Politik
Digitaler Neujahrsempfang der Stadt Bad Ems
BAD EMS Zum ersten digitalen Neujahrsempfang der Stadt Bad Ems lud Stadtbürgermeister Oliver Krügel am 29. Januar in den Saal des Rathauses.

BAD EMS Zum ersten digitalen Neujahrsempfang der Stadt Bad Ems lud Stadtbürgermeister Oliver Krügel am 29. Januar in den Saal des Rathauses. Zugeschaltet waren Repräsentanten der Stadt, Ehrengäste, Vertreter der Wirtschaft und viele Bürgerinnen und Bürger. Der Stadtbürgermeister begrüßte die Teilnehmer und gab auch gleich einen kurzen Einblick in die technischen Anlagen, die notwendig waren, um auch in Zeiten der Corona-Pandemie eine solche Veranstaltung durchzuführen.
In seinem Grußwort verwies Staatsminister Roger Lewentz darauf, dass mit Löwenstein Medical ein überregional bedeutendes Unternehmen der Medizintechnik in Bad Emser ansässig ist. Er erinnerte an die Bedeutung der Vereine und äußerte seine Vorfreude, bald wieder einmal in Bad Ems eine Kabarett-Veranstaltung zu besuchen.
Landrat Frank Puchtler dankte allen, die in Zeiten der Corona-Pandemie besondere Verantwortung tragen. Beispielhaft nannte er die Fiber-Ambulanzen im Kreis, in denen bereits über 22.000 Menschen getestet worden sind. Er drückte seine Hoffnung aus, dass mit den Impfungen bald die Pandemie in den Griff zu bekommen sei und auch das kulturelle Leben in Bad Ems wieder aufblühen könne.
Bürgermeister der Verbandsgemeinde Uwe Bruchhäuser erinnerte daran, dass die Pandemie auch die Verwaltung vor große Herausforderungen gestellt hat und gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass bald wieder mehr Normalität zu erreichen sei.
Zwangsläufig drehte sich in der Neujahrsansprache des Stadtbürgermeisters viel um die Corona-Pandemie. Unser Alltag hat sich in einem Maß verändert, wie es vor einem Jahr noch kaum denkbar war. Bartholomäusmarkt und St. Martins-Umzug, der Restaurantbesuch und die Umarmung eines nahestehenden Angehörigen fielen aus. „Ich fühle mit allen, die in diesen Tagen und Wochen um Angehörige trauern, die Sorge um ihren Arbeitsplatz haben, aber gerade jetzt zeigt sich, was ein wirtschaftlich und politisch stabiles Land zu leisten vermag“ sagte der Stadtbürgermeister. Dann lenkte er den Blick auf die Dinge, die auch im Jahr der Pandemie 2020 erfolgreich weitergingen in Bad Ems.
Bericht digitaler-Neujahrsempfang und Rückblick 2020
Die Kindertagesstätte in der Villenpromenade steht kurz vor dem Abschluss, die Kita Römergarten ist in der konkreten Planungsphase. Positiv ist die Entwicklung der Einwohnerstatistik, die sich wieder der Marke 10.000 nähert. Dazu tragen auch die neuen Wohneinheiten bei, die entstanden sind oder demnächst verwirklicht werden. Der Stadtrat hat ein Integriertes Stadtentwicklungskonzept verabschiedet. Schlüsselprojekte sind die Sanierung des Alten Rathauses, indem Stadtbücherei, Jugendzentrum und Museum als Kulturhaus ein gemeinsames Dach finden sollen sowie die Sanierung der Carl Heyer Promenade. Dazu wird in 2021 ein Verkehrskonzept erarbeitet. Die Stadt ist bestrebt, ihr historisches Stadtbild in höchstem Maß schützen. In diesem Sinn beteiligt sie sich an der Welterbebewerbung „Great Spas of Europe“.
Die Rettung der Hufeland-Klinnik war „ein beispielloser Kraftakt“, für den alle Beteiligten an einem Strang zogen. Planmäßig geht der Lückenschluss am Bahnhof voran. Hier entsteht auch ein Ladepark für Elektromobilität. Ein Großprojekt eines privaten Investors ist der Bau des Thermen-Hotels und des Parkhauses, aber auch das neue Wasserkraftwerk am Schleusengraben verdankt Bad Ems einer privaten Initiative.
Dank sagte Herr Krügel der Verbandsgemeindeverwaltung und VG-Bürgermeister Uwe Bruchhäuser für die vertrauensvolle Zusammenarbeit und dem Stadtrat, der die wichtigsten Entscheidungen einmütig oder mit großer Mehrheit trug. Bad Ems, so betonte er, hat Lebensqualität und Potenziale. Er rief dazu auf, zuversichtlich auf das neue Jahr zu schauen, es gemeinsam und mit Tatkraft anzugehen.
Es folgten die Ehrungen verdienter Mitbürgerinnen und Mitbürger in den Kategorien Privatperson, Verein und soziale Einrichtung. Die jeweilige Laudation teilte sich der Stadtbürgermeister mit seinen Beigeordneten. Der Erste Beigeordnete Frank Ackermann ehrte zwei Bad Emser Schulen für ihr Engagement. Unter der Leitung ihrer Lehrerin Elisabeth Knopp widmeten sich zwei Schülergruppen des Goethe-Gymnasiums Bad Ems dem Gedenken an jüdisches Leben in Bad Ems. Nach Recherchen in der Stadt und im Stadtarchiv interviewten fünf Schülerinnen der jetzigen Jahrgangsstufe 12 die inzwischen verstorbene Zeitzeugin Lies Ebinger.
Dabei entstand eine Dokumentation mit den Stationen Familie Königsberger, Haus Germania (Römerstraße 12), ehemaliges jüdisches Altersheim, Römerstraße 89, ehemalige Synagogen Römerstraße 65, Haus Bernstein, Römerstraße 64, Familie Strauß und Lies Ebinger, Friedrichstraße, und Jüdischer Friedhof. Das Ergebnis des Projektes ist zu sehen auf dem Youtube-Video „Spuren jüdischen Lebens in Bad Ems“ auf YouTube – Goethe-Gymnasium Bad Ems (gg-badems.org) oder auf: www.jewish-places.de. Belohnt wurde die Leistung mit der Verleihung des Rolf-Joseph-Preises 2019 im Jüdischen Museum in Berlin. Den Rolf-Joseph-Preis 2020 erhielt die Klasse 8 b des vergangenen Schuljahres für ihr fiktives Tagebuch mit dem Titel „Erinnerungen – Jüdische Familien aus Bad Ems“. Grundlage sind tatsächliche Erlebnisse der Familie des Bezirksrabbiners Dr. Friedrich Laupheimer und seiner Schwiegermutter, der jüdischen Frauenrechtlerin Henriette Fürth, sowie der Familie Moritz Oppenheimers. So gewährt das Tagebuch Einblicke in jüdisches Alltagsleben zwischen 1870 und 1939.
Anschließend ehrte Beigeordneter Ackermann die Realschule plus Bad Ems-Nassau und hier insbesondere das Engagement von Lehrer David Schmidl und seinen Schülern. Die Schule engagiert sich seit vielen Jahren im europäischen Projekt Erasmus. In diesem Projekt sind viele Schulen in ganz Europa in Kontakt und im Austausch. Dazu gehören auch Besuche. Schülerinnen und Schüler lernen andere Kulturen und Lebenswirklichkeiten kennen. Sie begegnen Jugendlichen in anderen europäischen Ländern, sie erfahren die Vielfalt Europas.
Ziel ist es, dass junge Menschen sich dem europäischen Gedanken verbunden fühlen. Für die Realschule plus ist seit vielen Jahren David Schmidl verantwortlich für das Erasmus-Projekt. Er knüpft Kontakte, organisiert Besuche, baut Netzwerke auf und trägt dazu bei, dass junge Menschen über den Tellerrand schauen und sich mit den Werten Europas identifizieren. Die RS BEN ist auch Fair Trade School. Sie engagiert sich im fairen Handel und hat ein Fair Trade Team aufgestellt, dass den Gedanken des fairen Handels mit verschiedenen Aktionen, etwa der Beteiligung am Bargassenfest, bei den jungen Menschen, aber auch bei ihren Mitbürgern in Bad Ems verfestigt.
Die SchülerInnen leisten auch Beiträge zur Erinnerungskultur. So haben sie die Bad Emser Stolpersteine ins Internet gebracht und die in der Stadt verlegten Stolpersteine poliert. Auf diese Weise erfahren sie von Schicksalen jüdischer Familien aus Bad Ems. Der Holocaust wird damit aus der Anonymität geholt und mit Schicksalen Bad Emser Bürger verbunden. Ein weiteres Projekt ist das Engagement an der Tafel. Zweimal im Monat helfen SchülerInnen der RS plus BEN bei der Ausgabe an der Bad Emser Tafel. Schließlich besteht auch eine gute Zusammenarbeit der Schule mit dem Jugendzentrum.
Im Namen der Stadt dankten Stadtbürgermeister Krügel und Beigeordneter Ackermann den Schülerinnen und Schülern sowie Frau Knopp und Herrn Schmidl für das beispielhafte Engagement.
Beigeordneter Michael Spielmann übernahm die Ehrung in der Kategorie Verein. Die Wahl fiel auf den Verein für Geschichte, Denkmal- und Landschaftspflege e.V. 1906 gegründet, hat er die Schwerpunkte seiner Arbeit inzwischen in seinen Vereinsnamen aufgenommen. Der VGDL legte, wie der Laudator betonte, auch in der Corona-Pandemie nicht die Hände in den Schoß, wenngleich aufwändig vorbereitete Exkursionen und ein Teil der Vorträge ausfallen mussten.
Der Verein um seinen Vorsitzenden Dr. Ulrich Brand machte das, was trotz Pandemie möglich war: intensive Forschung, Engagement in der Denkmalpflege und im Landschaftsschutz. Allein 48 neue Bad Emser Hefte erschienen in der gleichnamigen vereinseigenen Schriftenreihe. Das alte Stellwerk am Bahnhof wurde restauriert, es gab sehr interessante neue Erkenntnisse zur römischen Geschichte von Bad Ems, der 150. Jahrestag der Emser Depesche wurde mit einer Schrift gewürdigt, ein Bienen- und ein Schmetterlingsacker wurden angelegt, die historische Henriettensäule und ihr Umfeld wurden gepflegt und das Museum wurde, wie in jedem Jahr, gefördert. Zudem engagieren sich seit vielen Jahren dort Vereinsmitglieder ehrenamtlich im Aufsichtsdienst.

Der Stadtbürgermeister Oliver Krügel empfing spannende Gäste beim Bad Emser Neujahrsempfang
Stadtbürgermeister Oliver Krügel ließ es sich nicht nehmen, die Ehrung im Bereich Privatperson selbst vorzunehmen. Ausgezeichnet wurde Frau Dr. Hildegard Simons. Seit fast vierzig Jahren wirkt sie als erfolgreiche und beliebte Ärztin in Bad Ems und ist inzwischen auch Sprecherin der Bad Ems Ärzteschaft. In dieser Eigenschaft hat sie an der Seite der Stadt für die Erhaltung der Hufeland-Klinik und damit für den Gesundheitsstandort Bad Ems gekämpft.
Die „Hausärztin mit Leib und Seele“ hat ein Hausarztzentrum im ehemaligen Hotel de Flandre eingerichtet und damit auch zum Erhalt des historischen Bauwerks am Bahnhof beigetragen. Dort steht nun auch die Fieberambulanz. Seit vielen Jahren ist sie engagiert in der katholischen Kirchengemeinde. „Eine unglaublich engagierte Frau, voller Ideen, ein Mensch, der sich für andere Menschen und für die Umsetzung guter Ideen aufreibt“, so fasste der Laudator einige Stimmen aus ihrem Umfeld zusammen. Ein Herzensanliegen ist ihr das jährliche Gebet für den Frieden. Katholiken, Protestanten und orthodoxe Christen gehen jährlich Seite an Seite mit jüdischen und muslimischen Mitbürgern auf die Straße, um ein Zeichen für Frieden und Toleranz zu setzen.
Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung mit Beiträgen des „Duo W“, dass das Streamen seiner Konzerte im Marmorsaal gestattete. Zu sehen und zu hören waren Ingrid Wendel (Klavier), Katharina Wimmer (Violine) und Stefan Welsch (Violoncello).
Zum Abschluss dankte Stadtbürgermeister Krügel allen Beteiligten und Gästen und gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass der nächste Neujahrsempfang wieder im realen Begegnungen und guten Gesprächen Marmorsaal stattfinden könne.
Politik
Parteitag in Nassau: Ruppert zur Spitzenkandidatin der Linken zur Landtagswahl gewählt

NASSAU Mit großer Geschlossenheit und spürbarer Aufbruchsstimmung hat die rheinland-pfälzische Linke am Samstag in Nassau ihre Landesliste für die kommende Landtagswahl beschlossen. Angeführt wird das Spitzenduo von der Landesvorsitzenden Rebecca Ruppert und der Förderschullehrerin Nina Bömelburg.
Die 36-jährige Ruppert wurde mit breiter Mehrheit zur Spitzenkandidatin gewählt. „Wir treten für den Landtag an, weil es endlich bezahlbares Wohnen braucht in Rheinland-Pfalz“, sagte sie im Gespräch mit dem BEN Kurier. Die Linke wolle eine landeseigene Wohnungsgesellschaft schaffen und die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum stärken. „Ein Krankenhaus darf sich nicht in erster Linie rechnen müssen, sondern muss in erster Linie für Gesundheit sorgen.“
Junge Menschen prägen den Parteitag
Auffällig war der hohe Anteil junger Menschen unter den Delegierten – die Mehrheit war unter 30 Jahre alt. Viele von ihnen sind erst in den vergangenen Monaten der Partei beigetreten. Allein seit Jahresbeginn haben sich mehr als 2.200 Neumitglieder der Linken in Rheinland-Pfalz angeschlossen. Das macht den Landesverband so jung und dynamisch wie nie zuvor.
„Wir haben uns vorgenommen, an 40.000 Haustüren zu klopfen, um zu hören, was unsere Nachbarinnen und Nachbarn beschäftigt“, erklärte Ruppert. Bereits 7.000 Hausbesuche seien absolviert worden. Besonders häufig hätten die Menschen Sorgen wegen steigender Preise geäußert: „Lebensmittel werden teurer, die Mieten steigen, aber die Löhne halten nicht Schritt. Da müssen wir ran.“
Bildung, Klima und Teilhabe im Fokus
Auf Platz zwei der Landesliste wählten die Delegierten Nina Bömelburg, Kreisvorsitzende des Bezirksverbands Vulkan-Eifel-Mosel. „Ich freue mich sehr über das Vertrauen und dass meine Partei mich unterstützt“, betonte sie. Als Förderschullehrerin sei ihr die Bildungspolitik ein zentrales Anliegen. „Eigentlich müsste jedes Kind Anspruch auf einen individuellen Förderplan haben.“
Darüber hinaus warb Bömelburg für mehr Demokratieerziehung, mehr Mitbestimmung von Jugendlichen und eine konsequente Klimapolitik. „Das ist die Zukunft gerade der jungen Leute“, sagte sie.
Rückenwind auch aus dem Rhein-Lahn-Kreis
„Wir sind sehr froh und stolz, dass mit Ann-Kathrin Brings auch eine Kandidatin aus dem Rhein-Lahn-Kreis auf der Landesliste vertreten ist“, erklärte Sebastian Dohn, Vorstand der Linken Koblenz-Rhein-Lahn. Oliver Antpöhler-Zwiernik, Fraktionsvorsitzender der Linken Koblenz, ergänzte: „Wir haben ein ganz fabelhaftes Spitzenduo da mitgewählt. Die Stimmung hier ist fantastisch. Wir sind befreit, positiv und euphorisch – und starten jetzt in den Wahlkampf.“
Chancen auf den Einzug
Die aktuellen Umfragen sehen die Linke in Rheinland-Pfalz bei rund acht Prozent – ein Wert, der den Einzug in den Mainzer Landtag realistisch macht. „Wir hatten noch nie so eine hohe Chance“, sagte Antpöhler-Zwiernik. „Und deswegen freuen wir uns auf den Wahlkampf.“
Die Delegierten in Nassau machten deutlich: Sie wollen nicht nur zuschauen, sondern gestalten. Mit frischen Ideen, einem hohen Anteil junger Mitglieder und einem klaren Programm für Wohnen, Gesundheit, Bildung und Klima zieht die Linke in den Wahlkampf.
„Wir sind motiviert, tatendurstig und bereit, den Menschen zuzuhören“, fasste Ruppert zusammen. „Dafür braucht es uns alle.“
Politik
Drei Stunden Radfahrt im Regen: Ausfälle im Mittelrheintal treiben Menschen zur Verzweiflung

LORELEY Acht Stunden Arbeit in Wiesbaden, dann die Rückfahrt nach Hause ins Mittelrheintal. Ein Alltag, den viele Menschen in der Region kennen. Doch für die Pendlerin Kirsten H. endete dieser Tag in einer regelrechten Odyssee.
„Nach acht Stunden Arbeit in Wiesbaden fuhr kein Zug mehr – und auch kein Schienenersatzverkehr“, schildert sie in einer Mail an Bürgermeister Mike Weiland. Was für Berufspendler zur Selbstverständlichkeit zählen sollte, blieb an diesem Tag aus. Ein angekündigter Ersatzbus kam nicht, die Züge fielen ersatzlos aus.
Die Folge: Kirsten hatte keine andere Wahl, als sich auf ihr Fahrrad zu setzen. „Soeben bin ich nach drei Stunden Fahrradfahrt am Rhein entlang zu Hause angekommen“, schreibt sie. Schon am Morgen war sie mit dem Rad gestartet, hatte es in den Zug mitgenommen und ihre Wege in Wiesbaden damit erledigt. Am Abend jedoch stand sie ohne jede Transportmöglichkeit da.
Mit dem Fahrrad von Wiesbaden zurück in die Loreley
Drei Stunden dauerte die Fahrt entlang des Rheins – bei Regen, erschöpft nach einem langen Arbeitstag und mit dem dringenden Bedürfnis, zu ihrem Sohn nach Hause zu kommen. „Ich musste zu meinem Sohn nach Hause“, erklärt sie in ihrer Mail.
Unterwegs kam sie durch Rüdesheim und sah Menschen, die seit Stunden vergeblich auf den Schienenersatzverkehr warteten. „Die Menschen in Rüdesheim hatten nicht einmal ein Fahrrad, um nach Hause zu kommen“, schildert sie. Besonders bitter: Während Fahrgäste stranden mussten, rollten die Güterzüge unbeirrt durch das Tal.
„Wieder fortziehen. So schnell wie möglich.“
Ihr Fazit ist ernüchternd: „Es ist nicht nur eine Zumutung, was hier passiert. Es ist die absolute Verunmöglichung, irgendwie noch organisiert und selbstbestimmt durch den Tag zu kommen.“ Für sie steht fest: „Wieder fortziehen. So schnell wie möglich.“
Die Pendlerin bringt damit zum Ausdruck, was viele im Tal empfinden: Die ständigen Zugausfälle, verspätete Informationen und unzuverlässiger Ersatzverkehr machen das Leben unplanbar. „Bahn und auch die Belastungen durch Baustellen zerstören das Leben im Mittelrheintal“, fasst sie ihre Eindrücke zusammen.
Strandungen, Notübernachtung und improvisierte Hilfe
In einer weiteren Nachricht schildert die Pendlerin, dass sie in den vergangenen Wochen immer wieder gestrandeten Reisenden geholfen habe. Mehrfach fuhr sie Menschen, die in Kaub nicht weiterkamen, mit dem Auto nach St. Goarshausen oder sogar bis nach Kamp-Bornhofen. Häufig waren es ältere Menschen, die ohne diese Hilfe völlig hilflos dagestanden hätten.
Auch Feriengäste habe sie abgeholt, weil diese zwar mit dem Zug und Shuttle zu Veranstaltungen gelangten, später jedoch nicht mehr zurückkamen. Besonders drastisch war eine Situation mitten in der Nacht: Ein Fahrgast, gestrandet in Kaub und ohne Unterkunft, bekam um 1.30 Uhr auf einer Matratze in einem Atelier eine Notübernachtung, weil weder Ersatzverkehr noch Hotels verfügbar waren.
„Es ist für alle betroffenen Menschen eine enorme Belastung, sowohl für Reisende als auch für diejenigen, die dann den von der Bahn in Aussicht gestellten SEV in Eigenleistung übernehmen müssen“, heißt es in der Mail. Ein ausländischer Besucher berichtete sogar, dass er einmal in seiner Verzweiflung zu Fuß von Kaub bis nach Nastätten gelaufen sei – rund vier Stunden.
Die Auswirkungen betreffen nicht nur Pendlerinnen und Pendler. Auch der Tourismus leidet: Feriengäste bleiben aus, Ausflüge scheitern, selbst das Übersetzen mit dem Boot zur Pfalz fiel zeitweise aus und sorgte für Enttäuschung bei Besuchern.
Bürgermeister reagiert mit scharfen Worten
Bürgermeister Mike Weiland zeigte sich tief betroffen und wandte sich umgehend an die Geschäftsführung von VIAS. „Solche Schilderungen schlagen dem Fass den Boden aus“, schrieb er an die Verantwortlichen. Er erwarte nicht nur eine baldige Entschuldigung gegenüber der Betroffenen, sondern auch einen „Paradigmenwechsel“ im Unternehmen.
Weiland machte deutlich, dass es sich nicht um Einzelfälle handele. Viele Beschwerden würden an die Verbandsgemeinde herangetragen, andere Betroffene hätten längst resigniert. „Das schadet unserer Region“, so der Bürgermeister.
Bereits am Vortag hatte Weiland Vertreter von VIAS persönlich getroffen und frühere Beschwerden weitergeleitet. Mit dem aktuellen Fall will er nun auch den Landrat, den Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Nord sowie den zuständigen Verbandsdirektor einschalten. „Aufgrund unserer Nähe zu den Menschen erreichen uns immer wieder Eingaben von zu Recht genervten und verzweifelten Bürgern“, erklärte er.
Auch die Presse will er einbeziehen. „Ich glaube, eine solche Schilderung hätte gestern Abend im Verbandsgemeinderat die Stimmung gänzlich zum Kippen gebracht“, betonte er.
Weiland erinnert daran, dass er das Thema auch bei anderen Gelegenheiten bereits auf die Tagesordnung gesetzt hat. So sprach er beim 30. Zukunftsgespräch in Kaub im August gegenüber Ministerpräsident Alexander Schweitzer die massiven Probleme im Schienenpersonennahverkehr offen an. Auch in der jüngsten Verbandsgemeinderatssitzung in St. Goarshausen, bei der VIAS zu Gast war, sei deutliche Kritik geäußert worden.
Gleichzeitig richtet er einen Appell an die Bürgerinnen und Bürger: „Es nützt nichts, nur verzweifelt zu sein. Es bedarf auch, dass man sich bei den zuständigen Stellen Luft verschafft und vor allem auch die politischen Akteure, die vor Ort zum Wohle der Menschen kämpfen, noch mehr unterstützt.“
Der Fall zeigt, wie sehr die unzuverlässige Infrastruktur das tägliche Leben im Mittelrheintal belastet. Für die Betroffene bedeutete das: acht Stunden Arbeit, kein Zug, kein Ersatzbus – und am Ende drei Stunden Radfahrt im Regen, um zu ihrem Sohn nach Hause zu kommen.
Was für die Menschen bleibt, beschreibt sie in wenigen, klaren Worten: „Sehr schade. Wirklich ein Hammer, wie eine so wunderschöne Region mit so viel Geschichte und Kultur so komplett gegen die Wand gefahren wird.“
Politik
Lierschied erhält 86.000 Euro Förderung für Rathaus und Dorfplatz

LIERSCHIED Große Freude in der kleinen Gemeinde Lierschied in der Verbandsgemeinde Loreley. Das Dorf erhält vom Land Rheinland-Pfalz einen Förderbescheid über 86.000 Euro aus dem Dorferneuerungsprogramm. Die Mittel sind für den zweiten Bauabschnitt der barrierefreien Erschließung und Erweiterung des Rathauses sowie die Neugestaltung des Außenbereichs vorgesehen. Die Gesamtkosten der Maßnahme betragen inklusive Planung rund 120.000 Euro, der Zuschuss des Landes liegt bei 85.000 Euro.
Wir vom BEN Kurier waren vor Ort, als Staatssekretärin Simone Schneider den Förderbescheid an den Bürgermeister der Ortsgemeinde, Andreas Dillenberger, und den Bürgermeister der Verbandsgemeinde Loreley, Mike Weiland, übergab. Schneider betonte: „Ich freue mich sehr, heute einen Förderbescheid übergeben zu können, mit dem der Außenbereich gestaltet wird, einfach schöner gemacht werden soll und der Dorfplatz eine echte Dorfmitte wird, wo viele Festivitäten stattfinden können. Aber auch Parkmöglichkeiten sollen zur Verfügung stehen, damit die Anlagen einer guten Nutzung zugeführt werden können. Ich freue mich wahnsinnig, dass ich ganz häufig im Land unterwegs sein kann und solche tollen Projekte auch von Landesseite unterstützen kann.“
Bereits im ersten Bauabschnitt wurde das Rathaus erneuert und barrierefrei gestaltet. Im zweiten Bauabschnitt stehen die Umgestaltung des Vorplatzes, die Erweiterung des Dorfplatzes und die Einrichtung zusätzlicher Parkmöglichkeiten im Fokus. Unmittelbar vor der Liftanlage soll zudem ein behindertengerechter Parkplatz entstehen.
Auch die Verbandsgemeinde ist in die Arbeiten eingebunden. Verbandsbürgermeister Mike Weiland berichtete, dass der Umbau der Feuerwehrunterkunft im Untergeschoss des Rathauses sich bereits mehrere Monate hinzieht. „Wir hatten Probleme, Maler- und Putzerarbeiten zu vergeben, konnten nun aber weitere Gewerke vergeben. Die Ausschreibungsergebnisse liegen leicht unter der Kalkulation, sodass die Vergabe problemlos erfolgen kann. Die Feuerwehr hat zudem Eigenleistungen eingebracht, wodurch Kosten gespart werden. Dafür bin ich den ehrenamtlichen Aktiven maßlos dankbar.“
Der Landtagsabgeordnete Roger Lewentz hob hervor, dass Lierschied mit seinen rund 474 Einwohnern ein Beispiel für aktives Bürgerengagement sei: „Hier ist Bürgerkraft sichtbar, vom Rathaus bis zur Feuerwehr. Dieses Geld ist gut investiert in eine Gemeinde, in der Leben herrscht und ein zentraler Mittelpunkt notwendig ist.“
Ortsbürgermeister Andreas Dillenberger ergänzte, dass die Arbeiten schnellstmöglich beginnen sollen. „Wir hoffen, dass die Dorfbevölkerung die neuen Anlagen gut annimmt und dass wir hier noch viele Feste feiern können. Die Maßnahme soll bis Mitte Dezember, zur Dorfweihnacht, abgeschlossen sein.“
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass im Rahmen der Dorferneuerung das Land Rheinland-Pfalz im Jahr 2025 einen besonderen Schwerpunkt auf Orte des sozialen Lebens und kultureller Identität gesetzt hat. Als soziale, kulturelle und politische Treffpunkte übernehmen Dorfplätze eine zentrale Funktion für das Miteinander im Dorf und die Heimatverbundenheit. Ihre Neugestaltung, Sanierung, Modernisierung oder Erweiterung trägt maßgeblich dazu bei, das gesellschaftliche Leben im ländlichen Raum zu stärken, Teilhabe zu fördern und die Zukunftsfähigkeit der Ortskerne nachhaltig zu sichern, so Simone Schneider (as).
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