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Rhein-Lahn-Kreis

Aus für die Sprachförderung in Kitas?

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Interview in der Kita Fachbach mit den Sprach-Fachkräften Valentina Vallendar (Hita Fachbach) und Michaela Knorr (Heilpädagogin Kita Braubach)
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RHEIN-LAHN Seit 2016 fördert der Bund zusätzliches Personal an Kitas zur Sprachentwicklung. „Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“, war das Motto der Regierung zu der Thematik, doch damit soll nun Ende des Jahres Schluss sein. Im Juli 2022 beschloss die Ampel, dass das Förderprogramm im Dezember 2022 auslaufen soll. Die Länder sollen übernehmen. Rund 8000 Halbtagsstellen wurden seinerzeit mit diesem Programm geschaffen. Nicht nur im Hinblick der Syrien und Ukraine Flüchtlinge eine überaus notwendige Maßnahme. Auch sozial benachteiligte Kinder und einfach welche mit Sprachschwierigkeiten wurden zielgerichtet unterstützt.

Der Start in den Schulalltag kann gleichberechtigt nur mit einer guten Sprachbildung funktionieren. Hören, verstehen und aussprechen. Ein Grundpfeiler. Ohne ausreichende Redekompetenzen, sind betroffene Kinder von vorneherein in der Weiterbildung benachteiligt. Gleiche Chancen für alle sehen anders aus, wenn das Programm tatsächlich wegbrechen würde.

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Das rheinland-pfälzische Familienministerum von Frau Dr. Hubig hat reagiert. Auf unsere Presseanfrage hin teilten sie mit: „Grundsätzlich ist es so, dass die Form der sprachlichen Bildung sowie der Arbeitsauftrag der Sprachbeauftragten in RLP mit dem Bundesprogramm vergleichbar sind. Das heißt, die Sprachexpertinnen, die bislang über den Bund finanziert waren und in RLP sind, können – sofern die Träger das möchten – von ihrer Qualifizierung sowie von ihrer Arbeit her als Sprachbeauftragte in unser System übernommen werden. In dem Zusammenhang haben die Sprachexpertinnen (Bund), von uns eine entsprechende Äquivalenzbescheinigung mit Blick auf ihre Qualifizierung erhalten.

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Bundesprogramm soll bis Mitte 2023 weiterlaufen – Eine Lösung ist das nicht

Offen ist dabei die Frage der Eingruppierung: Die Sprachexpertinnen (Bund) werden tariflich in TVöD S8 eingruppiert, eine Sprachbeauftragte ggf. nicht. Die Eingruppierung ist dabei Sache der Träger. Für eine Sprachbeauftragte kann auf der Grundlage der Fachkräftevereinbarung (Ziff. 6.2) eine Funktionsstelle eingerichtet werden, so dass sie höher eingruppiert werden kann. Dies ist jedoch – wie gesagt – Trägersache und abhängig von der Stellenbeschreibung. Die Regelungen dazu finden sich im Tarifrecht. Ganz grundsätzlich ist es so, dass sich das Land anteilig mit 44,7 Prozent (kommunale Träger) bzw. mit 47,2 Prozent (freie Träger) an den Personalkosten beteiligt, die den Trägern entstehen.

Rheinland-Pfalz hat also die rechtlichen und sachlichen Voraussetzungen geschaffen, um die frühkindliche Sprachförderung auch weiter zu gewährleisten. Gleichwohl halten wir eine Fortsetzung des Bundesprogramms Sprach-Kitas für sehr begrüßenswert, weil es kaum genug Bemühungen auf diesem wichtigen Themenfeld geben kann und die zusätzliche finanzielle Unterstützung auch ein wichtiges Signal in Richtung der Kita-Träger und Fachkräfte wäre.

Aus Sicht der Länder ist es unerlässlich, dass die Länder über das vom Bund geplante Qualitätsentwicklungsgesetz mehr Zeit bekommen, um die Ansätze des Programms „Sprach-Kitas“ in die unterschiedlichen Systeme der Länder zu integrieren. Aktuell hat Bundesfamilienministerin Paus lediglich angekündigt, dass das Bundesprogramm bis Mitte 2023 weiterlaufen wird. Da die mit dem KiTa-Qualitätsgesetz verbundenen Bundesmittel den Ländern nach derzeitigem Stand erst im Laufe des Jahres 2023 zur Verfügung stehen werden, müsste ein Übergang von Seiten des Bundes so gestaltet werden, dass darüber hinaus die erforderliche Zeit gewährt wird, in den Ländern den geforderten Übergang in die jeweiligen ländereigenen Strukturen der frühkindlichen sprachlichen Bildung zu klären. Deshalb wünschen sich die Länder einen Übergang bis zum Jahr 2025, dem geplanten Inkrafttreten des Qualitätsentwicklungsgesetzes des Bundes.

Für Rheinland-Pfalz ist die Umsetzung des Programms in die bei uns laufende alltagsintegrierte Sprachförderung gut umsetzbar, dennoch halten wir es, wie oben erklärt und auch mit Blick auf die aktuelle politische Lage und den Zuzug von Kindern mit Migrationshintergrund, für sehr wichtig, dass auch der Bund weiter in die so wichtige frühkindliche Sprachförderung investiert.

44,7 Prozent für kommunale Träger und 47,2 Prozent für freie Träger? Das reicht keineswegs aus und ist nicht vergleichbar mit der Förderung des Bundesprogramms. Die Forderung von dem rheinland-pfälzischen Familienministerium, dass die Förderung des Bundes weiterläuft, ist nicht unbegründet. Für die Bundesländer ist die einseitige Mehrbelastung enorm. Die Zusage der Bundesfamilienministerin Paus, dass das Programm bis Mitte 2023 weitergeführt werden soll, ist kaum ausreichend und auch keine Sicherheit für die zahlreichen Mitarbeiter in der Kita-Sprachförderung. Diese haben zu recht existenzielle Grundängste. Geht es weiter oder war es das? Welcher Träger leistet sich noch eine Kraft? 

Verbandsbürgermeister Uwe Bruchäuser: Die Beendigung dieses Programmes ist aus Sicht der betroffenen Einrichtungen zu bedauern, da hierüber zusätzliches Personal finanziert wird, dass zur Sprachförderung und Sprachentwicklung von Kindern gebraucht wird

Der Verbandsbürgermeister Uwe Bruchhäuser (Bad Ems-Nassau)  begrüßt ebenfalls eine Weiterführung des Bundesprogrammes: „Von dem Auslaufen des Bundesförderprogrammes „Sprachförderung“  ist die Verbandsgemeinde Bad Ems-Nassau als Träger von derzeit 5 kommunalen Einrichtungen direkt nicht betroffen. Betroffen von der möglichen Einstellung des Programmes ist in der Verbandsgemeine der kath. Kindergarten in Fachbach. Die Beendigung dieses Programmes ist aus Sicht der betroffenen Einrichtungen zu bedauern, da hierüber zusätzliches Personal finanziert wird, dass zur Sprachförderung und Sprachentwicklung von Kindern gebraucht wird. Eine Weiterführung des Bundes-Programmes halte ich auf jeden Fall für sinnvoll. Nach meiner Kenntnis gibt es eine Initiative des Bundesrates in der gefordert wird, dass die Bundes-Förderung verlängert wird. Die Bundesregierung plant daher wohl ein Kita Qualitätsgesetz mit einer Unterstützung der Länder in den Jahren 2023 und 2024 in Höhe von insgesamt 4 Milliarden EUR. Generell nimmt die Sprachförderung in der Bildungsarbeit in unseren Einrichtungen einen  großen Raum ein. Eine ausreichende finanzielle Unterstützung der Träger für entsprechendes Fachpersonal ist aus meiner Sicht unabdingbar.

Bundestagsabgeordneter Josef Oster: Sprache ist für die Kleinsten die Eingangstür in ein gutes Leben. Wer die eigene Sprache nicht richtig beherrscht, hat weniger Chancen

Ähnlich äußerte sich auch der Bad Emser Stadtbürgermeister Oliver Krügel (siehe Videointerview) und der Bundestagsabgeordnete Josef Oster: „Die Bundesregierung hat angekündigt, dass das Bundesprogramm „Sprach-Kitas“ in diesem Jahr auslaufen wird. Mit diesem Programm wurden mehr als zehn Jahre lang Kinder, die es besonders schwer haben, sinnvoll gefördert. Ich habe keinerlei Verständnis dafür, dass dieses Förderprogramm von der Ampelregierung „abgewickelt“ und ohne Not beendet wird.

Sprache ist für die Kleinsten die Eingangstür in ein gutes Leben. Wer die eigene Sprache nicht richtig beherrscht, hat weniger Chancen. Deshalb hat vor elf Jahren die CDU-geführte Bundesregierung die Sprach-Kitas auf den Weg gebracht. Gerade die Kinder, die es am schwersten haben, haben von diesem Programm in ganz Deutschland profitiert. Nun hat die Scholz-Regierung entschieden: Es gibt kein Geld mehr für dieses Programm. Diese Entscheidung ist kurzsichtig und sozial ungerecht. So lange nicht geklärt ist, wie dieses wichtige Programm weiter finanziert wird, so lange muss die Scholz-Regierung die jetzigen Gelder weiter einsetzen. Ich werde mit meinen Kolleginnen und Kollegen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion alles versuchen, um die Ampelregierung wieder auf den Weg zur Vernunft zu bringen. Nicht nur die betroffenen Kinder würden vom Aus der Sprach-Kitas getroffen: Kitas und Schulen kämpfen schon heute um gutes und engagiertes Personal. Mit der Entscheidung der Bundesregierung wird diese Personalnot noch größer, denn an eine Verstetigung der im Rahmen des Bundesprogramms Sprach-Kitas geschaffenen Stellen ist wohl nicht mehr zu denken.

Bundestagsabgeordneter Dr. Thorsten Rudolph: Wichtig ist: Die Sprachförderung in den Kitas durch den Bund soll nicht auslaufen. Die Gespräche zwischen Bund und Ländern über die weitere Finanzierung laufen gerade.

Demgegenüber machte der SPD Bundestagsabgeordnete des Kreises, Dr. Thorsten Rudolph, Hoffnung auf eine Lösung auf Bundes- und Landesebene: “ Wichtig ist: Die Sprachförderung in den Kitas durch den Bund soll nicht auslaufen. Die Gespräche zwischen Bund und Ländern über die weitere Finanzierung laufen gerade. Und ich hoffe, dass die Verhandlungen eine Lösung bringen, mit denen beide Seiten gut leben können und die letztlich vor allem den betroffenen Kindern weiterhilft. Denn das Programm war erfolgreich: Die Erfahrungsberichte und auch die Evaluation haben gezeigt, dass die „Sprach-Kitas“ maßgeblich zu mehr Bildungs- und Chancengerechtigkeit für Kinder und zur Qualitätsentwicklung in den Kitas beigetragen haben. An der Wichtigkeit der sprachlichen Förderung der Kita-Kinder gibt es vonseiten der Bundesregierung auch keinerlei Zweifel. Allerdings sah das Konzept des Bundesprogramms „Sprach-Kitas“ von Beginn an vor, dass das Programm nach einer befristeten Förderperiode in die Verantwortung der Länder übergehen soll. Und das geschieht gerade. Mit dem Auslaufen des Programms endet die Sprachförderung durch den Bund aber natürlich nicht – im Gegenteil. Ziel ist es, die Bundesförderung mithilfe des Kita-Qualitätsgesetzes, über das die Länder Geld vom Bund bekommen, zu verstetigen. In diesem soll der Fokus nämlich auch auf die Sprachförderung gerichtet werden. Wichtig wird es in der bevorstehenden Übergangsphase sein, dass die Strukturen der Sprach-Kitas erhalten bleiben und keine Finanzierungslücke entsteht – gerade auch vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie und dem Zuzug von ukrainischen Kindern. Deshalb hoffe ich auch sehr, dass Bund und Länder jetzt schnell eine Lösung finden.

Doch genau diese Finanzierungslücken sind im Augenblick noch gegeben. Schon heute ringen die Kitas nach Personal. Weitere Belegschaftslücken wären ohne ähnliche Finanzierung, wie aus dem Bundesprogramm, vorprogrammiert. Nicht jede Kita wird sich für 52 bis 55 Prozent Eigenanteil adäquate Sprachförderer leisten können. Auf Verweis auf das „Gute-Kita-Gesetz“, teilte der Bund mit, dass dieses Förderprogramm mit einem Budget von 2 Milliarden Euro um zwei Jahre verlängert wurde. Davon können höhere Löhne, bessere Räume oder auch die Sprachförderung bezahlt werden. Durch ein weiterentwickeltes Qualitätsentwicklungsgesetz, soll die Sprachförderung ein zentrales Handlungsfeld sein.

All dieses hilft den Betroffen aktuell nicht weiter. Sie hätten gerne Sicherheit. Sprachförderer, Kitas und natürlich die Kinder. 

Kommentar: Die Sprachförderung ist essentiell wichtig für die betroffenen Kinder. Die Angestellten wünschen sich von der Ampel-Regierung ein klares Signal. Sozial und grün waren bisher immer ein Versprechen der Chancengleichheit für die Wähler. Kinder mit Bedarf bei der Sprachförderung sind benachteiligt, wenn sie diese nicht mehr erhalten würden. Gerade die Kleinsten sind davon abhängig, dass sie zum Schulstart verstehen und sich ausdrücken können. Nur so wird soziale Ungerechtigkeit verhindert. Bei all den schlimmen Problemen auf der Welt, dürfen wir die Schwächsten nicht vergessen. Sie haben ein Recht auf gleiche Chancen bei der Bildung. Bleibt zu hoffen, dass nunmehr schnell eine vernünftige und tragfähige Lösung gefunden wird, denn 44,7 Prozent für kommunale und 47,2 Prozent für freie Kitaträger aus Landesmitteln reicht dafür keineswegs aus. Hier ist der Bund gefordert und muss liefern.

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VG Nastätten

Oktobermarkt Miehlen: Drei Tage Ausnahmezustand im Blauen Ländchen Tausende Besucher feiern den wohl größten Umzug im Rhein-Lahn-Kreis

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MIEHLEN Wenn Miehlen feiert, dann richtig. Drei Tage lang herrschte Ausnahmezustand in der kleinen Gemeinde im Blauen Ländchen. Der traditionelle Oktobermarkt lockte wieder Tausende Besucher an, mit Kirmes, Musik, Rummel und einem Umzug, der längst der Größte in der Region ist.

Bereits am Freitagabend wurde das Festzelt zur Partymeile. »Heute Abend ist hier Livemusik mit Bounce«, berichtete Bärbel Christ, Vorsitzende des Marktausschusses Miehlen. »Unser Team besteht aus vielen Ehrenamtlichen, die sich um alles kümmern, vom Aufbau über Werbung bis hin zur Kerbejugend. So läuft die Kerb reibungslos.«

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Ein Fest für die ganze Familie

Am Samstag und Sonntag zeigte sich Miehlen von seiner besten Seite. Sonne, milde Temperaturen und fröhliche Gesichter prägten das Bild. »Das Bier schmeckt, das Wetter ist trocken, einfach ein sehr gelungener Oktobermarkt 2025«, freute sich Kevin Hermes von Hermes Elektrotechnik.

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Auch Ortsbürgermeister André Stötzer war begeistert: „Wir haben ein tolles Programm mit vielen Highlights, vom Riesenrad bis zur Typisierungsaktion für Leukämie. Unser Festzug ist mittlerweile einer der größten in der Region.“ Am Kerbesonntag erreichte der Oktobermarkt seinen Höhepunkt: Rund 25 Wagen und Fußgruppen zogen durch die Straßen, ein farbenfrohes Spektakel, das selbst in Karnevalshochburgen Eindruck machen würde.

Mit dabei waren die Motorradfreunde Miehlen, die Kerbejugend, Gruppen aus Holzhausen und Singhofen, die »Echte Fründe« aus Dachsenhausen, zwei Spielmannszüge sowie der Fanfarenzug Koblenz-Karthause. Auch die Kinder der Mühlbachschule liefen begeistert mit.

Besonderes Aufsehen erregten die Highland Games Gruppe Hainau, die stilecht Baumstämme hievte, sowie die Theatergruppe Die Mühlbacher, die mit einer Aerobic-Show im Stil der 80er-Jahre begeisterte. Die Damen von Swish kamen kurzerhand als Basketballkörbe, der MGV trat als Tauchergruppe auf, und die Jungen Bouwe rollten mit einem Formel-1-Wagen durch die Menge. Dazu gab es Musik vom Spielmannszug Singhofen und viele kreative Ideen mehr, sogar ein Monopoly-Wagen war zu sehen.

„Wir fühlen uns einfach wohl in Miehlen“

»Unser Volksfest ist wie jedes Jahr großartig«, freute sich Cedric Crecilius von der Jungen Union Rhein-Lahn. »Das Wetter hat gehalten, was will man mehr? In Miehlen fühlt man sich einfach wohl.« Marktmeister Marcus Neurohr lobte das Engagement hinter den Kulissen: „Wir kümmern uns um alles, von den Fahrgeschäften über die Stände bis zur Sicherheitsabnahme. Während des gesamten Festes sind wir ständig im Einsatz.

Ob Breakdance, Autoscooter oder Riesenrad, der Vergnügungspark ließ keine Wünsche offen. Entlang der Straßen reihten sich Marktstände mit regionalen Produkten, Süßigkeiten und deftigen Speisen. Im Festzelt sorgten die Mühlbachtaler um Lokalmatador Juchi für ausgelassene Stimmung. Und selbst nach drei Tagen Feiern war die Stimmung ungetrübt. »Alles friedlich, alles fröhlich«, hieß es unisono von den Veranstaltern.

Nach dem Fest ist vor dem Fest

Kaum ist der letzte Ton verklungen, blicken viele schon nach vorn: »Am 23. Oktober geht’s weiter, dann feiern wir in Nastätten«, kündigte Marktmeister Silas Villmann an. »Heute Miehlen, in zwei Wochen das Blaue Ländchen wieder im Ausnahmezustand!«

Der Miehlener Oktobermarkt 2025 zeigte einmal mehr, was ehrenamtliches Engagement und Dorfgemeinschaft bewirken können: Ein Fest voller Lebensfreude, Tradition und Herzblut. made in Miehlen.

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Gesundheit

„Ich stehe allein da“: Patient verzweifelt nach Schließung des MVZ Galeria Med in Nastätten Leser schildert seine vergebliche Suche nach der eigenen Patientenakte

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NASTÄTTEN Nachdem das Medizinische Versorgungszentrum Galeria Med in Nastätten zum 1. Oktober seine Türen geschlossen hat, beginnt für viele ehemalige Patienten ein Spießrutenlauf. Während die Kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz (KV RLP) den Wegfall der Praxis mit einem mobilen Arztmobil zu überbrücken versucht, bleiben viele Betroffene ohne Zugang zu ihren medizinischen Unterlagen – und damit ohne wichtige Informationen für ihre weitere Behandlung.

Wie schwierig die Lage tatsächlich ist, zeigt ein Schreiben eines Bürgers aus der Verbandsgemeinde Nastätten, der sich hilfesuchend an den BEN Kurier gewandt hat. Er fühlt sich im Stich gelassen, von allen Seiten.

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»Die neue Praxis, die mich übernehmen möchte, benötigt meine Patientenakte. Doch niemand kann mir sagen, wo sie ist oder wie ich sie bekomme«, schildert der Mann seine Erfahrung. »Die KV konnte mir telefonisch nicht helfen, der Insolvenzverwalter ist im Urlaub, und das verbliebene Personal weiß von nichts. Ich solle mich gedulden.«

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Auch die elektronische Patientenakte (e-PA), die eigentlich eine digitale Lösung bieten soll, hilft ihm nicht weiter. „In meiner neuen Praxis funktioniert das System noch nicht„, so der Betroffene. „Man hätte mir mit der E-Mail des Insolvenzverwalters weiterhelfen können, aber die hatte ich schon, ohne zu wissen, dass es sich um den Insolvenzverwalter handelt.

Nach Informationen des BEN Kuriers ist die rechtliche Lage kompliziert: Bei einer Praxisinsolvenz geht das Eigentum an den Patientenakten grundsätzlich an den Insolvenzverwalter über, der für deren sichere Verwahrung und spätere Herausgabe zuständig ist. Doch die Kommunikation zwischen Verwalter, KV und Nachfolgepraxen scheint in diesem Fall nicht immer zu funktionieren.

Verzweifelt wandte sich der Patient erneut direkt an die KV, doch auch dort stieß er auf eine Mauer der Zuständigkeiten. »Die KV erklärte mir, sie könne nichts tun. Der Insolvenzverwalter sei zuständig, aber der war nicht erreichbar. Ich habe mehrfach angerufen, doch niemand wusste etwas.« Weiter monierte der Bürger die öffentliche Kommunikation der Praxis und der jetzigen Verantwortlichen: »In der Amtsblattausgabe Blaues Ländchen aktuell vom 8. Oktober steht, man solle sich telefonisch an die Praxis oder an die KV wenden. Aber die Praxis ist längst geschlossen, und die KV verweist auf fehlende Möglichkeiten. Wie soll das gehen?«

Inzwischen hat er zwar einen Termin im Arztmobil der KV erhalten, doch die Skepsis bleibt: »Ich bin gespannt, wie das funktionieren soll, wenn man dort keine Einsicht in meine bisherigen Befunde hat. So kann doch keine durchgehende Behandlung stattfinden.«

Sein Fazit fällt ernüchternd aus: „Es ist traurig, dass man als Patient nach so einer Insolvenz völlig auf sich allein gestellt bleibt. Ein bisschen mehr Verantwortung, Organisation und Transparenz wäre wünschenswert – für alle, die einfach nur ärztliche Hilfe brauchen.“ Der Fall zeigt beispielhaft, wie schwierig die Situation für viele Betroffene derzeit ist.
Während die Praxis geschlossen und die Abläufe ungeklärt sind, bleibt für die Patienten vorerst nur die Hoffnung, dass sich bald eine Lösung für den Zugang zu ihren Unterlagen findet.

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VG Bad Ems-Nassau

Wenn Heimat schmeckt: Genussmarkt im Limeskastell begeistert Besucher

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POHL Zum fünften Mal lockte der Genussmarkt „Lokal & Lecker“ am vergangenen Wochenende zahlreiche Besucher in das Limeskastell. Mehr als 1500 Gäste strömten auf das Gelände und ließen sich an den rund 25 Ständen von der kulinarischen und handwerklichen Vielfalt der Region begeistern.

Ob Honig mit Nussgeschmack oder Blaubeere vom Imker aus Pohl, Wein vom Weingut Massengeil-Beck aus Obernhof oder das inzwischen legendäre Kaküpurasa der Familie Heymann aus Dornholzhausen, die Auswahl war groß und spiegelte eindrucksvoll das Motto »Lokal & Lecker« wider. Auch Ziegenkäse, selbstgemachter Eierlikör und kunsthandwerkliche Erzeugnisse fanden großen Zuspruch bei den Besuchern.

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Organisator Uli Pebler aus Nassau zeigte sich sichtlich zufrieden mit der Resonanz: »Alle, die heute hier im Limeskastell sind, heiße ich herzlich willkommen. Wir haben den fünften Markt hier und ich bin begeistert über die Besuchszahl. Das Wetter spielt mit, und die Vielfalt der Stände ist großartig. Von der Kreativwerkstatt der Stiftung Scheuern über regionale Weingüter bis hin zu einem römischen Gastmahl mit 14 Gängen, hier ist für jeden etwas dabei.«

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Auch Uwe Bruchhäuser, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bad Ems-Nassau, ließ es sich nicht nehmen, über den Markt zu schlendern: »Ich bin jedes Jahr hier und schaue mir gerne an, was es Neues gibt. 25 Aussteller sind vertreten, und ich werde mir gleich noch einen Kürbis kaufen, um zu Hause eine Suppe zu machen. Mein Dank gilt den Organisatoren, die hier Jahr für Jahr eine so tolle Veranstaltung auf die Beine stellen.«

Für ein besonderes Erlebnis sorgte das »römische Gastmahl«, bei dem Besucher in die kulinarische Welt der Antike eintauchen konnten. Eine »Cena«, wie das traditionelle römische Festmahl genannt wird, bestand aus mehreren Gängen mit typischen Zutaten und Gewürzen jener Zeit – frisch zubereitet und mit historischen Erläuterungen serviert.

Mit einem Augenzwinkern zeigte sich auch Landrat Jörg Denninghoff als echter Genießer. Nachdem er eine Flasche Eierlikör gekauft hatte, verstaute er sie kurzerhand in seiner Jacke. »Ich brauche jetzt noch eine Tasche, damit das Ganze etwas professioneller aussieht«, sagte er schmunzelnd.

Auch für Kinder war gesorgt: Der Ponyhof aus Schweighausen bot Ponyreiten an, was bei den kleinen Gästen besonders beliebt war. Prof. Thomas Steffen vom Förderkreis Limeskastell Pohl zog am Nachmittag ein positives Fazit: »Wir haben zwar etwas bedecktes Wetter, aber einen hervorragenden Besuch. Ich schätze rund 1500 Gäste. Unsere Aussteller sind gut gelaunt und zufrieden. Die Besucher sind begeistert von der Vielfalt der Produkte.«

So endete der Genussmarkt im Limeskastell Pohl mit zufriedenen Gesichtern, vielen regionalen Spezialitäten und der Vorfreude auf das kommende Jahr. Schon jetzt steht fest: Am zweiten Sonntag im Oktober 2026 heißt es wieder „Lokal & Lecker“ im Limeskastell Pohl.

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