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Parkverbot in Bad Emser Schillerallee – So sehen es die Anwohner wirklich

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Der Motorbootclub Bad Ems (MBC) spricht sich gegen Parkverbote aus

BAD EMS Die Wahrheit zu einer Geschichte ist oft sehr fragil und liegt nicht selten in einer goldenen Mitte. So verhält es sich wohl auch zu der heiß diskutierten Parkplatzsituation in der Schillerallee in Bad Ems.

Während die einen vehement ein Parkplatzverbot fordern, möchten andere weiterhin am Lahnufer parken. Der BEN Kurier sah sich die Situation einmal vor Ort an und sprach mit den Anwohnern.

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Doch um was genau geht es in der Schillerallee? Am 05. November 2020 traf sich der Stadtbürgermeister Oliver Krügel sowie ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes und Bauhofes vor Ort um sich ein Bild über die Lage zu machen. Das Ergebnis war der Beschluss eines temporären Parkverbots in der Schillerallee.

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Dieses wurde kürzlich wieder aufgehoben. Wie uns der Stadtbürgermeister mitteilte, gab es seitens einiger Anwohner und Anlieger Proteste bezüglich des Parkverbots. Eine Verlängerung der Testphase war unter den Umständen nicht vorgesehen.

Die Schillerallee verläuft direkt am Lahnufer parallel zur Lahnstraße. Dabei scheint und könnte sie weitaus mehr eine attraktive Flaniermeile für Spaziergänger sein wie eine autobefahrene Straße. Doch wieso eigentlich Straße?

Die Schillerallee trennt eine nicht durchfahrbare Schranke. Wer mit dem Auto hinein möchte, muss rückwärts wieder hinausfahren denn einen ausreichenden Platz zum Wenden gibt es nicht. Zumindest sollte er das. Doch so einige einige KFZ-Halter sehen das anscheinend nicht so. Zwei Anwohner erzählten uns, dass ihre zur Schillerallee gerichteten Gartentore mehrfach beschädigt wurden.

Wendende Fahrzeuge beschädigen Gartentore

Ich habe damals mein Tor hergerichtet und neuen Schotter verlegt. Schon am nächsten Tag wieder war der Schotter mit Reifenspuren durchzogen und meine nagelneue Tür wies Kratzer auf“, erklärte uns ein verärgerter Anlieger. Dies sei durch Wendeversuche von Autofahrern passiert.

Schauen Sie sich doch einmal den Uferbereich an. Das ist alles durch die Autos abgesackt. Von einer Befestigung kann doch gar keine Rede sein“ führt ein Anwohner weiter aus.

Laut den Anwohnern und Anliegern sprechen zahlreiche Gründe für ein Parkverbot. Und dabei geht es ihnen nicht um eine wohlverdiente Ruhe sondern auch um Aspekte der Sicherheit.

Die Parksituation ist eine Katastrophe. An Feiertagen ist hier alles voll mit Autos. Und das ist gefährlich. Schauen Sie einmal wie schmal die Straße ist. Parkt da nur ein Wagen nicht zu 1000 Prozent in den Buchten, kommt da weder ein Rettungswagen noch ein Feuerwehrfahrzeug durch“ teilt uns der Anlieger Jakob Rempel mit.

Freie Fahrt für die Feuerwehr im Einsatzfall? Das dürfte sehr eng werden.

Die Schillerallee ist schmal. Ortsunkundige würden die vermeintliche Straße wahrscheinlich für einen schönen Wanderweg halten wenn dort keine Fahrzeuge stehen würden.

Auch das FDP Stadtratsmitglied Markus Bodo Wieseler setzt sich für ein Parkverbot in der Schillerallee ein. „Wir sind gewählt um nicht unsere eigenen sondern die Interessen der Bad Emser Bürger umzusetzen. Dazu zählen auch die Bewohner des Azurit Seniorenzentrum in der Lahnstraße. Diese nutzen sehr gerne die Schillerallee für Spaziergänge. Einige der Heimbewohner sind auf Gehhilfen oder Rollatoren angewiesen. Sobald sich ihnen ein Auto auf der Schillerallee nähert, müssen diese auf den unbefestigten Randstreifen ausweichen. Das kommt einem Slalomparcours gleich und ist für einige betagte Mitbürger kaum zu bewältigen. Auch für unbeaufsichtigt spielende Kinder bzw. Radfahrer ist das kein sicherer Bereich solange dort Autos verkehren. Fährt ein Wagen in die Straße hinein, heißt es absteigen vom Fahrrad. Und natürlich darf die Problematik der Rettungswege nicht vergessen werden. Ob diese hier gewährleistet werden können, wenn dort Autos parken, mag ich zu bezweifeln. Lange Zeit ging das gut aber das heißt nicht, dass etwas gut ist weil nichts geschehen ist“, führt der FDP Vorsitzende Bad Ems-Nassau aus.

Die Parkbuchten in der Schillerallee sind durch das Gewicht der Autos abgesackt.

Letztlich verweist das Stadtratsmitglied auf die zahlreichen kostenfrei nutzbaren Parkplätze außerhalb der Schillerallee.

Ähnlich sieht es auch das Stadtratsmitglied Michael Brüggemann von Die PARTEI: „Es gibt viele Gründe die für ein Parkverbot in der Schillerallee sprechen. Das sehen auch viele der Anwohner so und unterstützen das Ansinnen. Das die Resonanz so positiv war, hat uns (dem Stadtrat) der Bürgermeister leider wider besseren Wissens gegenteilig dargestellt. Aus welchen unerfindlichen Gründen auch immer! Der Grünstreifen der als Parkfläche genutzt wird, ist kein ausgewiesener Parkplatz und daher ist es schon an sich nicht legitim dort sein Auto abzustellen und kann höchstens als “geduldet” bezeichnet werden.
Von möglicherweise austretenden Betriebsstoffen die ins Erdreich einsickern können, will ich mal nicht anfangen. Meines Wissens gehört der Bereich zum Heilquellenschutzgebiet und alleine deshalb sollten Autos nicht auf Grünflächen stehen dürfen.

Die Bewohner des Azurit Altenheims flanieren gerne über die Schillerallee – Wenn ihnen kein Fahrzeug entgegenkommt – denn dann wird es eng

Die Breite des Weges entspricht auch nur knapp der benötigten Breite für Feuerwehrfahrzeuge. Stehen dort noch parkende Autos, wird es schnell brenzlich.
Spaziergänger aus dem Seniorenheim, die mit Rollatoren/Rollstühlen unterwegs sind, haben so gut wie keine Möglichkeiten zum Ausweichen, wenn Autos einfahren und somit die Straße blockieren. Ein Parkverbot würde dort den Verkehr auf ein Minimum senken“, führte Michael Brüggemann aus.

Heilquellenschutzgebiet in der Schillerallee? Einiges spricht dafür. Bereits 2014 initiierte der ehemalige Stadtbürgermeister Berny Abt ein Kartrennen rund um die Spielbank. Dieses wurde aus Umweltschutzgründen bezüglich des Heilquellenschutzgebietes untersagt. Eine Frage des Geschmacks der Emser Pastillen? Somit könnte auch diese mögliche Problematik zum Stolperstein in der Schillerallee werden.

Spontan sprachen wir auch mit dem Schillerallee – Anwohner Jens Baumann. „Ich bin absolut für das Parkverbot in der Schillerallee. Besonders für die Menschen hier im Altenheim ist es schwierig. Es ist einfach nicht genügend Platz für die Autos und die Spaziergänger. Außerdem möchte ich nicht wissen was passiert, wenn es hier brennt. Die Feuerwehr kommt schon ohne parkende Autos kaum durch.“

Der BEN Kurier unterhielt sich mit zahlreichen Anwohnern und Anliegern. Die überwältigende Mehrzahl befürwortet ein Parkverbot in der Schillerallee. Am 28.02 richteten elf Hauseigentümer ein Schreiben an den Stadtbürgermeister Oliver Krügel. Aus dem ging hervor, dass sich diese gemeinschaftlich für das Parkverbot einsetzen möchten.

Der Motorbootclub Bad Ems (MBC) spricht sich gegen Parkverbote aus

Der hauptsächliche Verfechter für das Parkverbot scheint der (MBC) Motorbootclub Bad Ems zu sein. Der Vorsitzende Dr. Thielen teilte dem BEN Kurier gegenüber mit, dass man sich keineswegs einer vernünftigen Lösung verschließen würde. „Im kommenden Jahr sind wir 50 Jahre vor Ort und in der Zeit stellte die Parksituation nie ein Problem dar“, erklärt der MBC Vorsitzende. „Natürlich wäre es eine Lösung wenn wir wenigstens zum Be- & Entladen anfahren können aber wo sollen wir dann unsere Fahrzeuge abstellen? Die Parkplätze der Campinganlage sind 500 bis 600 Meter entfernt. Im Sommer ist dieser gut belegt und wir wissen gar nicht ob wir den nutzen dürfen. Und auch in der Lahnstraße ist nicht immer eine freie Parklücke zu finden.“

Anwohner Willi Becker: Anliegerparkausweise wären doch eine gute Alternative

Der Bad Emser Motorbootclub favorisiert eine andere Lösung. „Wir haben bereits angemerkt, dass wir bereit sind auf eigene Kosten die Befestigung für vier bis fünf Parkplätze zu realisieren. Es würde doch ausreichen, wenn es etwa 50 Meter bis zur Schranke eine parkfreie Zone geben würde. Der weitere Weg nach der Barriere wäre dann das Parkverbot. Letztlich darf man eines nicht vergessen. Wenn die Schillerallee nur zum Be- & Entladen freigegeben wird, käme es zu einem deutlich höheren Verkehrsaufkommen“, erwägt Dr. Walter Thielen.

Ähnlich sieht es auch der Schillerallee Anwohner Willi Becker: „Wir wohnen seit 1982 in der Schillerallee und es gab nie verkehrstechnische Probleme. Richtig ist aber auch, dass es für Fahrradfahrer und besonders für die Bewohner des Altenheimes schwierig wird, wenn Autos den Weg blockieren. Dennoch würde ich einen Anwohnerparkausweis favorisieren. Der dürfte auch kostenpflichtig sein. Es gibt ja gar nicht viele direkte Häuser in der Schillerallee. Die meisten sind in der Lahnstraße. Außerdem darf man auch nicht die Bootsanleger vergessen. Gäbe es da insgesamt vier bis fünf Anliegerparkplätze wäre das doch kein Problem“, argumentiert Willi Becker.

Was mich irritierte war die Art und Weise der Testphase. Ich hätte mir gewünscht, dass zuerst mit den Betroffenen gesprochen wird. So wurden wir vor vollendete Tatsachen gestellt.“

Überwiegende Mehrheit der Anwohner plädierten für ein Parkverbot. Repräsentativ ist das nicht

Bernd Hewel von der FWG sprach sich deutlich für eine Anliegerversammlung gemeinsam mit dem Stadtrat aus. Auf dieser soll geklärt werden ob es eine Mehrheit für oder gegen ein Parkverbot in der Schillerallee gibt. Mit diesem Votum wolle man dann im Stadtrat eine Lösung finden.

Ähnlich sieht es auch der Stadtbürgermeister Oliver Krügel. „Wir werden kurzfristig mit den Anliegern und Anwohner sprechen. Uns ist die Meinung aller Betroffenen wichtig und wir möchten eine befriedigende Lösung finden.“

Eine Vorentscheidung in der Sache gibt es nicht. „Wir stehen der Problematik völlig wertfrei gegenüber. Wir möchten mit den Beteiligten alle Fürs und Wider besprechen. Jede konträre Meinung findet in der Anliegerversammlung Gehör“, ergänzt das Stadtoberhaupt. „Der Stadtrat wird anschließend über den Sachverhalt beraten und entscheiden.“

Fitnessparcours steht in keinem Zusammenhang mit dem Parkverbot in der Schillerallee

Und dennoch zeigte sich beim Vor-Ort Termin des BEN Kurier eine klare Tendenz ab. Die überwiegende Mehrheit sprach sich für ein Parkverbot aus. Repräsentativ ist das natürlich nicht.

Und war da nicht noch etwas mit einem Fitnessparcours? Genau! Doch welche Rolle spielte dieser im Zusammenhang mit dem Parkverbot in der Schillerallee? Gar keine. Denn der Standort Schillerallee für den Fitnessparcours war lediglich einer von mehreren möglichen Positionen gewesen. „Da war nichts in Stein gemeißelt. Dennoch musste man seinerzeit auch diese Möglichkeit prüfen“ teilten Verantwortliche des Projekts dem BEN Kurier mit.

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  1. Bad Ems Bewohner

    2. Mai 2021 at 20:50

    Wie macht man aus Mücken Elefanten?
    Erst Fitness Parcour, dann Verkehrsberuhigung durch Parkverbot und dann Sitzbänke gestiftet von der Familie Faddoul! Ein Schelm wer dabei an Eigennutz denkt. Das Parkverbot in der Schillerstraße hat doch ganz offensichtlich mit der Planung eines Parcours im Nahbereich eines Gästehauses zu tun! Wenn dort Fitnessgeräte – vorwiegend für die Gästehausnutzer – aufgestellt werden, ist kein Platz mehr für parkende Autos. Erst mit der Idee eines Parcours wurde das Parkverbot in die Welt gesetzt.
    Für die Bootsanlieger hätte dagegen ein Parkverbot die vielfach geschilderten sehr ungünstigen Konsequenzen. Um es einmal deutlich zu machen: Von den etwa aktuell 16 Bootsanliegern sind während der Woche kaum jemand, am Wochenende vielleicht die Hälfte anwesend, und das auch nur während der Saison. Und nicht alle mit Fahrzeugen. Von November bis März liegt dort kein Boot.
    Ausschliesslich Anwohner – meistens mit Hauseingang von der Lahnstr. stellten bisher die Mehrzahl der dort abgestellten Fahrzeuge. Im Bereich des Seniorenheimes fahren, und dies ist auch nicht zu verhindern, die Fahrzeuge von Bewohnern und Besuchern der direkt an der Schillerallee gelegenen Häuser.
    Was für Elefanten….

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BEN Kurier Mediathek mit über 200 Videos aus der Region eröffnet

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Foto: Envato Lizenz für BEN Kurier

RHEIN-LAHN Auf Bitten unserer Leser, haben wir jetzt eine Vielzahl unserer erstellten Videos aus der Region in einer Mediathek gebündelt. Aktuell ist die Aufteilung noch rein chronologisch, doch das wird sich in den kommenden Tagen noch ändern. Schon jetzt finden Sie in der Mediathek tolle Geschichten und viele Ereignisse aus dem Rhein-Lahn-Kreis, Westerwald und Koblenz.

Alle neuen Videos erscheinen automatisch auch in der Mediathek. Wir werden da noch einige Verbesserungen vornehmen in der nächsten Zeit, doch immerhin funktioniert es bereits. Das erste Video entstand am 02. März 2022 zur Ukraine Krise und wurde gleichzeitig das meistgesehene überhaupt mit 923.000 Aufrufen. Interessant ist es zu sehen, wie sich das Produzieren der Videoaufnahmen und die Technik im Laufe der Zeit verändert haben.

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Aufrufen können Sie die Mediathek über unsere Webseite www.ben-kurier.de unter dem Link www.ben-kurier.de/mediathek Sie finden den Button oben auf der Startseite unter den Reitern.

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Streit um den Agrardiesel: Diese Subventionen erhalten Landwirte in Deutschland

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RHEIN-LAHN Am vergangenen Freitag fuhren über 1000 Landwirte mit ihren Traktoren zu der Großdemo nach Koblenz. Grund war der mögliche Wegfall des Agrardiesels und die Aufhebung der KFZ-Steuerbefreiung für landwirtschaftliche Maschinen. Gegen diese Beschlüsse wehren sich nicht nur die Bauern. Auch aus der rheinland-pfälzischen Landesregierung kommen kritische Stimmen. Der Rückhalt für die Maßnahmen der Landwirte in der Bevölkerung ist hoch.

Am 08. Januar wollen die Bauern mit weiteren gravierenden Aktionen auf ihre Situation aufmerksam machen, wenn bis dahin die Beschlüsse nicht rückgängig gemacht worden sind. Am selben Tag könnte ein bundesweiter Streik bei der Deutschen Bahn den Schienenverkehr zum Erliegen bringen.

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Die Landwirtschaft in Deutschland wird mit Geldern aus dem EU-Haushalt subventioniert. Nach Frankreich und Spanien erhält Deutschland die meisten Mittel aus dem europäischen Agrarhaushalt. In der Förderperiode 2023 bis 2027 fließen rund sieben Milliarden Agrarsubventionen jährlich an etwa 315.000 landwirtschaftliche Betriebe, Verbände, Behörden und Unternehmen im Agrarbereich in Deutschland. Rund 70 Prozent der Fördermittel sind Flächenprämien. Rund ein Viertel der Direktzahlungen sind an Öko-Regelungen gebunden. Betriebe, die sich die Fördergelder sichern möchten, müssen dafür Leistungen für Klima-, Umweltschutz oder Biodiversität erbringen.

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Die Fördergelder machen je nach Struktur eines landwirtschaftlichen Betriebes zwischen 41 und 62 Prozent des Einkommens aus. Bei sogenannten Nebenerwerbsbetrieben, die eine zweite Einkommensquelle außerhalb der Landwirtschaft haben, liegt der Anteil der Fördermittel am landwirtschaftlichen Einkommen noch deutlich höher.  Nicht nur in der Europäischen Union werden landwirtschaftliche Betriebe subventioniert. Beispielweise gibt es ähnliche Projekte, wenn auch im geringeren Umfang, auch in den USA oder Japan.

In Deutschland teilt sich die Subvention auf eine Basis-, Umverteilungs- und Greening-Prämie auf. Zusätzlich gibt es noch Unterstützung für Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen und die Erstattung nicht genutzter Mittel der Krisenreserve. Aus einer 2021 ausgeführten Auswertung des Institutes der deutschen Wirtschaft geht hervor, dass der Norden von Deutschland am meisten von den Prämien profitiert. Gemessen an der Fläche des Landkreises haben Bauern 2021 im Landkreis Sömmerda in Thüringen mit rund 19.800 Euro je Quadratkilometer die höchsten Subventionen eingestrichen. Am wenigsten gab es mit unter 4000 Euro im Landkreis Siegen-Wittgenstein. Im Rhein-Lahn-Kreis waren es 2021 rund 8701 Euro je Quadratkilometer und im Westerwald 6933 Euro.

Wie hoch die Förderungen für jeden einzelnen Landwirtschaftsbetrieb im EU-Haushaltsjahr 2021 oder 2022 war, kann man auf der Seite https://www.agrar-fischerei-zahlungen.de/Suche? einsehen. Laut dem Institut der Deutschen Wirtschaft, hätten Schwellenländer große Schwierigkeiten, ihre landwirtschaftlichen Produkte in der EU zu verkaufen, da die Landwirte in den EU-Mitgliedsländern durch Subventionen gestärkt werden.

Im Wirtschaftsjahr 2021/22 stiegen die Gewinne der Landwirte um bis zu 60 Prozent. Grund waren die gestiegenen Lebensmittelpreise.  Laut Auskunft des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) erhöhte sich alleine im Spitzenreiterbundesland Niedersachsen der Gewinn je Unternehmen im Durchschnitt um 90,7 Prozent auf knapp 105.000 EUR. Der Gewinnzuwachs bei Futterbetrieben betrug demnach im Schnitt 129  Prozent. Einzig die Obstbauernbetriebe mussten Gewinneinbußen um rund 37 Prozent hinnehmen. Trotz exorbitant gestiegener Energie-, Dünge- und Pflanzenschutzpreise, erwirtschafteten die Bauern höhere Einnahmen laut dem Verband der Landwirtschaftskammern (VLK).

Der Deutsche Bauernverband (DBV) warnt, dass durch den möglichen Wegfall der Agrardiesel-Subventionen, die Lebensmittelpreise deutlich steigen könnten. Genaue Zahlen sollen dabei nicht genannt worden sein. Das Landwirtschaftsministerium  erklärte auf Anfrage von Table Agrifood (siehe hier), dass über einen möglichen Anstieg der Preise nur spekuliert werden kann. Table Media hat den potenziellen Preisanstieg für einzelne Produkte grob überschlagen. Dabei sollen die Auswirkungen äußerst gering sein. Nach einem Wegfall des Agrardiesels würde sich die Produktion eines Kilogramm Weizens um 0,24 Cent erhöhen. Bei Weizenmehl würde es etwa 0,3 Cent teurer werden. Bei einem Liter Milch würden die Produktionskosten um 0,38 Cent steigen. Nicht berücksichtigt wurde der Wegfall der KFZ-Steuerbefreiung.

Laut der TAZ (Artikel hier) würde der Wegfall der Agrarsubventionen nicht zum Sterben der Bauernhöfe führen. Sie führten aus, dass ein durchschnittlicher Haupterwerbsbetrieb in Deutschland jährlich laut Landwirtschaftsministerium 2900 EUR Agrardieselvergütung erhalten würde, bei einem Umsatz von 480.000 EUR in der Kategorie und 115.000 EUR Gewinn. Insgesamt erhielten die deutschen Landwirte 440 Millionen Euro Steuern auf Diesel vom Finanzamt zurück.

Schöpfer des Agrardiesels war die SPD unter dem damaligen Kanzler Gerhard Schröder. Im Jahr 2000 hieß das Ziel: »Wettbewerbsfähigkeit der deutschen land- und forstwirtschaftlichen Betriebe im Vergleich zu den anderen EU-Mitgliedsstaaten stärken.« Trotz der Rückvergütung von 21 Cent je Liter Diesel, zahlt ein deutscher Landwirt nach dem Bauernverband (DBV) etwa 25 Cent je Liter mehr als die Bauern in den meisten anderen EU-Staaten. 18 EU-Staaten haben geringere Steuern auf Agrardiesel. Dazu gehören auch die Länder Italien und Spanien. In den Nachbarländern Polen, Frankreich und den Niederlanden gab es bisher jedoch höhere Steuersätze.

Weitere 480 Millionen soll der Wegfall der KFZ Steuerbefreiung in der Landwirtschaft bringen. Auch dagegen wehren sich die Landwirte. Mit dem Wegfall der KFZ Steuerbefreiung und dem Agrardiesel kämen auf die rund 315.000 Landwirte in Deutschland eine Mehrbelastung von etwa 880 Millionen Euro im Sinne des Bundessparprogramms auf sie zu.

Mittlerweile formiert sich auch in den Länderparteien der Bundes-Ampelkoalition Widerstand gegen die Beschlussvorlage. Die Grüne BW-Landtagsfraktion unterstützt mit einer Resolution den Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir, der die Streichungen für die Landwirtschaft beim Agrardiesel und der Kfz-Steuer verhindern will. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) hofft ebenso auf die Rücknahme der Sparpläne wie die RLP-Landwirtschaftsministerin Daniela Schmitt von der FDP. Der Bundesfinanzminister Christian Lindner zeigte sich gesprächsbereit, die geplante Streichung der Agrardiesel-Subvention zurückzunehmen und durch andere Kürzungen zu ersetzen. Zur Kritik von Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Die Grünen) an der Subventions-Streichung sagte der Finanzminister: »Die Grünen drängen bekanntlich fortwährend auf eine Streichung klimaschädlicher Subventionen. Dass ein grüner Minister sich nun davon distanziert, worauf Herr Scholz, Herr Habeck und ich uns geeinigt haben, ist interessant für mich.« (Quelle: Focus).

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Lahnstein

Caritas bereitet „Menschen in Not“ wieder eine Freude

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WW/RHEIN-LAHN Mit der Aktion „Menschen in Not“ will der Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn auch in der diesjährigen Vorweihnachtszeit wieder Hilfsbedürftigen im Westerwaldkreis und im Rhein-Lahn-Kreis eine kleine Freude bereiten. Aus ihrer täglichen Beratungsarbeit wissen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas, dass das Einkommen vieler Menschen nur noch für das Nötigste ausreicht. „Viele Familien befinden sich in einer wirtschaftlich schwierigen Situation. Zuerst durch die Corona-Pandemie und ganz aktuell aufgrund der Energiekrise hat sich diese Situation natürlich nochmal weiter verschlimmert“, sagt Andrea Steinhauer, Beraterin der Allgemeine Lebens- und Sozialberatung im Caritas-Zentrum in Lahnstein, und weist darauf hin, dass Familien in Arbeitslosigkeit wie auch Familien mit niedrigem Einkommen gleichermaßen davon betroffen sind. „Die höheren Preise nicht nur für Strom, Gas und Öl, sondern auch für Dinge im Alltag, wie etwa Lebensmittel, treffen besonders Menschen, die am Monatsende auf jeden Cent schauen müssen“, so die Beraterin. Und genau diesen Menschen möchte die Caritas auch in diesem Jahr wieder helfen! (mehr …)

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