Lahnstein
Vor 200 Jahren wurde die Oberlahnsteiner Stadtmauer auf Abbruch versteigert

LAHNSTEIN Fast 500 Jahre hatten Stadtmauer und Graben die rund 700 Einwohner der kurmainzischen Stadt Oberlahnstein geschützt. Die vergleichsweise starke Stadtbefestigung wurde gleich nach Erhalt der Stadtrechte im Jahr 1324 errichtet und ständig erweitert. Der vorläufige Endausbau erfolgte mit Vollendung des Neubaus der Südostecke, dem mächtigen Pulverturm, im Jahr 1411. Es folgten bis ins 17. Jahrhundert lediglich einige verstärkende Maßnahmen, um sich der verbesserten Waffentechnik anzupassen.
500 Jahre Schutz – heute noch 400 Meter fragmentarisch erhalten
Den Auftakt zur Beseitigung der mittelalterlichen Befestigungsanlagen begann in den 1780er Jahren unter dem damaligen Mainzer Erzbischof und Kurfürsten, der das Martinsschloss als seine barocke Nebenresidenz nutzte und von den Einengungen durch Mauern und Gräben befreite. Schlossgräben und rheinseitiger Stadtgraben wurden verfüllt und um das Schloss ein englischer Garten angelegt. Dabei wurde auch das dem Schloss nahegelegene Zolltor als erstes der sechs Stadttore abgerissen.
Von diesem Zeitpunkt an wurde das gesamte Mauersystem vernachlässigt, Geld für dringende Reparaturen von der kurmainzischen Rentkammer mit dem Hinweis abgetan, die Stadt sei vom Rhein her ohnehin offen.
Bereits um 1800 wurden die meisten Türme an Privatleute versteigert, die Vorwerke des Michelstor (neben dem Salhof) wegen Baufälligkeit abgerissen. Das Obertor (vor dem Hotel „Altes Haus“ in der Hochstraße) verschwand 1818, das Viehtor als östliches Stadttor (Burgstraße) wurde abgerissen und sein Steinmaterial im Jahr 1822 für 4 Gulden und 45 Kreuzer versteigert. Schließlich wurden auch das Michelstor, der Salturm und die gesamte Stadtmauer mit Zwinger und stadtseitiger Grabenmauer vor genau 200 Jahren versteigert.
Auf einer im Hessischen Hauptstaatsarchiv erhaltenen Karte sind der Verlauf der Stadtmauer und der sie umgebende etwa 3,50 m breite ebene Gang, Zwinger genannt, eingetragen. „Plan und Explication über den Herrschaftlichen sogenannten Stadtgraben und Zwänger um die Stadt Oberlahnstein“ ist die Karte von 1822 tituliert. Der Zwinger war durch eine zweite, niedrigere Vormauer mit Schießscharten stadtseitig zum Graben hin abgeschlossen. Der Graben war etwa sieben Meter tief und 15 Meter breit und schloss auch feldseitig mit einer Grabenmauer und einem Wall ab.
Die Versteigerung geschah auf Anordnung der herzoglich Nassauischen General Domainen Direktion in Wiesbaden, denn 1803 war Oberlahnstein nassauisch geworden. Sie wurde in den angrenzenden Ortschaften und in der Ehrenbreitsteiner Zeitung bekannt gemacht, eine Lahnsteiner Zeitung gab es noch nicht. Der Verkauf erfolgte gegen Höchstgebot in einem dreiteiligen Versteigerungsverfahren im Winter, Frühjahr und Sommer 1822. Wie die Abbildung zeigt, wurden dazu Stadtmauer und Zwinger in 55 Parzellen aufgeteilt. Der Zwinger begann östlich der Zehntscheune und zog sich um die Süd-, Ost- und Nordseite der Stadtmauer. Geometer Carl Pfaff errechnete die Flächenmaße aus den Längen- und Breitenangaben in Ruthen und Schuh (16 Schuh bilden 1 Ruthe).
Auf der Karte werden sämtliche Stadttürme und Stadttore sowie deren Besitzer genannt, weil diese bereits einige Jahre zuvor in Privatbesitz gelangt waren, beispielsweise der Kerschturm (heute: Kihrstor) an Franz Haber, der Stumpfthurm (Torturm an der Kirchstraße, fiel später dem Bahnbau zum Opfer) an Johann Eimuth, der Graue Turm (stand westlich vom Salturm, wurden ebenfalls für den Bau der Bahn entfernt) an Anton Bornhofen, der Folterthurm (heute Hexenturm) an die Witwe von Kammerrat Gosebruch, der Bürgerturm an Joseph Jungmann, der Filsturm (heute Kleiner Wehrturm) an Joseph Weiland und der Pulverturm an Martin Lamprecht.
Noch heute befinden sich die Türme in Privatbesitz – mit zwei Ausnahmen: Den Hexenturm erwarb die Stadt Oberlahnstein 1890 zusammen mit dem Salhof von den Erben Gosebruchs und richtete ihn nach anderweitiger Nutzung 1965 als Museum her, den Kleinen Wehrturm erwarb sie in den 1950er Jahren und verpachtete ihn.
In der Folgezeit, besonders beim Eisenbahnbau, wurden mehrere Türme und weitere Teile der Stadtmauer abgebrochen. Heute stehen noch ca. 392 Meter Stadtmauer von ehemals 1355 Metern sowie – im Uhrzeigersinn – Salturm (auf der Karte mit dem Buchstaben „H“ gekennzeichnet), Hexenturm („F“), Bürgerturm („E“), Kleiner Wehrturm („C“), Pulverturm („B“), Schloss Martinsburg mit dem Weinsberger Turm und das in den Bahndamm integrierte Kihrstor mit seinem Turm („M“). Bei genauem Hinsehen sind auch Reste eines Mittelturmes der Stadtbefestigung im Bahndamm sowie ein Vormauerrondell hinter dem Haus Hintermauergasse 35 erkennbar. 1981 wurden die noch erhaltenen Stadtmauerreste und -türme unter Denkmalschutz gestellt.
Lahnstein
Ampelanlage für Lahnsteiner Ausweichstraße im Hohenrhein wird in Betrieb genommen

LAHNSTEIN Am Dienstag, 22. April wird die Ampelanlage für die Ausweichstraße im Hohenrhein in Betrieb genommen. Dadurch wird der Verkehr über die Umleitungsstrecke einspurig in eine Richtung geleitet. Ziel ist es, den Verkehrsfluss während der Bauarbeiten zu regeln und gleichzeitig die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer zu gewährleisten. In den kalten Monaten wird der Winterdienst auf der Ausweichstrecke durch die Stadt Lahnstein sichergestellt.
Im Vorfeld der Schaltung fand ein Koordinationstreffen mit Vertreterinnen und Vertretern des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), der Freiwilligen Feuerwehr Lahnstein, der Polizeiinspektion Lahnstein, dem Ordnungsamt Lahnstein sowie der ausführenden Baufirma statt. Dabei ging es insbesondere um die Planung und Organisation der Notampelführung, die im Falle eines Rettungs-, Polizei- oder Feuerwehreinsatzes aktiviert wird und eine freie Durchfahrt für Rettungsfahrzeuge ermöglicht. Während eines Rettungseinsatzes sind die Ampeln für die übrigen Verkehrsteilnehmer auf beiden Seiten der Straße rot.
Sollte es notwendig sein, dass Einsatzfahrzeuge das Baufeld selbst befahren, wurde mit der Baufirma eine enge Abstimmung vereinbart. Die Baustelle ist kompakt gehalten und wandert abschnittsweise, sodass sie trotz Vollsperrung für Einsatzfahrzeuge zugänglich bleibt.
Im unmittelbaren Bereich der Ampelanlage gilt künftig Tempo 30 in beide Richtungen, um die Sicherheit zu erhöhen. Für den öffentlichen Nahverkehr wird eine Ersatzbushaltestelle eingerichtet.
Die Stadtverwaltung bittet alle Verkehrsteilnehmer um Verständnis für mögliche Verzögerungen und dankt für die Rücksichtnahme – insbesondere im Hinblick auf die Sicherstellung von Rettungswegen (pm Stadt Lahnstein).
Lahnstein
Vom Herzschlag der Philosophie zur Therapie: Dr. Mathias Jungs Lebenswerk in Lahnstein

LAHNSTEIN In der aktuellen Ausgabe der Interviewreihe „Erzähl doch mal“ hatte ich die Gelegenheit, mit Dr. phil. Mathias Jung zu sprechen – einem der profiliertesten Gestalttherapeuten und Philosophen Deutschlands. Unser Gespräch führte uns durch die Stationen seines bewegten Lebens, seine philosophischen Überzeugungen und seine Arbeit mit Menschen in Krisensituationen.
Geboren in Konstanz – geprägt von der Studentenbewegung
Mathias Jung wurde 1941 in Konstanz geboren. Nach dem Abitur studierte er Philosophie, Germanistik und Pädagogik in Münster, Wien und Bonn. In den 1960er-Jahren engagierte er sich aktiv in der Studentenbewegung und promovierte über Probleme des Neukantianismus. Seine akademische Laufbahn führte ihn unter anderem als Lehrbeauftragten für Philosophie und Geschichte an die Fachhochschule Wirtschaft in Düsseldorf. Zudem arbeitete er als Journalist bei der Friedenszeitung „Deutsche Volkszeitung“ in Düsseldorf.
Therapeut, Autor und Philosoph in Lahnstein
Heute lebt und arbeitet Dr. Jung in Lahnstein am Rhein, wo er als Therapeut und Philosoph am Gesundheitszentrum Dr.-Max-Otto-Bruker-Haus tätig ist . Dort hält er regelmäßig Vorträge und Seminare zu Themen wie Beziehung, Versöhnung und Selbstfindung. Seine Bücher, darunter „Das sprachlose Paar“ und „Mut zum Ich“, sind Bestseller im Bereich der psychologischen Lebenshilfe
Philosophie als Lebenspraxis
Im Gespräch betonte Dr. Jung, dass Philosophie für ihn keine abstrakte Disziplin ist, sondern eine praktische Lebenshaltung. „Philosophie beginnt dort, wo Menschen beginnen, sich selbst zu hinterfragen“, sagte er. Seine therapeutische Arbeit ist geprägt von einem humanistischen Menschenbild und dem Ansatz der Gestalttherapie, der den Menschen in seiner Ganzheit betrachtet.
Im Zeitalter des raschen Wandels, in dem der Ruhestand für viele ein Zeichen des Abschieds von der beruflichen Bühne ist, steht Dr. Matthias Jung sinnbildlich für eine ganz andere Idee: Die der steten Erneuerung, der Neugierde bis ins hohe Alter, des lebenslangen Lernens und der Liebe – zur Sprache, zum Denken, zum Menschen.
Geboren in eine Familie mit großem Bildungsideal, war es die Mutter, die früh prägte: „eine tapfere, gebildete Frau“, wie er sie liebevoll beschreibt. Sie war Hautärztin, betrieb eine große Praxis, eine Seltenheit für Frauen dieser Zeit. Doch trotz dieser intellektuellen Umgebung wurde Matthias Jung nicht sofort zum Musterkind. Er selbst bezeichnet sich im Rückblick als Sorgenkind, als „Problembär“. Sogar beim Abitur fiel er durch. Doch vielleicht ist es genau dieser Umweg, dieser Bruch im Lebenslauf, der später zu seiner großen Stärke wird: zu echter Empathie.
Dr. Jung wurde zunächst Lehrer, dann Philosoph, dann Publizist. Mehr als 60 Bücher hat er verfasst, Interviews mit Martin Walser, Siegfried Lenz oder Friedrich Dürrenmatt geführt. Und doch begann ein zweiter, vielleicht sogar bedeutsamerer Lebensabschnitt erst mit 50. „Die größte Herausforderung war der Berufswechsel“, sagt er offen. Aus dem erfolgreichen Publizisten wurde ein Gestalt- und systemischer Paartherapeut.
Der Impuls kam aus einer tiefen inneren Unruhe
Der Impuls kam aus einer tiefen inneren Unruhe – aber auch aus einer Reportage, die er über den sogenannten „Vollwertpapst“ Dr. Bruker schrieb. Die Begegnung mit Brugger und dessen Mitarbeiterin Ilse Guth veränderte sein Leben. Sie boten ihm an, im Bereich Therapie und psychologischer Beratung mitzuarbeiten. Dr. Jung sagte ja – trotz aller Ängste. „Ich bin ein ängstlicher Mensch“, gesteht er. Und doch zeigt sein Lebensweg: Gerade in der Angst liegt die Richtung.
Heute, mehr als drei Jahrzehnte später, ist Dr. Jung nicht nur Therapeut, sondern auch Leiter des Hauses Max-Otto-Bruker, leidenschaftlicher Vortragender, regelmäßiger Gast in Talkshows, Schreiber, Denker und nicht zuletzt: ein Mensch, der liebt und trauert. Seine zweite Ehe, wie er sagt, war seine reife Liebe. Der Tod seiner Frau Ilse, die ebenfalls im Haus Bruker eine tragende Rolle spielte, hat ihn tief getroffen. „Diese Trauer, dieser Schmerz, hat mich etwas gelehrt: Das Leben ist wie ein Märchen. Es ist schön und grausam zugleich.“
Die Liebe spielt eine große Rolle in seinem Leben. Noch heute hängen Liebesbriefe, die er und Ilse einander schrieben, in seinem Badezimmer. Und trotz dieser tiefen Verbundenheit fand er nach ihrem Tod erneut Liebe im Alter. „Das ist wie ein Nobelpreis“, sagt er mit einem Lächeln, als eine Frau ihm sagt, er habe eine samtige Haut.
Männer müssen lernen, ihre Gefühle auszudrücken. Das ist ihre klassische Schwäche
In einer Gesellschaft, in der Männer oft emotional verkapselt erscheinen, plädiert Dr. Jung für mehr Gefühl, mehr Offenheit: „Männer müssen lernen, ihre Gefühle auszudrücken. Das ist ihre klassische Schwäche.“
Sein Alltag ist prall gefüllt: vier bis sechs Stunden Therapie am Tag, Leitung des Hauses, das Schreiben neuer Bücher, Leseabende, Vorträge, Fernsehauftritte. „Ich habe ein so buntes Leben, ich kann gar nichts sagen. Ich bin glücklich“, sagt er. Von Rente im klassischen Sinne keine Spur. Stattdessen lebt er, was er anderen empfiehlt: Gestaltet euer Alter, rentet nicht einfach aus. „Das ist nicht nur Verlust. Das ist eine neue Ära.“
Und wenn man ihn fragt, wie er sich selbst in drei Worten beschreiben würde? „Lustig, einfühlsam, zärtlich.“ Ein Mann, der sich seine Schwächen erlaubt („Ich kriege keinen Dübel in die Wand“), aber seine Stärken liebt: die unendliche Neugier, die Liebe zu Menschen, die Sprachgewalt, das offene Herz. Ein Mensch, der es sich erlaubt hat, nicht perfekt zu sein. Und vielleicht liegt genau darin sein großer Wert für andere. Ein Mensch, der aus seiner Geschichte, wie er selbst sagt, „Lebensgold gemacht hat“. Und einer, der auch mit 83 Jahren noch sagt: „Ich finde das Leben ist bunt und prall und man lernt nie aus.“
Dr. Matthias Jung ist der lebendige Beweis dafür, dass Lernen, Lieben und Wachsen niemals ein Ende haben müssen.
Lahnstein
75 Jahre Pfadfinderstamm St. Martin in Lahnstein

LAHNSTEIN Der Pfadfinderstamm St. Martin der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg in Lahnstein feiert ein beeindruckendes Jubiläum: Im Jahr 2025 kann er auf 75 Jahre gemeinsame Lager, Abenteuer und wertvolle Erfahrungen zurückblicken, die Generationen von jungen Menschen in Lahnstein geprägt haben. Gegründet im Jahr 1950 durch Josef Dehe, Karl Struth und Josef Körber, hat sich der Stamm zu einer lebendigen Gemeinschaft mit aktuell knapp 100 aktiven Kindern, Jugendlichen, jungen Erwachsenen und Gruppenleitern entwickelt.
Am Samstag, 21. Juni 2025 laden die Pfadfinder daher alle ehemaligen und aktiven Mitglieder, Freunde sowie Förderer herzlich ein, zusammen zu feiern. Die Veranstaltung beginnt um 10.00 Uhr, gefeiert wird auf der Scheune in Braubach.
Die Pfadfinder freuen sich darauf, mit allen, die Teil ihrer Geschichte sind oder es werden möchten, ein unvergessliches Fest zu erleben und wünschen sich mindestens weitere 75 Jahre aktives Pfadfinderleben in Lahnstein. Wer mitfeiern möchte, meldet sich bitte zwecks Planung bis spätestens 01. Mai 2025 unter der E-Mail Adresse: jubel@dpsg-lahnstein.de an.
Für weitere Informationen oder Rückfragen wenden Sie sich bitte gleichfalls an die genannte E-Mail Adresse.
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