VG Nastätten
Espenschied und die Passion Christi: Wenn ein ganzes Dorf das Leiden lebt
Espenschied und die Passion Christi: Wenn ein ganzes Dorf das Leiden lebt
ESPENSCHIED Gerade einmal 270 Menschen leben in Espenschied – einem kleinen Ort am Rand des südhessischen Rheingau-Taunus-Kreises, der auf den ersten Blick ruhig und unauffällig wirkt. Und doch geschieht hier an Karfreitag etwas ganz Großes: Die Dorfgemeinschaft macht das Leiden, Sterben und die Botschaft Jesu Christi erfahrbar. Nicht in einer Kirche, nicht auf einer Bühne – sondern mitten auf dem Dorfplatz, unter freiem Himmel, greifbar, berührend, intensiv.
Ein Dorf wird zur Bühne des Glaubens
Am vergangenen Karfreitag, organisiert vom engagierten Chorleiter Heiner Bastian, wurde Espenschied zum zweiten Mal nach 2023 zum Schauplatz eines außergewöhnlichen Freiluft-Passionsspiels. 25 Darsteller und 68 Chormitglieder entführten über 200 Zuschauer in die letzten Stunden Jesu – eingebettet in Musik, Stille und eindrucksvolle Bilder. Keine Tribüne, keine Absperrung – die Besucher waren Teil des Geschehens, konnten sich frei bewegen, Perspektiven wechseln und dabei tief eintauchen in die Emotion und Spiritualität dieses besonderen Tages.
Moderiert wurde das Geschehen von Ulrike Neradt, die sich mit ruhiger Stimme aus dem Publikum heraus einbrachte – wie eine Stimme der Zeit, die uns mitnimmt durch die Erzählung aus dem Lukas-Evangelium. Wenn der Chor ansetzte, wurde die Szene eingefroren, als hielte die Welt den Atem an. Und in manchen Momenten tat sie das tatsächlich: So still war es, dass selbst eine fallende Stecknadel wie ein Donnerschlag gewirkt hätte.
Simon Lenz verkörperte den Jesus mit einer glaubwürdigen Zerbrechlichkeit, die unter die Haut ging. Markus Crecelius als Pontius Pilatus brachte die Widersprüchlichkeit der menschlichen Macht eindrucksvoll auf die Bühne des Alltags. Und genau dort – im Alltag – wirkte dieses Spiel nach.
Die Kraft der Passion – jenseits von Zeit und Ort
Die Ursprünge der Passionsspiele reichen bis ins Mittelalter zurück. Sie dienten einst der Verkündigung und Verständlichkeit für die Menschen, die kein Latein verstanden. Heute – in einer Welt, die zwar lesen, aber oft nicht mehr fühlen kann – erfüllen sie wieder eine wichtige Funktion: Sie bringen uns zurück. Zur Essenz. Zur Menschlichkeit. Zur stillen Frage: Was würde ich tun, wenn ich dabei gewesen wäre?
Die Passion Christi ist mehr als eine Geschichte über Schmerz. Sie ist ein Spiegel. Und Espenschied hat es geschafft, diesen Spiegel aufzustellen – mitten im Dorf, mitten in unserer Zeit.
Besonders symbolisch: Das Kreuz, das in der Verbandsgemeinde Nastätten, im ehemaligen Kloster Schönau bei Strüth, zuvor gesegnet wurde. Es verbindet zwei Orte, zwei Gemeinden, eine Botschaft. So wie auch das Passionsspiel keine Mauern zieht, sondern Brücken schlägt – über Konfessionen und Glaubensgrenzen hinweg.
Glaube, der berührt – auch jene, die nicht glauben
Was Espenschied an diesem Karfreitag geschaffen hat, war nicht nur eine religiöse Inszenierung. Es war ein tief menschliches Erlebnis. Wer wollte, konnte glauben. Wer nicht glaubte, konnte fühlen. Und wer beides vermochte, der war ganz nah dran – am Schmerz, an der Hoffnung, an der Botschaft von Mitgefühl und Vergebung.
In einer Zeit, die rastlos ist und laut, war dieser Tag ein Innehalten. Ein Ort, an dem der Lärm draußen blieb und das Wesentliche wieder hörbar wurde. Die Passion Christi zeigte: Menschlichkeit ist kein Konzept, das man predigt – sondern ein Wert, den man lebt. Espenschied lebt ihn.
Ein Nachhall, der bleibt
Ob Christ oder nicht – die zentralen Fragen, die dieser Karfreitag aufwarf, betreffen uns alle: Wie gehen wir miteinander um? Wann haben wir zuletzt innegehalten? Vergeben, statt zu verurteilen? Geliebt, statt gefordert? Die Passion Christi hat keinen moralischen Zeigefinger erhoben. Sie hat nur gezeigt, was möglich ist, wenn Menschen gemeinsam etwas erschaffen, das über sie selbst hinausgeht.
Espenschied wurde für einen Moment zum Symbol. Für Gemeinschaft. Für Glauben, der nicht laut ist, sondern leise wirkt. Und für eine Hoffnung, die bleibt – auch wenn der letzte Applaus verklungen ist.
VG Nastätten
Nastätten holt Hightech: Michel Formenbau startet Drohnenproduktion im Gewerbegebiet
NASTÄTTEN Im Gewerbegebiet Sandkaut II tut sich etwas – und zwar in einer Größenordnung, die weit über die Region hinausstrahlt. Nachdem die wirtschaftliche Lage in den Corona-Jahren und den Monaten nach Beginn des russischen Angriffskriegs spürbar abgebremst war, erlebt Nastätten nun einen neuen Schub. „Wir haben wieder richtig Drive in der Gewerbeentwicklung„, sagt Stadtbürgermeister Marco Ludwig, der sich sichtlich darüber freut, dass gleich mehrere innovativ ausgerichtete Unternehmen den Standort für sich entdecken.
30.000 Quadratmeter – und zwei starke Ansiedlungen
Rund 30.000 Quadratmeter Fläche stehen im erweiterten Gewerbegebiet zur Verfügung. Zwei Ansiedlungen konnten die Stadt und die Werbegemeinschaft zuletzt bereits finalisieren: Die Firma Comtec wird auf etwa 3.500 Quadratmetern ein neues Domizil errichten.
Noch weitreichender aber ist die zweite Neuansiedlung: Das Technologie- und Entwicklungszentrum der Firma Michel Formenbau aus Lautert. Ein Unternehmen, das bisher vor allem als hochpräziser Werkzeugbauer für die kunststoffverarbeitende Industrie bekannt ist und sich nun aufmacht, in eine neue Liga der Hightech-Industrie einzutreten.
Michel Formenbau: Vom Werkzeugbauer zum Hightech-Entwickler
Geschäftsführer Thorsten Michel beschreibt die Entwicklung seines Unternehmens als bewussten, strategischen Schritt: »Wir bauen Werkzeuge für die kunststoffverarbeitende Industrie und haben uns im Rahmen eines zweiten Standbeins weiterentwickelt. Forschung, Entwicklung, hochinnovative Leichtbauteile: das ist die Zukunft.«
Dafür entsteht in Nastätten jetzt ein komplett neues Technologiezentrum. Auf rund 2000 Quadratmetern Hallenfläche sollen zunächst 15 hochqualifizierte Arbeitsplätze entstehen, weitere je nach Auftragslage möglich. Modernste Produktionsanlagen für die Partikelschaumstoffverarbeitung sind bereits bestellt. Doch der spannendste Teil folgt jetzt.
Hightech für ein großes Versandunternehmen: Eine Lieferdrohne von 2×2 Metern – made in Nastätten
Michel Formenbau hat einen ersten Großauftrag an Land gezogen: die Produktion eines zentralen Teils einer neuen Lieferdrohne. Die Größe: etwa 2 x 2 Meter. Gebaut wird nach Flugzeugbaunorm. Das Unternehmen übernimmt die Entwicklung und Fertigung der Flügel, die Konstruktion der Gehäusetechnik und die Abwurftechnik für die Paketzustellung.
Wie aus Branchenkreisen zu hören ist, handelt es sich um ein Projekt für ein bekanntes internationales Versandunternehmen, das seine Waren künftig verstärkt per Drohne zustellen möchte. Ein Zukunftsmarkt, der weltweit mit enormem Tempo wächst. Dass ein Unternehmen im Rhein-Lahn-Kreis hier eine Schlüsselrolle spielt, ist bemerkenswert und ein handfester Standortvorteil für Nastätten.
Warum Nastätten?
Auf die Frage, warum sich Michel Formenbau ausgerechnet hier niederlässt, antwortet Thorsten Michel überraschend deutlich: »Weil wir einfach Lust darauf hatten. Weil es mit der Stadt hervorragend gepasst hat und wir stolz sind, das Gewerbegebiet vielleicht ein Stück weit mitprägen zu dürfen.«
Stadtbürgermeister Marco Ludwig sieht die Entwicklung ebenfalls als starkes Signal: »Wir freuen uns über das Vertrauen in Nastätten. Das bringt Arbeitsplätze, Innovation und Strahlkraft in die Region.«
Ein Standort mit Zukunft: für die Region und darüber hinaus
Mit der neuen Ansiedlung setzt Nastätten ein Ausrufezeichen. Während viele ländliche Regionen in Rheinland-Pfalz händeringend nach zukunftsorientierten Unternehmen suchen, gelingt hier ein Schritt, der die Region auf die Landkarte moderner Hightech-Industrien bringt. Das Gewerbegebiet Sandkaut II wird damit nicht nur erweitert, sondern inhaltlich neu definiert: weg von reinen Produktionsflächen, hin zu einem Zentrum für Technologie, Leichtbau und autonomes Fliegen.
Der Spatenstich für das neue Michel-Technologiezentrum wird in Kürze erwartet. Wenn alles nach Plan läuft, könnte bereits im kommenden Jahr die erste Lieferdrohne aus Nastätten in die Testphase gehen.
VG Nastätten
Nastätter Carneval Club: Kampagne 2025/2026 feierlich eröffnet
NASTÄTTEN Punkt 19:11 Uhr fiel der Startschuss in die fünfte Jahreszeit: Die Prasidentin des Nastatter Carneval Clubs (NCC), Pauline Sauerwein, eröffnete gemeinsam mit der Bienenkönigin Emilia I. die neue Kampagne feierlich vor der „Krone“. Zahlreiche Närrinnen und Narren versammelten sich, um den traditionellen Beginn der Fastnachtszeit zu feiern.
Im Anschluss zog die Gesellschaft in das Vereinslokal „Zur Krone“, wo die Eröffnung gebührend gefeiert wurde. Ein Höhepunkt des Abends war die Vorstellung des neuen Kampagnenordens sowie des Romo-Pins. Prasidentin Sauerwein verlieh den Orden zunächst an Bienenkönigin Emilia I. und anschließend an die Vorstandsmitglieder des NCC.
Auch die Karnevals-Bruderschaft Nastede war Teil der Feierlichkeiten und trug zu einem stimmungsvollen Abend voller Vorfreude auf die kommende Kampagne bei. Der Nastatter Carneval Club e.V. bedankt sich bei allen Anwesenden für den gelungenen Start und freut sich auf eine bunte, fröhliche und närrische Kampagne 2025/2026! (pm NCC)
VG Nastätten
Mühlbacher spielen in Miehlen um Leben und Tod
MIEHLEN Wenn sich das Theater der Mühlbacher ein Stück vornimmt, darf man sicher sein: Es wird intensiv, authentisch – und ehrlich gespielt. Diesmal wagte sich die Gruppe an die schwarze Komödie „Einszweiundzwanzig vor dem Ende“ von Matthieu Delaporte, die in der Grundschule Miehlen ihre Premiere feierte.
Das französische Stück, im Original »1h22 avant la fin«, spielt in einem einzigen Raum, in dem sich alles um Leben und Tod dreht. Bernhard Wächter, der sich das Leben nehmen will, wird in diesem Moment von einem Fremden unterbrochen, einem Mann mit Pistole, der offenbar denselben Plan hat: ihn zu töten. Was folgt, ist ein messerscharfer, teils urkomischer Schlagabtausch über Sinn, Selbstbestimmung und Schicksal.
Zwischen Tod und Tränen: Wortwitz mit Tiefgang
Henrik Mosel, der Bernhard verkörpert, beschreibt seine Rolle als »eine Mischung aus Tragik, Nachdenklichkeit und überraschendem Humor«. Der Schulleiter der Mühlbachschule Miehlen hat gemeinsam mit seinem Ehemann Felix Mosel, der den Tod spielt, seit Juli geprobt.
»Wir wollten diesmal etwas Kleineres machen«, so Felix Mosel, der sonst als künstlerischer Leiter der Mühlbacher eher hinter der Bühne agiert. »Ein Drei-Personen-Stück mit viel Dialog und schwarzem Humor: das hat uns gereizt.«
Dass ein herzliches Paar gemeinsam auf der Bühne steht, merkt man der Inszenierung an. Das Zusammenspiel wirkt vertraut, die Dialoge fließen natürlich und gerade dadurch entfaltet sich jene Glaubwürdigkeit, die das Publikum spürbar in den Bann zieht.
Barbara Mailitis, die als Clara auftritt, übernahm diesmal zusätzlich die Regie. »Für mich war das neu«, erzählt sie. »Ich bin in diesem Stück kaum auf der Bühne, habe aber viel hinter den Kulissen gearbeitet. Das war spannend und hat großen Spaß gemacht.«
Eine schwarze Komödie, die berührt
Delaporte, bekannt durch seine Erfolgskomödie »Der Vorname«, schafft auch hier den Spagat zwischen ernsten Themen und intelligentem Humor. Die Mühlbacher verstanden es meisterhaft, diesen Ton zu treffen: nie platt, nie übertrieben, sondern mit genau der Portion Feingefühl, die das Stück verlangt.
Die Bühne blieb bewusst schlicht. Kein Ablenkung, kein Schnickschnack, nur Wort, Mimik und Emotion. Und genau das machte die Aufführung so stark: Die Zuschauer hingen förmlich an den Lippen der Darsteller, lachten, hielten inne und verließen den Saal nach 82 Minuten mit dem Gefühl, etwas Besonderes erlebt zu haben.
Leidenschaft für das Spiel
Seit Jahren beweisen die Mühlbacher, dass großartiges Theater keine großen Bühnen braucht. Mit Herzblut, Hingabe und einer tiefen Liebe zur Kunst schaffen sie es immer wieder, ihr Publikum zu fesseln. „Einszweiundzwanzig vor dem Ende“ war dabei ein mutiger Ausflug in ein kleineres Format und ein voller Erfolg.
Ein Abend, der nachdenklich machte und gleichzeitig unterhielt. 82 Minuten, die eindrucksvoll zeigten, dass Theater dann am besten ist, wenn es kein Schauspiel mehr ist.
Aufführungstermine:
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Samstag, 08.11.2025 – 19:00 Uhr, Mühlbach-Schule Miehlen
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Sonntag, 09.11.2025 – 17:00 Uhr, Mühlbach-Schule Miehlen
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Samstag, 15.11.2025 – 19:00 Uhr, Dorfgemeinschaftshaus Herold
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Samstag, 22.11.2025 – 19:00 Uhr, Dorfgemeinschaftshaus Niederbachheim
Kartenreservierungen: vorverkauf-theater@web.de
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