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Lahnstein

Große Schauspielkunst in Lahnstein: Standing Ovations für Isabel Seibert im Stück “Kunstseidene Mädchen”

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Standing Ovations für das Sttück: Kunstseidene Mädchen" im Theater Lahnstein

LAHNSTEIN Um vollkommen unvoreingenommen in ein Theaterstück gehen zu können, lese ich mir vorab keine Inhalte durch, sondern lasse mich von der Handlung und der gebotenen Schauspielkunst überraschen. Das hat für mich was Spannendes. Gestern jedoch war irgendwie alles anders. Das kunstseidene Mädchen heißt das neue Stück der Interimsintendantin Arina Horre  im Theater Lahnstein. Nach dem Wunschpunsch erwartete ich erneut ein großes Ensemble auf der Bühne und wurde von einer karg eingerichteten Kulisse überrascht. Links ein Bett, in der Mitte ein Tisch mit Stuhl und daneben ein Spiegel. Einen Umbau sollte es nicht mehr geben.

Dass all dieses für ein großartiges und abendfüllendes Theaterstück ausreichen würde, sollte ich erst später erfahren. Die erst 20-jährige Schauspielerin Isabel Seibert betritt die Bühne und von der ersten Sekunde an zieht sie die Zuschauer und mich unweigerlich in ihre Geschichte hinein. Sie verkörpert in diesem Stück der Autorin Irmgard Keun die 18-jährige Doris aus dem Rheinland im Jahr 1931. Nachdem sie als Schauspielschülerin einen Pelzmantel gestohlen hatte, floh sie in Furcht vor der Polizei nach Berlin. Vielfach geht es um unglückliche Männerbekanntschaften und der Wunsch im “Glanz” zu leben. Es folgt ein Auf und ab in ihrem Leben. Manchmal mittel- und obdachlos und dann wieder von materiellen Wünschen getrieben. Und das Ende? Nein, soweit spoilern wir jetzt nicht.

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Die Geschichte ist durchaus fesselnd und als Roman sicherlich lesenswert, doch hier geht es um etwas ganz anderes. Zu Beginn der Vorstellung erwartete man nach spätestens fünf Minuten weitere Protagonisten eines Theaterensembles, nach 15 Minuten betete man, dass sie doch bitte alleine weiterspielen soll. Ob man wollte oder nicht: Gebannt hing man an jedem einzelnen Wort ihrer Lippen und war fasziniert von der gewaltigen Solodarstellung auf der Bühne.

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Zwei Stunden, eine Person? Viel zu kurz! Nur zu gerne hätte man eine Fortsetzung der Geschichte erlebt. Pause? Reine Verschwendung. Natürlich gab es nach guter einer Stunde eine Unterbrechung, aber man wünschte sich nichts sehnlicher, als wieder in den Theatersaal gehen zu dürfen. Die Protagonistin verstand es von Anfang an, dass ein solches Schauspiel nur dann gelingen kann, wenn man nicht mehr spielt, sondern die Grenzen zur Realität verschwimmen lässt. Isabal Seibert war in diesem Stück die 18-jährige Doris und niemand konnte das bezweifeln.

Es hätte selbst einer kargen Bühne in Schlafzimmeratmosphäre nicht bedurft, um die Menschen in das Jahr 1931 zu entführen. Zwei Stunden eine hochintensive Lebensgeschichte miterleben dürfen. Für die Zuschauer eine spannende Erfahrung.  Jedes dargestellte Gefühl, ob Schmerz, Freude oder Ohnmacht, war einfach nur echt und man fühlte es mit.

Isabel Seibert brilliert im Theaterstück: “Kunstseidene Mädchen”

Können Sie sich vorstellen, ihrem Lebenspartner oder Freund zwei Stunden ohne Nachfrage oder Unterbrechung gebannt zuzuhören und im Anschluss zu applaudieren? Ich eher nicht, doch beim kunstseidenen Mädchen ist genau dieser unglaubliche Spagat in der Königsdisziplin gelungen. Der berechtigte Lohn waren Standing Ovations des begeisterten Publikums. Mit Isabel Seibert auf der Bühne ist ganz große Schauspielkunst nach Lahnstein gekommen. Gerne hätte ich manchmal nur dem Stück wie bei einem Hörbuch oder sogar Hörspiel gelauscht, aber das wagte ich mich nicht. Ich wollte jede ihrer Gesten und der gebotenen wahrhaftigen Ausdrucksstärke folgen.

Ich habe in den vergangenen Jahren zahlreiche Theaterstücke verfolgen können, doch eines wurde gestern Abend sehr deutlich: Mit Isabel Seibert ist ein junger, aber großer Stern auf den Brettern, die die Welt bedeuten, erschienen und ich bin mir sicher, dass wir noch häufiger von diesem Ausnahmetalent hören werden.

Das Theater in Lahnstein lebt und die Interimsintendantin Arina Horre hat die Messlaute für zukünftige Theatervorstellungen in den Erwartungen sehr hoch gelegt. Nun könnte und dürfte es Zeit sein für Versöhnungen. Bis zum 02. April kann man sich das tolle Stück noch im Theater Lahnstein ansehen und es lohnt sich dort hinzugehen.

Nach dem Wunschpunsch und jetzt mit dem kunstseidenen Mädchen hofft man natürlich auch darauf, dass es bald wieder einen Karl Krämer auf der Bühne geben wird. Vergleiche sind da nicht angebracht. Zu unterschiedlich sind die Charaktere und Rollen. Unvergessen ist der Lahnsteiner Schauspieler und Kabarettist in der Verkörperung des Heinz Erhard wo er brillierte, wie es kein anderer hätte tun können. Mit der Interimsintendantin Arina Horre ist es Zeit, die Hand zu reichen und zu vereinen. Beweisen muss sie nichts mehr. Jetzt gilt es frohen Mutes nach vorne zu sehen und zu schauen, wie man das gute Vergangene erhalten kann und neues verbindet. Sie wird sicherlich dafür einen Weg finden.

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Lahnstein

Begeisterung für Briefmarken ließ nach: Stadtarchiv Lahnstein erhielt Nachlass des aufgelösten Philatelistenclubs Rhein-Lahn e.V.

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LAHNSTEIN Ende 2022 löste sich der Philatelistenclub Rhein-Lahn auf. Voraus ging ein dramatischer Rückgang der Mitgliederzahlen, bis dem Verein zum Schluss nur noch so viele Mitglieder angehörten, wie Vorstandsposten zu besetzen waren. Der letzte Vorsitzende, Stefan Specht aus Lahnstein, übergab nun die schriftlichen Unterlagen sowie die Heimatsammlung mit Postkarten, Schmuckbriefen und Sonderstempel dem Stadtarchiv Lahnstein.

Bereits im Jahr 1972 gab es einen Briefmarkenstammtisch in der Niederlahnsteiner Bahnhofsgaststätte. Um sich professioneller aufzustellen, entschied man sich dazu, einen Verein zu gründen. Man genoss damit sogenannten Sammlerschutz im Bund der Deutschen Philatelisten (BdPh), durfte bei Briefmarkenmessen ausstellen oder die Echtheit von Prüfern bestätigen lassen. Unter dem 1. Vorsitzenden Wilhelm Sterki wurden in den 1970er Jahren Großtauschtage in der Stadthalle Lahnstein abgehalten, zu denen viele Händler und Sammler auch von auswärts kamen. Einmal im Monat fanden Tauschtage unter den Sammlern, abwechselnd in Lahnstein und Bad Ems statt, in den Anfangsjahren auch Wanderungen und Fahrten zu den großen Briefmarkenmessen nach Essen, Frankfurt und Köln. Der Verein bot auch folgende Leistungen an: Neuheitendienst, Ausstellungskomitee, Besorgen von Ersttagsbriefen (FDC) und Vorhalten der neuesten Philatelisten-Kataloge.

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Zwei Vereinssammlungen wurden aufgebaut, nämlich die obengenannte „Heimatsammlung“ und eine Sammlung von Ausgaben, die jährlich zum „Tag der Briefmarke“ erschienen. Auch hatte der Verein in den ersten Jahren zum Großtauschtag einen Sonderstempel anfertigen lassen und die Bundespost war mit einem Sonderpostamt vertreten.

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Noch in den 1980er Jahren war der Verein, übrigens der südlichste des Landesverbands Mittelrhein, der sich im Norden bis Düren streckte, mit 150 bis 170 Mitgliedern sehr groß. Diese lebten von Lahnstein bis Nassau und auf der Rheinschiene bis St. Goarshausen. Gesammelt wurde überwiegend Bund, Berlin und DDR sowie Spezialgebiete wir Böhmen und Mähren oder das bis 1955 an Briefmarken eigenständige Saarland. Werner Birkelbach aus Nievern führte den Verein 25 Jahre und wurde 2006 von Stefan Specht abgelöst.

Parallel zum Kneipensterben fingen die Probleme an, geeignete Treffpunkte für die Tauschtage in Lahnstein und Bad Ems zu finden, mussten doch nicht nur 30 bis 40 Sammler Platz finden, auch die benötigten Kataloge waren in Schränken unterzubringen, weil man sie nicht jedes Mal mitbringen mochte. Auch die Sammelleidenschaft in der Region ließ nach. Anfangs gab es noch eine Jugendgruppe, die verbilligten Mitgliedsbeitrag genoss. Zuletzt war es kaum noch möglich die in der Satzung vorgeschriebenen Leistungen zu finanzieren, so blieb nur noch der Weg zur Auflösung des Vereins zum 31. Dezember 2022. Die letzten Mitglieder haben sich dem Koblenzer Philatelistenclub angeschlossen.

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Lahnstein

KEINE Schlagzeile: Ohnmächtige Realschülerin in Lahnstein wird behandelt und geht nächsten Tag wieder in die Schule!

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LAHNSTEIN Keine Schlagzeile wert? Sie haben absolut recht! Wohl wahr. Doch warum schreiben wir dann diesen Text? Schauen wir einmal auf die Geschichte. Laut dem Schulrektor der Realschule plus in Lahnstein kam es gestern zu einer verbalen und leichten körperlichen Auseinandersetzung zwischen zwei Schülerinnen 6. und 7. Klasse. Das gipfelte schlussendlich in einer Ohrfeige mit der flachen Hand. Unschön und das sollte sicherlich nicht sein, aber wäre das jetzt schon eine Schlagzeile wert? Nein. Natürlich nicht! Schauen wir einmal, wie es weiter ging.

Im Anschluss soll eine der Schülerinnen ohnmächtig geworden sein. Jetzt eine Schlagzeile wert? Klar. Das hört sich doch schon eher nach etwas spektakulärer an, wenn diese Schülerin nicht vorerkrankt gewesen wäre und es häufiger zu solchen Anfällen gekommen wäre. Die Lehrer wussten damit umzugehen. Ihnen war die Vorerkrankung bekannt.

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Somit schon wieder nicht interessant? Warten wir es ab. Im Anschluss wurde ein Notarzt zur Kontrolle gerufen. Da dieser jedoch nicht in näherer Umgebung verfügbar war, wurde ein weiter entfernter mit dem Rettungshubschrauber vor Ort gebracht. Die betroffene Schülerin wurde jedoch ganz normal im Rettungswagen behandelt und zur Vorsicht in ein Krankenhaus gebracht, welches sie am gleichen Tag wieder verlassen durfte. Heute ging sie bereits wieder zur Schule.

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Und jetzt immer noch keine Schlagzeile wert? Genauso ist es! Es gibt keine Schlagzeile und sollte auch keine sein. Wie wäre es aber mit nur einer klein wenig veränderten Überschrift: »Schülerin bricht nach Streit zusammen – Hubschraubereinsatz an Lahnsteiner Schule.« Das hört sich doch bereits deutlich spektakulärer an. Im folgenden Teasertext steht dann noch drin, dass es nach einer verbalen und körperlichen Auseinandersetzung zwischen einem 13- und 14-jährigen Mädchen, in der Folge des Einsatzes ein Rettungshubschrauber notwendig wurde. Was nicht drin steht ist, dass es dafür gar keinen direkten Zusammenhang gab, sondern das Mädchen vorerkrankt ist und dadurch häufiger Ohnmachtsanfälle hat, welche aber im ersten Moment nicht bedrohlich sind. Hinter einer Bezahlschranke darf man dann wahrscheinlich auch diese Informationen lesen.

 

 

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Lahnstein

Wichtige Schutzfunktion wiederhergestellt: Tunnel in der Ruppertsklamm in Lahnstein schützt vor Überschwemmung

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LAHNSTEIN Die Geschichte der Tunnelanlage in der Ruppertsklamm reicht bis zur Mitte des 19. Jahrhundert zurück: Errichtet durch die Dillinger Eisenwerke, die bis 1884 auf dem späteren Gelände der Drahtwerkte Schmidt an der Lahn ansässig waren, diente sie besonders in Kriegszeiten als Schutz und Fluchtweg. Außerdem sollte der Tunnel, der ursprünglich vom Werksgelände der Dillinger Eisenwerke bis zum jetzigen Eingang des Wanderweges durch die Ruppertsklamm reichte, das Werksgelände vor den Bächen Michelbach und Ruppertsbach, aber auch vor dem bis in die Lahn stauenden Hochwasser des Rheins, schützen.

Um die Schutzfunktion des Tunnels in der Ruppertsklamm wiederherzustellen, wurden im Inneren etwa 300 m³ angeschwemmte Sedimente entfernt (Fotos: Damian Kupka / Stadtverwaltung Lahnstein).

Die Tunnelanlage aus Naturstein wurde in den 1970er Jahren für den Bau der neuen Lahntalstraße (B 260) abgerissen, geblieben ist ein knapp 100 Meter langer Abschnitt oberhalb des Ruppertsklamm-Parkplatzes an der B 260. Am Eingang zur Ruppertsklamm ist dieser heute noch gut sichtbar und nach etwa 100 Metern mit einer Mauer aus Ziegelsteinen verschlossen. Der im Tunnel fließende Fluss ist unter der Trasse B 260 verrohrt und mündet auf der anderen Seite in der Lahn.

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Die heutige Funktion des Tunnels ist noch genauso wichtig wie vor 150 Jahren, denn er dient als Damm und Stauraum bei extremen Regenereignissen, wie zuletzt im Juli 2021. Damals wurde durch dieses Bauwerk eine Lawine aus Wasser, Schlamm und Gestein aufgenommen und gestoppt. Dadurch blieb die B 260 befahrbar und die Häuser unterhalb der Straße wurden vor einer Katastrophe durch Überschwemmung verschont.

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1900: Eingang zur Ruppertsklamm (Fotos: Damian Kupka / Stadtverwaltung Lahnstein).

Bei der diesjährigen Räumung des Tunnels wurden aus dessen Inneren ca. 300 m³ angeschwemmte Sedimente entfernt und seine wichtige Schutzfunktion damit wieder vollständig wiederhergestellt“, berichtete der Gewässerschutzbeauftragte der Stadt Lahnstein, Damian Kupka.

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