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Verbandsgemeindewerke Loreley investieren weiter in Wasserstrategie 2040

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Mehr als 20 Bürgerinnen und Bürger verfolgten die Ausführungen von Werkleiter Michael Krämer und Bürgermeister Mike Weiland in Reichenberg zur Wasserstrategie 2040 der Verbandsgemeindewerke Loreley und nutzen den anschließenden Austausch zum Wissenstransfer und um sich zu informieren (Foto: VG Loreley, Mike Weiland).
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REICHENBERG Über 20 Bürgerinnen und Bürger sind der Einladung von Werkleiter Michael Krämer und Bürgermeister Mike Weiland zu dessen 20. Zukunftsgespräch gefolgt und haben sich aus erster Hand über die Schwerpunkte der Wasserstrategie 2040 der Verbandsgemeindewerke Loreley für die Gemeinden Patersberg, Reichenberg und Umgebung informiert.

Nach der Begrüßung durch Ortsbürgermeister Karl Heinz Goerke im Reichenberger Dorfgemeinschaftshaus eröffnete Bürgermeister Mike Weiland mit den Worten: „Wir haben neben dem Klimawandel die besondere topografische Lage mit den Rheinhöhen- und den Talgemeinden sowie die Themen der Energie- und Baukostenentwicklung, teils auch in Verbindung mit Materialknappheit bei Baumaßnahmen, die bei der Umsetzung unserer Wasserstrategie in den kommenden Jahren den Takt angeben, ebenso wie immer wieder neue behördliche Vorschriften für das bestkontrollierte Lebensmittel Wasser als zusätzliche Herausforderungen“ und der Bürgermeister richtete den Blick direkt auf nackte Zahlen, die dann auch in der Präsentation von Werkleiter Michael Krämer und in dessen Vortrag noch einmal detailliert vorgestellt und untermauert wurden.

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20. Zukunftsgespräch mit Schwerpunkt auf den Gemeinden Patersberg und Reichenberg

Heute brauche man im Gegensatz zu Zeiten vor über 25 Jahren nicht mehr groß darüber zu diskutieren, ob man – wie man früher so schön sagte – ‚eigenes Wasser‘ oder Wasser vom benachbarten Rhein-Hunsrück-Wasser-Zweckverband nutze, sondern man müsse in den heißen und trockenen Sommern Sorge dafür tragen, mit interkommunalen Partnern die Wasserversorgung generell sicherzustellen, so Michael Krämer und Mike Weiland unisono. Heiße Sommer, dürre und zu trockene Zeiten machen es in der Planung und für das Geschäft der Werke nicht einfacher, denn selbst im Winter steigt der Grundwasserspiegel kaum noch an.

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Bei 207 Kilometern Abwasserkanälen und 230 Kilometer Wasserleitungen alleine in der Verbandsgemeinde Loreley seien hier und in Zusammenarbeit mit den Partnern wie etwa der Verbandsgemeindewerken Nastätten, der Stadt Lahnstein oder dem Rhein-Hunsrück-Wasser-Zweckverband hohe Summen für die Unterhaltung, Wartung und Pflege, aber auch immer wieder Investitionen notwendig, so der Bürgermeister weiter und sowohl Krämer als auch Weiland kamen just an diesem Abend gerade von der Einweihung der sanierten gemeinsamen Kläranlage Lahnstein-Braubach.

Gerade deshalb ist es wichtig, neben den eigenen Anlagen auch immer wieder den Blick auf die Nachbarn zu werfen und beispielsweise mit dem neuen Hochbehälter Horstberg bei Lierschied oder dem in Planung befindlichen Hochbehälter Dachskopf die interkommunale Zusammenarbeit zu suchen, um Synergieeffekte und Einsparungen zu erzielen. „Viele Bürgerinnen und Bürger versuchen gerne immer wieder den Kostenvergleich zu Nachbarn, doch alleine schon die vorzuhaltende Infrastruktur mit Pumpwerken, Hochbehältern, Leitungsnetz und vielem mehr ist nicht annähernd miteinander vergleichbar“, betonen Werkleiter Michael Krämer und Bürgermeister Mike Weiland gleichermaßen.

Umso wichtiger seien solche Angebote wie die Zukunftsgespräche, in denen man transparent über das berichten kann, was die Werke im Sinne der Menschen vorhaben.
Für viele Menschen kommt das Trinkwasser einfach so aus dem Hahn. Dass dahinter aber erhebliche und ständige Investitionen, eine riesige logistische Organisation und viele sinnvolle Überlegungen der Verbandsgemeindewerke und der Verbandsgemeindegremien stecken, um einerseits die Wasserversorgung in Zukunft möglichst sicherzustellen und andererseits die Kosten im Griff zu halten, das müsse den Menschen noch vielmehr bewusst werden. Besorgt zeigten sich einzelne Bürger darüber, dass einerseits für deren Verständnis zu wenige Menschen sich mit dem Thema beschäftigen und vor allem die jungen Generationen sich beispielsweise bei diesen Zukunftsgesprächen nicht informieren. Bürgermeister Mike Weiland aber betonte, er sei froh um jeden Bürger und jede Bürgerin, die nach einer solchen Veranstaltung etwas mitnehme, was sie auf Fakten basierend auch weitertragen können.

Umfassend stellte Michael Krämer die anstehenden Maßnahmen im Bereich der beiden Gemeinden Reichenberg und Patersberg vor, die auch mit vielen anderen Maßnahmen umliegend korrespondieren. Beispielsweise wird der Hochbehälter Patersberg an einer anderen Stelle neugebaut und anschließend der bisherige Hochbehälter rückgebaut. „Die Werke können im laufenden Betrieb weder den bisherigen Hochbehälter aufgrund dessen Konstruktion sanieren, noch Teile vom Bauwerk für eine Sanierung außer Betrieb nehmen. Die Konstruktion bedingt es, dass man um einen Neubau nicht herumkommt“, so Michael Krämer als eine der großen Maßnahmen. Weiterhin erläuterte der Werkleiter, dass man neben der Schaffung von Verbünden, also dem Bau von weiteren Wasserverbundleitungen, auch die eigenen starken und schutzwürdigen Gewinnungen (Quellen und Tiefbrunnen) in der Zukunft weiter genutzt werden sollen.

Gerade bei den Auswirkungen der Energiekrise ist es künftig auch mehr denn je wichtig, auf Möglichkeiten der Energieeinsparung oder autarke Energiegewinnung
mit Photovoltaikanlagen auf den Anlagen der Werke zu achten. „Mit dem vom Land initiierten Kommunalen Investitionsprogramm Klimaschutz und Innovation wollen wir hier die eine oder andere Maßnahme ergreifen“, betont Mike Weiland. Damit könne man auch wenigstens etwas dazu beitragen, bei drohendem Stromausfall das System an der einen oder anderen Stelle besser aufzustellen.

„Unsere Arbeit soll zukunftsgerichtet und nachhaltig sein“, sind sich Werkleiter und Bürgermeister einig. Dabei zitierte Michael Krämer am Ende seines Vortrages den athenischen Politiker und Feldherrn Perikles, es komme nicht darauf an, die Zukunft vorauszusagen, sondern darauf, auf die Zukunft vorbereitet zu sein. Daher ist für die
Verbandsgemeindewerke Loreley klar: „Zukunft – wird heute gemacht!“ Die Zuhörer nutzten gerne anschließend die Gelegenheit, Fragen zu stellen und den Austausch zur Wasserstrategie mit Werkleiter und Bürgermeister zu suchen, so dass auch an diesem Abend einmal mehr keine Frage offenblieb. „Wir danken allen, die die Gelegenheit des sich Informierens über die Wasserstrategie 2040 genutzt haben. Seien Sie unsere Multiplikatoren!“, so der gemeinsame Aufruf von Bürgermeister Mike Weiland und Werkleiter Michael Krämer und ergänzten: „Wir freuen uns auf weitere Zukunftsgespräche zu den Themen der Verbandsgemeindewerke.“

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Politik

Neues Jagdgesetz: Jäger protestieren vor dem Kreishaus in Bad Ems

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Foto: BEN Kurier | Lizenz: Envato
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BAD EMS Mit der geplanten Reform des Landesjagdgesetzes in Rheinland-Pfalz verschieben sich die Kräfteverhältnisse im Revier: Die Rechte von Grundstückseigentümern werden gestärkt, während Jagdpächter mit Einschränkungen rechnen müssen. Die Folge: scharfer Protest aus der Jägerschaft – zuletzt vor dem Kreishaus in Bad Ems, wo sich rund 120 Jäger versammelten, um ihrem Unmut öffentlich Luft zu machen.

Rheinland-Pfalz steht vor einer grundlegenden Reform des Landesjagdgesetzes – und die Diskussionen darüber sind hitzig. Während Umwelt- und Naturschutzverbände den Entwurf begrüßen, kommt aus jagdlichen Kreisen scharfer Gegenwind. Insbesondere die geplanten Änderungen rund um den Waldumbau und Mindestabschussquoten sorgen für Unmut.

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Kern des neuen Gesetzes ist die stärkere Ausrichtung der Jagd auf die klimabedingt notwendige Walderneuerung. Um eine natürliche Verjüngung des Waldes zu ermöglichen, sollen künftig neue Jagdkonzepte entwickelt werden, die regional zwischen Jagdausübungsberechtigten und Verpächtern abgestimmt werden. Wenn Wildverbiss die Entwicklung des Waldes stark behindert, können Behörden Mindestabschusszahlen festsetzen – im Zweifelsfall auch verbindlich anordnen.

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Die Kritik aus der Jägerschaft ist deutlich. Es wird befürchtet, dass das neue Gesetz zu einem massiven Anstieg der Abschüsse führen könnte, ohne ausreichende Berücksichtigung wildbiologischer Zusammenhänge. In der Folge sehen sich viele Jäger in ihrer Rolle einseitig belastet und stellen die Ausgewogenheit des Entwurfs infrage.

Besonders umstritten sind die neuen Eingriffsrechte für Grundstückseigentümer. Diese können künftig bei Wildschäden selbst zur Jagd greifen oder Dritte bestimmen – auch zusätzlich zum Jagdpächter. Bei einer Nutzung von mehr als 50 Prozent der bejagbaren Fläche erhalten Eigentümer sogar ein Mitspracherecht bei den Abschussplänen – bis hin zur Möglichkeit der Kündigung bestehender Pachtverhältnisse.

Naturschutzverbände begrüßen die Reform. Aus ihrer Sicht ist der Wildbestand in vielen Regionen zu hoch, was die natürliche Waldverjüngung erheblich erschwere. Sie sehen die Novelle als überfällig an – gerade mit Blick auf die fortschreitende Klimakrise, den Rückgang der Artenvielfalt und die Herausforderungen einer ökologisch tragfähigen Waldbewirtschaftung.

Die Reform ist nicht neu auf dem politischen Tableau: Über Jahre hinweg wurde darum gerungen. Auch in anderen Bundesländern verliefen ähnliche Reformprozesse nicht ohne Widerstand. In Rheinland-Pfalz wurde der Entwurf über längere Zeit mit unterschiedlichen Interessengruppen abgestimmt.

Umweltministerin Katrin Eder betont, dass es sich um einen breit abgestimmten Kompromiss handelt, der sowohl den Koalitionsvertrag als auch die Anforderungen an den Schutz und die nachhaltige Entwicklung der Wälder berücksichtigt. Mit dem Beschluss im Ministerrat ist das Gesetz einen bedeutenden Schritt weiter – die Einbringung in den Landtag soll zeitnah erfolgen. In Kraft treten könnte es dann ab April 2027.

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Streit um Straßenausbaubeiträge: CDU fordert Abschaffung – SPD warnt vor Folgen für Kommunen

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Foto: BEN Kurier
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POLITIK In der 88. Plenarsitzung des rheinland-pfälzischen Landtags trafen am Mittwoch zwei entgegengesetzte Positionen frontal aufeinander: Die CDU-Fraktion forderte die komplette Abschaffung der Straßenausbaubeiträge, während die SPD vor einem schwerwiegenden Eingriff in die kommunale Selbstverwaltung warnte. Im Zentrum der Debatte standen die Fragen der Gerechtigkeit, der Finanzierung und der politischen Verantwortung gegenüber Kommunen und Bürgern.

CDU: „Öffentliche Straßen sind eine Aufgabe für alle“

Die CDU-Landtagsfraktion hat ihren Gesetzentwurf zur Abschaffung der wiederkehrenden Straßenausbaubeiträge eingebracht. Fraktionschef Gordon Schnieder erklärte, es sei an der Zeit, Eigentümerinnen und Eigentümer zu entlasten: »Öffentliche Straßen, Wege und Plätze dienen der Allgemeinheit. Ihr Ausbau darf keine übermäßige Belastung für Einzelne bedeuten

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Künftig sollen die Kommunen pauschal jährlich rund 10.000 Euro pro Straßenkilometer aus Landesmitteln erhalten – ohne bürokratisches Antragsverfahren. Schnieder betonte: »Wir stehen für eine bürgernahe Politik und eine effiziente Verwaltung.«

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Die CDU verweist auf andere Bundesländer, in denen die Beiträge bereits abgeschafft oder den Kommunen freigestellt wurden. Rheinland-Pfalz sei das letzte Flächenland, das an einer verpflichtenden Regelung festhalte.

SPD: „Ein gefährlicher Vorschlag zu Lasten der Allgemeinheit“

Benedikt Oster, SPD-Abgeordneter und Mitglied des Innenausschusses, widersprach vehement: »Der CDU-Entwurf klingt auf den ersten Blick bürgerfreundlich – ist in Wirklichkeit aber ein populistisches Umverteilungsmodell nach dem Gießkannenprinzip.« Er warnte davor, dass eine Abschaffung der Beiträge nicht nur die Planungssicherheit der Kommunen gefährde, sondern auch zu einer ungerechten Belastung der Allgemeinheit führe.

Die SPD sieht die Beiträge als Instrument kommunaler Selbstverwaltung und verweist auf die Vorteile für Anlieger durch steigende Grundstückswerte nach einem Straßenausbau. »Warum sollen Mieter und Menschen ohne Eigentum künftig über Steuern für den Vorteil Einzelner aufkommen?«, so Oster.

Ein vollständiger Systemwechsel, so die SPD, sei zudem weder gerecht noch haushaltspolitisch vertretbar. Auch der Vorschlag der CDU, die Finanzierung aus Rücklagen zu stemmen, sei unseriös. Rücklagen wie die Gigabit-Rücklage oder die Haushaltssicherungsrücklage seien für andere Aufgaben vorgesehen.

Kommunale Spitzenverbände und der Bund der Steuerzahler uneins

Der Gemeinde- und Städtebund Rheinland-Pfalz spricht sich gegen eine pauschale Abschaffung aus. Geschäftsführer Dr. Karl-Heinz Frieden betonte, dass die Beiträge bei differenzierter Anwendung ein funktionierendes Finanzierungsinstrument seien. Insbesondere wiederkehrende Beiträge würden Härten vermeiden und böten den Kommunen verlässliche Einnahmen.

Demgegenüber fordert der Bund der Steuerzahler Rheinland-Pfalz seit Jahren ein Ende der Beiträge. Präsident Rainer Brüderle nannte Rheinland-Pfalz das letzte Reservat verpflichtender Ausbaubeiträge. Auch der Verband Wohneigentum sowie Haus & Grund argumentieren, dass das System ungerecht, bürokratisch und intransparent sei.

Finanzierung weiter ungeklärt

Zwar plant die CDU jährlich 200 Millionen Euro aus originären Landesmitteln zur Kompensation, die Freien Wähler sprechen jedoch nur von 90 Millionen Euro. Oster stellte infrage, wie diese Summen nachhaltig gestemmt werden sollen: »Eine dauerhafte Ausgabe aus Rücklagen zu finanzieren, ist nicht verantwortbar.«

Zudem bestehe die Gefahr, dass künftig jede einzelne Investition in Mainz entschieden werden müsste, was die kommunale Gestaltungsfreiheit erheblich einschränken würde. Der SPD-Abgeordnete stellte klar: »Die Kommunen wollen keine Symbolpolitik, sondern Verlässlichkeit und Entscheidungsfreiheit vor Ort

Blick in andere Bundesländer: Keine einfache Lösung

In Bayern und Hessen wurden die Beiträge abgeschafft oder zur freiwilligen Option erklärt – mit gemischten Ergebnissen. In Bayern spricht der Gemeindetag von einem Pyrrhussieg für die Bürger, da nun die Allgemeinheit belastet werde. In Hessen befürchten viele Kommunen Steuererhöhungen, um den Wegfall der Einnahmen zu kompensieren.

Die Debatte um die Straßenausbaubeiträge bleibt ein hochsensibles Thema, das sowohl finanzielle als auch verfassungsrechtliche Dimensionen berührt. Während die CDU mit ihrem Vorschlag auf Entlastung und Vereinfachung setzt, mahnt die SPD zur Vorsicht und verweist auf die Risiken für Kommunen und Steuerzahler.

Ob es zu einer Einigung kommt, ist ungewiss. Klar ist jedoch: Die grundsätzliche Frage, wer für den Zustand öffentlicher Infrastruktur zahlen soll, wird das politische Rheinland-Pfalz noch lange beschäftigen.

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Kreis will Schulen übernehmen: Wer zahlt am Ende die Zeche?

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BAD EMS Der Rhein-Lahn-Kreis plant die Übernahme der letzten drei Realschulen von den Verbandsgemeinden. Die damit verbundenen Kosten sollen durch eine Erhöhung der Kreisumlage um zwei Prozent gedeckt werden. Der Kreisausschuss hat dem Kreistag eine entsprechende Empfehlung ausgesprochen – die endgültige Entscheidung wird für Ende Juni erwartet.

Ziel: Entlastung der Verbandsgemeinden – aber zu welchem Preis?

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Die Idee, Schulen in Trägerschaft des Kreises zu führen, ist nicht neu. Bereits 2020 wurde das Modell vorgestellt, um die Verbandsgemeinden von Verwaltungs- und Sanierungsaufwand zu entlasten. Während die Verbandsgemeinden seither unter zunehmenden finanziellen Belastungen leiden, galt der Vorschlag damals als pragmatischer Ansatz. Allerdings war die Ausgangslage damals eine andere: Der Kreis verfügte noch über einen ausgeglichenen Haushalt – heute steht er mit rund 28 Millionen Euro in der Kreide.

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Kreisumlage bereits wegen Paulinenstift erhöht

Mit der Übernahme des Paulinenstifts in Nastätten zur Sicherung der medizinischen Versorgung in der Region hatte der Kreis bereits eine erste Erhöhung der Umlage beschlossen. Nun soll mit der geplanten Schulübernahme eine weitere Erhöhung folgen. Die Argumentation: Ein einheitlicher Schulträger könne langfristig Verwaltungs- und Betriebskosten einsparen.

Solidargemeinschaft – oder Mehrbelastung für alle?

Durch die Übernahme würden die finanziellen Lasten nicht mehr allein von den Verbandsgemeinden getragen, in denen sich die Realschulen befinden. Vielmehr würde der gesamte Kreis – also auch Kommunen ohne eigene Realschulen – zur Kasse gebeten. Kritiker sehen darin zwar einen Akt solidarischer Finanzierung, warnen aber vor finanziellen Folgewirkungen: Die Verbandsgemeinden werden die höheren Umlagen an ihre jeweiligen Städte und Ortsgemeinden weiterreichen. Und dort wird die Belastung letztlich bei den Bürgern ankommen.

Einsparungen nicht automatisch entlastend

Offen bleibt zudem, ob die Verbandsgemeinden die durch den Wegfall der Schulträgerschaft eingesparten Mittel tatsächlich an die Kommunen weitergeben. Angesichts der angespannten Haushaltslagen ist eine Entlastung der Städte und Ortsgemeinden keineswegs sicher. Die beabsichtigte Umlageerhöhung könnte also trotz möglicher Einsparungen unterm Strich zu einer Mehrbelastung führen.

Transparenz gefordert

Viele Bürgerinnen und Bürger wissen kaum, was sich hinter dem Begriff der Kreisumlage verbirgt – und noch weniger, welche konkreten Auswirkungen eine Erhöhung auf ihre eigene Gemeinde und letztlich auf sie selbst hat. Umso wichtiger wäre es aus Sicht von Beobachtern, die finanziellen Folgen künftiger Entscheidungen frühzeitig und offen zu kommunizieren. In der freien Wirtschaft wäre eine solche Investition mit klaren Rückzahlungsmodalitäten und Risikobewertungen verknüpft. Im politischen Raum dagegen bleibt oft unklar, wer die tatsächliche Zeche zahlt.

Entscheidung steht bevor

Der Kreistag wird Ende Juni über die Übernahme der Schulen und damit auch über die Erhöhung der Kreisumlage entscheiden. Angesichts der angespannten Haushaltslage des Rhein-Lahn-Kreises und der bereits erfolgten Umlageerhöhung zur Finanzierung des Paulinenstifts wird die Entscheidung nicht nur ein bildungspolitisches Signal setzen, sondern auch zur Nagelprobe für die finanzielle Belastbarkeit der kommunalen Solidargemeinschaft im Kreis.

Kommentar: Am Ende zahlt der Bürger

In der Privatwirtschaft gilt ein einfaches Prinzip: Wer bestellt, bezahlt. In der öffentlichen Hand funktioniert das offenbar anders. Politische Entscheidungen werden getroffen, Projekte angestoßen – und die Kosten wandern von oben nach unten. Der Kreis beschließt, die Umlage steigt. Die Verbandsgemeinden geben die Belastung an Städte und Ortsgemeinden weiter. Und dort landet sie schließlich bei denen, die weder am Tisch saßen noch gefragt wurden: die Bürger.

Die Idee, Schulträgerschaften zu zentralisieren, mag sinnvoll sein. Doch die Finanzierung über eine ständig steigende Kreisumlage folgt einem Prinzip, das sich immer öfter wiederholt: Man beschließt, doch bezahlt wird ganz unten. Eine ehrliche Debatte über die Grenzen kommunaler Belastbarkeit ist längst überfällig (BEN Kurier Kommentar).

 

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