Lahnstein
Vor 80 Jahren fielen Bomben auf Nieder- und Oberlahnstein
LAHNSTEIN Nach der alliierten Landung in der Normandie und dem raschen Vormarsch der Alliierten auf die Reichsgrenze rückten das Rheinland und seine Verkehrsanlagen seit Juli 1944 verstärkt in den Blick der amerikanischen Militärführung. Über die großen Verschiebebahnhöfe in Köln, Remagen, Koblenz, Oberlahnstein und Bingerbrück lief ein Großteil des auf der Lahnstrecke herangeschafften deutschen Nachschubs für die Westfront. Diese Ziele und die sie verbindenden Bahnlinien an Rhein, Lahn und Mosel griff die US-Air-Force bis Dezember 1944 wiederholt an.
Erst am 19. Juli 1944 mit dem Angriff auf den Güterbahnhof Koblenz-Mosel, bei dem auch das Bahnbetriebswerk Niederlahnstein und ein Stellwerk mehrere Treffer erhielten, rückte der Krieg auch für die Lahnsteiner Bevölkerung näher. Am 21. September 1944 waren die ersten Bombentoten in Niederlahnstein zu beklagen. Bei Bombenabwürfen auf den Bahnkörper, die Didierwerke und die Kasernen starben vier Frauen, zwei Kinder und acht Wehrmachtsangehörige.
Weitere Tote und erhebliche Schäden an zahlreichen Wohngebäuden in Niederlahnstein verursachten die Angriffe am 9. und 11. Oktober auf die Lahnstrecke. Über 100 Familien wurden obdachlos. Es folgte fast täglich mehrmals Fliegeralarm. Am 11. November 1944 begann die verhängnisvolle, bis zum 29. Januar 1945 andauernde Serie von insgesamt fünf Großangriffen der US-Air-Force, der mehr als 300 Zivilisten und ausländische Zwangsarbeiter sowie über 130 Militärangehörige zum Opfer fielen.
Der blutigste Angriff seit Beginn des Zweiten Weltkriegs auf den Großraum Koblenz erfolgte am 11. November kurz vor Mittag: Militärisches Ziel war der Güterbahnhof Oberlahnstein. Traurige Bilanz des Tages: 222 Tote, 175 Verletzte und ca. 1.000 Obdachlose. In Niederlahnstein zerstörten die Bomben unter anderem den Wasserbehälter und beschädigten 20 Wohngebäude und das Krankenhaus in der Bergstraße.
Als die Amerikaner die Truppenbewegungen im Raum Koblenz im Vorfeld der für Mitte Dezember geplanten deutschen Gegenschlags, der sogenannten Ardennenoffensive, entdeckten, verstärkten sie ihre Luftangriffe massiv. Am 2. Dezember griffen sie in zwei Wellen erneut den Verschiebebahnhof Oberlahnstein an, wobei 33 Menschen starben. Die Bomben zerstörten rund 45 Prozent der Eisenbahnanlagen, die Rangierkapazität wurde um 90 % reduziert.
Nach dem Scheitern der deutschen Ardennenoffensive konzentrierten sich die amerikanischen Luftangriffe wieder auf die Nachschubwege und Verkehrsanlagen im Hinterland der Front. Dabei geriet erstmals auch der am Schnittpunkt wichtiger Verkehrswege gelegene Bahnhof Niederlahnstein ins Visier. Am 26. Dezember 1944 warfen 60 Flugzeuge der 2. Bomber-Division gegen 11.53 Uhr mittags vier Bombenteppiche auf den Bahnhof und die nähere Umgebung. Diese richteten unter den vielen Durchreisenden und den Verwundeten eines gerade einlaufenden Lazarettzuges ein schreckliches Blutbad an: Neben 119 Soldaten fanden 41 Zivilisten in ihren Wohnungen in der Mark-, Goethe- und Rheinstraße den Tod. Die Zerstörung eines Großteils der Bahnanlagen machte eine Umleitung des rechtsrheinischen Bahnverkehrs über Bad Ems notwendig. 20 Wohnhäuser wurden total zerstört und zudem beträchtliche Schäden entstanden am Amtsgericht und an der erst sechs Jahre zuvor neu erbauten St. Barbara-Kirche.
Sämtliche Kriegsdienstverpflichtete und Ostarbeiter wurden aus den Industriebetrieben abgezogen und zum Bahnhof Niederlahnstein zum Bergen und Aufräumen gebracht. Am Bahnhof zeigte sich nach Zeitzeugenberichten ein grauenvolles Bild: Drei Züge mit Verwundeten standen auf den Bahngleisen Richtung Limburg und Oberlahnstein, als die Bomben fielen. Alle packten mit an, Verletzte und Tote aus den Zügen zu bergen. Die Verwundeten wurden in zwei Reihen gelegt. Sie waren mit einer dicken Staubschicht bedeckt. Weil das Rote Kreuz nur eine Handkarre besaß, kam die Artillerie und fuhr die Verletzten zum Krankenhaus Bergstraße. In der Schulchronik ist vermerkt, dass man über eine Woche lang aus den Trümmern Leichen grub, die in den vier unteren Schulsälen in der Bergstraße aufgebahrt wurden. Ab Weihnachten 1944 fand dort kein Unterricht mehr statt, weil praktisch dauernd Alarm war und das Militär die oberen Säle für sich beanspruchte. Der Bahnhof, 1879 mit imposantem Empfangsgebäude im Stil des Historismus errichtet, wurde total zerstört. Einzig der Schuppen für die Güterabfertigung und das Toilettenhäuschen blieben stehen. Provisorisch diente bis 1960 eine Holzbaracke als Bahnhofsgaststätte, Fahrkartenausgabe, Aufenthaltsraum und Gepäckabfertigung.
Zwei weiteren Großangriffen, am 28. Dezember 1944 und 29. Januar 1945, folgten im Februar und März mindestens sieben Tieffliegerangriffe. Am 10. März setzte die Beschießung beider Städte durch die amerikanische Artillerie ein. Mit der amerikanischen Besetzung beider Städte am 27. März 1945 endeten schließlich die Kampfhandlungen am Rhein-Lahn-Eck.
Ausstellung in der Hospitalkapelle
Das Stadtarchiv zeigt eine dokumentierende Ausstellung über die Luftangriffe vor 80 Jahren und deren Auswirkungen auf Ober- und Niederlahnstein. Sie ist von Montag, 11. November bis Sonntag, 24. November täglich ab 13.30 Uhr in der Hospitalkapelle Lahnstein, Rödergasse 1 zu sehen.
Lahnstein
Offener Austausch zwischen Einzelhandel und Stadtverwaltung Lahnstein
LAHNSTEIN Rund 30 Vertreterinnen und Vertreter des Einzelhandels aus der Bahnhofstraße in Niederlahnstein waren der Einladung von Oberbürgermeister Lennart Siefert gefolgt, um sich über die Auswirkungen und vor allem die Zukunft der Gestaltung des Verkehrsraums in der Bahnhofstraße jetzt nach dem Ende der Brückensperrung auszutauschen.
Siefert hob in seinen einleitenden Worten hervor, wie wichtig der persönliche Austausch ist, um die Ziele der Verwaltung direkt erläutern und zugleich die Anliegen der örtlichen Geschäftsinhaber und -inhaberinnen besser verstehen zu können.
Neben der Kritik am Verkehrsverhalten einzelner Autofahrer, Radfahrer und anderer Verkehrsteilnehmer wurde die Stadtverwaltung dazu aufgefordert, künftig schneller Informationen an die Betroffenen weiterzugeben. OB Siefert sagte dies, auch im Hinblick auf die bevorstehenden Baumaßnahmen im kommenden Jahr, zu.
Nach einigen schwierigen Jahren für den Einzelhandel, geprägt durch Corona, Inflation und zuletzt durch die Brückensperrung, wurden bei dem Treffen zahlreiche konstruktive Vorschläge vorgebracht. Trotz des Wissens darum, dass Kompromisse stets notwendig sein werden, legten alle Teilnehmenden großen Wert darauf, nicht nur ihre eigenen Bedürfnisse zu äußern, sondern auch die Verkehrssicherheit für Radfahrer und Fußgänger zu wahren. Neben den Maßnahmen zur Geschwindigkeitsreduzierung war ein großes Anliegen vor allem die Schaffung von Ladezonen sowie Kurzzeit- und Behindertenparkplätzen.
Nach dem offenen Austausch stellten Mitarbeiter der Verwaltung den Verlauf der Planungen vor, die in einer Variante mündeten, die nicht nur breite Zustimmung fand, sondern bereits die meisten der zuvor geäußerten Wünsche berücksichtigte.
Da im kommenden Frühjahr noch eine umfassendere Baumaßnahme eines Energieunternehmens in der Berg- und Bahnhofstraße geplant ist, werden zunächst die vor der Brückensperrung geltenden Regelungen wieder in Kraft gesetzt. Dazu wird zeitnah die Demarkierung der Bus- und Rettungsspur und der Rückbau der mobilen Beschilderung erfolgen. Die Umsetzung der endgültigen Gestaltung wird dann nach Beendigung der Baumaßnahmen im kommenden Jahr durchgeführt.
„Ich möchte mich ganz herzlich für den wertvollen und konstruktiven Austausch bedanken. Ihre Anregungen und Ideen sind für uns von großer Bedeutung und tragen dazu bei, die richtigen Entscheidungen für unsere Stadt zu treffen“, so Oberbürgermeister Siefert am Ende der Veranstaltung.
Lahnstein
Pfarrzentrum Lahnstein: Wer spricht die Wahrheit oder alles nur ein Missverständnis?
LAHNSTEIN Vor wenigen Tagen berichtete die Printpresse, dass die Lahnsteiner Verwaltung und die Pfarrei keine Einigung zum Kauf des Pfarrzentrums am Europaplatz erzielen konnten. Die Gespräche sollen gescheitert sein. Geplant war der Kauf der Immobilie für rund eine Million Euro – darüber herrschte im Stadtrat Einigkeit. Weitaus weniger Konsens bestand jedoch bei der zukünftigen Nutzung. Während SPD und ULL eine Mehrzwecknutzung auch für Vereine favorisierten, sprachen sich die Mehrheit von CDU, Grünen, FBL und FDP dagegen aus. Sie beschlossen stattdessen eine geplante Nutzung als reine Kita-Lösung, um sämtliche Höchstfördergelder zu sichern. Die Befürchtung war, dass bei einer Mehrzwecknutzung deutlich geringere Fördermittel bereitgestellt würden. Für die Vereine im Pfarrzentrum sollten neue Lösungen außerhalb des Gebäudes gefunden werden.
Diesen demokratisch gefassten Ratsbeschluss, der in einer nicht-öffentlichen Sitzung beschlossen wurde, wollte die Unabhängige Liste Lahnstein (ULL) nicht akzeptieren. Sie rief zu einer Demonstration am Pfarrzentrum auf, zu der 32 Personen erschienen.
Laut Printpresse-Bericht scheiterten die Verhandlungen zwischen Kirche und Stadt angeblich aufgrund der Zweckbindung als reine Kita-Lösung. In einem weiteren Artikel erklärte Oberbürgermeister Siefert, die Vertreter der Kirche hätten deutlich gemacht, dass sie unter diesen Umständen dem günstigen Verkaufspreis nicht zustimmen könnten. Dem widersprach jedoch die Pfarrei St. Martin in einer Stellungnahme: Es habe noch keine Verhandlungen gegeben, und ein schriftliches Kaufangebot liege nicht vor. Stattdessen habe die Stadt um Aufschub gebeten, da interner Klärungsbedarf zur Auslegung des Stadtratsbeschlusses bestehe. Die Pfarrei betonte, weiterhin Interesse an einem Verkauf der Liegenschaft an die Stadt Lahnstein zu haben und gleichzeitig gemeinsam eine gute Lösung für die Gruppen zu finden, die das Pfarrzentrum derzeit dauerhaft nutzen.
Kommentar:
Wie wehrhaft ist eine Demokratie, wenn mehrheitlich gefasste Ratsbeschlüsse nicht direkt umgesetzt und Informationen aus einer nicht-öffentlichen Sitzung öffentlich gemacht werden, um betroffene Stadtratsmitglieder mit einer Demonstration unter Druck zu setzen? Mehrheitliche Entscheidungen gehören in Ratssitzungen zum Alltag. Es wird immer Stadtratsmitglieder geben, die dafür oder dagegen stimmen. Doch am Ende steht ein Ergebnis, das nicht durch die Hintertür angegriffen, sondern umgesetzt werden muss. Genau das ist der Kern einer funktionierenden Demokratie. Wird dieser Grundsatz verlassen, verlieren die Menschen das Vertrauen in die Politik. Während der Printpresse zu vernehmen war, dass angeblich die Verhandlungen zum Pfarrzentrum gescheitert waren, weil die Kirche die Zweckbindung als reine Kita-Lösung nicht akzeptieren wollte, dementierte die Pfarrei am folgenden Tag in einem Statement, dass es gar keine Verhandlungen gab. Wer hat denn da jetzt die Wahrheit gesagt? Die Pfarrei oder der Oberbürgermeister Siefert oder ist alles nur ein Missverständnis? Durch den ersten Bericht gerieten Stadtratsmitglieder unter Druck, weil sie davon ausgehen mussten, dass ihr demokratischer Beschluss nicht umgesetzt werden kann und nun? Jetzt steht man etwas entgeistert vor einer Politik-Posse, die noch keinen Abschluss gefunden hat und am Ende wird man schauen müssen, wie wehrhaft eine Demokratie tatsächlich noch ist, wenn ein freies Abstimmverhalten im Stadtrat im Nachhinein angegriffen wird.
Lahnstein
Ausgezeichnete Nachwuchs-Handwerker erhalten Förderpreis 2024
RHEIN-LAHN Bereits zum 14. Mal vergab die Volksbank Rhein-Lahn-Limburg und die Kreishandwerkerschaft Rhein-Lahn den Förderpreis Handwerk zur Unterstützung des Handwerks und des Handwerkernachwuchses. Belohnt werden die guten Leistungen nicht nur mit Worten und Anerkennung, die Bank fördert dieses Projekt mit jeweils 500 Euro für den Prüfungsbesten der Innungen des Rhein-Lahn-Kreises.
Sie bestanden die Gesellenprüfung mit Spitzennoten und wurden dafür jetzt mit dem Förderpreis geehrt: Die Prüfungsbesten der Innungen Baugewerk, Dachdecker, Elektro, Kfz, Installateur- und Heizungsbauer und Tischler wieder zu einer kleinen Feier eingeladen. Bereichsleiter Günter Groß begrüßte die anwesenden Gäste und überreichte gemeinsam mit dem Bereichsleiter Firmenkunden Marcus Lorenz jeweils 500 Euro an die Prüfungsbesten Julia Dott (Kestert), Sarah Lahnstein (Bad Ems), Jan-Philip Nowak (Miehlen), Finn Brötz (Heistenbach) und Ben Steinmetz (Braubach). Der Prüfungsbeste Zimmerer Moritz Maskos (Koblenz) und der Prüfungsbeste Tischler Aaron Heuser (Nastätten) konnten leider nicht teilnehmen, erhalten daher einen Glückwunschbrief und das Preisgeld per Online-Überweisung.
Kreislehrlingswart Sven Secker, der in Vertretung für Kreishandwerksmeister Johannes Lauer gekommen war, ermutigte die Prüfungsbesten, unter besten Voraussetzungen den Fortbestand des Handwerks weiter zu sichern. Es gratulierte auch der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Ulf Hoffmann zu den besonderen Leistungen. „Wir freuen uns, dass das Handwerk so tolle Auszubildende mit großartigen Prüfungsergebnissen hat.“
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