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Rhein-Lahn-Kreis

Wege aus Armut und sozialer Ausgrenzung finden

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Wege aus Armut und sozialer Ausgrenzung finden

RHEIN-LAHN Während in Deutschland grundsätzlich eine günstige konjunkturelle Lage vorherrscht, ist dennoch auch eine gegenteilige Entwicklung zu verzeichnen: immer noch sind zu viele Menschen langfristig vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen. Armut, damit einhergehende soziale Ausgrenzung sowie fehlende gesellschaftliche Teilhabe sind die Folgen.

Zwei Mitarbeitende des Diakonischen Werkes Rhein-Lahn nehmen sich seit einem Jahr in Kooperation mit dem Job-Center Rhein-Lahn genau diesen Familien sowie Einzelpersonen im Bedarfsgemeinschaftscoaching an. Das Projekt wird vom Ministerium für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung Rheinland-Pfalz und aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds gefördert.

Hinter dem sperrigen Begriff „Bedarfsgemeinschaftscoaching“ stecken die Gesichter von Gerd Schrötter und Frederike Kedaj, die mit viel Herzblut 30 Bedarfsgemeinschaften begleiten, die schon lange arbeitslos sind. Das Job-Center entscheidet, wer ins Programm genommen wird. In der Mehrheit sind es Familien mit minderjährigen Kindern. Gemeinsam ist ihnen nicht nur, dass sie Leistungen zur Grundsicherung beziehen, sondern dass es zwei besondere Hemmnisse gibt, die die Vermittlung auf den Arbeitsmarkt schwierig machen. Das können zum Beispiel Schulden, Sprachprobleme, unpassende Wohnverhältnisse, gesundheitliche Einschränkungen oder auch mangelnde Mobilität sein.

Europäischer Sozialfonds fördert Einzelfall-Coaching des Diakonisches Werks Rhein-Lahn

Die Leute haben den Kopf nicht frei, sei es aus Angst, die Wohnung zu verlieren, dass ihnen die Schulden über den Kopf wachsen oder weil es an Sprachkenntnissen fehlt“, nennt Schrötter Beispiele. Ein anderer wichtiger Aspekt sei häufig das fehlende Verständnis für die Situation der Betroffenen und die damit einhergehende Stigmatisierung. Nach dem Kennenlernen in den ersten Kontakten würden die Teilnehmenden schnell merken, dass das Coaching sich insbesondere der eigenen und ganz individuellen Ziele und Bedarfe widmen soll. In enger und intensiver Zusammenarbeit mit den Coaches können dann Ideen und Wege entwickelt werden, diese Ziele zu erreichen. „,Was ist ihr größtes Anliegen?´ frage ich die Leute“, erklärt Schrötter sein Vorgehen. „Hier setze ich mit den Teilnehmenden als erstes an.“ Individuelle Ziele können dabei beispielsweise die persönliche, gesundheitliche Stabilisierung oder Stärkung des familiären Zusammenlebens sowie die Verbesserung der Mobilität und die Förderung der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sein.

Die Coaches unterstützen die Bedarfsgemeinschaften dabei, eigene Lösungsstrategien zu entwickeln und begleiten bei der Umsetzung. Das große Netzwerk der Coaches sorgt für konkrete Hilfen in verschiedenen Bereichen. Es sei oft die Summe unvertrauter Handlungsschritte, die die Menschen herausfordern und das Selbstvertrauen und die Psyche belasten. Wie kommt man an Kontoauszüge? Wo findet man einen Kinderarzt? Was ist eine Meldeadresse? Wie erhalte ich ein Busticket? Wie schreibe ich Bewerbungen? Wie komme ich zu wichtigen Terminen? Welche Unterlagen brauche ich für welchen Antrag?

Ein besonderer Schwerpunkt liegt für die Beiden auf der Förderung von Kindern. So konnten im ersten Jahr beispielsweise einige Teilnehmende des Projekts in adäquate und vor allem kindergerechte neue Wohnungen umziehen. „Wie kann man vernünftig leben, wenn die Haustür noch nicht mal ein Schloss hat und plötzlich fremde Leute im Wohnzimmer sitzen“, so Schrötter. Darüber hinaus konnten alle Kinder der betreuten Bedarfsgemeinschaften in Zusammenarbeit mit dem Job-Center Rhein-Lahn in der Corona-Pandemie mit Equipment für die Teilnahme am digitalen Schulunterricht ausgestattet werden und erhielten auch in anderen schulischen Belangen Unterstützung.

Die Erfolgsbilanz der Beiden kann sich zum Ende des ersten Jahres sehen lassen: Sechs Personen konnten eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit aufnehmen, acht nehmen aktuell an einer Weiterbildung teil und in drei Fällen konnte ein Umzug in eine adäquate Wohnung verzeichnet werden.

Wir hoffen, dass die beiden Coaches auch im kommenden Jahr wieder den Weg zu mehr Teilhabe in sozialer und beruflicher Hinsicht beschreiten können“, sagt die zuständige Bereichsleiterin im Diakonischen Werk Rhein-Lahn Susanne Aping. Es seien immer noch zu viele Menschen dauerhaft vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen. „Armut, damit einhergehende soziale Ausgrenzung sowie fehlende gesellschaftliche Teilhabe sind die Folge.“ Die positiven Erfahrungen des Projektes mit der individuellen Förderung zeigten, dass Abhilfe möglich ist. Deshalb hofft sie, dass das Programm auch über den jetzigen Förderzeitraum bis Mitte 2022 noch fortgesetzt wird.

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VG Bad Ems-Nassau

Brückenbau in Dausenau: Baufortschritt schneller als erwartet

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DAUSENAU Der Neubau der Brücke in Dausenau schreitet schneller voran als ursprünglich geplant. „Wir haben lange auf diesen Moment hingearbeitet, und nun sehen wir endlich die Fortschritte. Es ist beeindruckend, wie zügig die Arbeiten voranschreiten“, betont Ortsbürgermeisterin Michelle Wittler. Die Bauarbeiten, die bereits seit 15 Jahren in Planung sind, haben nun einen entscheidenden Meilenstein erreicht.

Die über 100 Jahre alte Bestandsbrücke bleibt als Fußgängerbrücke erhalten, während das neue Bauwerk leicht tiefer und etwas versetzt neben dem Altbau entstehen wird. Auf der Baustelle herrscht Hochbetrieb: Gestern wurden die Spundwände mit einem speziellen Gerät tief in den Boden eingestampft. Bereits bis nächste Woche soll die bergseitige Sicherung abgeschlossen sein, bevor die Arbeiten lahnseitig fortgeführt werden. Parallel dazu erfolgt die Verfüllung des Innenraums, bevor die Betonarbeiten beginnen.

Bemerkenswert ist die Geschwindigkeit, mit der das Projekt umgesetzt wird. Während vergleichbare Bahnprojekte in Bad Ems und Nassau mit deutlichen Verzögerungen zu kämpfen haben, verläuft der Bau in Dausenau reibungslos. „Die enge Abstimmung zwischen allen Beteiligten trägt maßgeblich zu diesem Erfolg bei“, erläutert Wittler. Dies ist insbesondere dem hohen Engagement der Bauarbeiter zu verdanken, die mit großem Einsatz die Arbeiten vorantreiben. Zusätzlich begünstigte das Fehlen von Kampfmitteln auf der Baustelle den schnellen Fortschritt.

Mehr als 2,1 Millionen Euro werden für den Brückenbau investiert. Neben diesem Großprojekt laufen in Dausenau parallel weitere bedeutende Bauvorhaben, darunter die Sicherung des Schiefen Turms. Die Fertigstellung der jetzigen Arbeiten ist für Anfang April geplant. Angesichts des jetzigen zügigen Fortschritts kommen da aktuell keine Zweifel auf, wenn alles planmäßig weiterverläuft.

Ortsbürgermeisterin Michelle Wittler hebt hervor, dass eine enge Zusammenarbeit zwischen Gemeinde und Bauunternehmen den reibungslosen Ablauf ermöglicht hat. „Das ist ein Beispiel dafür, wie gut organisierte Planung und motivierte Fachkräfte große Projekte erfolgreich umsetzen können“, resümiert sie zufrieden. Die Menschen in Dausenau dürfen sich also bald über eine moderne, zukunftssichere Brücke freuen.

 

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Gesundheit

Kultursensible Behandlung: Arabische psychiatrische Sprechstunde im St. Elisabeth Lahnstein

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Foto: BBT Gruppe | bearbeitet

LAHNSTEIN Das Krankenhaus St. Elisabeth Lahnstein bietet eine spezielle arabische Sprechstunde in der Psychiatrischen Institutsambulanz (PIA) an. Das Angebot richtet sich an arabischsprachige Patientinnen und Patienten mit psychischen Erkrankungen oder psychosozialen Belastungen. Ziel ist es, eine einfühlsame und kultursensible Betreuung zu ermöglichen sowie Sprachbarrieren abzubauen.

Mit unserer Sprechstunde unterstützen wir arabischsprachige Menschen – unabhängig davon, ob bei diesen Kommunikationsbarrieren auftreten oder nicht“, erklärt Selim Ben Saad. Als Assistenzarzt am St. Elisabeth ist er für die Betreuung der psychiatrischen Tagesklinik sowie die arabische Sprechstunde zuständig. Behandelt werden unter anderem depressive Störungen, Angst- und Panikstörungen, Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS), Psychosen und Zwangsstörungen. Besonders für Patientinnen und Patienten mit Sprachbarrieren biete das Gespräch in der Muttersprache eine wichtige Möglichkeit, ihre psychischen Herausforderungen klar zu formulieren und sich verstanden zu fühlen.

Ein wesentlicher Vorteil der arabischen Sprechstunde liegt dabei im tiefgehenden Verständnis für die kulturellen Hintergründe der Patienten. „Unsere spezialisierte Sprechstunde ermöglicht eine Behandlung im kulturellen Kontext, was oft zu besseren Therapieerfolgen führt“, so Ben Saad weiter. Zudem könne es hilfreich sein, Angehörige in den therapeutischen Prozess einzubeziehen, um Vertrauen in die Behandlung zu schaffen und Unterstützung für Familienmitglieder zu bieten, die selbst von Belastungen im Zusammenhang mit Migration oder interkulturellen Herausforderungen betroffen sind.

Für weitere Informationen zum Angebot wenden Sie sich an Selim Ben Saad (s.ben_saad@bbtgruppe.de; 02621 171 – 2015).

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VG Loreley

Nach häuslicher Gewalt in St. Goarshausen: Großeinsatz der Polizei mit Spezialkräften

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Foto: BEN Kurier | Lizenz: Envato

ST. GOARSHAUSEN (ots) Im Vorfeld kam es innerhalb einer Familie zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen Familienangehörigen. Hierbei wurde eine Frau durch einen Gegenstand verletzt und daraufhin in ein Krankenhaus verbracht. Die Verletzung wird als nicht lebensbedrohlich eingestuft. Aufgrund der unklaren Lage innerhalb der Wohnung, insbesondere was den Täter betrifft, wurden Spezialeinsatzkräfte hinzugezogen. Der Verantwortliche, ein naher Angehöriger des Opfers, konnte sodann in der Wohnung festgenommen werden. Hierbei wurde niemand verletzt. Der Beschuldigte wurde dem polizeilichen Gewahrsam zugeführt.

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