Bereiche gezielt in die großen Standorte nach Koblenz und Mayen verlagert. Dies geschah, obwohl mit dem Paulinenstift ein hochmodernes und leistungsfähiges Krankenhaus in der Region vorhanden ist. Diese Strategie macht es noch schwieriger, den Standort eigenständig tragfähig zu machen.
Fazit: Ein notwendiger Kompromiss
War die Entscheidung des Rhein-Lahn-Kreises ein Erfolg? Sie war zumindest die einzig praktikable Lösung, um Zeit zu gewinnen und eine Schließung abzuwenden. Die Zahlungen sind befristet, und bis Ende 2025 muss eine nachhaltige Perspektive gefunden werden. Der Kreis hat sich in eine starke Position gebracht: Sollte die finanzielle Unterstützung eingestellt werden, bleibt dem GKM kaum eine Wahl, als das Paulinenstift freizugeben.
Eines steht fest: Ein Level-1-Krankenhaus ist für die Region unverzichtbar. Das Paulinenstift bleibt erhalten – doch die Bedingungen müssen neu verhandelt werden. Ein neuer Träger, ein durchdachtes Konzept und eine gerechte Finanzierung könnten die Zukunft des Hauses langfristig sichern.
VG Bad Ems-Nassau
Bierhäuser Gemeinschaft“ übergibt Spende an Ortsgemeinde sowie Kita St. Georg Arzbach
ARZBACH Im Wege eines „Bierhäuser Weihnachtsmarktes“ hatte eine Interessengemeinschaft der Anwohner des Bereiches „Bierhaus“ Ende November 2024 erfolgreich Geld für einen guten Zweck gesammelt oder besser gesagt, für mehrere gute Zwecke.
Schon auf dem entsprechenden Plakat war angekündigt worden, dass der Erlös der Veranstaltung zum einen an die Ortsgemeinde für den „St. Martin Umzug“ 2025 gespendet werden sollte sowie zum anderen an die Kindertagesstätte St. Georg Arzbach.
Am 27. 01.2025 war es dann so weit. Birgit Müller, Sprecherin der Bierhäuser Gemeinschaft, welche von Frau Dagmar Eder begleitet wurde, übergab der Leiterin der Kita St. Georg, Frau Pirkko-Rabanna Gerhardt, einen Betrag in Höhe von 300,00 €. Im Anschluss konnte sich Ortsbürgermeister Poetzsch über einen Betrag in Höhe von 500,00 € für den St. Martin Umzug 2025 freuen.
Sowohl die Leiterin der Kita als auch der Ortsbürgermeister zeigten sich hocherfreut und bedankten sich sehr herzlich bei den „Bierhäusern“ für ihr Engagement und die großzügigen Spenden für die Kinder (pm Klaus Poetzsch, Ortsbürgermeister in Arzbach).
VG Bad Ems-Nassau
Arbeiten beginnen: Dausenau bekommt eine neue Bahnbrücke
DAUSENAU Es geht nun tatsächlich los mit dem Neubau der Bahnbrücke. Wie bereits in letzter Zeit u.a. in der Bürgerinformationsversammlung berichtet, haben alle Beteiligten – ob in der Verbandsgemeinde, Kreisverwaltung, Ingenieurbüros, Baufirmen, der Deutscher Bahn, der örtlichen Ausschüssen und Räten – sich viel Mühe gegeben um zu ermöglichen, dass zumindest die Anfangsarbeiten am Neubau der Brücke während der Komplettsperrung der Bahngleise beginnen können. Dafür möchten wir unseren Dank an dieser Stelle aussprechen.
Nach vielen geleisteten Unterschriften in Vereinbarungen und Verträgen wird die von uns beauftragte Baufirma nun mit der Rammung der Spundwände zeitnah beginnen. Die notwendige temporäre Gleisquerung für das Einsetzen von schwerem Gerät wurde in der letzten Woche hergestellt. Im Zeitraum bis Anfang April hofft die Gemeinde, dass die Firma die vier vorgesehenen Überbau-Fertigbetonteile der Brücke einsetzen wird. In den darauffolgenden Monaten soll man weitere Arbeiten an der Brücke ohne längere Sperrung der Gleise ausführen können.
Für etwaige Lärmbelästigung und Verschmutzung der Straßen möchten wir uns bereits jetzt entschuldigen und um Verständnis bei den Anwohnerinnen und Anwohnern bitten. Die Arbeiten werden überwiegend tagsüber erfolgen, somit wird weitestgehend keine Arbeit während der nächtlichen Ruhe stattfinden. Der vorübergehende Wegfall von einigen Stellplätzen am Parkplatz Kappesfeld zugunsten der Baustelle lässt sich leider nicht vermeiden (pm Michelle Wittler, Ortsbürgermeisterin in Dausenau).
-
Allgemeinvor 3 Jahren
Rhein-Lahn-Kreis feiert 1. Mai – Wir waren in Dornholzhausen, Nievern, Hirschberg und Fachbach – Video im Beitrag
-
VG Loreleyvor 4 Jahren
VG Loreley bietet Sommerfreizeit für Kinder aus den Flutgebieten
-
Koblenzvor 3 Jahren
Koblenz beschließt neue Baumschutzsatzung
-
Schulenvor 3 Jahren
VG Bad Ems-Nassau investiert in die Sanierung der Turnhalle der Freiherr-vom-Stein Schule Bad Ems
-
VG Nastättenvor 7 Monaten
Landwirt hat Tiere nicht im Griff: Kühe brechen immer wieder auf den Segelflugplatz Nastätten aus
-
Gesundheitvor 2 Jahren
Pflegekammer RLP muss Beiträge an Mitglieder erstatten!
-
Rechtvor 11 Monaten
Gnadenhof Eifel in Harscheid: 51 alte und kranke Hunde sollen ihr Zuhause verlieren!
-
VG Nastättenvor 3 Jahren
Aus für Endlichhofmilch? Zellmanns Birkenhof in Endlichhofen meldet Insolvenz an!
Edgar Breid
5. August 2021 at 10:39
Liebe Jana,
alles liest sich wirklich wie ein Krimi, obwohl es absolute Realität ist.
Ich wünsche Dir und Deinen Kindern viel Kraft bei der Bewältigung dieses Komplexes und hoffe auf einen positiven Ausgang für Euch!
Liebe Grüße und bleibt gesund.
Edgar Breid