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Schulen

Wir waren dort, wo Menschlichkeit endete: Nastättens IGS-Schüler besuchten Gedenkstätte Hadamar

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Schülerrt der IG Nastätten berichten über ihre Eindrücke vom ehemaligen Vernichtungslager Hadamar
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NASTÄTTEN|HADAMAR Es ist ein kühler Aprilmorgen, als sich die Schülerinnen und Schüler der Klasse 9b der IGS Nastätten auf den Weg machen – ein Ausflug, der mehr sein soll als eine willkommene Abwechslung vom Schulalltag. Ihr Ziel: die Gedenkstätte Hadamar. Was sie dort erleben, wird viele von ihnen nachhaltig prägen.​

„Ich dachte zuerst, das wird einfach ein normaler Schulausflug wie immer“, erzählt Maya-Emily Peters. „Doch desto näher wir der Gedenkstätte kamen, desto mulmiger wurde mir.“​

Was von außen aussieht wie ein gewöhnliches Gebäude, umgeben von gepflegtem Rasen und beschaulicher Landschaft, entpuppt sich als einer der grausamsten Tatorte der NS-Zeit. Zwischen 1941 und 1945 wurden in Hadamar über 14.500 Menschen ermordet – im Namen einer Ideologie, die Menschen mit Behinderung oder psychischer Erkrankung als „lebensunwert“ erklärte.

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Ein Ort, an dem Menschlichkeit ihr Ende fand

Der Mord war systematisch. In einem eigens dafür eingerichteten Kellerraum – getarnt als Duschraum – wurden Tausende mit Kohlenmonoxid vergast. Die Leichen verbrannte man im Anstaltskrematorium. Auch als die Gaskammer 1941 offiziell stillgelegt wurde, setzte sich das Töten fort: durch Überdosierungen von Medikamenten, gezielte Unterernährung, Misshandlung und Vernachlässigung.

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„Als wir in den Keller runtergegangen sind, wurde mir richtig schlecht“, erinnert sich Elias Schweikert. „Die Dusche, also die Gaskammer, war extrem klein. Ich frage mich wirklich, wie da 37 Menschen auf einmal reingepfercht wurden. Das ist einfach unvorstellbar.“​

Je weiter die Gruppe durch die Gedenkstätte geht, desto stiller wird es. Jeder Raum erzählt von unermesslichem Leid – von Kindern, die nie erwachsen werden durften, von Eltern, die über das Schicksal ihrer Angehörigen belogen wurden, von Ärzten, die töteten, anstatt zu heilen.​ »Ich war vorher noch nie an so einem Ort«, sagt Christopher Hinkel leise. »Es war erschreckend zu sehen, wie kaltblütig da Menschen ermordet wurden – teilweise 50 pro Durchgang. Einfach so. Ohne Würde, ohne Gnade.«

Lernen mit allen Sinnen

Dass dieser Ort so beklemmend wirkt, ist kein Zufall – und auch kein Nebeneffekt. Die Gedenkstätte Hadamar will nicht nur informieren, sie will erschüttern. Das Lernen hier passiert nicht nur mit dem Kopf, sondern mit allen Sinnen: Die Enge des Raumes, der Geruch, das Wissen um das Geschehene machen das Unfassbare greifbar.​

„Ich wusste vorher, dass da Menschen mit Behinderung ermordet wurden“, sagt Damian Deges. „Aber als ich dann da war… Ich habe mich richtig geekelt. Weil ich wusste, was da alles passiert ist. Und dass es echte Menschen waren – Kinder, Frauen, Männer.“​

Die Jugendlichen wirken verändert. Wer vorher noch gewitzelt hat, schweigt nun. Die Gespräche drehen sich nicht mehr um Handys oder Hausaufgaben, sondern um Schuld, Mitverantwortung und das, was so oft nur abstrakte Geschichte bleibt.​ »Man kann die Gegenwart nur verstehen, wenn man die Vergangenheit kennt«, erklärt Klassenlehrerin Jeannine Mark. »Gerade jetzt, in Zeiten zunehmenden Rechtspopulismus, ist es unsere Aufgabe, jungen Menschen zu zeigen, was passiert, wenn Menschenwürde nichts mehr zählt.«

Gegen das Vergessen – für das Leben

Für viele Schülerinnen und Schüler war der Besuch auch ein Anlass, über Werte wie Toleranz und Inklusion nachzudenken – nicht nur historisch, sondern im Alltag.​ „Einer der Gründe, warum ich mich für diese Schule entschieden habe, war, dass Inklusion hier wichtig ist„, sagt Alina Stein. »Denn ich finde, Menschen mit Beeinträchtigung sollten genauso akzeptiert und behandelt werden wie alle anderen.«

„Es ist absolut nicht in Ordnung, Menschen in Klassen zu unterteilen“, ergänzt Viktoria Steeg. „Jeder Mensch hat ein Recht auf Leben – das steht im Grundgesetz, und das muss auch bewahrt bleiben.“​

Die Schüler sprechen über Mut – den Mut, sich gegen Diskriminierung zu stellen, auch wenn man allein steht.​ »Wenn sich jemand in der Klasse anders verhält und trotzdem dazu steht – das braucht schon eine Menge Mut«, sagt Maya-Emily.​ »Ich habe auch schon mit Leuten diskutiert, die für die AfD sind«, erzählt Viktoria. »Und wenn man ihnen erklärt, was diese Partei wirklich will, dann denken viele nochmal nach. Ich glaube, wir brauchen mehr politische Aufklärung.«

Eine erschreckend aktuelle Mahnung

Dass Geschichte nicht abgeschlossen ist, sondern immer auch Gegenwart berührt, wurde in Hadamar besonders spürbar. Viele äußerten Sorgen über den zunehmenden Extremismus – auch in anderen Ländern.

„Ich glaube nicht, dass so etwas nochmal in Deutschland passiert“, meint Christopher Hinkel. „Aber in den USA zum Beispiel? Da bin ich mir nicht so sicher.“

Andere Schüler stellen sich die Frage, wie man bei aller Unsicherheit Haltung bewahren kann.​ „Heute ist es eigentlich egal, was man wählt – solange es nicht extrem ist und man niemanden verletzt“, sagt Luis Ring.​​

„Das darf nie wieder passieren“

Zum Abschluss des Besuchs steht die Gruppe erneut im Keller – diesmal schweigend. Jeder hat die gleiche Zahl im Kopf…..

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Lahnstein

Von Lahnsteins Schulen in den Buga-Pavillon: Stadtbücherei unterstützt Masterarbeit mit Vision

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Foto: Eva Dreiser | Stadtverwaltung Lahnstein
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LAHNSTEIN Die Lehramtsstudentin Celine Klein verbindet Wissenschaft mit Praxis: Im Rahmen ihrer Masterarbeit an der Universität Koblenz hat sie gemeinsam mit drei Lahnsteiner Schulen Workshops durchgeführt, um Ideen für einen besonderen Ort der Begegnung in einem Pavillon der Bundesgartenschau 2029 zu entwickeln.

Am Johannes-Gymnasium sowie am Marion-Dönhoff-Gymnasium gestaltete Klein Projekteinheiten mit einem Deutsch-Leistungskurs bzw. der kompletten 10. Klassenstufe. Die Jugendlichen setzten sich kreativ und reflektiert damit auseinander, wie ein Pavillon als Begegnungsstätte für Kinder- und Jugendliche auf dem künftigen Bugagelände aussehen und genutzt werden könnte. Hierfür befassten sie sich mit den Fragen „Wie soll das Gebäude aussehen?“, „Wo soll es in Lahnstein stehen?“ und „Wie soll das Gebäude genutzt werden?“.

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Auch die Kleinsten wurden in die Ideensammlung miteinbezogen: Schülerinnen und Schüler der zweiten bis vierten Klassen der Goethe-Schule trafen sich mit Celine Klein in der Stadtbücherei Lahnstein. Sie malten, klebten und bastelten, bis sie ihre Vorstellungen eines Begegnungsortes als farbenfrohe Sammlung zusammengestellt hatten. So entstand in Kooperation mit den Mitarbeiterinnen der Stadtbücherei ein kindgerechter Zugang zu dem Thema.

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Der Pavillon für die BUGA 2029 ist zwar noch nicht endgültig beschlossen, doch die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen liefert wichtige Impulse. Die zusammengetragenen Ideen sind bunt und vielfältig – sie reichen von Sportangeboten über musikalische Begegnungsstätten bis zu einem Hausboot auf dem Rhein. Eine Zusage für die Umsetzung liegt bislang nicht vor, die Masterarbeit versteht sich jedoch als Anstoß und theoretische Weiterleitung. Sie macht deutlich, wie junge Wissenschaft in enger Zusammenarbeit mit Schulen und städtischen Einrichtungen Kinder und Jugendliche an der Gestaltung ihrer Zukunft beteiligt. (pm Stadt Lahnstein)

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Blaulicht

Jugendfeuerwehr-Aktionstag auf dem Loreley-Plateau begeistert Grundschüler

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Foto: BEN Kurier
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BORNICH Spielerisch die Feuerwehr kennenlernen, spannende Wettbewerbe erleben und gleichzeitig einen unvergesslichen Tag auf dem Loreley-Plateau verbringen: Das war das Ziel des Jugendfeuerwehr-Aktionstags, den die Verbandsgemeinde Loreley gemeinsam mit vielen Partnern am Freitag veranstaltete. Rund 180 Schülerinnen und Schüler aus sechs Grundschulen der Verbandsgemeinde nahmen daran teil – und verwandelten das Plateau oberhalb des Rheins in einen bunten Erlebnispark rund um das Thema Feuerwehr.

Für die Kinder war es eine besondere Gelegenheit, einmal selbst in die Rolle kleiner Feuerwehrleute zu schlüpfen. „Ich bin bei der Feuerwehr, weil es Spaß macht. Abends, da können wir vom Tag abschalten und einfach mal die Schule vergessen“, erzählte Jonathan Maier von der Jugendfeuerwehr Dahlheim. „Wir lernen, was die Großen so machen. Wie cool das ist, mit Wasser rumzuspritzen. Und die Großen retten ja auch Leben.“

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Genau darum ging es: Begeisterung wecken und den Nachwuchs frühzeitig an die wichtige Aufgabe der Freiwilligen Feuerwehren heranführen. „Wir haben hier oben auf dem Loreley-Plateau die einmalige Gelegenheit, einen tollen Landschaftspark mit Leben zu füllen – nämlich Nachwuchs für unsere Jugendfeuerwehr zu gewinnen“, erklärte Thomas Maier, Brandschutzerzieher der Verbandsgemeinde Loreley. Gemeinsam mit zahlreichen Betreuern organisierte er einen Wettbewerb, bei dem die Grundschulklassen an verschiedenen Stationen spielerisch feuerwehrspezifische Aufgaben lösten.

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Die Idee für den Aktionstag entstand im Feuerwehr-Ehrenamts-Arbeitskreis der Verbandsgemeinde. Verbandsbürgermeister Mike Weiland betonte: „Wir hatten die Vorstellung, dass jede Grundschulklasse einmal in ihrer Schulzeit die Loreley besuchen sollte. Da lag es nahe, dies mit einem kindgerechten Wettbewerb zu verbinden, um spielerisch das Thema Jugendfeuerwehr näherzubringen.“ Wichtig sei es, die Jugendfeuerwehr im Konzert der vielen Freizeitangebote wie Musikvereine, Sportvereine oder Ganztagsschulen sichtbar zu machen. „Wir wollen Mitglieder für die Feuerwehr werben, denn das ist entscheidend für die Sicherheit unserer Gesellschaft“, so Weiland.

Damit der Tag ein voller Erfolg werden konnte, zogen viele Partner an einem Strang. Die Globus Markthalle Lahnstein stellte Essen und Obst bereit, die Berufsfeuerwehr Koblenz unterstützte mit ihrem Feuerwehrbus den Transport, und auch die Bundeswehr in Büchel war mit einem imposanten Flugfeldlöschfahrzeug vor Ort. Die Sommerrodelbahn auf der Loreley gewährte den Schülerinnen und Schülern Sonderpreise, sodass nach dem Stationslauf auch Spaß und Freizeit nicht zu kurz kamen. „Ein gelungenes Miteinander, das unserer Feuerwehr hoffentlich auch in Zukunft Ertrag bringt“, fasste Weiland zusammen.

Spielerische Wettkämpfe für die Grundschüler | Foto: BEN Kurier

Für die Sicherheit der Kinder sorgten die Schulsanitäterinnen der Loreley-Schule. „Wir sind heute hier, falls etwas passiert, damit wir unterstützen können“, erklärte Isabella Redwand. Ihre Mitschülerin Teodora berichtete über die Ausbildung: „Die dauert eine Woche mit unseren zwei Lehrern. Ich habe sie vor zwei Jahren gemacht, und dieses Jahr haben die neuen Schulsanitäter ihre Ausbildung abgeschlossen.“

Die Organisation des Aktionstags lag maßgeblich in den Händen von Fabian Zorn, Jugendfeuerwehrwart der Verbandsgemeinde. „Wir wollen den Kindern die Thematik Feuerwehr und Jugendfeuerwehr auf verschiedene Arten näherbringen“, sagte er. Dazu gehörte nicht nur ein großer Stationspark, sondern auch ein umfangreicher Fahrzeugpark mit Einsatzfahrzeugen zum Anfassen.

Am Ende gab es für alle Teilnehmer Urkunden und kleine Preise – und niemand ging als Verlierer nach Hause. Jeder erhielt zudem einen Feuerwehr-Turnbeutel, in dem auch Informationen für die Eltern zu den nächsten Schnuppertagen der örtlichen Jugendfeuerwehren steckten.

So verband der Aktionstag spielerisches Lernen, Gemeinschaft und Spaß. Für die jungen Besucher bleibt er sicher noch lange in Erinnerung und vielleicht war es für einige der Beginn einer künftigen Feuerwehrlaufbahn.

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Schulen

Von Kaub bis Koblenz: Goethe-Gymnasium Bad Ems auf gemeinsamer Entdeckungsreise

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Foto: Anna Gerhold
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BAD EMS In der dritten Schulwoche des neuen Schuljahres unternahmen die fünf fünften Klassen des Goethe-Gymnasiums in Bad Ems ihre erste gemeinsame Klassenfahrt. Ziel dieser dreitägigen Unternehmung war es, das gegenseitige Kennenlernen zu fördern, das Gemeinschaftsgefühl zu stärken und die Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit im Schulalltag zu schaffen.

Die Schülerinnen und Schüler reisten jeweils mit dem Zug in verschiedene Richtungen: nach Kaub, Mayen, Diez, Koblenz und Oberwesel. Jeder Standort bot ein eigenes, sorgfältig vorbereitetes Programm, das eine gelungene Mischung aus erlebnispädagogischen Elementen, sportlichen Aktivitäten und kulturellen Erkundungen darstellte.

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Alle Unternehmungen verfolgten dasselbe Ziel: durch gemeinsames Handeln, das Bewältigen kleiner Abenteuer und das Lösen von Aufgaben, Vertrauen zueinander aufzubauen und die Klassengemeinschaften zu festigen. Auch die Abendstunden boten mit Spiel- und Gesprächsrunden Gelegenheit, die neu geknüpften Kontakte zu vertiefen.

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Nach drei abwechslungsreichen Tagen kehrten die Fünftklässlerinnen und Fünftklässler mit vielen Eindrücken und ersten Freundschaften zurück. Lehrkräfte wie auch Kinder waren sich einig, dass die Kennenlernfahrt ein gelungener Auftakt für das bevorstehende Schuljahr war und einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der neuen Klassengemeinschaften geleistet hat (Text: Anna Gerhold, Orientierungsstufenleitung Goethe-Gymnasium Bad Ems).

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