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Aus für Nastättens „Kneipenpastor“? Evangelische Kirche in Hessen-Nassau verlängert den Vertrag nicht

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Foto: Titus Schlagowsky Copyright Freigabe für den Artikel durch Titus Schlagowsky
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NASTÄTTEN „Titus Schlagowsky ist ein frommer Mann“, teilte der stellvertretende Pressesprecher Stephan Krebs von der evangelischen Kirche in Hessen und Nassau dem BEN Kurier mit. „Dennoch wird die Institution der Kirche keine Beauftragung mehr erteilen…..“ Vom Saulus zum Paulus? Treffender kann man Titus Schlagowsky nicht beschreiben. 1969 wurde er in der ehemaligen DDR in Sachsen geboren. Seine Kindheit erlebte er behütet in einem christlichen Elternhaus. Außerhalb der Familie musste er als Gläubiger Repressalien des sozialistischen Einheitsstaates hinnehmen.

Nach der politischen Wende zog es ihn in den vermeintlich goldenen Westen. Das Ergebnis waren mehrere gescheiterte Beziehungen und eine finanzielle Bauchlandung in der selbständigen Existenz. Später lernte er in Nastätten seine heutige Frau kennen. Diese unterhielt bereits damals eine Kneipe und Cafe im blauen Ländchen. Gut ging es ihnen damals nicht. Der Betrieb war seinerzeit hoch verschuldet und Titus Schlagowsky sah als einzigen Ausweg, die Überstunden der Mitarbeiter in bar auszuzahlen. Das brachte ihm drei Jahre Gefängnisaufenthalt wegen Steuerhinterziehung ein.

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Vom Saulus zum Paulus – Titus Schlagowsky beschreibt in seinem Buch „der Kneipenpastor“ den steinigen Weg zu seinem Weg zu Gott

Schlussendlich war genau dieses der Wendepunkt im Leben des heutigen Prädikanten. In Haft fand er zu Gott zurück. Wahrscheinlich war dieses die Auseinandersetzung mit seinem ureigenen Leben. Ein ergebnisorientiertes Streitgespräch mit dem Schöpfer und seinem eigenen Ich.  Nach der Haft, durchlief er die Ausbildung zum Prädikanten. Diese befähigte ihn, sowohl evangelische Gottesdienste abzuhalten wie auch Taufen durchzuführen. Mittlerweile steht er kurz vor dem Abschluss zum Diakon.

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Von Donnerstags bis Sonntags steht Titus Schlagowsky als Wirt in der Kneipe in Nastätten. Etwa 2010 wurde er von Gästen erstmalig gefragt, ob er sich nicht vorstellen könnte, einen Gottesdienst in der Gaststätte abzuhalten. Frei nach dem Motto: „Hole die Menschen dort ab, wo sie sind….“  Die Kneipengottesdienste wurden zu einem Erfolgsmodell. Doch genau dieses Unterfangen scheint der evangelischen Kirche in Hessen und Nassau ein Dorn im Auge zu sein.

Am 22.12.2021 unterrichtete die Nastättener Pfarrerin Constanze Reif Herrn Titus Schlagowsky in einem Schreiben, dass sie eine Beschwerde über das Verhalten des Prädikanten an das Dekanat und die Kirchenleitung gesendet habe. Dem Kirchenvorstand wäre bekannt geworden, dass der ausgebildeten Laienprediger Gottesdienste in Kneipen feiern würde und sogar einen open Air Gottesdienst planen würde. Diese untersagte die Pfarrerin im Namen des Kirchenvorstandes der evangelischen Kirchengemeinde Nastätten – Buch – Oelsberg dem „Kneipenpastor“.

Pressesprecher der EKHN: „Titus Schlagowsky trägt nicht die vorgeschriebene Kleidung während der Gottesdienste……“

Ausdrücklich wies sie im Schreiben darauf hin, dass ihr Ehemann Pfarrer Christopher Reif ein Telefonat mit Titus Schlagowsky führte, in dem besprochen wurde, dass Gottesdienste nur in Absprache mit dem Kirchenvorstand gehalten werden dürfen. Als Prädikant mit Beauftragung durch die evangelische Kirche Hessen-Nassau, würde der dem Kirchenrecht unterliegen. Auch bei der liturgischen Kleidung habe der Kirchenvorstand ein Mitspracherecht. Ähnlich sieht es er stellvertretende Pressesprecher Stephan Krebs von der evangelischen Kirche in Hessen und Nassau: „Anhand der Kleidung muss Timo Schlagowsky als Beauftragter der Kirche erkennbar sein. Dieses ist leider nicht der Fall.“

Spielt die Kleidung eine solche Rolle? Ist unorthodoxes Auftreten bei jungen Menschen nicht sogar die Eintrittskarte für ein Glaubensgespräch?

Spielt die Kleidung eine solche Rolle? Ist unorthodoxes Auftreten bei jungen Menschen nicht sogar die Eintrittskarte für ein Glaubensgespräch? Wir fragten nach beim stellvertretenden Pressesprecher der EKHN: „Die Bekleidung hat sich über Jahrzehnte in der evangelischen Kirche bewährt und ist ein Symbol unseres Glaubens.“

Während seiner Inhaftierung, arbeitete Titus Schlagowsky beim Gefängnispfarrer und katholischen Diakon Dany als Küster. Dieser teilt auf Nachfrage des BEN Kurier keineswegs die Ansicht der EKHN: „Herr Schlagowsky ist einen beachtenswerten Weg gegangen. Normalerweise wirft man der katholischen Kirche die überholten Strukturen vor. Beispielhaft dafür steht das umstrittene Zölibat welches in der heutigen Zeit immer weniger Anhänger findet. Titus Schlagowsky holt die Menschen dort ab wo sie sind. Dabei sollten die kirchlichen Bekleidungsvorschriften keine Rolle spielen. Für mich ist eine solche Entscheidung der EKHN nicht nachvollziehbar.“

Unternehmen, Gottesdienstbesucher und Einrichtungen setzen sich für Titus Schlagowsky ein

Ähnliches Unverständnis äußerten auch zahlreiche Besucher der unkonventionellen Gottesdienste von Titus Schlagowsky. Einige Einrichtungen sollen bereits angekündigt haben, dass sie sich über die Entscheidung des Dekanat hinwegsetzen wollen. Über die Möglichkeit der sozialen Dienste, wollen sie weiterhin Titus Schlagowsky für Gottesdienste beauftragen. Ein Unternehmer aus Nastätten schrieb an den Kirchenvorstand: „Ich bin fassungslos, enttäuscht und entsetzt. Wie kann es sein, dass eine Pfarrerin einem Kirchenmitglied (*Prädikant Titus Schlagowsky) verbietet, dass Wort Gottes an seine Nächsten zu richten? Fassungslosigkeit macht sich bei mir und den Betroffenen breit und lässt uns am Sinn und Zweck der Kirche in Nastätten zweifeln…..“ Der vom Kirchenpräsident geehrte Manfred Tuttlius aus Wiesbaden gab mittlerweile seine Urkunde zurück und kündigte den Austritt aus der evangelischen Kirche an: „Ich gehöre seit 69 Jahren der evangelischen Kirche an und habe Jahrzehnte ehrenamtlich in Wiesbaden mitgearbeitet im Kirchenvorstand, Küsterdienste bei Vakanz, Schiersteiner Kantorei usw. Der Anlaß meines Schreibens ist die Nichtverlängerung des Prädikantenamtes von Herrn Titus Schlagowsky aus dem Dekanat Nassauer Land. Ich habe Herrn Schlagowsky aus Nastätten kennengelernt, der in bewundernswerter Weise den Glauben verkündet….. Ich kann mit der evangelischen Kirche, so wie sie sich in der *Pandemie entwickelt hat, nicht mehr anfangen (*In Bezug auf Herrn Schlagowsky). Mein Entschluss steht fest: Ich trete aus und schicke die Urkunde zurück, die ich für meine langjährigen Dienste 2001 erhalten habe.“

Nach dem Willen der evangelischen Kirche in Hessen-Nassau soll es keine weitere Beauftragung nach dem 02.09.2022 mehr geben

Dennoch soll es nach dem Willen der evangelischen Kirche in Hessen-Nassau keine weitere Beauftragung nach dem 02.09.2022 mehr geben.  Am 28.01.2022 teilten der Probst Klaus-Volker Schütz und die Dekanin Renate Weigel in einem Schreiben mit, dass der Dienstauftrag als Prädikant der Landeskirche am 03.09.2022 ausläuft und nicht verlängert werden soll. Durch den Dienst von Titus Schlagowsky, wären in den vergangenen Wochen und Monaten erhebliche Verwerfungen und Konflikte entstanden.

Vorgeworfen wird ihm, dass er eigene Überzeugungen im Namen der Kirche verkündet hätte. Außerdem fehle es ihm an mangelnder Selbstreflexion und er würde die Qualitätsstandards der Homiletik nicht einhalten. Homiletik? Diese ist ein Teilbereich der praktischen Theologie und erklärt unter der Einbeziehung von Rhetorik und Kommunikationswissenschaften den theologischen Sinn und die Methoden des Kommunikationsprozesses, den die Predikt darstellt. Vereinfacht gesagt: Die Aufgabe der Homiletik ist es, dass beim Gottesdienstbesucher Veränderungen durch die Predigt in Gang gesetzt werden.

Die Predigten von Titus Schlagowsky versteht jeder. Bewusst wählt er einfache Worte um alle Besucher zu erreichen

Die Predigten von Titus Schlagowsky versteht jeder. Bewusst wählt er einfache Worte um alle Besucher zu erreichen. Mal laut und dann wieder ganz leise. Ein Gottesdienst bei ihm ist anders. Oftmals greift er das aktuelle Zeitgeschehen auf und legt auch einmal den Daumen in die Wunde von möglicherweise verkrusteten Kirchenritualen.

Ohne den Reformator Martin Luther gäbe es keine evangelische Kirche. Reformation bedeutet Erneuerung und im Sinne der Reformen auch Umgestaltung und Verbesserung des Bestehenden. Titus Schlagowsky scheint etwas verändern zu wollen doch genau dem möchte die evangelische Kirche Hessen-Nassau weder folgen noch es zulassen.

Auf Nachfrage des BEN Kurier erklärte die EKHN, dass sie keine weiteren Gespräche in der Sache mehr führen möchte

Der stellvertretende Pressesprecher der EKHN Stephan Krebs beschreibt den Prädikanten als charismatischen Menschen der durchaus seine Anhänger hat. Andererseits spricht er ihm eine egozentrische Haltung auf die Form seiner Andachten zu. Außerdem würde er kaum nach innen mit der EKHN kooperieren. „Titus Schlagowsky verfolge seine eigene Linie“, teilte der Pressesprecher mit. „Nach reiflichen Überlegungen, haben wir uns dazu entschlossen, den befristeten Vertrag nicht weiter zu verlängern. Der Prädikant erfüllt nicht unsere Qualitätsstandards.“

Noch darf der Prädikant in der Stiftung Scheuern, Singhofen oder im Schloss in Laurenburg Gottesdienste abhalten. Doch die Zeit läuft gegen ihn. Die Fronten zwischen den Parteien sind verhärtet. Einerseits steht dort ein Schäfer der auf unkonventionelle Art und Weise seine anvertraute Herde führen möchte. Andererseits will die EKHN das Experiment Titus Schlagowsky nicht mehr ertragen.

Auf Nachfrage des BEN Kurier erklärte die EKHN, dass sie keine weiteren Gespräche in der Sache mehr führen möchte.

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1 Comment

1 Comments

  1. Christa GERHARD

    3. Februar 2022 at 20:12

    Vielen Dank für den Artikel über den Kneipenpastor.
    Er ist sehr gut recherchiert und nicht nur von Seiten der EKHN gesehen und argumentiert.
    Gutes Hinterfragen des Redakteurs!
    Ich kenne Titus Schlagowsky persönlich, habe einige Kneipenandachten miterlebt und finde es toll, kreative Möglichkeiten zu finden, Menschen mit dem Evangelium zu erreichen. Da hingehen, wo die Menschen sind. Ich glaube, das gilt für die Zukunft immer stärker.
    Denn, schauen wir uns doch landesweit die sonntäglichen Besucherzahlen in den evangelischen Gottesdiensten an. Die sind sehr mager.
    Da ist es an der Zeit, sich Gedanken zu machen und über neue Methoden nachzudenken.

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Zwischen Klosterbesitz und Vierherrischem: 880 Jahre Oberbachheim

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Foto: BEN Kurier
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OBERBACHHEIM Mit einem zweitägigen Festprogramm beging die Ortsgemeinde Oberbachheim am vergangenen Wochenende ihr 880-jähriges Bestehen. Die rund 210  Einwohner hatten zum Jubiläum eingeladen, das mit einem Festabend, einem Gottesdienst und weiteren Programmpunkten generationsübergreifend ausgerichtet war.

Ortsbürgermeister Stefan Wöll zeigte sich im Gespräch zufrieden mit dem Verlauf der Feierlichkeiten: »Die Beteiligung war sehr gut. Viele Ehemalige sind zurückgekommen, es gab viele Begegnungen und gute Gespräche.« Am Samstagabend fand ein Festakt mit Programm und Bewirtung statt. Am Sonntag schloss sich ein Gottesdienst an, gefolgt vom Frühschoppen. Für die jüngeren Gäste war ein Zauberer engagiert worden, der das Kinderprogramm ergänzte.

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Historischer Überblick

Oberbachheim gehört zur Verbandsgemeinde Nastätten im Rhein-Lahn-Kreis. Der Ort wurde im Jahr 1145 erstmals urkundlich erwähnt – damals als Bacheim in Verbindung mit dem Kloster Schönau. Die eindeutige Differenzierung zwischen Ober- und Niederbachheim ist ab dem Jahr 1361 belegt.

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Der Ort blickt auf eine wechselhafte Besitzgeschichte zurück. Ursprünglicher Teil des Einrichgaus unter den Grafen von Arnstein, fiel Oberbachheim später an die Herren von Isenburg und 1160 an die Grafen von Nassau sowie die Grafen von Katzenelnbogen. Der Ort war daraufhin Teil des sogenannten Vierherrischen, einer Gemeinschaftsherrschaft verschiedener Adelslinien. Im Jahr 1479 gelangten die Güter an die Landgrafen von Hessen. 1667 unterstand Oberbachheim der Verwaltung des Amtes Reichenberg. Nach Auflösung des Vierherrischen fiel der Ort 1774 an Hessen-Kassel und wurde vom Amt Nastätten verwaltet. Zwischen 1806 und 1813 stand Oberbachheim unter französischer Herrschaft. Ab 1815 gehörte es zum Herzogtum Nassau, ab 1866 zu Preußen und seit 1946 zum Land Rheinland-Pfalz.

Struktur und Entwicklung

Geografisch liegt Oberbachheim im westlichen Hintertaunus am Rand des Naturparks Nassau. Die topografische Lage ist von landwirtschaftlich genutzten Flächen und Wald geprägt. Trotz seiner geringen Größe konnte der Ort in den vergangenen Jahren Entwicklungen verzeichnen.

»Wir konnten unser Neubaugebiet erfolgreich ausweisen und vermarkten«, berichtet Bürgermeister Wöll. »Auch das Gewerbe vor Ort trägt zur Stabilität bei.« Die finanzielle Unterstützung durch örtliche Betriebe habe zudem zur Umsetzung des Jubiläumsfestes beigetragen. Der Ort verfügt über eine funktionierende Dorfstruktur. Neben dem Rathaus prägen das historische Backhaus (Backes) und die evangelische Kirche das Ortsbild. Vereine und private Initiativen prägen das gesellschaftliche Leben.

Ausblick

Stefan Wöll, der das Amt des Ortsbürgermeisters seit 2019 innehat, sieht Oberbachheim gut aufgestellt: »Die Herausforderungen kleiner Gemeinden sind bekannt, aber wir verfügen über gute Voraussetzungen – durch Zusammenhalt, Eigeninitiative und klare Entwicklungsperspektiven.«

Das 880-jährige Jubiläum wurde nicht nur als Rückblick auf die Geschichte verstanden, sondern auch als Anlass, die aktuellen Entwicklungen zu würdigen und Perspektiven zu formulieren. Der Zusammenhalt der Bürgerschaft, das Engagement von Ehrenamtlichen und die gezielte Weiterentwicklung der Gemeinde wurden dabei mehrfach hervorgehoben.

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VG Nastätten

20 Jahre Lebensrettung mit der Spürnase: Rettungshundestaffel feiert Jubiläum in Nastätten

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NASTÄTTEN »Ehrenamtlich. Rund um die Uhr. Und ausschließlich auf Spendenbasis.« Wenn Maik Späth von seiner Arbeit spricht, wird eines schnell deutlich: Die Mitglieder der Rettungshundestaffel Rhein-Lahn-Taunus leisten weit mehr als ein Hobby. Seit nunmehr 20 Jahren sind sie zur Stelle, wenn Menschen vermisst werden – und das ganz ohne öffentliche Förderung.

Am Sonntag wurde dieses bedeutende Jubiläum auf dem Marktplatz in Nastätten gefeiert – gemeinsam mit der sogenannten „Blaulichtfamilie“ aus Feuerwehr, Jugendfeuerwehr, Sanitätsdiensten und vielen weiteren Ehrenamtlichen. Zwischen Abseilaktionen, Kinderschminken und Hunde-Vorführungen zeigten die Einsatzkräfte eindrucksvoll, wie wertvoll ihre Arbeit ist – für den Kreis und weit darüber hinaus.

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50 Hunde – und ein gemeinsames Ziel: Leben retten

»Wir sind derzeit mit rund 50 einsatzfähigen Rettungshunden aktiv, dazu kommen zahlreiche Helferinnen und Helfer mit Drohnen, im Einsatzleitwagen oder als Ausbilder«, berichtete Maik Späth, Fachberater und erster Zugführer der Staffel. Ihr Einsatzgebiet umfasst den gesamten Rhein-Lahn-Kreis, meist in Amtshilfe für die Polizei, wenn es um die Suche nach vermissten Personen geht.

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Auch die Kinder- und Jugendgruppe der Staffel zeigte beim Fest, wie Nachwuchsarbeit bei den Vierbeinern aussieht. Unterstützt von der Jugendfeuerwehr Nastätten wurde das Blaulichtfest so zu einem generationsübergreifenden Gemeinschaftserlebnis – bei bestem Wetter.

Manuel Liguori: »Man kann das nicht hoch genug einschätzen«

Auch Landtagsabgeordneter Manuel Liguori ließ es sich nicht nehmen, persönlich zu gratulieren: »Es ist bemerkenswert, was hier geleistet wird – und das ohne staatliche Förderung. Gerade bei Katastrophen und Unglücksfällen sind diese Hunde und ihre Teams unverzichtbar. Das verdient unsere höchste Anerkennung und jede mögliche Unterstützung.«

Denn genau die ist dringend nötig: Die Rettungshundestaffel finanziert sich ausschließlich über Spenden – sowohl Geld- als auch Sachspenden. „Wir sind rund um die Uhr ehrenamtlich im Einsatz – kostenfrei für alle, die uns alarmieren“, betont Maik Späth. »Wer helfen will, kann uns jederzeit erreichen – sei es über Facebook oder unsere Webseite www.rhs-rhein-lahn-taunus.de.«

Eine Einladung an alle

Das Jubiläumsfest in Nastätten war nicht nur ein Rückblick auf zwei Jahrzehnte Engagement, sondern auch ein Appell an die Bevölkerung: Wer helfen will, kann das auf viele Arten tun. Denn die Rettungshundestaffel ist keine abstrakte Institution – sie ist gelebte Solidarität. Und manchmal auch der entscheidende Faktor, wenn es darum geht, ein Menschenleben zu retten. »Wir hoffen, auch die nächsten 20 Jahre für die Menschen da zu sein – mit Herz, Pfote und Ehrenamt.« – Maik Späth

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Rhein-Lahn-Kreis

UGG-Glasfaserausbau im Rhein-Lahn-Kreis: Baustellen sichtbar – aber Internet bleibt noch aus

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RHEIN-LAHN-KREIS. Der Glasfaserausbau durch das Unternehmen Unsere Grüne Glasfaser (UGG) schreitet im Rhein-Lahn-Kreis sichtbar voran. In zahlreichen Gemeinden rollen die Bagger, Leitungen werden verlegt, Verteilerkästen installiert. Trotzdem häufen sich Beschwerden von Bürgern: Viele von ihnen warten seit Jahren auf die Inbetriebnahme der Anschlüsse – obwohl der Ausbau in ihren Orten längst abgeschlossen ist. Der BEN Kurier hat nachgehakt und eine offizielle Stellungnahme der UGG erhalten.

Versprechen gemacht – Termine gerissen

Als die UGG mit dem großflächigen Glasfaserausbau in der Region begann, wurden vielen Haushalten klare Zeitfenster genannt. Der Anschluss an das schnelle Netz sei in absehbarer Zeit möglich, hieß es bei Informationsveranstaltungen. Diese Zeitfenster sind mittlerweile in vielen Fällen um ein bis zwei Jahre überschritten.

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Dabei ist die Situation paradox: Der Ausbau wurde vielerorts abgeschlossen – ganze Orte wie Dornholzhausen, Schweighausen und weitere Gemeinden sind fertig erschlossen. Doch die Leitungen bleiben dunkel. Die Glasfaser liegt, aber das Netz ist nicht aktiv. Der Frust wächst.

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UGG reagiert auf Anfrage des BEN Kuriers

In einer offiziellen Stellungnahme an unsere Redaktion äußert sich Pressesprecher Jens Lauser zu den Verzögerungen. Er verweist auf eine Vielzahl an Herausforderungen, die das Baugeschehen verlangsamt hätten: »In den letzten Jahren stand die Baubranche vor großen Herausforderungen: Krieg in der Ukraine, Inflation, Fachkräftemangel. Tiefbauprojekte wie der Glasfaserausbau sind stark abhängig von Genehmigungsverfahren, witterungsbedingten Einflüssen und der Verfügbarkeit von Bauunternehmen.«

Im Rhein-Lahn-Kreis sei die Lage laut UGG besonders komplex. Zahlreiche Verzweigungen der Backbone-Trassen sowie eine überdurchschnittlich hohe Anzahl an Gewässerquerungen machten aufwendige Sondergenehmigungen erforderlich. Diese Genehmigungsverfahren würden mitunter erheblich Zeit kosten.

„Wenn es nach uns ginge: lieber heute als morgen“

Ein genaues Datum für die Inbetriebnahme konnte die UGG nicht nennen. Stattdessen heißt es aus München: »Ein genaues Datum kann ich Ihnen nicht nennen oder versprechen. Hier haben wir aus der Vergangenheit gelernt. Das hängt stark von Genehmigungsverfahren und den Kapazitäten unserer Bauunternehmen ab. Wenn es nach uns als Auftraggeber geht, lieber heute als morgen.«

Man habe erkannt, dass zu ambitionierte Terminprognosen in der Vergangenheit zu Enttäuschungen führten – und wolle künftig zurückhaltender agieren.

Die Realität: Ausbau ja – Anschluss nein

Fakt ist: Der Glasfaserausbau ist in vollem Gange. In vielen Gemeinden sieht man deutlich, dass gearbeitet wird. Tiefbaukolonnen sind unterwegs, Straßenzüge werden aufgerissen, Leerrohre verlegt, Technikschränke errichtet. Die UGG investiert nach eigenen Angaben einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag – und das vollständig eigenwirtschaftlich, also ohne Steuermittel.

Auch der Hausanschluss ist bei rechtzeitiger Vertragsbuchung weiterhin kostenlos. Doch all das hilft wenig, wenn der ersehnte Internetanschluss nicht freigeschaltet wird.

Kritik an der Kommunikation – und rechtliche Unsicherheiten

Während der Baustellenfortschritt weithin sichtbar ist, fühlen sich viele Bürger im Dunkeln gelassen – und das nicht nur sprichwörtlich. Die Kommunikation zwischen Unternehmen und Kunden wird vielerorts als mangelhaft beschrieben. Konkrete Angaben zu Freischaltungsterminen? Fehlanzeige.

Zudem sorgt eine rechtliche Grauzone für weiteren Unmut. Mehrere deutsche Gerichte – darunter das Landgericht Köln und das Hanseatische Oberlandesgericht – entschieden, dass die Vertragslaufzeit eines Glasfaservertrags mit dem Vertragsabschluss beginnt, nicht erst mit der tatsächlichen Nutzung. Für Verbraucher bedeutet das: Wer früh abgeschlossen hat, zahlt zwar nicht, aber zum tatsächlichen Anschlusstermin ist man möglicherweise bereits nicht mehr an den Anbieter gebunden.

Die UGG nahm dazu keine konkrete Stellung.

Fazit: Hoffnung auf Lichtgeschwindigkeit – mit Geduld

Der Glasfaserausbau im Rhein-Lahn-Kreis ist sichtbar und real – doch er zieht sich. Dass die Arbeiten vielerorts abgeschlossen, die Anschlüsse aber weiterhin inaktiv sind, sorgt für berechtigte Verärgerung.

Die UGG verweist auf Genehmigungen und äußere Faktoren – doch aus Sicht vieler Bürgerinnen und Bürger sind diese Argumente kein Trost. Sie wünschen sich klare Kommunikation, realistische Zeitpläne und endlich: Licht im Glasfaserrohr. Der BEN Kurier bleibt für Sie an der Sache dran.

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