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Gesundheit

Pflegekammer RLP muss Beiträge an Mitglieder erstatten!

Auf dieses Signal dürften zahlreiche Beschäftigte in der Pflege gewartet haben.

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Rechtsanwalt Robert Schneider von der Kanzlei Walterfang, Gauls & Ickenroth in Montabaur
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MONTABAUR Auf dieses Signal dürften zahlreiche Beschäftigte in der Pflege gewartet haben. Der Rechtsanwalt Robert Schneider von der Kanzlei Walterfang, Gauls und Ickenroth in Montabaur konnte einen großen Erfolg für seine fünf Mandanten verbuchen. Diese hatten gegen die ergangenen Beitragsbescheide der rheinland-pfälzischen Pflegekammer der Jahre 2016 bis 2019 geklagt.

Die Pflegekammern in Deutschland sind sehr umstritten. Grund ist die Zwangsmitgliedschaft und der Pflichtbeitrag. Niedersachsen hat das Projekt eingestampft. In Bayern wurde die Pflichtzugehörigkeit zur Pflegekammer ausgesetzt. Außer in Rheinland-Pfalz, soll es nur in Nordrhein-Westfalen eine Pflegekammer geben. Aufgrund von massiven Protesten, wurde die Wahl bis Ende des Jahres zurückgestellt. Die Gewerkschaft Verdi sieht sogar das Fehlen einer demokratischen Legitimation für eine mögliche Pflegekammer.

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In Rheinland-Pfalz ist die Errichtung der Pflegekammer im Jahr 2015 ebenso heftig umstritten. Während die Pflegekammer sich damit rühmte, dass die Wahlbeteiligung bei 43% gelegen haben soll, wird dieses vom Bundesverband der freien Kammern ganz anders gesehen. Um damals überhaupt abstimmen zu dürfen, ob man eine Pflegekammer in Rheinland-Pfalz haben wollte, musste man sich zwangsregistrieren. Lediglich 55% der Wahlberechtigten taten dieses. Und davon gingen lediglich 43% wählen. Somit dürften gerade einmal etwa ein Viertel der tatsächlichen Wahlberechtigten abgestimmt haben. Repräsentativ sieht anders aus.

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In der Verhandlung vor dem Verwaltungsgericht Koblenz ging es primär um einen spannenden Angriffspunkt durch den Rechtsanwalt Robert Schneider. Neben dem Geschäftsführer der Landespflegekammer Moritz, wurde auch eine enge Mitarbeiterin von ihm befragt. Hierbei ging es primär um das Kostendeckungsprinzip und den Mittelbedarf. Dieser müsste laut dem Verwaltungsgericht mit Wahrheit und Klarheit erklärt werden. Primär darf es keine unzulässige Vermögensanhäufung geben.

Doch genau dieses ist wohl geschehen. Bis 2020 soll es zu keiner Zeit eine Inanspruchnahme der Betriebsmittelrücklagen gegeben haben. 2018 lagen diese bei 1,6 Millionen Euro und 2019 sogar bei 2,8 Millionen Euro. Laut der Mitarbeiterin, soll es bei der *Vertreterversammlung (*ähnlich Mitgliederversammlung) keine Vorlage der Bedarfsprognose gegeben haben. Diese hätte aber laut dem Gericht mit konkreten und nicht nur pauschalen Zahlen vorgelegt werden müssen.

Vereinfacht: Die Pflegekammer hätte keine oder nur deutlich geringere Zwangsbeiträge einziehen dürfen, wenn sie genügend eigene finanzielle Mittel zur Verfügung hatte um die Aufgaben zu erfüllen.  Der vorsitzende Richter unterbrach die Sitzung und fragte die Vertreter der Landespflegekammer, ob sie unter diesen Umständen tatsächlich einen Urteilsspruch haben möchten. Nach einer etwa halbstündigen Beratung, zog die Landespflegekammer die Beitragsbescheide der Jahre 2016 bis 2019 für alle Klagenden zurück.

Sie haben erfolgreich gegen die Pflegekammer geklagt

Denn ein Gerichtsurteil wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit nach dem Hinweis des Richters im Sinne der Kläger ergangen. Doch was hat das jetzt zu bedeuten? Können nun alle Pflegenden klagen? Das ist nicht so einfach. Die Widerspruchsfrist für ergangene Bescheide beträgt in der Regeln nur einen Monat. Dennoch sind bis heute noch nicht alle Mitarbeiter in der Pflege erfasst und haben noch gar keinen Bescheid erhalten. Diese haben natürlich die Möglichkeit Widerspruch gegen einen künftigen Bescheid zu erstellen. Auch wer jetzt einen neuen Bescheid für aktuelle oder zurückliegende Zeiten bekommt, kann widersprechen. In der Regel dürfte es dann einen ablehnenden Widerspruchsbescheid geben, mit dem man sich an das Verwaltungsgericht wenden kann. Die Chancen dafür dürften gar nicht so schlecht aussehen im Hinblick der unzulässigen Vermögensanhäufung.

Viele der der Pflegenden wehren sich gegen die Zwangsmitgliedschaft. Sie sehen vielfältig keinen Nutzen in der Kammer. Eine Klage auf die Abschaffung der Landespflegekammer in Rheinland-Pfalz dürfte wenig Erfolg haben. Mehrere Oberverwaltungsgerichtsurteile bestätigten die Legalität der Pflegekammer. Aufgeben möchten die Gewinner aus dem Prozess nicht. Sie wollen weitermachen: „Es wird Zeit, dass alle aus der Pflege einmal auf die Straße gehen. Eine richtige Wahl hat es ja nie gegeben. Wer sich nicht zwangsregistrieren wollte, war ausgeschlossen. Meistens waren es ja die Befürworter. Warum eine Wahl in den Krankenhäusern etc. nicht gemacht wurde, ist unklar. Da hätte es wohl eine schallende Wahlniederlage für die Pflegekammer gegeben. Sie wollten nicht die ehrliche Meinung der Menschen wissen„, teilt einer der Kläger mit.

Sie werden weitermachen und sehen diesen Erfolg als Zwischenschritt. Sie sehen in erster Linie einen Selbstzweck in der Pflegekammer. Vertreten fühlen sie sich dadurch nicht und das ist nachvollziehbar. Erst kürzlich verkündete der Gesundheitsminister Lauterbach, dass es den zweiten Corona-Bonus geben wird. Ausgeschlossen davon sind zum Beispiel Mitarbeiter in der Psychiatrie, nicht-examinierte Pflegende, Reinigungskräfte usw. Gerade diese Menschen waren unmittelbar der Gefahr des täglichen direkten Kontaktes mit möglicherweise Corona-Infizierten unterworfen. Protest? Den gab es von der Pflegekammer aber sehr verhalten. Es hätte einen Aufschrei geben müssen und alle rechtlichen Mittel ausgeschöpft werden können um die Zwangsmitglieder zu vertreten. Doch soweit kam es nicht. Die Vize-Präsidentin Andrea Bergsträßer äußerte sich in einer Pressemitteilung dahingehend, dass dieser Schritt inakzeptabel wäre und eine Polarisierung in den Berufsgruppen durch Ausgrenzung schaffen würde. Auch die Steuer- und Sozialabgabepflicht wurde bemängelt.

Doch wie wenig Einfluss diese Pflegekammer offensichtlich hat, zeigt sich an diesem sensiblen Thema. Eine Gewerkschaft wie Verdi wäre bei einer solchen Geschichte mit seinen Mitgliedern auf die Straße gegangen. Was hätte das für einen Aufschrei gegeben? Da wäre es um soziale Ungerechtigkeit gegangen. Doch die Pflegekammer in Rheinland-Pfalz? Ein laues Lüftchen. Mehr nicht. Eine Protestnote reicht bei der Vertretung von Zwangsmitgliedern anscheinend aus.

Geschäftsführer der Pflegekammer Rheinland-Pfalz ist Matthias Moritz. Dieser betreibt seit längerer Zeit mit dem Verwaltungsvorsitzenden Pflegekammer Florian E. rund 14 florierende Corona-Testzentren, die Millionen an Umsätze erwirtschaftet haben.

Quelle: BFFK

Kein schlechter Zuverdienst im Hinblick auf die eher weniger gut bezahlten Jobs in der Pflege. Dabei hat dieses eine durchaus andere Konsequenz. Sowohl der Geschäftsführer und der Abteilungsleiter sind im Hauptberuf für die Pflegekammer Rheinland-Pfalz tätig. Im April 2021 sollen sie laut dem Bundesverband für freie Kammern e.V. (BFFK), die Firma resQM gegründet haben. Unter dem Namen Testeval soll es eine umfassende aktive gewerbliche Tätigkeit gegeben haben. Neben den eigenen Testzentren sollen sie auch beim Aufbau von Teststationen geholfen und Softwarelösungen angeboten haben. Das alles natürlich entgeltlich. Beschäftigt sein sollen in den Testzentren zwischen etwa 20 bis 30 Mitarbeiter. Wie diese intensive Tätigkeit und Organisation mit der hauptberuflichen Arbeit bei der Pflegekammer vereinbar war, ist unklar. Dabei geht es aber auch um die Art der Kontrolle und Abhängigkeit. Während ein Geschäftsführer einem Verwaltungsvorsitzenden beruflich vorangestellt ist und Weisungen geben kann, dürfte im Gegenzug bei Verfehlungen des Geschäftsführers auch ein Verwaltungsvorsitzender tätig werden.

Bei einer solchen geschäftlichen engen Zusammenarbeit kann dieses durchaus schwierig werden. Von einem gesunden hierarchischen beruflichen Abstand kann kaum eine Rede sein. Laut dem Präsidenten der Pflegekammer wäre die Geschäftstätigkeit des Geschäftsführers im Nebenberuf ordentlich angezeigt worden. Aus arbeitsrechtlicher Sicht gäbe es keinen Grund diese zu untersagen.

Für die Pflegekammer gibt es ein weiteres Problem. Die Zwangsmitglieder verweigern schlichtweg die Zahlung. Während es 2016 noch 8377 Zahlungsverweigerer gab, sollen es 2020 schon 18895 gewesen sein. Das bedeutet rund 5,5 Millionen an Außenständen.

Quelle: BFFK

Eintreiben ist dabei nicht einfach. Nahezu 45% der Zwangsmitglieder leisten keine Zahlungen doch mit der einer möglichen Eintreibung stünde die Pflegekammer möglicherweise vor einem weiteren Problem: Die Betriebsmittelrücklage würde erneut steigen und es ergäbe sich möglicherweise eine weitere unzulässige Vermögensanhäufung gegen die Mitglieder klagen können.

Und nun? Nach dem Erfolg vor Gericht gegen die Pflegekammer werden die Zwangsmitglieder aufhorchen. Eine Klagewelle nach Beitragsbescheiden könnte die Konsequenz sein. Wir bleiben an dem Thema dran.

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Gesundheit

Rotaryclub hilft mit Spende: Mehr Ausstattung für Palliativstation im Paulinenstift Nastätten

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Foto: Heinz Hollweg
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NASTÄTTEN Wenn eine Erkrankung weit fortgeschritten und nicht mehr heilbar ist, rückt die Frage nach Heilung in den Hintergrund. Im Mittelpunkt steht dann die Palliativmedizin, deren Ziel es ist, das Leiden der Patienten zu lindern und ihre Lebensqualität bestmöglich zu erhalten. Sie betrachtet den Menschen in seiner Gesamtheit – körperlich, seelisch, sozial und spirituell – und begleitet ihn sowie seine Angehörigen auf diesem oft schweren Weg.

Seit 2008 gibt es im Nastätter Paulinenstift eine eigene Palliativstation. Hier finden schwerkranke Menschen ein Umfeld, das auf ihre besonderen Bedürfnisse zugeschnitten ist. Neben der medizinischen und pflegerischen Versorgung spielt auch die Einbindung von Angehörigen und Freunden eine zentrale Rolle. Damit sie in dieser belastenden Zeit nahe bei den Patienten sein können, wurde im Paulinenstift ein spezieller Raum eingerichtet, der für gemeinsame Stunden und Gespräche zur Verfügung steht.

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Um diesen Angehörigenraum weiter auszustatten und für die Betroffenen noch angenehmer zu gestalten, hat der Rotaryclub St. Goarshausen-Loreley eine Spende in Höhe von 1.000 Euro übergeben. Die Mittel werden gezielt dafür eingesetzt, eine sachgerechte und bedarfsgerechte Ausstattung zu ermöglichen.

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Dr. med. Zlatko Neckov, Ärztlicher Direktor des Paulinenstifts, hatte den Kontakt zum Rotaryclub hergestellt. Gemeinsam mit Kollegen aus der Leitung und dem ärztlichen Team nahm er die Spende bei einer symbolischen Übergabe entgegen. Neckov betonte dabei die Bedeutung der Unterstützung von außen: „Die Palliativmedizin lebt von einer Haltung der Fürsorge und der Begleitung – sowohl für die Patienten als auch für ihre Familien. Jede Hilfe, die diesen Weg erleichtert, ist ein wertvoller Beitrag.“

Mit dabei waren bei der Übergabe unter anderem Kaufmännischer Direktor Jonas Wilbert, Stationsärztin Asma Patell, Chefarzt für Anästhesie und Palliativmedizin Dr. Robert Hoffmanns, Pflegedienstleiter Roman Walldorf sowie die Rotary-Vertreter Tobias Behnke (Clubmeister), Alexander Bayer (Präsident) und Heinz Hollweg (Pastpräsident).

Die Spende steht beispielhaft für das Engagement des Rotaryclubs in der Region: Dort, wo Unterstützung gebraucht wird, tragen die Mitglieder durch konkrete Hilfe zur Verbesserung der Lebensqualität bei – in diesem Fall für Patienten und Angehörige in einer besonders sensiblen Lebensphase (dk).

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Gesundheit

Früher war alles besser? Nicht in der Altenpflege!

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Foto: Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn | Holger Pöritzsch
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ARZBACH Wenn Anja Kohlhaas und Carsten Bachert durch die alten Fotos blättern, dann tun sie das mit einem Lächeln – aber auch mit einer gewissen Dankbarkeit. Dankbarkeit darüber, was sich in der stationären Altenpflege alles getan hat in den letzten Jahrzehnten. Beide haben früh ihren Weg in die Pflege gefunden, beide sind heute Einrichtungsleiter der drei Altenzentren des Caritasverbandes Westerwald-Rhein-Lahn: Kohlhaas in Hachenburg und Arzbach, Bachert in Lahnstein. Zusammen bringen sie über 60 Jahre Pflegeerfahrung mit. Ihre Botschaft: „Nein, früher war nicht alles besser. Im Gegenteil – die Altenpflege hat eine unglaubliche Entwicklung gemacht.“

Früher wurde vor allem nach dem Motto gepflegt: satt und sauber. Heute stehen die Würde und die Selbstbestimmung der Bewohnerinnen und Bewohner im Mittelpunkt“, sagt Anja Kohlhaas. Sie weiß, wovon sie spricht: Als Schülerin absolvierte sie ein Praktikum im Krankenhaus, und damals war für sie schnell klar – Pflege ist Berufung! Nach Umwegen über eine Bauzeichnerlehre fand sie ihren Weg zurück in die Pflege und begann ihre Ausbildung bei der Caritas. Später bildete sie sich stetig fort. Heute leitet Anja Kohlhaas zwei Caritas-Altenzentren – mit Stolz und Leidenschaft.

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Was sich verändert hat? „Heute entscheiden die Menschen selbst, wann sie aufstehen, wann sie duschen, was sie essen. Es gibt beispielsweise keine Badetage mehr. Und ja – auch das Recht, mal zu sagen: ‚Ich will nicht‘, gehört dazu“, erklärt Kohlhaas. Was früher unvorstellbar war, ist heute gelebte Praxis.

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Anja Kohlhaas und Carsten Bachert von der Caritas geben Einblicke in einen Beruf, der sich stark gewandelt hat – und der mehr denn je Menschen braucht, die mit Herz, Verstand und Haltung arbeiten

Auch Carsten Bachert, gelernter Altenpfleger mit späterem Studium der Sozialen Arbeit, beobachtet die Entwicklung mit Respekt: „Pflege ist ein hochkomplexer Beruf geworden. Die Anforderungen sind gestiegen, das Wissen hat sich enorm erweitert – und das ist gut so“, sagt der Lahnsteiner Einrichtungsleiter.

Vor allem die Prävention spielt heute eine große Rolle. „Früher wurde oft erst gehandelt, wenn das Problem da war. Heute denken wir vorausschauend – wir beobachten, dokumentieren, beugen vor“, sagt Kohlhaas. Sie nennt ein Beispiel: „Wenn jemand stürzt, ist das heute nicht mehr einfach ein Unfall – es ist ein Alarmsignal, das uns zeigt, dass wir handeln müssen.“

Dabei hilft auch moderne Technik: Tablets, EDV-gestützte Dokumentation, automatisierte Pflegehilfen. „Wir sind da in unseren Einrichtungen wirklich gut aufgestellt“, sagt Bachert. Digitalisierung als Chance – auch das gehört heute zur neuen Pflege dazu.

Beziehungen statt Routinen

Trotz aller Struktur und Technik: Pflege ist und bleibt Beziehungsarbeit. „Wir erleben Menschen in ihrer letzten Lebensphase“, sagt Carsten Bachert. „Da geht es nicht nur um Körperpflege. Es geht um Würde, um Vertrauen, um Begleitung.“ In Lahnstein essen viele der Bewohnerinnen und Bewohner täglich im hauseigenen Café Nächstenliebe, wie übrigens auch die Kinder der Kita Arche Noah. „Da entstehen Gespräche, Beziehungen, echte Nähe“, erzählt er. „Ich esse selbst regelmäßig mit – das gehört für mich dazu.“

Und auch die Biografiearbeit hat heute einen ganz anderen Stellenwert als früher: „Wir müssen nicht unbedingt wissen, was jemand beruflich gemacht hat – wir müssen wissen, was ihm wichtig ist. Wie jemand gerne schläft. Welches Parfum sie mag. Ob er eine zweite Decke braucht“, sagt Kohlhaas. „Es sind die entscheidenden Kleinigkeiten, die den Unterschied machen.“

Beruf mit Perspektive & Herz

Beide Einrichtungsleitungen sind sich einig: Pflege ist ein Beruf mit Zukunft – und mit Sinn. „Man kann gestalten, man kann sich einbringen, und man bekommt unglaublich viel zurück“, sagt Bachert. Auch für junge Menschen sei der Pflegeberuf attraktiv – wenn man ihn entsprechend präsentiert: „Wir haben tolle Entwicklungsmöglichkeiten. Viele denken immer nur an Waschen und Essen anreichen. Aber Pflege ist so viel mehr. Pflege ist echte Interaktionskunst. Wer möchte, kann Karriere machen: vom Azubi zur Leitung – so wie wir.“

Kohlhaas ergänzt: „Und es gibt kaum einen Beruf, in dem man so viel über das Leben lernt. Die Geschichten der Menschen, die man betreut, sind unbezahlbar.“ „Gute Pflege funktioniert nur im Team“, sagt Anja Kohlhaas. „Das Miteinander zwischen Pflegekräften, Hauswirtschaft, Betreuung, Verwaltung – das muss stimmen.“ Auch deshalb wird Teamkultur großgeschrieben. In Arzbach und Hachenburg wie auch in Lahnstein gehören regelmäßige Teamrunden, Supervision und ein offener Austausch dazu. Bachert unterstreicht: „Die Haltung ist entscheidend. Wir begleiten Menschen in einer sensiblen Lebensphase. Da sind Respekt, Empathie und Verlässlichkeit das A und O.“

Und: Gute Pflege braucht auch gutes Zeitmanagement. „Pflegekräfte müssen priorisieren können – und sie brauchen die Freiheit, im richtigen Moment innezuhalten. Wenn jemand reden will, dann muss das möglich sein. Das gehört zur Würde.“

Alltag mit Abwechslung

Auch wenn der Arbeitsalltag oft fordernd ist – langweilig wird es nie. „Kein Tag ist wie der andere“, sagt Carsten Bachert. „Manchmal geht es sehr emotional zu, manchmal lachen wir Tränen. Pflege ist mitten im Leben.“ Was sie besonders erfüllt? „Wenn ein Mensch am Ende seines Lebens friedlich gehen kann und man weiß: Wir haben alles dafür getan, dass er sich sicher, geborgen und wertgeschätzt gefühlt hat“, ergänzt Anja Kohlhaas.

Auf Zeitreise durch die Altenpflege: Anja Kohlhaas und Carsten Bachert schauen sich alte Fotos vom Caritas-Altenzentrum St. Josef in Arzbach an, das in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen feiert. Foto: Caritasverband WWRL / Holger Pöritzsch

Ausbildung mit Zukunft

Alle drei Caritas-Altenzentren bilden regelmäßig aus – und suchen junge Menschen, die Lust haben, Verantwortung zu übernehmen. „Wir brauchen junge Leute, die was bewegen wollen“, sagt Bachert. „Und wir zeigen ihnen, dass Pflege nicht altmodisch, sondern modern, relevant und menschlich ist.“ Die generalistische Pflegeausbildung, die seit einigen Jahren gilt, eröffnet vielfältige Chancen: „Damit stehen einem viele Wege offen – von der Altenpflege bis zum Studium oder zur Fachweiterbildung“, so Kohlhaas.

Müssen aufhören zu jammern“

Trotz allem: Noch immer ist das Bild der Pflege in der Öffentlichkeit oft von Überlastung und Stress geprägt. Das müsse sich ändern, finden beide. „Wir müssen aufhören, uns für unseren Beruf zu entschuldigen“, sagt Kohlhaas. „Pflege ist ein schöner, sinnvoller, anspruchsvoller Beruf. Und wir müssen das auch zeigen – mit Stolz.“ Bachert nickt: „Es gibt so viele schöne Momente in unserem Alltag. Wenn ein Bewohner lächelt, wenn man gebraucht wird, wenn ein Angehöriger dankt – das gibt’s nicht überall.“

Und was würden die beiden „alten Hasen“ einem jungen Menschen sagen, der überlegt, in die Pflege zu gehen? „Mach es! Weil du einen Beruf bekommst, der abwechslungsreich ist, in dem du viel lernst, viel zurückbekommst – und der nie langweilig wird“, sagt Carsten Bachert. Und Anja Kohlhaas ergänzt: „Und weil es einfach der schönste Beruf der Welt ist.“

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Gesundheit

Premiere: Psychiatrie St. Elisabeth Lahnstein bietet Pflegeausbildung vor Ort an

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Foto: BBT-Gruppe
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LAHNSTEIN Premiere für die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie St. Elisabeth in Lahnstein: Erstmals können hier junge Menschen direkt vor Ort die dreijährige Ausbildung zur Pflegefachkraft (m/w/d) absolvieren. Der erste Kurs startet am 1. Oktober 2025, ein weiterer im April 2026.

Die Fachklinik verfügt über 60 vollstationäre Betten, 20 tagesklinische Plätze und eine psychiatrische Institutsambulanz (PIA). Sie ist Teil der BBT-Gruppe und eng mit weiteren Einrichtungen in der Region vernetzt – darunter das Katholische Klinikum Koblenz–Montabaur und die Barmherzigen Brüder Saffig. Dadurch profitieren die Auszubildenden von einem breit gefächerten, bedarfsorientierten Versorgungsangebot und vielfältigen praktischen Einsatzmöglichkeiten.

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Die theoretische Ausbildung erfolgt am Bildungscampus (BiK) des Katholischen Klinikums Koblenz-Montabaur, die Praxiseinsätze finden überwiegend in Lahnstein statt. „Wir freuen uns, jungen Menschen nun auch direkt in Lahnstein den Einstieg in den Pflegeberuf ermöglichen zu können“, sagt Maike Engel, Pflegedirektorin am St. Elisabeth Lahnstein. „Mit unserer intensiven Betreuung und der engen Verbindung von Theorie und Praxis schaffen wir beste Voraussetzungen für einen erfolgreichen Berufsstart.“

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Bewerberinnen und Bewerber sollten mindestens einen mittleren Schulabschluss oder eine gleichwertige Qualifikation mitbringen sowie Freude an der Arbeit mit Menschen, Verantwortungsbewusstsein und Teamgeist, empfiehlt die Pflegedirektorin. Geboten wird eine qualifizierte fachpraktische Begleitung, eine Ausbildungsvergütung nach den AVR-Richtlinien des Deutschen Caritasverbandes, Angebote zur Gesundheitsförderung sowie sehr gute Übernahmechancen.

Bewerbungen sind ab sofort möglich (pm BBT Gruppe).

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