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Lahnstein

Vor 20 Jahren wurde das Bergbaumuseum Grube Friedrichssegen eröffnet

LAHNSTEIN Am 4. August 2000 wurde das Bergbaumuseum in Friedrichssegen eröffnet. Das Stadtarchiv Lahnstein erinnert heute an dieses Kleinod, das der Arbeitskreis Grube Friedrichssegen ehrenamtlich aufgebaut und seither fast 9.000 Besuchern gezeigt hat.

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Auch das Fernsehen war schon öfters zu Aufnahmen im Museum, hier 2017 mit Betreuer Egon Korn (links im Bild). (Foto: Bernd Geil)

FRIEDRICHSSEGEN Am 4. August 2000 wurde das Bergbaumuseum in Friedrichssegen eröffnet. Das Stadtarchiv Lahnstein erinnert heute an dieses Kleinod, das der Arbeitskreis Grube Friedrichssegen ehrenamtlich aufgebaut und seither fast 9.000 Besuchern gezeigt hat.

Im Ortsteil Friedrichssegen fanden sich 1994 fünfzehn Männer zusammen, um die fast vergessene Bergbaugeschichte ihres Heimatdorfes aufzuarbeiten und den Nachkommen sichtbar zu machen. Sie gründeten den Arbeitskreis „Grube Friedrichssegen“ und entwickelten sich zu wahren Bergbau-Enthusiasten. Sprecher des Kreises wurde Hans-Günther Christ (1929-2009), der in den zuständigen Archiven zahlreiche Akten, Pläne und Literatur auswertete und bei vielen Friedrichssegener Familien Fotoalben durchforstete, um Standorte und Aussehen der Gebäude zu dokumentieren. 1995 organisierten Christ und seine Mitstreiter eine erste Ausstellung. Bereits 1997 gaben sie eine ca. 400 seitenstarke „Chronik des Bergbaudorfes Friedrichssegen“ heraus. Sodann begannen sie mit der „Erschließung“ und Markierung der Wege. Der 1937 letztmals belegte Bergmannsfriedhof, der nach den Bestimmungen der Forst- und Denkmalbehörde renaturiert, also der Natur zurückgegeben wird, wurde vom Arbeitskreis soweit instand gesetzt, dass er wieder begehbar ist. Ein Viadukt wurde wiederaufgebaut, die Münder von Felix-, Heinrich- und Carlstollen freigelegt und vor dem Carlstollen ein Rastplatz errichtet, auf dem auch eine Lore („Hunt“) an den Verlauf der 2.500 Meter langen Trasse der Grubenbahn vom Bahnhof zum Tagschacht erinnert. Reste der alten Simultankirche wurden freigelegt, die Kirche in ihren Grundmauern teils wiederaufgebaut.

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Anlaufpunkt für alle an der Historie Interessierten sollte ein eigenes Museum werden. Dazu stellte die Stadt Lahnstein dem Arbeitskreis das Verwaltungsgebäude der ehemaligen Kläranlage Friedrichssegen, das durch den Bau des Pumpwerkes überflüssig geworden war, zur Verfügung. Die Schlüsselübergabe fand am 27. August 1999 bei der Einweihung des Pumpwerkes statt. Den Innenausbau des kleinen Museums finanzierte der Arbeitskreis selbst, unterstützt von heimischen Betrieben und Spenden. Die Stadt Lahnstein richtete den Zugangsweg her und stellte das Gebäude kostenlos zur Verfügung.

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Nach fast einem Jahr wurde das „Bergbau-Museum Grube Friedrichssegen“ feierlich der Öffentlichkeit vorgestellt. Unter reger Teilnahme der Bevölkerung konnte Oberbürgermeister Peter Labonte viele Gäste begrüßen, darunter den Landtagsabgeordneten Roger Lewentz (heutiger Staatsminister des Innern), Landrat Kurt Schmidt und viele Mitglieder des Stadtrats. Labonte hob in seiner Ansprache das persönliche Engagement der Mitglieder des Arbeitskreises hervor und würdigte die ehrenamtliche Tätigkeit. Nach dem Grußwort des Landrats hob Hans-Günther Christ als Sprecher des Arbeitskreises in seinem geschichtlichen Abriss über das Bergbaudorf Friedrichssegen hervor, dass Friedrichssegen wohl die jüngste Siedlungsgründung in weitem Umfeld sei. Solange die Erzvorräte reichten, war durch die Gewinne von der Grube eine Struktur geschaffen worden, die nicht nur Friedrichssegen selbst, sondern auch dem Umland Segen brachte. So hoch der Ort durch die Grube wirtschaftlich und sozial gestiegen war, so tief sank der Lebensstandard nach dem Konkurs im Jahre 1913. Not und Elend herrschten die Jahre nach dem 1. Weltkrieg, bis nach dem 2. Weltkrieg im Ortsteil Ahl das „neue“ Friedrichssegen entstand. Musikalisch untermalt wurde die Eröffnungsveranstaltung vom MGV Eintracht Friedrichssegen, der u. a. das Steigerlied („Glück auf der Steiger kommt!“) anstimmte. Pfarrer Winfried Didinger segnete das Museum und mit dem Zerschneiden des Bandes durch Janik Herber wurde das Museum eröffnet.

Durch handwerkliches Geschick und Idealismus schufen Egon Korn und Siegfried Herber sowie ihre Mitstreiter einen schmucken Raum. Die gesamte Mitte wird ausgefüllt von einem Modell der einstigen Bergbausiedlung.  Alle 96 Gebäude, die ehemals von der „Neuen Welt“ bis zum Bergmannsfriedhof standen, sind nachgebildet, die Grubenbahn fährt als Märklin-Lok durch das Friedrichssegener Tal. Darüber hängen passend zum jeweiligen Modellpunkt anschauliche Skizzen und zum Teil ganz seltene historische Fotografien der einzelnen Gebäude, ob Schmiede, Werkhallen und Schornsteine oder Direktorenhaus und Badeanstalt. Modell, Skizzen und Fotos werden ergänzt mit den Erläuterungen der Hobbyhistoriker. Neben Fotografien aus der alten Grubenzeit sind auch die 119 Sorten an Mineralien zu bewundern, die in Friedrichssegen bekannt sind, darunter die Pyromorphite, die selbst in amerikanischen Archiven mit dem Fundort „Friedrichssegen/Lahn“ beschriftet sind. Unter einem Mikroskop können die Minerale bei 20-facher Vergrößerung betrachtet werden. Besucher sind immer wieder hell auf begeistert über die Schönheit der Friedrichssegener Mineralien.

Zu sehen sind auch einzigartige Fotos aus dem Felixstollen, den der Arbeitskreis bis auf 1017 m begehbar gemacht hatte. Eine Schaufensterpuppe trägt die Galauniform der Bergleute. An der Außenwand des Museums ist ein dreidimensionaler Querschnitt durch die Stollengänge beim Inneren Grubenschacht, mehr als vier Quadratmeter groß und zehn cm tief, angebracht. Auch Modelle sind zu sehen.

Bereits im Sept. 2002 wurde der 2.000 Besucher begrüßt, demnächst wird der 9.000 Besucher erwartet. Auf eine große Feier zum 20-jährigen Bestehen wird coronabedingt verzichtet. Das Museum ist bis 31. Oktober dienstags von 14.00 bis 17.00 Uhr sowie ganzjährig nach Vereinbarung (Egon Korn, Tel. 02621 50848) zu besichtigen. Pandemiebedingt sind die strengen Abstands- und Hygieneregeln zu beachten – so dürfen derzeit nur zwei Personen gleichzeitig ins Museum.

Auch das Fernsehen war schon öfters zu Aufnahmen im Museum, hier 2017 mit Betreuer Egon Korn (links im Bild). (Foto: Bernd Geil)

Das Museum befindet sich am Ortseingang von Lahnstein-Friedrichssegen, von der B260 kommend über die Brücke rechts, gegenüber dem THW. Ausführliche Infos, auch zur Friedrichssegener Geschichte, sind der Homepage www.bergbaumuseum-friedrichssegen.de zu entnehmen.

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Lahnstein

Neueröffnung der Bäckerei Kugel: Ein Familienunternehmen kehrt zurück nach Lahnstein

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Foto: Eva Dreiser | Stadtverwaltung Lahnstein

LAHNSTEIN Seit März gibt es wieder ein vertrautes Schild in Lahnstein: Die Bäckerei Kugel hat in der Bahnhofstraße ihre Türen geöffnet. Früher schon einmal hier ansässig, kehren Laura und Klaus Kugel nun mit ihren traditionell handwerklich hergestellten Backwaren zurück. Und hier wird nicht nur auf Qualität und Geschmack geachtet, sondern auch auf den Ursprung der Zutaten. Das Getreide stammt aus regionalem Anbau in Heimbach-Weis, ist Bioland zertifiziert und wird in der dortigen Stammfiliale selbst vermahlen.

Ein Teil ihrer Philosophie ist es, einen positiven Beitrag zur Gemeinschaft zu leisten. Daher werden überschüssige Backwaren regelmäßig gespendet. Zur Neueröffnung der Bäckerei Kugel überreichte Oberbürgermeister Lennart Siefert einen Blumenstrauß. Im Gespräch mit Siefert erzählte das Paar, wie herzlich es in Lahnstein wieder aufgenommen wurde, was die Rückkehr zu den Wurzeln noch schöner mache. Auch sind viele ihrer früheren Mitarbeiter nun erneut bei ihnen angestellt.

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Ich freue mich, dass es wieder eine Bäckerei Kugel in Lahnstein gibt“, so OB Siefert. „Hier gehen Tradition und Innovation Hand in Hand!“

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Neueröffnung der Bäckerei Kugel: Ein Familienunternehmen kehrt zurück nach Lahnstein | Foto: Eva Dreiser | Stadtverwaltung Lahnstein
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Lahnstein

Lahnsteiner Schüler ist spitze in Mathe und Chemie

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Foto: Johannes-Gymnasium Lahnstein

LAHNSTEIN Thorben Weinhold besucht die 9. Klasse des Privaten Johannes-Gymnasiums in Lahnstein und steht kurz vor dem „Triple“ in den mathematisch-naturwissenschaftlichen Wettbewerben in Rheinland-Pfalz. Thorben errang am 13.03.2024 bei der Landesrunde Rheinland-Pfalz/Saarland des Schülerwettbewerbs „Chemie-die stimmt!“ den 1. Platz in der Klassenstufe 9. Durch seine hervorragenden Leistungen in den ersten beiden Runden hat er sich nun für die 3. Runde der Länder Niedersachsen, Nordrhein-Westphalen, Rheinland-Pfalz und des Saarlandes qualifiziert und nimmt vom 04.06. bis 07.06.2024 an einem dreitätigen Auswahlseminar in Münster teil.

Am 12. April wurde Thorben dann beim Landeswettbewerb Mathematik zum Landessieger gekürt. Er hat die Jury mit seinen mathematischen Leistungen sehr beeindruckt und konnte diese im Rahmen eines 3-tägigen Workshops an der Universität Kaiserlautern unter Beweis stellen. Am 25. und 26.04.2024 nimmt nun Thorben Weinhold zusammen mit seinen Mitschülern Enjo Westphal und Gero Hanrath am Landesfinale Schüler experimentieren mit ihrer Forschungsarbeit zur Balkonaufzuchtstation in der Sparte Biologie teil. „Wir drücken den drei Jungs die Daumen für das Landesfinale – die Leistungen von Thorben Weinhold sind schon mit den beiden Erstplatzierungen mehr als außergewöhnlich“ – so der stolze Schulleiter Rudolf Loch – „ein Landessieg bei Schüler experimentieren wäre dann tatsächlich das Triple“.

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Lahnstein

Niemals vergessen: Grüne Lahnstein besuchen die Gedenkstätte Hadamar!

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Foto: Bündnis 90/ die Grünen Lahnstein

HADAMAR An der Gedenkfahrt am Sonntag, den 07.04, nahmen auch interessierte Bürgerinnen und Bürger teil. Zur Teilnahme an der Fahrt war öffentlich eingeladen worden.  Die Idee für den Besuch kam im Zuge der jüngsten Entwicklungen rund um das Erstarken rechten Gedankengutes in der Gesellschaft auf. Ziel war es, allen Opfern der nationalsozialistischen Verbrechen und insbesondere denen der „Euthanasie“ zu gedenken. Zudem sollte die Teilnahme an dem Besuch dazu anregen, sich mit dem nationalsozialistischen Unrecht auseinanderzusetzen.

Die Gedenkstätte Hadamar hat eine besondere Bedeutung als Ort des Gedenkens und der Erinnerung an die Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“. In den Jahren 1941 bis 1945 wurden hier fast 15.000 Menschen ermordet. Zu den Opfern gehörten psychisch Erkrankte und Menschen mit Behinderung. Die Gedenkstätte hat auch den Zweck, über die damaligen Geschehnisse aufzuklären. Von Januar bis August 1941 wurden im Keller der Anstalt über 10.000 Kinder, Frauen und Männer mit Kohlenmonoxid in einer als Duschraum getarnten Gaskammer ermordet. Der Abbruch der Gasmorde 1941 bedeutete nicht das Ende der NS-„Euthanasie“-Verbrechen. Ab August 1942 wurde das Morden fortgesetzt, diesmal bspw. durch überdosierte Medikamente und Hungerkost. Während dieser Zeit kamen noch einmal 4.500 Menschen ums Leben.

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Das grausame Vorgehen dauerte bis zum Kriegsende im März 1945 an. Unter den Opfern der zweiten Mordphase befanden sich Anstaltspatienten und -patientinnen, durch den Bombenkrieg verwundete Menschen, Kinder, Tuberkulosekranke, Zwangsarbeiter sowie psychisch Kranke. Die Taten zeigen das Ausmaß der Grausamkeit, das im Namen der Ideologie des Nationalsozialismus begangen wurde. Die Exkursion beinhaltete neben der Führung auch einen Workshop mit Biografiearbeit.

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Die Anwesenden zeigen sich betroffen von dem erfahrungsreichen Tag, aber auch dankbar für die Arbeit der Gedenkstätte. Durch das Engagement haben alle die Möglichkeit, sich ein Bild von den Verbrechen, welche unter dem Vorzeichen der nationalsozialistischen Ideologie geschahen, zu machen und dadurch die Sensibilität für die Wahrung der Menschenwürde und der daraus folgenden Rechte zu stärken. Das Fazit der Gruppe ist, dass nur Erinnerung und Aufklärung sicherstellen können, dass sich solche Verbrechen nie wiederholen und eine entsprechende Ideologie nicht mehr Staatsdoktrin werden kann. „Nie wieder“, wie es in den letzten Monaten häufig heißt, bedeutet daher nicht nur, sich gegen den Anstieg rechtsextremer Ideologien und Rassismus einzusetzen, sondern auch die Aufarbeitung der Vergangenheit zu fördern und die Menschenwürde und die Menschenrechte in der Gesellschaft zu schützen. Die Gedenkstätte Hadamar ist ein Ort, an dem dieser Einsatz gelebt wird und an dem gegen das Vergessen angekämpft wird. Insbesondere wollen die Grünen der Workshopleiterin und Gedenkstättenmitarbeiterin Frau Kabs danken.

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