Connect with us

Allgemein

Ein Jahr im Amt: Nassaus Stadtbürgermeister Manuel Liguori

Manuel Liguori (SPD) ging am 16. Juni 2019 gegen seinen Konkurrent Thorsten Reinhardt (FWG Forum) in die Stichwahl um das Amt des Nassauer Stadtbürgermeisters.

Teilen Sie mit anderen

Veröffentlicht

am

nterview: Stadtoberhaupt stellte sich den Fragen der Redaktion
Anzeige

NASSAU Manuel Liguori (SPD) ging am 16. Juni 2019 gegen seinen Konkurrent Thorsten Reinhardt (FWG Forum) in die Stichwahl um das Amt des Nassauer Stadtbürgermeisters. Mit einer deutlichen Mehrheit von 70,5 Prozent der Stimmen gewann Liguori diese Wahl und wurde somit zum neuen Bürgermeister der Stadt Nassau gewählt. Am 9. Juli vergangenen Jahres übergab der scheidende Stadtbürgermeister Armin Wenzel (CDU) – vor der ersten Stadtratssitzung des neu gewählten Stadtrats – die Amtsgeschäfte an seine Nachfolger Manuel Liguori (SPD) und vereidigte ihn im Amt. Nun ist Liguori seit einem Jahr im Amt und leistet als „Beamter auf Zeit“ seinen Dienst nach dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland und der Verfassung des Landes Rheinland-Pfalz.

Ein Jahr im Amt – Nassaus Stadtbürgermeister Manuel Liguori stellte sich den Fragen der Redaktion:

Herr Liguori, wie fühlt es sich an Stadtbürgermeister von Nassau zu sein?

Nach einem Jahr als Stadtbürgermeister fühle ich mich im Amt angekommen. Es macht mir sehr viel Spaß, Stadtbürgermeister meiner Heimatstadt zu sein. Nassau und Manuel Liguori das passt einfach zusammen.

Anzeige

Wie haben Sie das zurückliegende Jahr als Stadtoberhaupt erlebt?

Ich habe Nassau noch einmal ganz anders und in vielen Bereichen völlig neu kennengelernt. Die diversen Gespräche mit den Bürgerinnen und Bürgern, die Besuche bei Vereinen und Unternehmen haben mir gezeigt, wie vielfältig und stark aufgestellt unsere Kleinstadt ist. Das Themenspektrum mit dem ich mich beschäftigt habe könnte größer kaum sein. Zu nennen sind Spielplätze, Bauhof, Bibliothek, Jugendtreff, Archiv, Belebung und Verschönerung der Innenstadt, Gebäudemanagement, Verkauf des Marienkrankenhauses, betreutes Wohnen, Stadtumbau, Verkehrskonzept und vieles mehr. Dann kam noch dieses fürchterliche Coronavirus hinzu. Das Virus hat im letzten halben Jahr eine Menge durcheinandergebracht und viel Organisationsgeschick abverlangt.

Anzeige

Was hat Sie am meisten überrascht am Amt als Stadtbürgermeister?

Das Arbeitspensum. Ich bin es gewohnt viel zu arbeiten, habe keine Angst vor neuen Herausforderungen und erledige meine Aufgaben sehr gerne. Ich muss allerdings sagen, dass man sich keine Vorstellung von dem macht, was ein Stadtbürgermeister jeden Tag zu leisten hat.

Wie sind die Reaktionen der Bürgerinnen und Bürger, Ihnen gegenüber?

Sehr positiv. Ich bekomme sehr viel Zuspruch. Die Menschen sehen, dass sich Nassau positiv verändert und ich mit ehrlichem Engagement dabei bin. Viele sagen mir, dass sie froh sind einen Bürgermeister zu haben, der zugänglich ist. Die Bürgerinnen und Bürger wissen aber auch, dass es noch einige Jahre dauern wird, bis wir die vielen Baustellen, die es in Nassau gibt, abgearbeitet haben. Deshalb bitte ich alle um Geduld. Wir sind an vielen Themen dran.

Was konnten Sie in ihrem ersten Jahr bereits umsetzen?

Ich finde, dass in der kurzen Zeit schon eine Menge geschehen ist. So wurden beispielsweise die Pflanzbeete in der Innenstadt und Spielplätze erneuert, der Arbeitskreis für Bergnassau-Scheuern eingerichtet, eine Etage des Rathauses an den Notar Dr. Pfefferl vermietet, die Sanierung der Stadthalle ist fast abgeschlossen, das betreute Wohnen wurde auf den Weg gebracht, Leerstände in der Innenstadt weiter reduziert, den Verkauf des Marienkrankenhauses haben wir begleitet, die Sanierung des Kulturhauses läuft aktuell und beim Stadthallenrestaurant sind wir auch in Verhandlungen mit einem neuen Pächter. Dies alles ist in Zeiten der Pandemie nicht ganz einfach.

Würden Sie nach einem Jahr Erfahrung als Bürgermeister etwas anders machen?

Wenig. Es fällt mir schwer, etwas Konkretes zu benennen. Es ist alles gut so, wie es ist.

Was steht in der Zukunft an und was wollen sie im zweiten Jahr Ihrer Amtszeit anpacken?

Nachdem wir jetzt offiziell vom ADD-Präsidenten den Förderbescheid für den Stadtumbau überreicht bekommen haben, können wir damit loslegen. In diesem Zusammenhang wird das erste Vorhaben die Umsetzung eines innerstädtischen Verkehrskonzeptes sein. Die städtischen Immobilien sind weiterhin ein großes Thema. Vom Rathaus angefangen, über das Kulturhaus und die Stadthalle bis zur „Alten Schule“ in Scheuern sind viele Herausforderungen zu bewältigen. Ferner möchte ich das betreute Wohnen umsetzen und dabei mithelfen, dass wir auf dem Gelände der ehemaligen „Gärtnerei Hermes“ etwas schaffen, dass Nassau weiter voranbringt.

Was macht Nassau für sie aus?

Nassau ist meine Heimat. Ich bin hier geboren und aufgewachsen. Die Stadt ist wunderschön und ich könnte mir nicht vorstellen, woanders zu leben. Ich fühle mich sehr wohl hier.

Bei all ihren Terminen, haben sie ein Geheimrezept, um den Kopf wieder frei zu kriegen?

Meine Familie hilft mir sehr dabei. Ohne ein intaktes Familienleben könnte ich mir das Amt nicht vorstellen. Ferner bin ich ein gläubiger Mensch. Meine Beziehung zu Gott hilft mir dabei, Höhen und Tiefen einzuordnen.

Sie scheinen recht glücklich zu sein mit Ihrem Amt als Stadtbürgermeister. Ist es ihre Familie auch?

Das stimmt. Ich bin wirklich sehr zufrieden mit meinem Amt. Ohne zu wissen, dass meine ganze Familie voll dahintersteht, hätte ich mich niemals um das Amt des Stadtbürgermeisters beworben. Wir bekommen die Termine gut koordiniert. Deshalb ist meine Familie, trotz der Entbehrungen, die das Amt mit sich bringt, glücklich mit meiner Entscheidung.

Vielen Dank für das Interview.

Das Interview führte Achim Steinhäuser / Foto: Achim Steinhäuser

Teilen Sie mit anderen
Weiterlesen
Zum Kommentieren klicken

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Allgemein

Der Mitarbeiter im Fokus: Was zeichnet echtes Employee Wellbeing aus?

Veröffentlicht

am

von

Anzeige

Ein modernes Unternehmen kann glänzende Büros, stylische Kaffeetassen und eine App für digitale Essensmarken haben und trotzdem eine Atmosphäre, in der das Arbeiten schwerfällt. Der Unterschied zwischen einer reinen Benefit-Show und echtem Wohlbefinden liegt nicht in der Menge an Goodies, aber in der Tiefe der gelebten Kultur.

Employee Wellbeing ist ein strategischer Kern, der beeinflusst, wie Menschen ihre Arbeit erleben, wie sie sich entwickeln und wie lange sie bleiben.

Anzeige

Mehr als ein Obstkorb

Es gibt Unternehmen, die kostenloses Obst verteilen, zahlen Zuschüsse fürs Fitnessstudio und veranstalten einmal im Jahr einen Gesundheitstag. Nett, aber wenn gleichzeitig Überstunden zur Norm werden und Urlaubstage mit schlechtem Gewissen genommen werden, dann bleibt von den guten Absichten wenig übrig. Echte Fürsorge beginnt nicht bei Benefits, sie beginnt bei den Rahmenbedingungen.

Anzeige

Dazu gehören eine realistische Arbeitslast, ein klarer Fokus auf Prioritäten und genügend Raum, um Energie zu tanken. Ein wöchentlicher Berg an unerledigten Aufgaben lässt sich nicht mit einem Smoothie am Empfang ausgleichen.

Entscheidend ist, dass Benefits nicht als Pflaster für strukturelle Probleme eingesetzt werden. Erst wenn die Basis stimmt, faire Prozesse, wertschätzende Führung, klar geregelte Erreichbarkeit, entfalten Extras wie Sportangebote oder Weiterbildungsbudgets ihre Wirkung. Andernfalls wirken sie wie ein bunter Regenschirm bei einem Leck im Dach.

Was bedeutet Employee Wellbeing wirklich?

Wohlbefinden am Arbeitsplatz ist mehrdimensional. Es umfasst die physische Ebene mit ergonomischen Arbeitsplätzen, guter Luftqualität, ausreichend Tageslicht und einer Pausenkultur, die nicht nur auf dem Papier existiert. Die mentale Ebene spielt ebenso eine Rolle, so sind psychologische Sicherheit, der Abbau von unnötigem Stress, realistische Zielsetzungen und der Zugang zu Beratung oder Coaching entscheidende Faktoren.

Auch das soziale Gefüge darf nicht unterschätzt werden. Zugehörigkeit, funktionierende Teamrituale, ein inklusives Miteinander und ein konstruktiver Umgang mit Konflikten wirken wie das Fundament eines Hauses.

Dazu kommt die finanzielle Seite, denn faire Bezahlung, transparente Vergütungsmodelle und Unterstützung bei Vorsorge oder Absicherung schaffen Sicherheit. Schließlich geht es um die berufliche Entwicklung, die Möglichkeit, die eigene Arbeit als sinnvoll zu erleben, klare Lernpfade zu verfolgen und regelmäßig konstruktives Feedback zu erhalten.

Wie Google und Revolut Wellbeing neu definieren

Wenn von Best Practices die Rede ist, fallen oft Namen wie Google oder Revolut. Google hat früh erkannt, dass Wohlbefinden mehr ist als ein Bonusprogramm. Achtsamkeitstrainings wie „Search Inside Yourself“, gesunde und kostenlose Verpflegung, ergonomische Arbeitsplätze, Fitnessräume, psychologische Beratung und Programme für pflegende Angehörige sind Teil eines umfassenden Systems.

Revolut setzt in anderer Form Akzente. Ein Remote-First-Ansatz ermöglicht flexible Arbeitsmodelle, klare Zielsysteme sorgen für Orientierung und ein starker Fokus auf Weiterbildung beschleunigt Lernprozesse. Doch gerade hier zeigt sich eine wichtige Erkenntnis. Hohe Geschwindigkeit kann auch eine Belastung sein. Entscheidend ist, dass Erwartungen klar kommuniziert werden und Führungskräfte Belastungsgrenzen im Blick behalten.

So spielen Casinos mit Revolut für schnelle Transaktionen eine immer größere Rolle, wenn es um die Vielseitigkeit des Fintech-Unternehmens geht. Revolut ist längst nicht mehr nur eine digitale Bankalternative für den Alltag, sondern bietet mit seiner schnellen Zahlungsabwicklung und internationalen Reichweite auch im wachsenden Glücksspielmarkt interessante Möglichkeiten.

Besonders Online-Casinos setzen auf die reibungslose Integration von Revolut, um Ein- und Auszahlungen in kürzester Zeit zu ermöglichen und dabei dennoch hohe Sicherheitsstandards zu wahren. Dieser Trend zeigt, wie breit das Einsatzspektrum der Plattform mittlerweile ist und dass selbst stark regulierte Branchen auf innovative Finanzlösungen setzen, um Kundenkomfort und Effizienz zu verbinden.

Wie Arbeitsbedingungen das Wohlbefinden prägen

Die beste Benefit-Liste verliert an Glanz, wenn die Kultur im Arbeitsalltag nicht stimmt. Führungskräfte spielen hier eine Schlüsselrolle, denn regelmäßige Einzelgespräche, klare Prioritäten, Anerkennung für Leistungen und das Setzen gesunder Grenzen sind keine Kür, sondern Pflicht. Die Art der Zusammenarbeit prägt das tägliche Erleben.

Meetinghygiene mit klaren Agenden, asynchrones Arbeiten, dokumentierte Prozesse und ausreichend Fokuszeiten schaffen Struktur. Arbeitslast muss planbar bleiben – WIP-Limits, realistische Deadlines und funktionierende Eskalationswege verhindern Dauerstress.

Auch die physische Umgebung zählt wie angenehmes Licht, eine gute Akustik, ergonomische Möbel und gesunde Verpflegung wirken subtil, aber langfristig spürbar. Im hybriden Arbeiten brauchen Teams klare Präsenzregeln mit Sinn, gemeinsame Teamtage, Onboarding-Rituale und Räume für den informellen Austausch. Soziale Nähe entsteht nicht zufällig, sondern durch bewusst gesetzte Anlässe.

Technologie als Wegbereiter für nachhaltiges Wohlbefinden

Digitale Tools können helfen, den Puls der Organisation zu fühlen. Regelmäßige, kurze Umfragen, Pulse-Surveys, zeigen, wo Handlungsbedarf besteht. Dashboards für Führungskräfte machen sichtbar, ob sich bestimmte Themen häufen, und definierte Schwellenwerte lösen konkrete Maßnahmen aus.

Technologie unterstützt auch beim Lernen. Micro-Learning-Formate lassen sich in den Arbeitsalltag integrieren, Teleberatung und digitale Coachingangebote senken Hürden. Wichtig ist, dass solche Tools einfach zu bedienen sind, Datenschutz respektieren und freiwillig genutzt werden.

Überwachung oder Zwang zerstören Vertrauen und konterkarieren den Zweck. Entscheidend ist ein klarer Maßnahmenkreislauf, der besagt, Signale zu erkennen, Hypothesen zu bilden, Maßnahmen umzusetzen und Wirkung zu prüfen. Nur so bleiben Initiativen lebendig und passen sich an veränderte Bedürfnisse an.

Proaktiv statt reaktiv

Viele Unternehmen reagieren erst, wenn Probleme spürbar werden und steigende Fehlzeiten, sinkende Motivation und Konflikte im Team zu erkennen sind. Dabei ist Prävention nicht nur wirksamer, aber auch kostengünstiger.

Primärprävention bedeutet, das Arbeitsdesign so zu gestalten, dass Belastungen gar nicht erst eskalieren. Dazu gehören klare Rollen, realistische Roadmaps und Prioritätenfilter, die verhindern, dass alles gleichzeitig dringend wird. Sekundärprävention schließt Trainings zu Stressbewältigung, Fokus oder Konfliktlösung ein. Tertiärprävention, etwa Employee Assistance Programs, ist wichtig, sollte aber nicht der Hauptfokus sein.

Rituale wie monatliche Team-Health-Checks oder eine Wellbeing-Woche mit kurzen Impulsen halten das Thema präsent. Ein festes Budget, klare Verantwortlichkeiten und regelmäßiges Reporting sorgen dafür, dass Maßnahmen nicht versanden.

Der betriebswirtschaftliche Nutzen

Wohlbefinden zahlt direkt auf die Unternehmensbilanz ein. Weniger Überlastung senkt die Fehlerquote, bessere Erholung steigert die Output-Qualität. Fluktuation und Abwesenheit verursachen erhebliche Kosten. Von Recruitingausgaben bis zu Produktivitätsverlusten. Ein strukturiertes KPI-Set macht Erfolge messbar, so geben Abwesenheitsquote, Fluktuationsrate, interne Mobilität, Engagement-Score und Produktivitätskennzahlen ein klares Bild.

Beispielrechnungen verdeutlichen, wie schon kleine Verbesserungen große finanzielle Effekte haben. Auch die Arbeitgebermarke profitiert, denn attraktive Rahmenbedingungen ziehen qualifizierte Bewerbungen an und verkürzen den Recruitingprozess. Wichtig ist, auf aussagekräftige Kennzahlen zu achten und nicht nur auf oberflächliche Werte wie Teilnahmequoten bei Workshops.

In Deutschland gilt das „Recht auf Abschalten“. Auch wenn es oft mehr auf dem Papier existiert. Klare Regeln zur Erreichbarkeit, Auto-Antworten nach Feierabend oder serverseitige Sperren für E-Mails außerhalb der Kernzeiten setzen ein starkes Signal. Überstunden müssen transparent erfasst, genehmigt und ausgeglichen werden. Gesundheitsangebote sollten freiwillig sein und die Anonymität der Teilnehmer wahren. In internationalen Teams sind kulturelle Unterschiede wichtig, denn Erwartungen an Präsenz, Feiertage oder Kommunikationsstile variieren und müssen berücksichtigt werden.

Teilen Sie mit anderen
Weiterlesen

Allgemein

Fachkräftemangel in der Digitalbranche: Wo liegen Chancen und Risiken für die DACH-Region?

Veröffentlicht

am

von

Foto: BEN Kurier | Lizenz: Envato
Anzeige

Der digitale Fortschritt ist inzwischen das Rückgrat einer modernen Wirtschaft. Während neue Technologien in immer kürzeren Abständen den Markt erobern, wächst der Druck auf Unternehmen, Schritt zu halten. Doch der Motor der Digitalisierung läuft nicht rund, wenn die Fachkräfte fehlen, die ihn bedienen.

Der Mangel an Fachkräften in der Digitalbranche ist kein kurzfristiges Problem, das mit ein paar Maßnahmen behoben werden kann. Es handelt sich um eine strukturelle Herausforderung, die durch Demografie, Spezialisierung und Globalisierung verstärkt wird. Gleichzeitig steckt in ihr die Chance für einen grundlegenden Wandel.

Anzeige

Der Engpass in Zahlen

Die nackten Zahlen zeichnen ein klares Bild: In Deutschland sind aktuell über 100.000 IT-Stellen unbesetzt. Vor wenigen Jahren lag die Zahl noch höher, doch der Rückgang bedeutet keineswegs Entspannung. Vielmehr spiegelt er die wirtschaftliche Abkühlung wider, die die Nachfrage nach neuen Kräften kurzfristig dämpft. Gleichzeitig bleibt der strukturelle Engpass bestehen. Branchenverbände warnen bereits, dass bis 2040 ein Defizit von mehr als 600.000 IT-Fachkräften drohen könnte.

Anzeige

Auch jenseits der deutschen Grenze zeigt sich ein ähnliches Bild. In Österreich fehlen mehrere zehntausend Experten, was Jahr für Jahr Milliardenschäden durch entgangene Wertschöpfung verursacht. Die Schweiz kämpft ebenfalls mit einem begrenzten Talentpool, obwohl der Standort international überdurchschnittlich attraktiv ist. Die Botschaft ist klar, der Engpass ist keine Momentaufnahme, sondern eine Dauerbaustelle.

Die veränderte Dynamik der Digitalwirtschaft zeigt sich auch am Beispiel Glücksspiel, denn schon mit einem Euro lässt sich in Online Casinos spielen und genau darin liegt ein Hinweis auf die Entwicklungen. Der Hausvorteil der Anbieter ist heute oft deutlich geringer als früher, weil der Wettbewerb im Glücksspielmarkt immer stärker geworden ist. Zudem führen geringe Einstiegshürden für Spieler dazu, dass viele Anbieter über Masse statt über hohe Margen wirtschaften müssen.

Gleichzeitig bleiben die Kosten für die technische Infrastruktur hoch und es braucht weiterhin erstklassige Entwickler, Datenanalysten und Sicherheitsexperten, um die Plattformen stabil und sicher zu betreiben. Der Spagat mit sinkenden Margen und steigenden Personalkosten verdeutlicht, wie hart der Fachkräftemangel gerade in diesen Segmenten durchschlägt.

Ursachen im Hintergrund

Die Gründe für diese Lücke liegen nicht allein in konjunkturellen Schwankungen. Viel entscheidender ist die Demografie. Erfahrene Fachkräfte gehen in Rente, Nachfolger sind kaum in Sicht. Gleichzeitig verändert sich die Natur der Arbeit. Gefragt sind nicht mehr nur klassische Softwareentwickler, sondern hochspezialisierte Profile wie Data Scientists, Cloud-Architekten oder Sicherheitsexperten. Solche Rollen lassen sich nicht in wenigen Monaten ausbilden.

Hinzu kommen regionale Unterschiede. Während Ballungsräume wie München, Berlin, Zürich oder Wien Fachkräfte anziehen, kämpfen ländliche Regionen um Sichtbarkeit. Wer in einem kleinen Ort lebt, zieht oft in die Metropole, weil dort Gehalt, Karrierechancen und internationale Vernetzung locken. Für Unternehmen außerhalb der urbanen Zentren ist es deshalb doppelt schwer, passendes Personal zu gewinnen.

Volkswirtschaftliche Dimensionen

Die Folgen sind weitreichend. Jeder unbesetzte Posten bedeutet nicht nur mehr Arbeit für das bestehende Team, sondern auch einen Verlust an Innovationskraft. Projekte verzögern sich, Produkte kommen später auf den Markt, ganze Branchen verlieren an Tempo. In Österreich wird der jährliche Wertschöpfungsverlust bereits auf knapp fünf Milliarden Euro geschätzt. Für Deutschland und die Schweiz gelten ähnliche Dimensionen.

Die Gefahr ist klar. Bleibt der Fachkräftemangel bestehen, droht die DACH-Region international an Boden zu verlieren. Länder mit besser besetzten Digitalbranchen ziehen davon, sichern sich Marktanteile und definieren Standards, während die hiesige Wirtschaft damit beschäftigt ist, Personalnot zu verwalten.

Spannend ist die Frage, ob KI selbst den Mangel lindern kann. Viele Unternehmen setzen bereits auf Systeme, die Aufgaben automatisieren, Prozesse effizienter gestalten oder Programmierarbeit erleichtern. Chatbots übernehmen Kundendialoge, Tools helfen beim Coden, Systeme analysieren riesige Datenmengen in Sekunden. All das spart Zeit und kann fehlende Arbeitskräfte teilweise ersetzen.

Gleichzeitig entsteht ein neuer Bedarf. KI schafft neue Berufsbilder, die hochqualifizierte Experten erfordern. KI-Entwickler, Machine-Learning-Spezialisten oder Prompt Engineers sind Rollen, die es vor wenigen Jahren kaum gab. Unternehmen stehen damit vor einem paradoxen Problem, denn KI nimmt Aufgaben ab, gleichzeitig verstärkt sie die Nachfrage nach noch mehr Spezialisten.

Ausbildung im Wandel

Die klassische Hochschulausbildung ist längst nicht mehr der einzige Weg in die Digitalbranche. Universitäten und Fachhochschulen bauen Studiengänge für Data Science, Machine Learning und Cybersecurity aus, doch die Nachfrage übersteigt das Angebot. Parallel entstehen neue Wege.

Bootcamps und Zertifizierungsprogramme bringen Quereinsteiger in wenigen Monaten auf ein Niveau, das für den Jobmarkt ausreichend ist. Unternehmen honorieren solche Abschlüsse zunehmend, da der Bedarf keine Zeit für jahrelange Wartezeiten lässt.

Neue Talente müssen nicht immer jung sein. Plattformen und Programme öffnen gezielt Türen für ältere Fachkräfte, die über Erfahrung verfügen und projektbasiert arbeiten wollen. Senior Experts können Teams sofort verstärken, ohne lange Einarbeitungszeiten. Ebenso spielen Quereinsteiger eine wachsende Rolle. Rund ein Viertel aller Neueinstellungen in der IT erfolgt mittlerweile über nicht-klassische Wege.

Ein weiterer Hebel ist die Zuwanderung. Der Wettbewerb um internationale Talente nimmt zu, doch die DACH-Region muss ihre Einwanderungs- und Arbeitsgesetze so gestalten, dass Fachkräfte nicht in langwierigen Bürokratien hängenbleiben. Wer schnell ein Visum bekommt, integriert wird und moderne Arbeitsmodelle vorfindet, bleibt. Für Unternehmen ist internationale Mobilität längst keine Option mehr, sondern Pflicht.

Innovation als Zwang und Chance

Der Fachkräftemangel zwingt Unternehmen, kreativ zu werden. Neue Rollen entstehen, die Technik und Kreativität miteinander verbinden. Entwickler, die immersive Welten bauen, Designer, die mit KI zusammenarbeiten, Spezialisten, die Kosten in der Cloud steuern. Berufsbilder, die es vor kurzem nicht gab, sind plötzlich Kernbestandteile moderner Organisationen.

Zudem verändert sich die Organisation selbst. Unternehmen bauen interne Lernplattformen, entwickeln Talent-Marktplätze, setzen auf projektbasierte Arbeit und öffnen sich für Remote-Modelle. Der Engpass wird damit paradoxerweise zu einem Treiber für Innovation. Statt zu stagnieren, zwingt er Firmen dazu, Arbeitsmodelle und Karrierewege neu zu denken.

Dauerhafte Herausforderung oder Wegbereiter für einen Strukturwandel?

Die DACH-Region kann den Engpass nutzen, um Ausbildungswege zu modernisieren, internationale Talente anzuziehen und innovative Arbeitsformen zu etablieren. Künstliche Intelligenz wird eine doppelte Rolle spielen, zum Einen als Entlastung und zum Anderen als zusätzlicher Treiber neuer Jobs.

Entscheidend ist, wie schnell Wirtschaft und Politik auf diese Realität reagieren. Der Mangel ist gekommen, um zu bleiben. Doch ob er zum Risiko oder zum Motor wird, hängt davon ab, ob aus der Not die nötige Kreativität erwächst.

Teilen Sie mit anderen
Weiterlesen

Allgemein

Zeugen gesucht: 31-Jähriger onaniert auf Netto-Parkplatz in Diez

Veröffentlicht

am

von

Foto: BEN Kurier
Anzeige

DIEZ Am Mittwoch, den 13. August, erhielt die Polizeiinspektion Diez durch einen Zeugenanruf gegen 13:15 Uhr Kenntnis über einen Mann, der sich auf dem Parkplatz des NETTO-Marktes in der Wilhelmstraße vor einem Pkw mit Insassen die Hose heruntergezogen, seinen Penis entblößt und an diesem manipuliert habe. Durch die eingesetzte Streifenbesatzung konnte der Mann, ein 31-Jähriger ohne festen Wohnsitz, kurz darauf angetroffen werden.

Eine Überprüfung ergab, dass der Mann bereits u.a. wegen eines gleichgelagerten Falls polizeilich bekannt war. Er wurde zur Durchführung erkennungsdienstlicher Maßnahmen zur Dienststelle verbracht und anschließend entlassen. Zeugen, insbesondere der oder die Insassen des Pkw, werden gebeten, sich bei der Polizeiinspektion Diez, Tel. 06432-6010, zu melden.

Anzeige
Teilen Sie mit anderen
Weiterlesen

Trending