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VG Bad Ems-Nassau

Flutopfer findet neue Heimat in Bad Ems – Eine bewegende Geschichte

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Flutopfer findet neue Heimat in Bad Ems - Eine bewegende Geschichte (Foto: Rolf Kranz, Creative Commons 4.0)

BAD EMS Eine bewegende Geschichte. Wir allen kennen die dramatischen Bilder aus Bad Neuenahr oder Schuld. Vielerorts sieht es aus wie nach einem Bombenhagel im zweiten Weltkrieg. Doch auch die Stadt Mayen blieb nicht verschont. Dort trat die Nette über die Ufer und überschwemmte große Teile der Innenstadt.

„Jetzt ist es soweit. Das Wasser steht am Haus. Gleich kommt es herein“, rief die ältere Dame panisch bevor die Leitung zusammenbrach.

Besonders hart traf  es eine 73-jährige Rentnerin in der Eifelstadt. Verängstigt sah sie aus ihrer gemieteten Erdgeschosswohnung die Fluten kommen. Sie sprach mit ihrer langjährigen Freundin am Handy. „Das Wasser kommt immer näher. Nur noch zwei Meter, dann hat es auch unser Haus erreicht“, soll sie zu ihrer Freundin gesagt haben.

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Diese bekam per Telefon genau mit was geschah. Lange ging das Gespräch und das sollte ein fataler Fehler gewesen sein. Denn urplötzlich war der Strom weg und der Handy Akku neigte sich dem Ende zu. „Jetzt ist es soweit. Das Wasser steht am Haus. Gleich kommt es herein“, rief die ältere Dame noch in Panik bevor die Leitung zusammenbrach. Dann war Stille.

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Ich zog wortwörtlich meine Hose aus und bin in Unterhosen hüfttief im Wasser versunken

Die Freundin reagierte sofort und rief den Sohn der 73-jährigen an. Dieser setzte sich von Bonn aus direkt ins Auto um seine Mutter aus der brenzligen Situation zu befreien. Doch das war gar nicht so einfach. “Von Bonn aus fahre ich normalerweise höchstens 45 Minuten bis Mayen. Diesmal dauerte die Tour über 2,5 Stunden“, schilderte Daniel dem BEN Kurier.

Die Autobahn war dicht. Die Remagener Brücke gesperrt. Ich musste über die Dörfer fahren aber auch da war kaum noch ein Durchkommen möglich. So etwas habe ich noch nie erlebt. Nur mit viel Glück kam ich überhaupt in Mayen an. Und in der ganzen Zeit hatte ich im Kopf, dass etwas mit meiner Mutter sein könnte.“

Als der Bonner endlich Mayen erreichte, traute er seinen Augen nicht. Eine komplett überfluteter Stadtteil. „Ich zog wortwörtlich meine Hose aus und bin in Unterhosen, hüfttief im Wasser versunken. So watete ich durch die Strömung, zur Wohnung meiner Mutter.“

Als er das Haus erreichte, klopfte er am Schlafzimmerfenster. Irgendwann reagierte seine Mutter und öffnete die Luke. Erleichterung, Adrenalin und Panik in einem.

“Das Leben hat uns viel Gutes geschenkt. Jetzt möchten wir etwas zurückgeben.” Familie Abt, Bad Ems

Der Sohn stemmte sich das Fenster hoch und betrat die Wohnung. Knietief stand seine Mutter im Wasser. Die Fluten zerstörten alles, was der 73-jährigen einmal wichtig gewesen war. „Es ging so wahnsinnig schnell. Das Wasser kam plötzlich. Nicht langsam. Alles was ich hatte, ist kaputt“, spricht die Mutter mit tränenerstickter Stimme.

Sämtliche Erinnerungen schwammen in den Fluten der Nette. Fotos und Erinnerungstücke waren weg. Über zweieinhalb Stunden verharrte die 73-jährige in Schockstarre in den Wasserfluten. Unfähig zu reagieren. Das Haus verlassen? Das war unmöglich. Alleine wäre sie in den Fluten machtlos gewesen.

Der Sohn packte wenige Habseligkeiten zusammen und verließ mit der Mutter über den Hinterausgang das Gebäude. Zunächst fuhren sie in seine kleine Wohnung nach Bonn.

Durch eine Zufall erfuhren sie, dass der ehemalige Stadtbürgermeister und Regisseur aus Bad Ems, Berny Abt, eine Ferienwohnung für die Flutopfer zur Verfügung stellen wollte. Schnell war der Kontakt gemacht und alles verlief völlig unbürokratisch.

Das Leben hat uns viel Gutes geschenkt“, teilte Berny Abt dem BEN Kurier mit. „Meine Frau und ich möchten den Menschen etwas zurückgeben.“ Und genauso kam es auch. Kurzerhand fuhr die 73-jährige mit ihrem Sohn in die Kurstadt. Dort trafen sie sich mit dem ehemaligen Stadtbürgermeister. Und dann ging alles ganz schnell. Die 73-jährige verliebte sich auf Anhieb in die angebotene Ferienwohnung und dufte sofort bleiben. Und die Miete? Davon ist keine Rede. „Wenn sie etwas Wasser und Strom bezahlt, passt das schon. Ums Geld geht es doch gar nicht,“ führt Berny Abt aus.

Ferienwohnung mit Familienanschluss

Der ehemalige Stadtbürgermeister überlegte lange, ob wir diese Geschichte überhaupt schreiben dürfen. Als ehemaliges Oberhaupt der Stadt Bad Ems war er bekannt für seine unkonventionellen Ideen. Nicht alles ist ihm gelungen aber sehr vieles. Seine Devise: Etwas ausprobieren und nicht im Stillstand verharren.

So auch jetzt. Einfach mal etwas tun. Für die traumatisierte 73-jährige ein absoluter Glücksfall denn sie erhielt viel mehr wie nur ein Dach über den Kopf. Eine Ferienwohnung mit Familienanschluss.  Selbst die nötigen Lebensmitteleinkäufe erledigen die Abts mit der älteren Dame gemeinsam. Durch die schnelle Hilfsbereitschaft und liebevollen Betreuung, kehrte wieder ein wenig Normalität in das Leben der Rentnerin ein. Die Aussichten sind nicht einfach.

Mehr wie drei Monate wird es dauern, bis die Wohnung in Mayen wieder bewohnbar sein wird. Kein Geld der Versicherungen können der Frau ihre persönlichen Erinnerungen zurückgeben. Diese sind für immer verloren. Und somit ist es ein Trost, dass es eine unglaubliche Welle der Hilfsbereitschaft gibt, wie sich in diesem Fall gezeigt hat.

Und wer weiß, vielleicht verliebt sich die Rentnerin in die schöne Kurstadt und wird neue Bürgerin in Bad Ems. Der BEN Kurier sagt „Danke“ für dieses tolle Engagement.

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VG Bad Ems-Nassau

Mehr Freibeuter gibt es nur am Meer: Riesengaudi beim Piratenfest in Nassau!

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Foto: BEN Kurier

NASSAU Für die kleinen Freibeuter in und um Nassau war es wieder die erwartete Riesengaudi. Was die Organisatoren rund um die verantwortliche Christiane Wolf auf die Beine gestellt haben, ist einmalig. Doch schauen wir gemeinsam ein wenig auf die Vergangenheit. Schon seit vielen Jahren gibt es das Piratenfest. Initiatorin der Kinderveranstaltung ist Andrea Matthy, die heute erfolgreich einen lokalen Podcast für die Region betreibt. 2014 übernahm Christiane Wolf das Ehrenamt und führt es bis heute aus.

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Bisher fand die Veranstaltung alle zwei Jahre statt. Zwischendurch gab es durch die Coronazeit eine fünfjährige Pause. Jetzt flammte das Piratenfieber bei bestem Frühlingswetter im Freiherr-von Stein-Park wieder auf und die großen und kleinen Entdecker gingen bei zahlreichen Spielstationen auf die Reise. Mittendrin der Nassauer Stadtbürgermeister Manuel Liguori, der tatkräftig mit dem Stadtrat die Aktion unterstützt: »Es ist richtig klasse, wenn so tolle Sponsoren das Fest für die Kinder unserer Stadt unterstützen. Allen voran der REWE Pebler, der uns mit Getränken und Speisen versorgte und alle im Stadtrat vertretenen Fraktion, die Geldspenden leisteten. Einfach nur schön.«

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So toll kann etwas werden, wenn alle an einem Ziel festhalten. Für die Kinder ein unterhaltsamer Nachmittag. An der einen Station durften sie Blechdosen mit dem Wasserstrahl herunter spritzen, mit ungefährlichen Luftkeulen durften sie einen Kontrahenten von einem Holzbalken schubsen oder es galt, mit einem Schwamm einen Wassereimer zu füllen. So gehört es sich für Nachwuchspiraten. Bowling bedeutete wahrscheinlich in der Freibeuterzeit nicht etwa Kegel umzustoßen, sondern die etwas größere Palme, schließlich war ein Pirat stark und mächtig.  Und so durfte die Kleinsten sich authentisch mit einer Kugel beim Palmenkegeln versuchen.

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Wer es lieber etwas ruhiger mochte, dem erzählte ein fast waschechter Pirat mit Fernglas und aufgebauten Spielfiguren so manchem Piratengarn, der stimmen konnte oder halt auch nicht. Spannend war es allemal. Dazu gehörte selbstverständlich auch ein angemessenes Kinderschminken und eine Schatzkistenbastel- und Bildermalstation.

Ein wenig Auszeit gab es auf dem naheliegenden Spielplatz oder auf der Minigolfanlage. Das alles bei erbeuteten Wassermelonen und Getränken. All das war kein Wettbewerb, sondern vielmehr ein großes und ausgelassenes Miteinander. Lachende und strahlende Kinder- und Elternaugen. Ein rundum gelungenes Fest für die ganze Familie.

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Schulen

Sicherheit für die Kinder: Polizeikontrolle vor Schulbeginn in Bad Ems

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Foto: BEN Kurier

BAD EMS Heute Morgen, in Bad Ems an der Ecke Braubacherstraße und Winterbergstraße, stand die Sicherheit der Kinder im Mittelpunkt, als örtliche Polizeibeamte eine Kontrolle durchführten. Mit einem besonderen Fokus auf die Kindersicherung und den Fußgängerüberweg Braubacherstraße sorgten sie für eine erhöhte Aufmerksamkeit bei den Fahrzeugführern.

Die Maßnahme wurde eingeleitet, um sicherzustellen, dass die jüngsten Verkehrsteilnehmer angemessen geschützt sind und um die Sicherheit an einer viel befahrenen Kreuzung zu gewährleisten. Trotz der klaren Vorschriften und des offensichtlichen Bedarfs an Sicherheitsvorkehrungen mussten einige Fahrer Bußgelder oder Verwarnungsgelder hinnehmen, da ihre Fahrzeuge nicht ordnungsgemäß mit Kindersicherungen ausgestattet waren.

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Die Tragik dieser Situation liegt in der Tatsache, dass die Verstöße gegen die Kindersicherungsvorschriften vermeidbar sind und dass diese Kontrollen stattfinden müssen, um das Leben unserer Kinder zu schützen. Die Polizei erinnert die Fahrer daran, dass die Sicherheit der Kinder oberste Priorität hat und dass die Einhaltung der Vorschriften nicht nur gesetzlich vorgeschrieben ist, sondern auch einen entscheidenden Beitrag zur Vermeidung von Unfällen leistet.

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Diese morgendliche Polizeikontrolle ist ein deutliches Signal an die Fahrzeugführer, die Sicherheit auf den Straßen ernst zu nehmen und sich bewusst zu machen, dass die Einhaltung der Verkehrsregeln dazu beiträgt, Leben zu retten. Es liegt in unserer Verantwortung, dafür zu sorgen, dass unsere Straßen sicher sind, insbesondere für diejenigen, die am verletzlichsten sind – unsere Kinder.

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VG Bad Ems-Nassau

Klein, aber oho: Bad Emser Zeichen für Toleranz und gegenseitigen Respekt

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BAD EMS Nach Nastätten, Katzenelnbogen und Diez fand am gestrigen Samstag auch in Bad Ems eine Veranstaltung für Toleranz und Respekt statt. Dabei war es dem Veranstalter Michael Brüggemann wichtig, dass es nicht gegen, sondern für etwas sein sollte. Zunächst gingen die Teilnehmer friedlich in einem Demonstrationszug durch die Stadt, bevor es auf der Wipsch zu einer Kundgebung kam. Die Dekanin Kerstin Janott betonte, dass es gilt Brücken zu überwinden und es Zeit wird aufeinander zuzugehen.

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Den Anfang aller Reden machte die 1. Kreisbeigeordnete Gisela Bertram. Sie betonte die Vielfältigkeit des Kreises, die es zu erhalten gilt. Gisela Bertram repräsentierte auf der Kundgebung die Bad Emser Mahnwache. Seit zwei Jahren steht sie jeden Montag mit der Ärztin Hildegard Simons und Elisabeth Adam und ihren zahlreichen Mitstreitern an der Martinskirche in der Kurstadt. Eindringlich warnt die 1. Kreisbeigeordnete vor nationalistischen Staaten in der EU.

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Für den Bündnis 90 / Die Grünen Kreiskandidaten Yannik Maass gilt es der AFD Einhalt zu gebieten. Am Tag der Demo in bad Ems wäre der umstrittene Maximilima Krah vom Bundesvorstand der AFD im Rhein-Lahn-Kreis aufgetreten. Der Versammlungsort wurde geheimgehalten. Yannik Maass zitierte menschenverachtende und frauenfeindliche Äußerungen, die der Politiker gesagt haben soll. Momentan steht Maximiliam Krah wegen angeblicher Zahlungen aus Russland an die AFD in der Kritik. Die Generalstaatsanwaltschaft hat Vorermittlungen aufgenommen. Den EU-Wahlkampf hat Krah vorläufig beendet.

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Natalie Brosch: »Ich habe meiner Großmutter versprochen, dass ich niemals schweigen werde und das werde ich einhalten.«

Die irische Ortsbürgermeisterin Michelle Wittler erzählte von den Anfangsschwierigkeiten für sie in Deutschland. Selbst als EU-Bürgerin von der Insel kennt sie Diskriminierung oder Anfeindungen. Sie sprach sich in Ihrer Rede für die Demokratie und der Solidargemeinschaft aus. Eine Spaltung dürfe es nicht geben.

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Der Landtagsabgeordnete Manuel Liguori weiß, was Migration bedeutet. In Deutschland geboren und Kind italienischer Einwanderer. Er ist stolz auf die wehrhafte Demokratie in Deutschland, die es zu verteidigen gilt. Natalie Brosch von der Unabhängigen Liste Bad Ems-Nassau zitierte aus Wilfried Dieterichs Buch »Und ihr habt alle heil geschrien«. Darin wird das grausame Schicksal der jüdischen Familie Straß aus Bad Ems eindrucksvoll geschildert. Am Ende ihrer Rede kam sie ins Stocken und Tränen liefen ihr über die Wange: »Ich habe meiner Großmutter versprochen, dass ich niemals schweigen werde und das werde ich einhalten«, teilte die Nassauerin mit.

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Eine Spaltung darf es nicht geben

Für Claus Eschenauer von der FWG ist die Demokratie schon lange keine Selbstverständlichkeit mehr. Um sie zu erhalten, muss man täglich bereit sein aufzustehen gegen Intoleranz. Die Kreisvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft mahnte vor den Aussonderungsplänen der AFD bei beeinträchtigten Menschen. Dabei warnte sie eindringlich vor den einfachen Lösungen der Rechtspopulisten und erinnerte an das Todesschicksal angeblich behinderter Personen in der Zeit des Nationalsozialismus in Hadamar.

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Für die CDU Rhein-Lahn sprach der stellvertretende Kreisvorsitzende Patrick Becker. Für ihn standen die Vielfältigkeit der Menschen in Toleranz, Einigkeit und Recht im Vordergrund. Ulrike Weiwad-Klenk vom Beirat für Migration und Integration des Rhein-Lahn-Kreises stand die Einbindung der Neubürger im Vordergrund. Sie zeigte auf, dass die Migranten sich in der Gesellschaft für Deutschland einbringen und aktiv mitwirken. Die Wichtigkeit des Beirats wurde sehr deutlich, denn der Beirat setzt sich genau für die Menschen ein, die Rechtspopulisten mit Ausgrenzung oder sogar Remigrationsfantasien ablehnen.

Die zweistündige Veranstaltung beendete der Organisator Michael Brüggemann mit den Worten: »Was Du nicht willst, dass man Dir antut, das füge auch keinem anderen zu.« Der Bürgermeisterkandidat für die Stadt Bad Ems hätte sich durchaus mehr Teilnehmer gewünscht, doch am Ende freute sich Michael Brüggemann auch über etwa 75 Menschen, die auch ohne Werbung im Mitteilungsblatt gekommen waren.

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