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VG Bad Ems-Nassau

Nassau vor 75 Jahren

NASSAU – Rhein-Zeitung fragt: „Soll Nassau Kur- oder Industriestadt werden?“

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Nassau vor 75 Jahren – Wirtschaftlicher Aufbau mit Weitblick Rhein-Zeitung fragt: „Soll Nassau Kur- oder Industriestadt werden?“

NASSAU Die Verwüstungen in der Stunde Null des Jahres 1945 waren erdrückend. Die Kernstadt in Trümmern, mittendrin das Rathaus, schwer getroffen, die Verwaltung außer Kraft gesetzt. In dieser Lage nahmen ehrenamtlich tätige Bürger als Bürgermeister, Stadtdirektor, Gemeinderat und als Mitglieder in den städtischen Kommissionen das Heft des Handelns in die Hand.

Neben dem Wiederaufbau drängte die wirtschaftliche Neuordnung. „Soll Nassau Kur- oder Industriestadt werden?“ fragte die Rhein-Zeitung im November 1948. Die Verantwortlichen gingen mit Weitblick ans Werk.

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Fremdenverkehr bleibt Standbein

Das „Kurhaus Bad Nassau“, ehedem über die Grenzen hinaus bekannt und für die Stadt von großer wirtschaftlicher Bedeutung, fiel als Magnet für Kurgäste aus. Jedoch hatte sich im Osten der Stadt ein Erholungsheim, das „Duisburger Heim“, und im Westen ein Sanatorium, das „Kölner Heim“, etabliert. Nach kriegsbedingter Nutzung dienten beide Häuser ab Juni 1949 wieder ihrem eigentlichen Zweck.

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Die Zahl an Gästen, die nahezu auf Null gesunken war, stieg erneut an. In 1950: 2.295 Gäste (30.739 Übernachtungen); in 1952: 5.052 Gäste (70.677 Übernachtungen); in 1955: 7.984 Gäste (92.647 Übernachtungen). Die Zahl des Jahres 1930 mit Kurhaus: 12.674 Gäste (122.000 Übernachtungen), wurde erstmals im Jahr 1957 wieder erreicht. Maßgeblich dürfte die Eröffnung des Schullandheims der Düsseldorfer Realschulen, das 100 Schülerinnen und Schülern Erholung bot, gewesen sein.

Die Stadt war bestrebt, den Gästen den Aufenthalt angenehm zu gestalten. War die Innenstadt noch stark gezeichnet, luden die Anlagen bereits mit reichem Blumenflor und bequemen Ruhebänken zum Verweilen ein, so der Nassauer Anzeiger im Dezember 1950. „Über 30 Gaststätten, Pensionen und Erholungsheime sind aufnahmebereit für die Kurgäste“, schreibt Stadtarchivar Dr. Hugo Rosenberg.

Ein Musikpavillon im Kurpark als „kurfördernde Einrichtung“ und eine Kurkapelle – Klavier, 2 Violinen und Cello – unterstreichen die touristischen Bemühungen. Bereits im März 1949 hatte der Stadtrat dem Antrag des Verkehrsvereins zugestimmt, die Flussbadeanstalt wieder herzustellen und die Stelle eines Bademeisters auszuschreiben. Das „Luft-, Sonnen- und Strandbad“ in der „Berger Krümme“ war die Attraktion in einer vergnügungsarmen Zeit.

Eine glückliche Synthese: Industrie- und Kurstadt

Der Fremdenverkehr alleine brachte nicht genügend Arbeitsplätze, um den Strom von Heimkehrern und Flüchtlingen zu beschäftigen. Akribisch ging die Stadt jeder Anfrage nach. Da klopfte ein Spezial-Wurst- und Fleischwarenfabrikant namens Gärtner an die Tür. Landrat Meyer-Delvendahl empfahl einen gut fundierten Holzverarbeitungsbetrieb. Der Inhaber, „ein absolut tüchtiger Geschäftsmann“, so der Landrat, stellte dem Standort Nassau „das beste Zeugnis“ aus. Auch wenn diese Ansiedlungen scheiterten, immer war die Parole im Stadtrat: „Wir müssen den Erwerbslosen Arbeit schaffen“.

Als erster Erfolg ist die Ansiedlung der Firma Friedrich Lehmann zu verbuchen. „Alle Auskünfte über diese Firma sind tadellos ausgefallen“, heißt es im Ratsprokoll vom 30. November 1950. Auf dem ehemaligen Gaswerk siedelte sich 1953 die Nassauische Maschinenfabrik an. Im Juli 1954 rollte „mit 21 Bahnwaggons und 12 Lastwagen“ die Firma Kaiser nach Nassau ein. Ein Glücksfall, sollte sich doch fünf Jahre später die Günter Leifheit KG ausgründen. Nach dem Start in der Breitfeld’schen Halle auf der Au entwickelte sich Leifheit rasch zu einem überaus erfolgreichen Unternehmen. Die Stadt wuchs zusehends aus dem Notstand heraus. Nassau ging durch eine glückliche Synthese von Industrie- und Kurstadt Jahren des Wohlstands entgegen.

(Gemeinsame Veröffentlichung des Geschichtsvereins mit dem Stadtarchiv Nassau).

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VG Bad Ems-Nassau

Klein, aber oho: Bad Emser Zeichen für Toleranz und gegenseitigen Respekt

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BAD EMS Nach Nastätten, Katzenelnbogen und Diez fand am gestrigen Samstag auch in Bad Ems eine Veranstaltung für Toleranz und Respekt statt. Dabei war es dem Veranstalter Michael Brüggemann wichtig, dass es nicht gegen, sondern für etwas sein sollte. Zunächst gingen die Teilnehmer friedlich in einem Demonstrationszug durch die Stadt, bevor es auf der Wipsch zu einer Kundgebung kam. Die Dekanin Kerstin Janott betonte, dass es gilt Brücken zu überwinden und es Zeit wird aufeinander zuzugehen.

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Den Anfang aller Reden machte die 1. Kreisbeigeordnete Gisela Bertram. Sie betonte die Vielfältigkeit des Kreises, die es zu erhalten gilt. Gisela Bertram repräsentierte auf der Kundgebung die Bad Emser Mahnwache. Seit zwei Jahren steht sie jeden Montag mit der Ärztin Hildegard Simons und Elisabeth Adam und ihren zahlreichen Mitstreitern an der Martinskirche in der Kurstadt. Eindringlich warnt die 1. Kreisbeigeordnete vor nationalistischen Staaten in der EU.

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Für den Bündnis 90 / Die Grünen Kreiskandidaten Yannik Maass gilt es der AFD Einhalt zu gebieten. Am Tag der Demo in bad Ems wäre der umstrittene Maximilima Krah vom Bundesvorstand der AFD im Rhein-Lahn-Kreis aufgetreten. Der Versammlungsort wurde geheimgehalten. Yannik Maass zitierte menschenverachtende und frauenfeindliche Äußerungen, die der Politiker gesagt haben soll. Momentan steht Maximiliam Krah wegen angeblicher Zahlungen aus Russland an die AFD in der Kritik. Die Generalstaatsanwaltschaft hat Vorermittlungen aufgenommen. Den EU-Wahlkampf hat Krah vorläufig beendet.

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Natalie Brosch: »Ich habe meiner Großmutter versprochen, dass ich niemals schweigen werde und das werde ich einhalten.«

Die irische Ortsbürgermeisterin Michelle Wittler erzählte von den Anfangsschwierigkeiten für sie in Deutschland. Selbst als EU-Bürgerin von der Insel kennt sie Diskriminierung oder Anfeindungen. Sie sprach sich in Ihrer Rede für die Demokratie und der Solidargemeinschaft aus. Eine Spaltung dürfe es nicht geben.

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Der Landtagsabgeordnete Manuel Liguori weiß, was Migration bedeutet. In Deutschland geboren und Kind italienischer Einwanderer. Er ist stolz auf die wehrhafte Demokratie in Deutschland, die es zu verteidigen gilt. Natalie Brosch von der Unabhängigen Liste Bad Ems-Nassau zitierte aus Wilfried Dieterichs Buch »Und ihr habt alle heil geschrien«. Darin wird das grausame Schicksal der jüdischen Familie Straß aus Bad Ems eindrucksvoll geschildert. Am Ende ihrer Rede kam sie ins Stocken und Tränen liefen ihr über die Wange: »Ich habe meiner Großmutter versprochen, dass ich niemals schweigen werde und das werde ich einhalten«, teilte die Nassauerin mit.

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Eine Spaltung darf es nicht geben

Für Claus Eschenauer von der FWG ist die Demokratie schon lange keine Selbstverständlichkeit mehr. Um sie zu erhalten, muss man täglich bereit sein aufzustehen gegen Intoleranz. Die Kreisvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft mahnte vor den Aussonderungsplänen der AFD bei beeinträchtigten Menschen. Dabei warnte sie eindringlich vor den einfachen Lösungen der Rechtspopulisten und erinnerte an das Todesschicksal angeblich behinderter Personen in der Zeit des Nationalsozialismus in Hadamar.

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Für die CDU Rhein-Lahn sprach der stellvertretende Kreisvorsitzende Patrick Becker. Für ihn standen die Vielfältigkeit der Menschen in Toleranz, Einigkeit und Recht im Vordergrund. Ulrike Weiwad-Klenk vom Beirat für Migration und Integration des Rhein-Lahn-Kreises stand die Einbindung der Neubürger im Vordergrund. Sie zeigte auf, dass die Migranten sich in der Gesellschaft für Deutschland einbringen und aktiv mitwirken. Die Wichtigkeit des Beirats wurde sehr deutlich, denn der Beirat setzt sich genau für die Menschen ein, die Rechtspopulisten mit Ausgrenzung oder sogar Remigrationsfantasien ablehnen.

Die zweistündige Veranstaltung beendete der Organisator Michael Brüggemann mit den Worten: »Was Du nicht willst, dass man Dir antut, das füge auch keinem anderen zu.« Der Bürgermeisterkandidat für die Stadt Bad Ems hätte sich durchaus mehr Teilnehmer gewünscht, doch am Ende freute sich Michael Brüggemann auch über etwa 75 Menschen, die auch ohne Werbung im Mitteilungsblatt gekommen waren.

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VG Bad Ems-Nassau

Erster Bad Emser Abendmarkt beigeistert die zahlreichen Besucher

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Foto: BEN Kurier

BAD EMS Am vergangenen Donnerstag fand in Bad Emser der erste Abendmarkt in der Römerstraße statt. Immerhin 14 Standbetreiber präsentierten ihre regionalen Waren oder erlesenen Spezialitäten den zahlreichen Besuchern. Ob Wein aus Obernhof, Senfkreationen oder ligurischer Hochgenuss: eine besondere Vielzahl und Querschnitt der lokalen Anbieter. Das hatte etwas.

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Der Abendmarkt wurde gut angenommen und soll laut dem Stadtbürgermeister Oliver Krügel keine Eintagsfliege sein. In Zukunft wird es immer in der ersten Woche eines Monats den Abendmarkt geben. Ein klein wenig von mediterranem Flair in der Kurstadt. Da freut man sich bereits jetzt auf die Urlaubszeit. Dabei war nicht von Anfang klar, wie die Bad Emser das neue Angebot annehmen würden. So war die Premiere gleichzeitig auch begleitet von ein wenig Lampenfieber bei allen Organisatoren der Veranstaltung.

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Für die neue Marktmeisterin Kerstin Fuchs eine ganz besondere Herausforderung, denn sie musste ein ausgewogenes Angebot der Markteilnehmer zusammenstellen und das war ihr durchaus gelungen. Die Mischung machte den Erfolg aus. Auch die 1. Kreisbeigeordnete freute sich über die neue attraktive Veranstaltung in der Stadt. »Trotz großer Planung wirkt die Veranstaltung spontan«, teilt Gisela Bertram mit. »Dadurch fühlen sich die Menschen wahrscheinlich eher angezogen, als wenn es auf einem Platz aufgebaut gewesen wäre.«

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Ein gelungener Auftakt eines schönen Abendmarktes in Bad Ems. Klasse!

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Gesundheit

Landrat Denninghoff und Stadtbürgermeister Ludwig wenden sich an Minister Hoch

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Foto: BEN Kurier

BAD EMS/NASTÄTTEN Landrat Jörg Denninghoff und Stadtbürgermeister der Stadt Nastätten Marco Ludwig haben sich in einem gemeinsamen Schreiben an Minister Clemens Hoch bezüglich der Thematik rund um das Krankenhaus Nastätten gewandt. Wie der Berichterstattung zu entnehmen war, sollen die Standorte Nastätten und Boppard geschlossen werden. Diese Vorgehensweise erschließt sich Landrat und Stadtbürgermeister nicht.

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Bei einem Liquiditätsdefizit des Gemeinschaftsklinikums von 26 Mio. Euro spielt das Krankenhaus Nastätten mit einem Defizit von rund 2,5 Mio. Euro eher eine untergeordnete Rolle. Des Weiteren hat das Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein den Versorgungsauftrag und kann einen Standort, der laut Minister Hoch bedarfsnotwendig ist, nicht einfach aus dem Verbund des Klinikums lösen.

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Deshalb bitten Landrat und Stadtbürgermeister Minister Hoch um die Moderation der zukünftigen Gespräche, damit die weitere Vorgehensweise kompetent strukturiert wird. Landrat Jörg Denninghoff und Stadtbürgermeister Marco Ludwig sind sich einig: „Der Standort Nastätten ist ein wichtiger Teil der Gesundheitsversorgung im Rhein-Lahn-Kreis. Deshalb muss der Standort Nastätten erhalten bleiben. Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um eine gute Lösung herbeizuführen. Dafür sind wir jederzeit für konstruktive Gespräche bereit.“

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