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Gesundheit

Notfallseelsorge Rhein-Lahn sucht Verstärkung im Team

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Bea Vogt und Rainer Dämgen hoffen auf geeignete Interessenten, die sich zu einem Grundkurs in der Notfall-Seelsorge anmelden, der im Februar 2025 startet.
Foto: EKHN Bongard | Matern
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RHEIN-LAHN/WW 230-Mal mussten die Helferinnen und Helfer der Notfallseelsorge (NFS) im Westerwaldkreis und 60-Mal im Rhein-Lahn-Kreis im vergangenen Jahr ausrücken. Da sein, wenn für andere eine Welt zusammenbricht, ist für die in der NFS engagierten Menschen ein Herzensanliegen, für das es aber einer umfassenden Ausbildung bedarf. Nachdem im vergangenen Jahr 17 Personen einen Notfallseelsorge-Grundkurs absolviert hatten, hofft das Leitungsteam auf eine ähnliche Resonanz für den nächsten, der am 17. Februar 2025 beginnt.

So beeindruckend die Ausbildungszahlen des vergangenen Jahres auch klingen: Die meisten unserer 28 Aktiven und unserer zwölf Praktikantinnen und Praktikanten sind Ehrenamtliche und deswegen zeitlich sehr eingebunden“, sagt Bea Vogt. „Die Einsatzzeiten müssen oft mit den Arbeitgebern abgestimmt werden, was es manchmal kompliziert macht.“ Vogt ist seit dem 1. Oktober die hauptamtliche Leiterin für die Notfallseelsorge Westerwald und Rhein-Lahn; mit ihr ist der katholische Pastoralreferent Rainer Dämgen für die Ausbildung zuständig.

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Beide werben nun für den kommenden Kurs im Februar und hoffen auf zahlreiche Anmeldungen. Dämgen und Vogt schreiben Dienstpläne und legen die Rufbereitschaften sowie die Hintergrunddienste fest. Piepst der Notfallmelder, müssen die eingeteilten NFSler los zur Not auch mitten in der Nacht. Was sie vor Ort erwartet, wissen sie in der Regel nur ungefähr. 2023 mussten sie besonders häufig wegen eines häuslichen Todes oder der Überbringung einer Todesnachricht ausrücken.

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„Wir werden von den Einsatzkräften gerufen, um eine gewisse Ruhe und Struktur in die Situation zu bringen. Denn die ist vor Ort oft chaotisch“, sagt Rainer Dämgen. Evangelische Öffentlichkeitsarbeit Rhein-Lahn, Mühlbachstraße 9, 56379 Singhofen Wie und ob das gelingt, hängt nicht zuletzt vom Einfühlungsvermögen des jeweiligen Notfallseelsorgers oder der -seelsorgerin ab. „Manchmal sitzen wir einfach neben jemandem, der gerade einen lieben Menschen verloren hat und schweigen.

Manchmal passt aber auch ein Gespräch oder ein Gebet“, sagt Rainer Dämgen, unterstreicht aber, dass die Notfallseelsorge zwar im christlichen Auftrag, aber nicht zur Mission kommt. „Das Gebet ist ein Angebot, um mit der Situation zurechtzukommen. Falls es jemand nicht möchte, lassen wir es.“ Es geht vor allem um Sensibilität. Etwas, das man lernen kann, glauben Bea Vogt und Rainer Dämgen.

Trotzdem brauchen Menschen, die sich bei der Notfallseelsorge engagieren möchten, bestimmte Voraussetzungen: „Das beginnt bei ganz praktischen Dingen: Die Helfenden müssen einen Führerschein haben, sollten unter keiner Tierhaar- Allergie leiden und mit technischen Geräten wie dem Handy oder dem Navi umgehen können“, nennt Rainer Dämgen Beispiele. „Natürlich spielen auch innere Faktoren eine Rolle: Ein Mensch, der vor kurzem einen Schicksalsschlag erlebt hat und zu früh in die NFS-Arbeit einsteigen will, sollte sich selbst noch etwas Zeit geben.“ Denn während eines Einsatzes können Erinnerungen getriggert werden.

„Das kann immer und jedem passieren, aber auch dafür sind wir da“, sagt Bea Vogt. „Wir haben eine hohe Fürsorgepflicht für unser Team. Deshalb sind bei uns kollegiale Fallbesprechungen und Supervision selbstverständlich. Außerdem gibt es nach jedem Einsatz ein Nachsorgegespräch.“

Und es gibt die umfangreiche Ausbildung, die nun bundesweit angepasst wurde und 120 Stunden statt der früheren 80 umfasst. Bevor sie startet, führen Dämgen und Vogt so genannte Eignungsgespräche: „Wir wollen die Interessenten vor Kursbeginn kennenlernen“, sagt Vogt. „Diese offenen Gespräche sind wichtig, und es kann sein, dass wir dem ein oder anderen danach zu einer anderen ehrenamtlichen Tätigkeit raten.“

Die Ausbildung selbst besteht aus vier Modulen, die zeitlich auf eine Woche und sechs Wochenenden aufgeteilt sind. „Für diese erste Woche muss man sich freinehmen“, erklärt Vogt. An die Ausbildung schließt eine sechsmonatige Hospitation an. „In dieser Zeit fahren die neuen NFSler schon zu Einsätzen, werden aber immer von einem erfahrenen Teamer begleitet“, so Vogt. Die Ausbildung ist kostenlos – und der Dienst ist ein überaus erfüllender und wichtiger, findet Rainer Dämgen: „Ich liebe das Leben und will, dass Menschen selbst nach Schicksalsschlägen wieder in ein gutes Leben finden. Das ist der Grund, warum ich mich bei der Notfallseelsorge engagiere.“

Wer sich für den Notfallseelsorge-Kurs interessiert, kann sich bei Bea Vogt unter Telefon 0171-4166998 oder im Internet unter beate.vogt@ekhn.de anmelden. Rückfragen zur Notfallseelsorge im Rhein-Lahn-Kreis beantwortet auch Gerhard Stubig, Telefon 0171-2070934 oder per E-Mail kontakt@notfallseelsorge-rl-ww.de.

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Gesundheit

Das Projekt Ärztehaus in Singhofen geht weiter

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Foto: Gemeinde SInghofen
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SINGHOFEN Es ist jetzt ein gutes Jahr her, dass auf dem Grundstück unterhalb des Zustellstützpunktes der Deutschen Post in Singhofen das Areal für das Zukunftsprojekt „Ärztehaus mit Apotheke“ abgesteckt wurde. Seitdem ist einiges passiert: Die Bauphasen 1-3 (Grundlagenermittlung, Vorplanung und Entwurfsplanung) sind abgeschlossen. Nach einer Sitzung des Ortsgemeinderates am 9.9.2024 sollte in der Bauphase 4 (Genehmigungsplanung) aufgrund der dann vorliegenden Kostenschätzung über das weitere Vorgehen entschieden werden.

Nach damaligem Beschluss sollen die Kosten auf eine Höhe von 2.250.000 Euro einschließlich Grundstück und abzüglich LEADER-Förderung in Höhe von 250.000 Euro begrenzt werden, sodass aus der Rücklage maximal 2.000.000 Euro entnommen werden müssen. Inzwischen befinden wir uns in der Bauphase 4 und der Ortsgemeinderat musste in seiner Sitzung am 10.3.2025 aufgrund der umfangreichen Planzahlen aller Gewerke darüber entscheiden, ob und wie es weitergeht. Herr Maxeiner, der für die gesamte Maßnahme die Steuerung übernommen hat, stellte in der nicht-öffentlichen Sitzung, an der auch der Bauausschuss teilnehmen durfte, alle Details zum Gebäude vor. Demnach lag die Kostenschätzung bei ca. 2.550.000 Euro und überschritt abzüglich der Förderung die geplante Investition um 300.000 Euro. Seitens des Rates wurde der Bau des Ärztehauses ohne Apotheke ins Spiel gebracht, die geschätzten Kosten liegen hier bei 1.860.000 Euro.

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Auf dieser Grundlage beschloss der Ortsgemeinderat den Bau des Ärztehauses ohne Apotheke. Die dadurch erforderlichen Änderungen in der Planung und die notwendige Anpassung des Bebauungsplanes könnten zu leichten Verzögerungen führen, dennoch hat Herr Maxeiner mit einem Antrag auf vorzeitigen Baubeginn die Fertigstellung im Sommer 2026 in Aussicht gestellt.

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Gesundheit

Leben bis zuletzt: Ein Besuch im Nassauer Hospiz, der alles verändert

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Foto: BEN Kurier
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NASSAU Anthony Hopkins sagte einmal: „Keiner von uns kommt hier lebend raus. Also hört auf, Euch wie Andenken zu behandeln. Esst leckeres Essen, spaziert in der Sonne, springt ins Meer, sagt die Wahrheit und tragt Euer Herz auf der Zunge. Seid albern, komisch und freundlich, denn für nichts anderes ist Zeit.“ Er hat so Recht.

Vor ein paar Tagen waren wir zum Pressegespräch ins Hospiz in Nassau eingeladen. Seit Tagen versuche ich zu begreifen, was dort geschehen ist und wie ich es in Worte fassen kann. Neben mir sitzt Dr. Schencking, der Initiator des Hospizes in Nassau, dazu die Hospizleitung Hanne Benz und die stellvertretende Pflegedienstleitung Kerstin Vogt. Auf dem Tisch stehen Plätzchen, dazu Kaffee und Wasser. Seit gut zwei Monaten ist das Hospiz geöffnet. Es war ein langer Weg und ein harter Kampf, doch heute sollte mir klar werden, wie wertvoll das Haus ist.

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Vor dem Tod blicken wir nur zu gerne weg. Es ist etwas, womit wir uns nicht beschäftigen wollen und was wir ausblenden. Oh Anthony, du wirst in der Geschichte noch so recht behalten. An der Stelle könnte eigentlich alles enden, bevor es angefangen hat, wenn uns nicht ein Spiegel vor Augen gehalten worden wäre. Mit „wir“ ist an der Stelle der Kollege der Printpresse gemeint, den ich an dem Tag nicht als Konkurrenten betrachtete, sondern ihn vielmehr beobachtete, um zu fühlen, was er spüren würde. Vorab: Meine Achtung ist da gewaltig gestiegen.

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Nadine Raab aus München betritt den Raum. Die Mitvierzigerin hält einen langen, handgeschriebenen Zettel in der Hand. Das kennt man so gar nicht mehr. Mit Füllfederhalter schien sie die Worte vorbereitet zu haben, die sie der Presse mitteilen wollte. Nadine ist Angehörige. Ihr Vater ist als Gast ins Hospiz zum Sterben gekommen. Ja, Gast, wie uns die stellvertretende Pflegedienstleiterin erklärt. Es gibt keine Patienten mehr im Hospiz. Es soll ein Ort sein, wo man aufleben darf. Leben. So surreal in dem Augenblick. Und doch ist es so. Man kommt nicht ins Hospiz zum Sterben, sondern zum Leben. Noch einmal leben dürfen, ohne Schmerzen und im Hier und Jetzt zu sein.

Wortlos sieht uns Nadine fragend an. Sie setzt sich, legt den sorgfältig vorbereiteten Zettel beiseite und beginnt bedächtig zu reden. Bei ihrem Vater wurde bei einer Zufallsuntersuchung ein Gehirntumor festgestellt. In dem Augenblick ist alles anders. Nicht nur der Betroffene wird aus dem Leben gerissen, sondern es ist ein nicht wahrzuhabender Abschied für alle. Zukunftspläne verschwinden und es ist nur noch der Augenblick, der zählt. Während Nadine leise spricht, versuche ich, sie zu lesen. Was mag sie empfinden? Es sind nicht die Worte, die sie spricht, sondern die traurigen Züge in ihrem Gesicht und die gebrochenen, kurzen Momente.

Das hier ist kein Job, es ist das reale Leben. Ich beobachte meinen mir gegenübersitzenden Kollegen. Er spricht kein Wort, hört zu, und auch ihn scheint die Situation ergriffen zu haben. „Mein Vater wurde zunächst auf einer Palliativstation versorgt“, erzählt Nadine. Zeit, ja Zeit, die gab es dort nicht für die Patienten. Das System der Patientenversorgung lässt kaum Raum für Menschlichkeit. Die Pflegenden wollen helfen – genau deshalb haben sie diesen Beruf gewählt. Doch unser Gesundheitswesen zwingt sie in ein Korsett aus Zeitvorgaben. Jede Minute ist durchkalkuliert, doch das Wichtigste bleibt oft auf der Strecke: Zeit für den Patienten. Das nette Wort, ein Halten der Hand und Zuhören. Dafür haben die Pflegekräfte einmal die Berufswahl getroffen und wurden genau darum betrogen.

Nadine erzählt vom Wünschewagen. Noch einmal fuhr sie mit ihrem Vater zu seinem Zuhause und besuchte die Burg Ehrenbreitstein. Wochenlang vorher freute sich ihr Papa auf diesen einen Tag. Ich fühle es und frage mich aber auch, wie es ist, zu wissen, dass auch dieser Tag vorbeigehen wird? Ich muss lernen zu verstehen, dass Todkranke den einen Augenblick erleben können. „Die Zeit für die Gäste bei uns hat eine ganz andere Bedeutung“, erzählt Dr. Schencking. „Sie steht, und jeder Moment dauert viel länger.“ Kennen Sie den Augenblick, wenn Sie vor der Mikrowelle stehen und ungeduldig warten, dass die Zeit abläuft? Tick Tack. Wie verschwenderisch wir sind. Für den Gast im Hospiz ist der Sonnenaufgang ein Schauspiel, das Zwitschern der Vögel ein unvergleichbares Konzert und das Jauchzen der Kinder im Kindergarten nebenan eine Reise in die eigene Kindheit zurück. Nur der eine Augenblick zählt.

Ein paar Tage war Nadine Gast im Hospiz und übernachtete kostenfrei in einem der wohnlichen Angehörigenzimmer. Ganz nah beim Vater sein. Vielleicht noch die Worte sprechen, die nicht gesagt worden sind. Mein Vater war vor etwa zehn Jahren an Demenz erkrankt. Es fing alles ganz harmlos an. Er erzählte eine seiner wunderbaren Geschichten aus seiner Zeit als Zechenarbeiter im Ruhrgebiet mit einer wunderbaren, lustigen Anekdote. Nur wenige Minuten später wiederholte er genau die gleiche Geschichte. Ich lachte an der gleichen Stelle wieder und ließ mir nichts anmerken, aber ich wusste, dass etwas nicht mit ihm stimmte. Ich bin dankbar für die Zeit, denn ich fragte ihn alles aus, was ich immer wissen wollte, von ihm und meiner Mutter. Am Ende war alles gesagt und der Abschied begann. Mein Vater hatte nicht dieses unglaubliche Glück, in einem Hospiz gehen zu dürfen. Im vergangenen Jahr verstarb er in einem Krankenhaus, ohne reden zu können. Es war kein schöner Abschied. Wir waren tagelang bei ihm, aber der Abschied war schon viel früher gewesen. Ob er noch wusste, dass wir da sind, weiß ich nicht, aber immerhin konnten wir seine Hand halten. Mein Vater war mir fremd geworden und ich glaube, dass er das nie gewollt hätte.

So unfassbar stark Nadine auch ist, so war in jedem ihrer Worte zu spüren, wie es ihr ging. Auf der einen Seite der bevorstehende Abschied und auf der anderen Seite die Erleichterung, dass ihr Vater noch einmal leben darf, denn genau das ist es im Hospiz. Es ist nicht das Sterben, sondern das Leben für ein paar Tage. Die Patienten sind Gäste in einer 5-Sterne-Wohlfühloase mit hochemphatischen Begleitern. Ich mag sie an der Stelle nicht Pfleger nennen, denn es ist viel mehr. Neugierig empfangen sie jeden neuen Gast und freuen sich auf die Zeit mit ihm. Das mag verrückt klingen, aber kann es etwas Schöneres geben?

Im Eingangsbereich steht die offene Küche, an der Seite stehen Musikinstrumente. Dr. Schencking erzählt, dass vor ein paar Tagen ein Gast sich eine Gitarre holte und leise im Zimmer spielte. Wie begreifen wir Menschen das Leben nur, ohne zu verdrängen? Können wir in dem einen Augenblick verharren? Viel zu oft lassen wir uns von Narzissten vereinnahmen, die nur um sich selbst kreisen. Sie reden geschickt, doch ihre Welt endet bei sich selbst. Solche Begegnungen rauben uns wertvolle Zeit – Zeit, die wir besser in echte Verbindungen investieren sollten. Und genau solche Menschen muss man aus seinem Leben verbannen.

Noch sieben Tage. Bis zum 31. März ist der Aufenthalt für Nadines Vater im Hospiz von den Krankenkassen genehmigt. Sterben mit Ablaufdatum. Die Perversion eines Systems, in dem das Leben kaum zählt, denn das Sterben ist Teil des Lebens – und darf man nicht in Würde gehen? Nicht jeder hat das große Glück, einen Platz im Hospiz zu bekommen. Meist wird er erst kurz vor dem tatsächlich vermuteten Sterbedatum gewährt. „Im Durchschnitt bleiben die Gäste etwa vier bis sechs Tage im Hospiz“, erklärt Dr. Schencking. Ich wünschte den Gästen mehr Zeit.

Mein Traum war es immer, mich verabschieden zu dürfen. Ich möchte keinen Herzinfarkt oder Schlaganfall, sondern die Hand meiner Frau halten dürfen. Vielleicht ist das egoistisch, aber auch der Tod ist kein Wunschkonzert. Was mag die Gäste im Hospiz beschäftigen? Sie wissen, dass es ein Abschied ist. Ein Leben lang begleitete Nadine ihren Vater auf ihrem Lebensweg. Mal weiter weg, aber er war immer erreichbar. Diesmal gibt es keinen gemeinsamen Weg mehr. Keinen Urlaub zusammen und auch keinen Spaziergang mehr. Ihr Vater wird den letzten Schritt alleine gehen müssen. Ein Weg ins Licht oder in die Dunkelheit? Ihr habt euch sicherlich auch mit dem Thema beschäftigt. Was kommt danach? Nur noch Stille? Ein Nichts oder eine Erkenntnis? Wird man sich wiedersehen? Ich habe einen Kloß im Hals. Wie wird es wohl Nadine ergehen?

Mein Blick auf das Nassauer Hospiz hat sich noch einmal nachhaltig verändert. „Wer nur ein Leben rettet, der rettet die ganze Welt“ ist ein hebräischer Spruch. Und ja: Ihr ermöglicht Leben für die letzten Tage. Ihr hört zu, haltet und lest denen vor, die keine Stimme mehr haben. Danke, dass es euch gibt.

90 Prozent der Kosten werden von den Krankenkassen übernommen. „Keine Selbstverständlichkeit“, wie Dr. Schencking erklärt. Früher wurde das nahezu gar nicht gefördert, und Krankenhausträger nahmen das auf ihre eigene Kappe. Soll man jetzt dankbar sein für 90 % Förderung? Die restlichen zehn Prozent für ein würdiges Sterben werden durch Spenden erbracht. Danke an die tollen Spender – doch auch hier läuft doch wohl etwas falsch. Die stellvertretende Pflegedienstleiterin Kerstin Vogt erzählt mir, wie sie einem Gast eine Aromatherapie auf die Haut einrieb und wie sehr sich der Mann freute. Sie spielten zusammen ein Gesellschaftsspiel und lachten. Dafür ist kein Geld da, liebe Krankenkasse?

Jeder Gast im Haus hat sein Buch des Lebens geschrieben. Ein unglaublicher Schatz und so wertvoll. Muss man dem nicht genauso begegnen? Ich bin dem Hospiz dankbar und auch Nadine, denn auch mir hat das ein Stück weit die Augen geöffnet. Ich bin 54 Jahre alt. Ich habe einen Job, der kaum Zeit für die Familie lässt. Im seltenen Urlaub sitze ich am Pool und schreibe auf dem Notebook. Ich funktioniere. Gemeinsamkeiten habe ich mit meiner geliebten Frau, wenn ich auf Reportagen unterwegs bin. Sie hilft – und das war dann oft die Zweisamkeit. Ist euch etwas in den vergangenen Tagen aufgefallen? Ja, genau. Es kam weniger im BEN Kurier. Draußen schien die Sonne. Wir setzten uns früh nachmittags in den Hof, holten ein Kartenspiel heraus, im Hintergrund lief das Radio, und wir verbrachten eine echt gute Zeit miteinander. Wir redeten, hörten einander zu und hatten Spaß.

Das Gleiche machten wir in den Tagen darauf. Leben. Wie oft gehe ich mit meiner Zeit um, als wäre sie unendlich. Dort die Glotze und nicht zu vergessen die sozialen Medien und das Handy. Vor ein paar Wochen trafen wir uns daheim mit Freunden zu einem Karaokeabend. Oh, wie wertvoll. Nicht, dass wir singen können, sondern einfach mit unfassbar tollen Menschen gemeinsam Zeit zu verbringen. Zu sehen, wie fröhlich sie sind, wie sie lachen und ungezwungen miteinander umgehen. Auch ich muss erst einmal wieder lernen zu leben – und es wird echt Zeit. Danke an das Hospiz für den Einblick, für eure unfassbar große Empathie und Wärme und dafür, dass ihr es schafft, ohne Worte aufzuzeigen, was das Leben wirklich bedeuten kann.

Und eines wird mir am Ende noch bewusster: Es gab so einige Unbelehrbare zum Hospiz. Es gab Bedenken. Jeder darf protestieren und seine Meinung äußern, aber mich beschämt das. Unter anderem wurde das begründet mit der Sorge, dass Rettungswagen mit hoher Lautstärke anfahren könnten oder man den Kindern nebenan in der Kita das nicht antun könnte, todkranke Menschen zu sehen. Was ist nur los mit der Gesellschaft? Nein, die Gäste kommen nicht mit Blaulicht, und die Kinder sind es, die Menschen als Menschen sehen und nicht die Krankheit. Wie verlogen muss man denn nur sein?

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Gesundheit

Nastätter „Sportmedizinisches Forum“ war wieder ein Erfolg

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Foto: Kreisverwaltung | Saskia Daubach-Metz
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NASTÄTTEN Das Sportmedizinische Forum Rhein-Lahn in Nastätten bleibt auch im Jahr 2025 ein Garant für belebte Fortbildungsveranstaltungen. Die Veranstalter und Kooperationspartner – u.a. der Rhein-Lahn-Kreis, die Stadt Nastätten, das Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein, der Sportkreis Rhein-Lahn, der Turnverband Mittelrhein und der Sportbund Rheinland – hatten wieder eine Fülle von interessanten und lebendigen Vorträgen am Vormittag und zahlreiche praktische Übungen in Workshops am Nachmittag zusammengestellt.

Moderiert wurde die Veranstaltung durch den Leiter des Forums Dr. med. Zlatko Neckov, Ärztlicher Direktor des Paulinenstifts Nastätten. Mit „sportlichen“ Grüßen schloss sich Landrat Denninghoff an, welcher den Innenminister und Schirmherr der Veranstaltung, Michael Ebling, vertrat und sich insbesondere bei allen Mitwirkenden seit Anbeginn des Forums bedankte. Carina Mosel, neue Leiterin der Naspa in Nastätten und St. Goarshausen sprach ebenfalls als einer der Hauptsponsoren ein kurzes Grußwort.

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Unter den Gästen auch Jens Güllering, Bürgermeister der Verbandsgemeinde, und Stadtbürgermeister Marco Ludwig. Unter dem Motto „Mit legalem Doping zur sportlichen Höchstform!“ – Nutze deine Musik, deinen Rhythmus! konnten sich mehr als 70 Teilnehmer*innen über die interessanten und aktiv auffordernden Vorträge freuen. Neu in diesem Jahr war das Thema Inklusion. Mehr als zehn Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Stiftung Scheuern waren ebenfalls vor Ort.

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Besonders hervorheben möchte ich den erweiterten Fokus auf Inklusion im Sport. Es ist großartig, dass Menschen mit und ohne Behinderung heute gemeinsam an verschiedenen Sportangeboten teilnehmen können. Dies zeigt, wie wichtig es ist, Barrieren abzubauen und allen die Möglichkeit zu geben, aktiv zu sein und Freude an Bewegung zu finden. Um dies weiter voranzutreiben, haben wir als Rhein-Lahn-Kreis gemeinsam mit dem Sportmedizinischen Forum hier in Zusammenarbeit mit der Stiftung Scheuern uns das Ziel gesetzt, die Inklusion im Sport zu fördern und Hürden in Vereinen und Einrichtungen abzubauen.  Daher freue ich mich besonders über die Teilnehmer:innen der Stiftung Scheuern, die heute hier gemeinsam mit Frau Klaiber als Vertreterin der Stiftung Scheuern aktiv zeigen, wie Inklusion im Sport funktionieren kann“, betonte Landrat Denninghoff.

Am Morgen warteten interessante Vorträge zum Thema auf die Gekommenen. Dr. med. Zlatko Neckov, Tim Gondorf, Sportwissenschaftler und Gesundheitstrainer Peak Personal Training, und Sportwissenschaftler Klaus Balk erklärten verschiedene sportmedizinische und sportwissenschaftliche Aspekte der Wirkung von Musik während sportlicher Betätigung.

Ein überragendes Highlight hatte das Organisationsteam dieses Jahr noch passend zum Thema zu bieten: Die Little Start der TG Skylights Singhofen präsentierten ihren neuen Tanz der aktuellen Saison und sorgten für staunende Blicke und tosenden Applaus. Nach einer bewegten Pause mit Tim Gondorf und einem leckeren Mittagessen erwartete die Sportlerinnen und Sportler am Nachmittag praxisnahe Workshops, die von Jumping Fitness über Line Dance bis hin zu inklusivem Tanzen reichten.

Nach einem abschließenden Zusammenkommen konnte nochmals die Möglichkeit genutzt werden, um mit den Referenten und Trainern in Kontakt zu treten und Fragen zu stellen. Mit erfolgreichem Abschluss der Veranstaltung erhielten die Teilnehmer*innen in diesem Jahr die Zertifikate digital. Eine rundum gelungene und überzeugende Veranstaltung.

Die Stiftung Scheuern sucht noch Übungsleiter, die inklusiven Sport anbieten.

Kontaktdaten:

Marco Himmighofen, Leitung Familienunterstützender Dienst m.himmighofen@stiftung-scheuern.de 02604 9796790 mobil: 015751657204 Birgit Klaiber, Bildungskoordinatorin b.klaiber@stiftung-scheuern.de 02604 979 6010 mobil: 01774235430 (pm Kreisverwaltung Rhein-Lahn).

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