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Gesundheit

Wir im Rhein-Lahn: Die Psychiatrie im Elisabeth Krankenhaus in Lahnstein

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LAHNSTEIN Wie betrachten Sie das Leben? Ist es für Sie ein Spaziergang den sie jeden Tag genießen können oder gleicht es eher einem Marathon in einer Hochleistungsgesellschaft? Während die einen davon überzeugt sind, dass das Leben wunderschön ist, sehen es andere wie ein lebenslanges Sterben von Geburt an.

Den Blick auf die kleinen und vielen schönen Wunder der Welt zu richten ist nicht immer leicht. Innehalten…. Können Sie das? Den einen Augenblick ganz fest halten oder zerrinnt er ihnen sprichwörtlich wie der Sand zwischen den Fingern?

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Ein Spaziergang kann was wunderschönes sein. Vielleicht ein besonderes Gespräch zu Zweit. Ein Weggefährte für immer oder auch nur für eine gewisse Zeit. Im Laufe der Zeit kommen wir an Kreuzungen und müssen uns entscheiden, ob wir den Weg mit unserem Gefährten gemeinsam weitergehen wollen oder ob die Gabelung ein Neuanfang sein wird.

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Chefarzt der psychiatrischen Abteilung Dr. Arian Mobascher im Interview mit dem BEN Kurier

Sind Sie schon einmal einen Teil der Wegstrecke alleine gelaufen und wie war das für Sie? Beängstigend oder konnten sie alles andere um sich herum anders und neu wahrnehmen?

Die Gesellschaft verlangt, dass wir funktionieren. Wir sind stark und rennen und rennen…. Niemals stehenbleiben

Spazierengehen oder rennen? Am Ende ist es heute wohl doch eher der sprichwörtliche Marathon des Lebens den wir beschreiten müssen. Die Gesellschaft verlangt, dass wir funktionieren. Wir sind stark und rennen und rennen…. Niemals stehenbleiben. Und dann gibt es genau die Menschen, die mit dem rasenden Tempo nicht mehr mithalten können und wollen. Etwa 11.000 Personen nehmen sich jährlich das Leben. Gründe können Schicksalsschläge wie Trauer, Herzschmerz, Existenzängste und vieles mehr sein.

Liebeskummer und Trauer sind dafür sicherlich gute Beispiele. Die Gedanken fliegen einem zu und die Brust wird von einem tonnenschweren Stein erdrückt. Steuern kann man das nicht sondern nur aushalten und das ist schwer ertragbar.  Brechen wir uns ein Bein, so gehen wir zu Chirurgen und wissen ganz genau, dass es in wenigen Wochen oder Monaten wieder heilen wird. Wir können wieder gehen, fast so, als wäre nichts geschehen. Ein paar kleine Narben erinnern uns an den Unfall, doch wie ist es mit der Seele oder dem sprichwörtlich gebrochenen Herzen?

Wir sprachen mit dem Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie im Elisabeth Krankenhaus in Lahnstein.

Im Erdgeschoss des Hospitals begrüßte mich Dr. med. Arian Mobascher zu einem Interview. Wie stellt man sich einen Psychologen vor? Jeder hat da wahrscheinlich seine ureigensten Vorstellungen und Klischees im Kopf. Das berühmte Schubladendenken. Am ehesten würde man denken, sehr langsam redend und nicht zu vergessen die berühmte Patientencouch. Doch nichts davon passte zu den vorgefertigten Gedanken.

Ich betrat ein karges Büro mit Schreibtisch und einem Besuchertisch. Mir gegenüber ein hochgewachsener sportlicher Mann Anfang 50, den man eher beim Berlin Marathon vermuten würde wie in einer Psychiatrie. Während ich Platz nahm, schlug der Psychiater seine Beine übereinander. Heimlich nahm ich das einzige erfüllte Stereotyp dankend zur Kenntnis.

BEN Kurier „Lieber Herr Dr. Mobascher. Wie viele Patienten können Sie in der Psychiatrie im Elisabeth Krankenhaus Lahnstein betreuen und was bedeutet Grundversorger im Rhein-Lahn-Kreis?“

Dr. Mobascher“ In der Psychiatrie heißt das nicht Grund – sondern Pflichtversorger, da wir die pflichtversorgende Klinik für den Rhein-Lahn-Kreis sind. Das bedeutet, wenn eine akute psychiatrische Situation besteht, dann sind wir der erste Ansprechpartner und sind in der Aufnahmepflicht. Im stationären Bereich haben wir im Krankenhausplan 60 Betten ausgewiesen. Dieses gilt für die Psychiatrie und Psychotherapie. Die 60 Betten unterteilen sich in die offene allgemeine, psychotherapeutische und geschützte Station. Zusätzlich haben wir noch 20 tagesklinische Plätze.“

BEN Kurier Zusätzlich gibt es in der Psychiatrie des St. Elisabeth Krankenhauses in Lahnstein auch eine sogenannte PIA. Was ist ist das?

Dr. Mobascher Eine PIA ist die psychiatrische Institutsambulanz. Dabei handelt es sich um ein krankenhausnahes multiprofessionelles ambulantes Versorgungsangebot, für psychisch schwer erkrankte Patienten. Dort werden Menschen behandelt, die im Versorgungssystem nicht unterkommen. Auch wenn wir jemanden schwerer Erkrankten stationär entlassen, und er hat niemanden und kann nicht monatelang auf einen Therapielatz warten, dann machen wir ein Angebot in unserer psychiatrischen Institutsambulanz.

Viele Betroffene stehen vor der Problematik, dass die Wartezeit, auf einen ambulanten Psychotherapieplatz, sehr lang ist. Teilweise warten diese mehr als sechs Monate auf ein Behandlungsangebot. Und genau dort kommt bei schweren Fällen die psychiatrische Institutsambulanz im Elisabeth Krankenhaus in Lahnstein ins Spiel damit die Wartezeit überbrückt werden kann.

In der Tagesklinik wird auch rhythmisches Trommeln angeboten. Foto von links: Gesundheitspfleger Ulf-Martin Mai, Dr. med.Arian Mobascher,

Bei alledem muss die Begrifflichkeit des Psychiaters und Psychotherapeuten unterschieden werden. Psychiater haben Medizin studiert und beschäftigen sich hauptsächlich mit der Funktionsweise und den Erkrankungen des menschlichen Körpers. Diese haben gelernt, die Ursachen mit Medikamenten zu behandeln. Nach dem Medizinstudium folgt eine mehrjährige Fachausbildung in der Psychiatrie und Psychotherapie. Nach bestandener Prüfung gelten sie als Psychiater und können auch als ärztliche Psychotherapeuten arbeiten. Psychiater dürfen in die Klinik einweisen, therapeutische Gespräche führen und auch Medikamente, wie Antidepressiva, verschreiben.

Psychologen sind keine Psychiater und auch keine Ärzte

Psychologen wiederum sind keine Psychiater und auch keine Ärzte. Sie studieren die Psychologie und beschäftigen sich mit dem Lernen, Verhalten, Gefühlen und Gedanken der Menschen. Erst nach einer Zusatzausbildung sind sie zur eigenverantwortlichen Ausübung der Psychotherapie zugelassen.

Jährlich erkranken nach Angaben der Stiftung Deutsche Depressionshilfe mehr als 5,3 Millionen Menschen an einer Depression. Das seelische Leiden ist die häufigste Ursache der jährlich rund 11.000 Suizide. Manchmal reichen schon zwei bis drei Behandlungstage aus, um den Patienten in einer akuten Phase zu stabilisieren, teilte Dr. Mobascher im Interview mit. Der Durchschnitt des psychiatrischen Aufenthalts im Elisabeth Krankenhaus in Lahnstein liegt jedoch bei 20 Tagen.

BEN Kurier Wie lange dauert in der Regel eine stationäre geplante psychiatrische Therapie im Elisabeth-Krankenahus in Lahnstein?“

Dr. Mobascher „Bei einer stationären oder tagesklinischen Behandlung, gehen wir in der Regel von vier bis sechs Wochen Aufenthalt aus. Wir haben kein festes Format, wie in einer Reha-Klinik, wo bereits am Aufnahmetag der Entlassungstag feststeht. Dieses hängt vom Einzelfall ab. Dazu gehört die medikamentöse Einstellung des Patienten und die psychotherapeutische Behandlung. Im Anschluss empfehlen wir oft eine ambulante Psychotherapie. Die genaue Aufenthaltsdauer hängt letztendlich vom Behandlungsverlauf ab.“

Können Sie sich vorstellen, freiwillig eine psychiatrische Therapie zu machen? Was werden die Familie und die Nachbarn von Ihnen denken? Genau das beschäftigt viele Betroffene. Viele leiden über Monate oder Jahre bis sie bereit sind, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Elisabeth Krankenhaus Lahnstein (Copyright: Elisabeth Krankenhaus Lahnstein)

Kommen wir zurück zu einem Chirurgen oder besser noch zu einem Onkologen auf der Suche nach Metastasen. Nicht viel anders ist es bei Dr. Mobascher. Auch er benötigt einer kristallklaren und messerscharfen Verstand um sich fokussiert auf das Wesentliche konzentrieren zu können: „Das Krebsgeschwür der Seele.“

Dieses gilt es zu finden. Unwesentliche Informationen werden aussortiert um den Ursprung des Leidens zu finden. Fällt ihnen etwas auf? Genau. Gar nicht so viel anders wie physisches Leiden.

Kennen Sie das, wenn sie eine neue Gruppe betreten und keinen Menschen kennen? Ist Ihnen das unangenehm oder sind sie eher der Draufgänger und suchen das Gespräch? Ein wenig Unsicherheit ist sicherlich normal. Wie wird man angesehen und mögen einen die Menschen? Anders ist es, wenn sie die Situation restlos überfordert.

Die Angst davor etwas falsches zu sagen oder vielleicht beim Reden zu erröten stellt Menschen mit einer sozialen Phobie vor großen Herausforderungen. Eine Party ist oftmals undenkbar. Menschen mit sozialen Phobien möchten einerseits unsichtbar sein und wünschen sich nichts mehr, wie in der Gruppe angenommen zu werden. Sie sitzen abseits und denken, dass andere sie als lächerlich oder merkwürdig empfinden. Stellen Sie sich vor, dass sie kein Wort herausbekommen, obwohl sie zu gerne einmal reden würden. Unvorstellbar? Nicht für Menschen mit sozialen Phobien. Für sie ist es Alltag. Ein Gespräch mit einem Verkäufer oder sogar eine mögliche Reklamation ist für die betroffenen Personen eine Tortur. Von einem gesellschaftlichen Leben kann kaum eine Rede sein. Nicht selten gehen soziale Phobien mit Depressionen einher.

Hatten Sie schon einmal so richtig Angst? Wahrscheinlich schon. Doch Menschen mit einer Angststörung können kaum ein normales Leben führen. Vielleicht kennen sie das beklemmende Gefühl in der Menschenmasse? Einige mögen genervt reagieren und andere möchten nur noch heraus. Für viele Betroffene mit Angststörungen ist der Besuch eines Einkaufscenters, Weihnachtsmarktes oder die Fahrt über die Autobahn undenkbar. Ein Konzertbesuch mit Freunden bleibt ein ewiger Wunschtraum. Das Ergebnis ist nicht selten die soziale Ab- und Ausgrenzung. „Mit dem oder der kann man ja nichts unternehmen…“, würde es im Umfeld heißen. Das ist zu anstrengend mit so einer Person……..

Wie wäre es mit einem Trauma? Dafür müssen sie keineswegs im Krieg gewesen sein um ein solches zu erleiden

Wie wäre es mit einem Trauma? Dafür müssen sie keineswegs im Krieg gewesen sein um ein solches zu erleiden. Vieles beginnt im Kindesalter. Vernachlässigung, sexuelle Übergriffe oder körperliche Gewalt sind nicht selten Gründe für eine traumatische Erfahrung die noch im Erwachsenenalter Einfluss auf die Psyche haben kann. Der Werdegang eines Kindes kann durch traumatische Erfahrungen nachhaltig negativ beeinflusst werden. Die psychiatrische Abteilung des Elisabeth-Krankenhauses in Lahnstein bietet keine spezielle Traumatherapie an, aber sie ist die erste Anlaufstation für betroffene Menschen im Rhein-Lahn-Kreis um eine allgemeine uns stabilisierende Therapie durchlaufen zu können.

Ähnlich verhält es sich mit Menschen die emotional-instabil erkrankt sind. Das sagt Ihnen nichts? Besser bekannt ist es unter dem Begriff Borderline. Sie denken nun bestimmt an selbstverletzende Menschen mit aufgeritzten Armen oder? Erwischt! Dieses Bild ist in der Allgemeinheit vorherrschend dabei ist die Erkrankung vielfältiger. Nicht jeder Betroffene verletzt sich physisch. Doch fast jeder „Borderliner“ hat ein gestörtes Selbstbild und eine fehlerhafte Körperwahrnehmung. Sie leiden unter der massiven Angst vor dem Alleinsein und leben häufig instabile Beziehungen. In spezialisierten Fachkliniken wird für Betroffene eine DBT (Dialektisch-Behaviorale) Therapie angeboten.

Himmel hoch jauchzend, zu Tode betrübt.“ Sicherlich kennen Sie dieses berühmte Goethe Zitat. Heute wird es häufig Menschen der bipolaren Störung zugeschrieben und das nicht grundlos. In extremen Hochphasen sind die Betroffenen überschwänglich, begeisternd aber auch reizbar und sprunghaft. Begleitet wird dieses durch eine innere Unruhe. In der gegensätzlichen Phase sind sie hochgradig depressiv, leiden unter Selbstzweifel und durchleben Ängste.

Nicht zu vergessen den Narzissmus. Dabei handelt es sich um Menschen die einen ausgeprägten Egoismus, Arroganz und Selbstsüchtigkeit an den Tag legen. Nicht selten sind diese durchaus erfolgreich im Beruf oder auch der Politik. Erst wenn sie scheitern, wird aus dem Narzissmus eine echte Krankheit die häufig von Depressionen begleitet wird.

Dr. Mobascher „Ein Narzisst ist ein anspruchsvoller Patient. Zunächst einmal ist es so, dass Narzissten keinen Leidensdruck haben.

BEN KURIER Kann man einen Narzissten behandeln?

Dr. Mobascher „Ein Narzisst ist ein anspruchsvoller Patient. Zunächst einmal ist es so, dass Narzissten keinen Leidensdruck haben. Oft setzen sie sich erfolgreich im Beruf durch. Wenn es dann aber einmal nicht gut läuft, für einen Narzissten, dann kann dieser durchaus anfällig für Depressionen sein. Wenn er seinen eigenen Erwartungen nicht mehr gerecht wird, kann er suizidal gefährdet sein.Narzissmus alleine wäre nicht unbedingt ein Fall für die Psychiatrie. Kommen Depressionen hinzu, könnte es zu einer klinisch-therapeutschen Behandlung kommen.“

BEN Kurier Sie haben auch eine geschützte Station. Sind dort alle mit richterlichen Beschluss?

Dr Mobascher Über 90% der Patienten sind freiwillig auf der geschützten Station. Nur selten bedarf es eines richterlichen Beschlusses.

BEN Kurier Werden alle Patienten mit Medikamenten behandelt?

Dr. Mobascher Nein. Die medikamentöse Behandlung ist in manchem Fällen begleitend indiziert. Auch wenn diese unterstützende Behandlung angezeigt ist, entscheidet der Patient alleine darüber, ob er diese nehmen möchte oder nicht. Beim Krankheitsbild der Schizophrenie helfen Medikamente häufig sehr gut. Neuroleptika lindern die Symptome und beugen Rückfällen vor. Zwangsmedikationen gibt es allenfalls mit richterlicher Anordnung auf der geschützten Station. Doch auch dort ist dieses die seltene Ausnahme.

BEN Kurier Sie haben neben der allgemeinen und psychotherapeutischen Station auch eine Tagesklinik. Was ist dort anders?

Dr Mobascher In der Tagesklinik sind die Patienten, denen eine ambulante therapeutische Behandlung nicht ausreicht, aber soweit den Alltag meistern können, dass sie nicht stationär behandelt werden müssen. Manchmal kommt es vor, dass ehemalige stationäre Patienten zur Stabilisierung in die Tagesklinik wechseln bevor sie entlassen werden.

Für viele Patienten ist der Weg in die psychiatrische Therapie kein leichter Weg. Sie haben das Gefühl auf dem Marathon des Lebens versagt zu haben.

Für viele Patienten ist der Weg in die psychiatrische Therapie kein leichter Weg. Sie haben das Gefühl auf dem Marathon des Lebens versagt zu haben. Nicht selten kommt es zu falschen Vorstellungen und Erwartungen. Einerseits möchten die Patienten, dass ihnen der Leidensdruck genommen wird und andererseits erwarten einige Betroffene, dass ein Schalter umgelegt wird doch genau diesen gibt es nicht.

Therapie heißt verstehen und das kann verdammt weh tun. Fast alle Patienten kommen mit einer Vorgeschichte oder Auslöser. Zunächst einmal gibt es ein dokumentiertes Aufnahmegespräch mit einem Gesundheitspfleger.

Diese Mitarbeiter der Psychiatrie in der Klinik Lahnstein sind speziell geschult für solche Patienten. Auch wenn diese sensibel vorgehen, ist es vielfach für die Patienten kein einfaches Erstgespräch.

Aktuell sind rund 30 pflegende Mitarbeiter für die Betroffenen in den einzelnen Stationen vor Ort. Dazu kommen noch Ärzte, Ergotherapeuten, Sozialarbeiter, Physiotherapeuten, Psychotherapeuten und Psychologen, welche auf den einzelnen Stationen die Behandlungspläne für jeden einzelnen Patienten in der Gruppe besprechen.

Ehemalige Patienten sprechen von einer Käseglocke unter der sie sich ausprobieren durften und dieser Vergleich hinkt nicht. Stellen sie sich den Menschen mit sozialen Phobien vor, der auf eine Gruppe fremder Menschen trifft. Der Betroffene, der Angst hat vor Ablehnung und plötzlich in einer solchen Konstellation erfährt, dass er nicht alleine ist.

Oder nehmen wir den Patienten mit Angststörungen. Unter der Käseglocke lernt er „beschützt“ in einen großen Einkaufsmarkt zu gehen. Das hört sich für sie leicht an und ist bestenfalls ein lästiges Übel? Für sie schon, für den psychisch erkrankten Menschen eine unfassbare Herausforderung.

Das Therapieangebot auf den psychiatrischen Stationen in Lahnstein ist groß – Neben den individuellen Therapeutengesprächen gibt es u.a. kognitives Training, Ergotherapie, Achtsamkeitstraining, Zeitgeschehen, Rhythmisches Trommeln und soziales Kompetenztraining

Das Therapieangebot auf den psychiatrischen Stationen in Lahnstein ist groß. Zunächst einmal gibt es Strukturen. Der Morgen beginnt stationär mit einem Morgenspaziergang. Nichts besonderes? Für Menschen denen jeder Antrieb für das Leben fehlt, ist schon die Regelmäßigkeit ein großer Erfolg.

Weitere Therapieangebote, neben den individuellen Therapeutengesprächen, sind kognitives Training, Ergotherapie, Achtsamkeitstraining,  Zeitgeschehen, Rhythmisches Trommeln und natürlich soziale Kompetenz. Ein wenig wird die Uhr angehalten und wir schauen dem Treiben des Marathons etwas zu.

In dem Moment muss niemand mehr rennen und keiner hat versagt. Doch dieses zu verstehen ist in unserer Leistungsgesellschaft schwierig. Den Normen muss entsprochen werden.

BEN Kurier „Was ist eigentlich mit suchtkranken Menschen?“

Dr. Mobascher „Dieses werden zunächst auf der geschützten Station behandelt. Da geht es um die Entgiftung vom Suchtstoff. Das erfolgt in der Regel innerhalb von 10 bis 15 Tagen. Bei einer qualifizierten Entgiftung mit psychotherapeutischen Ansatz haben wir etwas mehr zeitlichen Spielraum.“

BEN Kurier „Sie haben auch Sozialarbeiter im Haus. Helfen diese beim Umgang mit Ämtern oder zeigt man ihnen wie sie diese Vorgänge selber leisten können?“

Dr. Mobascher Selbstmanagement kann ein Thema in der Psychotherapie sein. Der Sozialdienst spricht mit den Patienten um zu schauen, was akutes organisiert werden muss oder wo Hilfen angebracht sind. Der Sozialdienst unterstützt bei dem was man kann und bespricht mit dem Behandlungsteam wo weitere Hilfen nötig sind. Im Einzelfall wird mit dem Patienten auch die Möglichkeit der gesetzlichen Betreuung besprochen, wenn dieser die Unterstützung wünscht.

Wer mit der Vorstellung in die Klinik geht, dass der Liebesschmerz oder die Trauer um einen geliebten Menschen geheilt wird, der wird mit dem gleichen Schmerz das Hospital wieder verlassen. Diesen Schalter kann kein Psychotherapeut der Welt umlegen. Doch wenn ein Patient sich auf die Therapie einlässt und aktiv mitarbeitet, wird er mit dem Ursachen und Gefühlen umgehen können.

Viele Menschen mit psychischen Beschwerden sind hoch sensibel

Viele Menschen mit psychischen Beschwerden sind hoch sensibel. Und nicht wenige besitzen überaus hohe empathische Werte. Zu gerne werden sie als die gestrandeten und gescheiterten der Gesellschaft angesehen, doch genau das Gegenteil ist der Fall.

Zu gerne werden Betroffene mit schizophrener Erkrankung als Irre und Dumme abgestempelt, doch genau das Gegenteil ist häufig der Fall. Die Zeitung Spiegel (Wissenschaft) schrieb in einer Ausgabe, dass das Genialische, die herausragende Schattenseite des Versinken in die Nacht des Wahnsinns sei, in die Gedankenfluten der Schizophrenie. Ähnlich sah es schon Friedrich Nietzsche in der Götzen-Dämmerung oder der Dichter Wilhelm Heinrich Wackenroder.

Kommen wir zurück auf die Psychotherapie im Elisabeth Krankenhaus in Lahnstein. Das Erproben in der Gruppe ist ein wichtiger Bestandteil der Therapie. Jeder lernt neue Schritte zu gehen, wenn er denn möchte, und bekommt dabei Unterstützung durch die Pfleger, Therapeuten usw.

Dieser Weg ist schwierig. Stellen Sie sich einmal vor, dass sie plötzlich die Kupplung auf der rechten Seite im Auto wiederfinden würden. Das muss erst einmal im Gedächtnis ankommen und verstanden werden, weil es unlogisch erscheinen mag. Oft sind es viele kleine Schritte, die letztendlich zum Erfolg führen.

Ein Mensch mit schweren Depressionen wird nach der Therapie nicht zwangsläufig freudestrahlend der Welt begegnen, aber er kann vielleicht besser mit seinen Gefühlen umgehen. Den meisten Patienten kann geholfen werden.

Am Ende einer Therapie werden in einem Entlassungsgespräch die Zukunftspläne erörtert, damit der Betroffene wieder eigenständig leben kann

Am Ende einer Therapie werden in einem Entlassungsgespräch die Zukunftspläne erörtert, damit der Betroffene wieder eigenständig leben kann.  Vier bis sechs Wochen hören sich sehr lang an für eine Therapie, dabei ist die Zeit nicht immer ausreichend. Manchmal werden Aufenthalte um etwa zwei Wochen verlängert, doch danach ist in der Regel Schluss da die Krankenkassen meist weitere Kostenzusagen ablehnen. So kann es in sehr seltenen Fällen vorkommen, dass ein Patient entlassen werden muss ohne das gewünschte Behandlungsergebnis erreicht zu haben.

Schlussendlich dürfen wir für den Rhein-Lahn-Kreis ein durchaus positives Fazit ziehen. Wenn die Seele leidet, steht ein hoch motiviertes Team von Pflegern, Ärzten, Psychologen, Psychiatern und Sozialarbeitern den Menschen in der Region an der Seite und das ist keineswegs selbstverständlich. Um einen solchen Beruf auszuüben muss man über hohe empathische Werte verfügen. Nur so kann man sich in die Situation der Patienten hineinversetzen und vielleicht ein Stück weit mitzufühlen.

Der BEN Kurier dankt dem Elisabeth Krankenhaus in Lahnstein und dem Chefarzt der psychiatrischen Abteilung, Herrn Dr. med. Arian Mobascher, für den Einblick in die Klinik und das Interview.

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  1. Kräber Halina

    30. Januar 2022 at 23:35

    Depression…. ein sehr aktuelles Thema. Gerade haben wir eine liebe Person verloren, die an Depression schwer erkrankt ist. Vielleicht zu spät erkannt oder von der Umgebung zu leicht genommen.

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Gesundheit

Lahnsteiner „Jerusalems Apotheke“ schließt nach 156 Jahren

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Foto: Bernd Geil | Stadtverwaltung Lahnstein

LAHNSTEIN In der Hochstraße, gegenüber der Katholischen Kirche St. Martin, befindet sich Lahnsteins älteste Apotheke. Wer sie betritt, fühlt sich in eine andere Zeit versetzt – die gesamte Einrichtung mit Registrierkasse gleicht einem Museum. Seit 1963 im Besitz der Familie Schlosser, wird sie Ende des Monats altersbedingt schließen. Aus diesem Anlass wird an deren lange Geschichte erinnert.

Wer im 19. Jahrhundert eine Apotheke eröffnen wollte, musste die Genehmigung bei seinem Landesherrn einholen. In nassauischer Zeit gab es keine Apotheke in Lahnstein. Wer Medikamente brauchte, musste nach Braubach fahren, wo seit 1818 in der damals nassauischen Amtsstadt eine Apotheke nachweisbar ist.

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1865 trat der Gemeinderat von Oberlahnstein mit der Bitte an die Regierung heran, dass auch Oberlahnstein eine Apotheke erhalte. Die Regierung in Wiesbaden beauftragte daraufhin den Apotheker Friedrich Wilhelm, der seit 1851 die Braubacher Apotheke betrieb, eine solche in Oberlahnstein zu errichten. Nach einigem Zögern richtete er am 1. Januar 1868 im heutigen Salhof eine Filialapotheke ein, da er Braubach nicht verlassen wollte. Das rasche Wachstum der Stadt Oberlahnstein veranlasste ihn dann doch, 1869 ganz überzusiedeln und in einem Neubau eine Apotheke zu eröffnen. Diese befand sich an der Ecke Westallee / Adolfstraße und wurde noch im gleichen Jahr vom königlich-preußischen Oberpräsidium zu einer selbstständigen Apotheke erhoben.

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Ab 1888 führte sein gleichnamiger Sohn Dr. Friedrich Wilhelm die Apotheke und verlegte sie 1901 an den heutigen Standort. Dazu kaufte er zwei alte Gebäude an der Hochstraße und im Blankenberg, ließ sie abreißen und errichtete das geräumige Anwesen. 1906 verkaufte Dr. Wilhelm die Apotheke dem Apotheker Heinrich Sonderkamp aus Euskirchen, der sie wiederum 1910 an Wilhelm Jerusalem verkaufte. Insofern ist die „Jerusalems Apotheke“, wie sie heute noch nach ihrem damaligen Besitzer heißt, die älteste Apotheke von Lahnstein.

Die Ausstattung stammt unverändert aus dem Jahr 1925, als der Kundenbereich umgebaut, in Holz getäfelt und mit wertvollem Delfter Porzellan ausgestattet wurde. Zwar wurde die Einrichtung am 11. November 1944 durch eine vor dem Haus niedergehende Bombe zerstört, doch blieb das zu Anfang des Krieges im Keller sichergestellte Porzellan erhalten und wurde 1949 wieder eingeräumt.

1963 übernahm Max Schlosser die Apotheke, der seit 1957 angestellt war und der Vater der heutigen Inhaberin ist. Nach Schlossers Tod 1972 wurde die Apotheke an Diethelm Gilles verpachtet. 1978 übernahm Schlossers Tochter Doris die Apotheke, die sie bis heute betreibt.

Das Team von 1986 in historischer Kleidung (Foto: Doris Schlosser)

Die alte Einrichtung ist erhalten geblieben, der Kundenbereich traditionell wie vor 100 Jahren. Einige Eigenpräparate werden auf Wunsch noch hergestellt, ausgefallene Rezepturen und Teemischungen nehmen einen relativ breiten Raum ein. Nach wie vor ziehen die rote Backsteinfassade, die bleiverglasten Blumenfenster, die vielen Standgefäße und Schubladen die Blicke der Kunden an. Auch in den Nebenräumen gibt es jede Menge Altertümchen zu sehen, wie ein ausgedientes Destilliergerät, Apothekerschränke, Gefäße oder alte broschierte Bücher mit Rezepturen.

2019 feierte Doris Schlosser mit ihrem Team den 150. Geburtstag der Jerusalem-Apotheke. Nun hört sie altersbedingt auf. Die Kunden werden sie vermissen, aber die Apotheke wird als Museum weiterleben. Doris Schlosser, zugleich Besitzerin des Gebäudes Hochstraße 17, steckt voller Ideen. Die Apotheke mit der historischen Einrichtung möchte sie auch zukünftig der Nachwelt präsentieren. Sie denkt auch an Führungen und kleine Veranstaltungen.

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Gesundheit

Boys’Day bei der Caritas: Neue Horizonte entdecken!

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Foto: Caritas Westerwald/Rhein-Lahn

RHEIN-LAHN/WW Unter dem Motto „Jetzt kommst Du“ findet am Donnerstag, 25. April, der bundesweite Boys’Day statt. Beim sogenannten „Jungen-Zukunftstag“ haben männliche Jugendliche erneut die Gelegenheit, Berufsfelder zu erkunden, in denen Männer bisher weniger präsent sind, insbesondere in Bereichen wie Erziehung, Soziales und Gesundheit. Der Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn und zahlreiche katholische Kindertagesstätten in der Region beteiligen sich wieder an diesem Tag und laden Schüler ab der 7. Klasse ein, verschiedene Berufe sowie den Alltag in sozialen Einrichtungen beim Boys’Day kennenzulernen.

Schüler können am 25. April zahlreiche soziale Berufe und Einrichtungen kennenlernen – Anmeldungen jetzt möglich

Der erste Boys’Day fand 2011 statt und wurde in Anlehnung an den erfolgreichen Girls’Day ins Leben gerufen. Der Tag erweitert den Blick der Jungen auf ihre berufliche Zukunft. Sie lernen Ausbildungsberufe und Studienfächer kennen, die immer noch von Geschlechterklischees geprägt sind. An diesem Tag erkunden die Jungen vielfältige Tätigkeiten im Gesundheits-, Pflege- oder Erziehungsbereich. Soziale Einrichtungen und Bildungsinstitutionen öffnen ihre Türen und ermöglichen den Schülern einen erlebnisreichen Praxistag.

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Auch der Caritasverband nimmt gerne am Boys’Day teil“, betont Rainer Lehmler, Referent für Gemeindecaritas beim Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn, und weist darauf hin, dass eine Reihe von Caritas-Einrichtungen sowie katholische Kindertagesstätten Plätze für interessierte Schüler anbieten. Im Rahmen des Boys’Days können die Jungen nicht nur in verschiedene Berufe hineinschnuppern, sondern erhalten auch die Gelegenheit, sich über Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten zu informieren.

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Die Plätze sind begrenzt; um Anmeldung wird bis spätestens 19. April direkt bei den teilnehmenden Einrichtungen gebeten. Eine Liste mit sämtlichen Caritas-Einrichtungen und katholischen Kindertagesstätten, die am Boys’Day 2024 teilnehmen, findet man unter https://ogy.de/cu80. Weitere Fragen rund um den Boys‘Day beim Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn beantwortet Rainer Lehmler, Referent für Gemeindecaritas, telefonisch unter 02602/160669 oder per E-Mail an rainer.lehmler@cv-ww-rl.de. Weitere Informationen gibt es außerdem auf der offiziellen Boys’Day-Homepage unter www.boys-day.de.

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Gesundheit

Krebs ist ein Arschloch: Benefizkonzert in Dausenau für 15-jährige Lorena

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Foto: privat

DAUSENAU “Krebs ist ein Arschloch”, schrieb die 15-jährige Lorena aus Obernhof in den sozialen Medien auf ihrem Facebook Account. Im Herbst 2023 bekam die Schülerin die niederschmetternde Diagnose Krebs. Wir trafen Lorena im November 2023 im Häckers Grand Hotel in Bad Ems. Auf der einen Seite fand eine Karnevalsveranstaltung statt, im anderen Saal ein Benefizevent zu Gunsten des Hospizes in Nassau. Wir glaubten seinerzeit noch, dass Krebs für ein junges Mädchen keineswegs das Ende bedeuten muss. Wir sprachen ihr Mut zu und meinten, dass das alles schon nicht so schlimm werden würde.

Lorena lief eine einzelne Träne über das Gesicht. Vielleicht wusste Lorena damals schon, wie schlecht es tatsächlich um sie stand und dass wir uns irren sollten. Im November 2023 eröffnete sie auf Facebook ihren Block und wollte anderen Menschen mit gleicher Diagnose Mut machen.

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Lorena: Sobald ein Funken Hoffnung da ist, kommt ein Geko um die Ecke und nimmt Sie mir

Alles fing im Sommer 2023 mit einfachen Rückenschmerzen an. Damals ging sie davon aus, dass sie es vielleicht mit dem Sport übertrieben hätte. Nichts Ungewöhnliches für einen 15-jährigen Teenager. Der Hausarzt stellte eine kleine, knotenähnliche Verdickung fest. Auch da macht man sich vermutlich erst einmal nur geringe Sorgen. Bei Abszessen ist so etwas nicht ungewöhnlich. Doch genau dieser Knubbel wuchs enorm schnell und die Schmerzen für Lorena wurden unerträglich. Durch ein MRT wurde die niederschmetternde Diagnose Knochenkrebs festgestellt. MPNST, ein äußerst seltener und aggressiver Nervenscheidentumor.

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Für einen erwachsenen Menschen, der gelebt hat, eine psychisch kaum aushaltbare Belastung. Etwas scheinbar Endgültiges, doch wie soll ein Kind darauf reagieren, das noch nicht gelebt hat? Krebs ist ein Arschloch. Lorena hat so recht. Im Dezember 2023 besuchte sie noch einmal ihre Mitschüler in Lahnstein. Noch einmal etwas Normalität und Alltag und dennoch auch ein Abschied. Vor der großen Operation ging es in Kino, zu MC Donald und im Anschluss zu den geliebten Pferden.

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In der Klinik in Marburg dekorierte sie mit ihrer Mutter Tatjana das Krankenzimmer um. Auf dem Fenstersims adventliche Weihnachtsmänner und mitten drin ihr großer Dinosaurier. Ein klein wenig Zuhause in einer bedrückenden Umgebung. Dinosaurier sind eine weitere Leidenschaft der 15-Jährigen. Es gibt die Mama-Saurus, den Papa-Saurus und natürlich die beiden Dino-Geschwister. Alles war vorbereitet für die Operation, doch es sollte anders kommen. Nach der Anamnese, Aufklärung zur Operation und einer weiteren Computertomografie wurde die Mutter Tatjana alleine zum Gespräch mit dem Arzt gebeten während Lorena im Zimmer warten sollte. Nach einer Zeit kam die Mutter tränenerstickt in das Zimmer der 15-Jährigen. Der Tumor war in der kurzen Zeit enorm gewachsen und inoperabel. Trotz einem internationelen Treffen von spezialisierten Ärzten gab es keine Aussicht auf eine erfolgreiche Entfernung des Krebsgeschwürs.

Trotz geringer Chancen auf eine konventionelle Behandlung mit der Chemotherapie, entschlossen sich die Fachärzte zu dem Schritt, in der Hoffnung, dass der Tumor schrumpft und dadurch später vielleicht eine Operation möglich wird.  Die ersten Chemotherapien verkraftete Lorena noch recht gut. Mutig schnitt sie ihre Haare ab, bevor diese überhaupt ausfallen konnten. Aufgeben war keine Option. Die nächsten Behandlungen zerrten sehr an den Kräften von Lorena. Müdigkeit, Appetitlosigkeit und Übelkeit waren die Folgen, dazu starker Gewichtsverlust.

Weihnachten und Neujahr durfte die Schülerin bei ihrer Familie verbringen, bevor sie Mitte Januar mit einer schweren Entzündung wieder ins Krankenhaus nach Koblenz musste. Die Schmerzen dürfte da längst unerträglich für Lorena gewesen sein. Unterstützende starke Opiate wie Morphium helfen, aber sie trüben auch die Sinne. Für die Eltern Tatjana und Marco eine traumatische Erfahrung. Einerseits müssen sie Stärke und Zuversicht gegenüber Lorena ausstrahlen und andererseits sehen sie ihr geliebtes Kind leiden. Für die beiden eine Achterbahnfahrt, die nicht enden möchte. Dazu noch zwei weitere Kinder, die lebensfrohe Eltern erwarten, auch wenn sie abends heimlich in die Bettdecke weinen, damit es die Kinder nicht merken.  Stets weiter funktionieren, auch wenn man innerlich längst zerbrochen ist.

Marco ist Soldat bei der Bundeswehr. Er ist beruflich darauf trainiert, gut überlegte Entscheidungen zu treffen, doch auf den Krebs seiner Tochter hat ihn keiner vorbereitet. Gedanken gänzlich auszuschalten, ist unmöglich. Eine stetige Angst, dass während der Arbeitszeit eine erneute Hiobsbotschaft kommt. Viele Menschen zerbrechen an so etwas mit ihren Kindern und teilen in dem Moment das gleiche Schicksal. Tatjana arbeitete im Häckers Grand Hotel in Bad Ems. Das ist nicht mehr möglich. Sie kümmert sich liebevoll in Vollzeit um Lorena. 10 Tage lang saß sie Tag und Nacht am Krankenbett ihrer Tochter. Unzählige Tränen wurden vergossen. Wie erträgt man das als Familie?

Ende Januar gab es einen ersten Hoffnungsschimmer. Die Chemotherapie hatte soweit angeschlagen, dass der Tumor nicht weiter gewachsen war. Mittlerweile wo die schmächtige Schülerin nur noch 40kg. Ein wenig Aufatmen. Hoffnung. Dank dem Rewe Pebler in Nassau durfte Lorena mit ihrem Papa, Großvater und VIP Karten im Gepäck, ein Spiel von Borussia Dortmund im Westfalenstadion besuchen. Der Bundesligatrainer Edin Terzic nahm sich Zeit für die Krebserkrankte und unterhielt sich mit ihr auf der Trainerbank am Spielfeldrand.

Die Anteilnahme für Lorena ist gigantisch. Der Heeresmusikkorps Koblenz spielte Lorena ein Ständchen, der Dausenauer Dartverein sammelte Geld für die Familie bei einem Benefizspiel, Jannik Freestyle besuchte die 15-Jährige im Krankenhaus und jetzt gab es die von Bodo Wieseler initiierte Spendenveranstaltung, wo rund 1550 Euro zusammen kamen. Alle halfen mit. Jörg Kaffine von der Hexenküche in Bad Ems spendete gleich einmal 100 Frikadellen für den Verkauf. Über GofundMe wurde hier eine Spendenaktion ins Leben gerufen, die bisher knapp 15.000 Euro einbrachte. Das reicht nicht. Der Vater arbeitet situationsbedingt nicht mehr in Vollzeit und die Mutter kümmert sich ausschließlich um die meist bettlägrige Lorena.

Mittlerweile wird die 15-Jährige palliativ versorgt, um ihr die Schmerzen zu nehmen. Auch der Hospizdienst unterstützt die Schülerin. Das ist nicht das Ende der Reise. Es gibt Hoffnung. Der Tumor hat nicht mehr viele aktive Zellen. Die Ärzte wollen nun doch die Operation wagen. Dafür soll die stark Abgemagerte zunächst 8 Kilogramm in vier Wochen an Gewicht zunehmen, was bei einer zeitgleich verlaufenden Chemotherapie schwierig ist. Aufgeben ist für die Familie und Lorena niemals eine Option und so darf die Geschichte, mit Hoffen und Bangen, mit Lorenas Anfangsspruch enden: Krebs ist ein Arschloch.

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