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Lahnstein

Nachfahren der jüdischen Familie Mainzer besuchten die Heimat ihrer getöteten Großeltern in Lahnstein

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LAHNSTEIN Besuch aus Israel: Jael Jean Dotan (Mainzer) und Josef Jean besuchten mit ihren Töchtern Karin und Lilach für einige Tage die Heimat der Vorfahren in Niederlahnstein. Ihre Großeltern Emil und Julie Mainzer wurden wegen ihres jüdischen Glaubens Opfer des Holocaust. Vor dem Haus Johannesstraße 3 erinnern seit zehn Jahren zwei Stolpersteine an sie.

Emil Mainzer (Jahrgang 1881) stammte aus Nievern, seine Frau Julie Mainzer geb. Loeb aus Weinsheim (Jahrgang 1883). Sie hatten drei Töchter: Antonie (genannt Toni, Jahrgang 1909), Elly (Jahrgang 1912) und Anna (genannt Anny, Jahrgang 1915).

Elly, Anny und Toni Mainzer (hinten, von links) mit ihren Eltern Julie und Emil Mainzer, um 1930. (Foto: Familie Mainzer)

Am 01. Mai 1911 zog die Familie von Nievern nach Niederlahnstein. Zunächst führten sie eine Metzgerei in der Brückenstraße, wechselten 1926 auf die andere Seite des Kirchplatzes, in die Johannesstraße, in das Haus, in dem sich heute die Gaststätte „Bahreschesser“ befindet. Dieses Wohn- und Geschäftshaus erwarben sie damals. Wie alle Menschen jüdischen Glaubens waren auch sie ab 1933 vermehrt den Schikanen der NSDAP ausgesetzt. 1938 gab die Familie auf Druck der „Judenaktion“ Geschäft und Wohnung auf. Während sich die beiden älteren Töchter im April 1935 für die jüdische Jugendbewegung HEHALUTZ registrieren ließen, die junge Menschen für die landwirtschaftliche Besiedlung in Israel ausbildete, zog die jüngste Tochter im Mai 1938 nach Leipzig. Die Eltern flohen über Nacht nach Düsseldorf und ließen alles zurück. Im November 1941 wurde das Ehepaar Mainzer jedoch in das Arbeits- und Vernichtungslager Minsk in Weißrussland deportiert und dort zu einem unbekannten Zeitpunkt ermordet.

Vor dem Haus der Großeltern, wo seit 2012 Stolpersteine an diese erinnern (Foto: Stadtverwaltung Lahnstein)

Die zwei älteren Töchter überlebten den Holocaust und lebten seit September 1936 in Haifa in Israel. Jael Jean Dotan ist die Tochter von Toni, der ältesten Tochter der Mainzers. Sie hatte bei ihrem Besuch ein Fotoalbum dabei und zeigte es Stadtarchivar Bernd Geil. Dieser führte sie durch Niederlahnstein an die Orte der Vorfahren. Sie sahen dabei auch die Stolpersteine, die zum Gedenken an die Großeltern vor zehn Jahren vor der ehemaligen Metzgerei Mainzer in der Johannesstraße 3 verlegt worden waren.

Das Album enthält viele Familienfotos sowie von ihren Freunden geschriebene Ansichtskarten aus den frühen 1930er Jahren. Unter den Fotos finden sich Klassenbilder vom Besuch der Volksschule und der Höheren Mädchenschule in Niederlahnstein, vom Schwimmen in der Badeanstalt in der Lahn, das Verlobungsbild der Eltern 1908 und die Goldene Hochzeit der Großeltern Leopold und Mathilde Mainzer 1930 in Nievern. Toni besuchte die Höhere Mädchenschule bis zur 10. Klasse und führte neben ihrer Tätigkeit im Verkauf auch die Buchhaltung. 1933 ging sie als Au-Pair nach Turin, wohin ihr ihre Freundin eine Ansichtskarte vom Niederlahnsteiner Ruppertstal schickte. 1936 gelang Toni und Elly mit Hilfe der Organisation HEHALUTZ die Auswanderung nach Israel, während Anny, die jüngste Tochter, mit dem Kindertransport von Düsseldorf nach England floh, wo sie 1939/40 ankam.

Während Anny nie wieder einen Fuß nach Deutschland setzte, besuchte Toni Dotan geb. Mainzer mit ihrem Sohn in den 1960er Jahren Niederlahnstein kurz, um ihm das Haus der Vorfahren zu zeigen.

Tonys Tochter und Familie verbrachten jetzt fünf Tage am Rhein-Lahn-Eck und schauten sich auch die Sehenswürdigkeiten und die schöne Landschaft an, die sie zuvor nur aus dem Fotoalbum kannten.

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Lahnstein

Offener Austausch zwischen Einzelhandel und Stadtverwaltung Lahnstein

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Foto: Mira Bind | Stadtverwaltung Lahnstein

LAHNSTEIN Rund 30 Vertreterinnen und Vertreter des Einzelhandels aus der Bahnhofstraße in Niederlahnstein waren der Einladung von Oberbürgermeister Lennart Siefert gefolgt, um sich über die Auswirkungen und vor allem die Zukunft der Gestaltung des Verkehrsraums in der Bahnhofstraße jetzt nach dem Ende der Brückensperrung auszutauschen.

Siefert hob in seinen einleitenden Worten hervor, wie wichtig der persönliche Austausch ist, um die Ziele der Verwaltung direkt erläutern und zugleich die Anliegen der örtlichen Geschäftsinhaber und -inhaberinnen besser verstehen zu können.

Neben der Kritik am Verkehrsverhalten einzelner Autofahrer, Radfahrer und anderer Verkehrsteilnehmer wurde die Stadtverwaltung dazu aufgefordert, künftig schneller Informationen an die Betroffenen weiterzugeben. OB Siefert sagte dies, auch im Hinblick auf die bevorstehenden Baumaßnahmen im kommenden Jahr, zu.

Nach einigen schwierigen Jahren für den Einzelhandel, geprägt durch Corona, Inflation und zuletzt durch die Brückensperrung, wurden bei dem Treffen zahlreiche konstruktive Vorschläge vorgebracht. Trotz des Wissens darum, dass Kompromisse stets notwendig sein werden, legten alle Teilnehmenden großen Wert darauf, nicht nur ihre eigenen Bedürfnisse zu äußern, sondern auch die Verkehrssicherheit für Radfahrer und Fußgänger zu wahren. Neben den Maßnahmen zur Geschwindigkeitsreduzierung war ein großes Anliegen vor allem die Schaffung von Ladezonen sowie Kurzzeit- und Behindertenparkplätzen.

Nach dem offenen Austausch stellten Mitarbeiter der Verwaltung den Verlauf der Planungen vor, die in einer Variante mündeten, die nicht nur breite Zustimmung fand, sondern bereits die meisten der zuvor geäußerten Wünsche berücksichtigte.

Da im kommenden Frühjahr noch eine umfassendere Baumaßnahme eines Energieunternehmens in der Berg- und Bahnhofstraße geplant ist, werden zunächst die vor der Brückensperrung geltenden Regelungen wieder in Kraft gesetzt. Dazu wird zeitnah die Demarkierung der Bus- und Rettungsspur und der Rückbau der mobilen Beschilderung erfolgen. Die Umsetzung der endgültigen Gestaltung wird dann nach Beendigung der Baumaßnahmen im kommenden Jahr durchgeführt.

Ich möchte mich ganz herzlich für den wertvollen und konstruktiven Austausch bedanken. Ihre Anregungen und Ideen sind für uns von großer Bedeutung und tragen dazu bei, die richtigen Entscheidungen für unsere Stadt zu treffen“, so Oberbürgermeister Siefert am Ende der Veranstaltung.

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Lahnstein

Pfarrzentrum Lahnstein: Wer spricht die Wahrheit oder alles nur ein Missverständnis?

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LAHNSTEIN Vor wenigen Tagen berichtete die Printpresse, dass die Lahnsteiner Verwaltung und die Pfarrei keine Einigung zum Kauf des Pfarrzentrums am Europaplatz erzielen konnten. Die Gespräche sollen gescheitert sein. Geplant war der Kauf der Immobilie für rund eine Million Euro – darüber herrschte im Stadtrat Einigkeit. Weitaus weniger Konsens bestand jedoch bei der zukünftigen Nutzung. Während SPD und ULL eine Mehrzwecknutzung auch für Vereine favorisierten, sprachen sich die Mehrheit von CDU, Grünen, FBL und FDP dagegen aus. Sie beschlossen stattdessen eine geplante Nutzung als reine Kita-Lösung, um sämtliche Höchstfördergelder zu sichern. Die Befürchtung war, dass bei einer Mehrzwecknutzung deutlich geringere Fördermittel bereitgestellt würden. Für die Vereine im Pfarrzentrum sollten neue Lösungen außerhalb des Gebäudes gefunden werden.

Diesen demokratisch gefassten Ratsbeschluss, der in einer nicht-öffentlichen Sitzung beschlossen wurde, wollte die Unabhängige Liste Lahnstein (ULL) nicht akzeptieren. Sie rief zu einer Demonstration am Pfarrzentrum auf, zu der 32 Personen erschienen.

Laut Printpresse-Bericht scheiterten die Verhandlungen zwischen Kirche und Stadt angeblich aufgrund der Zweckbindung als reine Kita-Lösung. In einem weiteren Artikel erklärte Oberbürgermeister Siefert, die Vertreter der Kirche hätten deutlich gemacht, dass sie unter diesen Umständen dem günstigen Verkaufspreis nicht zustimmen könnten. Dem widersprach jedoch die Pfarrei St. Martin in einer Stellungnahme: Es habe noch keine Verhandlungen gegeben, und ein schriftliches Kaufangebot liege nicht vor. Stattdessen habe die Stadt um Aufschub gebeten, da interner Klärungsbedarf zur Auslegung des Stadtratsbeschlusses bestehe. Die Pfarrei betonte, weiterhin Interesse an einem Verkauf der Liegenschaft an die Stadt Lahnstein zu haben und gleichzeitig gemeinsam eine gute Lösung für die Gruppen zu finden, die das Pfarrzentrum derzeit dauerhaft nutzen.

Kommentar:
Wie wehrhaft ist eine Demokratie, wenn mehrheitlich gefasste Ratsbeschlüsse nicht direkt umgesetzt und Informationen aus einer nicht-öffentlichen Sitzung öffentlich gemacht werden, um betroffene Stadtratsmitglieder mit einer Demonstration unter Druck zu setzen? Mehrheitliche Entscheidungen gehören in Ratssitzungen zum Alltag. Es wird immer Stadtratsmitglieder geben, die dafür oder dagegen stimmen. Doch am Ende steht ein Ergebnis, das nicht durch die Hintertür angegriffen, sondern umgesetzt werden muss. Genau das ist der Kern einer funktionierenden Demokratie. Wird dieser Grundsatz verlassen, verlieren die Menschen das Vertrauen in die Politik. Während der Printpresse zu vernehmen war, dass angeblich die Verhandlungen zum Pfarrzentrum gescheitert waren, weil die Kirche die Zweckbindung als reine Kita-Lösung nicht akzeptieren wollte, dementierte die Pfarrei am folgenden Tag in einem Statement, dass es gar keine Verhandlungen gab. Wer hat denn da jetzt die Wahrheit gesagt? Die Pfarrei oder der Oberbürgermeister Siefert oder ist alles nur ein Missverständnis? Durch den ersten Bericht gerieten Stadtratsmitglieder unter Druck, weil sie davon ausgehen mussten, dass ihr demokratischer Beschluss nicht umgesetzt werden kann und nun? Jetzt steht man etwas entgeistert vor einer Politik-Posse, die noch keinen Abschluss gefunden hat und am Ende wird man schauen müssen, wie wehrhaft eine Demokratie tatsächlich noch ist, wenn ein freies Abstimmverhalten im Stadtrat im Nachhinein angegriffen wird.

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Lahnstein

Ausgezeichnete Nachwuchs-Handwerker erhalten Förderpreis 2024

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Foto: Volksbank Rhein-Lahn-Limburg eG

RHEIN-LAHN Bereits zum 14. Mal vergab die Volksbank Rhein-Lahn-Limburg und die Kreishandwerkerschaft Rhein-Lahn den Förderpreis Handwerk zur Unterstützung des Handwerks und des Handwerkernachwuchses. Belohnt werden die guten Leistungen nicht nur mit Worten und Anerkennung, die Bank fördert dieses Projekt mit jeweils 500 Euro für den Prüfungsbesten der Innungen des Rhein-Lahn-Kreises.

Sie bestanden die Gesellenprüfung mit Spitzennoten und wurden dafür jetzt mit dem Förderpreis geehrt: Die Prüfungsbesten der Innungen Baugewerk, Dachdecker, Elektro, Kfz, Installateur- und Heizungsbauer und Tischler wieder zu einer kleinen Feier eingeladen. Bereichsleiter Günter Groß begrüßte die anwesenden Gäste und überreichte gemeinsam mit dem Bereichsleiter Firmenkunden Marcus Lorenz jeweils 500 Euro an die Prüfungsbesten Julia Dott (Kestert), Sarah Lahnstein (Bad Ems), Jan-Philip Nowak (Miehlen), Finn Brötz (Heistenbach) und Ben Steinmetz (Braubach). Der Prüfungsbeste Zimmerer Moritz Maskos (Koblenz) und der Prüfungsbeste Tischler Aaron Heuser (Nastätten) konnten leider nicht teilnehmen, erhalten daher einen Glückwunschbrief und das Preisgeld per Online-Überweisung.

Kreislehrlingswart Sven Secker, der in Vertretung für Kreishandwerksmeister Johannes Lauer gekommen war, ermutigte die Prüfungsbesten, unter besten Voraussetzungen den Fortbestand des Handwerks weiter zu sichern. Es gratulierte auch der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Ulf Hoffmann zu den besonderen Leistungen. „Wir freuen uns, dass das Handwerk so tolle Auszubildende mit großartigen Prüfungsergebnissen hat.“

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