Koblenz
„Erzähl doch mal“ mit Anja Schrock: Thomas Anders spricht über Leben, Musik und Glück
Ein offenes und herzliches Interview: Anja Schrock interviewt Thomas Anders
KOBLENZ In einem privaten Ambiente, das kaum etwas vom Glamour einer Weltkarriere verrät, traf Anja Schrock den internationalen Popstar Thomas Anders in seinem Zuhause in Koblenz. Und dieser empfing sie mit der Herzlichkeit eines Nachbarn von nebenan. „Dass Sie sich in dieser stressigen Zeit, die ja für Sie kaum eine Pause macht, die Zeit für mich nehmen – das ist nicht selbstverständlich“, begann Schrock.
Vom kleinen Bernd aus der Vordereifel zum Weltstar
Bernd Weidung heißt der heute 62-jährige Musiker bürgerlich. „Ich komme gebürtig aus Münster in der Vordereifel“, verrät er. Den Künstlernamen Thomas Anders wählte er früh – ein Name, der internationaler klingt und dennoch so normal, dass man meinen könnte, er sei echt. „Dass ich Bernd heiße, wissen die wenigsten.“
Schon im Kindesalter sang er bei Familienfeiern: „Ich muss schon als 3-, 4-Jähriger immer gesungen haben, wenn Verwandtschaft da war.“ Mit Schallplattenspieler und Bandmaschine studierte er Texte ein. „Ich war nie die Triangelfraktion“, lacht er, „mir hat meine Stimme gereicht.“
Nach dem Abitur begann Anders ein Studium der Musikwissenschaften, Germanistik und Publizistik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, das er jedoch zugunsten seiner Musikkarriere abbrach. „Ich wollte immer Musiker werden, auf die Bühne. Ich hatte nie einen Plan B, und das erschreckt mich heute ein bisschen.“
Der Aufstieg mit Modern Talking
Der Durchbruch gelang ihm 1984 mit der Gründung des Duos Modern Talking gemeinsam mit Dieter Bohlen. Mit Hits wie „You’re My Heart, You’re My Soul“, „Cheri, Cheri Lady“ und „Brother Louie“ wurde das Duo weltweit bekannt. „Wir haben in den drei Jahren der ersten Phase rund 60 Millionen Tonträger verkauft“, berichtet Anders. Nach einer Trennung 1987 folgte 1998 ein Comeback, das erneut große Erfolge feierte. Insgesamt verkaufte Modern Talking bis zur endgültigen Auflösung 2003 rund 125 Millionen Tonträger und wurde damit zum erfolgreichsten deutschen Pop-Duo aller Zeiten.
Solokarriere und künstlerische Vielfalt
„Ich wollte den Menschen unbedingt zeigen, dass ich mehr singen kann als ‚Cherry, Cherry Lady‘.“ Nach dem Ende von Modern Talking widmete sich Anders ganz seiner Solokarriere. Er veröffentlichte mehrere Alben, darunter „Different“ (1989), „This Time“ (2004), „Pures Leben“ (2017) und zuletzt „…Sings Modern Talking: The 1st Album“ (2025). Besonders in Osteuropa, Russland und Südamerika ist er außerordentlich beliebt. Sein 2010 erschienenes Album „Strong“ erreichte in Russland Platinstatus.
Anders weiß, wie viel Arbeit hinter dem Glanz steckt: „Von außen wirkt alles leicht. Aber es ist nichts normal. Man muss kreativ sein, permanent.“ Und mit Druck umgehen können: „Wenn ich raus auf die Bühne gehe, ist alles andere vergessen. Aber ich nehme mir bewusst auch Auszeiten.“
Dabei hilft ihm die Familie. Seine Frau Claudia ist mehr als Ehefrau: „Sie macht mein komplettes Backoffice, das ganze Social Media. Sie lebt das alles mit.“ Sein Sohn Alexander, geboren 2002, kennt das Leben mit einem Vater auf Tournee. „Bis er acht war, dachte er, jeder Vater geht auf Tournee. Für ihn war das normal.“
Neben der Musik hat Anders weitere Leidenschaften: Kochen etwa. „Ich koche sehr gern, habe eigene Kochbücher, eigenen Wein, eigene Gewürze.“ Seit März 2024 vertreibt er mit der Hartkorn Gewürzmühle GmbH aus Koblenz seine Bio-Gewürzlinie „Anders Würzen“. „Das ist meine kleine Genusswelt.“
Trotzdem: „Ich bin jemand, der auch mal gern einfach auf der Couch sitzt. Das Nichtstun muss man lernen.“ Das Gleichgewicht sei entscheidend. „Life-Balance, nicht Work-Life-Balance. Es ist alles Leben.“
Kreativität kennt keinen Stundenplan
Anders ist ein Gefühlsmensch, auch in der Musik. „Wenn ich eine Idee habe, muss ich sie sofort umsetzen. Wenn es nicht geht, lege ich sie zur Seite. Ich zwinge nichts.“ Kreativität lasse sich nicht planen. „Die besten Ideen kommen, wenn man sie nicht sucht.“
Rituale vor Auftritten? „Nein. Ich will nicht den Druck, etwas tun zu müssen. Ich gehe raus auf die Bühne, weil es Spaß macht.“
Der Mensch Thomas Anders
Was bedeutet Glück für ihn? „Es ist eine Summe vieler kleiner Momente. Ein blauer Himmel, ein schönes Gespräch. Glück ist flüchtig. Man muss es erkennen, wenn es da ist.“ Und wie geht er mit dem Prominentenstatus um? „Ich werde täglich erkannt. Aber ich lasse mir mein Leben davon nicht diktieren. Wenn ich Lust auf den Supermarkt habe, gehe ich da hin.“ Fit bleibt er mit Sport und Yoga: „Einmal pro Woche, wenn ich da bin. Joggen mag ich nicht. Laufband reicht.“
Fazit: Ein Star mit Bodenhaftung
Das Gespräch mit Thomas Anders zeigt: Hinter dem Weltstar steckt ein reflektierter, humorvoller, tief empfindender Mensch. Einer, der Glück in kleinen Momenten erkennt, hart arbeitet und liebt, was er tut. Und der seinem Publikum genau das gibt: echte Gefühle. Authentisch. Anders.
Koblenz
100 Jahre Weindorf in Koblenz
KOBLENZ 1925 war Koblenz einer der Austragungsorte der „Jahrtausend-Feier der Rheinlande“. Nach dem verlorenen Weltkrieg und noch unter französischer Besatzung sollten patriotisch motivierte Feierlichkeiten die Zugehörigkeit des Rheinlands zum Deutschen Reich demonstrieren. In Koblenz widmete man diesen Anlass dem Wein und damit einem wichtigen Wirtschaftszweig der Stadt. Die „Reichsausstellung Deutscher Wein“ öffnete vor 100 Jahren, am 8. August 1925, ihre Tore.
2025 bot das Jubiläum den Anlass, die Geschichte des zur Reichsausstellung gehörigen Weindorfs aus architekturhistorischer Sicht zu beleuchten. Der Architekt und Historiker Prof. Dr. Andreas Buss konzipierte unter Mitwirkung von Studierenden der Hochschule Koblenz eine Ausstellung, die seit dem 13. November 2025 in Sichtweite des Traubenträgerbrunnens gezeigt wird. Entstanden ist diese Ausstellung in Kooperation mit Touristik Koblenz.
Das Ausstellungsgelände reichte 1925 von der alten städtischen Festhalle beim Mainzer Tor, die in der Nachkriegszeit abgerissen wurde, bis hinunter zum Rheinufer bei der Pfaffendorfer Brücke. Weitgehend vergessen ist die eigens errichtete Rheinhalle, die in der Ausstellung als Rekonstruktion wiederauflebt. Der bekannte Traubenträgerbrunnen stand einst in ihrem Vorhof. Er blieb als einziges authentisches Artefakt der Vorkriegszeit erhalten, wenn auch nicht an seinem ursprünglichen Platz. Das Weindorf versammelte stilisierte Fachwerkhäuser, die die deutschen Weinbauregionen vertraten und in deren Trinkstuben über tausend Weine aus den Gebieten der Mosel, des Rheingaus, Bayerns, Baden und Württembergs und aus Rheinhessen kredenzt wurden. Die folkloristische Architektur trug dazu bei, dass sich das Weindorf in der Weimarer Zeit als Vergnügungsstätte und Touristenattraktion etablierte und von den Nationalsozialisten übernommen wurde. Durch die Luftangriffe auf Koblenz wurde das Weindorf völlig zerstört. Bereits 1951 wurde es jedoch wiederaufgebaut und erhielt sogar einen Weinberg, aufgeschüttet aus Trümmern. An- und Erweiterungsbauten zum Weindorf haben dessen Erscheinungsbild seither verändert.
Die Geschichte des Weindorfs wird mittels Ausstellungstafeln in der Rheinanlage erzählt. Sie leuchten in weinrot und blau und orientieren sich damit an einem Plakat, dass der Koblenzer Künstler Heinrich Zernack 1925 für die Reichsausstellung Deutscher Wein geschaffen hatte. (pm Koblenz-Touristik)
Koblenz
Mit MAMPF auf der Straße unterwegs: Eine warme Mahlzeit für Koblenzer Obdachlose
KOBLENZ Der Wind pfeift über den Vorplatz des Mampf in Koblenz-Lützel, kalt genug, dass die Finger schnell steif werden. Vor dem Eingang steht ein Bollerwagen, vollgepackt mit einer großen Kiste Suppe, zwei dampfenden Kaffeekannen und mehreren Thermobehältern. Wolfgang Braun, Geschäftsführer der Schachtel e. V., zieht die Jacke enger und sagt mit einem kurzen Blick in die Runde: »Heute wird’s wichtig. Das ist der erste richtig kalte Tag. Die Leute warten schon.«
Samstagmittag in Koblenz. Während in der Innenstadt Einkaufstüten rascheln, beginnt für die Ehrenamtlichen vom MAMPF ihr wöchentlicher Weg zu denen, die kaum jemand wahrnimmt. Wir vom BEN Kurier begleiten sie auf dieser Tour: auf der Straße, dorthin, wo die Menschen wirklich sind.
Der Bollerwagen rollt – vom Hinterhof in die Stadt
»30 Liter Suppe haben wir heute dabei«, sagt Braun und hebt den Deckel einer großen Edelstahltonne. Ein kräftiger Duft steigt hoch – Eintopf, so wie er seit über fünfzehn Jahren jeden Samstag von der Klinik Lahnhöhe gespendet wird. »Und zwei große Kannen Kaffee. Warm. Das braucht man heute.«
Neben ihm stehen Laura und Jasmin, beide Erzieherinnen, beide ehrenamtlich dabei. »Ich wollte meiner Freizeit einfach mehr Sinn geben«, erzählt Laura, während sie die Pappbecher zurechtrückt. „Und hier passiert das. Jede Woche andere Gespräche, andere Menschen, andere Geschichten.“
Die Räder des Bollerwagens knacken über das Kopfsteinpflaster. Vorneweg geht Udo Kalt, einer der erfahrensten Helfer. Er schaut immer ein paar Meter voraus, damit niemand überrascht wird. »Da vorne sitzt einer«, ruft er leise zurück.
Bahnhof Koblenz – wo viele bleiben, weil sie keinen Platz haben
Auf der großen Freifläche vor dem Hauptbahnhof sitzen drei Männer. Zwei rauchen, einer hat die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Als der Bollerwagen näherkommt, heben sie die Köpfe.
»Na, da seid ihr ja!«, ruft einer sofort und versucht sich aufzurichten. Wolfgang kniet sich hin, öffnet die Suppenkelle. »Jungs, heute ist’s warm. Passt auf die Finger auf.«
Während er schöpft, sagt einer der Männer leise: »Mampf ist das Beste, was mir die Woche passiert. Im Übernachtungsheim könntest du ja schlafen, aber das Ding ist voll. Alles voll. Und sonst? Bleibt die Straße.« Sein Blick geht kurz hoch. Kein Klageton, eher nüchterne Feststellung.
»Das kann jedem passieren« – ein Satz, den man erst versteht, wenn man ihn hört
Während die Männer essen, stellt sich Udo Kalt zu uns und sagt den Satz, der in dieser Kälte noch länger nachhallt: »Die Leute denken, das sind alles Alkoholiker oder Drogenabhängige. Aber das stimmt so nicht. Das kann jedem passieren. Von heute auf morgen. Da ist keiner vor gewappnet.« Er sagt das nicht als Schutzbehauptung. Er sagt es aus Erfahrung. Wer mit MAMPF unterwegs ist, sieht das sofort: Manche sind seit Jahren draußen, manche nur seit kurzem, manche fallen raus – aus Wohnungen, Beziehungen, Leben.
Weiter Richtung Löhrstraße – ein kurzer Moment Wärme
»Noch jemand hier?«, fragt Laura, bevor sie mit der Kanne in der Hand vorsichtig um eine Ecke biegt. Ihre Stimme ist sanft, aber trittsicher. Ein junger Mann sitzt auf einer Treppe, die Knie angezogen, dünne Jacke, die Hände tief in den Ärmeln versteckt. »Willst du was Warmes?«, fragt sie. Er nickt kaum sichtbar. Während sie ihm den Becher gibt, flüstert er: »Danke.« Einfach nur… danke. Solche Sätze fallen oft auf der Tour. Kurz, leise, aber schwer.
An der Herz-Jesu-Kirche – wo viele warten, ohne zu sagen, dass sie warten
An der Herz-Jesu-Kirche stehen bereits mehrere Menschen, als wir mit dem Bollerwagen einbiegen. Manche sind still, manche kommen sofort näher, als der Duft des Eintopfs über die Straße zieht.
»Das ist für mich der wichtigste Termin in der Woche«, sagt eine Frau und lächelt kurz. „Wenn Silas da ist, dann fühlt sich das an… als wäre wenigstens einer froh, dass ich da bin.“ Worte, die nachdenklich stimmen. Silas ist ein Hund aus dem Tierheim, der immer wieder zusammen mit der Tafel für Tiere mit auf die Tour geht. Und wenn er auftaucht, verändert sich die Stimmung sofort. „Die freuen sich immer, wenn Silas dabei ist„, sagt Michael Hahn von der Andernacher Tafel für Tiere. »Wir geben hier Essen, Lebensmittel, Hygienezeug, Kleidung aus, aber genauso wichtig ist das Menschliche: ein bisschen Nähe, ein Gespräch, ein Moment Wärme.«
Letzte Station: Zurück am Bahnhof – fast alles ist weg
Als wir den Bahnhof erreichen, ist der Eintopf fast leer. »Zwei, drei Becher habe ich vielleicht noch«, sagt Wolfgang und schwenkt die Kelle. »Kaffee ist auch fast durch.« Die Kälte zieht inzwischen in die Schuhe. Für die Menschen auf der Straße ist das Alltag. Für die Helfer ist es ein wöchentlicher Kampf gegen das Vergessenwerden.
Worum es hier wirklich geht
Die Schachtel e.V. arbeitet seit den 1980er-Jahren in Koblenz. Sie betreibt das Wohnungslosenrestaurant MAMPF, bietet Beratung, Kleidung, Streetwork. Aber auf der Straße merkt man sofort, worum es tatsächlich geht: Nicht um Essen. Nicht um Decken. Sondern darum, dass jemand kommt. Immer wieder. Jeden Samstag. Seit Jahren. Und dass die Menschen, die dort sitzen, nicht das Gefühl haben müssen, abgehängt oder verurteilt zu sein.
Am Ende bleibt ein Bild: Ein Mann mit Suppenbecher in der Hand. Dampf steigt hoch. Hinter ihm die kalten Mauern des Bahnhofs. Vor ihm der Bollerwagen, der sich gleich auf den Rückweg macht. Er sagt nur einen Satz: »Ohne euch… wäre ich einfach nur einer, der hier sitzt.« Und dann bedankt er sich. Leise. Fast schüchtern. Die Helfer lächeln. Und ziehen weiter.
Koblenz
Temporärer Spureinzug auf der Pfaffendorfer Brücke
KOBLENZ In den vergangenen Wochen ging der Neubau der Pfaffendorfer Brücke in Seitenlage sichtlich voran. Um die Auffahrt auf die neue Brücke in paralleler Lage gewährleisten zu können, müssen weitere Arbeiten vollzogen werden. Hierfür wird ab Montag, 10. November, bis voraussichtlich Freitag, 21. November, zwischen 8 und 16 Uhr in der Fahrtrichtung stadteinwärts temporär eine Spur eingezogen. Für diesen Bereich ist die 2+1-Wechselverkehrsführung außer Kraft gesetzt. Der stadteinwärtsfahrende Verkehr wird auf die mittlere Spur umgeleitet und nach Beendigung der Engstelle gilt wieder die 2+1-Wechselverkehrsführung.
Weitere Informationen und visuelle Darstellungen zum Großbauprojekt „Neubau Pfaffendorfer Brücke“ finden sich unter www.koblenz-baut.de/pb. Rückfragen sind unter info-pfaffendorferbruecke@stadt.koblenz.de oder unter koblenzbaut@stadt.koblenz.de möglich.
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