VG Nastätten
Tanja Hannig im Porträt: Die Unternehmerin hinter der Urlaubswelt in Nastätten
Tanja Hannig im Gespräch mit Anja Schrock
NASTÄTTEN In der Interviewreihe „Erzähl doch mal“ besuchte Moderatorin Anja Schrock für den BEN Kurier die Unternehmerin Tanja Hannig – nicht im Reisebüro, sondern in ihrem privaten Zuhause. Im Mittelpunkt des Gesprächs stand der berufliche Werdegang der Inhaberin des Reisebüros Urlaubswelt in Nastätten, das aktuell als bestbewertetes Reisebüro auf Google in ganz Deutschland gilt.
Hannig gewährte dabei nicht nur Einblicke in ihre unternehmerischen Entscheidungen, sondern sprach auch offen über Herausforderungen der Branche, persönliche Motivation und ihre Pläne für die kommenden Jahre.
Von der Erzieherin zur Reiseunternehmerin
Ursprünglich stammt Tanja Hannig aus Ascheberg in Nordrhein-Westfalen. Nach ihrer Ausbildung zur Erzieherin zog sie nach Nastätten – ein Berufseinstieg im Kindergarten scheiterte jedoch an fehlenden Stellen. Ein Praktikum in einem Reisebüro sollte ihr Leben verändern: Sie absolvierte eine Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau, unterstützt durch ihren Ehemann, und wagte unmittelbar nach deren Abschluss den Schritt in die Selbstständigkeit. Seit 2007 führt sie das Reisebüro Urlaubswelt in der Römerstraße.
„Ich hatte von Anfang an den festen Willen, diesen Weg zu gehen. Die Arbeit mit Menschen hat mir schon als Erzieherin Freude bereitet – im Reisebüro konnte ich das mit meiner Leidenschaft für das Reisen verbinden“, so Hannig.
Herausforderungen einer Branche im Wandel
Die Reisebranche sei extrem krisenanfällig, betont Hannig. Ereignisse wie der Untergang der Concordia, Kriege oder Pandemien wie Corona hätten unmittelbare Auswirkungen auf Buchungsverhalten und Umsätze. Gerade die Corona-Zeit sei eine „wirtschaftlich extrem belastende Phase“ gewesen. Dennoch habe sie diese genutzt, um das Unternehmen zu modernisieren.
„Wir haben uns vollständig digitalisiert, kommunizieren heute häufig über WhatsApp oder Microsoft Teams mit unseren Kunden. Über unsere neu entwickelte Buchungsplattform können Reisen direkt online gebucht werden – mit dem Vorteil persönlicher Nachbetreuung“, erklärt Hannig.
Ein besonderes Markenzeichen ihres Büros sind maßgeschneiderte Gruppenreisen, die Hannig persönlich begleitet. Die Ziele wählt sie bewusst: „Ich überlege, wo ich selbst gern hinmöchte – und konzipiere dann eine passende Reise für Interessierte.“
Eine ihrer außergewöhnlichsten Reisen führte nach Ecuador und auf die Galapagosinseln. Dort nahm die Gruppe an einem indigenen Ritual teil, probierte lokale Speisen – inklusive gerösteter Meerschweinchen – und lernte Land und Leute fernab touristischer Routen kennen.
Im Gespräch betont Hannig mehrfach die Bedeutung von gut ausgebildetem Personal. „Unsere Kundinnen und Kunden erwarten eine fundierte Beratung. Deshalb lege ich großen Wert darauf, dass mein Team regelmäßig an Inforeisen teilnimmt und sich kontinuierlich weiterbildet.“ Gleichzeitig lässt sie ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Freiräume zur Mitgestaltung.
Trends und Nachhaltigkeit
Das Reiseverhalten habe sich verändert, so Hannig. Zwar sei der klassische All-Inclusive-Urlaub nach wie vor gefragt, doch der Wunsch nach individuellen, nachhaltigen und aktiven Reiseformen nehme stetig zu. Ihr Büro bietet u. a. Rad- und Wanderreisen mit Gepäcktransfer an – auch über die Landesgrenzen hinaus. „Wir organisieren Wanderungen rund um Madeira, Menorca oder den portugiesischen Algarve-Radweg – alles mit einem nachhaltigen Konzept.“
Auch bei Kreuzfahrten steige die Nachfrage nach umweltfreundlicheren Schiffen, etwa mit LNG-Antrieb, erkennbar.
Trotz zahlreicher Online-Portale sieht Hannig stationäre Reisebüros nicht am Ende: „Viele Kundinnen und Kunden fühlen sich von der Vielzahl der Angebote im Internet überfordert. Bei uns bekommen sie zehn genau passende Vorschläge statt tausender unübersichtlicher Optionen.“ Auffällig sei, dass besonders viele junge Menschen das Beratungsangebot zunehmend schätzen – ein Trend, der sich seit rund drei Jahren verstärke.
Blick in die Zukunft
Auch in fünf Jahren sieht Hannig ihr Unternehmen in der Römerstraße in Nastätten – allerdings mit erweiterten digitalen Services und neuen Arbeitsmodellen. Schon heute arbeiten einige ihrer Mitarbeiterinnen im Homeoffice. Die persönliche Beratung bleibe jedoch ein Kernelement: „Auch wer online bucht, wird individuell betreut – ob per WhatsApp, Videochat oder Telefon.“
Auf die Frage, wo es auf der Welt am schönsten sei, antwortet Hannig nicht etwa mit einem exotischen Fernziel, sondern ganz bodenständig: „Wenn ich sonntags durch den Pfarrhof in Nastätten laufe, die Bäume leuchten grün – dann weiß ich: Das hier ist mein Lieblingsort.“
Hintergrund:
Die Videoreihe „Erzähl doch mal“ von Anja Schrock stellt starke Frauen und Unternehmerinnen aus dem Rhein-Lahn-Kreis vor. Mit journalistischem Feingefühl, persönlicher Nähe und präzisem Blick führt Schrock Gespräche, die Menschen und Geschichten der Region sichtbar machen. Das vollständige Video-Interview mit Tanja Hannig ist hier im Artikel auf www.ben-kurier.de und den Social-Media-Kanälen des BEN Kuriers abrufbar.
BEN Radio
Zum Jahreswechsel: Danke für Vertrauen, Hinweise und Kritik
RHEIN-LAHN Mit dem Übergang von 2025 zu 2026 endet für den BEN Kurier ein weiteres intensives Jahr regionaler Berichterstattung. Ein Jahr mit vielen Themen, Gesprächen, Recherchen und Geschichten aus unserer Heimat – getragen vor allem von den Menschen, die diese Region ausmachen.
Journalismus lebt vom Vertrauen der Leserinnen und Leser. Vom offenen Hinweis, von der kritischen Nachfrage, vom Widerspruch ebenso wie von der Zustimmung. Auch im vergangenen Jahr haben uns zahlreiche Hinweise erreicht, viele davon aus der Mitte der Gesellschaft. Sie haben Themen angestoßen, Missstände sichtbar gemacht, Entwicklungen begleitet und Diskussionen ermöglicht. Dafür sagen wir ausdrücklich Danke.
Der BEN Kurier versteht sich als unabhängiges regionales Medium. Unser Anspruch ist es, sachlich zu berichten, kritisch nachzufragen und Entwicklungen transparent darzustellen, unabhängig von parteipolitischen oder persönlichen Interessen. Gerade auf kommunaler Ebene ist dies nicht immer bequem, aber notwendig. Demokratie lebt von Öffentlichkeit, und Öffentlichkeit braucht verlässliche Informationen.
2025 war zugleich ein Jahr, das gezeigt hat, wie wichtig lokaler Journalismus weiterhin ist. Entscheidungen vor Ort, gesellschaftliche Debatten, ehrenamtliches Engagement, wirtschaftliche Herausforderungen und persönliche Schicksale, all das findet nicht abstrakt statt, sondern direkt vor unserer Haustür. Diese Nähe verpflichtet zu Sorgfalt, Verantwortung und Fairness.
Zum Jahreswechsel blicken wir mit Dankbarkeit auf das Erreichte und mit Verantwortung auf das Kommende. Auch 2026 wird der BEN Kurier aufmerksam hinschauen, zuhören und berichten. Nicht lauter als nötig, aber klar. Nicht gefällig, sondern verlässlich. Wir danken allen Leserinnen und Lesern für ihr Vertrauen, ihre Unterstützung und ihre kritische Begleitung.
Der BEN Kurier wünscht einen guten und sicheren Start ins Jahr 2026.
BEN Radio
VW beendet Händlervertrag nach Insolvenz des Autohauses Adolf Marner in Nastätten
NASTÄTTEN Auf Presseanfrage des BEN Kurier teilte die Dictum Media GmbH in Vertretung des Insolvenzverwalters Jens Lieser mit, dass Volkswagen den Händlervertrag mit der Autohaus Adolf Marner GmbH in Nastätten beendet hat. Ein solcher Schritt ist im Rahmen eines Insolvenzverfahrens nicht unüblich.
Zwischenzeitlich wurde auch das VW-Markenschild an der Niederlassung demontiert. Zudem ist die Adolf Marner GmbH auf der offiziellen Händlerübersicht von Volkswagen nicht mehr gelistet.
Wie Pietro Nuvoloni für den Insolvenzverwalter mitteilte, werde aktuell über alternative Lösungen nachgedacht. Denkbar sei unter anderem eine Fortführung als freier Händler.
Der Betrieb des Autohauses läuft derzeit weiter.
BEN Radio
Pizzeria Genuss-Oase in Nastätten eröffnet: Rebar und Nazdar übernehmen die Trattoria
NASTÄTTEN Eigentlich ist es nur eine Neueröffnung in der Rheinstraße 21a, direkt am Kreisel in Nastätten. Früher hieß das Restaurant hier Trattoria. Im November haben Rebar Gadro (33) und seine Frau Nazdar Hamo (21) übernommen und daraus die Genuss-Oase gemacht.
Was sie anbieten, ist eine vielfältige italienische und deutsche Küche: Pizza, Pasta, Steak, Schnitzel, Fischgerichte. Fantastisch, einfach nur lecker. Doch wer dort isst, merkt schnell: Es geht hier um mehr als Speisekarten, Öffnungszeiten und Tagesempfehlungen. Es geht um eine Geschichte, die berührt. Und die einen kurz innehalten lässt.
Ein neues Zuhause am Kreisel in Nastätten
Schon beim Reinkommen ist etwas anders. Diese Herzlichkeit. Man wird empfangen, als wäre man nicht zum ersten Mal da. Es fühlt sich an, wie nach Hause kommen, obwohl man gerade erst die Tür geöffnet hat.
Auch Nastättens Stadtbürgermeister Marco Ludwig war vor Ort und hat die Bedeutung dieser Neueröffnung klar benannt: Die Genuss-Oase, sagte er, sei »neu eröffnet«, das Ambiente sei »sowieso schön« und Rebar und Nazdar hätten »den Mut gefasst« und das Restaurant neu gestartet und weiter: „Rebar habe sich durch mehrere Restaurants und Angebote im Rhein-Lahn-Kreis durchgearbeitet und verwirkliche sich nun in Nastätten seinen Traum von der Selbstständigkeit. Ich wünsche beiden viel Glück«.
Ludwig wies auch auf ein ganz praktisches Problem hin: »Wer nach dem Lokal sucht, könnte bei Google noch die alte Trattoria als geschlossen sehen. Davon nicht blenden lassen„, betonte er: »Die Genuss-Oase ist geöffnet.«
Der Satz, der hängen bleibt
Um zu verstehen, warum dieses Restaurant so besonders wirkt, muss man Rebars Geschichte kennen. 2013 floh er aus Syrien, vor dem schrecklichen Krieg. Er ist Kurde. Die Fluchtroute war dramatisch. Damals war er 21 Jahre alt. Er hätte in den Krieg ziehen müssen. Seine Eltern schickten ihn fort, um sein Leben zu retten. Es war nicht sein Krieg und nicht der Krieg einer Familie, die weltoffen in Syrien lebte. Seit zwölf Jahren hat er seine Familie nicht mehr gesehen. Vor zwei Jahren starb seine Mutter. Das sind Sätze, die man hört, und doch nur schwer wirklich greifen kann.
Seine Frau Nazdar lernte Rebar in Worms kennen. Er nennt es einen Glücksfall. Einen Wendepunkt. Wieder träumen dürfen von einer gemeinsamen Zukunft und eigenen kleinen Familie.
Seit er in Deutschland ist, arbeitet Rebar in der Gastronomie. In Syrien war er in der Textilveredelung beschäftigt, doch sein Wunschberuf war immer das Gastronomiegewerbe. Er lernte das Handwerk in verschiedenen Restaurants in Lahnstein und Bad Ems. Und nun erfüllte sich sein Traum: ein eigenes Restaurant, mit seiner kleinen Familie, in Nastätten.
Vor der Kamera sagte Rebar: »Ich komme aus Syrien, bin Kurde und über zwölf Jahre hier in Deutschland.« Die italienische und europäische Küche habe er hier gelernt. Und es gehe bei ihnen nicht nur um Pizza und Nudeln, sondern auch um Schnitzel und Fischgerichte. »Wir machen auch Tagesempfehlungen«, sagte er und dann der Blick nach vorn: »Später vielleicht auch ein oder zwei syrische Speisen auf der Karte.“ Und genau da kommt der Moment, der diese ganze Geschichte plötzlich verwundbar macht.
Auf die Frage, warum denn aktuell noch keine syrischen Gerichte auf der Speisekarte stehen, sagte Rebar einen Satz, den man nicht einfach wegschiebt: »Ich würde gerne mit ein oder zwei syrischen Gerichten auf der Speisekarte zeigen, was es bei uns alles gibt, aber in der heutigen Zeit weiß ich nicht, ob das noch gewünscht ist…« Er wirkte nachdenklich dabei. Leise gesprochen. Und gerade deshalb brutal entwaffnend.
Da steht ein Mann, der Gäste weltoffen in seine Welt einlädt. Der seit Jahren arbeitet, Steuern zahlt, sich ein Leben aufgebaut hat, tief verwurzelt ist im Rhein-Lahn-Kreis. Ein Beispiel dafür, was viele in unserer Gesellschaft fordern. Und trotzdem bleibt dieses Gefühl hängen: nicht sicher zu sein, ob man mit einem Stück Heimat »auffallen« darf. Dieser Satz ist unfassbar traurig, weil er zeigt, was Worte, Debatten und Stimmungen mit Menschen machen können, selbst mit denen, die längst hier angekommen sind.
Öffnungszeiten und Info
Die Genuss-Oase in Nastätten (Rheinstraße 21a) hat montags bis sonntags von 11 bis 14 Uhr und 17 bis 22 Uhr geöffnet. Dienstag ist Ruhetag. Und wer online noch die alte Bezeichnung »Trattoria« als geschlossen findet: Die Genuss-Oase ist geöffnet.
Am Ende bleibt für viele Gäste wahrscheinlich genau dieses Gefühl: Das hier ist mehr als eine Pizzeria. Es ist ein kleines Stück Zuhause, wenn man als Gast dort sein darf (dk).
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