Connect with us

Koblenz

Warnstreik bei Novelis in Koblenz: Gewerkschaft fordert 7 Prozent mehr Gehalt

Veröffentlicht

am

Warnstreikauftakt bei Novelis in Koblenz
Foto: Godehard Juraschek
Anzeige

KOBLENZ Den Auftakt für die Warnstreiks in der Metall- und Elektroindustrie der Region Koblenz machten am Dienstag 29.10. vormittags die rund 400 Beschäftigte der Früh- und Tagschicht von Novelis (ehemals Aleris) im Koblenzer Industriegebiet. Bei strahlendem Sonnenschein zeigten die Beschäftigten mit Bannern, Trillerpfeifen und viel Applaus, dass sie ein deutliches Entgeltplus für alle Beschäftigten und besonders für die Jugend erwarten. Beim Koblenzer Aluminiumhersteller sieht die wirtschaftliche Lage sehr gut aus. Auch vor diesem Hintergrund sind die Erwartungen der Beschäftigten hoch. Nach bisher zwei ergebnislosen Tarifverhandlungen war die Friedenspflicht in der Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie in der Nacht von Montag auf Dienstag um 24 Uhr ausgelaufen. Nach der Früh- und Tagschicht von Novelis treten am selben Tag noch die Spät- und Nachtschicht für mehrere Stunden in den Streik. Weitere Betriebe werden am Mittwoch und Donnerstag in den Ausstand treten.

Wenn es allein nach uns ginge, wäre die Forderung in der aktuellen Tarifrunde höher ausgefallen.“ so Denis Hammer, Mitglied der Verhandlungskommission und Betriebsratsvorsitzender bei Novelis Koblenz. „Die Energie- und Lebenshaltungskosten sind weiterhin hoch und die Einmalzahlungen aus dem vergangenen Tarifabschluss sind aufgebraucht. Gerade die unteren Entgeltgruppen und Auszubildende belastet das besonders.“ so Denis Hammer weiter. „Dagegen fahren die Unternehmen weiter gute Gewinne ein. Die Beschäftigten erwarten daher jetzt ein faires Stück vom Kuchen.“ Das bisherige Angebot der Arbeitgeber von 1,7% ab Juli 2025 und weiteren 1,9% ab Juli 2026 bei einer Laufzeit von insgesamt 27 Monaten bewertet Denis Hammer als „eindeutig viel zu wenig, viel zu spät und viel zu lang.“

Anzeige

Starker Warnstreikauftakt bei Novelis im Koblenzer Industriegebiet  für 7% mehr Entgelt und 170 Euro mehr für Auszubildende

Auffallend viele junge Beschäftigte und Auszubildende zeigten am Vormittag Flagge und waren lautstark für die Jugendforderung nach 170 Euro mehr Ausbildungsvergütung. „Junge Leute fangen heute deutlich später eine Ausbildung an als früher – bei Novelis durchschnittlich mit 20 Jahren. Viele finanzieren sich selbst. Das geht nur mit einer guten Ausbildungsvergütung.“ so Jamie Holzem, Jugendvertreter bei Novelis, auf der Kundgebung im Rahmen des Warnstreikts. „Die Metall- und Elektroindustrie lobt sich Vorreiter in vielem zu sein – sie sollte es auch bezüglich der Ausbildungsvergütungen bleiben, wenn sie für junge Menschen attraktiv sein will.“ so Holzem weiter.

Anzeige

Denis Hammer ergänzt: „In der letzten Tarifverhandlung haben die Arbeitgeber immerhin gezeigt, dass sie sehen, dass auch wegen dem Fachkräftemangel bei den Auszubildenden etwas getan werden muss, aber ein Angebot dazu von Arbeitgeberseite fehlt noch immer.“ Auch bezüglich der Arbeitszeit hätten die Beschäftigten klare Erwartungen. „Die Freistellungstage, die bereits jetzt eine Wahloption zwischen Geld und Zeit ermöglichen sollten für alle Beschäftigten und nicht begrenzt gewährt werden. Auch Beschäftigte im Schichtbetrieb, die bereits eine verkürzte Vollzeit arbeiten, sind belastet, und für Kolleginnen und Kollegen die Angehörige pflegen oder Kinder betreuen, hört diese Verpflichtung nicht nach zwei Jahren auf.“

Eine ordentliche Entgelterhöhung sei auch gesamtwirtschaftlich geboten. „Alle Experten und Wirtschaftsinstitute sind sich einig, dass der private Konsum ein entscheidender Faktor der wirtschaftlichen Entwicklung ist.“ so Ali Yener, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Koblenz. „Die Arbeitgeber klagen zwar über Probleme, aber wir warnen davor, Tarifpolitik aktuell mit erforderlichen industriepolitischen Weichenstellungen zu vermischen.“ So Ali Yener weiter. „Zunächst brauchen wir ein ordentliches Entgeltplus für unsere Kolleginnen und Kollegen – auch damit diese sich trauen, auch wieder Geld auszugeben und das entsprechende Geld dafür haben. In einem zweiten Schritt haben wir bereits angeboten mit den Arbeitgebern gemeinsam bei der Politik Druck für die richtigen industriepolitischen Weichenstellungen machen.“ bietet Ali Yener an, formuliert dafür aber auch Bedingungen. „Voraussetzung ist dafür aber auch ein Bekenntnis der Arbeitgeber zu den Industriearbeitsplätzen in Deutschland. Erst Subventionen abgreifen und dann trotzdem verlagern, das geht nicht.“ Dem Argument der Arbeitgeber, höhere Entgelte führten zu mehr Insolvenzen hält Yener entgegen: „Die Arbeitskosten sind in der Regel nicht der entscheidende Faktor. In den Betrieben der Metall- und Elektroindustrie machen sie durchschnittlich nur 16 Prozent der Gesamtkosten aus. Wo wir herausfordernde Lagen haben, finden wir angemessene Lösungen, wenn die Arbeitgeber für das gemeinsame Gestalten offen sind. Das haben wir in der Region Koblenz mit allein vier Zukunftstarifverträgen in den letzten Jahren gezeigt. Die Metallerinnen und Metaller haben die Wettbewerbsfähigkeit auch im Blick. Für die Gesamtbranche gesehen gehört dazu auch ein Nachfrage- und Konjunkturturbo. Es geht um Respekt für die Lage der Kolleginnen und Kollegen, aber auch um die Stärkung der Konjunktur. Dafür machen wir weiter Druck!“

Nach den 400 Beschäftigten in der Früh und Tagschicht bei Novelis Koblenz, werden am Abend und in der Nacht auch die Beschäftigten der Spät- und Nachtschicht für mehrere Stunden in den Warnstreik gehen. Am Mittwoch und Donnerstag sind dann die Beschäftigten im Komponentenwerk der Deutz AG in Herschbach und dem Leitungsbauer Spie SAG in Montabaur, sowie die Beschäftigten bei Stabilus in Koblenz zum Arbeitskampf aufgerufen. Eine dritte Verhandlungsrunde in der Mittelgruppe ist für den späten Nachmittag am 31. Oktober 2024 in Mainz vereinbart. „Nach dem letzten unzureichenden Angebot der Arbeitgeberseite, erwarten wir in der nächsten Verhandlung am 31.10. ein verbessertes und abschlussfähiges Angebot,“ so Ali Yener. Das sei die Chance der Arbeitgeber auf eine schnelle Einigung. „Kommt die Einigung am 31.10. nicht, ist eine Ausweitung der Warnstreiks für die kommende Woche bereits vorbereitet.“

Die IG Metall fordert in der aktuellen Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie 7 Prozent mehr Geld für 12 Monate und eine überproportionale Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 170 Euro je Ausbildungsjahr für 12 Monate beschlossen. Damit soll vor allem die Attraktivität von Ausbildungen in einer vom Fachkräftemangel betroffenen Branche erhöht werden. Zudem will die IG Metall in den Gesprächen mit den Arbeitgebern eine soziale Komponente für die Beschäftigten in den unteren Entgeltgruppen durchsetzen und über mehr Zeitsouveränität für die Beschäftigten sprechen.

Rund 380.000 Beschäftigten sind von den Verhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie in Rheinland-Pfalz, Hessen und dem Saarland (Mittelgruppe) betroffen (pm).

Teilen Sie mit anderen
Weiterlesen
Zum Kommentieren klicken

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Koblenz

Vom Turnier-Neuling zur A-Klasse: Sabine und Peter tanzen sich an die Spitze

Veröffentlicht

am

von

Foto: TGC Redoute Koblenz
Anzeige

KOBLENZ Der Tanzsport in Koblenz hat ein neues Erfolgsduo: Sabine und Peter Bürger vom TGC Redoute Koblenz und Neuwied e.V. haben sich in kurzer Zeit von absoluten Turnier-Anfängern im Standard bis in die A-Klasse getanzt. Denn vor kurzem sicherten sie sich bei den Landesmeisterschaften in Mainz den Titel als Landesmeister in der MAS III B. Und damit gleichzeitig auch den Aufstieg in die A-Klasse, der zweithöchsten Klasse im Tanzsport in Deutschland.

Dabei ist es nur zwei Jahre her, dass die beiden ihr erstes Turnier überhaupt getanzt haben. Sie waren Späteinsteiger und wollten bei der Redoute eigentlich nur aus Spaß tanzen lernen. Doch dann zeigte sich: Die beiden haben Talent! Deshalb durften sie ab Februar 2022 mit den Turnierpaaren trainieren. 

Anzeige

 „Das lernen wir nie!“, dachten Sabine und Peter noch, als sie zum ersten Mal dabei waren. Doch nach den Zweifeln kamen schnell die Begeisterung und der Ehrgeiz: Im Frühjahr 2023 tanzten die beiden ihr erstes Turnier in der D-Klasse – und feierten direkt zwei Siege: Sowohl in ihrer Altersklasse als auch in der jüngeren, in der die Konkurrenz im Schnitt zehn Jahre jünger ist.

Anzeige

Von diesem Moment an war ihr Aufstieg kaum noch aufzuhalten. Mit weiteren zehn Siegen und einem Landesmeistertitel verabschiedeten sie sich aus der D-Klasse und starteten in der höheren C-Klasse durch. Nach nur neun Monaten erreichten sie die B-Klasse, in der sie in diesem Jahr u.a. drei Turniere in Österreich und die renommierte ‚danceComp‘ gewannen. (Foto)

Mit 39 Siegen in ihrer bisherigen kurzen Tanzkarriere stiegen sie nun mit dem Erreichen ihres bereits sechsten Landesmeistertitels in die A-Klasse auf.

Vertrau‘ auf Dein Gefühl“ – das ist das Turniermotto von Sabine und Peter. Trotz ihrer beeindruckenden Erfolgsserie betonen sie, dass solche Leistungen nur mit kontinuierlichem Training möglich sind. „Turniererfolge kommen nicht von alleine“, sagt das Paar, das regelmäßig mit Sybill Daute beim TGC Redoute trainiert. Die ehemalige Weltmeisterin über 10 Tänze betreut alle Turnierpaare des Tanzsportvereins. Ihr Fachwissen und ihre Erfahrung haben Sabine und Peter geholfen, sich im Training mit viel Spaß am Tanzsport immer weiterzuentwickeln.

Deshalb bleibt es mit Spannung zu erwarten, was sie auf dem Weg in die höchste Klasse, der sogenannten „Sonderklasse“, noch aufs Parkett zaubern werden.

Teilen Sie mit anderen
Weiterlesen

Koblenz

40 Jahre Schachtel und Mampf in Koblenz: Ein Zuhause für die, die keines haben

Veröffentlicht

am

von

Anzeige

KOBLENZ Wenn Wolfgang Braun in Koblenz durch die Straßen geht, kommt es immer wieder vor, dass ihm Menschen entgegenkommen, die einmal bei der Schachtel Hilfe gesucht haben. Dann huscht ein Strahlen über ihre Gesichter, oft ein kurzes Dankeschön, ein Blick, der alles sagt. Für Braun, der seit drei Jahren ehrenamtlich Geschäftsführer und Vorsitzender des Vereins ist, sind diese Begegnungen der größte Lohn. „Das zeigt mir, dass sich das Engagement lohnt“, sagt er.

Die Schachtel e.V. gibt es seit vier Jahrzehnten. Gegründet in den achtziger Jahren als Initiative für Menschen ohne Wohnung, ist sie längst eine feste Institution in Koblenz geworden. Mit dem Mampf, dem Wohnungslosenrestaurant in Lützel, der Kleiderkammer, der Sozialberatung, Streetwork und dem Kältebus im Winter bietet sie ein Netz von Hilfen, das für viele überlebenswichtig ist. Doch so selbstverständlich diese Angebote wirken, so fragil sind sie – getragen von Spenden, Ehrenamt und dem Engagement weniger hauptamtlicher Kräfte. Rund 120.000 Euro an Spenden sind jedes Jahr notwendig, um den Betrieb am Laufen zu halten. Zuschüsse von Stadt und Land gibt es zwar, aber sie reichen bei weitem nicht aus.

Anzeige

Wolfgang Braun, der aus Nievern im Rhein-Lahn-Kreis stammt, kannte die Schachtel zunächst nur von außen. Schon früher hatte er an den Förderverein Mampf gespendet. Als er vor knapp vier Jahren nach Koblenz zog, wollte er sich einmal selbst ein Bild machen. „Ich habe gesehen, dass hier Hilfe dringend gebraucht wird“, erinnert er sich. Eigentlich hatte er nur ein wenig mithelfen wollen – beim Frühstück, beim Mittagessen. Doch schnell wurde klar, dass er gebraucht wird. Er übernahm die Geschäftsführung, engagierte sich noch stärker und ist heute das Gesicht des Vereins. Seine Motivation? Vor allem die Schicksale der Menschen, die hierherkommen. „Manchmal sind es Krankheiten, manchmal familiäre Brüche, manchmal Zufälle, die ins Aus führen. Es kann jeden treffen, schneller als man denkt.“

Anzeige

Im Mampf beginnt jeder Tag mit einem kostenlosen Frühstück

Im Mampf beginnt jeder Tag mit einem kostenlosen Frühstück. Rund 20 bis 25 Menschen nehmen dieses Angebot regelmäßig an. Mittags gibt es eine warme Mahlzeit, für die nur ein Euro gezahlt werden muss – auch wenn das Essen den Verein fast fünf Euro kostet. Der Rest wird durch Spenden gedeckt. An Samstagen ist das Mittagessen komplett kostenlos, weil dann besonders viele Essensspenden eingehen. Für viele ist das Mampf nicht nur eine Kantine, sondern ein Ort der Wärme, ein Platz zum Aufatmen, ein Stück Normalität. Wer nichts konsumieren möchte, darf trotzdem bleiben. Der Gastraum ist ein konsumfreier Treffpunkt, in dem Menschen einfach sie selbst sein dürfen.

Neben Essen und Trinken gibt es im Haus eine Dusche, eine Waschmaschine und einen Trockner. Für Obdachlose ist das keine Nebensächlichkeit, sondern ein Stück Würde. Die Sozialberatung ist montags bis freitags jeweils drei Stunden geöffnet. Dort helfen Sozialarbeiter bei Anträgen, beraten, geben Ratschläge, begleiten zu Ämtern oder unterstützen beim Ausfüllen von Formularen. Auch wenn es nur kleine Schritte sind, für viele sind sie entscheidend. „Wir haben in den letzten Jahren nur ganz wenige dauerhaft in Wohnungen vermitteln können“, räumt Braun offen ein. „Aber wenn es gelingt, helfen wir mit Möbeln, Geschirr und allem, was man zum Leben braucht. Wer nur mit einem Rucksack bei null anfängt, braucht Unterstützung.“

Mit dem Fahrrad zu den Menschen auf der Straße: Streetworker Jürgen Michel im Einsatz

Jürgen Michel kennt diese Arbeit in- und auswendig. Seit 1999 ist er Sozialarbeiter bei der Schachtel, Teilzeit, daneben arbeitet er weiter als Vermessungstechniker beim Landesvermessungsamt. „Die Mischung ist für mich wichtig, sonst wäre es psychisch zu belastend“, sagt er. Sein Alltag bei der Schachtel umfasst Beratungsgespräche, die Organisation des Mampf, die Betreuung der Gäste, die Logistik der Lebensmittel. Vor allem aber gehört auch das Streetwork dazu. Mit dem Fahrrad ist er in Koblenz unterwegs, sucht Menschen auf, die nicht von selbst in die Einrichtung kommen, hält Kontakt, baut Vertrauen auf. Im Winter ist er zusätzlich mit dem Kältebus unterwegs, montags und donnerstags abends, von Dezember bis März. Dann geht es darum, Obdachlose direkt dort zu erreichen, wo sie schlafen – draußen, bei Minusgraden, in Parks, unter Brücken.

Ein weiteres wichtiges Projekt ist die Kleiderkammer. Im Lager des Vereins werden Spenden gesammelt, sortiert und wöchentlich ausgegeben. „Manchmal bringen uns die Leute ganze Säcke mit“, erzählt Michel. „Da ist alles drin – von nützlichen Sachen bis zu einem Hochzeitskleid oder einem Kommunionsanzug aus den fünfziger Jahren.“ Viele Kleiderspenden sind wertvoll, doch es braucht Sorgfalt, um herauszufiltern, was wirklich gebraucht wird. Besonders Schlafsäcke, Isomatten und Rucksäcke sind gefragt – überlebenswichtige Dinge für Menschen auf der Straße. Die Ausgabe ist kostenlos und richtet sich an Bedürftige.

Wie viel diese Hilfe wert ist, weiß Svenja Güttich aus eigener Erfahrung. Sie war selbst obdachlos, lebte eine Zeitlang auf der Straße. Heute arbeitet sie regelmäßig in der Kleiderkammer mit. „Angefangen habe ich nur als Aushilfe. Aber ich habe gemerkt, wie wichtig diese Arbeit ist. Man weiß ja, wie es den Menschen geht, wenn man das selbst erlebt hat.“ Zweimal pro Woche sortiert und verteilt sie Kleidung. Sie kennt die Unterschiede zwischen den Bedürfnissen von Obdachlosen und denen von Menschen, die zwar in Armut leben, aber nicht auf der Straße. „Ein Obdachloser braucht Schlafsäcke und Isomatten, ein Hartz-IV-Empfänger eher warme Kleidung. Wir versuchen, gerecht zu sein.“ Für sie ist die Arbeit nicht nur ein Job, sondern auch eine Art Wiedergutmachung: „Es macht Spaß, und man hat das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun.“

Die Schachtel ist eine Einrichtung ohne große Lobby. Sie lebt von Menschen wie Braun, Michel, Güttich – und von vielen Ehrenamtlichen, die Woche für Woche da sind. Sie lebt von Spenderinnen und Spendern, die finanzielle Mittel bereitstellen. Sie lebt von Koblenzern, die nicht wegsehen, sondern helfen. Zum 40-jährigen Bestehen zeigt sich, wie wichtig diese Einrichtung ist – und wie sehr sie auch weiterhin gebraucht wird.

Wolfgang Braun ist überzeugt, dass die Schachtel auch in Zukunft eine unverzichtbare Rolle spielt. Doch er weiß auch, dass dies kein Selbstläufer ist. „Wir müssen ständig um Unterstützung werben. Ohne Spenden, ohne Menschen, die mitmachen, geht es nicht.“ Gerade im Winter, wenn die Kälte die Not am sichtbarsten macht, wird die Arbeit der Schachtel für viele zur Lebensversicherung.

Vierzig Jahre Schachtel – das ist nicht nur eine Erfolgsgeschichte, sondern auch ein Auftrag. Denn Armut und Obdachlosigkeit sind keine Randphänomene, sie gehören mitten in die Gesellschaft. Und die Frage, wie wir mit den Schwächsten umgehen, ist am Ende eine Frage, wie menschlich unsere Gesellschaft ist.

Teilen Sie mit anderen
Weiterlesen

Koblenz

Eiche an der Schlachthofstraße wird verschraubt

Veröffentlicht

am

von

Foto: Stadt Koblenz | Verena Groß
Anzeige

KOBLENZ Zwei Gewindestangen halten künftig den Stamm einer markanten Eiche an der Schlachthofstraße zusammen. Vor zwei Wochen ist der rund 70 Jahre alte Baum an der Verzweigung seines Stamms in etwa zwei Metern Höhe aufgerissen – vermutlich durch Wind, Starkregen und den viele Eicheln tragenden Ästen.

Die Hänge-Stieleiche (botanisch: Quercus robur ‚Pendula‘) steht direkt an der Ecke Rauentalshöhe/Schlachthofstraße, unmittelbar neben der Fahrbahn. Um die Verkehrssicherheit weiterhin zu gewährleisten, sorgt nun eine sogenannte Verbolzung dafür, dass der Baum standsicher bleibt.

Anzeige

Da die Gefahr bestand, dass der Baum weiter aufreißt oder sogar bricht, wurde er zunächst im unteren Bereich mit Seilen gesichert. Jetzt bohrten zwei Baumsanierer im Auftrag des Eigenbetriebs Grünflächen- und Bestattungswesen mit einem Spezialbohrer zwei lange Löcher durch den Stamm. Durch diese Löcher wurden verzinkte Gewindestangen mit einem Durchmesser von 24 Millimetern geschoben. So konnte der Stamm in Höhe des Risses mithilfe von großen Unterlegscheiben und Schrauben vorsichtig zusammengezogen werden.

Anzeige

Wir rechnen damit, dass die Eiche dank dieser Sicherung noch über zehn Jahre weiter hier stehen kann“, sagte der Stadtbaummanager. Einen Baum in dieser Größe zu ersetzen, sei schwierig. Deshalb wird diesen Herbst in unmittelbarer Nähe eine Ungarische Eiche (Quercus frainetto) gepflanzt. Der neue Baum hat bereits einen Stammumfang von rund 80 Zentimetern und ist fast 40 Jahre alt. Diese Eichenart ist als besonders Trockenheits- und Hitzeresistent bekannt und relativ unempfindlich gegenüber vielen Eichenkrankheiten. Die ungarische Eiche gilt deshalb als Klimabaum.

Teilen Sie mit anderen
Weiterlesen

Trending